« Kapitel B 8 Beschreibung des Oberamts Vaihingen Kapitel B 10 »
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
|
Hohen-Haslach,
Gemeinde II. Kl. mit 1359 Einw., wor. 12 Kath. a. Hohen-Haslach, mit Mittel- und Nieder-Haslach, Pfarrd. 1337 Einw. b. Rechentshofen, Weiler, 22 Einw. – Evang. Pfarrei; die Kath. sind auf den Michaelsberg O.A. Brackenheim eingepfarrt.
Das marktberechtigte Pfarrdorf Hohen-Haslach, auf dessen Markung sich die zwei Weiler Mittel- und Nieder-Haslach befinden, liegt 21/2 Stunden nordöstlich von der Oberamtsstadt auf einem schmalen, nach drei Seiten steil abfallenden Vorsprung des Strombergs und ist in Folge dieser Terrainverhältnisse in die Länge gezogen zu beiden Seiten einer gekandelten, gegen Südwesten geneigten Hauptstraße hingebaut, von der nur ganz kurze Nebenstraßen | ablenken. Die Lage des weithin sichtbaren Orts ist äußerst freundlich und erlaubt eine ausgedehnte, sehr anziehende Aussicht. Das Auge überblickt hier nicht nur einen großen Theil des weit gedehnten, fruchtbaren, mit stattlichen Ortschaften reich bedeckten Flachlandes, sondern auch die Höhenzüge des Schönbuchs, des Schur- und des Welzheimer-Waldes, während im fernen Hintergrunde ein blauer Streifen der Alp das Panorama schließt. Auch die zunächst liegenden Partien, wie der waldreiche Stromberg und das in denselben tief eingeschnittene anmuthige Kirrbachthal, gewähren einen äußerst schönen Anblick und rufen einen überraschenden Gegensatz mit der übrigen flachen Fruchtgegend hervor. So anziehend und reizend die nächste Umgebung wie die Aussicht von Hohen-Haslach ist, so sehr contrastirt dann das Innere des Orts, dem man an seinen geringen Wohnungen die Armuth der Einwohner ansieht. Auch die Pfarrkirche, mit ihrem viereckigen, durch ein plattgedrücktes Zeltdach auf hölzernem Stockwerk gedeckten, äußerst geschmacklosen Thurm, stimmt mit dem Aussehen des Dorfs überein und hilft den minder günstigen Eindruck desselben vermehren. Das über dem Eingang mit der Jahrszahl 1566 versehene Langhaus der Kirche ist im Jahr 1792 styllos erneuert und erweitert worden. An der Südostseite des Thurms, über dem, wie es scheint, später eingebrochenen Eingange ist das Wappen von Hohen-Haslach und die Jahrszahl 1599 angebracht. In der schmucklosen, mit überaus schlecht bemalten Emporen versehenen Kirche, steht an der südlichen Wand ein Grabdenkmal, welches eine Frau in alter Tracht vorstellt, mit der Umschrift „anno dom. 1576 den 14 Februar – – – Stromberg nachgelassene Wittwe zu Bronberg etc.“ Von dem Langhause führt ein schön gehaltener Triumphbogen in das untere, mit einem Kreuzgewölbe versehene Stockwerk des Thurms, welches die Stelle des Chors vertritt.

Die Baulast an der Kirche hat die Stiftungspflege (bei größeren Bauwesen zu 2/3 die Gemeinde), an dem Thurme aber die K. Hofdomänenkammer.

Der mit einer Mauer umfriedigte Begräbnißplatz, auf den auch die Verstorbenen von Mittel- und Nieder-Haslach wie von Rechentshofen beerdigt werden, liegt außerhalb des Orts an der Straße nach Mittel-Haslach.

In der Nähe der Kirche steht das im Jahr 1835 erneuerte, gelb getünchte Pfarrhaus nebst einem Öconomiegebäude und Hofraum; der Pfarrgarten aber liegt bei dem früheren Pfarrhause, das im Jahr 1785 verkauft wurde. Die Unterhaltung der Pfarrgebäude steht der K. Hofdomänenkammer zu.

| Das schon ziemlich alte Schulhaus, in welchem sich die Wohnungen des Schulmeisters und des Lehrgehilfen befinden, wurde im Jahr 1833 verbessert. Seit 1825 ist auch eine Industrieschule eingerichtet.

