« Kapitel A 1 Beschreibung des Oberamts Wangen Kapitel A 3 »
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
|
II. Natürliche Beschaffenheit.


1. Gestaltung der Oberfläche.
a. Gebirge.

Beinahe nach seiner ganzen Ausdehnung gehört das Oberamt Wangen demjenigen Theile Oberschwabens an, welcher durch eine sehr unregelmäßige Bildung der Oberfläche und durch die einzelnen Hügelgruppen und Hügelreihen charakterisirt ist, die auf den Landrücken sich erheben, und so nahe an einander gereiht und so regellos vertheilt sind, daß sich das Ganze als ein äußerst coupirtes und ungeordnetes Bild darstellt. Ausnahmen machen hievon nur die Thalebenen von Isny und Friesenhofen, die Hochfläche von Kißlegg und der ansehnliche Gebirgszug im Osten des Bezirks, die Adelegg, auch die Rohrdorfer Berge genannt, welcher zunächst unsere Aufmerksamkeit auf sich zieht.

Dieses Gebirg, bestehend aus Nagelflue, erhebt sich hoch und steil über der an sich schon hochliegenden Thalfläche von Isny (s. unten das Höhenverzeichniß) und bildet die erste Stufe der Vorarlberger Alpen und somit des Hochgebirges, mit welchem es südlich durch Mittelglieder zusammenhängt. Es zieht sich an der östlichen Landesgrenze in einer Länge von drei Stunden und in einer Breite von einer Stunde hin, und verliert sich gegen Norden gegen Friesenhofen und Hinznang in einer sanften Abdachung. Auf beiden Seiten von tiefen, engen und wilden Thälern und Schluchten (Tobeln) durchschnitten, erreicht es auf seinem Rücken nirgends die Breite von einer Viertelstunde. Seine Abhänge, wo diese nicht aus nackten Felsen bestehen, und die mannichfaltig geformten Kuppen tragen Nadelholz und kräftige Viehweiden. Hier ist der Betrieb der Viehzucht und das Sennwesen schon ganz alpenmäßig. Der Sennhof Adelegg liegt 3092 Pariser Fuß über der Meeresfläche. Die Kuppe des Schwarzen Grates oder des Schwarzkopfs (3420 P. F.) wird von dem höchsten Punkte des Landes, dem Dreimarkstein auf der Hornisgründe (auch Katzenkopf| genannt) nur um 130′ übertroffen. Weitere Hochpunkte der Adelegg s. unten in dem Höhenverzeichniß. Ein ungemeiner Wasserreichthum, selbst noch auf den höheren Punkten des Gebirges, macht dasselbe bewohnbar, so daß sich mehrere Weiler und Höfe daselbst befinden, welche zu den Gemeinden Großholzleute, Rohrdorf, Friesenhofen, Winterstetten und Vorstadt Isny gehören.
b. Berge und Hügel.
Von isolirten Bergen verdienen besonders Erwähnung: 1) die Iberger Kugel auf der äußersten Spitze des württembergischen Territoriums, südlich von Isny. Die Kuppe dieses Berges erreicht beinahe die Höhe der Adelegg und steht beinahe vereinzelt, indem nur der untere Theil desselben mit niedrigeren Hügeln in Verbindung steht; der höchste, sehr schmale Rücken ist kahl, die steilen Abhänge sind mit Tannen bewachsen oder dienen zur Viehweide. 2) Der Rangenberg, völlig abgesondert in der Ebene zwischen Isny und Rimpach nahe bei Rohrdorf, zwar ziemlich niedriger als das Gebirge, aber doch zu den bedeutenderen Erhebungen des Oberamts gehörig; der längliche, schmale Rücken ist bewaldet, die Abdachung ziemlich steil. 3) Der Menelzhofer Berg zwischen Neutrauchburg und Menelzhofen, mit steilem südlichen Abhang, 2466 P. F. hoch. Über die hier vorgefundenen Braunkohlen im Sandstein der Molasse s. unten. Etwas höher noch als dieser ist 4) der Braunenberg mit dem Rothholz zwischen Menelzhofen und Beuren, bewaldet mit steilem Südabfall. – Außer diesen enthält der Bezirk, wie oben bemerkt wurde, eine Menge eng an einander gereihter Hügel von geringer Erhebung und sehr mannichfaltiger Bildung; der höchste derselben erhebt sich über die Mitte des Landrückens zwischen den beiden Argen, der Kögeleggerberg, 11/2 St. südlich von Ratzenried, 2240 P. F. (Signal); sein Plateau, aus der Ferne nicht sehr bemerklich, bietet gleichwohl eine ausgezeichnete Fernsicht, und trägt – eine angenehme Abwechslung| in diesen Tannenwäldern – einen Kranz von Eichen. – Die hügeligsten Gemeindebezirke sind Eggenreute, Pfärrich, Praßberg, Ratzenried, Eglofs, Eisenharz und Christatzhofen.
c. Abdachung und Wasserscheide.

Mit einer unbedeutenden Ausnahme ist der Oberamtsbezirk im Ganzen südwärts gegen den Bodensee oder Rhein gesenkt, und zwar dachen sich die einzelnen Höhenzüge und Hügelreihen gegen die beiden Argen, die Hochfläche von Kißlegg aber – fast unmerklich – gegen die Wolfegger Ach und durch diese gegen die Schussen ab. Nur die östliche Hälfte der Gemeinden Emmelhofen, Beuren zum Theil, Friesenhofen, Winterstetten und die ganze Ostseite der Adelegg gehören durch die Roth und Eschach dem Iller-Donaugebiet an. Die Wasserscheide (im Allgäu Pflegelwälze genannt) zwischen Rhein und Donau betritt den Bezirk auf dem Punkte, wo derselbe mit den Oberämtern Waldsee und Leutkirch zusammenstößt, geht durch das Röthseeer Ried links an Weitershofen und Reipertshofen vorüber, gerade südwärts, zwischen Schorren und Bremberg hindurch, dann östlich zwischen dem Bremberger Weiher und Argensee über die Oberamtsgrenze nach Gebratzhofen. Nochmals tritt sie in das Oberamt ein in der Gemeinde Beuren, zieht zwischen dem Mauer- und Haldensee hindurch nach Hedratzhofen und Lengertshofen, in welch letzterem Orte ein Haus seine Traufe westlich nach der Argen, östlich nach der Iller sendet, zieht die Braunhalde hinauf, wo sie sich schnell nordöstlich wendet, darauf zwischen dem obern und untern Moos bei Rimpach fortsetzt, ohne daß ihre Linie bestimmt nachgewiesen werden kann; bei Rimpach gelangt sie auf das Gebirg und folgt hier dem Kamm der Adelegg, bis sie auf dem Schwarzen Grat die bayerische Grenze erreicht.

Untergeordnet ist die Scheidelinie zwischen dem Argengebiet und dem der sogenannten Wolfegger Ach, welche aus dem Arrisrieder Moos zwischen Sommershalden und| Sommersried hindurch nach Buchen und Bietenweiler, Siggen, Hinter- und Vordermoos zieht, bei welch letzterem Ort sie in das Oberamt Ravensburg eintritt.
d. Thäler.
1) Das Hauptthal des Oberamts, welches dasselbe in seiner ganzen Länge durchschneidet, ist das der untern Argen; es hat von seiner Vereinigung mit dem Thal der obern Argen bis zur Landesgrenze oberhalb Großholzleute eine Länge von 12 Stunden, von welchen 11 auf den diesseitigen Bezirk kommen. Von seinem Eintritt ins Land bis eine Stunde unterhalb Isny ist das Thal ziemlich weit und flach, am weitesten zwischen Isny und Ratzenhofen, indem es aber nun eine westliche Wendung nimmt, verengt es sich schnell und bleibt das ganze Oberamt hindurch sehr schmal. Die Thalränder sind steil, aber nicht sehr hoch und meist mit Nadelwald bewachsen, so daß es bei den vielen Krümmungen nicht an malerischen, bald wilden, bald anmutigen Parthien fehlt; an manchen Stellen aber bildet das lose Gerölle, das besonders in nassen Frühjahren oft in bedeutender Menge herabstürzt, eine kahle Wand. Die Ufer sind häufig mit dichtem Gebüsch bekleidet, oft aber ganz nackt und flach; die Thalsole ist eben, nicht selten moorig und naß, durch die häufigen Überschwemmungen des wilden Wassers mit Sand, Grus und Schutt bedeckt, doch häufig auch im schönsten Graswuchs prangend. – Die weite Thalebene, von welcher das Argenthal an der oben bezeichneten Stelle in westlicher Richtung sich trennt, zieht sich nördlich als Trockenthal gegen Friesenhofen hin, wo sich von Osten her das Eschachthal erweitert, so daß nur Ein breites Thal gegen Leutkirch nach der Iller zieht. Durch ein ganz ähnliches Trockenthal bei Hohenegg im Bayerischen hängt das Oberthal der obern Argen mit dem der untern zusammen, und es ist der sehr wahrscheinliche Schluß gemacht worden, „daß beide Argen in der Periode des Durchbruchs der in den Querthälchen eingeschlossenen Gebirgsseen nach Norden durch| das Eschach- und Aitrachthal zur Iller abflossen, bis die Gewässer sich erniedrigt hatten, und sie nun gezwungen waren, niedrigere kleine Rinnsale aufzusuchen und gegen Westen ihre jetzigen, so engen Mittelthäler einzureissen." (Schwarz reine natürl. Geogr. von Württ. S. 187). Dieser allmäligen Andämmung hat die Gegend von Friesenhofen und Hinznang die Mächtigkeit ihres Humus zu verdanken, wodurch die Getreidefelder dieser Orte den Vorzug der Fruchtbarkeit vor allen übrigen des Oberamtsbezirks behaupten.
Nebenthäler des unteren Argenthals.
a. Auf der rechten Seite.

Von mehreren engen Waldthälern und Schluchten, Tobel genannt, ist das tief eingerissene Thal von Gottratshofen zu nennen, das sich in bedeutender Ansteigung nach Enkenhofen, und von da nach dem Haldensee und Beuren hinaufzieht. Das Mühlbachthal, welches aus dem Oberamt Leutkirch kommt, gehört nur gegen das Ende auf einer Seite dem diesseitigen Bezirk an. Das Karbachthal, gegen seine Mündung bei Pfärrich eng und tief, verflacht sich aufwärts und hat von seiner Vereinigung mit dem Argenthal bis Karsee eine Länge von 2,5 Stunden. Das Eggen- oder Haslachthal durchstreicht den Bezirk nur von Eggenreute bis unterhalb Amtzell; es ist in der obern Hälfte dieser Strecke sehr eng mit stark bewaldeten steilen Hängen.

b. Auf der linken Seite.

