Beschreibung des Oberamts Weinsberg/Kapitel B 18
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1) Maienfels, Pfarrsitz und seit dem Jahr 1856 auch Sitz des Staatsschultheißen für die vereinigten, früher abgesonderten bürgerlichen Gemeinden, Brettach und Ober-Heimbach (Hambach), ist 53/4 Stunden (geom.) südöstlich von der Oberamtsstadt entfernt, mag man nun die Gebirgspoststraße über Löwenstein wählen, wo man bei Weihenbronn von derselben ab und in eine Vicinalstraße bis zum Kreuzle kommt, oder die Öhringer Thalpoststraße, wo man bei Schwabbach von derselben ab- und durch Vicinalstraßen über Unter- und Ober-Heimbach bis zum Kreuzle kommt. Von da an bis Maienfels geht es quer über Steine und Felsen. Der außer Kirche, Pfarr- und Schulhaus nur aus 19 Häusern bestehende Pfarrweiler liegt auf einer Bergspitze, welche gegen Osten und Süden sehr steil in das Brettachthal hinabfällt. Rückwärts gegen Westen und Südwesten breitet sie sich in eine gegen das Kreuzle etwas aufsteigende Bergebene aus. Gegen Norden setzt sich die östlich bewaldete Höhe in dem Hillenberg und Straßenfürst auf dem linken Brettachufer bis über Unter-Heimbach hinaus fort.
Eine Ringmauer, welche unter dem Schloßfelsen im Osten herumläuft und welche die äußere Grundmauer des Pfarrhauses, Pfarrgartens, Schul- und Wirthshauses bildet, weist noch jetzt auf das Daseyn eines Städtchens hin, welches nach alten Urkunden um die, durch seine Felsen und eine hohe Mauer davon abgesonderte Burg herum lag und seine eigenen Thore hatte, übrigens, wie diese alten Umfassungsmauern zeigen, so wie der enge Raum, welchen der Berg bietet, einen sehr kleinen Umfang hatte. Es war und ist noch jetzt eine einzige Reihe von auf der Stadtmauer ruhenden, oder an die Felsen angebauten Häusern, zwischen welchen ein sehr schmaler, felsiger Weg an’s andere Ende führt; zum Theil über den Fenstern der tiefer liegenden Häuser, wie z. B. beim Pfarrhause.
Tief unten am östlichen Fuße des Berges mit einzelnen gegen ihn ansteigenden Häusern liegt der große Weiler Brettach an dem Flüßchen gleichen Namens, das aus Südosten vom Mainhardter Walde herkommt, Anfangs ein ganz schmales, waldbewachsenes Thal bildet, erst hier sich etwas verbreitert und Raum für ein Dorf bietet.
| Im Nordosten gegenüber und noch höher als Maienfels liegt Obergleichen mit einer Burgruine halb von Wald bedeckt und Untergleichen, O.A. Öhringen. Im Südosten, auf einer Entfernung von 11/2 Stunden, breitet sich quer über dem von daher ziehenden waldigten Brettachthale auf seiner Höhe das Pfarrdorf Mainhardt aus; Gegen Nordwesten öffnet sich das Brettachthal mit einem schönen Ausblick in die Kochergegend. Steigt man vom Schloßhofe aus auf der Südseite durch ein Mauerthörlein über gebrochene Staffeln hinab, so kommt man zu der hart an den südlichen Felsen angebauten Kirche, zu welcher der obenberührte schmale Weg unterhalb der Schloßfelsen, zwischen diesen und den Häusern die Gemeinde führt. Sie ist nach einer Inschrift am westlichen Portale „zue Gottes Ehr durch die wolledle und gestrenge Baumaister und gemaine adeliche Ganerben des Burgfriedens Mayenfels anno domini 1613 von Grund auf erbaut“ und war im Jahr 1838 durch die von der nördlichen Felsenwand eindringende Feuchtigkeit so zerfallen, daß sie, weil der Dachstuhl und die Emporen den Einsturz