Zunächst der Kirche steht das sehr alte Rathhaus mit Thürmchen und Glocke auf dem First, welches alle übrigen Gebäude weit überragt.

Gemeindebackhäuser sind in Hohen-Haslach zwei, in Mittel- und Nieder-Haslach je eines vorhanden.

Eine große Kelter, welche im Jahr 1849 in Folge der Zehntablösung von der Hofdomänenkammer in das Eigenthum der Gemeinde überging, steht außerhalb, nordöstlich, des Orts auf einem freien, geräumigen Platze. Ein Armenhaus ist vorhanden und zahlreich bewohnt.

Hohen-Haslach war früher ein Städtchen, sank aber schon im 14. Jahrhundert wieder zum Dorf herab; die zwei Thore (das obere und das untere Thor) sind längst abgegangen und die ehemaligen Ringmauern haben sich nur theilweise noch erhalten.

Am Fuß des Bergvorsprungs, auf dem Hohen-Haslach liegt, ist an die Bönnigheim-Illinger Landstraße der freundliche Weiler Mittel-Haslach hingebaut, der mittelst einer gut angelegten Steige mit dem nur einige hundert Schritte entfernt gelegenen Mutterort in Verbindung gesetzt ist. Durch das Örtchen fließt ein Arm des Kirrbachs, der hier eine oberschlächtige Mühle mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang in Bewegung setzt.

Etwa 1/8 Stunde südlich von dem Mutterort in der weiten, wiesenreichen Thalebene des Kirrbachs ist der hinter Obstbäumen versteckte Weiler Nieder-Haslach gelegen.

Von den beiden Weilern hat jeder einen Pumpbrunnen, dagegen befindet sich in dem Mutterort nur ein 180 Fuß tiefer Ziehbrunnen, aus dem mit großem Zeit- und Kraftaufwand das Wasser heraufgehaspelt werden muß. Das Wasser selbst, welches nie versiegt, sondern eigenthümlicher Weise bei trockener Witterung reichlicher fließt als bei nasser, kommt aus der Schichte des Keupergypses und ist daher hart und eignet sich zum Kochen von Bohnen, Erbsen etc. weniger als das Wasser von Mittel-Haslach, weßhalb von hier aus viel Wasser mit großer Anstrengung den Berg herauf geholt wird. Im Jahr 1836 in dem oberen Theile des Dorfs und in der Nähe des Rathhauses angestellte Versuche auf artesische Brunnen waren erfolglos und es scheint, um dem Ort mehr und besseres Wasser zu verschaffen, kein anderer Weg übrig zu bleiben, als Quellen in den höher gelegenen Partien des Stromberges zu fassen, | von wo das Wasser auf eine weite Strecke und mit großem Kostenaufwande in das Dorf zu leiten wäre. Auf den Fall der Feuersgefahr sind zwei Wetten im Ort angelegt, und eine periodisch fließende Quelle, der Leimengrubenbrunnen, befindet sich 1/8 Stunde nordwestlich vom Dorf. Der Gypsgehalt des Wassers in Hohen-Haslach, vieles Tragen auf dem Kopfe und mühsames Arbeiten bei der meist bergigen Lage der Güter, verbunden mit schlechter Nahrung und armseliger Wohnung, mögen Ursachen sein, daß trotz der sehr gesunden, gegen Norden geschützten Lage des Orts, die körperliche Beschaffenheit der Einwohner auffallend gering ist, dieselben sind bei etwas gedrückter Haltung und meist unansehnlicher Gesichtsbildung nicht selten mit Kröpfen behaftet, auch zeigt sich der Kretinismus hier häufiger als in den übrigen Orten des Bezirks. Die Hauptnahrungsquelle der Einwohner besteht im Weinbau, Feldbau und die Viehzucht sind wegen der verhältnißmäßig kleinen Ackerfläche nicht beträchtlich. Etwa die Hälfte der Einwohner suchen sich durch Taglohnarbeiten, wozu der landwirthschaftliche Betrieb in dem nahe gelegenen Rechentshofen Gelegenheit bietet, durchzubringen. Die Güterparcellen sind meist nur 1/81/4 Morgen groß. Von den Vermöglicheren besitzt der begütertste 35–36 Morgen, während der Güterbesitz der Mittelklasse 2–4 Morgen beträgt. Viele aber sind ganz unbemittelt, so daß gegen 40 Personen beständig und noch andere zeitweise von der Gemeindekasse unterstützt werden müssen.