Die erheblichsten sind: das weite Isnyer Aachthal, das sich bei Ober-Ried, unmittelbar ehe es das Argenthal erreicht, einengt; ein ziemlich flaches Thal ohne besondern Namen, das sich an Christatzhofen vorüber nach Siggen und Alberis hinaufzieht; das Eschbachthal, ein tiefer wilder Tobel, verflacht sich aufwärts in den Siggener Waldungen; der Tobel des Waldbachs von Ratzenried; das kleine, freundliche Nieratzerthälchen.

2) Das Thal der obern Argen hat von seiner Vereinigung mit dem der untern, welcher Punkt gerade auf die Oberamtsgrenze fällt, bis zu seinem Eintritt aus Bayern bei Malaichen eine Länge von 6,7 Stunden. Es unterscheidet sich, so weit es durch das diesseitige Gebiet zieht, von dem untern Argenthal durch sanftere Krümmungen, weniger steile| und wilde Thalwände, indem seine Hängen zum Theil angebaut sind, und durch gefälligere Abwechslung seiner Formen. Besonders erweitert es sich bei Wangen zu einer schönen, fruchtbaren und wohlangebauten Fläche; erst unterhalb Neuravensburg verengt es sich bedeutend. Auch ist dieses Thal bei weitem belebter als das untere Argenthal, indem die Landstraße von Isny nach Wangen, und von da nach Lindau durch dasselbe hinführt. Die Landesgrenze gegen Bayern läuft in diesem Thal dem Fluß entlang in einer Strecke von 3 Stunden.
Nebenthäler des Thales der obern Argen.
a. Von der rechten Seite.

Der Marktobel, ein schnell abfallendes Waldthal, in welchem die württembergisch-bayerische Grenze bis Osterwaldreute hinaufzieht; das Gießbachthal vereinigt in sich einen großen Theil der Einschnitte auf dem südlichen Abhang des Landrückens zwischen beiden Argen, es zieht sich, nicht sehr tief eingerissen, nordöstlich größtentheils durch Wälder hinauf, weßwegen es auch gewöhnlich der Gießwald genannt wird, und theilt sich in mehrere Zweige, von welchen der südliche bei Mühlhalden durch steile Wände und einen sehr düstern Charakter sich auszeichnet; andere Zweige sind das Thälchen von Schnaidt, enge und einsam, das eigentliche Gießbachthal und das Thal von Alleschwende; bei Epplings mündet ein wilder Tobel in das Argenthal aus.

b. Von der linken Seite

fällt in das diesseitige Gebiet nur das Thal des Schwarzenbachs, und auch dieses ist oberhalb Unter-Mooweiler auf der andern Seite bayerisch; das unbedeutende Thälchen hat nichts Auszeichnendes.

3) Das Wolfegger-Aachthal nimmt den Charakter eines eigentlichen Thals erst mit dem mittleren Laufe des Flüßchens an und gehört somit mehr den Oberämtern Waldsee und Ravensburg zu.

4) Das Eschachthal, in seinem Anfang auch Kreuzthal genannt, ein sehr tiefes und enges, in das Gebirge der Adelegg eingeschnittenes Thal; gegen 2 Stunden läuft in ihm die Landesgrenze gegen Bayern hin; bei der Glashütte Schmidsfelden tritt es ganz ins Württembergische ein,| erweitert sich sodann allmälig, bis es bei Hinznang mit dem weiten Friesenhofener Thal sich vereinigt, s. oben. In dasselbe fallen mehrere schluchtenartige Waldthäler oder Tobel vom Gebirge ab; der bedeutendste ist der zwischen dem schwarzen Grat und dem Hohkopf herabkommende mit seinen Nebenzinken, der bei Eisenbach mündet.
e. Ebenen und Auen.
Größere eigentliche Ebenen hat der Bezirk nicht, wohl aber mehrere flache Niederungen, meist sumpfige Bodenflächen ehemaliger Seen, wie denn auch jetzt noch fortwährend dergleichen durch Austrocknung von Seen und Weihern entstehen. Von Eisenharz an erstreckt sich östlich in der Breite von beinahe einer Stunde eine nur hie und da von unbedeutenden Erhebungen unterbrochene Ebene, die, aus Moorgrund bestehend, mit Riedforchen bewachsen, erst zwischen Neutrauchburg und Isny in fruchtbares Ackerland sich verwandelt und weiterhin mit der oben beschriebenen Thalebene von Friesenhofen sich verbindet. Zu den Flächen dieser Art gehört ferner unter andern: das Taufachmoos am Mauersee, in alten Zeiten Heidenmoos genannt (Gem. Beuren), ein sehr sumpfiges Ried mit verkümmerten Forchen. Durch dasselbe ziehen die Spuren eines uralten Knüppeldamms oder einer hölzernen Straße. Eine bedeutendere Ackerfläche ist außer der angegebenen bei Isny nur die Markung der Stadt Wangen. – Als eigenthümlicher Bezirk kommt hier in Betracht die Hochfläche von Kißlegg. So nennen wir, der Kürze wegen, den außerhalb des Argengebiets gelegenen nördlichen Theil des Oberamts. Die mittlere Erhebung über der mittleren des untern Argenthals beträgt ungefähr 200 P. F. Es ist ein unfreundlicher, rauher Landstrich mit vielen Gehölzen und Sümpfen und feuchter Luft. Die bedeutendsten Moose sind: das Arrisrieder, das Burgermoos bei Kißlegg, das Oberreuter und das Röthseeer Ried. Eine eigentliche Ebene ist übrigens dieser Distrikt keineswegs, indem kleinere Erhebungen und Vertiefungen regellos abwechseln,| und gegen Immenried und Einthürnenberg hin das Terrain zu merklichen Anhöhen emporsteigt. Im Ganzen ist diese Fläche gegen das Thal der Schussen geneigt; unmerklich aber geht diese Senkung in die entgegengesetzte gegen Röthsee und Herroth, nach der Iller hinüber, s. unten 2, a, 3.
f. Erhebung, und einzelne Höhebestimmungen.

Der niedrigste Punkt des Bezirks ist der des Austritts der vereinigten Argen mit 1480 P. F., der höchste der schwarze Grat mit 3420′; sonach wäre die mittlere Erhebung des Bezirks 2450′. Nehmen wir aber dieses am Ostrand gelegene, zu einem andern System als die Hügelgebilde der übrigen Landschaft gehörige Gebirge nicht in Berechnung, und setzen vielmehr als den höchsten Punkt dieser Landschaft die Kegelegger Höhe (Signal beim Hof Kegelegg) mit 2240′ fest, so ergibt sich die Mittelhöhe mit 1860′, immer noch um 30′ mehr, als die mittlere Erhebung von Oberschwaben überhaupt, und um 384′ mehr, als die des ganzen Königreichs. Die bis jetzt trigonometrisch bestimmten Höhen sind folgende:

  Württ. Fuß. Pariser Fuß.
über dem Mittel-Meere
Eglofs, Thalfläche, S. red. 2043    1802   
Eisenbach, Niveau des Eisenbachs beim Einfluß in die Eschach, S. red. 2866,4 2528   
Hohkopf, Bergspitze auf der Adelegg, K. 3617    3190   
Isny, Erdfläche am Kreuz Wirthshaus K. 2434    2146,5
Signal beim Hof Kegelegg, K. 2540    2240   
Kißlegg, Niveau des Sees, R. red. 2162    1907   
Neuravensburg, Erdfläche am Schloß, K. 1943    1713,5
Niederwangen, Erdfläche an der Kirche, K. 1888,5 1665,5
Pfärrich, Erdfläche an der Kirche K. 2006    1769   
Ratzenried, Erdfläche an der Kirche, K. 2348,3 2071   
Röthsee, R. red. 2277    2008   
Schönbühl auf der Adelegg, K. 3795    3347   
Schwarzer Grat auf der Adelegg, K. 3878    3420   
Wangen, Erdfläche an der Kirche, K. 1931,6 1703,5
[1] |
g. Ansicht des Bezirks.
Bei der eigenthümlichen Gestaltung des vielfach coupirten Terrains, wie es oben beschrieben worden, läßt sich nicht erwarten, daß der Bezirk an sich irgend großartige, durch kühne Formen oder milde ausgedehnte Fluren ausgezeichnete Ansichten gewähren werde. Um so mehr bietet er im Kleinen manche gefällige idyllische Bilder dar. Der letztere Charakter wird, außer der hügeligen Gestalt der Oberfläche überhaupt, besonders durch die Abgeschlossenheit und den willkührlichen Felderbau der Bauerngüter hervorgebracht. Die beständige Abwechslung von Ackerland, Wiesen und Viehweiden; die kleinen Waldparthien, mit welchen die vielen Hügelchen und Kuppen bedeckt sind; die vereinzelten Häuser und Gehöfte, zum Theil von südlicher Bauart; das weidende Vieh, die zahlreichen Seen und Weiher, das ungemein reiche und saftige Grün, welches der vorherrschende Farbenton der ganzen Gegend ist – Alles dieß bringt eine Mannichfaltigkeit in diese Landschaft, durch welche sie in malerischer Hinsicht viel vor der langweiligen Eintönigkeit mancher Strecken auf dem Muschelkalkplateau unseres gepriesenen Neckarlandes voraus hat. Die Argenthäler, zumal das nördliche oder untere, zeigen durch die Zerrissenheit ihrer Thalränder manches wildromantische Bild. Die freundlichste Gegend ist unstreitig die der Stadt Wangen. Größer, dabei ernster ist die Ansicht der Stadt Isny und ihrer Umgegend von Neutrauchburg her; hier gewährt die steil abfallende Bergwand der Adelegg, welche man zur Linken hat, einen schönen Anblick. Zu den schönsten Punkten gehören ferner: die Trümmer des alten Schlosses bei Ratzenried, eine der herrlichsten Ruinen des Königreiches, Neuravensburg mit seinen Umgebungen, und Praßberg, vom Argenthal aus gesehen. Das reizloseste Gelände ist dagegen die Hochfläche von Kißlegg. – Um so imposanter ist der Blick in die Ferne, welchen fast alle höheren Punkte des Bezirkes bieten. Die Ansicht der Bayerischen, Tyroler und Schweizer Alpenkette ist dieser Gegend eigenthümlichster und schönster Schmuck. Sie ist am| ausgedehntesten und erhabensten von den Höhen der Adelegg, namentlich von der sogenannten Burg, wo auch noch ein beträchtlicher Theil des Bodensees sichtbar wird, und von der südwestlichen Ecke des Gebirgs, dem sogenannten Schlötter. Nicht minder groß und schön ist auch die Aussicht von dem Kugelberg, von dem das ganze Oberamt überschauenden Kegelegg, von dem Bergrücken auf der Westseite des Karbachthales, von der Sommersbacher Burg, von der Bernhardshöhe auf der Braunhalden bei Lengertshofen (nach der Nordseite die ausgedehnteste Aussicht im Oberamt) und von den Ruinen des Schlosses Neuravensburg. Keine dieser Ansichten kommt jedoch dem reizenden Rundgemälde gleich, welches das Auge auf dem sogenannten Buch, unmittelbar über der Stadt Wangen, überblickt.


