« Kapitel B 16 Beschreibung des Oberamts Weinsberg Kapitel B 18 »
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Löwenstein,


Stadtgemeinde II. Cl. mit 813 evang Einw. und 20 nach Affaltrach eingepf. Katholiken. Evangel. Pfarrei. Zur politischen Gemeinde gehören: 1) Löwenstein, Stadt, 1047 Einw., worunter 4 Katholiken. 2) Beckershof, 4 Einwohner. 3) Breitenauer Hof, 2 Einwohner. 4) Hirrweiler, Weiler, 150 Einw. 5) Stocksberg, Jägerhaus, 3 kathol. Einw. 6) a. Lichtenstern, Kloster, 12 Einwohner. b. Weingarthaus, 2 Einwohner. c. Kloster-Mühle, 8 Einw. 7) Mittelmühle, 3 Einw. 8) Obermühle, 3 kathol. Einwohner. 9) a. Reisach, Weiler, 415 Einw. b. Altenhau, Weiler, 14 Einw. c. Bachhäusle, 9 Einw. d. Frankenhof, 15 Einw. 10) Rittelhof, Weiler, 79 Einw. 11) a. Seemühle, 19 Einw. b. Gerberhäusle, 17 Einw. 12) Theußerbad, 10 Einw. 13) Ziegelhütte, 21 Einw.

Das Städtchen Löwenstein liegt südöstlich von der Oberamtsstadt, 27/8 Stunden (geom.) von dieser entfernt, an der Erdfläche der Kirche 483′ (württ.) höher, als die Mitte von Weinsberg, auf einem Vorsprung des Mainhardter Waldgebirges, fast im Knotenpunkt der beiden Höhenzüge, welche von hier aus das Weinsberger (Sulm-) Thal zu beiden Seiten, im Süd-Westen und Süden bis zum Jägerhaus- und Wartberg, in Osten und Norden bis gegen Neckarsulm umgränzen.

Unmittelbar über dem Städtchen, oberhalb der Kirche und dem neueren fürstlichen Schlosse sind auf einer steilen Bergkuppe, welche aber durch geschmackvolle Anlagen hindurch auf bequemen, schattigen Schlangenwegen mit Ruhebänken leicht bestiegen wird, die Ruinen der alten, ehemals großen Burg Löwenstein, mit weithin zerstreuten, bald höheren, bald niedereren Mauerresten, mit den Resten zweier halbverschütteter Eingangsthore sammt Thorthurme, und mit den Resten dreier Thürme, wovon der eine, nördliche, bis auf zwei Stockwerke verfallen und mit vier Staffeln zugänglich ist, der andere südöstliche, bis zum vierten Stockwerk viereckige und oben halbrunde, hoch zum Himmel emporstarrt. Dieser ist in neuerer Zeit durch den fürstlichen Forstverwalter mittelst einer hölzernen Wendeltreppe besteigbar gemacht und belohnt die Mühe des Aufsteigens auf der Plattform mit einer herrlichen weiten Aussicht gegen Nord-Osten und Norden über das Hohenlohe’sche, über das Jaxt- und Kochergebiet hinüber bis zum Odenwald mit seinem Katzenbuckel, zu seinen Füßen über das alte Städtchen Löwenstein hinweg, über das ganze Weinsberger (Sulm-) Thal mit seinen Rebenhügeln, Feldern und Wäldern und der Menge von freundlichen Ortschaften bis zur Stadt und Burg Weinsberg und bis Neckarsulm, wo das Sulmthal in’s Neckarthal eintritt; sodann in Nordwesten über den Neckarzug vom| Wartberg, Jagstfeld und Wimpfen an bis zum Gebirgszug bei Heidelberg. Über diesem tauchen bei klarem Himmel in Westen einzelne Vogesenberge auf. Im westlichen Vorgrunde erscheint die Burg Steinsberg und sodann das Gebirg des Heuchelbergs und Strombergs. Wendet man sich gegen Südwesten, so treten die Höhen von Ludwigsburg mit dem vorspringenden Asberg hervor. Nur in Süden ist der Ausblick durch eine hohe, waldige Bergwand, an welcher sich die Poststraße von Heilbronn nach Mainhardt hinaufwindet, abgeschlossen. Der hinter derselben liegende, 1880′ hohe Stocksberg ist nicht sichtbar.

Die Land- und Poststraße, welche Löwenstein mit der Oberamtsstadt verbindet, führt von dort das Thal entlang über Willsbach bis an den Fuß des Berges, welchen sie langher auf einer steilen, sehr gefährlichen Steige erklomm. Seit 1853 ist diese Steige, mit Umgehung des Berges oberhalb des Theußerbades, bis zum Thor des Städtchens selbst vortrefflich korrigirt. Vom unteren Thore an zieht die Straße mitten durch das Städtchen, sehr mäßig sich erhebend, bis zum oberen Thore, wo sie hinter dem Burgberg steil aufsteigend bis gegen das Plateau von Hirrweiler sich erhebt und dort sich nach zwei Richtungen in die Straße nach Mainhardt und in die nach Lautern, Spiegelberg, Backnang theilt. Poststraße bleibt sie aber nur in der ersteren Richtung.

Das fast rundum mit einer hohen Mauer umgebene Städtchen hat mehrere ansehnliche, im Übrigen alte Häuser, deren fast durchgängige Bedachung mit Hohlziegeln, wegen der weißen Verbindungsstriche, vom oberen Burgberg aus gesehen, einen eigenen Anblick gewährt. Die nicht sehr breite, gepflasterte und gekandelte Hauptstraße ist reinlicher gehalten, als die Nebenstraßen. Thorthürme sind nicht mehr vorhanden, wohl aber Thorpfeiler ohne Verschluß, und die beiden Pfeiler des unteren Thores bilden, von der Mitte der Stadt aus gesehen, den Rahmen für ein treffliches Panorama von der am Fuße des Berges liegenden Thalgegend. Vor dem unteren Thore stehen zwei alte Linden auf einem öffentlichen Platze, wo man eine treffliche Aussicht hat. Vor dem südlichen oberen Thore, am Fuße des Burgberges, liegt das sehr ansehnliche, steinerne, ca. 200′ lange, dreistockige Schloß des Fürsten mit einem Vorhof, innerem Hof und Hintergebäuden. Es wurde wohl erst kurz vor oder nach der Zerstörung der alten Burg, welche in die Zeit des 30jährigen Krieges fällt, erbaut. – Die Jahrszahl 1576 steht über dem Kellerbogen. Bewohnt wird es seit langer Zeit von dem fürstlichen Amtmann und Forstverwalter.

| Von dem Vorhofe des Schlosses aus führen steinerne Staffeln durch eine ca. 30′ hohe Mauer auf den Vorplatz der am Fuße des Burgberges gelegenen, über dem Schlosse und dem ganzen Städtchen erhabenen Kirche. Sie wurde im Jahr 1762 von Grund aus in modernem Style neuerbaut und an Mis. Dni. 1763 eingeweiht. Der Thurm, welcher stehen geblieben war, brannte im Nov. 1783 ab und wurde 1785 neuerbaut, und ist jetzt mit einem Blitzableiter versehen. Die Sacristei ist unten im Thurme mit einem Eingang von Außen; ebenso eine Art Chor, der aber durch die in der Mitte stehende Kanzel, und über dieser durch die Orgel verdeckt ist. Altar und Taufstein stehen unter der Kanzel in der Mitte des Schiffes, das sehr hell und geräumig ist. Die drei bei obgedachtem Brande geschmolzenen Glocken tragen die Jahrszahl 1785, und die größte mußte, weil sie zersprungen, 1832 umgegossen werden.

