« Kapitel B 18 Beschreibung des Oberamts Rottweil Kapitel B 20 »
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Irslingen,
mit Maria Hochheim und Wildeck,
Gemeinde III. Klasse mit 616 Einwohnern, worunter 3 Evangelische und 3 Israeliten. Kath. Pfarrei; die Evangelischen sind nach Trichtingen (OA. Sulz) eingepfarrt. 2 Stunden nördlich von der Oberamtsstadt gelegen.

Der sehr ansehnliche, größtentheils weitläufig gebaute, mit Obstbaumgärten umgebene Ort hat auf dem zwischen der Keuperterrasse und dem Neckarthale sich ausbreitenden, getreidereichen Flachlande eine freundliche freie Lage; die theils ansehnlichen, theils mittelgroßen, getünchten und ziegelbedachten Bauernwohnungen, an welche beinahe durchgängig die Scheunen angebaut sind, stehen unregelmäßig an den meist breiten gut unterhaltenen Ortsstraßen. Eine Vicinalstraße nach Gößlingen und weiter hin nach Schömberg, welche zugleich noch auf der Markung die Rottweil–Böhringer Vicinalstraße kreuzt, vermittelt den Verkehr mit der Umgegend.

Die sehr schöne und große Kirche wurde 1865 durch den Baumeister Hetzinger von Rottweil im neuromanischen Stil an der Stelle der früheren gothischen Kirche erbaut; sie ist dem hl. Martin geweiht, steht frei an der Ostseite des Dorfes und macht einen wirklich großartigen Eindruck. An der Westfront erhebt sich der Thurm in drei hohen Geschossen und endigt in vier Giebel, die ein schlankes achtseitiges Zeltdach tragen. Thurm, Langhaus und der vieleckig schließende schmälere, mit Strebepfeilern besetzte Chor haben glückliche| Verhältnisse und sind von Rundbogenfriesen umzogen; auf den vier Ecken des Langhauses thronen die steinernen Bildsäulen der vier Evangelisten. Ein stattliches Portal führt an der Vorderseite des Thurmes in das als hohe Vorhalle benützte erste Geschoß, von hier gelangt man in das Innere der Kirche, das wieder durch seine schöne und großartige Wirkung überrascht. Im dreischiffigen Langhause tragen steinerne, an den vier Kanten mit Rundstäben gesäumte Pfeiler auf reichen Blätterkapitellen die hohen halbrunden Arkadenbögen, je fünf an jeder Seite, auf denen dann die hölzernen Balkendecken ruhen; die Decken der Nebenschiffe sind flach, die des Mittelschiffes ist giebelförmig. Ein halbrunder Triumphbogen öffnet sich in den gewölbten Chor. An den Pfeilern stehen die Statuen der zwölf Apostel. Die Orgel ruht im Westen auf schöner, von zwei Säulen gestützter Empore. Taufstein und die drei Altäre sind auch im neuromanischen Geschmack und sehr ansprechend ausgeführt. Auf dem Hauptaltare sieht man ein großes Ölgemälde, Christus am Kreuz, und die beiden ganz vergoldeten Bildsäulen des Petrus und Paulus, auf den Seitenaltären zwei Ölgemälde von Joseph Fuchs aus den Jahren 1866 und 1867. Die drei Glocken auf dem Thurm sind neu; die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Stiftungspflege; sie wurde auf Gemeindekosten erbaut und kostete 51.562 fl.; außerdem kosteten die Altäre 2364 fl. und die Orgel 4000 fl. Der Friedhof liegt östlich von der Kirche. Das im Jahr 1785 erbaute Pfarrhaus wurde in den letzten Jahren tüchtig erneuert und ist ebenfalls von der Stiftungspflege zu unterhalten.

Eine Viertelstunde östlich vom Ort, an der ehemaligen Römerstraße, jetzt Landstraße von Dietingen nach Böhringen, steht im Schatten einer großen Linde das Kirchlein zu Maria Hochheim, früher eine vielbesuchte Wallfahrt. Das um’s Jahr 1845 fast ganz neu erbaute Kirchlein enthält neben vielen älteren und neueren in Holz geschnitzten Heiligenbildern eine große gothische Grablegung, leider schrecklich bemalt. Eine zweite Kapelle, die Schächerkapelle, liegt mehr nordöstlich vom Ort an derselben Straße.