2. Gewässer.

Der Flächenraum sämmtlicher Gewässer im Oberamt, d. h. der Seen, Flüsse und Bäche beträgt 31277/8 Morgen.

a. Quellen.
Der Oberamtsbezirk gehört zu den wasserreichsten des Landes und das Trinkwasser behauptet den Ruhm vorzüglicher Güte; besonders lobt man in dieser Hinsicht die Brunnen von Beuren. Die meisten Brunnen sind laufende, nur selten finden sich Pumpbrunnen. Nur die Gemeinde Emmelhofen macht hierin eine Ausnahme; so naß und moorigt dieser Bezirk auch ist, so kommt doch bisweilen eigentlicher Wassermangel, wenigstens an gutem Trinkwasser, vor, namentlich in Bremberg, Hunau, Schindbühl, Blöden, Schneller und Röthsee. Auch außerdem ist dort das Wasser meist schlecht (Röthsee ausgenommen) und muß zum Theil aus Pumpbrunnen gewonnen werden. Von den unzähligen Quellen des Bezirks verdient besondere Erwähnung der Ursprung der Ach, am östlichen Ende der Vorstadt Isny, nicht sowohl eine einzelne Quelle, als vielmehr ein weites, flaches, ungemein quellenreiches Bassin, in dessen krystallklarem Wasser treffliche Forellen| schwimmen; aus demselben tritt die Ach bereits als ein sehr starker Bach, um sogleich mehrere bedeutende Werke zu treiben. Auch gehört zu den auffallend starken Quellen die des Epplingser Baches in der Gemeinde Deuchelried, der kaum einige hundert Schritte von ihr einen Gerstenstampf treibt. Auch mit einigen Mineralquellen hat die Natur unsern Bezirk bedacht. Unter diesen verdienen zuvörderst Erwähnung die etwa eine Viertelstunde von dem Dörfchen Nieratz im Thale der untern Argen entspringenden Quellen, deren Wasser in dem dabei errichteten Nieratzbade zu Heilzwecken verwendet wird. Vermöge seiner physischen und chemischen Eigenschaften erregt dieses Wasser in Beziehung auf seine Heilkräfte keine großen Erwartungen. Es ist klar, trübt sich, wenn es einige Zeit der Luft ausgesetzt ist, es perlt nicht, sein Geschmack ist fade, dagegen läßt es einen (manchmal ziemlich starken) Geruch nach Schwefelwasserstoffgas erkennen. An den Quellen setzt sich ein röthlichbrauner Schlamm ab. Sowohl die Ergiebigkeit der Quellen als die physischen Eigenschaften zeigen sich sehr unabhängig von äußern Einflüssen. Von gasförmigen Stoffen enthält das Wasser kohlensaures und Schwefelwasserstoffgas, beide in sehr geringer Menge; auch die Quantität der fixen Bestandtheile (kohlensaures, schwefelsaures und salzsaures Natrum, kohlensaure Bittererde, kohlensaure Kalkerde, kohlensaures Eisenoxydul, Kieselerde) ist sehr unbedeutend, beträgt im Ganzen nur ungefähr 16/10 Gran in einem Pfund Civilgewicht, also weniger als bei manchem guten Trinkwasser. Demgemäß bringt auch das Wasser sowohl bei innerlichem als bei äußerlichem Gebrauche bei gesunden Personen durchaus keine bemerkenswerthen Wirkungen hervor; nichts desto weniger wird es nach dem Zeugnisse der benachbarten Ärzte in Form von Bädern gegen manche Krankheiten mit gutem Erfolg gebraucht, namentlich gegen rheumatische, gichtische und Ausschlagskrankheiten, und die Zahl der jährlich bei diesen Quellen Hülfe Suchenden ist nicht ganz unbedeutend, wenn gleich die Badanstalt nicht im besten Zustand ist. Mit Unrecht ist das| Wasser des Nieratzbades zu den Eisenwassern gezählt worden, es enthält in einem Pfund Civilgewicht nicht mehr als 1/225 Gr. kohlensaures Eisenoxydul, und in denjenigen Krankheiten, wo das Eisen vorzugsweise sich heilsam erweist, versagt es seine Wirkung.

Ein hinsichtlich seiner Bestandtheile ganz analoges, doch offenbar an Eisen reicheres Wasser ergießt sich in dem Krumbacher Bad, unweit des Marktfleckens Kißlegg. Es riecht ziemlich stark nach Schwefelwasserstoffgas und hat einen etwas herben dintenartigen Geschmack. Obgleich vielleicht wirksamer als das vorhin besprochene Wasser wird es doch seltener gegen Krankheiten in Gebrauch gezogen.

Außerdem werden wohl auch noch den Quellen der in der Nähe der Oberamtsstadt gelegenen Bäder: Brühl, Sattel und Wellbrechts besondere Heilkräfte zugeschrieben. Bei der Prüfung mit Reagentien lassen sie die Gegenwart der gleichen mineralischen Bestandtheile (Natrum, Kalkerde, Bittererde, Thonerde und Eisenoxydul, an Kohlensäure und Salzsäure gebenden) erkennen, doch mögen die quantitativen Verhältnisse dieser Bestandtheile differiren; der gesammte Gehalt an denselben ist aber jedenfalls unbedeutend; auch ist man so ziemlich von der Anwendung der in Rede stehenden Wasser gegen Krankheiten zurückgekommen und bedient sich ihrer höchstens noch zu Reinigungsbädern, um so mehr als die zur Benützung dieser problematischen Heilquellen errichteten Badanstalten neuerlich in größerem oder geringerem Maße in Zerfall gerathen sind.

b. Flüsse und Bäche.
1) Das Flüßchen, welches in dem oben beschriebenen Thal Nro. 1 fließt, die untere Argen genannt, ist der Hauptfluß des Oberamts. Seine Strombahn beträgt von der Landesgrenze bis zur Vereinigung mit der obern Argen 14,3 Stunden, also 2,3 Stunden mehr als die Thalbahn. Die Erhebung bei der Vereinigung beträgt 1501′. Eine genaue Bestimmung der Höhe des Eintritts in das diesseitige| Gebiet ist nicht vorhanden, doch muß sie auf wenigstens 2200′ angenommen werden; demnach betrüge das Gefäll des Flüßchens durch den Oberamtsbezirk, d. h. seines Mittellaufs, etwas über 48′ auf die Stunde der Flußbahn, also dreimal mehr, als der Fall der Donau bei Scheer, und wenigstens eben so viel, als der Fall des Neckars zwischen Rottweil und Bühlingen. Nach einer Wahrscheinlichkeitsberechnung des Trigonometers Kohler (s. Württ. Jahrb. Jahrg. 1838, S. 154) beläuft sich das gesammte Flußgebiet beider Argen auf 131/4 Quadratmeilen, und der vereinigte Fluß trägt jährlich eine Wassermasse von 12.533 Millionen Württembergischer Eimer in den Bodensee, stände also hinsichtlich seines Wassergehalts zwischen der Fils und Schussen mitten inne.

Aus dem Bayerischen kommen zwei Hauptbäche, welche die sogenannte untere Argen bilden: 1) die Argen schlechtweg, welche eine starke Viertelstunde südlich von Eschach, und ungefähr eben so weit westlich von Buchenberg in Bayern entspringt. 2) Die eigentliche untere Argen aus den Vorarlbergischen Alpen, aus der Vereinigung des Börlas- und Stixnerbaches bei Missen im Bayerischen. Beide vereinigen sich an der Württembergischen Grenze unterhalb Nellenbruck; von diesem Punkt an bildet der Fluß auf eine Strecke von 1/8 Stunde die Landesgrenze. Die Oberamtsgrenze gegen Leutkirch macht er an drei Stellen, an zwei ganz kurzen in der Gemeinde Göttlishofen, und auf 3/4 St. in der Gemeinde Ratzenried. Gegen Tettnang scheidet er auf eine kleine Strecke bei Brententhann (Gemeinde Niederwangen), und wieder von seiner Vereinigung mit der obern Argen an 1/2 St., bis er den Oberamtsbezirk verläßt.

Das Bette besteht fast durchaus aus Sand und Gerölle; stellenweis aber ist das Bette unmittelbar aus dem Sandstein der Molasse gebildet. Bei dem verhältnißmäßig starken Gefäll und dem steinigten Boden ist der Lauf des Flüßchens lebendig und rauschend, das Wasser klar, seine Farbe bläulich. Im Frühjahr, nach schnell eingetretenem| Thauwetter, und auch sonst nach heftigen Regengüssen, zeigt es seine Gebirgsnatur; oft über alle Erwartung rasch angeschwollen, wälzt es verheerende Fluthen durch das ganze Thal und führt von dem lockern Gestein eine Menge Sand und Grus hinweg. – Unter den Fischen, an welchen die Argen sehr reich ist, sind besonders die Forellen zu nennen, die übrigen Gattungen sind die gewöhnlichen. Nicht sehr selten finden sich Fischotter.

Brücken führen über die untere Argen: bei Holzleute, bei Röthenbach, bei Rengers, beim Riedhammer, bei Gottratshofen, bei Meratzhofen, bei der Neumühle (Gemeinde Ratzenried), auf der Oberamtsgrenze beim Dürren, bei Praßberg, bei Herfatz.

