« Kapitel BW13 Beschreibung des Oberamts Waldsee Kapitel BW15 »
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14. Gemeinde Unter-Schwarzach,
763 Einw.
  • 1) Unter-Schwarzach, ein k. Pfarrdorf mit 144 Einw., 23/4 St. östlich von Waldsee an der Straße von Waldsee in das Roth- und Iller-Thal, C. A. Waldsee, F. A. Ochsenhausen. Den großen und kleinen und Heu-Zehenten bezieht die Pfarrei. Das Patronat ist fürstlich, die Grundlasten des Gemeindebezirks betragen 1018 fl. in Geld, und 1466 fl. in Naturalien; davon hat der Fürst 2031 fl., die Armen-Verwaltung Waldsee 142 fl. , die Kirchenpflege Essendorf 117 fl., das Übrige der Fürst Salm zu Baindt, der Graf Sternberg, mehrere Kirchen- und andere Pflegen zu beziehen.| Die beiden Gemeinden Dietmanns und U.-Schwarzach bilden mit ihren Parzellen und einem Hof zu Märbottenweiler, G. Eberhardszell, die Waldburg’sche Herrschaft (das lehenbare Gericht) Schwarzach; wovon Dietmanns mit den nachbenannten Parzellen der Grafschaft Wolfegg, die Parzellen der G. U.-Schwarzach aber der Grafschaft Waldsee angehörten. Die Herrschaft ist K. Lehen und war vormals österreichisches Lehen, ein sogenanntes Schwabenlehen, d. h. ein Herzogliches, später Reichslehen, worüber die Landvogtei im Namen des Kaisers verfügte, und zwar ein Schildlehen, das aber 1439 die Eigenschaft eines Kunkellehens erhielt. Die Besitzer übten die Landeshoheit mit Ausnahme der Besteuerung, welche dem Reiche und schwäbischen Kreise angehörig war, die hohe und niedere Jurisdiktion, sammt Forst- und hohen Jagden, und den Blutbann, welchen Truchseß Georg 1511 von Kaiser und Reich zu Lehen erhielt, aus.

    U.-Schw. ist ganz von Hügeln und Anhöhen umgeben, es hat eine Kirche, ein Pfarrhaus, eine Schule, eine Schildwirthschaft, ein fürstl. Jägerhaus und einen fürstl. Zehentstadel und wird von einem schwarz trüben Bächlein bewässert, dessen Wasser zum größten Theil aus dem östlich gelegenen ehemal. Weiher und dem sog. Ober-Schwarzacher Ried zusammenläuft, bei Schnee-Abgang und starkem Regen beträchtlich anschwillt, bei gewöhnlichem Wasserstande aber sich in den Wässerungswiesen unterhalb des Dorfs, der Lochgraben genannt, ganz verliert. Südöstlich im Dorfe befindet sich auch eine Quelle, bei welcher ehemals eine Badstube stand und welche jetzt zu einem Schwemm- und Wasch-Teich benützt wird. Das Klima ist etwas rauh, der Boden aber großentheils ergiebig. Soweit die Gemeinde-Parzellen der Grafschaft Wolfegg angehören, haben sie Antheil an den dortigen Armen- und Schulstiftungen. Die Baulast an dem Pfarrhaus hat der Pfarrer, die an der Kirche bei der Unvermögenheit der Kirchenpflege eben derselbe mit den übrigen Zehentherren des Pfarrsprengels. Die ziemlich kleine Kirche ist mit einem sehr hohen alten Thurme versehen, der weithin gesehen wird. Filiale| sind: Adelshofen, Buchhäusle, Knetzenweiler, Menhardsweiler, Friedlings, Iggenau, Menzlis, Ober-Schwarzach, Willis und Ziegolz, welche alle auch ihre Schule zu Unter-Schwarzach haben. Am südöstlichen Theil des Dorfs erhebt sich ein kegelförmiger Hügel, der mit einem Wall umgeben ist, der „Burgstock“ genannt, auf welchem noch wenige Ruinen einer zerstörten Burg zu finden sind. Diese Burg war ehedem der Sitz der Edlen von Schwarzach, von welchen schon in einer Kloster Rothischen Urkunde des Herzogs Conrad von Schwaben vom Jahr 1191 ein Heinrich von Schw. als Zeuge erscheint. Von ihrem Besitzstand ist nichts bekannt. Vermuthlich standen sie in dem gleichen Verhältnisse zu den alten Herren von Waldsee, wie die von Essendorf; siehe oben. Von den Herren von Waldsee wurde 1331 auch die Herrschaft Schwarzach an die Herzoge von Österreich verkauft; siehe Waldsee. Von Letztern scheint sie an die Grafen von Landau veräußert worden zu seyn; 1385 trug sie Lutz von Landau dem Herzog Leopold von Österreich deßwegen zu Lehen auf, weil derselbe dem Heinrich Kraft von Ulm das Gut Tissen, das Lutz an diesen verkauft hatte, zu Lehen verliehen hat. Von den von Landau kam die Herrschaft an die Wielen von Winnenden; 1427 wurde Hildebrand Wielen von W. von Herzog Friedrich von Österreich damit belehnt, verkaufte sie aber 1446 an den Truchseßen Jerg von Waldburg für 7500 fl. Bei der Theilung der Grafschaften Wolfegg und Waldsee 1672 wurde auch die Herrschaft Schw. getheilt, so daß in jeder Grafschaft ein Gericht Schwarzach – Ober- und Unter-Schwarzach (Gemeinden Dietmanns und U.-Schwarzach) – bestand.