Ein ausgezeichneter Hohen-Haslacher war Eberhard David Hauber, Sohn des hiesigen Pfarrers, geboren den 27. Mai 1695. Er studirte Theologie in Tübingen und Altdorf, wurde 1725, von dem Grafen Friedrich Christian zu Schaumburg-Lippe berufen, Superintendent, Consistorialrath und Oberprediger in Stadthagen und 1746 Pfarrer der deutschen St. Petersgemeinde in Kopenhagen, wo er den 15. Febr. 1765 starb. Er war ein frommer aufgeklärter Christ, welcher durch mündlichen Unterricht, durch theologische und geographische Schriften und eine musterhafte Amtstreue sich verdient machte. Bekannt wurde er namentlich durch seine Historie der Landkarten (1724), sowie durch seine Bibliotheca magica (1738–1745), in welcher er Schwärmerei und Aberglauben kräftig bekämpfte; er war Lehrer, Rathgeber und Wohlthäter des berühmten Geographen Anton Fried. Büsching. (Sein Leben bei A. F. Büsching Beitr. zur Lebensbeschr. denkwürdiger Personen 3, 161–262.)

Was die natürliche Beschaffenheit des Orts betrifft, so ist das Klima mild und feinere Gewächse gedeihen gerne, obgleich | Frühlingsfröste und kalte Nebel namentlich in den niederen Lagen zuweilen den Reben und Obstbäumen schaden. Hagelschlag ist selten und kam seit 1842 nicht mehr vor. Die ausgedehnte Ortsmarkung, von der beinahe die Hälfte mit Wald bestockt ist, hat nur in dem südlichen Theile eine ebene Lage, während der weit größere Theil derselben zu dem Stromberge und dessen steilen Abhängen und Ausläufern gehört. Der Boden besteht auf den Höhen des Strombergs aus einem für die Waldvegetation günstigen, mit Thon gemengten Sandboden, während an den Abhängen des Gebirgs Keupermergel ansteht, der an den südlichen Gehängen beinahe durchgängig für den Weinbau mit Vortheil benützt wird. Am Fuß des Strombergs, in der Nähe von Mittel- und Nieder-Haslach, tritt in Folge der Verwitterung des hier anstehenden Keupermergels meist ein schwerer, etwas naßkalter Thonboden auf, dem nur an einzelnen Stellen eine Bedeckung von Diluviallehm zukommt. Die Thalebene ist nicht selten moorgründig und erzeugt daher an einzelnen Stellen, namentlich in den Sulzwiesen, etwas saures Futter. In der Nähe von Mittel-Haslach ist ein Gypsbruch im Betrieb, der nicht nur für die Gemeinde, sondern auch für die Umgegend ein gesuchtes Düngungsmittel liefert. Ein Stubensandsteinbruch befindet sich auf der Höhe des Strombergs. Auf dem Baiselsberg soll früher auf Erz gebaut worden sein und noch wird eine Stelle daselbst „bei der Erzgrube“ genannt.

Die Landwirthschaft wird mit Fleiß betrieben, auch trägt das Beispiel des Betriebs in Rechentshofen zu landwirthschaftlichen Verbesserungen wesentlich bei, besonders ist der Brabanter Pflug allgemein eingeführt worden. Es wird vorzugsweise Dinkel gebaut, der wegen des schweren Bodens, obgleich nicht besonders reichlich, doch sehr gut gedeiht; überdieß kommt ziemlich Hafer und Gerste zum Anbau. Der durchschnittliche Ertrag eines Morgens wird zu 6, zuweilen 8 Scheffel Dinkel, 4–5 Scheffel Hafer, ebensoviel Gerste und 3 Scheffel Roggen angegeben. Von Getreide werden nur etwa 60–70 Scheffel Hafer nach Außen abgesetzt, während Brodfrüchte zugekauft werden müssen. Die höchsten Preise eines Morgens betragen 400 fl., die mittleren 160 fl. und die geringsten 20 fl.