Nebenbäche der untern Argen.
a. Von der rechten Seite.

Bach vom Raggenhorn bei Bolsternang.

Der Riedbach.

Der Tobelbach vom Buchenstock.

Der Tobelbach von Wehrlang.

Der Tobelbach von Rohrdorf.

Der Bach vom Bantenholz und obern Moos bei Rimpach, ein Sumpfwasser.

Der Herbisweiherbach.

Der Hirschbach oder Desbach von Menelzhofen.

Der Tobelbach aus dem Haldensee, in welchen der Röthelbach und das Afterbächle von Beuren fließen; er treibt unterhalb Enkenhofen eine Sägmühle, und stürzt sich in einem sehr engen Thälchen (s. oben) nach der Argen hinab.

Der Mühlbach aus dem Oberamt Leutkirch; er bildet, eine kleine Strecke vor seiner Mündung, die Oberamtsgrenze.

(Bach von Waltershofen, Oberamts Leutkirch, Mündung an der Oberamtsgrenze.)

Bach von Kaibach und Rempen.

Der Weiherbach bei Praßberg, aus dem Grundweiher und Großweiher.

Der Karbach, der bedeutendste Zufluß von dieser Seite im Oberamtsbezirk; er kommt aus dem Rohrweiher bei Leupolz, bildet auf 3/4 Stunden die Grenze zwischen dem diesseitigen Bezirke und dem Oberamt Ravensburg, und fällt nach einem Lauf von 2,8 St.| in die Argen, nachdem er bei Leupolz eine Mahlmühle, und kurz vor seiner Ausmündung die Werke der nach ihm genannten Papiermühlen in Bewegung gesetzt hat.

Bach von Tobel, Mündung unterhalb Pfärrich.

Der Eggenbach, aus dem Oberamt Ravensburg, bildet mit der ebenfalls dorther kommenden Rohne, mit welcher er sich bei Spießberg vereinigt, die Haslach, macht unter diesem Namen 1/2 Stunde lang die Grenze gegen das Oberamt Tettnang und verläßt den Bezirk, um in das letztere überzugehen. Der Eggenbach treibt im diesseitigen Bezirk drei Mühlen und fließt durch den Ort Amtzell, weßwegen er auch Zellerbach heißt; die gesammte Länge des Laufs vom Ursprung des Eggenbachs bei Vogt im Oberamt Ravensburg bis zur Mündung der Haslach bei Engelitz im Oberamt Tettnang beträgt 5 Stunden. Man findet für diesen Bach auch den Namen Zelterbach.

b. Von der linken Seite.

Der Hengelesbach oder Mühlbach kommt unter dem Namen des Fluckerbachs von der Kugel her aus dem Bayerischen, fließt durch den Hengelesweiher, treibt eine Mühle und mündet unterhalb Großholzleute.

Der Rothbach kommt aus dem Wald südöstlich von Isny, und mündet unterhalb Burkwang.

Der Dengelshofer Bach aus dem Neutrauchburger Gwatt oder Sumpf.

Die Isnyer Ach (früher auch Eisenach, Isenach genannt), aus dem oben beschriebenen Quellenbassin bei Isny, im Ried mannichfach verästelt, mit dem Schweinbach aus dem Bayerischen, dem Dornwaid- und Bodenweiherbach und dem Dengelshofer Moosbach (dieser ebenfalls aus dem Gwatt); diese Bäche haben fast gar kein Gefäll und irren, sich vielfach trennend und wieder vereinigend, in unzähligen Krümmungen durch die Moosebene hin; erst kurz vor der Einmündung sammeln sich diese Wasser zu einer ansehnlichen Masse und treiben, in schnellerem Laufe der Argen zueilend, die Hammerwerke des Riedhammers. In der Stadt Isny selbst treiben die Ach und ein anderes mit ihr sich vereinigendes Bächlein mehrere Werke, s. Ortsbeschreibung. Über die Ach führen Brücken in der Vorstadt Isny, bei Boden und zwei beim Riedhammer.

Bäche von Steinacker und Bliederatzhofen (Gemeinde Christatzhofen).

Der Eschbach aus dem Neuweiher bei Siggen, mit Zuflüssen aus dem Siggen- und Dorferwald, treibt eine Säge- und eine Mahlmühle in der Gemeinde Göttlishofen und mündet gleich| außerhalb der Oberamtsgrenze im Oberamt Leutkirch nach einem Lauf von 11/2 Stunde.

Der Waldbach von Ratzenried, ganz unbedeutend.

Die Bächlein von Wittwais und Nieratz.

Der Lacherweiher-Bach, der bei Brententhann (Gemeinde Niederwangen) ausmündet.

2) Die obere Argen. Ihre Flußbahn beträgt von der Landesgrenze bis zur Vereinigung mit der untern Argen 8 Stunden, wovon nur eine ganz kleine Strecke bei Neuravensburg in das Oberamt Tettnang fällt. Die Flußbahn ist um 1,3 St. länger als die Thalbahn. Die Erhebung der Thalfläche bei Malaichen, wo der Fluß die Landesgrenze berührt, beträgt 1900 P. F., somit ergibt sich ein Gefäll von 50′ auf 1 St. seines Laufs durch das Oberamt, was den Fall der untern Argen um 2′ übertrifft.

Aus verschiedenen Quellbächen in dem Vorarlbergischen Gebirge bei Staufen in Bayern gebildet betritt dieses Flüßchen das diesseitige Gebiet bei dem Weiler Malaichen, den es zwischen Bayern und Württemberg theilt, bezeichnet von diesem Punkte an die Landesgrenze 3 Stunden lang bis Epplings (Gemeinde Deuchelried), tritt dann ganz ins Württembergische, fließt hart an den Mauern von Wangen vorüber, durchströmt den südöstlichen Theil des Bezirks, und vereinigt sich bei Pflegelberg unmittelbar auf der Bezirksgrenze gegen Tettnang mit der untern Argen.

Die Natur dieses Flüßchens, die Beschaffenheit seines Bettes, seine Wassermenge u. s. w. kommt mit der untern Argen ganz überein, nur daß es bei Überschwemmungen gewöhnlich noch gewaltsamer als diese auftritt. Besonders verwüstend war sein Austreten in den Jahren 1824 und 1825.

Brücken führen über die obere Argen bei Thal Eglofs, bei Staudach, Epplings, Sigmanns, Wangen, Wellbrechts, Hiltensweiler und Föhlschmitten. |
Nebenbäche der obern Argen.
a. Von der rechten Seite.

Der Marktobel- oder Osterwaldbach, Grenzbach zwischen Bayern und Württemberg auf 1/2 Stunde, Ursprung bei Osterwaldreute (Gemeinde Eglofs), Mündung bei Malaichen.

Einige kleine Tobelbäche, zwischen Burg und Schaulings, bei Eglofs, Halden, Mühlbolz.

Der Gießbach, der namhafteste Zufluß der obern Argen in diesem Bezirk; er entspringt auf der Markung von Matzen (Gemeinde Eisenharz), treibt bei Alberis eine Mühle und die Briegelmühle bei Willatz, nimmt rechts den Buchweiher-Bach, den Schloß- und Greutweiherbach, welch ersterer bei Siggen eine Mühle treibt, die Waldbäche von Goldbach und Grub, links den Schnaidter Giesbach, die St. Anna-, Klaus-, Neu- und Staudacher Weiherbäche auf, welche zusammen einen nicht unansehnlichen Bach bilden, der eine Mühle treibt und bei der Gießen-Sägmühle in den Gießbach einmündet – und fällt, nachdem er von der linken Seite noch einige kleinere Waldbächlein aufgenommen, die nur bei nasser Witterung Wasser führen, auf der Grenze zwischen den Gemeinden Deuchelried und Eglofs in die Argen. Unmittelbar vor seiner Ausmündung treibt er die Hammerschmiede Lochhammer, sein Lauf beträgt gegen 3 Stunden.

Der Epplingserbach aus einer sehr starken Quelle (s. oben).

Der Offlingserbach fließt durch den Hammerweiher, treibt die Eisenwerke von Burgelitz und fällt bei Wangen in die Argen.

Bach aus dem blauen See in der Gemeinde Neuravensburg, Mündung bei Schwarzenbach.

b. Von der linken Seite.

Die meisten Einflüsse von dieser Seite fallen ins Bayerische; hieher gehören nur:

Der schwarze Bach aus dem schwarzen See (Gemeinde Niederwangen); er bezeichnet von diesem an die Landesgrenze bis Untermooweiler, und mündet bei Schwarzenbach, nach einem Lauf von ungefähr 21/2 Stunden.

Der Mühlbach aus dem Neuravensburger Weiher und dem Zipfengraben (Bayerisch) treibt die Hagmühle und fällt am Fuß des Schloßberges in die Argen.

