« Kapitel B 24 Beschreibung des Oberamts Weinsberg Kapitel B 26 »
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Siebeneich,


Gemeinde III. Cl. mit 198 Einw. evang. Conf. Filial von Schwabbach.
Der kleine Ort, früher mit der Gemeinde Schwabbach verbunden und erst im Jahr 1836 davon getrennt und als eigene politische Gemeinde constituirt, liegt 3/8 Stunden vom Mutterort, am Schlusse eines von da nordwestlich ziehenden Thalbogens, welchen das unbedeutende, beim Mutterort in die Schwabbach ausmündende, den Ort in zwei Hälften theilende Bächlein (ohne besondern Namen) bildet, eingeklemmt zwischen den bedeutenden Höhenzug, der das Sulm- und Eberstadter Thal von dem Kocherthale scheidet. Im Norden und Westen von diesem Höhenzuge geschützt und nur gegen Süden offen, hat es eine für den Weinbau und für die Gesundheit sehr günstige, milde Lage, weßhalb auch epidemische Krankheiten sehr selten sind.| Von der Oberamtsstadt ist das Dorf (über Schwabbach) 3 (geom.) Stunden entfernt und mit dem Mutterorte durch eine schmale, ebene, guterhaltene Vicinalstraße verbunden.

Die früher hier stehende kleine Kapelle mit Thürmchen, in welcher jährlich an einem beliebigen Feiertage vom Pfarrer des Mutterorts eine Predigt zu halten war, ist im Jahr 1839 abgebrochen und dagegen das für die neuerrichtete Schule in der Mitte des Orts an der Straße gebaute kleine Schul- und Rathhaus mit einem Thürmchen versehen und die Ortsuhr dahin versetzt worden. Das Rathszimmer etc. ist zu ebener Erde; das Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters ist im zweiten Stocke.

Die Gemeindekelter steht im Orte, ziemlich in der Mitte, ganz von Stein gebaut und hat drei Bäume.

Trinkwasser liefert kein laufender, sondern nur Privatpumpbrunnen.

Für Feuersgefahr ist, da der kleine Bach oft fast versiegt, ein sehr kleiner Weiher in der Mitte des Orts angelegt.

Die Einwohner tragen denselben Hohenlohischen Volkscharakter, wie die im Mutterorte Bitzfeld, beinahe noch in schärferer Ausprägung. Im Allgemeinen sind sie vermöglicher als jene. Der größte Güterbesitz beträgt in Einer Hand 36–40 Morgen, der geringste 3 Morgen.

Die im Ganzen 1009 Morgen umfassende Markung enthält 17 Morg. Gärten und Länder, 200 Morg. Äcker, 127 Morg. Wiesen, worunter 28 Morg. einmähdige, 164 Morg. Weinberge, von welchen 26 Morgen zu anderen Culturen verwendet werden, 445 Morgen Laubwald, 16 Morg. Öden. Der Weinbau ist also hier beinahe um das Doppelte bedeutender als im Mutterorte, da die gegen Süden neigenden und im Norden geschützten Abhänge des obengedachten Höhenzuges, nach Lage und Boden (Keupermergel) sich ganz für den Weinbau eignen. Die besten Felder liegen in der Nähe des Orts gegen Schwabbach hin. Dem Staate gehören von der Grundfläche: 2 Morg. Äcker, 2 Morg. Wiesen, 39 Morg. Wald; der Gemeinde: 70 Morg. Wald, 1 Morg. Öde.

Die Landwirthschaft wird mit Anwendung verbesserter Ackergeräthe und mit Güllenbenützung fleißig betrieben. Zum Anbau kommen die gewöhnlichen Cerealien, nur der Roggenbau ist seltener. Der Morgen liefert durchschnittlich 7, zuweilen 8 Scheffel Dinkel, 5 Schff. Gerste, 6 Schff. Haber. In der fast ganz angeblümten Brache werden wegen des unzureichenden Wiesenertrags in großer Ausdehnung Futterkräuter, vorzüglich dreiblättriger Klee, sodann Angersen,| Kartoffeln, wenig Ackerbohnen und Welschkorn, viel Reps, etwas Hanf, Kraut und Rüben gebaut. Das vom eigenen Verbrauch übrige Getreide findet seinen Absatz auf der Schranne zu Heilbronn. Der höchste Preis eines Morgens Ackers ist 400 fl., der mittlere 250 fl., der niederste 90–100 fl.