Von obgedachtem, mit einer Brustmauer eingefaßten Kirchenvorplatze geht man zu ebener Erde in das zweite Stockwerk des am Fuße dieser Anhöhe angebauten Stadtpfarrhauses, an dessen östlicher Vorderseite bedeckte Staffeln ebenfalls in das Städtchen hinabführen. Es ist ein altes, schon 1589 gebautes, im Grundstock, weil hinten im Berg steckend, feuchtes Haus mit wenig Sonne, als hauptsächlich gegen Norden liegend, aber, erhaben über das zu seinen Füßen liegende Städtchen, mit einer Fernsicht, wie man sie selten in einer Amtswohnung findet und die nur durch den Blick von der höher gelegenen Burg übertroffen wird. Es ist Eigenthum der Patronatherrschaft, welcher auch die Baulast obliegt.

Bedeutend tiefer, in einer Seitengasse der Mittelstadt, im sog. Schlößchen, das aber nicht mehr fürstliches Eigenthum ist, sondern von der Gemeinde und der Stiftung erkauft wurde, einem alten Gebäude mit zwei Flügeln und einem verschließbaren, ziemlich großen Hofe, wohnt der Diaconus (Helfer) und im Stockwerke unter ihm der deutsche Schullehrer.

Auf der westlichen Seite dieses Hofes hat die Gemeinde ein nur einstockiges Schulgebäude mit zwei nebeneinander befindlichen hellen, geräumigen Lehrzimmern und mit einem Wohnzimmer für den Lehrgehülfen gebaut. Eine im Jahr 1852/53 mit einem dritten Lehrer errichtete sog. Mittelschule, an welcher der Diaconus Unterricht in der Geschichte gibt, – wie er auch gegen besondere Belohnung wöchentlich 12 Stunden Unterricht in der lateinischen Sprache ertheilt – hat ihren Sitz in einem städtischen Lokale der Mittelstraße, unweit des kleinen Marktplatzes. Der dabei angestellte Lehrer wohnt zur Miethe.

| Das an der Poststraße stehende (nach angeschriebener Jahrszahl 1783 renovirte) Rathhaus ist ein ziemlich ansehnliches, aber altes Gebäude, das ein Thürmchen mit Uhr und Glocke hat. Das geräumige, große Rathszimmer hat nichts besonders Bemerkenswerthes. Zu Ersparung des Raums führt die Stiege – wie oft bei alten Gebäuden vorkommt – außen am Haus hinauf. Zu ebener Erde ist ein Magazin für Lösch- und Marktgeräthschaften.

Die sehr alte Ortskelter (im J. 1848 von der Grundherrschaft der Gemeinde schenkungsweise überlassen) steht auf der östlichen Seite der Stadt, nahe an der Stadtmauer und hat 4 große Bäume und eine neue Presse.

Löwenstein ist der Sitz eines Amtsnotariats, wozu gehören die Amtsorte: Ammertsweiler, Finsterroth, Maienfels, Mainhardt, Neuhütten, Neulautern, Wüstenroth, Löwenstein selbst und Höslinsülz. Auch ein Unteramtsarzt, jetzt Bezirksarzt für dieselben Gemeinden, wie der Amtsnotar, hatte bisher hier seinen Wohnsitz; auch eine Apotheke (am oberen Thore) befindet sich daselbst; endlich ein Postamt auf der Mittelstation zwischen Heilbronn und Mainhardt. Die Posthalterei ist in dem Gasthof zum Löwen.

Ziemlich gutes Trinkwasser liefern der einzige öffentliche laufende Brunnen, welcher von dem höher liegenden Waldberge gegen Stocksberg hin seinen Zufluß erhält. Gegen Feuersgefahr ist in der Nähe des sog. Schlößchens (s. oben) eine Wette, welche vom Ablaufe des Stadtbrunnens gespeist wird. Außerhalb des Orts finden sich verschiedene, zum Theil gefaßte Quellen. Desto größer ist der Quellenreichthum rund um den Fuß des Berges, wie im Thaleinschnitte südlich von der Burg, wo die Sulm aus zwei zusammenfließenden Quellen entspringt, wo ein See, der sog. Bleichsee, auf einem kleinen Plateau aus Quellen sich bildet; in dem westlichen Thaleinschnitte der Sulm, wo die Quellen des Theußerbades (s. unten) neben Süßwasserquellen unerschöpflich hervorsprudeln, wo zwei Seen nicht blos von der durchfließenden Sulm, sondern auch von eigenen Quellen gebildet werden; sodann am nördlichen Fuße des Berges, wo ein früher 12 Morgen großer, in den 40er Jahren bis auf 1/12tel trocken gelegter See, über dessen mit Pappeln besetzten Damm die Poststraße führt, mit den Zuflüssen der Sulm die Seemühle treibt, und unterhalb dieser Mühle, wo eine weitere von dem nördlichen Fuße des Berges kommende Bachquelle der Sulm zuströmt. Sog. Hungerbrunnen finden sich nicht in dieser Gegend.

Die Stadtgemeinde Löwenstein zählte im J. 1846 965| männliche, 942 weibliche, zusammen 1907 Angehörige; im J. 1858 923 männliche, 910 weibliche, zusammen 1833 Angehörige. Die Zahl der Ortsanwesenden betrug im J. 1858 926 männliche, 899 weibliche, zusammen 1825.

Die Einwohner sind im Allgemeinen gesund und kräftig, auch geistig aufgeweckter und begabter. Von Cretinismus fand Dr. Rösch 1844 (s. oben) bei diesen Bergbewohnern keine Spur. Die klimatischen Verhältnisse äußern hier offenbar einen günstigen Einfluß. Vermöge der hohen und freien Lage ist die Luft zwar rauher, als in dem milden Thale der Sulm, aber die Stadt hat oft auch Sonnenschein, während das Thal in Nebel gehüllt ist. Der stabilere Charakter des auf diesen Höhen immer früher ein- und später abziehenden Winters ist der Gesundheit offenbar zuträglicher, als das feuchte, veränderliche, sog. Sudelwetter der Thalgründe. In Hinsicht auf Charakter und Sittlichkeit unterscheiden sich die Einwohner von den Bewohnern der andern Bezirksorte in keiner Beziehung. Die Vermögensverhältnisse derselben gehören nicht zu den besseren, indem ein sehr großer Theil ziemlich, kein geringer ganz unbemittelt ist. Der größte Güterbesitz besteht in 36 Morgen, der gewöhnliche Besitz beschränkt sich auf 3–4 Morgen.

Die Erwerbsquellen sind neben unbedeutendem Ackerbau Viehzucht, ziemlich viel Weinbau und einiges Gewerbe. Weniger Bemittelte suchen sich ihr Auskommen durch Taglohnarbeit, Holzmachen, Sandhandel etc. zu sichern.

Die 6262 Morgen große Markung der Gemeinde enthält 118 Morgen Gärten und Länder, 71/8 Morgen Anlagen auf der Burg, 992 Morgen Ackerfeld, 381 Morgen Weinberge, wovon 31 Morgen zu anderen Culturen verwendet sind, 830 zweimähdige und 32 Morgen einmähdige Wiesen, 2181 Morgen Laub- und 1306 Morgen gemischte Waldungen, 83 Morgen Nadelwald, 57 Morgen Weiden, 20 Morgen Öden, 4 Morgen (Sand-) Steinbrüche. An den Waldungen gehören der Gemeinde 1083 Morgen Laub- und gemischter, 3 Morgen Nadelwald; der Grundherrschaft 1622 Morgen Laub- und gemischter, 79 Morgen Nadelwald; dem Staat 688 Morgen Laub- und gemischter Wald. Der Waldbesitz der Gemeinde wird in 60 bis 80jährigem Umtriebe für Nadelholz, 30–40jährigem Umtriebe für gemischte Waldung bewirthschaftet und liefert einen jährlichen Ertrag von ca. 272 Klaftern durchschnittlich, wovon jedem Bürger eine jährliche Holzgabe von durchschnittlich 1/2 Klftr. bis jetzt zu gut kommt. Der Verkauf des Restes gewährt der Gemeindekasse eine jährliche Einnahme von ca. 1500 fl.

| An Gemeindeäckern sind 56 Morgen vorhanden, welche theils als Allmandtheile an die Bürger überlassen, theils verpachtet werden. Die im Walde liegenden 15 Morgen Gemeindewiesen sind größtentheils zu Wald angelegt worden.