drohten, polizeilich geschlossen und die arme Kirchengemeinde bis zu Entscheidung des einleitenden Processes über die Baulast, gezwungen werden mußte, wenigstens zu Herstellung des Dachstuhles, ein Kapital aufzunehmen. Mittlerweile wurden die Gottesdienste bei guter Witterung unter den Linden im Schloßvorhofe, bei schlechter in den beiden, nur durch eine Bretterwand geschiedenen Lehrzimmern gehalten. Da es sich wegen der im Laufe der Zeit fast um das Doppelte angewachsenen Seelenzahl auch um Erweiterung derselben handelte, was die beschränkte Lokalität nicht möglich machte, so folgten Jahre lange Verhandlungen über ihre Versetzung auf einen anderen Platz oberhalb der Burg, selbst in eine andere Parcelle, das Kreuzle; es erfolgte, um die Kirchengemeinde zu verkleinern, die Exparochirung von Neuhütten (s. Neuhütten); bis endlich, da sich die Gemeinde für zu arm zu Einleitung eines förmlichen Processes mit der Gutsherrschaft erklärte, im J. 1855 mit Hülfe einer von Mayersbach’schen Stiftung, mit einem Staatsbeitrag und einem freiwilligen Beitrag der Gutsherrschaft ermöglicht wurde, die alte Kirche gründlich zu restauriren und im Sept. 1855 zu neuem Gebrauch einzuweihen. Ihre Bauart von 1613 bietet nichts besonders Bemerkenswerthes dar. Im kleinen Chor ist auf einer Empore die 1856 restaurirte Orgel angebracht und für den Geistlichen, statt des früher als Sacristei dienenden feuchten Felsenloches, ein kleiner Verschlag neben der Kanzeltreppe. Auf dem östlichen Dachboden der Kirche ist die 1856 gleichfalls restaurirte Uhr und ebendaselbst sind| die 3 Kirchenglocken, welche früher auf dem 8eckigen, obenberührten Mauerthurme des Schlosses hiengen. Die größte davon trägt die Jahrszahl 1688 und die Namen F. v. W. (Weiler). J. K. v. G. (Gemmingen). F. v. G. (deßgl. Condom. Herrn). Die Inschrift der mittleren ist nicht mehr zu entziffern. An der kleinen steht: J. G. Rittmann, Pfarrer. D. A. J. L. Lösch, von Moospach, 1748. Das Licht erhält die verhältnißmäßig kleine Kirche, da die Rückwand an den Schloßfelsen anlehnt, zunächst nur durch zwei lange Fenster von der Süd- und sehr spärlich durch ein einziges rundes Fenster von der Westseite, wo auch das rundbogige Portal ist. Eine in Marmor halb erhaben ausgearbeitete Darstellung des Seelenkampfes Jesu in Gethsemane war auf dem Altar aufgestellt und wird restaurirt werden. Die nach Obigem strittige Baulast ist noch jetzt im Proceß.
Der Gottesacker für die ganze Kirchengemeinde ist 1/4 Stunde von der Kirche entfernt auf einer freien Anhöhe bei dem Weiler Busch, rund umgeben von Ackerfeldern, mit einer ziemlich niedrigen Mauer umschlossen. Die Baulast ist Sache der Gemeinde mit Neuhütten.
Das alte Pfarrhaus stand auf der östlichen Seite der Kirche, wurde aber als verfallen im J. 1814 verkauft und ein neues im J. 1820 von den Vacaturgefällen gebaut. Dieses neuerbaute Pfarrhaus liegt am nördlichen Eingange des Pfarrweilers tief unter dem Schloßfelsen und sogar unter dem obenberührten felsigen Fahrweg, in seiner Ostseite auf der alten Stadtmauer ruhend, mit einer reizenden Aussicht in das von seiner Grundmauer schroff hinabfallende Wiesenthal der Brettach, auf das tief unten liegende Dorf Brettach und auf die gegenüber ansteigenden Höhen von Gleichen. Die Baulast liegt der unvermöglichen Stiftungspflege ob.
