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Horrheim,
Gemeinde II. Kl. mit 1502 Einw., wor. 13 Kath. Evang. Pfarrei. Die Kath. sind nach Stockheim eingepfarrt.
Am Fuß des Strombergs, wo das Metter-Thal aus dem Gebirge in das Flachland tritt und eine beträchtliche wiesenreiche Thalebene erhält, während die Thalgehänge sich beinahe ganz verlieren, liegt auf der rechten Seite des Flüßchens der ziemlich große, enge gebaute Ort, der beinahe ein regelmäßiges länglichtes Rechteck bildet und dem man auf den ersten Blick die ehemalige Stadt ansieht. Derselbe war mit Graben und Mauern umgeben, an denen Thürme standen, welche bis auf einen an der südwestlichen Ecke des | Orts stehenden, abgegangen sind; ebenso sind die Mauern, an die größtentheils Häuser angebaut wurden, beinahe ganz verschwunden, dagegen ist der Graben noch ringsum sichtbar. Der ehemals wohlgeschlossene Ort hatte drei Thore, das Mühlthor, das obere und das untere Thor; über denselben erhoben sich massive viereckige Thürme, welche zu Anfang des gegenwärtigen Jahrhunderts nebst den Thoren abgebrochen wurden. Über dem Mühlthor war ein altes, noch aus der Grafenzeit stammendes württ. Wappen angebracht, das nun in ein nahe der Brücke stehendes Haus eingemauert ist. An der Stelle der ehemaligen Thore führen über den Stadt- oder Fischgraben steinerne Brücken, welche ohne Zweifel früher Zugbrücken waren und zur Befestigung des Orts beitrugen; überdieß gehen steinerne Brücken über die Metter bei dem ehemaligen Mühlthor und an der Vicinalstraße nach Gündelbach; eine hölzerne Brücke führt unterhalb des Orts in der Nähe des Schafhauses über die Metter. Außer der, von dem oberen zu dem untern Thor führenden Hauptstraße sind die Ortsstraßen meist enge, übrigens gut gehalten und gekandelt; die größtentheils alten Gebäude haben häufig einen starken, eichenen Holzbau, besonders zeichnet sich in dieser Beziehung das beinahe in der Mitte des Orts stehende Rathhaus aus, ein altes, ehrwürdiges, theilweise mit Holzschnitzarbeiten verziertes Gebäude, das nach alter Sitte eine eigene Küche und einen Tanzplatz hatte.

Auf einem freien Platze, östlich des Rathhauses, dem ehemaligen Gottesacker, steht die Pfarrkirche, deren mit der Jahrzahl 1596 versehenes Langhaus styllos erneuert ist, während der untere Theil des 170′ hohen Thurms noch germanische, in den Bogentheilen gefüllte Fenster enthält; gegen oben geht derselbe in ein später aufgebautes, modernes Achteck über, auf dem ein schlankes, spitzes, mit Schiefer gedecktes Zeltdach sitzt. An der Ostseite des Thurms steht der dreiseitige, mit germanischen Fenstern und Strebepfeilern versehene Chorschluß hervor. Das flachgedeckte Innere der Kirche ist durch Emporen etc. verdunkelt und zeigt nichts Bemerkenswerthes, als ein altes, aus Stein gehauenes Wappen (zwei abwärts gekreuzte Schwerter in dem Schilde) und ein aus Holz gut geschnittenes, durch neueren Anstrich entstelltes Bild des Gekreuzigten. Den ziemlich verdunkelten mit einem schönen Kreuzgewölbe überdeckten Chor zieren gut geschnittene, sehr alte Chorstühle. Die Unterhaltung des Langhauses hat die K. Hofdomänenkammer, die des Chors und Thurmes aber die Stiftungspflege zu bestreiten. Der Begräbnißplatz liegt außerhalb an der Ostseite des Orts.

Das ebenfalls von der K. Hofdomänenkammer zu erhaltende | modern und massiv erbaute Pfarrhaus befindet sich in sehr gutem Zustande.