Am äußersten südlichen Ende des Bezirks bei Bettenweiler vereinigt sich ein Bach mit dem Ausfluß des Hüttenweiler Weihers, geht ins Bayerische, und bildet, durch mehrere Zuflüsse verstärkt, die Lindauer Ach. | 3) Die Wolfegger Ach. Wenn irgend ein oberschwäbisches Wasser den eigenthümlichen Charakter des Wassertheilers auf dem ehemaligen Seeboden zwischen der Donau und dem Bodensee erkennen läßt, so ist es dieser Bach, welcher zum Unterschied von den vielen Flüßchen desselben Namens die Wolfegger Ach genannt wird. Sie wird gebildet aus dem Ausfluß des Holzmühleweihers bei Immenried, der in der ersten halben Stunde seines Laufs vier Mühlwerke treibt, und aus dem Moosbach, der aus dem Reipertshofer Weiher kommt. Dieser Moosbach schleicht in einer Moorfläche, in welcher sich die Wasserscheide zwischen Rhein und Donau gänzlich verliert, unentschieden, anfänglich in der Richtung gegen die Roth, dann südwestlich in einer Menge kleiner Krümmungen fast stillestehend, und sich bisweilen theilend nach den Seen von Kißlegg hin, aus welchen die Ach, wie man jetzt das Flüßchen nennt, austritt, ohne noch ein eigentliches Thal sich gebildet zu haben, vielmehr irrt sie in vielfältigen Windungen fortwährend durch sumpfige Wiesen. Im Ganzen ist hier ihr Lauf südlich und nähert sich dem Argenthal; doch ganz geringe Erhebungen hindern sie, dieses zu erreichen, und bei der Frohnmühle, wo ein nicht unbedeutender Bach aus dem Argensee, der die Wuhrmühle und eine Mühle in Unterhorgen treibt, einmündet, nimmt sie ihre Richtung westlich, dann nordwestlich, furcht sich allmählig ein kleines sehr flaches Thal ein, das jedoch noch immer mit Moorflächen wechselt, bis sie bei der Furthmühle, wo sie zwei Mühlwerke treibt, eine nördliche Richtung annimmt und die Grenze des Oberamtsbezirks erreicht, auf welcher sie 1/4 Stunde fortläuft und dann ins Oberamt Waldsee eintritt. Die Länge ihres Laufs, wenn man den Moosbach von Reipertshofen als den Hauptbach ansieht, wie – etwas mit Unrecht – gewöhnlich geschieht, beträgt nach den Haupt-Krümmungen bis zur Schussen (s. Oberamtsbeschreibung von Ravensburg S. 14) 13,4 Stunden. Von den hölzernen Brücken über die Ach verdienen nur die in Kißlegg und die bei der Frohnmühle Erwähnung. Außer | dem schon erwähnten Argenseebach, nimmt sie noch von der rechten Seite den Bach von Lanquanz und aus dem Ried von Lautersee auf, und wie auch von der linken Seite noch einige andere, ganz unbedeutende und namenlose Bäche. Einige Zuflüsse der Ach von der rechten Seite verlassen den Bezirk, ohne jene zu erreichen, der Bach von Einthürnenberg, der Tobelbach von Wiggenreute, der Horber Weiherbach, der bei Krumbach eine Mühle treibt.

4) Der Rothbach kommt aus dem Rothsee bei Oberroth, Gemeinde Emmelhofen, treibt die Höhmühle, und geht ins Oberamt Leutkirch und in die Leutkircher Ach zur Iller, nachdem er auf 1/2 Stunde die Grenze des Oberamtsbezirks gegen Leutkirch gebildet hat.

5) Die Eschach (in Urkunden und früheren Schriften immer Aschach genannt), ein sehr starker Bach, welcher von dem Buchenberg im Bayerischen kommt, bei Hintersried die diesseitige Grenze berührt, und in dem tiefen Thal, das er durchströmt, die Landesgrenze auf 2 Stunden bezeichnet. Aus diesem Thal heraus tritt er in die fruchtbare Friesenhofer Thalebene und geht mit dieser in das Oberamt Leutkirch über. So lange das Thal eingeengt ist, sind die Ufer flach und sumpfig, in den Ackerboden von Friesenhofen dagegen hat der Bach eine Rinne mit steilen Rändern eingerissen. Von der Landesgrenze bis zur Aitrach, mit welcher die Eschach in die Iller fließt, beträgt ihr Lauf 9 Stunden. Ihr Fall bis Leutkirch 75 P. F. auf die Stunde. (Die Differenz zwischen dieser Angabe und der früheren in den Württ. Jahrb. 1832, S. 380, rührt daher, daß bei der letzteren die Krümmungen der Flußbahn nicht in Berechnung gezogen sind. Dasselbe gilt auch von den beiden Argen.) Im diesseitigen Bezirk betreibt die Eschach die Werke des Grafen von Quadt und des Herrn von Schmidsfeld in den Glashütten zu Eisenbach und Schmidsfelden und 13 Mahl-, Säg-, Öl- und andere Mühlen. Brücken führen bei Eisenbach, bei Schmidsfelden, bei der Friesenhofer Sägmühle und bei Friesenhofen über dieselbe. Die Nebenbäche| der Eschach von der rechten Seite gehören alle dem königlichen Bayerischen Gebiet an, der Kreuzbach, Ulmerthalbach, Eschach, Kirchnach; von der linken Seite kommen die Tobelbäche der Adelegg, der Eisenbach, Burghaustobelbach, Ölbergbach, Senntobelbach, Wagenbach. Auch fällt in die Eschach, aber erst im Oberamt Leutkirch, der Bach, welcher unter dem Namen des Gießbächleins die Lettelesmühle treibt, in den großen Mauersee und aus diesem durch das Taufachmoos nach dem Fetzach-Weiher im Oberamt Leutkirch geht. Die Eschach ist, wenn sie angeschwollen, sehr reißend, und richtet in den Gemeinde Winterstetten und Friesenhofen oft großen Schaden an.


c. Seen und Weiher.
In den vielen Vertiefungen und kesselförmigen Niederungen dieses hügeligen Bezirkes finden sich größere und kleinere Wasseransammlungen als eben so viele Überreste des großen Sees, der einst das weite Becken Oberschwabens ausfüllte. Der Bezirk zählt nicht weniger als 102 solcher stehenden Wasser, welche, wenn sie als Fischwasser benützt werden und abgelassen werden können, Weiher, im andern Falle Seen heißen. Sie tragen nicht wenig dazu bei, dem Anblick der Landschaft eine anmuthige Abwechslung zu geben. Ihr Wasser ist klar, der Grund aber schlammig, ihre Tiefe selten bedeutend, selbst bei den größeren Seen gewöhnlich nicht über 30 Fuß, die Umgebung meist sumpfig, da der See gewöhnlich nur der an der tiefsten Stelle eines Mooses zurückgebliebene Rest einer größeren Wasseransammlung ist. Dieses ist hauptsächlich auf der Hochfläche von Kißlegg in der Nähe der Wasserscheide der Fall. Häufig haben diese Teiche keinen sichtbaren Zu- oder Abfluß. Ihre Anzahl vermindert sich mit jedem Jahre, da man besonders in neuerer Zeit darauf bedacht ist, zuweilen mit Kosten, die sich kaum belohnen, einiges Kulturland oder einen Torfstich aus dem ausgetrockneten Seeboden zu gewinnen. Die Weiher ernähren verschiedene Fischgattungen, die von selbst sich vorfinden| oder eingesetzt werden. Die Kißlegger Seen und die Seen von Beuren zeichnen sich durch die ungemein großen Weller (Silurus glanis) aus, die bisweilen die Schwere von 50–60 Pfund erreichen. Auch in ganz kleinen aber tiefen Seen finden sich hie und da Exemplare dieses Fisches von 60 und mehr Pfunden. Federwild stellt sich besonders auf den Seen bei Kißlegg ein.

Wir heben von den bedeutenderen folgende namentlich aus:

Der Haldensee, Gemeinde Christatzhofen, Markung Enkenhofen, der größte See des Oberamts, von 1473/4 Morgen, 24,4 Ruthen Meßgehalt, ein schöner, langgestreckter Wasserspiegel mit flachen Ufern, die weder mit Schilf noch Gesträuch bewachsen sind. Der See hat zwei Zuflüsse, östlich einen Bach aus den sogenannten obern Mösern an der Grenze des Oberamts Leutkirch, südlich einen Bach von Beuren her. Am südlichen Ufer lag die Burg Rudolfseck s. Ortsbeschreibung. In früherer Zeit findet sich der Haldensee immer Gries-See genannt.

Der Horber-Weiher, Gemeinde Sommersried, Markung Unter-Riebgarten, von 1231/4 Morgen, 4,6 Ruthen Flächengehalt, auf der südlichen Seite von wenig ansteigenden Ufern, auf der nördlichen von Sumpf umgeben.

Der Holzmühle-Weiher, Gemeinde und Markung Immenried, 1057/8 Morgen 41 Ruthen Flächengehalt, zwischen Waldungen eingeteicht. Der Bach, welcher heraustritt, bildet weiterhin mit dem Moosbach die Wolfegger-Ach, s. oben.

Der Wuhr-Weiher, Gemeinde Sommersried, Markung Goppertshofen 983/8 M. 32,5 R. Flächengehalt.

Der Argensee, unmittelbar über dem vorhergehenden und durch einen aus dem Oberamt Leutkirch kommenden Bach mit ihm verbunden, 863/8 Morg. 17 Ruth. Die Grenze des genannten Oberamtbezirks zieht sich an dem östlichen Ufer dieser beiden Seen hin.

Der Obersee, auch Stolzensee genannt, Gemeinde und Markung Kißlegg, 843/4 M. 46,1 R. Dieser wie die übrigen Seen bei Kißlegg ist vorzüglich reich an ausgezeichneten Edelkrebsen.

| Der Reipertshofer-Weiher, Gemeinde Emmelhofen, Markung Reipertshofen, 847/8 M. 18,4 R., ist in eine Mooswiese verwandelt.

Der Herbis-Weiher, Gemeinde Neutrauchburg, Markung Menelzhofen, 821/4 M. 11,7 R. mit dem Menelzhofer-Weiher durch einen Graben verbunden und größtentheils von Wald umgeben.

Der Wolfgangs-Weiher bei Wangen, 721/8 M. 46 R., auf der Süd- und Ostseite von der Bayerischen Grenze umgeben, mit einer kleinen Insel. Auf einem Hügel über diesem See ist die Kapelle des heiligen Wolfgangs.

Der große Mauersee (früher Mursee geschrieben),[2] Gemeinde und Markung Beuren, 601/8 M. 33,1 R., sendet seinen Abfluß nach der Eschach und Iller. Kaum dreihundert Schritte von diesem See ist der kleine Mauersee mit 177/8 M. 36 R. Flächengehalt. In diesem wie in jenem findet man gute Krebse. Beide Seen umgibt ein sumpfiger Grund, der sich nördlich und östlich unter dem Namen Taufachmoos erstreckt.

Der obere Schloß-Weiher, Gemeinde Ratzenried, Markung Platz, 521/8 M. 46,4 R., ist gegenwärtig ausgetrocknet, wodurch die ungemein malerische Ansicht der Ratzenrieder Schloßruine sehr viel verloren hat.

Der Neuravensburger-Weiher, Gemeinde und Markung Neuravensburg, hart an der Straße nach Lindau, 581/8 M. 4,6 R.

Der Hüttenweiler-Weiher, Gemeinde Neuravensburg, Markung Bettenweiler, in der Südspitze des Bezirkes, 571/2 M. 31 R., schickt seinen Abfluß in die Lindauer-Ach.

