Beschreibung des Oberamts Rottweil/Kapitel B 22
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Eine Kirche ist nicht vorhanden und die evangelischen Einwohner haben die Kirche in Schönbronn, die sie im J. 1858 in Gemeinschaft mit Schönbronn und den evangelischen Einwohnern von Sulgau erbauten, zu besuchen und auch zur Unterhaltung der Kirche beizutragen. Auch zur Unterhaltung des Pfarrhauses in Schönnbronn haben die evangelischen Einwohner einen jährlichen Beitrag von 5 fl. zu leisten, während die katholischen Einwohner weder zur Unterhaltung der Kirche noch des Pfarrhauses in Dunningen etwas entrichten dürfen. Die verstorbenen Evangelischen kommen auf den Friedhof nach Schönbronn, die Katholiken auf den nach Dunningen zur Beerdigung. Bei dem frühern sog. unteren Locherhof, einem jetzt dem alt Schultheißen Jäckle gehörigen Hause, steht die ehemalige Kapelle, die 1804 in ein Backhaus verwandelt wurde, und von der sich noch die östliche Wand und ein Kreuz auf dem Giebel erhalten hat; im Jahr 1780 wurde in ihr noch Messe gelesen.
Das im obern Dorf stehende geräumige Schulhaus wurde 1834–35 erbaut und enthält ein Lehrzimmer, die Wohnung des Schulmeisters und die Gelasse für den Gemeinderath. Durch den Ort führt die Vicinalstraße von Dunningen nach Mariazell; von ihr zweigt innerhalb des Orts eine minder gut unterhaltene Straße nach Schönbronn ab.
Gutes Trinkwasser liefern hinreichend 5 laufende, 19 Pump- und 15 Schöpfbrunnen, überdieß fließt der Teufenbach durch den östlichen Theil des Orts; über denselben sind 4 von der Gemeinde zu unterhaltende hölzerne Brücken angelegt. Auch die Markung ist reich an Quellen und der Teufenbach erhält auf derselben zwei kleine Zuflüsse. Ein kleiner Weiher, der früher zu einer Mühle gehörte, ist abgegangen.
Die betriebsamen Einwohner suchen sich ihr Auskommen durch Feldbau, Viehzucht, Uhrenmachen und Uhrenhandel zu sichern; es sind gegenwärtig 22 Uhrenmacher und 5 Uhrenschildmaler im Ort, welch erstere ihre Arbeiten meist nach Königsfeld und auch nach Schramberg liefern, während die Uhrenmaler sämtlich nach Schramberg arbeiten. Der Uhrenhandel wird von mehr als 20 Einwohnern, größtentheils von den Uhrenmachern selbst, namentlich nach Bayern hausirend getrieben. Auch beschäftigen sich viele weibliche Personen und Kinder mit Strohflechten für die Fabriken in Schramberg; einige Männer arbeiten in der Palmhutfabrik in Dunningen. Eine| Schildwirthschaft und 2 Kramläden sind im Ort. Die Vermögensverhältnisse der Einwohner sind nicht günstig; die vermöglichste Klasse hat 70–80 Morgen, die mittelbegüterte 20–25 Morgen und die minderbemittelte 11/2–2 Morgen Grundeigenthum. Die meisten Ortsbürger besitzen Güter auf angrenzenden Markungen.Die kleine, ziemlich ebene Markung hat im allgemeinen einen wenig ergiebigen, naßkalten, schweren Boden, der größtentheils aus den Zersetzungen des Wellendolomits und Wellenmergels, theilweise auch aus Lehm besteht. Auf dem westlichsten höchst gelegenen Theil der Markung genießt man eine weitreichende schöne Aussicht an die Alb und an die Schweizeralpen. Wegen der Nähe des Schwarzwaldes, an dessen Saum der Ort liegt, ist das Klima rauh und den Winden ausgesetzt, daher auch das Obst nicht recht gedeihen will. Frühlingsfröste und kalte Nebel kommen namentlich in dem tiefer gelegenen (östlichen) Theil der Markung häufig vor, dagegen ist Hagelschlag selten.
Die Landwirthschaft wird so gut, als es die Verhältnisse erlauben, in keinem regelmäßigen Flurzwang, doch meist dreizelglich betrieben; man baut Dinkel, Haber, Gerste, Mengfrüchte, Einkorn, Kartoffeln, Futterkräuter (dreibl. Klee, Luzerne, Esparsette, Futterwicken, Schwedenklee, Zetterklee) und mit geringem Erfolg wenig Reps, Flachs und Hanf. Von den Getreidefrüchten werden zwar verkauft, aber eben so viel wieder zugekauft. Der Wiesenbau ist nicht besonders ausgedehnt und liefert nur ein mittelmäßiges, theilweise saures Futter; die meisten Wiesen laufen im Güterbuch als einmähdige, weil der Öhmdertrag in der Regel sehr gering ist. Futter wird noch zugekauft. Die Obstzucht ist ganz unbedeutend, man pflanzt rauhe Mostsorten, wenig Zwetschgen und verhältnißmäßig ziemlich viel Waldkirschen. Eine Gemeindebaumschule ist vorhanden. Der Obstertrag reicht nicht für das örtliche Bedürfniß.