Die Grundherrschaft besitzt 361 Morgen Äcker und 195 Morgen Wiesen, welche zwei zusammenhängende, in Zeitpacht verliehene Maierhöfe (Nr. 2 und 3) bilden.

Die Markung, früher mit grundherrlichen Abgaben stark belastet, ist, mit Ausnahme der am Fuße des Berges befindlichen Thalgründe, uneben und abhängig und hat im Allgemeinen, besonders an den oberen Gehängen, einen sandigen Alluvialboden, in einer Tiefe von 3–4′ gelben Mergel (nach Hummels Nott.), auch blauen Leberkies oder graue Letten – unter diesen Sandsteinfelsen; an mehreren Stellen viel Ziegler- und Hafnerlehm, nicht ohne Beimischung von weichem Sand; in der Abdachung gegen das Thal theils rothen, theils blauen Mergel – (Weinberge).

Die Landwirthschaft wird fleißig betrieben. Die neueren Ackergeräthschaften finden Anwendung, wo es die Ebenheit des Terrains zuläßt. Gebaut wird vorzugsweise Dinkel, wenig Roggen, Einkorn, Weizen, Gerste und Haber. Der Morgen erträgt durchschnittlich bei einer Aussaat von 7–8 Simri 6–7 Scheffel Dinkel, bei Aussaat von 3–4 Sri. gegen 5 Scheff. Gerste, bei Aussaat von 2 Sri. 21/2–3 Scheff. Weizen und Roggen, bei Aussaat von 3–4 Simri 4–5 Scheffel Haber. Flürlicher Einbau findet nur in den unteren Höfen Statt. In der oberen Gegend ist willkürlicher Feldbau. Zwischen Getreidefrüchten werden gebaut: Futterkräuter, dreiblättriger und ewiger Klee, Angersen, Kartoffeln, Ackerbohnen, Welschkorn. Reps kommt nur auf den fürstl. Maiergütern vor. Hanf und Kraut für den eigenen Bedarf in eigenen Ländern, und Letzteres in Neugereuthen. Absatz von Getreide nach Außen findet außer den Maierhöfen nicht Statt. Die höchsten Preise eines Morgen Ackers betragen circa 400 fl., die mittleren 250 fl., die niedersten 120 fl.

Der Wiesenbau ist sehr bedeutend und das Futter sehr gut. In den Thalgründen, wo Bewässerung möglich ist, liefert der Morgen durchschnittlich 15–20 Ctr. Heu und 8–12 Ctr. Öhmd. Der Ertrag ist meist für die eigene starke Viehhaltung erforderlich und wird wenig davon nach Außen abgesetzt. Die Preise eines Morgens Wiesen bewegen sich zwischen 100 und 400 fl.

Der Weinbau wird im Mutterort auf 150 Morgen betrieben| (s. unten Reisach). Es ist hier die Gränze desselben diesseits des Mainhardter Waldes. Die Weinberge sind meist unter dem Niveau des Städtchens und nur ein Theil hat eine südwestliche Lage. Gleichwohl wird hier in besseren Jahrgängen ein sehr guter Wein erzeugt, der im Preise den Thalweinen nicht nachsteht. Bis vor wenigen Jahren hatte eine Privatgesellschaft einen Musterweinberg, in welchem bessere und haltbarere Rebsorten gepflanzt und den übrigen Weinbauern ein Beispiel gegeben wurde. Im Jahr 1859 wog der Most von Clevnern 92°, von Rißlingen und Traminern 83°, von Trollingern 81°, von reinem Rißling 80°, von der Nachlese 72°. Die Preise halten sich gewöhnlich denen im Thale – ziemlich gleich. Der Absatz geht in die Oberämter Backnang, Gaildorf, Welzheim und auf den Mainhardter Wald. Der Morgen erträgt durchschnittlich ca. 31/2–4 Eimer. Die Preise für einen Morgen Weinberg bewegen sich zwischen 250 und 600 fl.

Die Obstzucht ist beträchtlich, theils an der mit schönen Bäumen besetzten unteren Staatsstraße, theils in den vielen Obstgärten um das Städtchen herum. Es werden nicht nur die gewöhnlichen Mostsorten von Äpfeln und Birnen, sondern auch viele edlere Arten gepflanzt. Das hier gewöhnlich vorkommende spätere Blühen und die geschütztere Lage in den Thaleinschnitten geben hier zuweilen eine Obsterndte, wenn Frühlingsfrost sie anderswo zerstört hat. Bemerkenswerth ist auch das Vorkommen vieler schöner und großer Nußbäume am Bergabhang unter der Stadt. Auch süße Kastanien kommen vor. Was an Obst nicht zu Most verbraucht oder in den Keller eingelegt wird, findet seinen Absatz in die Umgegend. Eine Gemeindebaumschule ist nicht mehr vorhanden.

Rindviehzucht wird in bedeutender Ausdehnung getrieben. Es waren bei der jüngsten Aufnahme vorhanden: 294 Kühe, 144 Stück Schmalvieh, 63 Ochsen und Stiere. Es sind dieselben vom schwächeren Neckar- und Allgäuer Schlage. Die Nachzucht geschieht durch drei Farren. Die Unterhaltung von zwei derselben geschieht auf Gemeindekosten durch einen Bürger, der hiezu einige Morgen Wiesen und circa 130 fl. Geld erhält. Der Handel mit Vieh ist nicht bedeutend.

Auch die Schweinszucht ist beträchtlich. Es waren bei der letzten Aufnahme vorhanden: 7 Mutterschweine, aber kein Eber, 118 Mastschweine, 55 Läufer, zusammen 180 Stück. Was nicht in das Haus gemetzelt wird, findet reißenden Absatz bei den Metzgern des Orts und der Nachbarstädte.

| Pferdezucht wird nicht getrieben. 39 Pferde waren bei der jüngsten Zählung vorhanden.

Die Schafzucht ist an diesem Gebirge sehr bedeutend. Es waren bei der letzten Aufnahme vorhanden: 16 spanische, worunter 6 Mutterschafe, 526 Bastard-, worunter 8 Mutterschafe, 262 Landschafe. Diese gehören größtentheils dem Pächter der fürstl. Schäferei auf dem Hof Nr. 3, welcher auf hiesiger und benachbarten Markungen das freie Triebrecht hat. Die Gemeinde hat keine Pförchnutzung.

Ziegen, welche hauptsächlich von ärmeren Einwohnern gehalten werden, waren bei der jüngsten Aufnahme 68 vorhanden.

Die Bienenzucht ist von ziemlichem Belang. Es waren am 1. Jan. d. J. 86 Stöcke vorhanden.

Die vorhandenen Seen (ca. 16 Morgen) gehören, mit Ausnahme des Mittelmühlsee’s, der Grundherrschaft, welcher auch das Fischrecht in denselben und in der Sulm zusteht; wegen schlechten Zustandes der Seen wird keine Fischzucht mehr betrieben.

