« Kapitel A 4 Beschreibung des Oberamts Vaihingen Kapitel A 6 »
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V. Nahrungsstand.
1. Hauptnahrungsquellen.

Die Hauptnahrungsquellen des Bezirks sind Ackerbau, Weinbau, Obstbau und Viehzucht. Die Gewerbe sind nur in der Oberamtsstadt von Belang, jedoch ist auch hier der Feldbau vorherrschend.


2. Vermögen.
A. Geldwerth des steuerbaren Grundeigenthums.

Derselbe berechnet sich nach den, bei der provisorischen Steuer-Kataster-Aufnahme vom Jahr 1830 zu Grund gelegten Schätzungen des Reinertrags, und nach den Ergebnissen der Landesvermessung, wie folgt:

Kapitalwerth
von 1 Morgen
im 25fachen
Betrag.
Kapital-Werth im
25fachen Betrag.
fl.0 kr. Morgen. fl.0 kr. fl.0 kr.
2875/8 Areal der Ortschaften (ist unter dem
Katasteranschlag der Gebäude begriffen).
90 35 7587/8 Küchengärten u. Länder etc., à 3 fl. 37 kr.
thut per Jahr

2749 24
 
68.735 0
247 48 4682/8 Obst- u. Grasgärten, à 9 fl. 55 kr. thut pr. Jahr 4641 18  
116.032 21
1200 32.4201/8 Äcker, wovon 31.1222/8 flürlich, 12977/8 M.
willkürl. gebaut werden, u. wovon 8016/8 Mg. mit
Obstbäumen bepflanzt sind, à 4 fl. 48 kr. u.
incl. 1/6 für Zehenten, à 5 fl. 36 kr.
181.552 42
1400 incl. Zehent 4.538.817 30
193 45 41937/8 zweimädige Wiesen, wovon 7353/8 Morgen
mit Obstbäumen besetzt sind, à 7 fl. 45 kr.
und incl. 1/9 für Zehenten, à 8 fl. 36 kr., thut
36.067 20
2150 incl. Zehent 901.683 08
82 30 2485/8 einmädige Wiesen, wovon 341/8 M. mit
Obstbäumen, 65 Mg. mit Waldbäumen
u. Gebüsch bewachsen sind, à 3 fl. 18 kr.
und incl. 1/9 für Zehenten, à 3 fl. 40 kr., thut
911 28
91 39 incl. Zehent 22.786 28
220 0 38456/8 Weinberge (wov. 181/8 zu anderen Kulturen
verwendet sind), à 8 fl. 48 kr. u.
incl. 1/6 für Zehenten, à 10 fl. 16 kr., thut
39.480 28
256 51 incl. Zehent 987.011 44
im 40fachen Betrag: im 40fachen Betrag:
42 0 14.2263/8 Waldungen (wov. 85% Laub- 3% Nadelwald, u.
12% gemischt sind), à 1 fl. 3 kr. R. Ertr.
14.937 42 597.507 43


102 48
11162/8 Weidefläche (wovon 2303/8 mit Obstbäumen
besetzt, 251/8 Mg. mit Holz, das übrige
blos mit Gras bewachsen ist, à 2 fl. 34 kr., thut.
2868 46
114.750 24
Der Ertrag des Schafweiderechts auf den
Markungen, geschätzt zu 9123 Stück Schafen
2519 42
100.788 0
255/8 Steinbrüche, Thongruben etc., à 3 fl. 2 kr. 77 34
3102 38
5393/8 Weiher, Flüsse und Bäche. Ertrag
des Fischereirechts
118 18 4732 0
58.1306/8 285.924 42
Summa 7.455.946 56

Unter dieser Summe ist auch der steuerfreie Grundbesitz des Staates begriffen, welcher, laut der im Jahr 1850 auf dem K. Primär-Kataster-Büreau gefertigten Übersicht, in nachbenannten nutzbaren Flächen besteht:

Kapitalwerth im 25fachen Betrag
Morgen fl. kr. fl. kr.
67/8 Areal der Gebäude (unter dem Kataster-Anschlag
der Gebäude begriffen):
63/8 Küchen-, Baum-, Grasgärten und Länder
à 6 fl. 12 kr. R. Ertr.
39 32
988 08
1196/8 Äcker, theils flürlich, theils willkürlich
gebaut, à 5 fl. 36 kr.
670 36
16.765 0
1376/8 zweimädige Wiesen, à 8 fl. 36 kr. 1184 39
29.616 15
14/8 einmädige Wiesen, à 3 fl. 40 kr. 5 30
137 30
4/8 Weinberg, à 10 fl. 16 kr. 5 08
128 20
im 40fachen Betrag.
17882/8 Waldungen, größtentheils Laubholz, à 1 fl. 3 kr. 1877 40
75.106 24
72/8 Weidefläche à 2 fl. 34 kr. 18 37
744 24
3/8 Steinbruch à 3 fl. 2 kr. 1 08
45 29
3864/8 Flüsse u. Bäche (Fischwasser) à 12 kr. 77 18
3092 0
24551/8 3880 08
126.623 30

Nach Abzug dieses Kapitalwerths, von dem der ganzen nutzbaren Grundfläche, bleibt also für das steuerbare Grundeigenthum des Oberamts noch ein Kapitalwerth von 7.329.323 fl. 36 kr.


B. Werth der steuerbaren Gebäude.

Nach dem Gebäude-Kataster vom 8. Nov. 1853 beträgt derselbe einschließlich des 2875/8 Mg. enthaltenden Gebäude-Areals, für 3594 Haupt- und 2393 Nebengebäude, zusammen für 5987 Gebäude, im Kataster-Anschlag 2.703.989 fl.

Der Brandversicherungs-Anschlag für die versicherten Gebäude des Bezirks beträgt aber 4.709.006 fl.


C. Werth des Viehstandes.

Nach der Aufnahme vom 1. Jan. 1856 und nach den bei den früheren Beschreibungen angewendeten Sätzen, berechnet sich derselbe, wie folgt:


Stück fl.
Pferde von 3 Jahren und darüber
unter 3 Jahren
568
22
590 à 50 fl. 29.500
Esel 1 à 10 fl. 10
Rindvieh Ochsen u. Stiere über 2 J.
Kühe und Kalbeln
Schmalvieh und Kälber
2184
4663
3475
10.322 à 25 fl. 258.050
Schafe spanische
Bastardschafe
Landschafe
1352
5568
226
7146 à 06 fl. 42.876
Schweine und Eber 1929 à 08 fl. 15.432
Ziegen und Böcke 701 à 05 fl. 3505
Bienenstöcke 461 à 05 fl. 2305
Summe C. 351.678
Gesammtbetrag des unbeweglichen Vermögens sammt dem Viehstand.
A. Werth des steuerbaren Grundbesitzes 7.329.323 fl. 26 kr.
B. Gebäudewerth im Steuer-Kataster-Anschlag) 2.703.989 fl. 0kr.
C. Werth des Viehstandes (1856) 351.678 fl. 0kr.
                  Summe 10.384.990 fl. 26 kr.

Von dieser Vermögens-Summe treffen auf den Kopf der angehörigen Bevölkerung, nach dem Stand am 3. Dez. 1855.

     a. mit Inbegriff des Viehstandes 438 fl. 56 kr.
     b. ohne diesen 424 fl 05 kr.
Auf eine Familie treffen (nach deren Zählung im J. 1855)
     a. mit Inbegriff des Viehstandes   2179 fl. 26 kr.
     b. ohne denselben 2105 fl. 37 kr.
3. Wlrthschaft.
A. Urproduktion (Landbau).
a. Gewinnung von Mineralien.