An der südlichen Biegung des Berges liegt gleichfalls auf dem Grunde der alten Stadtmauer das im J. 1825 auf Gemeindekosten erbaute Schulhaus mit zwei langen, durch eine Wand geschiedenen Lehrzimmern zu ebener Erde und der Wohnung des Lehrers und Lehrgehilfen im oberen Stocke. Wegen stark vermehrter Kinderzahl mußte im J. 1853 eine dritte Schule errichtet werden, für welche, so wie für den dabei angestellten Unterlehrer, zuerst ein Lokal im alten Schlosse gemiethet wurde. Jetzt ist in Folge des revid. Schulgesetzes das Provisorat aufgehoben, dagegen der Unterlehrer mit Abth.-Unterricht neben dem Schulmeister beibehalten. Das gemiethete dritte Lokal ist damit wieder eingegangen.
Das 3. größere, hinten ebenfalls auf der alten Stadtmauer ruhende| Haus war langher das Schildwirthshaus, in dessen Saale die Raths- und Gemeindeversammlungen gehalten wurden. Eine Zeit lang war es ganz eingegangen; jetzt ist es wieder Wirthshaus und die Rathsversammlungen werden jetzt im frühern herrschaftlichen Amthaus – innerhalb des Schloßraumes – gehalten.Trotz der hohen Lage hat der Ort gutes, frisches Quellwasser in einem Pumpbrunnen. Zwei andere Quellen sind ebenfalls zu Brunnen gefaßt – Schöpfbrunnen – mit sehr gutem, nie versiegendem Wasser.
Die ganze Gegend, die Parzellen und die Gemeinde Neuhütten mit eingeschlossen, führt den gemeinschaftlichen Namen der „Burgfrieden“, und die Einwohner sind ihres eigenthümlichen Charakters und ihrer eigenthümlichen Verhältnisse wegen als Burgfriedler renommirt. (Vgl. III. 2.) Die ökonomischen, wie die sittlichen Verhältnisse der Gemeinde haben im Jahr 1856 ihre Aufnahme unter besondere Staatsaufsicht nöthig gemacht.
Was die Vermögensverhältnisse betrifft, so sind zwar Viele nicht ohne Grundbesitz. Aber dieser ist theils sterilerer Natur bei der Höhe der Lage, dem mageren, felsigten Boden und der Rauhigkeit des Klima’s, theils war er bis 1848 mit bedeutenden Grundlasten beschwert. Eine unverhältnißmäßig große Zahl der Einwohner dagegen ist ganz unbemittelt und auf Holzmachen, Holzarbeiten, Besen- und Schindelnmachen etc., und Handel angewiesen, was von entschieden nachtheiligem Einfluß auf sittliches und häusliches Leben und Kindererziehung ist. Im Einzelnen beträgt der ausgedehnteste Güterbesitz in der Parzelle Brettach 86 Morgen, der mittlere 20 Morgen, in Oberheimbach 55 Morgen, aber besserer Qualität. Ohne Güterbesitz sind in Brettach ca. 10–12 Glieder der Gemeinde, in Oberheimbach noch viel wenigere, mehrere in Busch.
Flürlich werden die Felder nicht gebaut, weil die Markung zu klein und der Besitz zu getheilt ist.
Die im Ganzen 3058 Morgen große Gemeindemarkung enthält 83 Morgen Gärten und Länder, 837 Morgen Äcker, 737 Morgen zweimähdige und 222 Morgen einmähdige Wiesen, 647 Morgen Laub- und 370 Morgen gemischte Waldung, 2 Mrg. Nadelwald, von welchen Waldungen der Grundherrschaft 206 Morgen, der Gemeinde 19 Morgen gehören. Davon sind gegen 800 Morgen Wald Privat-Eigenthum. Fast jeder größere Güterbesitzer hat mehrere Morgen Wald, was besonders wegen der Streue großen Werth hat.
An Äckern besitzt die Grundherrschaft 65 Morgen, welche verpachtet sind. Man baut vorzüglich Dinkel, Gerste, weniger Haber.| Roggen und Gerste kommt ziemlich viel vor. Da keine Brache besteht, so wird dazwischen hinein gebaut: Klee, sehr viel Kartoffeln, etwas Hirse, Erbsen, kein Reps, etwas Ackerbohnen, ziemlich viel Hanf (4–5 Morgen). Verbesserte Ackerwerkzeuge bei Einzelnen.Der durchschnittliche Ertrag eines Morgens Acker wird zu 5 Scheffel Dinkel, 5 Scheffel Haber, in Oberheimbach 1/2 Scheffel höher, gerechnet. Der höchste Preis eines Morgens Acker beträgt in Oberheimbach 200 fl., der mittlere 100 fl., der niederste 50 fl. Ausfuhr von Getreide findet nicht Statt.