Die Wiesen sind bei durchgängig angewendeter Wässerung sehr ergiebig und sämmtlich zweimähdig; die Preise für den Morgen bewegen sich von 120–400 fl. Der Ertrag ist durchschnittlich 35 Centner Heu und 15 Centner Öhmd per Morgen. Mit besonderem Fleiß wird der Weinbau auf etwa 450 Morgen betrieben, wovon in den besten Lagen die K. Hofdomänenkammer 14 Morgen, | auch der Stuttgarter Weinbau-Verein 1 Morgen (im Kirchberg) besitzt. Im Allgemeinen werden Welsche oder Trollinger, rothe und weiße Elblinge, Silvaner etc., in den hofkammerlichen Weinbergen aber hauptsächlich Rißlinge, Klevner und Traminer gepflanzt. Die Reben werden 31/2′ weit von einander gesetzt und Winters nur in der Ebene bezogen. Der meist rothe Wein wird zu den besten des Enzthals gezählt und eignet sich vortrefflich auf das Lager, sein Absatz geht sowohl in die Umgegend, als nach dem Schwarzwald; die Preise der unter der Kelter verkauften bürgerlichen Weine waren im Jahr 1846: 46-66 fl.; 1847: 20–33 fl.; 1848: 15–30 fl.; 1849: 12–25 fl.; 1850: 10–16 fl.; 1851: 13–20 fl.; 1852: 19–42 fl.; 1854: 40–64 fl. Der durchschnittliche Jahresertrag belauft sich auf 6 Eimer per Morgen und die höchsten Preise für den Morgen Weinberg betragen 400 fl., die mittleren 200 fl. und die geringsten 120 fl. Die vorzüglichsten Lagen sind Kirchberg, Röschen und Genuß. Die im Zunehmen begriffene Obstzucht, welche sich hauptsächlich mit Mostsorten und Zwetschgen beschäftigt, ist in gutem Zustande und erlaubt einen namhaften Absatz an Obst nach Außen; die jungen Stämme werden theils in der im Ort bestehenden Gemeindebaumschule, meist aber in den Weinbergen erzogen.

Der nicht beträchtliche Rindviehstand (rother Neckarschlag) wird durch drei Zuchtstiere (Simmenthaler und Landrace), welche ein Bürger gegen Benützung des vorhandenen Faselviehguts anschafft und unterhält, nachgezüchtet. Schweine werden viele gezogen, so daß einiger Handel mit Ferkeln getrieben wird; dagegen ist die Mastung von keinem Belang. Unbemittelte halten der Milch wegen ziemlich viele Ziegen. Die Bienenzucht gewinnt in neuerer Zeit an Ausdehnung. Auch wird Geflügel auf den Verkauf gezogen.

Der Ort hat das Recht, auf den 2. Mai einen Vieh- und Krämermarkt abzuhalten, dem Nachbarschaftsverkehr dienen die durch Mittel-Haslach führende Bönnigheim-Illinger Landstraße, wie Vicinalstraßen nach Sersheim und Ochsenbach. Die Entfernung zum nächsten Eisenbahnhof Groß-Sachsenheim beträgt beinahe 11/2 Stunden.

Weder die Gemeinde noch die Stiftungspflege sind in günstigen öconomischen Verhältnissen (vergl. Tab. III.). Erstere hat gegen 15.000 fl. Schulden, Letztere hat zwar keine Schulden, ihre Einnahmen reichen aber nicht hin, die Verbindlichkeiten derselben zu bestreiten, daher die Gemeindekasse zuschießen muß und theils hiefür, theils zu Deckung ihres eigenen Deficits einen jährlichen Gemeindeschaden von 2500 fl. umzulegen genöthigt ist. Die Armenstiftungen | sind ganz unbedeutend. Dagegen ist die Gemeinde im Besitz von 1163 Morgen Laubwaldungen, welche, im 20jährigen Umtriebe bewirthschaftet, nicht nur jedem Bürger alljährlich 40–50 St. Wellen, sondern auch der Gemeindekasse an Erlös aus dem Eichenoberholz eine jährliche Einnahme von etwa 1200 fl. gewähren. Überdieß bezieht die Gemeinde aus der an die Pächter von Rechentshofen verliehenen Brach- und Stoppelweide, nebst der Pferchnutzung jährlich gegen 300 fl. und an Pacht aus Gemeindegütern 20 fl.

