« Kapitel B 11 Beschreibung des Oberamts Vaihingen Kapitel B 13 »
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Klein-Sachsenheim,
Gemeinde II. Kl. mit 1140 Einw. – Evang. Pfarrei.

Über den linken steilen Thalgehängen der Metter liegt ziemlich uneben, gegen Süden abhängig, das mittelgroße Pfarrdorf; die Gebäude sind meist alt und unansehnlich, die Straßen ziemlich reinlich gehalten und durchaus gekandelt. Der gedrängt zusammengebaute Ort war früher mit einem tiefen Graben umgeben und hatte zwei Thore (das Kapellen-Thor und das obere Thor), welche längst verschwunden sind, dagegen ist der Graben namentlich auf der Ostseite des Dorfs noch deutlich sichtbar. Ein laufender und vier Pumpbrunnen liefern sehr gutes Trinkwasser, das jedoch in trockenen Jahrgängen so spärlich fließt, daß das Wasser zum Viehtränken aus der Metter geholt werden muß. Gegen Feuersgefahr sind zwei Wetten angelegt, auch kommen auf der Markung noch einige Quellen vor; die bedeutendste derselben ist der 1/2 Stunde nördlich vom Ort gelegene Schlangenbrunnen, in dessen Nähe sich auch ein sog. Hungerbrunnen befindet. Zunächst (westlich) am Ort ist ein großartiger Lettenkohlensandsteinbruch eröffnet worden, aus welchem ein großer Theil der Bausteine für den Enzviaduct bei Bietigheim gewonnen wurde; wie denn überhaupt das ganze Dorf auf Lettenkohlensandstein steht und deßhalb sehr gute Keller hat.

| Die im südöstlichen Theile des Dorfs gelegene, ursprünglich im germanischen Styl erbaute Pfarrkirche ist im Laufe der Zeit stylwidrig verändert worden, und hat weder an ihrem Äußeren noch im Inneren etwas Ansprechendes; an der nordöstlichen Ecke derselben steht: anno dom. 1460, über dem südlichen Eingange 1564 und über dem nördlichen Eingange 1619; die erstere Jahreszahl, wahrscheinlich als Zeit der Erbauung, die beiden andern als Zeit vorgenommener Veränderungen der Kirche. An die Westseite schließt sich der viereckige, mit spitzbogigem Eingang und Schußscharten versehene Thurm, dem ein hölzernes Stockwerk nebst einem spitzen Zeltdach aufgesetzt ist. Auf dem Thurme, von dem man eine freundliche Aussicht in das Metterthal, nach Groß-Sachsenheim und Asperg genießt, hängen zwei in neuerer Zeit gegossene Glocken. Das untere Stockwerk des Thurms enthält ein Kreuzgewölbe, auf dessen Schlußstein das Wappen der Herren von Sachsenheim angebracht ist. Die Baulast der Kirche hat die Stiftungspflege. Der Begräbnißplatz liegt am nordwestlichen Ende des Orts und wurde im Jahr 1835 um etwa 1/4 Morgen vergrößert; der frühere um die Kirche gelegene ist theilweise in einen Rebengarten umgewandelt worden.

Zunächst der Kirche steht das alte von der K. Hofdomänenkammer im Bau zu erhaltende Pfarrhaus nebst Öconomiegebäude.

Das gut eingerichtete Schulhaus, in welchem sich auch die Wohngelasse des Schulmeisters und des Lehrgehilfen befinden, wurde im Jahr 1830 mit einem Gemeindeaufwand von 3350 fl. neu erbaut. Neben der Volksschule wird den Winter über auch Industrieschule gehalten. Das schon sehr alte Rathhaus, mit Thürmchen und Glocke auf dem First, wurde im Jahr 1850 namhaft verbessert. Von den vorhandenen Gemeindebackhäusern ist eines 1831, das andere 1836 erbaut worden. Auch besitzt die Gemeinde eine 1819 der Hofdomänenkammer abgekaufte Kelter und ein im Jahr 1833 neu erbautes Schafhaus.

Im untern Theil des Dorfs steht das sog. Schlößle, das längst in Privathänden sich befindet und durchaus verändert worden ist.

An des Ludwig Baumgärtners Wohnung stößt ein kleiner Hofraum, der früher eine Freistätte gewesen sein soll.

