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Weilheim,

Gemeinde III. Kl. mit 473 Einw. a. Weilheim, Pfarrdorf, 416 Einw., b. Neues Wirthshaus, 14 Einw., c. Eck, Hof, 19 Einw., d. Cresbach, Hof 24 Einw. – Ev. Pfarrei. 1 St. südwest. von Tübingen gelegen.

Der nicht große freundliche Ort hat eine schöne Lage am sanft auslaufenden Fuß der rechten Gehänge des weiten Neckarthales und bildet nur eine leicht ansteigende, gut unterhaltene Straße, an der sich die zum Theil stattlichen Bauernwohnungen ziemlich gedrängt, nur durch die Hofräume getrennt, lagern. Hinter den Wohnhäusern stehen die Ökonomiegebäude, an die sich alsdann Baumgärten anschließen.

Die im nördlichen Theil des Dorfs stehende Pfarrkirche, deren Unterhaltung der Gemeinde und der Stiftungspflege je zur Hälfte zusteht, ist spätgothisch mit halbachteckig geschlossenem, von Strebepfeilern gestütztem Chore. Die Fenster der Kirche sind durchaus spitzbogig und mit spätgothischem Maßwerk gefüllt. Der im Westen stehende monströse, nicht hohe Thurm hat nur Schießscharten und trägt ein Satteldach. An einem Strebepfeiler des Chors steht 1499 und über dem südlichen spitzbogigen Eingang in das Langhaus 1514. Das Innere des Schiffs hat eine flach getäfelte Holzdecke, deren rechteckige Felder von diagonalen Stäben gegliedert werden; in den Schnittpunkten der Stäbe sitzen Rosetten und die Wappen von Württemberg, der Stadt und des Spitals Tübingen. In der Mitte der ursprünglich bemalten Decke erhielt sich ein Gemälde, Christus, Weltrichter, auf dem Regenbogen thronend und dabei die Jahrszahl 1530. Sonst wurde leider diese alte Decke, die mit der ehemaligen der Tübinger Stiftskirche Ähnlichkeit hatte, gleich wie das Äußere der Kirche, weiß übertüncht. Ein spitzer Triumphbogen führt in den schönen netzgewölbten Chor, aus dessen theilweise noch bemalten Schlußsteinen Maria mit dem Kinde, die h. Katharina, der h. Joseph etc. dargestellt sind. Am östlichen Schluß des Chorgewölbes sind zwei Wappenschilde mit Steinmetzzeichen und darüber die Jahrzahl 1499, ohne Zweifel das Erbauungsjahr der Kirche, angebracht.| Die nördlich angebaute alte Sakristei hat ein Netzgewölbe, dessen noch bemalte Schlußsteine Agnus Dei und einen Engel zeigen, der einen Schild mit dem Georgenkreuz hält. Die beiden Glocken auf dem Thurme enthalten keine Jahreszahlen. Um die Kirche liegt der alte ummauerte Kirchhof, der vor etwa 60 Jahren aufgegeben, und dagegen ein neuer am nordöstlichen Ende des Dorfs angelegt wurde; er ist ebenfalls mit einer Mauer umfriedigt und ganz in seiner Nähe steht eine große schönwüchsige Linde.

Zunächst der Kirche liegt das zweistockige 1806/7 erbaute Pfarrhaus, das mit seinen Ökonomiegebäuden, dem ummauerten Hofraum und einem schönen Garten einen wohlgeschlossenen, angenehmen Pfarrsitz bildet. Die Unterhaltung desselben hat der Staat.

Das Rathhaus, ursprünglich Schulhaus, und erst seit 1835 seinem gegenwärtigen Zwecke übergeben, enthält im ersten Stock die Wohnung des Schulmeisters und im zweiten die Gelasse für den Gemeinderath.

Das Schulhaus mit zwei Lehrzimmern und einem Zimmer für einen allenfallsigen Lehrgehilfen wurde 1835 neu erbaut.

Ein Armenhaus, ein Backhaus und ein Waschhaus sind vorhanden.

Gutes Trinkwasser liefern hinreichend ein laufender und 11 Pumpbrunnen; etwa 1/2 Stunde südlich vom Ort entspringt im Walde der Seifenbrunnen, dessen Wasser besonders weich ist und für Kranke häufig geholt wird. Über die Markung fließt der Landgraben und am nördlichen Ende wird sie noch auf eine kurze Strecke vom Neckar berührt, über den ein hölzerner Steg geführt ist. Das Fischrecht im Neckar hat der Staat, der es mit einer großen Strecke des Flusses an die Fischerfamilie Mozer in Tübingen verpachtet hat.