Das Ortswappen ist ein der Länge nach getheilter Schild mit den drei württembergischen schwarzen Hirschhörnern im rechten goldenen Feld und einen einwärts sehenden auf grünem Rasen sitzenden Hasen im linken silbernen.

Auf dem Teufelsberg 1/4 Stunde nordöstlich von Hohen-Haslach soll ein Schloß gestanden haben, es finden sich jedoch daselbst nur noch wenige Erhöhungen, welche die ehemalige Stelle desselben bezeichnen könnten. Etwa 1/2 Stunde südlich vom Ort unfern des Waldes „Hardt“ soll auf einer kleinen Anhöhe von einer daselbst gestandenen Burg zu Ende des vorigen Jahrhunderts noch der Graben sichtbar gewesen sein; die Stelle trägt die Benennung „im alten Kloster“ und war früher mit Wald bestockt, der in den 1790er Jahren ausgereutet worden, bei welcher Veranlassung der Graben eingeebnet wurde.

Unterhalb Nieder-Haslach bei dem sog. Kirchle stand früher eine Kirche, von der noch in den 1760er Jahren Grundmauern sichtbar waren.

Die erstmalige Nennung des Orts Haslach fällt ins Jahr 801, in welchem das Kloster Lorsch an der Bergstraße in „Hasalahe" Güter erhielt (Cod. Laur. Nr. 2348). Dem Kloster Hirschau schenkte Berthold von Bietigheim um 1100 einen Weinberg in villa Hasla (Cod. Hirsaug. 39a). Mittel-Haslach besteht als amtliche Bezeichnung erst seit ein paar Jahrzehnten; früher ist blos von Hohen- und Nieder-Haslach die Rede (lateinisch z. B. in einer Kloster Maulbronner Urkunde vom 9. Mai 1283: villae Haselach superior et inferior).

Ursprünglich gräflich vaihingisch wurde „Haslach“ im Jahr 1356 mit Eselsberg (s. oben) an Württemberg vermacht; in der betreffenden Urkunde heißt Haslach eine Stadt.

Erckenbert von Haslach begabte um 1130 das Kloster Hirschau mit einem Gute bei Ettlingenweyer (alt Onsweiler, im badischen Amt Ettlingen (Cod. Hirsaug. 45b). Im 15. Jahrhundert erscheinen die Herren von Sachsenheim allhier begütert.

| Ein hiesiger Schultheß Ulrich kommt urkundlich vor im Jahr 1285 (Ulricus scultetus et tota universitas in Haselach).

Der Kirchensatz nebst zugehörigen Gütern und Zehnten gelangte den 23. April 1255 durch Verkauf Bertholds, Vogts von Weissenstein (bei Pforzheim), Bruders des hiesigen Pfarrers Gotbert, an das Nonnenkloster Rechentshofen, und dieses erhielt von Papst Alexander IV. unter dem 26. August 1255 Bestätigung hierüber und von ebendemselben unter dem folgenden 30. September Erlaubniß zur Einverleibung der Kirche, vorbehältlich der aus deren Einkünften an den ständigen Vicar zu leistenden Congrua, nachdem am 4. April 1255 der Bischof von Speier zu dieser Einverleibung vorläufige Genehmigung ertheilt hatte.

Die frühesten bekannten hiesigen Pfarrer sind der so eben unterm Jahr 1255 genannte Gotbert und der im Jahr 1265 vorkommende Hezelo (H. plebanus de Haselach, Mone Zeitschr. 4, 343, 1, 358). Neben der Pfarrstelle bestunden bereits in den Jahren 1381 und 1391 zwei Frühmessereien (Mon. Zoll. Nr. 377, Mone 5, 189). Eine Pfründe stiftete die Gräfin Mechthild von Zollern-Eselsberg, geborne Gräfin von Vaihingen, und der Speirer Domprobst Eberhard von Sickingen ertheilte den 17. Merz 1366 hiezu seine Bestätigung (Mon. Zoll. Nr. 346, vergleiche auch Nr. 367).