Die Wiesen, an denen die Grundherrschaft in Brettach und Oberheimbach 46 Morgen, die Stiftung in Brettach, resp. Pfarrei, 12 Morgen besitzt, – theilweise von der Brettach zu bewässern – sind ergiebig im Brettachthal und in den Niederungen, die darein auslaufen, zum Theil auch bei Oberhambach, – minder an den schroffen Bergabhängen bei Maienfels. Der durschnittliche Ertrag von 1 Morgen Wiesen wird zu 15 Ctr. Heu und 6 Ctr. Öhmd angeschlagen. Der höchste Preis eines Morgens Wiesen stellt sich auf ca. 150 fl., der mittlere auf 60 fl., der niederste auf 10 fl.
Der Obstbau ist auf den Höhen minder bedeutend; mehr in den Niederungen bei geschützterer Lage, namentlich in Brettach (s. unten). Am häufigsten kommen vor Zwetschgen und spätere Mostsorten; in Brettach und Maienfels (den herrschaftlichen Gärten) auch edlere Sorten.
Der beträchtliche Rindviehstand – 430 Stücke nach der neuesten Aufnahme, mit 63 Stieren und Ochsen, 196 Kühen, 171 Stück Schmalvieh – besteht aus einem sog. Wälderschlag, der durch einen Farren nachgezüchtet wird. Die Farrenhaltung ist Sache der Gemeinderechtsbesitzer, welche dem Farrenhalter eine gewisse Zahl Güter dazu und das Sprunggeld überlassen.
Auffallend ist, daß für 196 Kühe nur 1 Farren gehalten wird und in dem größeren Brettach keiner ist. Aber man führt die Kühe nach Oberheimbach und in’s benachbarte Geddelsbach.
Auf der Markung Brettach laufen 195 Stück Land-Schafe, worunter 67 Mutterschafe, die ein Pachtschäfer hält; für die Winterwaide von Martini bis Georgii entrichtet er der Gemeinde ein Bestandgeld von 45–50 fl.
Pferde sind in diesen felsigen Wegen weniger anwendbar und deßwegen nur 4 in der ganzen Gemeinde.
Dagegen wird die Schweinszucht in bedeutenderem Umfange betrieben. Es waren am 1. Januar in der Gemeinde vorhanden 1 Mutterschwein, 53 Mastschweine, 68 Läufer und Milchschweine, im| Ganzen 122 Stücke. Was nicht in’s Haus geschlachtet wird, findet bei den Metzgern der Umgegend Absatz.Ziegen kommen in dieser Berggegend und bei der großen Zahl von Besitzlosen häufig vor. Es waren bei der letzten Aufnahme 53 Stücke vorhanden, so daß ungefähr je auf 27 Köpfe Eine käme.
Auch die Bienenzucht wird nicht unfleißig, aber nach alter Weise, betrieben. Es waren bei der neuesten Zählung 73 Stöcke vorhanden.
Geflügel wird ziemlich viel gehalten, und besonders Gänse kommen in den Handel.
Die Brettach beherbergt Forellen und Krebse. Das Fischrecht steht der Herrschaft von Weiler und von Gemmingen zu, welche es an Fischer verpachten.
Von Gewerben sind außer den für örtliche Bedürfnisse arbeitenden Handwerkern vorhanden: eine Schildwirthschaft in Maienfels, eine in Oberhambach, zwei in Brettach und eine im Kreuzle.
Steinbrüche von Bausteinen und Straßensteinen sind besonders im Brettachthale vorhanden.
