« Kapitel B 7 Beschreibung des Oberamts Rottenburg Kapitel B 9 »
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8. Hailfingen,

sonst auch in ältern Urkunden Hälfingen, Halfingen, Halvingen, Holfingen geschrieben, kath. Pfarrdorf, im Gau, 21/4 St. von der Oberamtsstadt, in einer angenehmen Fläche, von fruchtbaren Feldern, Wiesen, Obstgütern umgeben, und von vielen Quellen bewässert. Der Ort enthält mehrere, besonders neuere, gutgebaute Häuser, mit einer Gypsmühle, und zählt 746 Einw.

Den Großzehnten bezieht zum größten Theil der Staat von dem Stift Herrenberg her, von 85 M. der Ortsheilige, von 59 M. die Pfarrey, 6 M. sind zehentfrey; den kleinen, den Obst- und Blutzehnten, auch den Heuzehnten, bezieht die Pfarrey. Der Zehnte des Staats ist an die Gemeinde auf 9 Jahre um 167 Sch. Dinkel, 53 Sch. Haber, 67 Sch. Gerste, 2 Sch. Roggen und 3 Fdr. Stroh verpachtet.

Die Geschichte dieses Ortes fließt ganz mit der des adelichen Geschlechts, das sich von Hailfingen schrieb, zusammen. An der nordwestlichen Seite des Ortes stand auf einer mäßigen Erhöhung die Burg, wo 1517 noch Wendel v. H., der letzte seines Stammes gewohnt hat. Im J. 1188 kommt zuerst Crafto de Halvingen in dem Stiftungsbriefe von | Bebenhausen als Ministerial des Pfalzgrafen Rudolphs von Tübingen vor [1], und 1271 siegelt Heinrich von Halfingen; 1293 verkaufen Haug v. H. und seine Söhne Marquard und Heinrich 8 Jcht. Wiesen, den sogenannten Hailfinger Briel, zwischen Schwarzloch und Hindibach, an dem Ammerbach gelegen, um 30 Pfd. Heller an das Kloster Bebenhausen. Diesem Kloster waren die von Hailfingen besonders zugethan, sie traten häufig als Mönche in dasselbe, 1410 war auch Heinrich v. H. Abt daselbst. Sie vergabten viele ihrer Güter an dieses Kloster, ließen sich in ihren letzten Tagen oft selbst noch ins Kloster bringen, und starben daselbst, hatten auch hier ihr Familienbegräbniß. Noch werden im Kreuzgange daselbst Grabmäler derer von Hailfingen angetroffen, und in einem alten Seelbuche ist eine ganze Reihe von Hailfingern aufgezeichnet, von Heinrich dem Abt, der 1432 starb und im Capitel begraben liegt, bis auf Wendel v. H., der 1527 starb, und auf dessen Grabstein das Wappen umgekehrt angebracht ist, weil er der letzte seines Geschlechts war. Das Patronat der Kirche hatte ehedem das Stift Herrenberg, dem die Pfarrey auch incorporirt war. Nach der Reformation zog es das Würt. Consistorium an sich. Allein Östreich widersetzte sich und so gab es lange Streitigkeiten deswegen. Öfters waren 2 Pfarrer im Orte, so 1703 Frank von Östreich und Ehing von Würtemberg ernannt. Letzterer blieb ohne bischöfliche Investitur Pfarrer bis 1742. Von da bis 1748 waren wieder zwey Pfarrer, wovon einer im Pfarrhause, der andere auf dem Rathhause wohnte. Endlich wurde der Streit 1749 dahin geschlichtet, daß das evang. Consistorium zu Stuttgart nach einem in Rottenburg abzuhaltenden bischöfl. Concurse, 3 Individuen aus den Concurrenten vorschlug, aus welchen Östreich einen benannte. In neuerer | Zeit ist das Patronat unbestritten königlich. Vor der Reformation bestand dahin auch eine Frühmeßerey oder Kaplaney, deren Einkünfte 1665 mit denen der Pfarrey vereinigt wurden. Der Staat hat die Verpflichtung, das Pfarrhaus zu bauen und zu unterhalten. Die Baulast an der Kirche und deren Unterhaltung liegt der Kirchenpflege, die sehr vermöglich ist, ob.



  1. Schon in einer Urkunde der Frau Werndrut, Wittwe Conrads von Beutelsbach (Würtemberg) steht Eberhard von Halvingen als Zeuge. Die Urkunde ist ums Jahr 1124 gegeben. Cod. Hirs. Fol 67 b. A. d. H.
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