Die Staatsstraße von Tübingen nach Rottenburg führt 1/8 Stunde nördlich am Ort vorüber, der mittelst einer Vicinalstraße mit derselben in Verbindung gesetzt ist; eine weitere Vicinalstraße ist nach Derendingen angelegt.

Die Entfernung von der nächstgelegenen Eisenbahnstation Kilchberg beträgt eine starke Viertelstunde.

Die Einwohner, ein gesunder kräftiger Menschenschlag, sind im allgemeinen sehr fleißig, friedliebend, sparsam und finden ihre Haupterwerbsquellen in Feldbau, Obstzucht, Viehzucht und etwas Weinbau; ihre Vermögensumstände gehören zu den besseren und der vermöglichste Bürger besitzt 90 Morgen Feld und 15 Morgen Wald, der sog. Mittelmann 16 Morgen Feld und 2 Morgen Wald und die ärmere Klasse 2 Morgen Feld und 1/2 Morgen Wald. Nicht eine| Familie ist im Ort, die nicht eine Kuh im Stall hätte. Gemeindeunterstützung erhalten gegenwärtig nur drei Personen. Die kleidsame Volkstracht findet man noch bei älteren Personen, während die jungen Leute sich mehr und mehr städtisch kleiden.

Die Markung ist, soweit sie für den Feldbau benützt wird, größtentheils eben und im Verhältniß zur Bevölkerung des Orts zu klein, indessen besitzen die Einwohner auf den Markungen Tübingen, Hirschau, Derendingen und Kilchberg beinahe eben so viel Güter, als die Markung Weilheim umfaßt.

Der im allgemeinen sehr fruchtbare Boden besteht meist aus Lehm, der gegen die Keuperterrasse hin etwas gebundener wird und endlich in einen starken Thonboden (Zersetzung des Keupermergels) übergeht. In der Neckarthalebene haben sich etwas schwere, dunkelfarbige Alluvionen mit kiesigem und sandigem Untergrund abgelagert, die den Wiesenbau begünstigen.

Im Walde, etwa 1/2 Stunde südlich vom Ort, befindet sich ein ergiebiger Stubensandsteinbruch und im Neckarthal eine Kiesgrube.

Das Klima ist mild, übrigens sind kalte Nebel und schädliche Frühlingsfröste wegen des nahen Neckars nicht selten, dagegen kommt Hagelschlag wenig vor, weil der Ammerberg eine Wetterscheide bildet.

Die Landwirthschaft wird sehr gut betrieben und verbesserte Ackergeräthe, wie der flandrische Pflug, die Walze etc. haben allgemein Eingang gefunden; auch sind die Düngerstätten zweckmäßig eingerichtet und neben dem gewöhnlichen Stalldünger und der sorgfältig gesammelten Jauche kommt auch viel Kompost und Gips in Anwendung.

Außer den gewöhnlichen Getreidearten, von denen Dinkel und Gerste am besten gerathen, baut man Kartoffeln, dreiblättrigen Klee, Angersen, Kohlraben, Bohnen, Erbsen, Wicken, Ackerbohnen etc. Von Handelsgewächsen kommen zum Anbau viel Hanf, der häufig nach außen verkauft wird, wenig Flachs, etwas Mohn und ziemlich viel Hopfen (auf 25 Morgen). Von den Getreideerzeugnissen werden 1000 Scheffel Dinkel und 4–500 Scheffel Gerste verkauft.

Der Wiesenbau ist ziemlich ausgedehnt und liefert ein gutes Futter.

Weinbau wird auf etwa 30 Morgen, von denen 20 Morgen auf Tübinger und Hirschauer Markung liegen, betrieben; man pflegt rothe und weiße Elblinge, Sylvaner, Drollinger, Affenthaler und Butscheren, die einen mittelmäßigen, nicht lagerhaften, sog. Schiller liefern. Der Morgen erträgt 4–5 Eimer und der Eimer wurde in den guten Weinjahren 1857 um 60 fl. und 1865 um 55 bis| 60 fl. verkauft. Der Wein wird in der Tübinger Kelter gekeltert und meist im Ort verbraucht.