Der Verkehr mit der Nachbarschaft ist einzig durch die die Gemeindemarkung durchziehende neuangelegte Vicinalstraße von Unterheimbach über Oberheimbach nach dem Kreuzle und Neuhütten auf die Land- und Poststraße Löwenstein-Mainhardt vermittelt. Diese Vicinalstraße muß aber von den meisten Parzellen aus, welche zur Seite liegen, auf schlechten, felsigten Nebenwegen gewonnen werden. Von Adolzfurth aus führt ein Vicinalsträßchen über Geddelsbach nach Brettach bis zur Laukenmühle – wo sie vor der Hand endet.
2) Berg, Weiler mit 57 Einwohnern, liegt eine starke Viertelstunde nordwestlich vom Kirchenort Maienfels, etwas tiefer als dieses, an dem Bergabhange, der sich gegen Oberheimbach hinabsenkt. Meist niedrige, einstockige Häuser, mit ergiebigen Gärtchen umgeben – von wo aus man einen Ausblick in das Thal von Unterheimbach und in das Brettachgebiet hat. Trinkwasser erhält der Weiler von einer Quelle, welche unterhalb dem Orte hervorkommt und zu einem Brunnen gefaßt werden soll.
3) Blindenmannshäusle, mit 11 Einwohnern, eine kleine halbe Stunde südwestlich von Maienfels, durch eine in’s Brettachthal ausmündende Thalschlucht davon geschieden, auf der jenseitigen Höhe von Walklensweiler (s. unten). Durch seinen Namen charakterisirt, einsam am Waldessaume gelegen. Wenig Grundbesitz. – Holzmacher. Trinkwasser aus einem Ziehbrunnen. Zum Viehtränken dient ein benachbarter kleiner Weiher.
| 4) Brettach. Großer Weiler mit 432 Einwohnern, worunter ein Katholik und 62 Dissidenten von der neuentstandenen Secte der Baptisten, oder wie sie sich nennen, Wiedergeborenen. Brettach war bis 1856 Schultheißerei.
Der Ort liegt tief unten am östlichen Fuße des Schloßberges, mit einzeln gegen denselben ansteigenden Häuschen, 1/8 Std. (geom.) von Maienfels entfernt, durch einen steilen, steinigen Fußpfad mit ihm verbunden, der im Winter oft kaum zu erklimmen ist.
Eine den Schloßberg in Süden umziehende Thalschlucht mit einem unbedeutenden Nebenbach mündet hier in das von Mainhardt herkommende Brettachthal aus und erbreitert Letzteres so, daß gerade für das Dorf hier neben dem Flüßchen Raum ist, während die Berge zu beiden Seiten hoch aufsteigen (s. Maienfels). Theilweise ziemlich unansehnliche ländliche Häuser mit steinernen Stöcken. Der Grundbesitz ist hier bedeutender, besonders an Wiesen, wovon Heu auch in die Umgegend ausgeführt wird. Ebenso ist der Obstbau wegen der geschützten Lage auch an edleren Sorten beträchtlicher. Die Markung der Theilgemeinde Brettach enthielt 2084 Morgen. Gutes Trinkwasser liefern 2 laufende, ein Pump- und ein Schöpf-Brunnen.
Brettach gehörte den Herren von Weinsberg, welche den Ort den Herren von Brettach zu Lehen gaben. Von diesen Herren von Brettach kommen vor: 1276 Sigfried, 1279 Heinrich, welcher dem Stift Wimpfen das Patronatrecht in Heimsheim schenkte († 1290. Mone Zeitschr. 2, 246. 480. 3, 128), 1297 Konrad, im 15. Jahrh. Hans von Brettach, 1438 hohenlohe’scher Amtmann in Böhringsweiler. Nach dem Aussterben dieses Geschlechts, bei welchem übrigens unsicher ist, ob nicht einzelne der genannten Glieder dem weiter unten an der Brettach gelegenen gleichnamigen Pfarrdorfe (im Oberamt Neckarsulm) angehören, giengen ihre Güter wahrscheinlich an die von Weiler und von Gemmingen über.