Das im Jahr 1832 ziemlich ansehnlich erbaute, zweistockige Schulhaus enthält zwei Lehrzimmer und die Gelasse für den Gemeinderath; der an der Schule allein unterrichtende Schulmeister wohnt in einem Privathause. Überdieß gehören der Gemeinde drei öffentliche Back- und Waschhäuser und ein Armenhaus.

Gutes Trinkwasser liefern reichlich 5 laufende, 9 Pump- und 3 Schöpfbrunnen, auch außerhalb des Orts kommen mehrere Quellen vor, von denen der Rohrbrunnen, der Wiehrbrunnen, der Winkelbrunnen und der Zuckerbrunnen die bedeutendsten sind. Über die| Markung fließen die Schlichem und die Schwarzach. Nordöstlich vom Ort lag der Egelsee, der trocken gelegt und in Wiesengrund verwandelt wurde. Eine steinerne und eine hölzerne Brücke, wie auch ein Steg sind über die Schwarzach angelegt.

Die Einwohner, ein gesunder wohlgewachsener Menschenschlag, sind sehr geordnet, fleißig und finden ihre Haupterwerbsquellen in Feldbau und Viehzucht, während die Gewerbe nur den nöthigsten örtlichen Bedürfnissen dienen. Zwei Schildwirthschaften, worunter eine mit Bierbrauerei, und zwei Kramläden sind vorhanden. Außerhalb des Orts steht eine Mühle mit 2 Mahlgängen und einem Gerbgang. Von den im allgemeinen gut bemittelten Einwohnern besitzt die vermöglichste Klasse 60 Morgen, die mittelbegüterte 20 bis 25 und die unbemittelte 1/2 Morgen Grundeigenthum.

Die ziemlich große, von Ost nach West in die Länge gedehnte Markung, von der ein namhafter Theil mit Wald bestockt ist, hat, soweit sie für den Feldbau benützt wird, eine flachwellige, theilweise hügelige Lage, mit Ausnahme des schroff eingefurchten, vielgekrümmten, engen Schlichemthales. Die in die Markung theilweise eingreifende bergige und vielfach gegliederte Keuperterrasse dient hauptsächlich dem Waldbau. Der im allgemeinen fruchtbare Boden besteht hauptsächlich aus Lehm und aus den Zersetzungsprodukten der Letten- großentheils und der Gipsmergel, im Schlichemthal aus denen des Muschelkalkdolomits, der für den Wald benützte Boden aber aus den Verwitterungen der verschiedenen Keuperschichten bis hinauf zum schwarzen Jura. Steinbrüche sind angelegt: einer im Stubensandstein bei Wildeck, mehrere im Muschelkalkdolomit und im Hauptmuschelkalk; auch sind Gips-, Lehm- und Mergelgruben vorhanden. Das Klima ist ziemlich rauh und feinere Gewächse wollen nicht gerne gedeihen, auch ist die Gegend den Winden sehr ausgesetzt und wird zuweilen von schädlichen Frösten und Hagelschlag heimgesucht.

Die Landwirthschaft wird mit Anwendung verbesserter Ackergeräthe (Brabanterpflug, eiserne Egge, Walze, Dreschmaschine) recht gut betrieben und zur Steigerung des Feldertrags werden neben den gewöhnlichen Düngungsmitteln Gips, Kompost, Asche und Dungsalz angewendet. Man baut Dinkel, Haber, Gerste, Weizen, Kartoffeln, Rüben, Futterkräuter (dreibl. Klee, Luzerne, Esparsette, Wicken) und etwas Reps, Mohn und Hanf. Von den Felderzeugnissen werden jährlich etwa 2000 Schffl. Dinkel, 200 Schffl. Haber, 100 Schffl. Gerste und 50 Schffl. Weizen auf der Schranne in Rottweil und an benachbarte Müller abgesetzt. Der ausgedehnte Wiesenbau liefert reichlich meist gutes Futter, von dem ein Theil nach außen zum| Verkauf kommt; die Wiesen, von denen nur 20 Morgen bewässert werden können, sind zwei-, theilweise dreimähdig.