Hier sind zu erwähnen:

Steinbrüche. Die meisten Orte (s. die Ortsbeschreibungen), nur Hohen-Haslach, Horrheim und Nußdorf ausgenommen, sind mit Muschelkalksteinbrüchen, aus denen Straßenmaterial und zuweilen Bausteine gewonnen werden, hinlänglich versehen. Auf den Markungen Vaihingen, Ensingen (Klein-Glattbach), Groß-Sachsenheim, Klein-Sachsenheim, Mühlhausen, Ober-Riexingen, Rieth, Roßwaag und Sersheim sind in dem Lettenkohlensandstein Brüche angelegt, die vortreffliche, in der ganzen Umgegend gesuchte Bau- und Werksteine liefern. Auf der Markung Hohen-Haslach und in geringerer Ausdehnung auf den Markungen Horrheim und Ensingen wird der grobkörnige, weiße Keupersandstein abgebaut und in Bausteinen, wie auch zu Fegsand benützt. Töpfererde kommt bei Horrheim, Hohen-Haslach, Ensingen, Sersheim und Lehm für Ziegelsteine beinahe überall im ganzen Bezirk vor. Gyps wird bei Hohen-Haslach | gewonnen. Andeutungen von Torflagern sind zwar vorhanden, übrigens bis jetzt nicht als bauwürdig erkannt worden.
b. Pflanzenbau.
1. Verhältnisse des Feldbaues im Allgemeinen.

Nach dem Ergebniß der Landesvermessung beläuft sich die Grundfläche des Oberamtsbezirks auf 60.7732/8 Morgen. Betrachtet man Äcker, Gärten, Wiesen, Weinberge und Waldungen als gebautes, das Übrige aber als ungebautes Land, so sind 92,41 % der ganzen Fläche kultivirt. Rechnet man dagegen die Waldungen zu der ungebauten Fläche, so nimmt das nicht angebaute Land 31,00 % des Areals ein. Landwirthschaftlich benützt sind im Ganzen 43.0516/8 Morgen (70,84 %), forstwirthschaftlich 14.2263/8 Morgen (23,41 %). Zu sonstigen Zwecken benützt oder öde liegen 34951/8 Morgen (5,75 %).

Das Verhältniß sämmtlicher Kulturarten unter sich, Gärten und Länder als Einheit genommen, ist folgendes:

Gärten und Länder 01,0
Äcker 26,4
Wiesen 03,6
Weinberge 03,1
Waldungen 11,6
Von 100 Morgen der ganzen Grundfläche kommen demnach:
auf Gärten und Länder 02,02
auf Äcker 53,34
auf Wiesen 07,31
auf Weinberge 06,33
auf Waldungen 23,41
92,41
Der Rest von 7,59 Morgen ist eingenommen:
durch das Areal der Ortschaften 00,47 Morgen
durch Weiden 01,83
durch die Steinbrüche, Thon- und andere Gruben 01,87
durch See, Bäche und Gewässer 00,90
durch Straßen und Wege 02,52
07,59

Vertheilung und Eigenthum. Das Grundeigenthum war zur Zeit der Landesvermessung (1832) in 101.877 Parcellen vertheilt, wonach durchschnittlich 0,59 Morgen auf eine Parcelle kommen.

Die größten Markungen haben Hohen-Haslach mit Einschluß von Rechentshofen, und Enzweihingen mit Einschluß von Leinfelden und Pulverdinger-Hof, die kleinsten Rieth und Untermberg. Größere arrondirte Güter sind die Hofkammer-Domäne Rechentshofen und der Pulverdinger-Hof, in dessen Besitz sich aber mehrere theilen. Die Schloßgüter des Freiherrn v. Tessin in Hochdorf, | des Freiherrn v. Leutrum zu Unter-Riexingen, das v. Neubronn’sche und Grab’sche Gut in Klein-Glattbach, liegen zerstreut auf den betreffenden Markungen.

Von den vorhandenen 60.7732/8 Morgen besitzen der Staat 25527/8 Morgen (4,22 %), die Hofdomänenkammer und die Grundherren 16307/8 Morgen (2,68 %), die Gemeinden 14.0631/8 Morgen (23,14 %), und die Stiftungen 2173/8 Morgen (0,35 %), im Eigenthum von Privaten sind demnach 42.309 Morgen oder 69,61 % der Gesammtfläche des Bezirks.

Anbau. Bei der ziemlich allgemeinen Fruchtbarkeit des Bodens[1] und den günstigen klimatischen Verhältnissen haben Umsicht und großer Fleiß der Einwohner den landwirthschaftlichen Betrieb sehr gehoben und den Ertrag der Güter namhaft gesteigert. Das für den Ackerbau benützte Land hat meist eine flachwellige, leicht zu bebauende Lage, während die gegen Süden geneigten Thalgehänge, wie die Abhänge des Strombergs und dessen Nebenberge für den Weinbau, die Thalebenen und muldenförmigen Vertiefungen aber für den Wiesenbau benützt werden. Die nördlich und westlich geneigten Thalgehänge sind meist mit Waldungen bestockt, oder, was übrigens seltener ist, liegen sie öde und eignen wegen Mangels an Humus sich nicht zum Anbau. Schon längst hat der einzelne Güterbesitzer kein Stückchen Land mehr nutzlos liegen gelassen, und die meisten Gemeinden haben durch Beschränkung des Schafweidebetriebs, sowie durch Austheilung von Allmandstücken unter die Gemeindeangehörigen, oder durch Anpflanzung der Allmanden mit Obstbäumen, auch weniger ergiebige Grundstücke in höheren Ertrag gesetzt, so daß in neuerer Zeit mit ganz geringen Ausnahmen der kulturfähige Boden vollständig benützt wird. Die einzelnen im Bezirk vorhandenen größeren Güter üben durch ihren rationellen Wirthschaftsbetrieb einen äußerst wohlthätigen Einfluß auf die Landwirthschaft der ganzen Umgegend, besonders verdienen die Betriebe des durch den Freiherrn v. Tessin bewirthschafteten Schloßguts in Hochdorf und der von den Gebrüdern Rauth gepachteten Hofdomane Rechentshofen hier angeführt zu werden. Obgleich das Grundeigenthum im Allgemeinen sehr vertheilt ist, so trifft man doch immer noch Besitze von 50–100 Morgen, während die häufigsten 8–10 Morgen groß sind.

Das Erzeugniß an Früchten ist sehr namhaft und läßt in den meisten Orten, Vaihingen, Hohen-Haslach, Horrheim und Rieth ausgenommen, einen beträchtlichen Verkauf nach Außen zu; besonders | wird viel Dinkel an Bäcker nach Stuttgart und Ludwigsburg, mit auch an Händler abgesetzt, welche größtentheils in den Orten selbst aufkaufen. Hafer wird viel an die Militärverwaltung nach Ludwigsburg geliefert. Von Brachgewächsen sind es hauptsächlich Kartoffeln, welche von einzelnen Orten nach Außen zum Verkauf kommen, und von Handelsgewächsen bilden Reps, Mohn, und in neuerer Zeit Runkelrüben und Cichorien zum Theil namhafte Einnahmsquellen; auch Welschkorn kommt zuweilen, jedoch nicht in beträchtlicher Ausdehnung, nach Außen zum Verkauf. Hanf wird nur für das eigene Bedürfniß gezogen. Der Ertrag des Wiesenfutters reicht in keinem der Orte zur Unterhaltung des nöthigen Viehstandes hin, daher der Anbau von Futterkräutern eifrig und ausgedehnt betrieben wird.