Der Neu-Weiher, Gemeinde und Markung Siggen, 521/8 M. 37,9 R. – Der Groß-Weiher, Gemeinde Praßberg, Markung Röhrenmoos, 467/8 M. 27,8 R. –| Der Hengeles-Weiher, Gemeinde Großholzleute, Markung Schießlang, 455/8 M. 20,7 R. – Der Menelzhofer-Weiher, Gemeinde Neutrauchburg, Markung Menelzhofen, 337/8 M. 10,8 R., s. oben Herbis-Weiher. – Der Zeller-See, unmittelbar an dem Marktflecken Kißlegg, 335/8 M. 2,9 R. Südlich davon, durch einen Bach verbunden, liegt der kleine Schlingsee, in welchem ausgezeichnete Krebse gefangen werden. – Der Herzogs-Weiher, Gemeinde Pfärrich, Markung Weihers, 33 M. – Der Hammer-Weiher, Gemeinde Wangen, bei Burgelitz, 32 M. 22 R. Weiter abwärts, unmittelbar an der Stadt, der Schießstatt-Weiher. – Der Schwarze-See, Gemeinde Niederwangen, Markung Herzmanns, 283/4 M. 14,7 R., sein östliches Ufer ist Bayerisch. – Der Elitzer-See, Gemeinde Niederwangen, Markung Elitz, 275/8 M. 36,6 R.


3. Boden.
Der diesseitige Bezirk kommt hinsichtlich der Beschaffenheit seines Bodens im Ganzen mit den angrenzenden Bezirken Waldsee, Ravensburg und Tettnang, überein und zeigt im Einzelnen dieselben Abwechslungen und Verschiedenheiten. Die Thalgründe und Niederungen, selbst auch einzelne höher gelegene Flächen bestehen aus Moor- und Torfboden, unter welchem eine dicke Lehmlage das Durchsinken des Wassers verhindert. Die höheren Theile aber haben im Ganzen mehr schweren thonigen Boden, als Kies- und Sandfelder. Die Mächtigkeit der Dammerde oder fruchtbaren Bodenschichte ist sehr verschieden. Während sie an einigen Orten mehrere Fuß beträgt, hat sie an andern kaum einige Zolle; eben so verschieden ist ihre unmittelbare Unterlage; in einigen, und zwar den schlechtesten, Gegenden liegt sie unmittelbar auf dem Geröll auf, während an andern eine mehr oder minder dicke Zwischenlage von Letten oder Mergel zu sehen ist. Die größte Mächtigkeit der Dammerde zeigt sich in der Thalebene von Rohrdorf und Friesenhofen, von welcher oben die Rede war (s. S. 8), wie auch in den| Feldern der Markung von Wangen und Niederwangen. In diesen Gegenden liegt die 2–4 Fuß mächtige Dammerde auf einer mehrere Fuß dicken Lehmschichte auf, unter welcher erst das Geröll folgt. Am dünnsten ist die Ackererde in der Gemeinde Holzleute, wo sie oft kaum einige Zoll dick unmittelbar auf Kies oder Geröll aufgelagert ist. In den Gemeinden des Landrückens zwischen den beiden Argen ist der Humus zwar auch nicht sehr mächtig; da jedoch die Unterlage nicht allein aus Geröll, sondern aus einer Mischung von diesem und Ackererde besteht, so ist dieser Boden nicht zu den geringen zu rechnen. Dasselbe gilt von den Gemeinden Neuravensburg, Pfärrich, Eggenreute und Wiggenreute. Den eigentlichen Moosgrund dagegen finden wir in den Gemeinden Sommersried, Kißlegg, Emmelhofen und zum Theil in Immenried, in welchen an 2000 Morgen Land von Torfmoor bedeckt sind. Im Durchschnitt ist der Boden des Oberamtsbezirkes für Wieswachs und Getreidebau gut geeignet und gehört in dieser Hinsicht zu den mittleren des Landes.


4. Luft und Witterung.
Vermöge seiner hohen Lage und der Nähe der Schweizer und Tyroler Alpen gehört dieser Bezirk im Ganzen zu den rauheren des Landes. Doch auch auf diesem kleinen Raume ist die Verschiedenheit sehr merklich. Am kältesten sind, wie natürlich, die Höhen der Adelegg, der Menelzhofer Berge und des Rückens zwischen beiden Argen; allein auch die Niederungen von Isny und die Fläche von Kißlegg sind den am wenigsten milden Gegenden Württembergs beizuzählen. Wangen hat schon bedeutend wärmere Tage und frühere Vegetation als Isny, und noch mehr nähert sich der südlichste Gemeindebezirk, Neuravensburg, dem milden Klima der Bodenseegegenden. Regelmäßige Beobachtungen über Temperatur-Verhältnisse und Witterungs-Erscheinungen sind erst in neuern Zeiten bekannt geworden, seitdem die Herren Gerichtsnotar Späth in Wangen und Dr. Med. Nick in Isny| ihre Wahrnehmungen zu der Witterungs-Chronik des Correspondenz-Blattes des Königl. landwirthschaftlichen Vereines beitragen. Wir entnehmen diesen Mittheilungen folgende Hauptmomente: die Mittelwärme des Jahres 1834 betrug in Isny + 7,68. Reaumur (in Stuttgart + 8,84.). Im Jahr 1835 in Isny + 5,36., in Wangen + 6,05. (in Stuttgart + 7,55.). Im Jahre 1836 in Isny + 6,63., in Wangen + 6,25. (in Stuttgart + 7,95.). Im Jahre 1837 in Isny + 6,20., in Wangen + 5,34. (in Stuttgart + 7,17.). Die Extreme waren:
1835 in Isny – 13,0. (den 12. Febr.) + 21,5. (den 17. Juli).
  in Wangen – 14,0. (den 17. Dec.) + 25,5. (den 5. Juli).
  (in Stuttgart – 11,8. + 28,0.)
1836 in Isny – 16,5. (den 2. Jan.) + 22,0. (den 29. Juni).
  in Wangen – 19,0. (den 2. Jan.) + 24,0. (den 24. Juni).
  (in Stuttgart – 16,4. + 26,8.).
1837 in Isny – 14,0. (den 2. Jan.) + 23,0. (den 11. Aug.).
  in Wangen – 16,0. (den 2. Jan.) + 24,5. (den 11. Aug.).
  (in Stuttgart – 15,5. + 25,2.).
Der eigentliche Frühling beginnt in diesen Gegenden im Durchschnitt erst mit dem Monat Mai, indem der April gewöhnlich noch sehr stürmisch, rauh und schneereich ist. Den ersten Frost und die ersten Schneefälle hat Isny sehr oft schon im September und Oktober (1834 Frost den 25. Sept. – 1835 Frost den 2. Okt. Schnee den 11. Okt. – 1837 Frost den 15. Okt. Schnee den 25. Okt.) – Die Nähe der Gebirge und des Bodensees, die vielen Seen und Weiher und der nasse Moorboden verursachen eine große Menge der wässrigen Niederschläge. In dieser Hinsicht übertrifft Isny bei weitem alle Orte unseres Landes, in welchem bis jetzt Beobachtungen über Regen- und Schneemenge angestellt worden sind. Selbst in dem dürren Jahr 1834, wo die Regenmenge in Stuttgart nur 13,97″ Höhe betrug, hatte Isny 32,44″. Im Jahr 1835 stieg sie in Isny auf 59,43″ (Stuttg. 20,75″), 1836 58,60″ (Stuttg. 25,43″), 1837 58,33″ (Stuttg. 26,02″). Ungeheure Schneemassen bedecken in den Wintermonaten Ortschaften und Straßen, so| daß die Communication nicht selten in hohem Grade erschwert wird. Aus dem Isnyer Gebirge, wo „der Schneebauer“ seinen Namen nicht umsonst trägt, ist es etwas ganz Gewöhnliches, den Schnee 8–12, an Abhängen und in Klingen selbst 20–30 Fuß hoch liegen zu sehen, wo er dann selten vor dem Ende des Mai, manchmal erst im Juni ganz abgeht. – So spät der Frühling eintritt, so mächtig regt sich – begünstigt von der unverkennbaren Einwirkung der relativ schon ziemlich südlichen Breite – die lange zurückgehaltene Kraft der Vegetation. Der Verlauf derselben von der Blüthe bis zur Reife der Früchte wird hinsichtlich seiner Kürze gewöhnlich nur von Friedrichshafen übertroffen, und steht in der Regel unter dem Mittel der verschiedenen Beobachtungsorte des Landes. So reifte der Hafer in Wangen im Jahre 1836 in 29 Tagen nach seiner Blüthe, im J. 1837 gar nur in 24 Tagen, während er z. B. in Pfullingen im letzten Jahre 74 Tage dazu erforderte. Auch Winter- und Sommergerste reifen in Wangen bedeutend schneller als an andern Orten. Vorherrschende Winde sind, besonders im östlichen Theile des Bezirks, der Südwest, nach diesem der Ostwind, wiewohl auch dieser nur halb so häufig als jener weht. Der Südwest heißt der Unterwind, und ist oft sehr stürmisch und ungestümm. Der Sirocco oder Föhn, von dem Volke Pfähwind genannt, weht noch ziemlich fühlbar und verläugnet auch hier die Wirkungen nicht, welche sein Erscheinen in den benachbarten Bezirken begleiten. (s. O.A.-Beschr. Tettnang S. 30.) Gewitter sind in der Gegend von Isny häufiger als um Wangen. Die Adelegg ist eine Wetterscheide; von hier ziehen die meisten Gewitter nordöstlich, während der Himmel gegen Südosten oft ganz heiter bleibt. Hagelschlägen sind besonders die höher gelegenen Gemeinden, doch auch diese nicht allzu oft, ausgesetzt. Um Wangen selbst sind sie sehr selten; auch bei Isny nicht sehr häufig, mehr in Eisenharz und Göttlishofen. Am meisten heimgesucht sind Sommersried, Kißlegg, Emmelhofen. Dagegen| wurde Christatzhofen binnen 100 Jahren nur einmal (den 8. Aug. 1808) von totalem Hagelschlag, und Eglofs seit undenklichen Zeiten gar nie vom Hagel betroffen. Vergl. Correspondenzbl. des Landw. V. 1838. II. S. 299.