An Gewerben sind vorerst zu nennen: die obengedachte Apotheke, 6 Schildwirthschaften, 3 Speisewirthschaften, 2 Weinschenken, 2 Kaufläden, 1 Krämerei, 4 Mühlen, 1 Ziegelhütte, mehrere Brantweinbrennereien.

An sonstigen Gewerbsleuten sind vorhanden:

Bäcker 08       Nagelschmiede 3
Buchbinder 2 Schlosser 3
Büchsenmacher 1 Schneider 8
Dreher 2 Schreiner 5
Färber 1 Schumacher 15
Glaser 2 Seifensieder 1
Hafner 3 Seiler 1
Hufschmiede 4 Uhrmacher 1
Kaminfeger 1 Wagner 2
Küfer und Kübler 6 Weber 10
Maurer und Steinhauer 6 Weißputzer 1
Metzger 6 Zimmerleute 4

Nicht unbedeutenden Verdienst erhält die Stadt bis jetzt durch die Durchfuhr von Lang- und Brennholz, von Schnittwaaren und Pfählen aus dem Roththale und dem Mainhardter Wald in das Weinsberger Thal und nach Heilbronn, so wie von Salzfuhrwerk aus Wilhelmsglück.

Die obenberührte Land- und Poststraße erhält den Verkehr mit Heilbronn, Mainhardt, Hall und andererseits durch das Lauterthal mit Murrhardt und Backnang stets rege und lebendig.

| Noch ist anzufügen, daß die Gemeinde zwei Morgen Sandsteinbruch und eine neuerdings eingegangene Sandgrube besitzt, aus welch’ letzterer die Umgegend mit Fegsand reichlich versehen wurde.

In den 1770er Jahren wurden hier, wie in Neulautern, Wüstenroth etc. Gruben auf Silber, Kupfer, Eisen, und später auf Steinkohlen angelegt, aber wegen Unergiebigkeit bald wieder verlassen.

Jahrmarktgerechtigkeit hat die Stadt seit dem Jahr 1602 für St. Viti (15. Juni) und sie hält nun deren zwei, am 29. Juni Vieh- und Krämermarkt, und am Dienstag nach Martini Flachs-, Vieh- und Krämermarkt.

Der Gemeindehaushalt ist geordnet. (S. Tab. III.)

Die Zunahme der Armen durch die jüngsten Nothjahre und Ausgaben für das Schulwesen haben eine bedeutende Erhöhung der Gemeindeschadensumlage zur unvermeidlichen Folge gehabt, welche in den drei Theilgemeinden Löwenstein, Reisach und Hirrweiler jetzt immer noch 2500 fl. beträgt.

Der Ortsschulfonds hat ein reines Vermögen von nur 50 fl.

Das Stadtwappen ist quergetheilt mit den (seit der Erwerbung durch die Kurpfalz hinzugekommenen) pfälzisch-bairischen Wecken im obern und dem gräflich Löwenstein’schen rothen Löwen im untern Felde.

An der hiesigen Kirche sind angestellt ein Stadtpfarrer und ein Diaconus (Helfer), welch letzterer zugleich Parochus im Filial Reisach ist und seit neuerer Zeit das Lateinische in wöchentlich 12 Stunden gegen besondere Belohnung zu lehren hat. Das Nominationsrecht zu diesen beiden geistlichen und zu der, früher einzigen Schulstelle steht dem Fürsten von Löwenstein-Wertheim-Freudenberg zu. Zur kirchlichen Gemeinde gehört als Filial auch Höslinsülz, das eine eigene politische Gemeinde bildet (s. Höslinsülz).

Gemeinde-Parzellen:

2) Der Beckershof liegt 1/2 Stunde (geom.) von Löwenstein, am nördlich davon hinziehenden, hier noch jungen und schmalen Sulmthale, auf einer leichten Anhöhe über dem rechten Ufer des Flüßchens. Die Hofgebäude sind mit fruchtbaren Feldern umgeben, welche gut bewirthschaftet werden. Grundherr und Eigenthümer des Hofes ist der Fürst, von welchem derselbe in Zeitpacht gegeben ist.

3) Der Breitenauer Hof, gleichfalls Eigenthum des Fürsten,| stark 3/4 Stunden (geom.) von Löwenstein, liegt jenseits des Beckershofes, auf einer Anhöhe des linken Sulmufers, von der kaum 1/8 Stunde entfernten Land- und Poststraße, welche von Willsbach nach Löwenstein zieht, östlich ansteigend. Der schöne, über 300 Morgen haltende Hof, auf dessen Höhe seltsamer Weise ein kleiner Weiher sich findet, ist dem Werkmstr. Hildt von Weinsberg in Zeitpacht gegeben, welcher denselben rationell bewirthschaftet und ca. 50 Morgen wegen ihres ganz dafür geeigneten, mergel- und kalkhaltigen Bodens mit schweren Kosten in Weinberge umgewandelt hat. Das aufgewendete Capital wird durch ein gesegnetes Weinjahr reichlich verinteressirt.

4) Hirrweiler (Hirnweiler), ein ursprünglich zur Grafschaft Löwenstein gehörender Weiler, mit 150 Einwohnern, liegt östlich 5/8 Stunden (geom.) vom Mutterort entfernt, hoch über Städtchen und Burg und hoch über dem zu seinen Füßen liegenden Kloster Lichtenstern, an der durchziehenden Poststraße von Löwenstein nach Mainhardt, gerade am Saume des Gebirges, von wo aus man, als von einem noch bedeutend höheren Punkt, eine noch ausgebreitetere Aussicht, als auf dem Thurme der Burg Löwenstein, gegen Nord-Osten, Norden und Nordwesten über das Weinsberger Thal hinweg hat und zugleich auch in Süden den Stocksberg und die südliche Thalschlucht überblickt. Die Felder sind hier schon steriler, steinigter, die Wälder ganz nahe und Boden wie Bewohner nehmen den Charakter des Mainhardter Waldes an. Holzmachen und Holzhandel beginnen hier. Eine kurze Strecke jenseits dieses Weilers führt die Vicinalstraße von Willsbach, Affaltrach, Reisach, Lichtenstern die steile Klostersteige herauf und mündet hier in die Poststraße ein[1].

Eine Bulle Pabst Alexanders IV. bestätigte um’s J. 1255 dem Cistercienser Nonnenkloster Lichtenstern Güter und Gerechtigkeiten,welche das Kloster bei Hirrweiler besaß (Besold Virg. 431). Im Jahr 1257 schenken Gottfried und Berchtold, Grafen von Löwenstein, dem Kloster Lichtenstern einen Wald zwischen diesem Kloster| und Hirrweiler, oppidum Hurnweiler (Act. Theod. Pal. 1, 353). Am 22. Februar 1386 versetzte Graf Albrecht von Löwenstein an Pfalzgraf Ruprecht um 10 fl. seinen „Wyler Hurweln u. daz Wyler zue Rysach by Lewenstein mit Vogtei und Gerichte.“ Cod. Stuttg. hist. fol. Nr. 395 Bl. 54.

5) Stocksberg, (übrigens nur das Jägerhaus; der Weiler gleichen Namens gehört in’s Oberamt Marbach und ist bis jetzt nach Beilstein eingepfarrt), der höchste Punkt des Mainhardter Waldes. Der Dachtrauf des Thürmchens liegt 1933′ (württ.), die Erdfläche 1889′ über der Meeresfläche, also 742′, beziehungsweise 698′ höher als die Erdfläche an der Kirche von Löwenstein, und 1225′, beziehungsweise 1181′ höher, als die Mitte der Oberamtsstadt. Das Jagdhaus ist fürstliches Eigenthum und der hier wohnende Förster fürstlicher Beamter. Ein Thürmchen auf dem Jägerhaus bietet eine großartige Aussicht hauptsächlich gegen Süden und Südosten bis auf die Alb, die Filder und Schwarzwaldhöhen. Hervorragende Punkte, wie die Solitude, die kronprinzliche Villa etc. sind mit bloßem Auge erkennbar.