In dem südwestlichen Theile des Orts wurde im Jahr 1824 ein Schulhaus mit einem Gemeindeaufwand von 5000 fl. neu erbaut, welches außer den Schulgelassen die Wohnungen des Lehrerpersonals, Schulmeisters, Unterlehrers und Lehrgehilfen enthält. Eine Industrieschule ist vor 12 Jahren errichtet worden.

Neben zwei Gemeindebackhäusern, das eine 1837–38, das andere 1844 erbaut, ist auch ein öffentliches Waschhaus vorhanden, das 1809–10 vor dem Mühlthor hergestellt wurde.

Von den zwei ehemaligen hofkammerlichen Keltern kam die eine in Folge der im Jahr 1851 vorgenommenen Zehntablösung an die Gemeinde; die zweite nebst der Zehntscheuer wurde an Privaten verkauft. Außerhalb des Orts steht an der Metter das ansehnliche Gemeindeschafhaus.

In Horrheim wurde geboren als Sohn des hiesigen Stadtvogts den 8. Dez. 1700 Jerem. Fried. Reuß. Derselbe studirte Theologie in Tübingen, wurde auf Empfehlung des Grafen Zinzendorf 1732 deutscher Hofprediger und Professor der Theologie in Kopenhagen, 1749 Oberconsistorialrath und Generalsuperintendent der Herzogthümer Schleswig und Holstein zu Rendsburg, 1757 Professor der Theologie, Kanzler und Probst in Tübingen, wo er den 6. März 1777 starb. Er machte sich als gelehrter Theologe und Verfasser vieler, besonders akademischer, streng orthodoxer Schriften berühmt. (Sein Leben von Jöns Möller in Falks staatsbürgerlichem Magazin Bd. 10. 1831 S. 403–458; seine Schriften sind verzeichnet bei Meusel Lexikon verst. Schriftsteller 11, 236–240.)

Unter den im Allgemeinen fleißigen Einwohnern trifft man in neuerer Zeit ziemlich viel Sparsamkeit und Ordnung; ihre Haupterwerbsquellen bestehen in Ackerbau, Viehzucht und Weinbau. Bei den meist geringen Vermögensumständen beträgt der größte Güterbesitz 95 Morgen, der allgemeinste aber nur 5–6 Morgen, während die Mehrzahl der Parzellen blos 11/2 Viertel bis 1/2 Morgen groß ist.

Der Ort ist mit gutem Trinkwasser, das neun Pumpbrunnen liefern, hinreichend versehen, auch befinden sich auf der Markung mehrere gute Brunnen, von welchen der nördlich vom Ort in den Weinbergen gelegene Botenbrunnen und der zunächst der Schleifmühle befindliche tiefe Kessel die bedeutendsten sind. Ganz nahe am Ort fließt die Metter vorüber, die 1/2 Stunde südwestlich den Steinbach aufnimmt. Letzterer war früher in zwei Weihern (obere | Seen) geschwellt, welche im Jahr 1836 trocken gelegt und in Länder umgewandelt wurden; ein See östlich vom Ort ist schon im Jahr 1833 ausgetrocknet und der Landwirthschaft übergeben worden.

Die über den dritten Theil mit Wald bestockte Markung hat, soweit sie für den Acker- und Wiesenbau benützt wird, eine ebene Lage, während die Weinrebe an einem steilen, südlichen Abhange des Strombergs gebaut wird. Die für den Feldbau benützte Fläche ist beinahe ringsum mit Waldungen umgeben und nur an der Südseite frei und offen.

Bei dieser Lage und dem etwas feuchten moorigen Thalgrund schaden Frühlingsfröste und kalte Nebel nicht selten, namentlich den Obstbäumen, daher auch der Ort in der Obstkultur den Nachbarorten nachsteht. Hagelschlag kommt beinahe alle 5 Jahre vor.