Die Obstzucht ist in den meisten Orten, mit Ausnahme von Horrheim und der im südwestlichsten Theile des Bezirks gelegenen Orte, ziemlich beträchtlich, in einzelnen Gemeinden sogar sehr ausgedehnt, und erlaubt nicht selten einen namhaften Verkauf nach Außen.

Der Weinbau wird auf sämmtlichen Markungen des Bezirks in größerer oder geringerer Ausdehnung betrieben. Der Wein wird theils gegen den Schwarzwald, in das Gäu, nach Stuttgart etc., größtentheils aber in die nächste Umgegend abgesetzt und in den Orten selbst verbraucht.

Die Stallfütterung ist im ganzen Bezirk längst eingeführt und selbst der Herbstaustrieb des Rindviehes besteht nicht mehr.

Außer dem gewöhnlichen Stalldünger, zu dem man in Orten, deren Waldungen nicht zu entfernt liegen, viel Waldstreu, sonst aber hauptsächlich Stroh benützt, werden noch als Besserungsmittel des Bodens hauptsächlich die Gülle, der Pferch, Compost, Straßenkoth, Mergel und Asche gebraucht; Gyps kommt bei dem Futterkräuterbau häufig in Anwendung. Zweckmäßige landwirthschaftliche Neuerungen, wie vortheilhaft angelegte Düngerstätten, verbesserte Pflüge (Suppinger und Brabanter), die eiserne Egge, die Walze, die Repssämaschine, einfache Joche etc., finden immer mehr Eingang, und sind theilweise allgemein geworden. Die Getreideernte geschieht ausschließlich mit der Sichel. Über den landwirthschaftlichen Bezirks-Verein s. hienach.

Werth und Ertrag. Im Einzelnen ist der Werth des Bodens, wie dessen Ertrag, sehr verschieden. Die Preise eines Morgen Ackerlandes bewegen sich im Allgemeinen von 40–800 fl., am häufigsten aber von 200–400 fl. Die durchschnittlich höchsten Preise mit 200–800 fl. hat Hochdorf, die geringsten mit 100–200 fl. per Morgen Untermberg. Die Wiesenpreise bewegen | sich von 100–800 fl. (letztere meist für Baumwiesen). Die Preise der Weinberge wechseln von 40–800 fl. per Morgen.

Der durchschnittliche Ertrag eines Morgen Ackerlandes beträgt an Dinkel 6–10, zuweilen 12–14 Scheffel, an Hafer 4–6, ausnahmsweise 8 Scheffel, an Gerste 3–5, in günstigen Lagen 6 Scheffel, an Roggen 2–4 Scheffel, an Weizen 5 Scheffel, und an Einkorn 4–6, zuweilen 7 Scheffel. Nach den einzelnen Ortsmarkungen liefern die Äcker von Vaihingen, Ensingen (Klein-Glattbach), Hochdorf und Nußdorf den höchsten, die auf den Markungen Aurich und Rieth den geringsten Rohertrag.

Ein Morgen Wiese erträgt durchschnittlich 20–30 Centner Heu und 8–12, zuweilen 15 Centner Öhmd. Den höchsten Futterertrag hat Hohen-Haslach mit 35 Centn. Heu und 15 Centn. Öhmd per Morgen.

Auf einem Morgen Weinberg werden im Durchschnitt 3–6 Eimer, auf den Markungen Ensingen und Sersheim 6–8 Eimer Wein erzeugt.

Der für das Steuerprovisorium eingeschätzte Reinertrag und der hienach berechnete Kapitalwerth der Bodenfläche des Bezirks ist schon bei der Berechnung des Vermögens S. 34 angegeben.


2. Einzelne Kulturen.

a) Ackerbau. Demselben ist nach den Ergebnissen der Landesvermessung eine Fläche von 32.4201/8 Morgen (53,34 % der Gesammtfläche) gewidmet; hievon gehören dem Staat 1196/8 Morgen, den Grundherrschaften (einschließlich der Hofdomämenkammer) 10544/8 Morgen (3,2 %), den Gemeinden 1141/8 Morgen, und den Stiftungen 685/8 Morgen.

Die Dreifelderwirthschaft mit theilweise eingebauter Brache ist das gewöhnliche Betriebssystem; Fruchtwechselwirthschaft wird auf der Hofdomäne Rechentshofen und auf dem Gut des Freiherrn v. Tessin in neunschlägigen Rotationen getrieben. Bei dem Anbau von Allmandstücken und Ländern findet ein freier Fruchtwechsel statt. Von den gewöhnlichen Halmfrüchten baut man vorzugsweise Dinkel, Hafer, Gerste, weniger Weizen, Einkorn, Roggen, letzteren häufig nur um des Bindstrohs willen. Der Reps, neuerdings ein namhafter Erwerbszweig, wird, wo er nicht in den Fruchtwechsel eingereiht ist, ohne feststehende Regel in allen 3 Zelgen gebaut. In der Brache und im Sommerfeld zieht man Kartoffeln, Kohlraben, Angersen, Ackerbohnen, Welschkorn, Wicken (diese zuweilen auch unter den Hafer gemengt), Erbsen, Linsen, Mohn, Zuckerrüben, Cichorien, ferner Futterkräuter in großer Ausdehnung, namentlich rothen Klee (trifolium pratense sativum) auch Luzerne | (medicago sativa), weniger Esparsette. Außerzelglich baut man Hanf, Hopfen und Kraut. In Mühlhausen kommt in neuester Zeit der Tabaksbau in Aufnahme. Nach der Ernte wird auf den Stoppelfeldern die weiße Rübe häufig noch zum Anbau gebracht. Die Brache wird im Allgemeinen zu 2/33/4, in Vaihingen zu 7/8, und in Untermberg ganz eingebaut. Aurich hat wegen Mangels an Dünger den geringsten Bracheinbau (1/3).

Die Bespannung des Pflugs geschieht meist mit Kühen oder Stieren; Pferde sind seltener im Gebrauch.

b) Der Gartenbau beschränkt sich beinahe durchgängig auf das gewöhnliche und eigene Bedürfniß, nur Vaihingen treibt einigen Handel mit Küchengewächsen. Als ausgedehntere Gartenanlagen sind nur die Schloßgärten in Hochdorf, Nußdorf und Unter-Riexingen zu nennen. Die Gemüse- und Blumengärten nehmen sammt den Gartenanlagen und Ländern im ganzen Bezirk die Fläche von 12271/8 Morgen ein, wovon 62/8 M. dem Staat, 522/8 M. (4,2 %), den Grundherrschaften, 414/8 M. (3,4 %) den Gemeinden, und 33/8 M. den Stiftungen angehören.

c) Wiesenbau. Nach den Ergebnissen der Landesvermessung besitzt der Oberamtsbezirk 41936/8 Morgen zweimähdige und 2486/8 Morgen einmähdige, zusammen 44424/8 Morgen Wiesen, von welchen dem Staat 1393/8 Morgen (3,1 %), den Grundherrschaften mit Einschluß der Hofdomänenkammer 1301/8 Morgen (2,9 %), den Gemeinden 1943/8 Morgen (4,3 %), und den Stiftungen 41 Morgen gehören. Von den größtentheils zweimähdigen, zuweilen dreimähdigen Wiesen, welche mit Ausnahme einiger sauren Stellen meist ein gutes und nahrhaftes Futter liefern, kann der größere Theil bewässert werden; einzelne Markungen, wie Aurich, Enzweihingen, Hohen-Haslach, Mühlhausen und Rieth haben vollständige Wässerung, während dieselbe den Markungen Hochdorf und Untermberg ganz abgeht.