5. Gebirgsarten, Versteinerungen und Mineralien.
[3]

Die vorherrschende Gebirgsart ist, wie in ganz Oberschwaben die Molasse, Nagelflue und Gerölle. In den tiefern Thaleinschnitten der Argen geht in mehreren Gegenden der feinkörnige Sandstein der Molasse zu Tage aus. Ihm aufgelagert erscheint die Nagelflue, welche hie und da gleichfalls mit einem feinkörnigen, der Molasse ähnlichen Sandstein wechsellagert und die Bergkette der Adelegg bildet. Die Oberfläche ist in den meisten Gegenden mit Schutt von Sand und Geröll bedeckt, welcher nicht selten Bruchstücke von älteren Gebirgsarten der Alpen beigemengt enthält. Das Bindemittel der Molasse und Nagelflue ist gewöhnlich sehr kalkreich und enthält 20, 30 bis gegen 40 pCt. kohlensaure Kalkerde, das übrige besteht aus Thon und Sand mit etwas kohlensaurer Bittererde; beide zerfallen an der Luft leicht und tragen dadurch zur Vermehrung des losen Trümmergesteines vieles bei, nur selten findet man daher auch wirklich anstehende Felsen, desto häufiger aber ereignet sich das Abrutschen bald größerer, bald kleinerer Parthien der Adelegg-Hängen und Argenthal-Ränder.

Auf diesen tertiären Formationen finden sich theils unmittelbar, theils auf ihren Trümmern die jüngsten Diluvial- und Alluvial-Ablagerungen; in den Thaleinschnitten hie und da Kalktuffablagerungen, welche sich zum Theil noch jetzt zu bilden fortfahren; in den oft muldenförmigen Vertiefungen| und nur wenig Fall besitzenden Thälern und Ebenen, welche zum Theil auf der Wasserscheide selbst liegen, bisweilen sehr ausgedehnte Torfmoore.

Über das Vorkommen dieser Gebirgsarten im Einzelnen bemerken wir: Blöcke von Urgestein, meistens Granit, finden sich, jedoch sehr selten bei Beuren, Christatzhofen und Kißlegg. Auch in dem Bette der Argen von Rengers bis Ratzenried findet man Trümmer von Alpengestein, unter welchen man schon sehr schönen Marmor entdeckte. Die Molasse kommt in der Form eines grau gefärbten, oft bläulichgrauen, meist feinkörnigen, kalkhaltigen Sandsteines ziemlich häufig in den Thaleinschnitten vor. Wegen ihrer geringen Festigkeit, wodurch sie an der Luft leicht verwittert, und zu einem formlosen Schutt zerfällt, kann sie in diesem Bezirk nicht als Baustein benutzt werden. Sie findet sich 1) bei Karbach, zum Theil in der Gemeinde Pfärrich, zum Theil noch in der Gemeinde Praßberg. Die hier vorkommende hellbläulichgraue Molasse hat am meisten Festigkeit und könnte noch am ehesten als Baustein dienen; 2) am Menelzhofer Berg in der Gemeinde Neutrauchburg. Dieser ganze Berg besteht aus Wechsellagerungen von sandigem Mergel mit blaugrauem Letten und Braunkohlen, welche auf einem feinkörnigen, glimmerreichen Sandstein von grünlich- und gelblichgrauer Farbe aufliegen. Über den früher hier betriebenen Kohlenbau s. unten V, 3, A, a; 3) im Bette des Tobelbachs bei Rohrdorf, als ein schiefriger, grauer, sehr glimmerreicher Sandstein mit Nestern von Braunkohlen; 4) an verschiedenen Stellen im Bette der beiden Argen, z. B. an der untern Argen bei Holzleute, von ähnlicher Beschaffenheit wie Nro. 3 bei Dengelshofen (Gem. Neutrauchburg), bei Baldenhofen (Gem. Christatzhofen), bei Praßberg und Pfärrich; an der obern Argen zwischen Staudach und Epplings (Gem. Deuchelried) und in der Gem. Neuravensburg.

Die Nagelflue bildet vorzüglich die höhern Punkte des Bezirks, namentlich besteht aus ihr die Hauptmasse der| Adelegger Berge; hier erscheint sie der Molasse aufgelagert. Anderwärts findet sie sich mehr vereinzelt, oder mit der Molasse wechsellagernd. Außer den genannten Bergen sind als die Hauptpunkte ihres Vorkommens zu nennen: 1) der Egenwald bei Amtzell (Gem. Pfärrich); 2) der Berg, auf welchem Pfärrich selbst liegt; 3) Herfatz in der Gem. Praßberg; 4) die Höhen bei Dürren an der Grenze des Oberamts Leutkirch.

Kalktuff findet sich einzeln im Thale der Rohne (Gem. Pfärrich), im Wald bei der Höhmühle (Gem. Emmelhofen), bei Eisenbach im Eschachthal (Gem. Vorst. Isny) u. a.

Die Torfablagerungen sind, wie schon bemerkt, in unserem Bezirk sehr verbreitet. Die bedeutendsten sind bei Kißlegg, Röthsee (Gem. Emmelhofen), Eisenharz, Boden (Gem. Neutrauchburg), Arrisried (Gem. Sommersried), Göttlishofen und Beuren. Weniger ausgedehnte Torfmoore sind in jeder Gemeinde, nur Winterstetten, Friesenhofen und Vorstadt Isny besitzen gar keine. Die Moore von Kißlegg sind die ausgedehntesten; ihre Mächtigkeit beträgt gewöhnlich 4, 8 bis 10 F., und nimmt auf einzelnen Stellen bis auf 20–24 F. zu. Bei der letztern ungewöhnlichen Mächtigkeit bildet das Ganze meistens eine noch sehr wässerige, schwammige Masse, die sich bei der Entwässerung auf etwa 16–18 F. Mächtigkeit vermindert; gewöhnlich ist die oberste Schichte bis auf eine Tiefe von 1–4 F. sehr locker, oft mit vielen unzersetzten Holztheilen gemischt und als Torf unbrauchbar. Güte und Mächtigkeit des Torfs zeigen oft in demselben Torfmoore viele Verschiedenheiten; oft lassen sich Schichten von lockerem Papiertorf und dem besten Moortorf in geringer Entfernung von einander finden. Der Untergrund der Torfmoore besteht gewöhnlich aus sandigem blauem Lehm oder lehmigem Sand, selten aus unvermischtem Lehm. Merkwürdig ist, daß sich auf der oft 16–18 F. tief liegenden Lehmsohle Moosschichten, ihrer Form nach gut erhalten, von 1/2 F. Mächtigkeit finden, welche nur ihre grüne Farbe verändert und in eine schöne gelbe Farbe umgewandelt haben. | Mineralquellen s. oben.

Versteinerungen enthält zwar der Sandstein der Molasse, jedoch sehr selten; und von andern als ganz unkenntlichen Resten organischer Bildungen ist bis jetzt nichts bekannt geworden. Im Süßwasserkalk am linken Ufer der Eschach oberhalb Eisenbach sind jedoch einzelne Petrefacten gefunden worden.


6. Pflanzen- und Thierreich.
A. Pflanzen.
Obgleich die Vegetationsverhältnisse des Oberamts Wangen, wie die von ganz Oberschwaben, noch keineswegs zur Genüge erforscht sind, so läßt sich doch nach dem, was bis jetzt darüber bekannt ist, nicht bestreiten, daß dieser Bezirk an Pflanzen, die im Allgemeinen in Württemberg nicht häufig vorkommen, ungewöhnlich reich ist und seine Flora überhaupt einen eigenthümlicheren Charakter an sich trägt, als die der großen Mehrzahl der übrigen Bezirke des Landes. Unverkennbar ist ihr, obwohl man in den Gärten um Wangen noch den Pfirsichbaum findet und selbst da und dort ein Haus mit Weinreben bekleidet ist, das Gepräge des rauhen Himmelstrichs, unter dem sie sich entfaltet, aufgedrückt, und sie bildet einen auffallenden Gegensatz gegen die Flora der milderen Landestheile, so daß z. B. der Oberamtsbezirk Mergentheim, der gleichfalls ziemlich viele seltenere Pflanzen besitzt, verhältnißmäßig nur sehr wenige solche mit dem Bezirk von Wangen gemein hat (wie z. B. Eryngium campestre, Cardamine sylvatica u. a.). Die Adelegg besonders ist es, wo eine Fülle von Pflanzen, die im übrigen Königreiche gar nicht oder nur in sehr wenigen Gegenden gedeihen, sich aufschließt, bis zu Höhen hinaufreichend, die hinter den erhabendsten Punkten des Landes nur um Weniges zurückstehen, und den Alpen Vorarlbergs benachbart, wenn gleich durch tiefe Thaleinschnitte von ihnen getrennt, zeichnet sie sich (theilweise zugleich mit andern Höhen des Bezirks) dem übrigen Württemberg gegenüber durch den ausschließlichen Besitz einer nicht unbedeutenden Anzahl von Alpenpflanzen aus, wie auch ihre Weiden und Sennhöfe an die Nähe des Alpengebirgs erinnern. So sind als (so viel bekannt) blos im Oberamt Wangen vorkommend zu nennen: Pinguicula alpina, Veronica urticaefolia, Valeriana montana, Iris graminea, Primula acaulis, Gentiana campestris, Campanula barbata, Viola biflora, Streptopus amplexifolius, Saxifraga rotundifolia, Arenaria uliginosa, Potentilla norvegica, Adenostyles alpina,| Tussilago alpina, Senecio alpinus, Calla palustris, Carex fulva, Pflanzen, die sämmtlich nur auf Höhen von mehr als 2000 Fuß über der Meeresfläche sich finden. Auch die als vegetabilischer Repräsentant der Alpenwelt allgemein bekannten Alpenröschen (Rhododendron ferrugineum) fehlen nicht, obwohl es nur ein einziger Busch (im Schwendimoos bei Lautersee unweit Kißlegg) ist, vermöge dessen dieser Strauch der württembergischen Flora angehört. Andere für uns seltenere Gebirgspflanzen finden sich außer in dem Bezirk von Wangen auch noch da und dort in benachbarten Bezirken, so z. B. Eriophorum alpinum, Gentiana asclepiadea, Saxifraga Hirculus, Tamarix germanica, Carex limosa. Außerdem besitzt derselbe noch manche in den tiefern Landestheilen fehlende Vegetabilien gemeinschaftlich mit der Alp und dem Schwarzwald, mit letzterem namentlich Lonicera nigra, Spergula saginoides, Geranium phaeum, Adenostyles albifrons und verschiedene Wasser- und Sumpfpflanzen, mit ersterer Allium sibiricum, Taxus baccata, Aconitum neomontanum, Helleborus viridis, Rosa alpina u. a., mit beiden Tussilago alba, Stachys alpina, Malva moschata u. a. Sieht man ab von der den östlichen Theil des Oberamts einnehmenden Adelegg und den sonst hervortretenden einzelnen Bergen und betrachtet blos die niedrigeren Parthien des Bezirkes, so kommt deren Flora im Ganzen ziemlich mit der des übrigen Oberschwabens überein, deren Eigenthümlichkeiten vorzüglich durch die immerhin noch beträchtliche Erhebung über die Meeresfläche, das damit in Verbindung stehende rauhere Klima, die Menge der wässerigen Niederschläge aus der Atmosphäre und die große Anzahl von Seen, Weihern und Torfmooren bedingt ist. Mit diesen Verhältnissen hängt der auffallende Reichthum an Sumpf- und Wasserpflanzen, überhaupt an Pflanzen, die feuchte Standorte lieben, zusammen, in welcher Beziehung wieder eine Annäherung an verschiedene Parthien des Schwarzwaldes sich zu erkennen gibt. Von dergleichen Pflanzen sind, als im Bezirk von Wangen vorkommend, besonders hervorzuheben die vielverbreiteten Vaccinium-Arten, Vacc. Vitis idaea (Preißel- oder Schnellbeere), Vacc. Oxycoccos (Moosbeere), Vacc. uliginosum (Sumpf- oder Rauschbeere), die durch ihre Blüthen und Blätter die Weiher zierenden weißen und gelben Seerosen (Nymphaea alba und Nuphar lutea), der Fieberklee (Menyanthes trifoliata), der Kalmus (Acorus Calamus), die Scheuchzeria palustris, Pinguicula vulgaris, Drosera longifolia und rotundifolia. Thysselinum palustre, Spergula nodosa, Andromeda polifolia, die zahlreichen Ranunkeln, von seltenern namentlich Ranunculus Lingua. lanuginosus und platanifolius, eine ansehnliche Anzahl von Orchideen und Ophrydeen, von seltenern namentlich Orchis coriophora,| Platanthera chlorantha, Hymantoglossum viride, Cephalanthera ensifolia, der verschiedenen Cyperngräser, Binsen, Wollgräser, Simsen, Riedgräser, der Rohrkolben, des Schilfes u. s. w. nicht zu gedenken, die auf die Physiognomie der Flora dieser Gegend besondern Einfluß haben. Ungemein reich ist die Gegend auch an kryptogamischen Gewächsen, wiewohl in dieser Beziehung noch wenig erforscht; erwähnt sey hier nur des isländischen Mooses (Cetraria islandica), des giftigen Fliegenschwamms (Agaricus muscarius) und des zur Zunderbereitung dienenden Löcherschwamms (Boletus igniarius).