Von Bedeutung ist die Obstzucht, die in günstigen Jahrgängen einen namhaften Obstverkauf nach außen zuläßt; das Obst gedeiht ziemlich gerne und die am meisten gezogenen Sorten sind Luiken, Fleiner, Reinetten, Goldparmäne, Rosenäpfel, Borsdorfer, Knaus-, Palmisch-, Most-, Wadelbirnen und ziemlich viel Zwetschgen. Eine Privatbaumschule ist vorhanden und ein besonderer Baumwart aufgestellt.

Neben den Privatwaldungen, die jeder Bürger besitzt, stehen 460 Morgen gemischte Waldungen im Eigenthum der Gemeinde: sie ertragen jährlich 150 Klafter und 5000 St. Wellen, von denen jeder Ortsbürger 1 Klafter und 40 St. Wellen erhält, ein Theil wird verkauft, was der Gemeindekasse eine jährliche Rente von 4 bis 500 fl. sichert.

Die mit Obstbäumen besetzten Allmanden tragen der Gemeinde ein jährliches Pachtgeld von 100–150 fl. ein und der Erlös aus dem Obstertrag, der sich in günstigen Jahren auf 4–500 fl. beläuft, fließt ebenfalls in die Gemeindekasse.

Die Pferdezucht ist ganz unbedeutend, dagegen die Rindviehzucht im besten Zustande; man züchtet einen tüchtigen Neckarschlag mit Simmenthaler Kreuzung, die durch drei Farren (ein reiner Simmenthaler und zwei Neckarschlag mit Simmenthaler gekreuzte) noch mehr zu verbessern gesucht wird. Der Handel mit Vieh auf benachbarten Märkten wird ziemlich lebhaft getrieben und der Milchverkauf nach Tübingen bringt jährlich gegen 2500 fl. ins Ort.

Schafzucht und eigentliche Schweinezucht besteht nicht; die Ferkel von verschiedener Race bezieht man von außen und mästet sie für den eigenen Bedarf.

Einige Brodstiftungen für Arme sind vorhanden.

Eine Römerstraße führte von Rottenburg her über die nördlich am Ort gelegenen Lugetäcker (von lugen, spähen) unter dem Namen „Herrenweg“ gegen Tübingen. Oberhalb (südlich) des Orts kommt die Benennung „alte Gasse“ vor; hier soll früher der Ort gestanden sein. Römische Ziegel, welche auf dieser Stelle gefunden wurden, bestätigen einen hier abgegangenen röm. Wohnplatz.

Etwa 1/4 Stunde nördlich von Weilheim trägt ein Wiesengrund den Namen „Kirchhof“; nach der Volkssage sollen hier Soldaten begraben liegen; ohne Zweifel fand man hier Waffen enthaltende Reihengräber, was zu dieser Sage Veranlassung gab.

| Das Dorf W. liegt auf der Grenze, auf welcher sich die Machtsprengel der Grafen von Achalm-Urach und der Pfalzgrafen von Tübingen berührten. Von Graf Liutold von Achalm († 1098) erhielt das neugestiftete Kloster Zwiefalten ein Gut bei Wilon villa. (Ortlieb bei Pertz Script. 10, 73).

Als hiesige Ortsadelige, Tübinger Dienstmannen, erscheinen Friedrich 1271, Johann 1312 (Schmid Pfalzgr. 491). Von einem Vasallenverhältniß zu den Pfalzgrafen rührte es wohl her, daß Schwigger von Blankenstein am hiesigen Zehnten betheiligt war, dessen Viertel er 1282 dem Kloster Bebenhausen überließ (Mone Zeitschr. 3, 426). Wohl mit Tübingen kam 1342 der Haupttheil des Ortes an Württemberg.

Ein Pfarrer Burkhard kommt 1266 vor. Kastvögte waren die Herter von Dußlingen. Denselben hatte den Kirchensatz die Gräfin Henriette von Württemberg abgekauft gehabt, als sie ihn 1441 an den Spital in Tübingen veräußerte. Letzterer hatte das Nominationsrecht, bis solches im gegenwärtigen Jahrhundert an die Krone gelangte. (Eifert 67. Vgl. Derendingen).