d) Dem Weinbau, welcher in sämmtlichen Orten des Bezirks betrieben wird, sind nach den Ergebnissen der Landesvermessung 38456/8 Morgen gewidmet; hievon gehören dem Staat 4/8 Morgen, den Grundherrschaften, einschließlich der Hofdomänenkammer 262/8 Morgen und den Gemeinden 27/8 Morgen. Den ausgedehntesten Weinbau haben Hohen-Haslach (4727/8 M.) und Vaihingen 3997/8 M.), den geringsten aber Hochdorf (372/8 M.) und Weissach (26/8 M.). Neuerer Zeit vermindert sich der Umfang des Weinbaues, indem die geringeren Lagen häufig ausgereutet und mit Halmfrüchten oder Futterkräutern angepflanzt werden. Die Bauart ist die im Unterlande übliche; es werden 2000–3000 Stöcke auf einen Morgen gepflanzt, und die Reben, mit wenigen Ausnahmen, den Winter | über bezogen. Die erste Anpflanzung geschieht gewöhnlich mit Blindreben oder Schnittlingen, nachdem die ausgehauenen alten Weinberge einige Jahre mit Klee eingebaut und dann gereutet wurden. Vorherrschende Rebsorten sind der Trollinger, der rothe und weiße Elbling, der Silvaner, der Gutedel, seltener der Veltliner, der Affenthaler und Ruländer. Der Klevnerbau wird immer allgemeiner, und in neuerer Zeit werden in einzelnen Orten auch Traminer gezogen.

Das Erzeugniß (vorherrschend roth, seltener ein sog. Schiller) ist im Allgemeinen gut und größtentheils lagerhaft. Die besten Weine des Bezirks, die man zum Theil zu den sog. Ausstichen des Landes zählt, werden auf den Markungen Roßwaag, Mühlhausen, Hohen-Haslach, Enzweihingen, Untermberg, Vaihingen und Rieth erzeugt.

Die Preise der Weine sind sehr verschieden und haben sich z. B. im Jahr 1846 von 30–66 fl. bewegt; die niedrigsten Preise hat gewöhnlich Sersheim.

Das Weinerzeugniß betrug in den Jahren 1843 26775/16 Eimer, im Durchschnittspreis von 25 fl. 40 kr.; im Jahr 1846 316614/16 Eimer, durchschnittlich à 54 fl. 12 kr.; im Jahr 1850 9424/16 Eimer, im durchschnittlichen Preis zu 53 fl. 49 kr. Als Nebennutzungen werden in den Weinbergen junge Obstbäume, seltener Welschkorn und Bohnen gezogen.

e) Der Obstbau ist im Allgemeinen ziemlich bedeutend und im Zunehmen begriffen; außer den vielen, theils um die Ortschaften, theils auf den Markungen zerstreut liegenden Baumgütern, sind auch die Straßen mit Obstbäumen besetzt; die meisten Orte haben eine oder mehrere, theils Privaten, theils den Gemeinden gehörige Baumschulen. Man pflanzt hauptsächlich Mostsorten, und zwar in den Thälern etwas spät blühende, weil hier auf das Frühobst kalte Nebel und Frühlingsfröste nachtheilig einwirken würden. Die vorherrschenden Obstsorten sind: Luiken-, Fleiner-, Schreineräpfel, Breitling, Knollenäpfel, Schafnasen, Knaus-, Palmisch-, Wöhrlesbirnen, letztere sehr häufig, Brat-, Kron-, Sauer-, Wadel- und Wolfsbirnen; die Hübschelensbirnen werden besonders in Ensingen gezogen. An feinerem Obst (Tafelobst), das an mehreren Orten sorgfältig gepflegt wird, kommen hauptsächlich vor: Reinetten, Lederäpfel, Rosenäpfel, Borsdorfer, Calvil, Muskatellerbirnen etc. Von Steinobst werden hauptsächlich die Zwetschgen in großer Menge gezogen, dagegen sind Kirschen selten und mit Ausnahme von Klein-Sachsenheim, erst neuerer Zeit in Vaihingen und Enzweihingen, wo die Gemeinden auf Allmanden Kirschenbäume pflanzen ließen, in Aufnahme. Das Obst bildet eine beträchtliche Erwerbsquelle der Bezirkseinwohner, indem die Mehrzahl der Orte | in günstigen Jahren neben Befriedigung des eigenen Bedürfnisses noch einen namhaften Theil des Obstertrages in die Umgegend absetzt. In neuerer Zeit ist man sehr darauf bedacht, auch die Allmanden mit Obstbäumen auszupflanzen, besonders gingen hier die Gemeinden Vaihingen, Groß-Sachsenheim und Enzweihingen mit gutem Beispiele voran.

Im Jahr 1852 wurden auf sämmtlichen Markungen des Bezirks 92.720 Kern-, und 56.410 Stein-Obstbäume gezählt, wobei auf 100 Morgen der landwirthschaftlich benützten Fläche 215,3 Kern-, 131,0 Steinobstbäume und 346,3 Obstbäume überhaupt treffen; Verhältnisse, wie sie günstiger nur in 14 Bezirken des Landes getroffen wurden (s. W. Jahrb. 1852. II. S. 143.)

f) Waldbau. Nach den Ergebnissen der Landesvermessung beträgt die Waldfläche des Oberamtsbezirks 14.2263/8 Morgen, wovon 12.1425/8 Morgen mit Laubholz, 4706/8 Morgen mit Nadelholz und 16115/8 Morgen mit Laub und Nadelholz gemischt bestockt sind, und 13/8 Morgen zur Zeit der Landesvermessung unbestockt waren. Von der Waldfläche gehören dem Staat 17882/8 Morgen (12,6 %), den Grundherrn mit Einschluß der Hofdomänenkammer 3276/8 Morgen (2,9 %), den Gemeinden 10.7782/8 Morgen (75,7 %), und den Stiftungen 777/8 Morgen (0,5 %). Die Waldfläche umfaßt demnach etwa ein Viertel (23,41 %) der Gesammtfläche des Bezirks, wobei auf einen Einwohner 1/2 Morgen Wald kommt. Der Bezirk gehört hiernach unter die am wenigsten bewaldeten.

Die Waldungen sind in die Reviere: Ensingen, Forstamts Bönnigheim, Mönsheim und Heimerdingen, Forstamts Leonberg, eingetheilt; die hofkammerlichen Waldungen bilden das Hofkammer-Revier Freudenthal. Die meisten Waldungen liegen im Norden (auf einem Theil des Strombergs und dessen Ausläufern) und im Süden des Bezirks, während derselbe in seiner Mitte, namentlich in der Gegend um Vaihingen, Ober-Riexingen, Aurich und Nußdorf ziemlich waldarm ist und sich hier nur zerstreut liegende, kleine Waldparcellen befinden. Der dem Wald überlassene Boden ist im Allgemeinen für die Holzproduction günstig und wechselt je nach den verschiedenen, anstehenden Gebirgsschichten. Auf den Höhen des Strombergs und auf dem durch das Metter-Thal von demselben getrennten Höhenzug (Eselsburg) besteht der Boden aus der Verwitterung des grobkörnigen, weißen Keupersandsteins, dem eine taugliche Mischung von Thon zukommt, während die Waldungen am Fuß dieser Höhenzüge auf den unteren Keupermergeln stehen, deren Zersetzungen einen thonreichen, ziemlich tiefgründigen Waldboden liefern. In den übrigen Theilen des Bezirks besteht der Waldboden theils aus den | kalkreichen Mergeln der Lettenkohlengruppe, bei denen sich zuweilen der Lettenkohlensandstein etwas geltend macht, theils aus kalkreichem Muschelkalkboden; jener findet sich mehr auf dem Flachlande, dieser an den steilen Thalgehängen. Diluviallehm dient selten als Waldboden, da er beinahe ausschließlich für den Feldbau benützt wird.