6) a. Lichtenstern, Kloster, liegt eine starke halbe Stunde nordöstlich von Löwenstein, durch den Wolfertsberg, Wald und Schluchten davon geschieden, auf einer Anhöhe, welche zwischen zwei Thalschluchten gegen das Sulmthal vorspringt; aber beinahe als fürchtete es, den Schutz der rückwärts und seitwärts liegenden Waldberge nicht zu weit hinter sich zu lassen, lehnt es sich an diese an. Aus beiden Thalschluchten und einer dritten, aus dem östlichen Walde herziehenden, strömen frische Quellen dem Thale zu, bilden unterhalb dem Kloster einen kleinen See und treiben dort

b. Klostermühle mit zwei Mahlgängen und 1 Gerbgang.

Die bei Hirrweiler genannte Klostersteige senkt sich im Bogen um die Anhöhe des Klosters thalabwärts, wendet sich oberhalb der Klostermühle an dem klaren Bächlein hin und zieht an dem

c. Weingarthaus vorüber dem Weiler Reisach und seinen Weinbergen zu.

Das Kloster und sein Garten sind noch jetzt ringsum mit einer wohlerhaltenen Mauer umgeben. Schon waren die, nach Aufhebung des Klosteroberamts und der Pfarrei halbverfallenen Klostergebäude im Jahr 1834 auf den Abbruch verkauft, als der in sein Vaterland zurückkehrende preußische Oberschulrath Zeller den Gedanken faßte, sie anzukaufen, sie wieder herstellen und zu einer Rettungs-Anstalt für verwahrloste Kinder einrichten zu lassen. Im Januar 1836 wurde die Anstalt vorerst in dem Meiereigebäude, dem jetzigen Anstaltswirthshaus, mit nur 12 Kindern eröffnet. Im| nämlichen Sommer wurde das sog. Bandhaus eingebaut und im Dezbr. 1836 zogen schon 32 Kinder in die neue geräumige Wohnung ein. Auch die halbverfallene Klosterkirche wurde wieder hergestellt und in der restaurirten vormaligen Oberamtei errichtete der (1837) an Zellers Stelle tretende Verein eine Armenschullehrer-Bildungsanstalt. Zugleich hat der beiden Anstalten vorstehende Inspektor seine Wohnung darin. Der Verein hat die frühern Klostergüter für die beiden Anstalten theils angekauft, theils in Pacht genommen und besitzt jetzt an Gärten, Äckern und Wiesen 28 Morgen. Seine Einnahmen bestehen in freiwilligen Gaben, Legaten, Kost- und Kleidergeldern und Verdienst. Armenschullehrerzöglinge waren im letzten Jahre 22, Kinder 63 in der gedachten Anstalt. In dem großen, geräumigen Hofe vor den Anstaltsgebäuden ist ein reichlich fließender Rohrbrunnen mit vortrefflichem Wasser und dieser, sowie die hohe und doch geschützte Lage haben den besten Einfluß auf den Gesundheitszustand der Anstaltsangehörigen, bei welchen Krankheiten zu den Seltenheiten gehören. Innerhalb des Klosterhofes hat auch ein königlicher Revierförster und ein fürstlicher Waldschütze seine Amtswohnung. Die Aussicht gegen Norden und Nordwesten ist prachtvoll. In der ziemlich kleinen Klosterkirche, in welcher noch vor Kurzem das Altarbild der Krönung Maria’s (ein Werk der oberdeutschen Schule aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts) sich befand, liegen begraben: Lucardis de Weinsperg, nata de Limpurg, fundatrix, ein Graf Gottfried von Löwenstein, mehrere Herren von Weinsberg, von Weiler, von Heinrieth, Schenken von Limpurg (Walther und Konrad mit ihrer Mutter Agnes, geb. Gräfin von Helfenstein).

Ferd. Wilh. Pistorius, ehemaliger Klosteramtmann (in seinen Monumenten des Nonnenklosters Lichtenstern, verfaßt 1768, Hdschr. der k. öff. Bibl. in Stuttg. hist. Fol. Nr. 91) sagt über den damaligen Stand: Lichtenstern liegt auf einem Hügel hinter waldigen Bergen. Unten ist ein sehr enges Thal; die Markung bei zwei Stunden weit. Ein Gefällabschlaghof in Heilbronn, 2544 Morgen Wald, 2 Meiereien in Lichtenstern und Waldbach. Der Kreuzgang ist noch ganz; oberhalb desselben eine kleine gewölbte Kapelle; 8 Nonnenzellen, 16′ lang, 14′ breit; die Conventstube mit den Wappen der Nonnen und biblischen Geschichten; hinten die Küche, von der ein Gang in’s Refectorium führt. Im oberen Stock sind die Lebkuchenstube (die Nonnen waren berühmt in deren Verfertigung) und die Fürstenstube mit einem Erker. Sonstige Gebäude: Gast- (jetzt Pfarr-) Haus, Pfisterei, Meierei, massiver Fruchtkasten mit guten Kellern.

Luitgardis von Limpurg, Wittwe Konrads von Weinsberg,| stiftete um’s Jahr 1242 das Cistercienser-Nonnenkloster in dem damals sog. Tuffingsthale, an welchem die Hälfte ihren Kindern, die andere Hälfte deren Verwandten, einem Herrn von Heinrieth, gehörte, welche Beide ihren Antheil dem Kloster schenkten[2]. In das neugebaute Kloster zog die Schwester der Stifterin, Burksindis von Limpurg, im Jahr 1242 mit 12 Cistercienser-Nonnen von Himmelthal als erste Äbtissin ein (Alte Erzählung bei Besold Virg. 423). Bischof Hermann von Würzburg bestätigte im Aug. 1243 die neue Stiftung und gab ihr den Namen praeclara Stella. Die Bestätigung Pabst Alexanders IV. erfolgte um 1255. Später hieß das Kloster gewöhnlich clara, auch lucida stella. Es gelangte bald zu einem ansehnlichen Güterbesitze, wie aus der Bulle Pabst Alexanders IV. von ca. 1255 (welche freilich ohne Monat und Tag und nicht im Original vorhanden ist) erhellt – und hatte namentlich Güter in Affaltrach, Ammertsweiler, Bitzfeld mit Pfarrsatz (seit 1255, Kirche incorporirt 1265), Bretzfeld, Dimbach, Eschenau, Hirrweiler, Hohenrieth, Löwenstein, Schwabbach, Sülzbach, Waldbach, Weiler und Willsbach, sodann in Hertigshofen und Mittelschönthal Oberamts Backnang, Gülten in Biberach Oberamts Heilbronn, Flein, Böckingen und Obereisisheim. Zehnten und Patronatrecht in Erbstetten, Binswangen, Erlenbach; Hof in Cleversulzbach. Gülten in Steinach Oberamts Waiblingen. In Marktlustenau, Hall, Gerechtigkeiten. Gut in Ziegelbronn. 1/2 Mühle in Mosbach Oberamts Künzelsau. Zehnten in Schwöllbronn und Verrenberg. In Heilbronn hatte das Kloster einen Pfleghof. Seine größten Wohlthäter waren die Herren von Weinsberg und Weiler, die Grafen von Löwenstein und die Schenken von Limpurg. Am 28. Aug. 1274 bestätigte K. Rudolf dem Kloster die demselben von Walther Schenk von Limpurg übergebenen reichslehnbaren Güter.

