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Sigmarswangen,

Gemeinde III. Klasse mit 643 Einw. wor. 14 Kath. – Ev. Pfarrei; die Kath. sind nach Bochingen, OA. Oberndorf, eingepfarrt.

Der mittelgroße, etwas weitläufig gebaute Ort liegt 1 Stunde südwestlich von der Oberamtsstadt frei auf der Hochebene am westlichen Ende der sog. Mühlbachgegend und erlaubt eine weite Aussicht in der Richtung gegen Norden. Vicinalstraßen nach Sulz, Geroldseck, Bochingen und Wittershausen sichern dem Ort seinen Verkehr.

Die Pfarrkirche, welche Eigenthum der Gemeinde ist, liegt im östlichen Theil des Orts auf einem etwas erhöhten freien Platz; sie ist hell und geräumig in einem einfachen freundlichen Style 1788 neu erbaut und 1853 erneuert worden. Der viereckige Thurm trägt ein spitzes Zeltdach; er ist mit Ausnahme des untersten Stockwerks ebenfalls in neuerer Zeit erbaut. Von den zwei Glocken trägt die| größere die Umschrift: Verbum domini ...... in eternum .... 1531; die kleinere ist im Jahr 1845 von August Hugler in Rottweil gegossen worden.

Der Begräbnißplatz liegt außerhalb (südlich) des Orts.

Schon 1404 bestand im Ort die St. Jacobs-Kapelle, in welcher die Pfarrer zu Aistaig und Bochingen alle 14 Tage eine Messe lesen mußten. Vor der Reformation wurde die Pfarrei von einem Kaplan von Sulz versehen; nach der Reformation war der Ort Filial von Aistaig bis er im Jahr 1836 zu einer selbstständigen Pfarrei erhoben und daselbst ein ständiger Pfarrverweser aufgestellt wurde.

Das geräumige, im Jahr 1833 von einem Privatmann erkaufte Schulhaus enthält zwei Lehrzimmer, die Gelasse für den Gemeinderath und die bescheidene Wohnung des ständigen Pfarrverwesers. Der Schulmeister wohnt in einem besonderen, der Gemeinde gehörigen, Hause. Ein Gemeinde Back- und Waschhaus wurde im Jahr 1861 erbaut.

Gutes Trinkwasser liefern 7 laufende und 3 Schöpfbrunnen, die auch im trockenen Sommer nie einen vollständigen Wassermangel aufkommen lassen.

Die Einwohner sind sehr fleißige Leute, die sich durch Feldbau und Viehzucht ihr Auskommen sichern, übrigens mit wenig Ausnahmen in mittelguten Vermögensverhältnissen stehen. Der begütertste Bürger besitzt etwa 62 Morgen Felder und 15 Morgen Waldungen, der sog. Mittelmann 15 Mrg. und die ärmere Klasse 1–11/2 Mrg. Gegenwärtig erhalten gegen 10 Personen Unterstützung von Seiten der Gemeinde. Die Gewerbe dienen, mit Ausnahme von 2 Schildwirthschaften und 1 Krämer, nur den nöthigsten örtlichen Bedürfnissen.

Die nicht große Markung, von der überdieß noch 1/3 mit Wald bestockt ist, hat mit wenig Ausnahmen eine ziemlich ebene Lage und im Allgemeinen einen mittelfruchtbaren, leichten, etwas kalten Kalkboden, der häufig in geringer Tiefe von Thon unterlagert wird, daher Äcker und Wiesen nicht selten sumpfig und naßkalt sind.

Die Luft ist rein, trocken, scharf und stets bewegt; Frühlingsfröste sind häufig und feinere Gewächse wie z. B. Gurken gedeihen nur ausnahmsweise. Hagelschlag kam innerhalb 13 Jahren viermal vor.

Die Landwirthschaft wird sehr gut betrieben und die Brabanter Pflüge, wie zweckmäßig eingerichtete Düngerstätten sind allgemein geworden. Im üblichen Dreifeldersystem baut man Dinkel, Haber (mit Ackerbohnen und Wicken gemischt), Gerste, Weizen und etwas Roggen.| In der zu 1/3 angeblümten Brache zieht man dreiblättrigen Klee, Luzerne, Kartoffeln, Angersen, Rüben, Sommerreps, Flachs und Hanf. Bei einer Aussaat von 10 Sri. Dinkel, 4 Sri. Haber, 4 Simri Gerste, 4 Sri. Weizen und 4 Sri. Roggen per Morgen belauft sich der durchschnittliche Ertrag eines Morgens auf 7–8 Scheffel Dinkel, 5–51/2 Schffl. Haber, 5 Schffl. Gerste, 3–4 Schffl. Weizen und 4 Schffl. Roggen. Das Getreideerzeugniß erlaubt noch einen Verkauf von 300 Schffl. Dinkel, 350 Schffl. Haber und 250 Schffl. Weizen. Die Ackerpreise bewegen sich von 100–500 fl. per Morgen.

Der ausgedehnte Wiesenbau erträgt per Morgen 18–26 Ctr. Heu und 9–12 Ctr. Öhmd; die Wiesen, von denen nur ein geringer Theil bewässert werden kann, kosten 170–500 fl. per Morgen.

Die Obstzucht, welche sich vorzugsweise mit Mostsorten und Zwetschgen beschäftigt, ist sehr im Zunehmen begriffen; das Obst leidet nicht selten von Frühlingsfrösten, daher der Obstertrag zuweilen fehlt, indessen in günstigen Jahrgängen einigen Verkauf nach Außen zuläßt. Eine Gemeindebaumschule ist vorhanden und ein eigener Baumwart, der in Hohenheim die Baumzucht erlernte, ist von Seiten der Gemeinde aufgestellt.

Der aus einer gewöhnlichen Landrace bestehende Viehstand ist beträchtlich und wird mittelst tüchtiger Farren, die ein Bürger Namens der Gemeinde hält, nachgezüchtet. Mit Vieh, namentlich mit jungen Stieren wird ein lebhafter, einträglicher Handel getrieben. Einige Pferdezucht ist vorhanden und die Mutterstuten werden zur Bedeckung nach Sulz gebracht.

Schweinezucht besteht nicht, indessen werden viele Ferkel in Rottweil aufgekauft und größtentheils für den eigenen Bedarf gemästet.

Schafzucht treiben mehrere Bürger und lassen unter Aufsicht eines besonders aufgestellten Schäfers etwa 150 Stück Bastardschafe auf der Markung laufen. Die Wolle wird auf dem Wollmarkt in Sulz abgesetzt.

Geflügel- und Bienenzucht wird in geringer Ausdehnung betrieben.

Die Gemeinde besitzt etwa 130 Morgen Waldungen; von dem jährlichen Ertrag wird ein Theil als Langholz um 150–220 fl. zu Gunsten der Gemeindekasse verkauft.

Aus Privatwaldungen wird jährlich ungefähr für 800 fl. Floßholz verkauft.

Nach der Volkssage soll in der Nähe des Orts eine bedeutende Schlacht vorgefallen seyn und wirklich findet man allenthalben, hauptsächlich| aber im Ort noch verschiedene Waffenstücke, menschliche Skelette etc.

Sigmarswangen kam von den Grafen von Sulz an die Herren von Geroldseck und von diesen an Württemberg. Früher Filial von Aistaig bekam es 1836 einen ständigen Pfarrverweser.

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