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In dem Bestand der Waldungen, welche größtentheils mit Laubhölzern bestehen, sind die Nadelhölzer (Forchen) ganz untergeordnet und bilden überdieß meist jüngere, erst in Kultur gebrachte Strecken. In den Staats- und Hofdomänen-, wie auch in den Gemeinde-Waldungen bildet mit wenigen Ausnahmen die Eiche das Oberholz, in ersteren herrscht die Buche als Unterholz vor, während dieses in den Gemeindewaldungen aus einem Gemenge von verschiedenen Holzarten, wie Rothbuchen, Hainbuchen, Birken, Linden, Erlen, Aspen, Salweiden, Haselstauden etc. besteht[2]. Bei dem milden Klima leiden die Waldungen selten an außergewöhnlichen Naturereignissen, nur sehr heiße Sommer schaden zuweilen den Culturen an schutzlosen, südlichen Abhängen. Obgleich die Anforderungen, welche an die Waldungen gemacht werden, nicht unbedeutend sind, so ist doch der Zustand derselben, namentlich der dem Staat und der Hofdomänenkammer gehörigen, im Allgemeinen gut, während die Gemeindewaldungen in Folge der bedeutenden Streunutzungen und der minder umsichtigen Bewirthschaftung etwas heruntergekommen sind; übrigens wird nicht nur von Seiten der Staats- und Hofdomänen-Verwaltung, sondern auch von den Gemeinden eifrig Bedacht genommen, die Waldungen durch rationellen Betrieb immer mehr emporzubringen. Manche heruntergekommene Walddistricte, namentlich solche, in denen die natürliche Besamung, wegen Mangels an Samenbäumen und wegen des, theils zu sehr ausgemagerten, theils mit Gras und Forstunkräutern überzogenen Bodens, nicht mehr möglich gewesen wäre, wurden in den letzten 30–40 Jahren in Kultur gebracht, wie auch kleinere Blößen, welche in den Beständen durch Stockroden etc. entstanden sind, mit den geeigneten Holzarten ausgepflanzt. Die hiezu nöthigen Holzpflanzen werden entweder aus verjüngten Schlägen oder aus Pflanzschulen, deren mehrere im Bezirk sich befinden, bezogen. Die staats- und hofkammerlichen Waldungen werden theils als Hochwaldungen im 90jährigen, theils als Mittelwaldungen im 40jährigen Umtrieb bewirthschaftet; bei den letzteren wird jedoch, je nachdem die Bestände geeignet sind, auch eine Umwandlung in den Hochwaldbetrieb beabsichtigt. Die Nadelholzbestände werden in einer | Umtriebszeit von 60–70 Jahren bewirthschaftet. Die Gemeindewaldungen, soweit sie nicht in Nadelholz bestehen, sind auf eine Umtriebszeit von 15–30 Jahren gesetzt und werden als Mittel-Waldungen behandelt. Eigentliche Niederwaldungen kommen nur wenige vor. Die Eiche erfordert unter günstigen Bodenverhältnissen 150–200 Jahre, um zur Wellbaum- oder Holländerholz-Stärke heranzuwachsen. Im ganzen Bezirk beträgt das Nutzholz der Laubwaldungen etwa 25 % der ganzen Holzproduction, und der durchschnittliche jährliche Zuwachs wird zu 1/41/2 Klafter per Morgen angegeben.

Von den Nebennutzungen sind zu nennen:

1) Die Eichenrinde, welche sowohl in den Staats-, als auch zum Theil in den Gemeinde-Waldungen von älteren, in der Schälzeit gefällten Eichen gewonnen wird. 2) Die Waldstreu, welche, in Laub, Heide, Moos und dürrem Waldgras bestehend, als ein dringendes Bedürfniß des Landwirts sehr gesucht ist. 3) Die Gräserei wird nur auf Wegen und holzlosen Stellen gestattet, während die Waldweide in Folge der eingeführten Stallfütterung längst aufgehört hat. 4) Das Eckerig wird in den Staats- und Hofdomänen-Waldungen, theils gegen baares Geld oder gegen eine Naturallieferung verliehen, theils zur Aufforstung und Verbesserung der Waldungen verwendet; in den übrigen Waldungen wird der Eckerigsertrag, da die Gemeinden und Privatwaldbesitzer diese dem Staat früher zugehörige Nebennutzung abgelöst haben, theils zu den eigenen Waldkulturen, theils zur Fütterung der Schweine etc. und zur Ölbereitung verbraucht. 5) Wildobst, welches in sämmtlichen Waldungen verliehen wird. 6) Besenreis wird entweder im Revierpreis abgegeben oder durch besonders aufgestellte Personen unschädlich geschnitten. 6) Weitere Nebennutzungen, als Heidelbeere, Himbeere, Erdbeere, Haselnüsse, officinelle Kräuter etc. werden von Einzelnen unentgeldlich gesammelt. Dagegen kommen Steinbrüche, auch Thon- und Mergelgruben hin und wieder zur Verpachtung.

Das Leseholz wird an bestimmten Holztagen und sonst fleißig gesammelt; auch das Stock- und Stumpen-Holz ist sehr gesucht.

Die Fortschaffung des Holzes aus den Waldungen geschieht je nach der Jahreszeit entweder auf der Achse, oder auf Schlitten, da weder Rutschen, noch Schwellen und Floßbäche, sich vorfinden. Übrigens beziehen die Bezirksangehörigen einen Theil ihres Holzbedarfs von Außen; namentlich erhält Vaihingen einen großen Theil seines Brennholzes aus dem Schwarzwald, vermittelst des Enzfloßes, von welchem auch die mehr östlich gelegenen Orte sich mit ihrem Bedarf aus dem Holzarten in Bissingen versehen. Auch das | erforderliche Bauholz wird meist auf der Enz beigeflößt. In den Staats- und Hofdomänen-Waldungen wird das Holz, soweit es nicht für Berechtigte und zu Staatsbedürfnissen erforderlich ist, im Aufstreich verkauft, während der Ertrag der Gemeindewaldungen theils zu Holzgaben an die Gemeindeglieder bestimmt, theils im Aufstreich verkauft wird.

Von holzverzehrenden Gewerben sind zu nennen: Bierbrauereien, Fabriken, Ziegelöfen, Schmiedessen, Bäckereien, Branntweinbrennereien etc., dagegen bestehen in sämmtlichen Gemeinden holzersparende Backhäuser und in den meisten derselben auch öffentliche Waschhäuser.

Die Holzpreise früherer Jahre waren

in dem Bezirk Bönnigheim (Stromberg):
für Nutzholz
in den Jahren 1800. 1820.
Der Cubikfuß Eichenholz 10 kr. 12 kr. bis 14 kr.
Buchenholz 08 kr. 10 kr. bis 111/2 kr.
Nadelholz 0– kr. 08 kr. bis 81/4 kr.
für Brennholz
Das Klafter eichene Scheiter 5 fl. 48 kr. 08 fl. 30 kr.–10 fl.
Das Klafter buchene Scheiter – fl. – kr. 12 fl. 30 kr.–14 fl.
Das Klafter tannene Scheiter 5 fl. – kr. 06 fl. 30 kr.–9 fl.
In dem Forstbezirk Leonberg:
für Nutzholz
in den Jahren 1800. 1820.
Der Cubikfuß Eichenholz 8 kr. bis 12 kr.       9 kr. bis 14 kr.
Der Cubikfuß Buchenholz 7 kr. bis 10 kr.       7 kr. bis 10 kr.
Der Cubikfuß Nadelholz 4 kr.       6 kr. bis 09 kr.
für Brennholz
1800. 1820.
Das Klafter eichene Scheiter 7 fl. bis 08 fl. 07 fl. – kr. bis 9 fl. 30 kr.
Das Klafter buchene Scheiter 9 fl. bis 13 fl. 10 fl. – kr. bis 13 fl. 30 kr.
Das Klafter tannene Scheiter 4 fl. bis 06 fl. 06 fl. 30 kr. bis 8 fl. 30 kr.