Die Capelle wurde im Nov. 1282 in honorem St. Benedicti et Bernhardi geweiht.

Die Schirmvogtei des Klosters verwalteten zuerst die Herren von Weinsberg, welche 1408 von König Ruprecht förmlich damit belehnt wurden. (Im Jahr 1312 erscheint Markgraf Friedrich von Baden als Mitschirmer neben Engelhard von Weinsberg. Mone Zeitschr. 9, 323). Von diesen gieng sie auf die nachmaligen Besitzer der Herrschaft Weinsberg über, 1450 die Kurfürsten von der Pfalz, 1504 die Herzoge von Württemberg.

| Wappen: Ein Halbmond mit zwei Sternen.

Oberer und Visitator des Klosters war wenigstens gegen das Ende des 15. Jahrhunderts der Abt von Maulbronn (Mone Zeitschrift 11, 361).

Äbtissinen waren: Burgsindis von Limpurg 1242. Elisabeth 1272–76. Kunigunde von Löwenstein 1282–87. Elisabeth 1292 (Mone 5, 204). Irmentraud 1296–98. Jute 1306. Adelheid von Urbach 1315. Adelheid von Halle 1321 (urkundet in d. J. für den Deutschorden). Kunigunde 1356. Uta von Burleswag 1363–67 (Wibel 1, 114. Mone Zeitschr. 11, 348). Anna von Vellberg 1368. Uta von Münchingen 1377–91. Margarete von Stein 1461 (Mone 11, 358). Constantia von Bellendorf 1473. Anna Nothhaftin 1481 (Mone 11, 361). 1501. Agnes von Liebenstein 1524. Barbara von Liebenstein 1538 (Besold Virg. 101).

Im Jahr 1525 wurde das Kloster von 400 Bauern (des hellen Haufens vom Odenwald) von Öhringen aus überzogen und da der Convent nach Heilbronn geflohen war, geplündert, aber nicht, wie Einige berichten, verbrannt. Die Klosterfrauen zogen nach Wiederherstellung der Ruhe wieder ein; aber bald schlug mit der Reformation die Stunde, wo sie es wieder verlassen mußten (vgl. Besold Virg. 101. 104. 107). Im April 1554 befahl Herzog Christoph dem Vogt und Keller von Weinsberg, die dem Kloster bei letztem Landtag auferlegte Geldsumme einzufordern. Wenn die Nonnen sich bedenken, sollen sie mit schlechten Worten ihren Abschied erhalten. Sie wurden nun wirklich auch ausgetrieben, nahmen aber die besten Urkunden mit. Zwei Nonnen wurden lutherisch und erhielten ein Leibgeding. Nach der Niederlage des Protestantismus durch die Nördlinger Schlacht (1634) erhielt der Abt Christoph von Walkenried die Administration des Klosters. Nach dessen Tode im Jahr 1636 nahm es der Abt von Kaisersheim in Besitz und setzte mit kaiserlicher Ermächtigung eine neue Äbtissin ein, Maria Jakobine von Hengenberg, welche, als der in sein Land zurückgekehrte Herzog Eberhard sich wieder hatte huldigen lassen, erst gegen Abschluß des westphälischen Friedens hin wieder wiech. Die Einkünfte des Klosters wurden nun von einem Hofmeister verwaltet, der zugleich Oberamtmann des Klosteramts war. Das Klosteroberamt mit seinen Orten Lichtenstern, Obereisisheim, Dimbach, Waldbach wurde nach Einzug des Kirchenguts aufgehoben und (unter Ausschließung Obereisisheims) mit dem Oberamt Weinsberg vereinigt. 1807.

Die Kirche von Lichtenstern war nach der Reformation Filial von Waldbach, von 1647–68 Filial von Willsbach. Von 1668 bis| 1694 hatte sie eigene beständige Vicarien. Von 1694–98 war sie Filial vom Diaconat in Löwenstein, 1698–1701 Filial von Wüstenroth. Von 1701–1739 wurde sie wieder durch eigene beständige Vicarien versehen. Im Jahr 1739 wurde eine eigene Pfarrei hier errichtet, dieselbe aber – nebst der Schule – aufgehoben i. J. 1811, von wo an Lichtenstern Filial der Pfarrei Löwenstein ist.

Die Anstaltsangehörigen haben ihren Gottesdienst seit Errichtung der Anstalten in der restaurirten Klosterkirche durch den Inspektor der Anstalt, welcher Theolog ist, unter Wahrung der Löwensteiner Parochialrechte.

7) Die Mittelmühle mit zwei Mahlgängen, einem Gerbgang und einer Ölmühle, und

8) die Obermühle mit einem Mahl- und einem Gerbgang, liegen nur je 1/8 Stunde (geometrisch) von der Stadt entfernt am westlichen Fuße des Löwensteiner Berges, in dem schroffen Thaleinschnitte der hier noch jugendlichen Sulm; letztere oberhalb und erstere unterhalb des Theußerbades und seiner kleinen von der Sulm getränkten Seen. Hart an ersterer zieht das schmale Vicinalsträßchen vorüber, welches von der Poststraße ab in’s Theußerbad führt.

9) a. Der Weiler Reisach liegt 1/2 Stunde (geom.) nordöstlich vom Mutterorte Weinsberg entfernt, durch den Wolfertsberg und durch die von Lichtenstern her in das Sulmthal ausmündende Thalschlucht davon getrennt, auf einem westlichen Vorsprunge des Löwensteiner Gebirges, welcher, obwohl tiefer als Löwenstein liegend, einen herrlichen Ausblick über das ganze Sulmthal bis zu seiner Ausmündung in’s Neckarthal gewährt. Der sich am Gebirgsabhange lang hinstreckende Ort ist von Weinbergen rings umgeben. 150 Morgen gehören Reisach an, welches auch theilweise einen ausgezeichneten Wein producirt, der in’s Thal, wie auf den Mainhardter Wald und weiterhin seinen Absatz findet und um einige Gulden höher als der Löwensteiner bezahlt wird. Der Ertrag eines Morgens wird zu 4 Eimern geschätzt. Die Preise eines Morgen Weinbergs bewegen sich hier zwischen 300–700 fl.

Minder bedeutend ist bei dem abhängigen Terrain die Landwirthschaft. Die Wiesen liegen zumeist in dem Thalgrunde des von Lichtenstern herkommenden Schlierbaches und oberhalb des Frankenhofes.

Der Obstbau ist beträchtlich.

Der Ort gehörte zur Herrschaft Löwenstein (vergl. Hirrweiler), hat eine eigene Schule und in dessen Folge einen eigenen| Schulgemeinderath mit Anwalt und als Parochus den Diaconus von Löwenstein. Das im Jahr 1840 neugebaute geräumige Schulhaus mit Thürmchen und Glocke hat eine freie Lage an der unteren Spitze des Orts mit vortrefflicher Aussicht.

b. Der dazu gehörige Weiler Altenhau liegt etwa 1/8 Stunde östlich von Reisach, aber bedeutend höher an dem erwähnten Gebirgsvorsprung hinaufsteigend. Der Weinbau erreicht hier sein Ende und der Wald nimmt seinen Anfang.

c. Das Bachhäusle liegt ebenfalls 1/8 Stunde nordwestlich von Reisach, an dem von Lichtenstern her kommenden Bach (Schlierbach), in dem schmalen Wiesengrunde, den derselbe hier bildet, auf seinem rechten Ufer, während

d. der Frankenhof auf einer leichten Ansteigung seines linken Ufers gelegen ist, gleichweit von Reisach, wie vom Bachhäusle entfernt, aber näher beim Mutterort als dieses, ca. 3/8 Stunden bergan. Der Hof war Lehen vom Fürsten von Löwenstein, ist jetzt Eigenthum der drei Besitzer und mit guten und fruchtbaren Gütern umgeben.