Der im Allgemeinen mittelfruchtbare Boden besteht meist aus einem dunklen Thon (Verwitterung des Keupermergels) mit nicht durchlassendem Untergrund und ist daher in nassen Jahrgängen minder ergiebig; an einzelnen Stellen erscheint ein fruchtbarer Diluviallehm. Auf den mit Wald bestockten Höhen herrscht Sandboden (Verwitterung des grobkörnigen Keupersandsteins) vor. Auf der Markung sind Lehm- und Mergelgruben vorhanden, auch zeigt sich, jedoch nicht bauwürdig, Gyps an dem Waldsaume westlich vom Ort; Töpfererde kommt vor, wird aber nicht gewonnen.

Bei dem fleißigen Betrieb der Landwirthschaft bedient man sich allgemein des Suppinger- und Brabanterpflugs, der Walze, der eisernen Egge etc. Die Düngerstätten sind meist mit Güllenlöchern und zum Theil mit Pumpen versehen, indem man auf die Benützung der Güllen sehr Bedacht nimmt; außer ihr und den gewöhnlichen Düngungsmitteln wird noch Gyps, Compost etc. angewendet, wie überhaupt dem Boden durch eine sehr starke Düngung nachgeholfen wird. Zum Anbau kommt hauptsächlich Dinkel zuweilen mit Einkorn gemischt, welches übrigens auch rein gebaut wird, wenig Gerste, Roggen nur um des Bindstrohs willen, ziemlich viel Hafer und Wicken, beide letztere zuweilen gemischt. Bei einer Aussaat von 7 Sri. Dinkel, 31/2 Sri. Einkorn, 31/2 Sri. Roggen, 31/2 Sri. Gerste und 4–5 Sri. Hafer, belauft sich der durchschnittliche Ertrag per Morgen auf 8 Scheffel Dinkel, 4–5 Scheffel Einkorn, 4–5 Scheffel Roggen, 5–6 Scheffel Gerste und eben so viel Hafer. In der beinahe ganz angeblümten Brache baut man Kartoffeln, Angersen, Kohlraben, viel Futterkräuter und Ackerbohnen; von Handelsgewächsen zieht man etwas Reps, Mohn und Hanf für den eigenen Bedarf; früher wurde auch Krapp gebaut. Kraut und ziemlich viel Welschkorn pflegt man in eigenen | Ländern. Die höchsten Preise eines Morgens Acker sind 400 fl., die mittleren 200 fl. und die geringsten 40–50 fl. Von den Getreidefrüchten wird nur etwas Hafer nach Außen abgesetzt. Der Wiesenbau ist ausgedehnt und im Allgemeinen ziemlich ergiebig, dagegen liefert er meist nur mittelmäßiges und wegen des moorigen Grundes zuweilen saures Futter. Die Wiesen, von denen etwa 100 Morgen bewässert werden können, sind durchgängig zweimähdig und ertragen durchschnittlich per Morgen 20 Centner Heu und 10 Centner Öhmd. Die Preise bewegen sich von 160–400 fl. per Morgen. Der Weinbau wird in großer Ausdehnung betrieben und bildet eine Haupterwerbsquelle der Einwohner; die häufigsten Sorten sind Trollinger, rothe und weiße Elblinge, weiße und blaue Silvaner, von letzteren werden häufig Schnittlinge (im vergangenen Jahr über 70.000) an die Weinverbesserungs-Gesellschaft abgegeben. In neuerer Zeit kommen auch schwarze Burgunder, Klevner und Rißling häufig zum Anbau. Die Reben, von denen man 3200 Stöcke auf den Morgen pflanzt, werden durchgängig bezogen; ein Morgen erträgt in günstigen Jahren durchschnittlich 6 Eimer und die Preise eines Eimers waren in dem Jahr 1846: 40–50 fl., 1847: 16–22 fl., 1848: 14–16 fl. 1849: 9–11 fl., 1850: 10 fl., 1851: 12–18 fl., und 1852: 18–24 fl. Die besten Lagen sind in dem Botenbrunnen, Röckenberg, Eppenthal, Härdtle etc.; die Preise eines Morgens Weinberg bewegen sich von 100 bis 300 fl. Der Wein, ein sog. Schiller, der zu den mittelguten und ziemlich lagerhaften gehört, findet seinen Absatz hauptsächlich in den Schwarzwald, nach Stuttgart, Ludwigsburg, Vaihingen etc. Wie schon gezeigt wurde, ist die Obstzucht, welche sich hauptsächlich mit Mostsorten, etwas Zwetschgen und wenig Kirschen beschäftigt, nicht von Belang; der Obstertrag wird im Ort verbraucht und die Jungstämme bezieht man meist von Eßlingen und Hohenheim. Die Gemeinde ist im Besitz von 1500 Morgen Waldungen, die mit geringer Ausnahme aus Laubhölzern bestehen; sie werden im 30jährigen Umtriebe bewirthschaftet, von dem jährlichen Ertrag des Unterholzes erhalten die Bürger je 40–50 St. Wellen als Holzgabe, während das Oberholz auf dem Stamm zum Verkauf kommt und der Gemeinde eine jährliche Einnahme von etwa 2000 fl. sichert. Eigentliche Weiden sind etwa 20 Morgen vorhanden, die gemeinschaftlich mit der Brach- und Stoppelweide an einen Pachtschäfer verpachtet werden; neben 350 fl. jährlichem Pachtgeld bezieht die Gemeinde gegen 150 fl. für die Pferchnutzung.