Nach der in der Monatsschrift für das W. Forstwesen V. S. 275 mitgetheilten Übersicht der Holzpreise im Jahr 1854

im Forstamt Bönnigheim: im Forstamt Leonberg:
Nutzholz (per Kubikfuß)
1) Langholz auf auf
 Eichen über 20″ m. D. 11 kr. 14 kr.
 Eichen unter 20″ m. D. 08 kr. 10 kr.
 Nadelholz über 16″ m. D. 07 kr. 09 kr.
 Nadelholz 12 bis 16″ m. D. 06 kr. 08 kr.
 Nadelholz unter 12″ m. D. 04 kr. 06 kr.
2) Sägholz
 über 16″ m. D. 07 kr. 09 kr.
 von 12 bis 16″ m. D. 06 kr. 08 kr.
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im Forstamt Bönnigheim: im Forstamt Leonberg:
Kleinnutzholz (per 100 stärkste Qualität)
Hopfenstangen   10 fl. 50 kr. 09 fl. 0– kr.
Bohnenstecken 0– fl. 48 kr. 0– fl. 48 kr.
Baumstützen 06 fl. 40 kr. 06 fl. 40 kr.
Klafterholz (per Klafter)
Buchene Scheiter 11 fl. 20 kr. 12 fl. 19 kr.
Buchene Prügel 09 fl. 03 kr. 09 fl. 51 kr.
Eichene Scheiter 08 fl. 0– kr. 08 fl. 35 kr.
Nadelholzscheiter 07 fl. 11 kr. 06 fl. 52 kr.
Nadelholzprügel 06 fl. 0– kr. 05 fl. 16 kr.
Wellen (per 100)
Buchene Wellen 05 fl. 05 kr. 6 fl. 28 kr.
Nadelholzwellen 02 fl. 39 kr. 3 fl. 24 kr.

Die Holzgewinnung außerhalb der Waldungen hat außer dem abgängigen Holz von Obstbäumen und den Abfällen von Weinreben, die Pflanzungen an den Flüssen und Bächen zum Gegenstande, wo Erlen, Weiden etc. zum Theil einen sehr namhaften Ertrag abwerfen.

Waldweide findet nicht Statt, überhaupt ruhen auf den Waldungen keine Servituten.

Den Waldfreveln, obgleich dieselben im Allgemeinen abgenommen haben, sind namentlich die Waldungen des Staats und der Hofdomänenkammer noch ziemlich ausgesetzt; auch die Gemeindewaldungen werden, besonders in sehr kalten und schneereichen Wintern, von den Waldfrevlern heimgesucht.

g) Weidewirthschaft. Die Fläche der Weiden und Öden beträgt nach dem Ergebniß der Landesvermessung 11162/8 Morgen. Hievon sind Eigentum des Staats 72/8 M., der Grundherrschaften, mit Einschluß der Hofdomänenkammer, 25/8 M., der Gemeinden 10984/8 M. (98,3 %) und der Stiftungen 31/8 M. Die ausgedehntesten Weidebesitze haben Vaihingen, Enzweihingen und Sersheim (s. die Ortsbeschreibungen). Die Weiden sind sehr gesund und werden nur noch mit Schafen befahren; übrigens vermindern sich die Weideflächen immer mehr durch die Allmand-Vertheilungen an die Gemeindeglieder zum Umbruch, auch durch Anpflanzung von Seiten der Gemeinden mit Obstbäumen.


c. Viehzucht.
Pferde waren nach der Aufnahme vom 1. Januar 1856 vorhanden 590, worunter 22 Fohlen unter 3 Jahren; es kommen hienach auf 1 Quadratmeile 169,6 Pferde, bei der Aufnahme vom 1. Januar 1844 wurden noch 240,8 Pferde auf der Quadratmeile gezählt. Eigentliche Pferdezucht wird im Bezirk nicht betrieben; dagegen haben einzelne Orte, wie Vaihingen, Klein-Glattbach und | Sersheim eine nicht unbedeutende Pferdehaltung; Klein-Glattbach treibt auch einigen Handel mit Pferden. Nußdorf züchtete früher viele auswärts aufgekaufte Fohlen und trieb namhaften Handel mit Pferden, was aber in neuerer Zeit ganz aufgehört hat.

Rindviehzucht. Der Oberamtsbezirk besitzt nach neuester Aufnahme 91 Zuchtstiere, 2093 Ochsen und über zwei Jahre alte Stiere, 4663 Kühe und Kalbeln, 3266 Stücke Schmalvieh und 209 Kälber; sonach kommen auf 1 Quadratmeile 2966,6 Stücke, und auf 100 ortsanwesende Einwohner[3] 47,55 Stück. Gegen die Aufnahme vom 1. Januar 1844, bei welcher auf eine Quadratmeile 2825,6 Stück kamen, ergibt sich demnach ein erheblicher Zuwachs. Der Bezirk nimmt nach der neuesten Zählung in dieser Beziehung in der Reihe der Oberämter die 11te Stelle ein. Die Vieh-Race besteht vorzugsweise aus einem rothen oder gelbbraunen kräftigen Neckarschlag, der nicht selten, wie z. B. in Vaihingen, Eberdingen, Enzweihingen, Groß-Sachsenheim, Hohen-Haslach, Horrheim etc. theilweise durch Simmenthaler, zuweilen auch durch Rigi- und Limpurger-Farren veredelt wird. Einen sehr tüchtigen, schweren Landschlag haben der Freiherr v. Tessin in Hochdorf, die Gutspächter der Hofkammerdomäne Rechentshofen, Klein-Glattbach und der Pulverdinger Hof. Im Allgemeinen ist ein Streben für Verbesserung der Viehzucht unverkennbar, was sich bei einzelnen Gemeinden auch dadurch kund gibt, daß sie Prämien auf die schönsten selbstgezogenen dreijährigen Kalbeln mit Kalb gesetzt haben. Die Farrenhaltung geschieht theils auf Rechnung der Gemeinden von einzelnen Ortsbürgern, welche die entweder durch sie oder von der Gemeinde selbst anzuschaffenden Zuchtstiere gegen Geldvergütung aus der Gemeindekasse oder gegen Benützung eines Faselviehguts unterhalten, theils haben Widdumhofbesitzer die Verpflichtung, die Farren anzuschaffen und zu unterhalten. Der Handel mit Vieh, namentlich mit jungem (Kalbeln und Stiere), ist nicht unbeträchtlich, und geht meist in die Nachbarschaft in das Unterland gegen Heilbronn etc., wie auch in das Großherzogthum Baden; dagegen ist der Handel mit Mastvieh ganz unbedeutend, und nur in Sersheim von einigem Belang. Der Milchertrag, soweit er nicht für die Haushaltung nöthig ist, wird meist verbuttert und nur ein kleiner Theil zum Verkauf gebracht. Käserei wird nur auf der Domäne Rechentshofen in nicht großer Ausdehnung betrieben.