Von wenig Bedeutung ist die Obstzucht, die sich vorzugsweise mit rauhen Mostsorten, sogar mit Holzäpfeln, und in neuerer Zeit mit Goldparmänen beschäftigt. Von Steinobst zieht man Zwetschgen. Der Obstertrag deckt kaum das örtliche Bedürfniß. Zwei Baumschulen, eine der Gemeinde, die andere einem Ortsbürger gehörig, sind vorhanden und liefern die nöthigen Jungstämme. Ein Baumwart ist aufgestellt.

Aus den vorhandenen 850 Morgen Gemeindewaldungen werden jährlich 444 Klftr. und 8375 Wellen geschlagen; hievon erhält jeder Bürger ein Klafter; das übrige Holz wird verkauft und der in 3–4000 fl. bestehende Erlös zu Gemeindezwecken verwendet. Überdieß bezieht die Gemeindekasse noch folgende Einnahmen: aus 30 Morgen Weiden, die mit der Brach- und Stoppelweide verpachtet werden, 450 fl., aus der Pferchnutzung 250–300 fl., aus 50 Morgen verpachteten Gemeindegütern 1100 fl. und aus Allmanden, von denen jedem Bürger 3 Morgen zur Benützung überlassen werden, 325 fl.

Die Pferdezucht ist nicht bedeutend, dagegen die Rindviehzucht in ganz gutem Zustand; man hält eine tüchtige Landrace und hat zur Nachzucht 4 veredelte Landfarren aufgestellt. Im Spätherbst wird zuweilen das Vieh noch ausgetrieben. Der Handel mit Vieh auf benachbarten Märkten ist nicht unbeträchtlich. Auf der Markung läßt ein fremder Schäfer im Vorsommer 200, im Nachsommer 300 deutsche Schafe laufen. Eigentliche Schweinezucht besteht nicht, und die Ferkel (halbenglische) werden von außen eingeführt und theils für den eigenen Bedarf, theils für den Verkauf, der immer bedeutender wird, aufgemästet.

Über das Vermögen der Stiftungspflege s. Tabelle III.

Was die Spuren aus früher Vorzeit betrifft, so lief eine Römerstraße von Rottweil her 1/4 Stunde östlich an Irslingen vorüber nach Sulz; auf sie ist, so weit sie die Markung berührt, die Vicinalstraße von Dietingen nach Böhringen gegründet, die sie erst auf Böhringer Markung wieder verläßt. Von dieser Rottweil–Sulzer Römerstraße lenkte eine weitere römische Straße bei der Kapelle auf Dietinger Markung ab (s. die Ortsbeschreibung von Dietingen) und lief 1/8 Stunde westlich an Irslingen vorüber nach Epfendorf und weiter hin nach Röthenberg. Auf den sogen. „Krummenäckern“, 1/8 Stunde östlich vom Ort, stand eine römische Niederlassung, von der man schon Grundreste auffand, während auf den dortigen Feldern eine Menge römische Ziegel, Bruchstücke von römischen Gefässen,| Heizröhren etc. immer noch die Stelle dieses abgegangenen Wohnplatzes, auf dem nach der Sage ein Schloß gestanden sein soll, untrüglich verrathen. Zunächst dieser Stelle führt ein altes Sträßchen, die sog. Heugasse (d. i. Höhgasse), vorüber und läuft in der Verlängerung gegen die Rottweil–Sulzer Römerstraße; ohne Zweifel wurde dieser Weg schon von den Römern angelegt und verband die Niederlassung auf den krummen Äckern mit der römischen Heerstraße. Ein weiterer römischer Wohnplatz, von dem man ebenfalls römische Ziegel findet, stand nur einige 100 Schritte südlich vom Ort auf der sog. „Kirchhalde“; hier soll früher der Ort gestanden sein. Eine Viertelstunde nördlich vom Ort, schon im Oberamt Oberndorf, liegen im Schlichemthal die spärlichen Überreste der Burg Irslingen (s. Oberamtsbeschr. von Oberndorf S. 229). Etwa 3/4 Stunden südöstlich von Irslingen stand auf einem bewaldeten Bergvorsprung der Keuperterrasse die Burg Wildeck, von der die letzten Reste und eine daselbst gestandene Kapelle vollends abgetragen wurden, so daß sich nur noch der Burggraben erhalten hat. Auch auf dem 3/4 Stunden westlich von Irslingen gelegenen Thierstein, einer schmalen gegen den Neckar vorgeschobenen Bergspitze, findet sich noch ein alter Burggraben.