Außer den genannten Klöstern hatten hier Besitzungen das Kloster Lorch, welchem den 11. Mai 1289 Konrad Körnlin, genannt von Schmidelfeld, seine hiesigen Güter vermachte (Crusius Annal. Suev. 3, 147), und das Kloster Herrenalb, welchem im Jahr 1316 der Speirer Bürger Hermann von Pforzheim in hiesiger Mark drei Morgen „die gelegen sind an dem Horn“ vergabte (Mone Zeitschrift 5, 458), ferner das Kloster Reuthin, welches im Jahr 1352 von dem Grafen Konrad von Vaihingen und seinem Sohn Heinrich hiesige Weingülten erkaufte. Auch der Eßlinger Spital hatte bereits im Jahr 1281 hiesige Güter und veräußerte dergleichen und eine Gült im Jahr 1317 an das Kloster Maulbronn, erwarb aber später wieder neue. Am meisten begütert waren hier die ebengenannten Klöster Rechentshofen und Maulbronn. Ersteres machte im Jahre 1284 einen hiesigen Güterkauf und sonst noch zu verschiedenen Zeiten Erwerbungen; letzteres, welchem schon am 9. Mai 1283 der Graf Konrad von Vaihingen Güter in Hohen- und Nieder-Haslach von allen Vogtsteuern gefreit hatte, erkaufte unter anderem von demselben Grafen den 14. Mai 1285 sieben Pfund Heller Einkünfte in Hohen- und Nieder-Haslach, die untere Mühle in Nieder-Haslach und den zur Kelter gehörigen Hof | und den 18. Februar 1289 Hohen-Haslach selbst (superiorem villam suam in Hasselach omni proprietatis jure. Mone Zeitschr. 4, 444, wodurch jedoch kein bleibender Besitz für das Kloster begründet wurde), und am 8. August 1295 von dem Kloster Rechentshofen um 250 Pfund Heller die Hälfte des Kirchenpatronats zu Haslach, welches beide Klöster künftig abwechselnd auszuüben haben sollten, und die Hälfte alles Großzehnten, welche Rechte von dem verstorbenen Berthold, dem Vogt von Weissenstein, an Kloster Rechentshofen gekommen waren (Mone Zeitschrift 4, 352).

Seit der Reformation hängt das Nominationsrecht zur Pfarrstelle von königlicher Collatur ab.

Gefällberechtigt war zur Zeit der Ablösungsgesetze von 1848/49 und erhielt in Folge der Vollziehung derselben an Ablösungs-Capitalien die K. Hofdomänenkammer für Zehnten 48.591 fl. 5 kr., für andere Gefälle 11.044 fl. 16 kr.

Was im Besondern den mit eigener Markung versehenen Weiler, das ehemalige Frauenkloster Rechentshofen[1], betrifft, so liegt derselbe 1/2 Stunde südlich von dem Mutterort, oberhalb des linken unbedeutenden Abhanges gegen das Kirrbach-Thälchen. Die Lage des Orts ist frei und erlaubt eine zwar nicht ausgedehnte, aber freundliche Aussicht an den bewaldeten Baiselsberg, wie an den Stromberg und in das zwischen beiden Höhenzügen hinführende stille Kirrbach-Thälchen, in dessen Hintergrunde noch das erhöht gelegene Spielberg sichtbar ist. Besonders freundlich nimmt sich Hohen-Haslach aus, welches mit den Weilern Mittel- und Nieder-Haslach wohl die schönste Partie der nächsten Umgebung von Rechentshofen bildet.

Die nun eine Domäne des Königl. Hofcameralamts Freudenthal bildende Besitzung kann ihre ehemalige Bestimmung nicht verläugnen, indem sich nicht nur das Klostergebäude, sondern auch die Kirche, obwohl bedeutend verändert, noch erhalten haben.