Die Schafzucht ist in Folge der immer mehr beschränkten | Weiden im Abnehmen und hat sogar in einigen Orten, wie Groß-Sachsenheim und Untermberg, ganz aufgehört. Der Bezirk besaß im Januar 1856 1352 spanische, 5568 Bastarde und 226 Landschafe, zusammen 7146 Stücke Altvieh; darunter 3142 Mutterschafe, welche pro 1855/56 schon gelammt hatten oder zur Zeit der Zählung noch trächtig waren. Die Schafe sind, übrigens größtentheils Eigenthum der Bestandschäfer, welche die Schäferei einschließlich der Brach- und Stoppelweide von den Gemeinden gepachtet haben, denen der Pacht und Pfercherlös eine namhafte jährliche Einnahme abwirft. Dieser Vortheil und der Gebrauch des Schafpferchs zur Düngung von Äcker und Wiesen sichern den Schäfereien noch ihren Fortbestand, wenn auch der einzelne Güterbesitzer wegen der nicht seltenen Beschädigungen und Übergriffe der Schäfer eine Verminderung derselben wünscht. Eigene größere Schafhaltungen haben der Freiherr v. Tessin in Hochdorf und die Gutspächter der Hofdomäne Rechentshofen. Die Schafe werden in den Orten selbst überwintert. Was die Wolle betrifft, die meist auf den Märkten in Kirchheim und Heilbronn Absatz findet, so liefert Hochdorf eine der besten feineren Sorten. Der Abstoß der Schafwaare geschieht theils nach Heilbronn, theils in das Badensche, und zuweilen auch nach Frankreich.

Die Zucht der Schweine ist im Allgemeinen nicht bedeutend. Die meisten Orte kaufen die Ferkel auswärts, namentlich auf dem Markte in Vaihingen, nur Hohen-Haslach, Klein-Glattbach, Klein-Sachsenheim, Nußdorf und Sersheim sind im Stande, durch eigene Zucht nicht nur ihren Bedarf zu befriedigen, sondern auch noch ziemlich viele Ferkel nach Außen zu verkaufen. Außer dem Handel, der mit Ferkeln getrieben wird, werden von einzelnen Gemeinden auch gemästete Schweine in die Nachbarschaft und an Metzger zum Verkauf gebracht. Neben der gewöhnlichen Landrace und den zugekauften bayerischen Ferkeln findet neuerer Zeit die von dem Freiherrn v. Tessin eingeführte englische Race immer mehr Verbreitung. Die Zahl der am 1. Januar 1856 im Bezirk vorhandenen Schweine betrug 1929. Hierunter waren 21 Eber, 1057 Mastschweine, 164 Mutterschweine und 687 Läufer- und Milchschweine. Auf 1 geographische Quadratmeile entfallen in dem Bezirk 554,4 Schweine.

Die Ziegenzucht wird meist nur von Unbemittelten, der Milch wegen, betrieben; im Januar 1856 hat die Zahl der Ziegen 701 betragen (201,5 per Quadratmeile).

Die Bienenzucht ist unbedeutend und in den meisten Orten im Abnehmen. Im Januar 1856 wurden in dem ganzen Bezirk | 461 Stöcke oder 132,5 auf der Quadratmeile gezählt. Der Honig und das Wachs wird mit geringen Ausnahmen in den Orten selbst verbraucht.

Geflügel, als: Hühner, Enten und Gänse, werden meist für den eigenen Bedarf gezüchtet; nur die Orte Aurich, Enzweihingen, Hohen-Haslach, Klein-Sachsenheim, Nußdorf, Untermberg und Unter-Riexingen treiben einigen Handel, besonders mit Gänsen nach Vaihingen, Ludwigsburg und zuweilen nach Stuttgart.

d. Jagd und Fischerei.

Seit dem Gesetze vom 17. August 1849, welches dem Grund-Eigenthümer die Berechtigung zur Jagd auf eigenem Grund und Boden zugesprochen und das Jagdrecht auf fremdem Grund und Boden aufgehoben hat, ist die Jagd-Ausübung von minderer Bedeutung als früher, und in der Regel nach den Bestimmungen des Gesetzes vom 27. October 1855 in Pacht zu geben.

Jagdfrohnen und Hunde-Aufstockung sind bereits durch die früheren Ablösungs-Gesetze beseitigt worden.

Was die jagdbaren Thiere betrifft, so ist, wie schon oben über die Fauna des Bezirks (S. 21.) bemerkt worden, das Schwarz- und Hochwild längst verschwunden, und selbst das Reh sehr selten geworden, nur noch der Hase ist hin und wieder anzutreffen.

Von dem sog. Raubzeug kommen noch vor: der Fuchs, der Stein- und Edelmarder, der Iltis und der Fischotter, seltener die wilde Katze (Kuder) und der Dachs. Auf den Feldern trifft man noch das Feldhuhn und die Wachtel; Schnepfen zeigen sich auf ihren Durchreisen im Früh- und Spätjahr. Wilde Enten, Blaßenten, Wasserhühner etc. fallen zuweilen noch in die Gewässer des Bezirks ein. Die Fischerei ist nur in der Enz von einigem Belang, übrigens auch hier im Abnehmen begriffen, indem derselben das Holzflößen ohne Rücksicht auf die Laichzeit schadet. Am häufigsten kommen Weißfische, Schuppfische, Barben und Aale vor; seltener sind Hechte (manchmal von bedeutendem Gewicht, s. oben S. 23.), und noch seltener trifft man Karpfen. Die kleineren Flüsse und Bäche beherbergen meist nur Gruppen, Weiß- und Schuppfische; Aale gehören in denselben zur den Seltenheiten, dagegen führt der meist aus frischem Quellwasser bestehende Kreuzbach Forellen. In dem Weiher bei Ensingen werden Karpfen gezogen. Das Fischrecht (s. hierüber die Ortsbeschr.) gehört theils dem Staat, theils den Gemeinden, zuweilen auch Privaten, und ist gewöhnlich an einzelne Bürger verpachtet. Krebse werden in dem Strudelbach, Kirrbach, Schippbach und Kreuzbach gefangen.

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B. Kunst, Gewerbefleiß und Handel.

Kunst und Literatur sind blos durch zwei in der Stadt Vaihingen befindliche Buchdruckereien vertreten, welche beide ziemlich beschäftigt sind. In jeder erscheint ein Wochen- und Intelligenzblatt, das eine „die Landpost“, das andere „der Grenzbote“ betitelt, von welchen das erstere das Amts- und Intelligenzblatt für den Bezirk bildet.

Als Beschäftigungs-Anstalten für Kinder befinden sich in sämmtlichen Orten des Bezirks s. g. Industrie-Schulen.