Zu der Gemeinde gehören:

b. Neues Wirthshaus, ein von den Tübingern, namentlich von den Studenten viel besuchtes, unter dem Namen „Weilemer Kneiple“ wohl bekanntes Gasthaus, das 1/8 Stunde nördlich vom Ort an der Tübingen-Rottenburger Landstraße liegt.

c. Eck, Hof, zu dem 194 Morgen Felder und Weide gehören, hat eine hohe freie Lage auf der Hochfläche zwischen der Steinlach und dem Thalbach, die eine schöne Aussicht an die Alb gestattet. Erstmals als mons Egge wird der Punkt genannt um 1100 in dem Hirschauer Dotationsbuch (Cod. Hirs. 31a), sodann erscheint der Hof Egge unter den Gütern des Kl. Bebenhausen, welche P. Innocenz III. den 18. Mai 1204 bestätigte. Das Kloster, welches noch 1373 eine Hälfte von Ruof von Gomeringen erwarb (Schmid Urk. 229), verkaufte ihn 1482 an Georg von Ehingen und seitdem hatte er mit Wankheim bezüglich der Herren, welchen er gehörte, das gleiche Schicksal. Zehnten von allen Dingen „zu dem Hof zu Ekke“ an Holz, Veld, Korn, Heu, Obst u. s. w. bezog einst die Pfarrei Bühl. (Schmid Mon. Hohenb. 523).

Der Hof gehört jetzt dem Freiherrn von Saint André und hängt mit dem Hofgut von Cresbach, das denselben Besitzer hat, zusammen.

d. Cresbach liegt auf bedeutender Anhöhe nahe am Abhang| gegen das Steinlachthal, mitten in einem fruchtbaren Ackerland, das rings von Waldungen umsäumt wird. Hier genießt man eine herrliche Aussicht gegen Süden an die ganz nahe liegende Alb und gegen Osten in das liebliche Steinlachthal. Der Hof besteht aus einem Schloß, um das sich mehrere Ökonomiegebäude und die Wohnungen des Pächters und eines gutsherrlichen Forstmanns gruppiren. Das dreistockige Schloß wurde 1766 in hübschem modernem Geschmack, gegen Osten mit einem von Säulen getragenen Balkon, erbaut; es enthält in seinem Innern neben ansprechender Einrichtung mehrere Ölgemälde, welche frühere Besitzer des Schlosses darstellen. Östlich vom Schlosse steht in einem kleinen Friedhof das einfache mit zierlichem Thürmchen versehene Kirchlein, in dem sich verschiedene Grabsteine aus dem vorigen und dem laufenden Jahrhundert befinden. Darunter einer der Sophie Marie Freiin von Hohenfeld, geborne von Stockheim, Frau zu Wankheim, Eckh und Kresbach, geb. 12. April 1661, † 21. Januar 1737, dieselbe ließ das Kirchlein 1711 erneuern; ferner der Grabstein der Marie Juliane, geborne Leutrum von Ertingen, geb. 4. März 1703, † 18. Aug. 1736; dann neue Grabsteine der Familie v. St. André.

Sämtliche Gebäude sind von schönen Gärten umschlossen, unter denen sich der gegen Südost gelegene ansehnliche Schloßgarten besonders auszeichnet. Im Schloßhof steht ein im Rococogeschmack gehaltener laufender Brunnen, der den Ort mit gutem Trinkwasser versieht. Zu Cresbach gehören 2824/8 Morgen (Ackerfeld, Wiesen, Weide) und 850 Morgen Waldungen. Beide Güter, Cresbach und Eck, werden in 8 Rotationen rationell bewirthschaftet. Ein tüchtiger Viehstand (Landrace) wird gehalten und es sind in Cresbach 53, und in Eck 43 Stück Rindvieh aufgestellt.

Auf den Cresbacher Feldern laufen 200, auf denen von Eck 120 Stück Mittelbastardschafe.

C. rührte zu Lehen von den Herren von Stöffeln, unter denen im J. 1472 Hans von Stöffeln, Freiherr zu Justingen, zugleich im Namen seines Bruders Heinrich, mit diesem Hofe, der von ihren Vordern zum Lehen gegangen, den frommen und festen Rudolf von Fridingen belehnte. Johann von Fridingen verkaufte ihn 1497 für 900 fl. an Ludwig Truchseß von Höfingen, Doctor, und dieser belehnte damit Bischof Friedrich von Augsburg, ein geborener Graf von Zollern, als Vormund Heinrichs von Stöffeln (Schmid Urk. 229). Später kam er an die Herren von Ehingen und gelangte unter demselben Besitzerwechsel wie Wankheim an die Herren von St. André.




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