Gemeindewaldungen und Gemeindeweiden sind nicht vorhanden, dagegen haben mehrere Ortsbürger eigene Waldungen und Weideplätze (Wildfelder), welch’ letztere sie, wie auch die Herbstweide und theilweise die einmähdigen Wiesen, mit Rindvieh befahren. Die Gemeinde besitzt etwa 20 je 1/8 Morgen große Armentheile, die sie an unbemittelte Bürger à 15 kr. verleiht.
Die Rindviehzucht wird nur in mäßigem Umfange betrieben; man hält eine Landrace und benützt zur Nachzucht die Farren in Dunningen, Mariazell und Sulgau. Der Handel mit Vieh auf benachbarten Märkten ist unbedeutend. Das Vieh wird nach der Ernte ausgetrieben und 3 Bürger lassen das ihrige den ganzen Sommer auf der Weide laufen. Die Schweine werden jung| aufgekauft und theils für’s Haus, theils zum Verkauf aufgemästet. Ziegen werden gegen 50 Stücke von Unbemittelten gehalten.Außer der Volksschule besteht noch den Winter über eine Zeichen- und Industrieschule auf Kosten der K. Armenkommission, die auch für Unterbringung verwahrloster Kinder in Kost und Lehre sorgt.
In der Nähe der oben abgegangenen Kapelle ist man im Jahr 1840 auf die Grundmauern eines früheren Gebäudes gestoßen, bei denen man verschiedene Bruchstücke von Gefässen, Gegenstände von Silber, Zinn und Blei, Münzen etc. fand.
Einer der Höfe, aus denen die heutige Gemeinde Locherhof erwachsen ist, kommt im Anfange des 14. Jahrhunderts unter dem Namen Affolterbach-Hof als bereits im Besitze des Klosters Rottenmünster vor, welches im J. 1326 mit der Gemeinde Dunningen, im J. 1349 mit Lackendorf wegen dieses Hofes in Waid- und Bandstreitigkeiten gerieth. Den 31. Dec. 1483 verlieh das Kloster den Lochhof an Hans Christlin von Büdingen bei Kaufbeuren als Erblehen unter Vorbehalt der Herrlichkeit für das Kloster. Den 31. Juli 1543 vertauschte die Gemeinde Dunningen an die beiden Lochhofbauern den ihr bisher eigenthümlich zugehörigen, aber im Lochenhofer Bann gelegenen Aslenbühl gegen einen Winkel von ungefähr 14 Jauchert Ackers an Bennenberg-Wiesen im Dunninger Bann. In den nächsten Jahren (1545, 1555) erscheint denn auch der Lochhof „auf dem Wald gelegen“ in verschiedene einzelne Höfe getheilt, den oberen und den unteren oder minderen Lochhof welche selbst wieder, zum Theil getrennt, als Falllehen hinausgegeben wurden. Seit der 2. Hälfte des vorigen Jahrhunderts nahm die Zerschlagung der Güter so überhand, daß schon in dem ersten Jahrzehnt des laufenden Jahrhunderts mehr als 50 Häuser auf dem Locherhof mit vom Feldbau sich nährenden Familien besetzt waren, doch wurden bis in die neuere Zeit für den einen und den anderen, wieder in zwei Theile zerschlagenen Hof immer nur 3 Lehenträger aufgestellt.
Im J. 1802 wurde der Hof mit dem. Kl. Rottenmünster württembergisch und wird in den Adreßbüchern von 1803 und 1804, sowie in der „Geographie und Statistik Wirtembergs“ von 1804 (2, 450) zusammen mit den seit 1810 badischen Mönchhof- und Mühllehen unter dem Namen „Wald“ als rottenmünsterischer Amtsort mit 351 Seelen aufgeführt, welche vermischter Religion, soweit katholisch nach Dunningen, soweit evangelisch nach Weiler (altwürtt. Amts Hornberg), eingepfarrt waren; im Staatshandb. von 1807–8 dagegen erscheint wieder das Dorf „Locherhöfe“ als Bestandtheil| des Oberamtes Rottweil und mit gleicher Vertheilung hinsichtlich der Pfarrzugehörigkeit. Erst mit der Erbauung der Pfarrkirche zu Schönbronn (s. oben) trat für die evangelischen Einwohner des Orts eine Veränderung ein.
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