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An Gemeindegütern sind etwa 100 Morgen, darunter 50 Morgen von einem trocken gelegten See vorhanden, welche an Bürger | verliehen werden und der Gemeindekasse eine jährliche Pachtsumme von etwa 500 fl. gewähren.

Was die Rindviehzucht betrifft, so wird diese in mittelmäßiger Ausdehnung betrieben; die Anschaffung und Haltung des Faselviehs (drei Farren und ein Eber) besorgen einige Ortsbürger, wofür die Gemeinde denselben einen jährlichen Beitrag von 200 fl. leistet. Der Handel mit Vieh ist unbedeutend. Die Zucht der Schweine hat abgenommen, so daß die meisten Ferkel von Außen aufgekauft und größtentheils für den eigenen Verbrauch gemästet werden.

Ziegen werden von Unbemittelten gehalten und Geflügel nur für den eigenen Bedarf gezogen; die Bienenzucht ist von keinem Belang.

Außer den gewöhnlichen für den Localbedarf arbeitenden Gewerben sind vier Schildwirthschaften, zwei Kaufleute, eine Ziegelhütte, zwei Mühlen je mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang (eine solche kommt schon 1288 als „Brendelnsmüle“ vor. Mone Zeitschr. 4, 349. 443. 444.), sowie die ehemalige Schleifmühle, gegenwärtig Gyps- Öl- und Sägmühle mit Hanfreibe zu nennen. Von den Mühlen liegt die untere zunächst am Ort, die obere 1/8 Stunde und die Schleifmühle etwa 1/4 Stunde oberhalb des Orts an der Metter, auch die Ziegelhütte liegt außerhalb (südlich) des Orts.

Durch den Ort führt die frequente Heilbronn-Illinger Landstraße und überdieß sind Vicinalstraßen nach Gündelbach und Sersheim angelegt; die nächste Eisenbahnstation Sersheim liegt 3/4 Stunden südlich vom Ort.

Horrheim hat das Recht, jedes Jahr am 30. Mai einen Vieh- und Krämermarkt abzuhalten, auf dem sehr lebhaft gehandelt wird.

Als Wappen führt diese ehemalige Stadt im silbernen Schilde ein rothes Jagdhorn, welches mit einer Schnur an einem darüber befindlichen schwarzen Hirschhorn befestigt ist.

Über den Gemeinde- und Stiftungshaushalt s. Tab. III; an Stiftungen zur Unterstützung unbemittelter Einwohner sind 2000 fl. vorhanden.