Die im Allgemeinen sehr fleißigen Einwohner gelten zum Theil für etwas rauh; mehrere neigen sich übrigens zum Pietismus, andere sind Anhänger der Werner’schen Lehre. Die Haupterwerbsquellen bestehen in Ackerbau, Weinbau und Viehzucht; besonders wird letztere sehr eifrig betrieben, und der Handel mit Vieh ist beträchtlich. | Als Gewerbe, welche auch auswärtige Kunden bedienen, sind die an der Metter gelegenen beiden Mühlen (obere und untere) zu bezeichnen, von denen jede drei Mahlgänge und einen Gerbgang hat. Was die Vermögensumstände betrifft, so sind zwar unter den Einwohnern keine eigentliche Reiche, indessen herrscht immer noch der Mittelstand vor, wiewohl die ärmere Klasse in neuerer Zeit zugenommen hat. Der größte Güterbesitz beträgt in Einer Hand 36 Morgen, der allgemeinste 9 Morgen, und die Zerstückelung des Grundeigenthums meist 1/4 Morgen. Der Gesundheitszustand des Orts ist im Allgemeinen sehr gut und die Sterblichkeit verhältnißmäßig gering; auch zeigen sich nur wenige Spuren von Cretinismus.

Die natürlichen und die landwirthschaftlichen Verhältnisse sind dieselben wie bei dem 1/4 Stunde südlich auf der entgegengesetzten Seite des Metterthals gelegenen Groß-Sachsenheim (s. d.), nur der Boden stellt sich im Allgemeinen etwas geringer heraus; zwar besteht derselbe in der Nähe des Orts und nördlich desselben aus einem fruchtbaren Diluviallehm, wird aber in der Richtung gegen Rechentshofen und Freudenthal, in Folge des hier anstehenden Keupermergels allmälig schwerer und zum Theil naßkalt. Die ergiebigsten Felder sind Holderbusch, heilige Äcker, Hüdel u. s. w.

Die ziemlich große Markung ist, mit Ausnahme der steilen linken Metterthalgehänge und eines Theils des Tiefenthals, ziemlich eben und hat, von dem an der südlichen Markungsgrenze gelegenen Dorf aus gerechnet, ihre größte Ausdehnung gegen Norden, so daß die Entfernung zu den an dem Schönenberg bei Freudenthal gelegenen Weinbergen über eine Stunde beträgt, was den Bau derselben sehr beschwerlich macht. Der Ertrag der Felder ist im Allgemeinen etwas geringer als in Groß-Sachsenheim, und die Preise derselben belaufen sich in den besten Lagen auf 300–400 fl., in den mittleren auf 150–200 fl., und in den geringsten auf 30 fl. per Morgen, während die Wiesen, welche denen von Groß-Sachsenheim gleich sind, per Morgen 100–300 fl. kosten.

Von Früchten kommt Dinkel und Hafer in ziemlicher Ausdehnung nach Außen zum Verkauf. Der Weinbau, hauptsächlich in Trollingern, Silvanern, rothen und weißen Elblingen bestehend, ist weit bedeutender als in Groß-Sachsenheim; das meist dunkelrothe Erzeugniß ist auf das Lager geeignet. Die 31/2′ auseinander gepflanzten Stöcke werden den Winter über bezogen; in günstigen Jahren trägt der Morgen 5–6 Eimer. Der Eimer kostete im Jahr 1846: 44–60 fl.; 1847: 18–20 fl.; 1848: 18–25 fl.; 1849: 16–20 fl.; 1850: 16 fl.; 1851: 16–20 fl. und 1852: 20–36 fl. Der Verkauf geht in die Umgegend. Die beste Lage | ist der Heinzenberg, ein aus Keupermergel bestehender südlicher Abhang des Schönenbergs. Die Obstzucht ist hier verhältnißmäßig am bedeutendsten im ganzen Bezirk; man sieht hauptsächlich auf Mostsorten, namentlich werden sehr viele sog. Schreineräpfel gezogen, und von Steinobst pflanzt man viele Zwetschgen und ziemlich Kirschen. Der Obstertrag, welcher in günstigen Jahren etwa 9000 Sri. Kernobst und 3000 Sri. Zwetschgen beträgt, wird größtentheils nach Außen abgesetzt. Die Jungstämme werden theils in den Weinbergen, theils in einer Gemeindebaumschule gezogen.