10) Der Weiler Rittelhof mit 37 Einwohnern wird von dem schmalen steinigten Vicinalsträßchen, das nahe am Fuße des Löwensteiner Berges von der Poststraße ab in’s Thälchen des Theusserbades führt, durchschnitten. Er liegt 1/4 Stunde nordwestlich vom Mutterort, tief unter demselben an einer leichten Ansteigung des Terrains auf dem linken Ufer der hier noch jugendlichen Sulm. Die diesen Weiler umgebenden Felder sind gut gebaut, aber minder ergiebig. Weinbau wird auf ungefähr 30 Morgen fleißig getrieben, aber der erzeugte Wein wird geringer, als der von Löwenstein und Reisach geschätzt.

11) a. Die Seemühle und das Gerberhäusle liegen je ungefähr 3/8 Stunden (geometrisch) vom Mutterort entfernt, am Fuße des Berges, auf den sich von hier an die vorüberziehende Poststraße, den mit Pappeln besetzten Seedamm überschreitend, bis zum Stadtthor erhebt. Der der Grundherrschaft gehörige, früher 12 Mrg. haltende See ist bis auf 1/12 seit den 40ger Jahren ausgetrocknet und in nicht besonders ergiebige Länder verwandelt, welche verpachtet werden. Die eines Wasserspiegels ohnehin entbehrende Gegend – denn die Sulm ist durch’s ganze Thal zu schmal und zu tiefliegend – hat mit Austrocknung dieses See’s bedeutend an Glanz und Leben verloren. Die Seemühle, fürstl. Besitzthum und in Zeitpacht gegeben, mit 2 Mahlgängen und 1 Gerbgang, wird von dem Abfluße des durch die Sulm genährten See’s getrieben.

| 12) Das schon oben erwähnte Theusserbad und die ganz in dessen Nähe liegende

13) Ziegelhütte sind etwa 1/8 Stunde (geometrisch) vom Städtchen entfernt, im ganz schmalen Thaleinschnitte der Sulm, tief am westlichen Fuße des Berges, auf welchem Löwenstein thront und durch einen steilen Fußweg, zum Theil durch Staffeln mit der neuen, den Berg hier umschlängelnden Steige verbunden. Des aus dem Thälchen hinausführenden, unterhalb der Seemühle in die Poststraße einmündenden, schmalen, steinigten Vicinalsträßchens, welches aber der Staat zu unterhalten hat, ist bei 8) und 10) gedacht worden. Das von der unweit entspringenden Sulm gebildete, von Südost gegen Nordwest ziehende Thälchen, ist auf seinem östlichen Abhange von Baumwiesen, auf seinem westlichen von Wald überragt.

In geognostischer Beziehung findet sich hier Keuperformation mit Gypslagern, aus welcher mehrere gyps- und bittersalzhaltige Quellen am Fuße des Berges entspringen, von welchen zwei gefaßt sind. Auch trifft man ganz in der Nähe des Bades einen reichhaltigen Vitriolschiefer, aus welchem viele Jahre Vitriol und Bittersalz gewonnen wurde.

Das dreistockige, zu Anfang dieses Jahrhunderts gebaute Badgebäude mit seinem Garten, nimmt die ganze Breite des Thälchens ein. Unten sind die Wirthschaftszimmer und gegen den Garten hinaus 7 Badezimmerchen mit Badewannen und doppelter Hahneneinrichtung. Gegenüber, am Fuße des Berges, sprudelt die Quelle, welche in das nebenanstehende Kesselhaus zum Sieden und von da durch unterirdische Röhren in die Badcabinette geleitet wird.

Wenige Schritte unterhalb dem Badehause liegt das fürstliche Lustschlößlein von eigenthümlicher Bauart, rings von einem See umgeben, über welchen eine Brücke führt, welche so laut als das Schlößlein selbst an den Zahn der Zeit mahnt.

Oberhalb dem Badehause, vor dem ehemaligen östlichen Thore, an welchem auch eine gefaßte Quelle guten, süßen Wassers läuft, ist ein Damm mit einer Reihe alter, schattigter Linden, unter denen die Badgäste und ihre Besucher ehemals traulich tafelten und daneben eine Kegelbahn und eine geräumige Stallung.

An dem den steilen Berg zum Städtchen hinauf führenden Staffelweg steht ein altes Kirchlein, welches im vorigen Jahrhundert für die Badgäste gebaut und an Jakobi 1731 von dem damaligen Löwensteinischen Hof- und Stadtprediger Greineisen eingeweiht wurde, aber bei der Abnahme der Badfrequenz längst verlassen und in dem letzten Jahrzehnte zu einer Bierbrauerei eingerichtet worden ist.

| Das Bad selbst war schon im 16. Jahrhundert im Gebrauch und wird, nach seiner Lage „bei Löwenstein“ bezeichnet, von Johann Winter (Guintherius) aus Andernach in seinem im Jahr 1565 zu Straßburg erschienenen Commentarius de balneis (S. 91) erwähnt. Monographien darüber veröffentlichten im Druck Melchior Meisner 1665, Joh. Christoph Eisenmenger, Physicus ordinarius zu Heilbronn, 1668 und Dr. Dietr. Christoph Scharff, gleichfalls Phys. ordin. zu Heilbronn, letzterer unter dem Titel: Neue Beschreibung deß … bey und unter der hoch-gräflichen Residenz Löwenstein reichlich hervorfließenden Gesund-Brunnens. Heilbr. 1733. 8. Scharff schon konnte den Ursprung des Namens Theusser Bad, welcher neben der Bezeichnung Löwensteiner Bad aufkam, nicht mehr aufspüren (S. 4); Theuß mag wohl ein früherer Besitzer oder Badadmodiator gewesen seyn; jedenfalls ist die Ableitung des Namens von einem Kartheuser-Kloster, dergleichen nie eines in der Nähe bestand, unrichtig. Nach Scharff wurde, weil sich das Bad in Folge der vorangegangenen Kriege in einem schlechten Zustande befand, der damalige Apotheker Walz von den Grafen von Löwenstein beauftragt, das Fehlende zu ergänzen und neue Badzüber und Kessel einrichten zu lassen. Es wurde nun in solchen Stand gesetzt, daß drei aneinanderstoßende Gebäude, das mittlere dreistockig, vorhanden waren. Parterre waren die Wirthschaftszimmer und das Bad; letzteres durch eine Bretterwand in ein Männer- und Frauenbad getrennt. Die oberen Etagen nahmen in 17 Zimmern und Kammern die Kurgäste auf. Den Gebäuden gegenüber war am Fuße des Berges eine Mauer mit Schießscharten errichtet, wodurch ein Hof gebildet wurde, der gegen Osten und Norden je durch ein Thor geschlossen war. Über dem nördlichen Thore war ein bedeckter Gang angebracht, welcher von den Zimmern zu der noch innerhalb der Mauern befindlichen Quelle führte. Bei den benachbarten Müllern (der oberen und Mittelmühle, Nr. 7 und 8), waren schon damals fremde Mineralwasser, Eger-, Selterser Wasser etc. mit Eselsmilch um billigen Preis zu haben. Das Lustschlößchen war damals schon vorhanden, mußte aber 1822 renovirt werden. Im J. 1801 wurde das mittlere Gebäude abgebrochen und das gegenwärtige Badehaus erbaut, in welchem aber erst im J. 1836 die Cabinette und die Wasserleitung mit Hahnen eingerichtet wurden.[3] Früher Eigenthum der Fürsten von Löwenstein, wurde es im J. 1800 im Erbpacht verliehen und ist | jetzt im Besitze der Wittwe Mezger von Ludwigsburg, geb. Hildt. Das Bad war noch bis zum 4. Jahrzehnt des gegenwärtigen Jahrhunderts fleißig besucht, besonders von Heilbronnern, ehe der Zug nach Jaxtfeld und Wimpfen gieng, und eine Tafel mit aufgehängten Krücken im Badöhrn verkündet: daß, wo achtjähriger Gebrauch von Baden-Baden und zweijähriger von Wildbad ohne Erfolg geblieben, der vierzehntägige Gebrauch dieses Bades die Krücken, und der vierwöchige den Stock entbehrlich gemacht habe. In neuerer Zeit steht es ziemlich verwaist und wird nur noch von Leidenden der nächsten Umgegend gebraucht, ohne bleibenden Aufenthalt. Die Gebäude werden von Pächtern bewohnt. Nach der im J. 1824 von Professor Sigwart vorgenommenen Analyse des Wassers sind in 16 Unzen
krystall. Bittersalz 2,75 Gr.
krystall. Glaubersalz 1,10 "r.
Gyps 11,28 "r.
kohlensaurer Kalk 1,97 "r.
kohlensaure Bittererde 0,95 "r.
Salzsäure und Erdharz 0,35 "r.
kohlensaures Gas 11/4 württ. Decim. Cubikzoll.