  • 2) Adelshofen, ein k. W. mit 56 Einw., Filial von U.-Schwarzach an der Landstraße von Waldsee nach Ochsenhausen, mit einer Capelle, die eine eigene Stiftung, jedoch keinen bestimmten Gottesdienst hat. Den großen und kleinen Zehenten bezieht der Fürst Salm zu Baindt, von 14 M. der Graf Erbach-W.-R., und von 2 M. die Standesherrschaft; Heu-Zehenten wird keiner gereicht. 1469 erhielt Hans Maucher,| genannt Müller von Menisrain, einen Hof von der Erzherzogin Mechtild zu Lehen, womit auch seine Nachkommen belehnt wurden. Ob Hugo und Eberhard, milites de Adelotshofen, welche in einer Urkunde von 1282 erscheinen, unserm A. angehört haben, ist ungewiß.
  • 3) Buchhäusle, ein Hof, auf einer Anhöhe mit 3 k. Einw. Die Verhältnisse sind die gleichen wie bei 2.
  • 4) Eggmannsried, ein k. Pfarrweiler mit 134 Einw. Den großen und kleinen Zehenten bezieht von 120 M. Sternberg, von 66 M. der Fürst, von 24 M. Erbach.-W.-R. und von 22 M. Fürst Salm zu Baindt. Das Patronat-Recht hat der Graf von Sternberg. Der Weiler, dessen Name ehemals auch Ettmanns, Ettmes, Ebbisried geschrieben wurde, liegt in einem Thälchen an der Straße von Waldsee nach Ochsenhausen und wird von einem 1/8 St. südöstlich von dem Weiler entspringenden und in die Umlach gehenden Bache, der „Mühlebach“ gen., durchschnitten. Außerhalb Etters befinden sich noch 6 Wohnsitze auf dem „Haslach“, welche erst durch Vereinödung und Urbarmachung eines Holzbodens vor ungefähr 50 Jahren entstanden sind. Auf der nordöstlichen Anhöhe steht die Kirche und das Pfarrhaus. Außerdem ist daselbst noch ein Meßnerhaus mit einer auf Kosten der Gemeinde 1809 angebauten Schulstube. Die Kirche wurde 1725 von dem Kloster Schussenried neu aufgebaut; sie ist mit einigen guten Fresco-Malereien geziert. Die Baulast an den Pfarr- und Meßner-Gebäuden hat Sternberg, an der Kirche die Kirchenpflege, Filiale der Kirche sind: Rettisweiler, Söldenhorn und Stelzenmühle, welche auch die Schule gemein haben. Den Kirchensatz verkauften 1349 Rüdiger von Hummertsried und Wernher und Ludwig von Rosenharz an das Kloster Schussenried und Hans von Molpertshaus, welch letzterer seinen Antheil dem erstern schenkte. Schon 858 kommt ein Hettinesrioht vor, das wahrscheinlich unser E. ist, siehe S. 69.
  • 5) Knetzenweiler, ein k. W. mit 96 Einw., Filial von U.-Schw. Den großen und kleinen Zehenten bezieht von| 159 M. die Pfarrei, von 198 M. der Fürst, von 100 M. Erbach-W.-Roth und von 36 M. der Spital zu Waldsee. Der Ort liegt an der südlichen Abdachung der Ober-Schwarzacher Höhen gegen das Wurzacher Ried an der Straße nach Wurzach. 1357 verkauft Hans von Magenhaus und 1381 Claus Schürfer von Waldsee seine Güter zu K. an das Kloster Waldsee, welche später an die fürstl. Standesherrschaft übergingen. 1434 erhielt Ulrich Peckelhub zu Waldsee von Herzog Friedrich von Österreich einige Güter zu K. und 1469 Claus Cuny von Dietmanns eines daselbst zu Lehen. Siehe auch S. 70.
  • 6) Mauchenmühle, eine Mahlmühle und Hofgut an der Umlach, mit 8 k. Einw., Filial von Mühlhausen, Lehen des Fürsten Salm zu Baindt. Den großen und kleinen Zehenten bezieht theils der Graf Erbach-W.-Roth, theils das Sternbergische Rentamt Schussenried.
  • 7) Menhardsweiler, ein k. W. mit 27 Einw., Filial von U.-Schw. an der Straße von Waldsee nach Ochsenhausen. Den Zehenten bezieht die Pfarrei, ein Theil der Güter ist aber zehentfrei.