Was die im Vorangegangenen fast ganz außer Betracht gebliebenen baum- oder strauchartigen Gewächse betrifft, so findet man die in Württemberg überhaupt vorkommenden Arten größtentheils auch im Bezirk von Wangen wieder. Bei den Bäumen überwiegt das Nadelholz – wenn gleich nicht hinsichtlich der Zahl der Arten, doch in Beziehung auf die Flächen, die es einnimmt, – bei Weitem das Laubholz; vorzugsweise verbreitet sind die Weißtanne (Pinus Abies) und die Fichte oder Rothtanne (Pinus Picea), auch die Kiefer oder Forche (Pinus sylvestris) findet sich nicht selten, so wie deren Abart, die Legforche (Pinus montana), diese jedoch weniger charakteristisch ausgebildet als auf den Höhen des Schwarzwaldes. Die Lerche (Pinus Larix) kommt nur wenig vor. Von Laubhölzern begegnet man verhältnißmäßig am häufigsten der Erle (Alnus glutinosa), der Birke (Betula alba), der Buche (Fagus sylvatica), der Hagenbuche (Carpinus Betulus) und dem Vogelbeerbaum (Sorbus Aucuparia), welcher vielfältig den Saum der Straßen bekleidet. Auch der Holzbirnbaum (Pyrus communis pyraster) und der Holzapfelbaum (Pyrus malus sylvestris) sind keine seltene Erscheinung, und ihre Früchte werden zum Branntweinbrennen verwendet. Seltener dagegen sind die Eichen (Quercus robur und pedunculata), der Berg- und der Feldahorn (Acer Pseudoplatanus und campestre), die Sommer- und die Winterlinde (Tilia grandifolia und parvifolia), die Esche (Fraxinus excelsior), der Eibenbaum (Taxus baccata) u. a. Von den Sträuchern sind besonders häufig der Wachholderstrauch (Juniperus communis), der Hollunderstrauch (Sambucus nigra), der Haselnußstrauch (Corylus Avellana), die Brombeer-, Himbeer-, Heidelbeersträucher u. s. w. Von seltenern sind hervorzuheben die bereits angeführte Tamariske (Tamarix germanica) und die Stechpalme (Ilex Aquifolium). Der in benachbarten Bezirken vorkommende Pimpernußbaum (Staphylea pinnata) scheint dem Oberamt Wangen zu fehlen.

Schon im Bisherigen sind verschiedene in diesem Bezirk vorkommende Arznei- und Giftpflanzen namhaft gemacht worden| (wie der Fieberklee, der Kalmus, das isländische Moos, das Aconitum neomontanum, der Helleborus viridis u. a.); an sie reihen sich außer den in Württemberg überhaupt weit verbreiteten (wie der Stechapfel, die Belladonna, das Bilsenkraut, die Wollblume u. v. a.) noch folgende an: die Polygala amara, das Löffelkraut (Cochlearia officinalis), das Freisamkraut (Viola tricolor), der Wasserfenchel (Phellandrium aquaticum), der weiße Germer (Veratrum album), Aconitum Cammarum und Lycoctonum, der Wasserschierling (Cicuta virosa). Bemerkenswerth ist noch das häufige Vorkommen des Sauerklees (Oxalis Acetosella), der übrigens nicht, wie auf dem Schwarzwald, zur Sauerkleesalzfabrikation gesammelt zu werden scheint.
B. Thiere.
Was die Fauna des Oberamtsbezirks Wangen betrifft, so liegt es in der Natur der Sache, daß sie gegenüber von den benachbarten Bezirken und selbst vom ganzen übrigen Land nicht gerade viel Eigenthümliches bieten kann, weßhalb es in dieser Beziehung an einigen wenigen Bemerkungen genügen mag. Hirsche, Rehe und Hasen finden sich vorzugsweise im östlichen Theile des Bezirks. Neben dem gemeinen Hasen läßt sich öfters auch der Alpenhase (Lepus variabilis) blicken. Schwarzwild scheint nicht vorzukommen. In großer Menge finden sich Eichhörnchen und Füchse vor, letztere in einzelnen Gegenden in solchem Maße, daß wegen ihrer auf Einödhöfen gar kein Federvieh mehr gehalten werden kann. Fischottern (Lutra vulgaris) gibt es in ziemlicher Menge, besonders an der Ach, in der Gegend von Isny und Riedhammer. Ungemein häufig kommt die sonst bei uns nicht eben besonders verbreitete langohrige Fledermaus (Vespertilio aurita) vor. Die Vögel betreffend ist auf das Vorkommen des Auerhahns (Tetrao urogallus) aufmerksam zu machen, so wie auf die in beträchtlicher Menge erscheinenden Sumpf- und Schwimmvögel, welche das Oberamt Wangen mit den übrigen Umgebungen des Bodensees gemein hat. Von Amphibien verdient der in den Rohrdorfer Bergen sich findende, sonst im Allgemeinen bei uns seltene schwarze Salamander Erwähnung. Fische kommen in den vielen Gewässern des Bezirks in großer Menge vor, und zwar namentlich folgende Arten: die Gruppe (Cottus Gobio), der Barsch (Perca fluviatilis), die Schmerle (Cobitis Barbatula), der Weller oder Wels (Silurus glanis), die Asche (Salmo Thymallus), die in vorzüglicher Qualität und sehr häufig sich vorfindende Forelle (Salmo Fario), die Alpenforelle (Salmo alpinus), der Hecht (Esox Lucius), der Karpfe (Cyprinus Carpio), die Schleihe (Cypr. Tinca), der Weißfisch (Cypr. Leuciscus), die Barbe (Cypr. Barbus). Auch an Krebsen ist kein| Mangel, nicht allein an den gewöhnlichen Flußkrebsen (Cancer Astacus), sondern es findet sich auch der Edelkrebs (Cancer nobilis) in mehrern Seen, so in den beiden Seen von Kißlegg und in dem von Beuren. Die Insekten anlangend scheint die Gegend insbesondere an Schmetterlingen sehr reich zu seyn; ein von Dr. Zengerle angelegtes Verzeichniß der bis jetzt im Oberamt Wangen aufgefundenen Schmetterlingsarten zählt deren über vierthalbhundert auf. Ohne Zweifel sind die vielen Gewässer des Bezirks von zahlreichen Schaalthieren bevölkert; doch fehlt es bis jetzt durchaus an einer Übersicht über dieselben.
  1. Anm. Die mit K. bezeichneten trigonometrischen Bestimmungen sind von Trigonometer Kohler, die mit S. von dem verstorbenen Professor Schübler, die mit R. von Professor Rogg. Red. bedeutet, daß ältere barometrische Bestimmungen auf die neuesten trigonometrischen reducirt worden sind.
  2. Im Chron. Isn. findet sich dafür Ursee, und es ist wahrscheinlich, daß es mit dem M dieselbe Bewandtniß hat, wie bei vielen andern Eigennamen, worüber unten bei Eglofs (Ortsbeschreibung) das Nähere gesagt wird. Die Schreibart Mauersee wäre sonach aus Mißverständniß entstanden, indem man hier, wie in der Schweiz, Mur statt Mauer spricht.
  3. Wir benützen in diesem Abschnitt hauptsächlich die, nicht im Buchhandel erschienene, academische Schrift: Beiträge zur Naturkunde Oberschwabens. Eine Inaugural-Dissertation, unter dem Präs. v. G. Schübler der öffentlichen Prüfung vorgelegt von E. Lingg, prakt. Arzt in Wolfegg. Tübingen 1832