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Der Ort, früher Urselingen geschrieben – daher auch die Schreibweise Ürslingen vorzuziehen –, kommt erstmals vor den 4. Nov. 994, als K. Otto III. hiesige Zugehörungen zu dem Gute Epfendorf an die Abtei Petershausen bei Constanz übergab; im J. 1084 geschah „in villa Urselingen“ vor einer größeren Anzahl benachbarter Adeliger eine Schenkung an das Kl. St. Georgen durch die Edeln Hezelo und Hesso; den 28. Febr. 1139 bestätigte Pabst Inocenz II. Besitz des Klosters Gengenbach (bad. Bez.-A. Stadt) allhier (Wirt. Urkb. 1, 231; Mone 9, 207; Wirt. Urk.-Buch 2, 7). Gegen die Mitte des 12. Jahrhunderts tritt das Geschlecht der Herren von Urslingen, von dem ein Hauptzweig gegen Ende dieses Jahrhunderts durch die Gewogenheit der hohenstaufischen Kaiser schnell emporgehoben, mit der Herzogswürde von Spoleto bekleidet wurde, in der Geschichte auf, bis es um die Mitte des 15. Jahrhunderts erlosch, allein da die namengebende Burg jetzt auf Epfendorfer Markung liegt, so findet sich die Geschichte derselben wie der Familie bei der Beschreibung des Oberamts Oberndorf dargestellt. Das in seiner Heimathstätte rasch verblühende Geschlecht war schon im J. 1327 nicht mehr im Besitz der Burg, deren Schicksal frühe von dem des Dorfes getrennt wurde, allein auch das letztere verblieb der Familie nicht bis zu ihrem Erlöschen. Im J. 1361 war die Hälfte des Ortes im Besitze Renhers von| Rüti (ursprünglich wahrscheinlich als Lehen von der genannten herzoglichen Familie), und den 11. April 1411 verkaufte seine Tochter Margarethe, Burkhards von Neuneck Wittwe, mit der Neckarburg, dem Burgstall Hohenstein und dem Dorf Dietingen auch ihre Hälfte von Irslingen an den Gr. Hermann von Sulz, dieser letztere aber den 23. April d. J. die beiden genannten Dörfer an die Stadt Rottweil (s. ob. S. 323). Die letztere verkaufte, d. h. eigentlich verpfändete zwar das Dorf Irslingen mit Böhringen den 18. März 1452 auf drei Jahre an den Grafen Johann von Sulz (s. oben S. 344), kam aber wieder in seinen Besitz.

Wann das Kloster Gengenbach seinen hiesigen Besitz aufgab, ist nicht bekannt; im J. 1385 wird das sog. Vöckin-Gut und im J. 1478 ein Erblehenhof allhier als in seinem Besitz befindlich aufgeführt. Den 22. Aug. 1394 trug Konrad Bock zu Rottweil 2 Mltr. Vesen, 4 Mltr. Haber, 1 Pfd. 4 Schill. Hllr. Vorzinsen aus des Klosters Höfen und Gütern zu Irslingen nebst zwei weiteren Mltrn. Korngelds von Gr. Eberhard von Württemberg zu Lehen, ein Lehensbesitz, den später die Familien Rosenfeld, Hertwig, Wilhard erwarben, bis den 6. Febr. 1558 die Vormünder von Melchior Wilhards Kindern obige 6 Mltr. Korngelds und 1 Pfd. 4 Schill. Hllr. – die andere Lehengült von 2 Mltrn. Korngelds war damals nicht mehr zu erfragen –, dazu 3 Fuder Heu und 3 Hühner aus etlichen Höfen allhier (so: aus U. L. Frauen Hof und aus Mayer Otten, genannt Fronhof) um 155 fl. 5 Batzen an den Herzog Christoph von Württemberg verkauften. Aus Mayer Otten Hof vermachte Gr. Rudolf von Sulz mit Genehmigung des Herzogs Lupolt von Österreich als des Lehensherrn im J. 1400 eine Gült von 5 Pfd. Hllr. und 4 Mltr. Leibgedings der Anna Herminen seiner † Gattin Jungfrau, eine Gült, welche genannter Anna Sohn Claus, Prior zu Reichenbach, im J. 1432 mit Genehmigung der Gräfin Anna von Zollern, geb. Gr. von Sulz, und des Grafen Rudolf von Sulz an die Stadt Rottweil verkaufte. – Das Kl. Rottenmünster wird hier im J. 1315 als begütert aufgeführt. – Den 12. Febr. 1330 nahm Graf Ulrich von Württemberg von seinen Dienern, den erbaren Knechten Friedrich dem Truhtinger, Johannsen und Schönmann Gebr. die Lehenschaft eines hiesigen Gutes auf und eignete dasselbe der Clause in Lauffen. – Der hiesige große Zehente wurde den 10. Mai 1595 mit dem Schloß Herrenzimmern und anderem Besitz in der Gegend von den Töchtern des Grafen Wilhelm Wernher von Zimmern an die Stadt Rottweil verkauft (Ruckgaber 2b, 362).