Zu dem Bade gehören ca. 20 Morg. Gärten mit sehr schönen Obstbäumen, Wald und einer Hopfenanlage am westl. Abhange.

Die Burg Löwenstein, welche im Laufe der Zeit dreien nach ihr sich nennenden Geschlechtern zum Hauptsitze diente (VII, 1), bis solcher in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts nach dem neuerworbenen Wertheim verlegt wurde, tritt als solche um 1133 erstmals in der Geschichte auf. Sie war damals das für unüberwindlich geltende Schloß der Calwer Grafen, von denen eines der bedeutendsten Glieder, Gottfried, Schwiegervater Herzog Welfs VI., ohne Hinterlassung von Söhnen um 1131 gestorben war, so daß zwischen seinem Neffen, Graf Adelbert von Calw, dem ersten, welcher sich auch Graf von Löwenstein nannte, und dem obigen Welf ein Erbstreit entstund. In diesem eroberte der kriegskundige Herzog die Veste Löwenstein und nahm die Besatzung gefangen (Stälin würt. Gesch. 2, 371), ohne jedoch den Grafen bleibend aus diesem Besitze zu verdrängen.

Als nach Aussterben der ältesten Grafen von Löwenstein und nach kurzem hochstiftisch-würzburgischem Zwischenbesitze (VII, 1), K. Rudolf im J. 1281 die Grafschaft angekauft hatte, hielt er um Martini 1287 sich auf der Burg auf und verlieh eben am 11. Nov. der Stadt Löwenstein alle Freiheiten, welche seine königlichen Vorfahren der Stadt Weinsberg verliehen hatten.

| Nachdem die Grafschaft seit 1441 der Kurpfalz gehört hatte (VII, 1) und in diesem Hause an den unebenbürtigen Grafen Ludwig gekommen war, rückte Herzog Ulrich von Württemberg im bayerischen Erbfolgekriege, wo genannter Graf Ludwig auf der Seite des geächteten Pfalzgrafen Ruprecht stand, im Juli 1504 vor die Burg, eroberte sie nach viertägiger Belagerung, erklärte sie und die Grafschaft für erobertes Land und gab sie erst nach 4 Jahren auf dringende Fürbitte mächtiger Fürsten dem Grafen Ludwig von L. gegen Abtretung zweier Dörfer, Gr. und Kl. Ingersheim, unter der Bedingung zurück, daß er sie als ein unter württembergischer Landeshoheit stehendes Lehen betrachte, weßhalb die Unterthanen den Herzogen von Württemberg zu huldigen hätten (VII, 1). Württemberg hatte dem zu Folge von da an einen sog. Reservatenvogt in Löwenstein, welche Stelle längere Zeit dem Oberamtmann in Beilstein übertragen war. Das Patronatrecht wurde den Grafen belassen, das Episcopalrecht aber durch den Special-Superintendenten von Neuenstadt, später von Weinsberg ausgeübt.

Im J. 1512 am 15. Jan. brannte das Schloß Löwenstein gänzlich ab. Bei diesem Brande verunglückte der 19jährige Graf Wolfgang von Löwenstein, der eben seine Vermählung mit Elisabeth von Hohenlohe feiern wollte (Estor kleine Schriften 1, 688).

Im Bauernkriege, 1525, zog eine Abtheilung des hellen Haufens vor Löwenstein, um die beiden Grafen Ludwig und Friedrich zum Eintritt in die christliche Brüderschaft zu zwingen. Da sie geflohen waren, so wurden sie unter Bedrohung der Verwüstung aller ihrer Güter aufgefordert, sich in diesen Tagen persönlich im Bauernlager zu stellen. Auf eine zweite Ladung von Weinsberg aus erschienen die Grafen und wurden nun genöthigt, im Bauernkittel mit weißen Stäben in den Händen zu Fuß mit nach Heilbronn zu wandern, dort mit dem engeren Ausschuß der Bauern zu unterhandeln und die Annahme der berühmten 12 Artikel zu beschwören. Der Sieg des Truchsessen von Waldburg befreite sie wieder.

Der 30jährige Krieg, der schon im J. 1622 von der Schlacht bei Wimpfen seine Schreckensdonner auf diese Höhen herauf hatte ertönen lassen, brachte nach der Schlacht von Nördlingen die übermüthigen, fanatisirten Sieger über Hall her auch vor Burg Löwenstein, welche wie so manche Burgen und Städte Württembergs im Rauch aufging und seither in Trümmern liegt. Kaum daß das kurz zuvor gebaute untere Schloß und das Städtchen diesem Schicksale entgiengen.

| Gefällberechtigt waren zur Zeit der Ablösungsgesetze von 1848/49;
a) Die Fürsten von Löwenstein-Wertheim-Freudenberg und von Löwenstein-Wertheim-Rosenberg;
b) in Hirrweiler und Kloster Lichtenstern die Staatsfinanz-Verwaltung.

Die Kirche, ecclesia B. V. Mariae et St. Nicolai, war Anfangs Filial der Kirche Sülzbach, und als Engelhard von Weinsberg im Jahr 1345 dem Kloster Schönthal die Kirche Sülzbach cum filialibus schenkte, nahm er die Kirche in Löwenstein (als ihm nicht gehörig) ausdrücklich aus.

Bis zum J. 1852 gehörte zur Pfarrei Löwenstein als Filial die 11/2 Stunde entfernte bürgerliche Gemeinde Neulautern, welche jetzt einen eigenen ständigen Pfarrverweser hat (s. Neulautern).



  1. Ob Herlenweiler (worunter übrigens nicht das ganze Dorf, sondern blos einzelne Leibeigene und Güter gemeint seyn könnten), welches Graf Eberhard der Greiner den 27. August 1357 von Albrecht Hummel und Heinrich Gebrüdern von Lichtenberg mit der Vogtei über das Kloster Oberstenfeld erkaufte, unser Hirrweiler ist oder ein abgegangener Ort, steht ganz dahin.
  2. Urkunden des Klosters überhaupt bei Besold Virg. sacr. monim. 427–442 und Mone Zeitschr 11, 344–368.
  3. Die neueste Monographie ist: Theusserbad bei Löwenstein. Heilbronn. Schell, 1844. 8.


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