Im Ganzen zählt der Bezirk nach dem im Jahr 1852/53 aufgenommen Verzeichniß der Gewerbetreibenden folgende steuerpflichtige Gewerbe:

I. Handwerker.
Zahl der
Zahl der
auf eigene
Rechnung
Gewerbe-
treibenden
Gehilfen
und
Lehrlinge
auf eigene
Rechnung
Gewerbe-
treibenden
Gehilfen
und
Lehrlinge
Bäcker 88 2 Nadler 5
Barbierer 13 Nagel- u. Messerschmiede
Bleicher 4       und Schlosser 36 10
Bortenwirker 3 Nähterinnen und
Buchbinder 5 2       Büglerinnen 40
Büchsenmacher 1 Pflästerer 3
Bürstenbinder 2 Putzmacherinnen 1
Drechsler 7 1 Roth- und Weißgerber 29 21
Färber 5 2 Seckler 5 3
Feldmesser 5 Sattler 14 4
Fischer 11 Schäfer 20 29
Flaschner 7 1 Scheerenschleifer 3
Gärtner 1 Schirmmacher 1
Gipser 1 Schmiede-Grob 59 18
Gold- und Silberarbeiter 3 2 Schneider 132 53
Glaser 24 2 Schreiner 73 7
Hafner 16 4 Schuhmacher 172 50
Hutmacher 4 1 Seifensieder 10 2
Kaminfeger 2 1 Seiler 9 2
Kammmacher 3 Steinhauer 21 7
Keßler 3 Stricker 5 1
Kleemeister 1 Tuchscheerer 2
Korbmacher 9 Uhrmacher 2 2
Kübler und Küfer 88 11 Wagner 65 9
Kürschner 1 Ziegler 6 13
Kupferschmiede 2 1 Zimmerleute 57 11
Maurer 91 3 Zimmermaler 1
Metzger 76 13 Zuckerbäcker 5 2
Musikanten 29 Zinngießer 1
|
Weberei.
In Leinen 247
Wolle und Halbwolle 12
Strumpfweber und Wirker 1
II. Kleinhandel.
Mit Specerei 3 Vieh
Frucht 12 12 Gemischt. Artikeln 33
Holz, Rinde, Lohe 4 4 Hausirer 1
III. Handlungen mit offenen Laden.
Apotheken 3 10 Specer.- u. andere Waaren 14 13
IV. Getränkefabriken.
Bierbrauereien 19 30 Branntweinbrennereien 93 93
(1856 im Gang nur 47.)
V. Wirthschafts-Gewerbe.
Schildwirthe 71 Schenkwirthe 65
Speisewirthe 23
VI. Mühlwerke.
Getreidemühle 26
Gypsmühlen 2
Hanfreiben 5
Lohmühlen 1
Ölmühlen 12
Sägmühlen 10
Walkmühlen 2
Schleifmühlen 1
VII. Keltern.
19
VIII. Frachtfuhrleute.
12

Was im Besonderen

a. den Gewerbefleiß
betrifft, so zeigt die vorstehende Übersicht, daß in dem Bezirke die Gewerbs-Industrie nicht vorherrschend ist. Die Professionisten arbeiten, mit wenig Ausnahmen, nur für die gewöhnlichen örtlichen | Bedürfnisse; überdieß besitzen die Meisten eigenthümliche Güterstücke, mit deren Bau sie sich nebenher beschäftigen. Die wichtigsten gewerblichen Etablissements des Bezirks, welche ihre Fabrikate zum Theil auch in’s Ausland absetzen, sind:

Die Cichorienfabrik des Heinrich Frank in Vaihingen, welche Neben-Etablissements im Riether Thal, Groß-Gartach, OA. Heilbronn, und Meimsheim, OA. Brackenheim, besitzt, allein in Vaihingen ungefähr 100 Personen beschäftigt und ihre Fabrikate über einen großen Theil von Deutschland und der Schweiz verbreitet. – Die mechanische Werkstätte des C. G. Mackh in Vaihingen, welche Waagen, namentlich Brückenwaagen, Thurmuhren etc. liefert, und sowohl die Eisenarbeiten bei Errichtung laufender Werke, als die Reparaturen besorgt. – Nicht unbedeutend ist die Barth’sche Papierfabrik in Enzweihingen, welche namentlich ein großes Quantum Druckpapier nach Stuttgart liefert. – Einen sehr starken Betrieb haben auch mehrere Mahlmühlen des Bezirks, besonders die obere und untere Mühle in Vaihingen, welche neben der Besorgung der Mühlkunden tausende von Scheffeln Kernen von Heilbronn beziehen und einen bedeutenden Mehlhandel hier und in’s Badische treiben. Auch die Sägemühle in Vaihingen hat einen starken Betrieb und liefert viele Fabrikate in’s Ausland. – Die Gerberei ist bedeutend, besonders in der Oberamtsstadt. Es werden viele Häute vom Ausland bezogen, namentlich von Baden, da die inländischen nicht zureichen, und der Verkehr mit Leder ist nicht nur im Inland stark, sondern es gehen auch große Partieen in’s Ausland, nach Bayern, Baden und die Schweiz. – Die Wolltuchfabrikation, die in Vaihingen von 6 Meistern und 5 Gehilfen betrieben wird, ist ebenfalls von Bedeutung, und der Verkehr mit Tüchern erstreckt sich über mehrere Oberämter. – Die große Zahl der Leineweber betreibt das Geschäft meist als Nebensache, besonders zur Zeit der Feldarbeiten. – Eine nicht unbedeutende Maschinen-Spinnerei für Wolle befindet sich in Untermberg, in welcher 270 Spindeln im Gange sind. Ebendaselbst befindet sich auch eine Farbholzmühle.

Ferner sind noch in erwähnen die Fabrikation von Litzenschuhen, welche in Vaihingen sehr schwunghaft betrieben wird, und große Partieen auch in’s Ausland absetzt. Auch die Cigarrenfabrikation, mit welcher kürzlich in Vaihingen ein Anfang gemacht wurde, scheint einen guten Fortgang zu nehmen. Ebenso wird die Zündhölzchenfabrikation neuerdings hier lebhaft betrieben.

In den an den Landstraßen gelegenen Orten hat der Personen- | und Güterverkehr seit dem Betriebe der Eisenbahnen bedeutend abgenommen, worüber Wirthe und Handwerksleute bitter Klage führen. Die Zahl der Wirthschaften hat sich deßhalb vermindert. Gegenwärtig bestehen 71 Schildwirthe, 23 Speisewirthe und 65 Schenkwirthe (wozu noch 29 sogenannte unbeständige Wirthe kommen).

An Bierbrauereien sind 19 im Betrieb, welche im Jahre 1854/55 2684 fl. Malzsteuer bezahlten und etwa 1600 Eimer Bier fabricirt haben mögen.

Personen, die selbstständig von Handarbeit leben, als Nätherinnen, Wäscherinnen, Taglöhner, Holzhauer, Chausseearbeiter etc. befanden sich im Jahr 1853 im Oberamt 679 männliche und 489 weibliche.


b. Handel.

Aus den angegebenen Gewerbs-Verhältnissen geht hervor, daß der Handel im Bezirk nicht ganz unbedeutend ist, wenn auch der Großhandel so ziemlich fehlt. Gegenstände des außer dem Bezirk gehenden Handels sind, wie schon erwähnt, Getreide, Mehl, Leder und hauptsächlich auch Vieh. Das Getreide wird von Fruchthändlern und Bäckern gewöhnlich in den Ortschaften aufgekauft, was auch durch Metzger und Händler in Ansehung des Schlachtviehs geschieht. Anderes Vieh wird auf die Märkte gebracht, von denen die Viehmärkte in Vaihingen die bedeutendsten des Bezirkes sind. Auch an den, jeden Samstag in Vaihingen stattfindenden Wochenmärkten, welche in der Regel stark besucht werden, findet stets ein lebhafter Verkehr statt. – Zu der Abhaltung von Viehmärkten hat sich die Stadt Vaihingen stets als sehr geeignet gezeigt; es wird deßhalb eine Vermehrung derselben, namentlich auch die Einführung von Schafmärkten beabsichtigt.


  1. Über die Bodenverhältnisse der einzelnen Markungen, s. die Ortsbeschreibungen.
  2. Über die vorkommenden Holzarten s. den Abschnitt „Pflanzen."
  3. Die Angaben in Tabelle Nro. I. beziehen sich auf die ortsangehörige Bevölkerung.
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