Die in einen Fruchtkasten umgewandelte Klosterkirche, deren zu dem abgebrochenen Chor führender Triumphbogen zugemauert wurde, ist mit Strebepfeilern versehen und hat noch an der Nordseite zwei schmale, spitzbogige Fenster, welche aus der Übergangsperiode von der romanischen in die germanische Bauweise stammen; ebenso erinnert ein aus Stein gearbeiteter, an der östlichen Giebelseite angebrachter Löwe an den romanischen Baustyl. Innerhalb der Kirche befindet sich an der Ostseite eine Wandnische mit der | Aufschrift abatissa marianna; zwischen den beiden Worten ist ein Wappenschild, einen einfachen Ring enthaltend, angebracht. Im Giebel an derselben Kirchenwand sind zu beiden Seiten eines Fensters noch Überreste alter Wandgemälde sichtbar, zwei knieende Figuren darstellend. An die Südseite der Kirche stößt das für die Maiereipächter eingerichtete Wohngebäude, und mit derselben war das ehemalige Klostergebäude mittelst eines Ganges in Verbindung gesetzt; in dem Innern dieses ganz massiven Gebäudes sind noch Spuren von den ehemaligen Zellen sichtbar, auch haben sich noch mehrere, zum Theil gekuppelte, schmale Spitzbogenfensterchen erhalten. Außer diesem Gebäudecomplex sind großartige Öconomiegebäude vorhanden, die theils einen sehr namhaften, reinlich gehaltenen Hofraum umschließen theils außerhalb desselben stehen. Nur einige 100 Schritte westlich vom Weiler steht an einem von dem Kirrbach abgeleiteten Kanal eine von der K. Hofdomänenkammer erbaute, oberschlächtige Mühle mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang, die mit Ausnahme der Wässerungszeit das ganze Jahr hindurch in Thätigkeit ist.

Ein laufender Brunnen, dessen Quelle 1/4 Stunde östlich vom Ort gefaßt und auf einem beinahe 3/4 Stunden langen Wege hergeleitet wird, versieht den Wohnort mit ziemlich gutem Trinkwasser, das jedoch in heißen Sommern ganz versiegt, so daß das Wasser aus dem 1/8 Stunde südlich vom Ort gelegenen Schulerbrunnen herbeigeschafft werden muß. Früher bestanden in der Nähe des Klosters mehrere Weiher, wie der 1/4 Stunde östlich von demselben auf der Markung Klein-Sachsenheim gelegene große Weiher und drei Weiher (oberer, mittlerer und unterer), welche 1/4 Stunde südöstlich vom Ort in dem Schlenkenthälchen lagen und nun, wie auch der große Weiher, in Wiesen umgewandelt sind.

Das von der K. Hofdomänenkammer dermalen an zwei Beständer (Gebrüder Raut) verpachtete Maiereigut liegt, mit Ausnahme der unbedeutenden Gehänge gegen den Kirrbach und zwei Seitenthälchen desselben, beinahe eben und hat im Allgemeinen einen etwas schweren Thonboden, dem Keupermergel zur Unterlage dient. Die kräftige Düngung, neben der überhaupt äußerst umsichtigen Bebauung, welche demselben zu Theil wird, hat nicht nur die Felder wesentlich gebessert, sondern auch den Ertrag derselben gesteigert und hiedurch ein einflußreiches, nutzbringendes Beispiel für die ganze Umgegend geliefert.

Das zusammenhängende Gut wird nach mehreren Schlägen, welche meist durch gerade, mit Obstbäumen reich besetzte Alleen abgetheilt sind, bewirthschaftet und hiebei neben dem Anbau der gewöhnlichen | Getreidefrüchte und Brachgewächse ein namhafter Repsbau (auf etwa 40 Morgen) getrieben; überdieß sind 4 Morgen mit Hopfen angelegt, die bis jetzt einen sehr guten Ertrag lieferten. Von großer Bedeutung ist die Obstzucht, indem nicht allein gegen 2000 Kernobststämme (meist Mostsorten, theilweise Tafelobst), sondern auch etwa 2600 Zwetschgenbäume auf dem Gute stehen, die in günstigen Jahren einen reichlichen Ertrag abwerfen und einen sehr nahmhaften Verkauf nach Außen zulassen.

Die Pächter halten einen Rindviehstand von 120 Stücken (gute Landrace), dessen Milcherzeugniß, über Abzug des Hausverbrauchs, zu Käse bereitet wird, der in der Umgegend Absatz findet. Außer der Käserei sind noch weitere einen umsichtigen landwirthschaftlichen Betrieb bedingende Einrichtungen, als eine vorzüglich eingerichtete Branntweinbrennerei, Obstdörre, Mostkelter etc. vorhanden; auch unterhalten die Gutspächter ihre eigenen Handwerksleute, Schmid, Wagner etc.