Mit Zehnten hier waren die von Hohenrieth von Würzburg belehnt, welche 1366 gegen den Bischof von Würzburg darauf verzichten, damit er sie an Engelhard von Weinsberg leihe. Von Würzburg gieng diese Oberlehensherrlichkeit an Württemberg über. 1423 erscheint der Ort unter den von den Herrn von Weinsberg an Kurpfalz verkauften.
5) Busch, Weiler mit 255 Einwohnern, liegt 1/4 Stunde südwestlich von Maienfels, am östlichen Abhange einer gegen das Kreuzle hinaufziehenden Anhöhe über einer den südlichen Schloßberg umziehenden, in’s Brettachthal ausmündenden Schlucht. Meist einzeln| stehende, unansehnliche Häuser, mit mageren Gärtchen und steinigten Gütern umgeben. Unfern davon der Gemeindegottesacker (s. oben). Trinkwasser liefern 2–3 Ziehbrunnen.Die Einwohner, welche sehr wenigen Grundbesitz haben, nähren sich meist mit Holzmachen, Holz-, Schindeln- und Besenhandel und Sandhandel.
6) Happbühl, kleiner Weiler mit 36 Einwohnern, liegt 3/8 Stunden nordwestlich vom Kirchenort, auf einer Anhöhe über der neuangelegten, von Unter- und Oberheimbach nach dem Kreuzle und Neuhütten ziehenden Vicinalstraße. Wenige einzeln stehende, meist unansehnliche Häuser, von Gärtchen umgeben, zum Theil unter Obstbäumen halb versteckt. Ziemlich Grundbesitz – ziemlich ergiebiges Feld. Die Einwohner nähren sich hauptsächlich von Landbau und Viehzucht. Trinkwasser müssen sie im Thal zwischen Berg und Happbühl holen.
7) Kreuzle, Weiler mit 65 Einwohnern, liegt eine kleine halbe Stunde südwestlich von Maienfels, auf einer freien Höhe des Gebirgskammes, 1743′ (württ.) über der Meeresfläche, demnach 1035′ über der Oberamtsstadt, mit einer trefflichen Aussicht über die unter ihm liegenden Waldschluchten hinweg in das Weinsberger Thal, in das untere Neckarthal bis zum Odenwald, nordwestlich über das Brettachgebiet hinweg in die untere Kocher- und Jagstgegend, und nordöstlich in’s Hohenloh’sche bis zum Gebiete von Waldenburg. Das von einer Linde beschattete Försterhaus gehört zum Gemeinde-Verband Neuhütten (s. Neuhütten). Trotz der hohen Lage ist im Rechtwinkel, welchen die zum Theil nicht unansehnliche Häuserreihe des Weilers bildet, ein See von circa einem Morgen, auf der östlichen Seite mit einer Reihe von Pappeln, auf der westlichen mit einem Haag eingefaßt, welcher auch Fische beherbergt und für Feuersgefahr, sowie zum Waschen, Baden etc. benützt wird. An der Vicinalstraße, welche an ihm vorüberführt, steht das einzige Schildwirthshaus des Weilers. Ganz in der Nähe war der auf dieser Höhe wirklich merkwürdige Rosengarten, welchen ein vormaliger württembergischer Militair aus Liebhaberei angelegt hat und aus welchem veredelte Rosenbäumchen in Masse bis in die Residenz kamen.
Der Güterbesitz der Einwohner ist nicht so unbedeutend, wie in vielen anderen Parzellen der Gemeinde, der Boden aber steinig und von mittlerer Ergiebigkeit. Ein Theil der Bewohner nährt sich nebenbei mit Holz- und Schindelnhandel. Ein Theil sind Handwerker. Trinkwasser hat der Ort von 3 Pumpbrunnen.