Der beträchtliche Rindviehstand besteht aus einem rothen Neckarschlag, der durch drei Farren (Limpurger- und Landrace) nachgezüchtet und verbessert wird. Von den Zuchtstieren haben zwei die Widdumhofbesitzer zu halten, den dritten schafft die Gemeinde an und zahlt für dessen Verpflegung jährlich 50–60 fl. Auf der Markung laufen etwa 285 Stücke Bastardschafe, die ein Pachtschäfer hält, welcher der Gemeinde ein jährliches Bestandgeld von 425 fl. entrichtet. Aus der Wolle wird auf dem Kirchheimer Markt meist ein hoher Preis erzielt. Die Zucht der Schweine gehört zu den besten des Bezirks, und erlaubt einen namhaften Verkauf an Ferkeln wie an gemästeten Schweinen nach Außen. Die Bienenzucht ist ganz unbedeutend, dagegen bildet der Handel mit Geflügel eine kleine Erwerbsquelle.

Vom Ort gehen Vicinalstraßen nach Freudenthal wie nach Groß-Sachsenheim, wo sich ein Bahnhof befindet. Das Gemeindevermögen ist nicht bedeutend; die Stiftungspflege leidet an einem Deficit, durch dessen Deckung die Gemeindeschadensumlage erhöht wird (s. Tab. III.).

Die im Besitz der Gemeindepflege befindlichen 600 Morgen Waldungen, mit meist weichen Unterhölzern und mit Eichenoberholz bestockt, werden im 20jährigen Umtriebe bewirthschaftet und ertragen jährlich etwa 3000 Stück Wellen, von denen jeder Bürger 25 Stück erhält. Das Oberholz wird auf dem Stamm verkauft, und sichert der Gemeindekasse eine jährliche Einnahme von etwa 800 fl.

Auf einem dem Gemeinderath Mathäus Pfeiffer gehörigen, etwa 1/4 Stunde westlich vom Ort in den sog. Ziegelhälden gelegenen Grundstück finden sich in ziemlicher Ausdehnung Grundmauern von Gebäuden, bei denen in großer Anzahl römische Ziegel, Heizröhren u. s. w. vorkommen. Auch auf dem Thal, unfern des Weißenhofs (O.A. Besigheim), findet man römische Ziegel.

Zunächst am Ort wird eine zwischen dem Metterthale und einem Seitenthälchen desselben vorgeschobene Spitze der Burgstall | genannt; nach der Sage soll daselbst ein Schloß gestanden sein, wie denn unbedeutende Spuren von Grundmauern wahrzunehmen sind.

Im Jahr 1834 entdeckte man auf den westlich vom Ort gelegenen Kapellenäckern mehrere in den Lehm eingesetzte Gräber, welche, außer den menschlichen Skeletten, auch alte Waffen enthielten.

Zu Klein-Sachsenheim ist im Allgemeinen zu vergleichen Groß-Sachsenheim, mit welchem ersteres gleiche Schicksale hatte, namentlich zugleich an Württemberg gelangte. Letztere Herrschaft hatte übrigens schon 1411 allhier Leibeigene, welche es am 4. April d. J. an das Kloster Maulbronn verpfändete, aber 1442 wieder einlöste.

In hiesiger Kirche erscheint als Pfarrer (plebanus) den 16. Juli 1245 Albert von Lomersheim, Speirer Domherr (Mone Zeitschr. 4, 434). Am 18. Dezember 1298 schenkten der Graf Konrad von Vaihingen und dessen Angehörige dem Kloster Rechentshofen den „Kirsatz in Sachszenhain dem mynnern“ zu einem „ewigen almuszen“, wozu der Bruder des Schenkgebers, Graf Heinrich von Vaihingen, als bisheriger Kirchherr seine Zustimmung ertheilte (Besold Virg. 557, Mone 4, 448). Am 11. November 1311 incorporirte sich das Kloster solche Kirche.

Seit der Reformation ist der Pfarrsatz landesfürstlich.

Gefällberechtigt war zur Zeit der Ablösungsgesetze von 1848/49 und erhielt in Folge der Vollziehung desselben an Ablösungs-Capitalien die K. Hofdomänenkammer für Zehnten 31.716 fl., für andere Gefälle 17.395 fl. 33 kr., die Ortspfarrei für Zehnten 11.680 fl.


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