| Der Ort hatte früher eine eigene Pfarrei, die aber im 30jährigen Kriege aufhörte, worauf er Filial von Epfendorf wurde. Vermöge eines zwischen dem Bischof von Constanz und der Stadt Rottweil den 21. Jan. 1785 geschlossenen Vertrags wurde hier wieder eine eigene Pfarrei errichtet, welcher damals Butschhof, Wenthof, Ramstein (O.A. Oberndorf), Wildeck und Maria-Hochheim zugetheilt waren.

Zu der Gemeinde gehören:

Maria-Hochheim, liegt 1/4 Stunde östlich von dem Mutterort an der Vicinalstraße nach Böhringen; es besteht aus zwei Häusern und einer Kapelle (s. oben).

Wildeck, eine auf den Trümmern der Burg Wildeck erbaute Waldschützenwohnung (s. oben).

Nach Wildeck schrieb sich „Hugo de Wildekke“ („Ritter“, Neffe des Ritters Konrad von Falkenstein), welcher den 16. März 1279 mit Albert von Werrenwag unter Einwilligung ihrer Lehensherrn, der Grafen Albert von Hohenberg und Heinrich von Fürstenberg, zu Gunsten des Klosters Wald auf Rechte an Güter zu Igelswies (bei Mößkirch im badischen Seekreis) verzichtet (Schmid Mon. Hohenb. 58), und im J. 1303 als Zeuge der Grafen Egen und Heinrich von Fürstenberg beim Verkaufe Schwenningens erscheint (Gabelk.). Ferner „Heinrich der Junge Wildegger“, den 17. Jan. 1382 Bürge Konrads von Ebingen (Glatz Regg. 47).

Die Burg Wildeck gehörte übrigens im Anfang des 14. Jahrhunderts den Grafen von Sulz; den 10. Sept. 1311 setzten die Gebr. Berthold und Wölfelin, Gr. von S., bei dem Verkaufe von Gütern zu Gößlingen und Zimmern unter der Burg an ihre (Halb)-Schwester Elisabeth dieselbe zum Pfand (s. ob. S. 418).