| 8) Oberheimbach (vulgo Oberhambach), Weiler mit 308 Einw., früher, bis zum J. 1856 mit den Parzellen Berg, Happbühl, Kreuzle und Busch eigene Schultheißerei; 3/8 Stunden (geom.) nordwestlich von Maienfels, an der nördlichen Absenkung des Maienfelser Berges gegen das Unterheimbacher Thal und an der dahin führenden Vicinalstraße gelegen. Der Weiler ist etwas regelmäßiger gebaut und hat zum Theil nicht unansehnliche Häuser, auch ein Schildwirthshaus. Die vormalige Gemeindemarkung umfaßte 1009 Morgen mit 28 Morgen Gärten und Ländern, 400 Morgen Äckern, 297 Morgen Wiesen, 236 Morgen Wald, 3 Morgen Weide, 5 Morgen Öde, wovon 15 Mrg. Laubwald und 3 Mrg. Wiesen den Gemeinderechtsbesitzern, welche dafür Brunnen, Farren etc. zu unterhalten haben, wogegen 63 Morgen Wald, 34 Morgen Acker und 10 Morgen Wiesen der Grundherrschaft gehören. Die Felder sind ergiebiger, als die höher gelegenen. Der Obstbau ist hier in geschützteren Lagen nicht ganz unbedeutend, weniger an edleren, als an Mostsorten. Die Viehzucht ist unbeträchtlich. Neben dem Feldbau nähren sich Viele mit Holzfuhren und Holzhandel nach Heilbronn. Mit Trinkwasser ist der Ort bei seiner etwas tieferen Lage wohl versehen. Er hat einen großen laufenden Brunnen.
9) Der Ochsenhof mit 13 Einwohnern und
10) der Schweizerhof, ein Weiler mit 50 Einwohnern, liegen 1/4 Stunde (geom.) westlich von Maienfels auf dem gegen das Kreuzle ansteigenden Bergrücken, ca. 400′ von einander entfernt. Die nicht unansehnlichen Gebäude sind mit steinigten Vorhöfen, Dunglegen, mageren Grasgärtchen und Gütern umgeben, welche letztere ziemlich gut bewirthschaftet werden. Auf bedeutendere frühere Viehzucht weist schon der Name der beiden Höfe hin. Beide sind jetzt von Händlern bewohnt. Mit Trinkwasser werden Beide durch je einen Ziehbrunnen versehen.
11) Walklensweiler, ein Weiler (eigentlich zwei getheilte Höfe, Ober- und Unterwalklensweiler, ca. 500 Schritte von einander entfernt) mit 84 Einwohnern, liegt fast 3/8 Stunden südlich von Maienfels auf einem durch eine tiefe, in’s Brettachthal ausmündende Thalschlucht davon geschiedenen, ziemlich höheren Bergausläufer, welcher, wie der Maienfelser, gegen das Brettachthal vorspringt. Die meist nicht unansehnlichen Häuser sind von ziemlich mageren Gärtchen und Feldern umgeben. Trinkwasser erhält der Ort von der Höhe von Neuhütten her in zwei Ziehbrunnen, welche jeder Hof für sich hat.
| Die Bewohner nähren sich theils von Feldbau, theils von Holzfuhren und Holzhandel (Bau- und Brennholz).
Zehnten zu „Walkesweiler“ verkaufte 1490 der Pfarrherr zu Heimbach an die Ganerben von Maienfels (Mone Zeitschr. 11, 345).
Die Herrschaft Maienfels stund unter der Oberherrlichkeit der Herren von Weinsberg. Lehensträger waren die Herren von Maienfels. Die Familie von Maienfels kommt durch’s ganze 14. Jahrhundert vor. Engelhard von Maienfels verkaufte im Jahr 1313 Güter in Ellhofen (Wibel 1, 55), und es ist überhaupt Engelhard der üblichste Name dieses Geschlechts. Eine Deutschordens-Urkunde von 1328 nennt Götzen einen Ritter und Engelhard Gebrüder von Maienfels. Im Jahr 1341 erscheint Engelhard von Neideck von Maienfels genannt (Wibel 3, 60). Noch vor Ende des 14. Jahrhunderts verschwindet die Familie von Maienfels und die Burg wurde Ganerbenhaus. Im Jahr 1427 richtete Endris von Weiler, als Lehensträger des Reichserbkämmerers Konrads von Weinsberg, während dessen Späne mit der Reichsstadt Weinsberg, neben Bernhold von Urbach, Erpf von Venningen, Schweickhard von Sickingen und Heinrich von Remchingen einen Burgfriedensbrief von Maienfels auf; woher wohl die Umgegend noch jetzt den Namen „der Burgfriede“ trägt. 1433, am Mittwoch vor dem heil. Christtag, stiftete eben dieser Endris von Weiler, neben Conz von Rosenberg und den vorgenannten von Sickingen, von Urbach und von Venningen eine Pfründe und Kaplanei zu Maienfels.