Am Ochsenbacher Weg, etwa 3/4 Stunden von Horrheim und 1/8 Stunde südlich vom Baiselsberg, findet man römische Ziegel, Backsteine, Gebäudeschutt etc. Am Fuß des Bergvorsprungs genannt die Lauer unweit der Metterthalebene liegen die Dorfäcker, über welche die von Sersheim herführende Römerstraße ihren Zug hatte (s. den allg. Theil). Am Fuß der Eselsburg 1/4 Stunde westlich von Horrheim gelegene Stellen führen die einen abgegangenen Wohnort verrathende Namen „alte und junge Guckenhausen.“ Etwa 1/8 Stunde südöstlich von Guckenhausen wurden im Jahr | 1844 auf dem sog. Schelmenwasen mehrere alte Gräber aufgedeckt, die menschliche Skelette und alte Waffen, namentlich sog. Sachse enthielten. Ebenso entdeckte man im Jahr 1852 in der Nähe der Ziegelhütte in den Lehm eingesetzte, mit Steinplatten bedeckte Gräber mit ziemlich erhaltenen Skeletten.

Der ursprünglich gräflich Vaihingische Ort Horrheim kam im Jahr 1356 mit Ensingen (s. oben) und andern Orten an Württemberg. Vor 1384 war H. nebst Haslach von dem Grafen Eberhard dem Greiner von Württemberg an Schwigger von Gundelfingen, Gemahl Agnesens geb. Gräfin von Zollern, verpfändet worden, wurde aber bereits im Jahr 1393 durch den Grafen Eberhard den Milden von dem Sohne Schwiggers, Friedrich, für 1466 fl. wieder eingelöst (Steinhofer 2, 504). Genannter Friedrich stiftete mit seiner Mutter in der Zeit der Verpfändung allhier eine Messe.

H. wird damals „Stadt“ genannt, was es schon mehrere Jahrzehnte früher geworden war; wenigstens hatte es damals längst schon Mauern, da in einer Urkunde von 1304 des hiesigen oberen Thores Erwähnung geschieht.

Seine erstmalige Nennung fällt ins Jahr 771 (Cod. Laur. Nr. 2353), in welchem an das Kl. Lorsch hiesige Güter geschenkt wurden, was auch in dem nächst darauffolgenden Jahrzehnt, und auch noch im Jahr 847 wiederholt der Fall war (ibid. Nr. 2348–2352. 2184); der Ort wird damals bezeichnet als Horoheim, Horohemer marca. Wegen hiesiger Güter vertrug sich das Domcapitel des Stifts Speier, welches schon vor 1178 allhier einen Meier hatte (Wirt. Urkundenbuch 2, 187), im Sept. 1262 mit den Grafen von Vaihingen (Remling Bisch. v. Speier. Ält. Urk. 295). Den 6. Aug. 1288 freite Berthold von Weissenstein die hiesige Brendelsmühle und zwei Wiesen und zwei Gärten dabei, wovon bisher 30 Schillinge ewige Gült gegangen, welche von ihm der Ritter Conrad von Ingersheim zu Lehen gehabt, nun aber an den Canonicus von St. German, Benz von der Tauben zu Speier, verkauft und dagegen auf die Riedwiese übernommen hat (Mone Zeitschr. 4, 349).

Für seine Gefälle bewilligte den 28. Januar 1663 dem genannten Hochstift die Herrschaft Württemberg Accisefreiheit. Das Andreä’sche Landbuch von 1744 erwähnt als dem Hochstift gehörig „ein besonderes Hofgut mit Gebäu und Gütern, welches jährlich nach Speier eine schwere Gült zu geben, auch dem Flecken das Faselvieh zu halten schuldig ist.“ Auch das Kloster Rechentshofen und der Eßlinger Spital hatten, letzterer schon 1281, allda Besitzungen.

| Ortsadelige Ministerialen der Grafen von Vaihingen waren z. B. in den Jahren 1178 und 1179 Gelphrad (Klunzinger Gesch. der Abtei Maulbronn Beil. S. 5. 6.), 1277 und 1278 Ludwig und 1287 Stockelin (St. A., Mone Zeitschr. 2, 238).