Von diesem Geschlecht erhielten es als Erblehen den 3. Juli 1532 Hans Uhl, Mezger zu Rottweil, den 20. Juli 1535 Hans von Weitingen zu Grosselfingen, in dessen Familie es einige Zeit (nur kurz durch Zwischenbesitz des Hans von Stotzingen unterbrochen) blieb, Joh. Christoph Gaist, welcher es den 16. April 1582 den Vormündern von Hans Volzen von Weitingen Kindern um 8000 fl. abgekauft, und dessen Familie,[1] 1652 Marquard Spretter von Kreidenstein durch Kauf von Ferdinand Gaist. Von Spretters Kindern kam das Gut z. Theil mittelbar an den Dr. Joh. Jakob Waibel,| Rottweiler Hofschreiber und Stadtsyndikus, welcher den 11. Dec. 1679 die eine Hälfte desselben samt der Lehensherrlichkeit über das ganze Gut um 1800 fl. aus der Hand des Grafen Johann Ludwig von Sulz und den 2. April 1685 die andere Hälfte von Veronika Cäcilia Fischbach, des gen. Marquards Tochter, für 2000 fl. und einen schönen silbernen vergoldeten Becher als Verehrung für die Verkäuferin erwarb. Dem neuen Besitzer bezeugte die Stadt Rottweil, ohne Zweifel weil er Rottweiler Bürger war, den 5. Nov. 1688, daß das Gut mit anderen der Stadt zugehörigen Dorfschaften, Höfen und Weilern, dem Schweizerbund einverleibt sei. Des gen. Waibel Sohn, der Horber Obervogt Franz Joseph Ignaz Waibel, löste auch das Fischwasser, die Schwarzach genannt, vom Zimmerer Bann bis an die Schlichem, welches Gr. Johann von Sulz den 8. Juni 1444 für 20 fl. Rh. an die Dominikaner zu Rottweil verkauft hatte, den 15. Juli 1717 für die gleiche Summe zu dem Gute wieder ein. Allein den 10. Mai 1723 verkauften die waibelschen Erben das ganze Rittergut mit allen Rechten und Zugehörden samt dem Burgstall als freies Eigen für 10.200 fl. an den k. k. Obristen des General-Langletischen Regiments zu Fuß, späteren Generalwachtmeister Joh. Jak. von Khuon, der es seinem Bruder Franz Leonard Khuon, Hofgerichtsassessor zu Rottweil, vermachte. Der letztere gerieth zwar wegen dieser Erbschaft in Streit mit seinen anderen Geschwistern, vererbte es aber auf seine Kinder, den Jur. Cand. Franz Jakob Khuon und Maria Elisabeth, Gemahlin des Hofraths Müncker, die letzteren verkauften es den 10. Dec. 1753 – 8. Nov. 1754 um 10.000 fl. und 200 fl. Trink- und Schlüsselgeld an die Administration des vom Obersten Freiherrn Wilhelm Ludwig von Tessin gestifteten Fideikommisses, diese aber hinwiederum den 20. April – 30. Sept. 1756 desgleichen um 10.200 fl. an den württembergischen Hauptmann, späteren Kreisoberstlieutenant Christoph Ulrich Graß, dessen Erbsinteressenten den 8. Dec. 1779 um 22.000 fl. an den württembergischen Regierungsrath und Oberamtmann zu Hornberg Matthäus Gölz, und dieser den 11. April 1787 um 30.595 fl. an die Stadt Rottweil. Das Gut bestand damals aus einem geräumigen Schloß, Mayerhof, Ziegelhütte, Scheuern und Stallungen, sodann einem Bezirk von ungefähr 405 Morgen an Äckern, Gärten, Wiesen und Waldungen, mit aller niederen Gerichtsbarkeit; die Malefiz gehörte Rottweil (Mader, ritterschaftliches Magazin 10, 641). Den 22. Nov. 1787 gab die Stadt der Gemeinde Irslingen das Gut unter Vorbehalt der Landesherrlichkeit, hohen und niederen Obrigkeit, aller Jurisdiktion und des Grundeigenthums gegen Übernahme von 29.095 fl. an dem Kaufpreise| in Erbpacht. Freiherr Christian Münch zu Augsburg, welcher das ritterschaftliche Losungsrecht gegen die Stadt ausüben wollte, ließ sich den 7. Aug. 1790 mit 3000 fl. abfinden.

Das Gut lag zwar, wie aus dem Bisherigen erhellt, in der Rottweiler hohen Obrigkeit und freien Pürsch, war aber zum Ritterkanton Neckar-Schwarzwald kollektabel.

Das von Joh. Jakob von Khuon in italienischem Geschmack erbaute, mit Graben, Einlaß, Zugbrücke und artigen Zinnen versehene Schlößchen war nach dem Erwerb durch die Stadt ein Belustigungsort der Rottweiler, brannte aber im J. 1809 ab, und auf seinen Trümmern ließ die Gemeinde im J. 1818 eine Wohnung für den Waldschützen bauen.

Eine dem hl. Antonius von Padua geweihte Kapelle erscheint hier vom 17. bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts.



  1. Zu derselben gehörte Andreas Gaist von Wildeck, im J. 1635 erster katholischer Interims-Abt zu Hirschau, † 1637. Gerbert Hist. Nigr. Silv. 2, 424 ff.


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