Eine Tochter dieses Endris von Weiler, Elß (Elisabeth) von Weiler, verzichtet im Jahr 1424, nachdem sie an Hanßen von Wunnenstein verheirathet worden, auf den Fall, daß sie ihn überlebte, auf sein Theil zu Maienfels, auf Hagenau, Ober- und Unterheimbach, auf das Zwölftel an den Zehnten zu Schwabbach. Diesen Verzicht hat mitbesiegelt Bernhold von Urbach, sen. und Georg von Adelsheim (v. Weiler’sches Familienarchiv).
Im Juli 1441, als die von Hall aus dem Schloß Maienfels beschädigt worden, zogen sie mit Hülfe der von Ulm, Gmünd, Rotenburg und Eßlingen vor das Schloß, lagen davor bis zum 5. September, untergruben die Mauer, stießens zu Boden, damit sie auch das Schloß eroberten und verbrannten. Die darin befindlichen Adeligen, von Weiler, von Gültlingen, von Freiberg, von Urbach, von Sickingen mit über 110 Personen waren in der St. Ägidii-Nacht durch einen verborgenen Gang heimlich entflohen. Darauf jedoch gaben die Reichsstädte den Ganerben Maienfels wieder zurück, übrigens unter der Bedingung, daß von nun an den Städtern kein| Schaden daraus sollte zugefügt werden. Und so wurde das Schloß wieder aufgebaut.Größerer Sicherheit wegen trugen den 15. Mai 1464 die damaligen Ganerben Götz von Adelsheim, Lutz Schott, Diether von Weiler und Diether von Auerbach Schloß und Stadt Maienfels dem Pfalzgrafen Friedrich zu Lehen auf (Kremer Geschichte Friedrichs I, 632).
1487 verglich Graf Eberhard von Württemberg seinen Landhofmeister Dietrich von Weiler mit den Städten Ravensburg, Biberach, Buchhorn, Pfullendorf und Überlingen wegen der Zerstörung des Schlosses Maienfels; kein Theil solle mehr eine Forderung an den andern machen.
Im Jahr 1490 erscheinen als hiesige Ganerben Jörg von Vellberg, Dietrich von Weiler, Zeißolf von Adelsheim und die minderjährigen Kinder Dietrichs von Auerbach, welchen damals der Pfarrer von Heimbach den hiesigen Zehnten seiner Kirche verkaufte (Mone Zeitschr. 11, 344).
Mit der Eroberung Weinsbergs kam im Jahr 1504 die Oberlehnsherrlichkeit über Maienfels von der Kurpfalz an Württemberg und Herzog Ulrich gab am 3. Dezbr. 1504 an Dietrich von Weiler 1/3 an Schloß und Stadt Maienfels zu Erblehen (Sattler Herz 1. Beil. Nr. 40), wie denn auch dieser Weiler’sche Antheil noch heutzutage Erblehen der Krone Württemberg ist.
Wegen der andern 2/3 vergleicht sich im Jahr 1564 Graf Eberhard von Hohenlohe mit Eberhard von Gemmingen. Die v. Gemmingen werden 1597 von Herzog Friedrich von Württemberg mit 1/3 belehnt (Scheffer 131).
Von der Familie von Gemmingen-Bürg ist im J. 1844 durch Erbschaft ein Antheil an Freiherrn Teuffel von Birkensee (in Baden) übergegangen.
Maienfels gehörte bis zum Dezember 1805 zum Ritterkanton Odenwald, nach dessen Aufhören es in demselben Jahre unter württembergische Landeshoheit kam.
Gefällberechtigt waren hier zur Zeit der Ablösungsgesetze von 1848 und 49 die Freiherren v. Gemmingen-Bürg, v. Teuffel-Birkensee, v. Weiler, der Fürst v. Waldenburg, die Pfarrei und der Fürst v. Löwenstein.
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