An hiesiger Kirche erscheint seit 1183 der älteste bekannte Pfarrer Ulrich (Udalricus plebanus). Solche übergab um 1200 ein gewisser Richbert für sein und seiner Vordern Seelenheil an den Altar der heil. Maria zu Speier und zugleich alle seine hiesigen Grundstücke (Wirt. Urkundenbuch 2, 334). Den 17. Dez. 1286 überließ das dortige Domcapitel dem Domprobst daselbst für die Verleihung der Kirche zu Horrheim und Rothenfels jene zu Steinweiler und Lauterbach (Remling Urkundenbuch zur Gesch. der Bischöfe zu Speier. Ält. Urk. 382). Als Kirchenrector erscheint 1348 Graf Johann von Vaihingen. Bischof Gerhard von Speier († 1363) incorporirte darauf diese Kirche der Domkirche zu Speier, wozu P. Gregor XI. auf Fürsprache K. Karls IV. den 21. Dez. 1372 seine Bestätigung ertheilte (Remling a. a. O. 671). Allhier auf den Altar des h. Nicolaus, der heil. Catharina und der h. Margaretha stifteten im 4. Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts Heinrich von Neipperg, Berthold von Massenbach und Johann von Gemmingen eine Frühmesse, als ihre auferlegte Sühne, weil sie um 1335 den Klein-Ulrich von Bromburg hatten erschlagen helfen, und der Probst der Dreifaltigkeitskirche in Speier bestätigte den 3. Juni 1339 diese Stiftung. Ein im 15. Jahrhundert verfaßtes Diöcesanregister nennt allhier eine Leutpriesterstelle und drei Caplaneien, zum heil. Johannes dem Täufer, zum heil. Clemens und zur heil. Maria (Würdtwein Subs. 10, 346). Die Patronats- und Nominationsrechte hängen von königlicher Collatur ab.

Hiesige Zehnten waren Zugehörungen des Gutes Freudenthal und gingen durch Kauf im Jahr 1727 von der freiherrlich von Zobel’schen Familie an die Landhofmeisterin Gräfin von Würben geb. von Grävenitz und nach deren Sturz im Jahr 1736 an das herzogliche Kammerschreibereigut über (s. O.A. Besigheim 176). Die Gefälle der herzoglichen Kammerschreiberei wurden durch den Stabsamtmann zu Freudenthal besorgt (Binder 993).

Auf dem Böselsberg[1] bestund ein Augustiner Eremiten Nonnen-Priorat zur heil. Dreifaltigkeit. Dorthin wollte Graf Eberhard im Bart noch als Graf im Jahr 1478 die Augustiner-Eremiten von Tübingen verlegen, um in Tübingen mehr Raum für die neugestiftete Universität zu gewinnen, und hatte bereits mit dem | Papste alles in Richtigkeit gebracht, indem er die Nonnen auf dem Böselsberg anderswo zu entschädigen und unterzubringen suchte; doch zerschlug sich die Sache wieder. Nach der Reformation schenkte Herzog Ulrich die Klause mit Gütern und Einkünften dem Spital in Vaihingen und die letzte Mutter Margarethe Ottin verzichtete 1556 für 55 fl. auf alle ihre Rechte daran (Besold Virg. 535). In einer kleinen Entfernung von dem Platz, auf welchem das Klösterlein stund, heißt ein von Felsen gebildeter Sitz noch heut zu Tage der Nonnensessel (Klunzinger Zabergäu 3, 166).

Gefällberechtigt waren zur Zeit der Ablösungs-Gesetze von 1848/49 und erhielten in Folge der Vollziehung derselben an Ablösungs-Capitalien für Zehnten: die K. Hofdomänenkammer 32.617 fl. 22 kr., die Finanzverwaltung 16 fl., für sonstige Gefälle: die K. Hofdomänenkammer 7651 fl. 59 kr., die Stiftungspflege 1664 fl. 57 kr. und die Gemeindepflege 1308 fl. 16 kr.


  1. Im Diöcesanregister des 15. Jahrhunderts werden hier erwähnt: capella S. Trinitatis et duae caplaniae in eadem. Würdtwein Subs. 10, 346.
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