Der Wiesenbau ist weniger ausgedehnt, weßwegen auf Futterkräuter mehr Bedacht genommen wird. In dem Kesselthälchen dürfte mehr auf Entwässerung als Wässerung abgehoben werden; bei 47 Morgen, welche gegen den Wald westlich liegen, sind nur einmähdig und werden im Herbst von Einzelnen mit dem ausgetriebenen Vieh abgeweidet. Der Morgen Wiesen kostet durchschnittlich 100–300 fl. und erträgt im Durchschnitt 18–20 Ctr. Heu und 8 Ctr. Öhmd.

Der Weinbau ist (nach Bretzfeld) der bedeutendste in dieser Region (s. oben). Aus Silvanern, Elblingen, Gutedeln etc. wird vornehmlich weißer Wein erzeugt, der gerne getrunken wird und auch weiterhin als in die Umgegend Absatz findet. Trollinger kommen häufiger, Clevner seltener vor. Der Morgen erträgt durchschnittlich 5 Eimer, und die Preise eines Morgens bewegen sich zwischen 200 fl. und 350 fl. Der Durchschnittspreis von 20 Jahren war bei der Ablösung 28 fl.

Die Obstzucht ist nicht bedeutend und wird nur in circa 13 Morgen Gras- und Baumgärten getrieben. Man will dem Wein nicht einen Concurrenten mit dem Most schaffen. Feineres Tafelobst kommt nicht vor. Der Verbrauch beschränkt sich auf die eigene Haushaltung.

An Waldung besitzt die Gemeinde 70 Morg. Laubholz, welche im 20jährigen Umtrieb bewirthschaftet werden. An 445 Morg. Laubwald, welche auf der Gemeindemarkung liegen, hat der Staat nur 39 Morg. Die übrigen 336 Morg. sind Privatwaldungen. Außer einer bedeutenden Streunutzung aus diesen Waldungen haben die Bürger vom Gemeindewald keinen besondern Vortheil, da der Ertrag zum Besten der Gemeindekasse, zur Schuldentilgung etc. verwendet wird.

Eigene Weiden sind nicht vorhanden. Die Stoppel- und Brachweide wird an einen Schäfer mit ca. 100 Stück um ein Unbedeutendes (ca. 25 fl.) verpachtet. Der Pförch wird für die Gemeindepflege verkauft. Bei der Aufnahme von 1859 waren nur 96 Bastardschafe vorhanden.

Rindviehzucht wird mit 132 Stück (nach der neuesten Aufnahme) fleißig betrieben. Es ist auch hier der sogen. Neckarschlag der herrschende, der durch zwei Farren desselben Schlages gezüchtet| wird. Die Anschaffung und Haltung der Farren besorgt ein einzelner Beständer, Ortsbürger, wofür die Gemeinde jährlich ein bestimmtes Pachtgeld bezahlt. Viehhandel wird auf dem Eschenauer und besonders Heilbronner Viehmarkt betrieben.

Pferde waren bei der neuesten Aufnahme nur 8 St. vorhanden.

Die Schweinszucht – mit 39 Stück, worunter 2 Mutterschweine nach der neuesten Aufnahme – wird mehr für den Hausbedarf, als für den Handel betrieben.

Ebenso die Geflügelzucht. Einzelne auswärtige Händler kaufen das Entbehrliche an Eiern auf und verführen es weiter.

An Ziegen, welche nur in ärmeren Orten häufiger vorkommen, waren bei der neuesten Aufnahme nur 6 Stücke vorhanden.

Die Bienenzucht ist unbedeutend und nach altem Schlag. Man zählte bei der letzten Aufnahme nur 15 Stöcke.

Der Verkehr des in seinem Kesselthälchen etwas isolirten Ortes ist durch das einzige, nach Schwabbach und dort auf die Landstraße führende Vicinalsträßchen vermittelt. Der Gemeindehaushalt ist geordnet. Über denselben s. Tabelle III. Armenstiftungen sind vorhanden 154 fl.

Seine Schicksale, bezüglich der Oberherren, theilte der aus einzeln stehenden Höfen allmählich sich bildende Weiler mit dem Mutterorte Schwabbach.

Gefällberechtigt waren bei den Ablösungsgesetzen von 1848/49 1) v. Berlichingen-Jaxthausen (welche nach dem Landbuche von 1623 damals eine Kelter hier hatten), 2) Finanzverwaltung Namens der Kellerei Weinsberg, des Klosters Lichtenstern, des Stifts Öhringen, 3) Fürst v. Öhringen, 4) Freiherr v. Gemmingen-Bürg-Maienfels, 5) Freiherr v. Gemmingen-Hornberg, 6) Stiftungspflege Siebeneich, 7) Stiftungspflege Waldbach.


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