  • 8) Ober-Waldhaus, ein k. W. mit 19 Einw., Filial von Ellwangen, Oberamts Leutkirch, aus 2 Lehengütern bestehend, wovon die Pfarrei U.-Schwarzach die Zehenten bezieht.
  • 9) Öschle, ein Haus mit 5 k. Einw., Filial von U.- Schw. zu Menhardsweiler gehörig und dessen Verhältnisse theilend.
  • 10) Rettisweiler, auch Rätischweiler, ein k. W. mit 30 Einw., Filial von Eggmannsried. Den großen und kleinen Zehenten bezieht von 6 M. die Stadt-Caplanei Waldsee, von den übrigen Gütern aber der Graf Sternberg. Die Kirchenfabrik U.-Essendorf besitzt hier 2 Lehengüter, wegen 2 anderer, siehe Wolfartsweiler. 1421 sagt Heinrich Bosen Wittwe zu Grüningen, der Herrschaft Österreich ihr von ihrem Vater ererbtes Lehen des Zehenten daselbst, sowie eines Viertels des Zehenten zu Volkertshaus auf.|
  • 11) Schönbuch, ein Hof mit 7 k. Einw., Filial von Ellwangen, 1699 durch Ausstockung eines Waldes zum Cameralgut umgeschaffen und zehentfrei.
  • 12) Söldenhorn, ein k. W. mit 26 Einw., Filial von Eggmannsried. Den großen und kleinen Zehenten bezieht die Heilig-Kreutz-Caplanei zu Ravensburg.
  • 13) Stelzenmühle, eine Mahlmühle an dem Mühlbach, mit 5 k. Einw., Filial von Eggmannsried. Die Zehenten bezieht theils der Fürst, theils die Pfarrei. Die Mühle gehörte früher dem Chorstift Waldsee.
  • 14) Truilz, ein k. W. mit einer Ziegelhütte, 159 Einw., Filial von Ellwangen, wo auch die Schule ist. Die großen und kleinen Zehenten bezieht von 430 Morgen die Pfarrei U.-Schwarzach, von 26 M. der Fürst und von 71 M. der Staat. Von den zweimädigen Wiesen wird an die Zehentherren ein jährlicher Zehentschilling gegeben, die übrigen Wiesen sind zehentfrei.
  • 15) Unter-Waldhaus, ein Hof mit 4 Einw., welcher ganz die Verhältnisse von Truilz theilt.
  • 16) Wolfartsweiler, ein k. W. mit 40 Einw., Filial von U.-Schwarzach, an der Straße von Waldsee nach Ochsenhausen, zerstreut gelegen. Den großen und kleinen Zehenten bezieht von 247 M. der Fürst, von 11 M. die Pfarrei und von 9 M. die Stiftungspflege zu U.-Schw. Außer der Grundherrschaft haben die Kirchenpflegen zu Eggmannsried und U.-Schwarzach und der Spital zu Waldsee je ein Lehengut daselbst. Es befindet sich allda ein Wirthshaus mit einer thurmartigen Wohnung, das ehedem mit seinen bedeutenden Gütern einen Edelhof bildete. Seit den ältesten Zeiten wird auf demselben jährlich am Sonntag nach Bartholomä ein Volksfest mit Hahnentanz, Wettlaufen, Sackspringen, Ringen, Klettern, Kegelschieben, Scheibenschießen etc. gehalten, das noch heut zu Tag von der Jugend beiderlei Geschlechts aus weiter Entfernung besucht wird. Dabei steht eine Capelle mit eigener Stiftung jedoch ohne bestimmten Gottesdienst. Ähnliche Spiele und Wettkämpfe fanden ehemals bei der Capelle zu| Maßhaldersbuch statt, siehe Beschr. des OA. Münsingen. Den 7. August 839 schenkt Graf Richwin dem Kloster St. Gallen, seine Güter zu Wolfrideswilare. Neug. C. D. n. 293. Der Hof gehörte ehemals den Herren von Hummertsried als österr. Lehen; 1508 kam dieses Lehen, wozu auch 2 Güter zu Rettisweiler gehören, an Wilhelm von Rothenstein und seine Schwester Magdalena von Rothenstein, welche sich an Georg von Honweil verehelicht hatte, und 1529 an dessen Söhne Hans und Veit Anton von Honweil, von deren Erben es 1618 an den Truchseßen Heinrich von Waldburg kam, dem es von Erzherzog Maximilian unter der Bedingung zu Lehen gegeben wurde, daß er ihm dagegen seinen besten Hof zu Märbottenweiler zu Lehen auftrage. Sowohl dieser Hof, als die obige Besitzung sind nun Kronlehen. Seit 1831 sind der Gemeinde U.-Schw. auch die bei Dietmanns beschriebenen Parzellen: Friedlings, Iggenau, Menzlis, O.-Schwarzach, Willis, Ziegolz, zugetheilt.