Belrein von Eselsberg gründete mit Zustimmung seiner Gattin Agnes und seiner Kinder den 30. Juli 1240 bei Rechentshofen ein Kloster, ursprünglich Mariäkron (Corona St. Mariae) genannt. Der Speirer Domherr und Pfarrer in Sachsenheim, Albert von Lomersheim, sein Verwandter, im Jahr 1245 und Berthold von Weissenstein im Jahr 1255 beförderten die Stiftung durch Schenkungen. Auch die Grafen von Vaihingen unterstützten sie so ansehnlich, daß sie sich selbst auch Stifter nannten, wählten das Kloster zum Erbbegräbniß und übernahmen dessen Schirmvogtei. Von benachbarten Adeligen waren unter Anderen die von Enzberg, die von Riexingen, die Göler und besonders die von Sachsenheim wohlthätig gegen das Kloster. Geistliche Väter und Visitatoren desselben waren die Äbte von Maulbronn, welche namentlich alle Ämter des Klosters zu besetzen und zu entsetzen hatten (Urk. v. 3. Dez. 1342 bei Schannat Sammlg. alter hist. Schriften 149). Die Schirmvogtei über dasselbe ging durch Vermächtniß Graf Heinrichs von Vaihingen vom 26. Sept. 1356 an Württemberg über. Im Jahr 1485 versuchte man das Kloster mit dem Kloster Kirchbach zu vereinigen, was aber mißlang.

Als Äbtissinnen sind bekannt: Bertrade 1284. 1295, Petrissa 1305, Irmengard 1316, Willebirg 1323. 1324, Elisabeth 1334, Gerhus 1360, Gertrud von Staffort 1374, Paula von Sachsenheim 1376. 1393, Irmendrut von Sachsenheim 1379 bis 1393, Kunigund von Sachsenheim 1404. 1409, Uta von Riexingen 1428–1436, Margareth von Bettendorf 1457–1478, Katharine von Münchingen 1480–1488, Magdalene von Kettenheim 1497 | bis 1499, Paula von Liebenstein 1534. In Folge der Nördlinger Schlacht setzte Abt Christoph von Maulbronn wieder eine Äbtissin ein, Eva Regina Springussin (Bernardini Epit. fastorum Lucellensium 154).

Das Kloster ging durch die Reformation ein, doch waren 1543 noch fünf Nonnen und zwei Novizen da. Im Jahr 1564 verzichtete die letzte Nonne Magdalene Schenkin von Winterstetten gegen ein Leibgeding auf ihr Recht und starb in Vaihingen.

In kirchenräthlichen Zeiten verwaltete allhier ein Kloster-Hofmeister die Einkünfte. Die Klostershofmeisterei stand unter dem Schirm des Oberamtmanns zu Bietigheim.

Von der K. Oberfinanzkammer, welcher diese Besitzung im Jahr 1806 incamerirt wurde, kam dieselbe im Jahr 1812 durch Tausch an die k. Hofdomänenkammer. Außer der Markung von Rechentshofen und seinem Besitz in den beiden Haslach hatte das Kl., welches nie zu großer Bedeutung gelangte und sich nur mühsam erhalten konnte, noch vereinzelte Besitzungen und Gerechtigkeiten, zum Theil freilich blos vorübergehend, im O.A. Vaihingen bei Ensingen, Horrheim, Leinfelden, Nußdorf, Ober- Unter-Riexingen, Sachsenheim (in Klein-Sachsenheim den Pfarrsatz), Sersheim, Vaihingen, im O.A. Besigheim bei Bietigheim, Gemmrigheim, Löchgau, Metterzimmern, sodann in andern angrenzenden Oberämtern bei Güglingen, Meimsheim, Heimerdingen, Höpfigheim, Illingen, und an ein paar benachbarten jetzt badischen Orten.

Im Jahr 1807 kam die hiesige protestantische Gemeinde von ihrer bisherigen Mutterkirche Klein-Sachsenheim hinweg als Filial zu Hohen-Haslach.


  1. Urkunde bei Mone Zeitschrift 4, 338–356. 434–457. 5, 65–96. 188–205.
« Kapitel B 8 Beschreibung des Oberamts Vaihingen Kapitel B 10 »
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).