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9. Hemmendorf,

kath. Pfarrdorf, in einem kurzen, engen, von einem Bächlein, dem Krebsbache, bewässerten Thälchen, 2 St. von Rottenburg, sehr freundlich gelegen, hat 620 Einw., mit einem alten und neueren Schlosse, wovon ersteres nun abgebrochen, das andere zur Pfarrwohnung benutzt wird.

Den Großzehnten, so wie Wein- und Heuzehnten bezieht der Staat (vormals die Commende und die Kreuzkaplaney Rottenburg), mit Ausnahme von 9 M. Äcker, welche nach Hirrlingen zehnten, den Kleinzehnten und Blutzehnten hat die Pfarrey; der Heuzehnte ist zwischen dem Staat und der Pfarrey getheilt, ein Theil der Wiesen und der Klee in der Brach ist zehentfrey[1] .

Um das Jahr 1200 lebte Conrad von Hemmendorf, Gutthäter des Klosters Hirschau, wo er Mönch ward, und demselben viele Äcker und Wiesen, auch über 30 leibeigene Leute, ferner einen kleinen Wald vergabte. Wann und wie Hemmendorf an den Maltheserorden kam, findet sich nicht vor. Im J. 1318 nimmt Graf Burkhard von Hohenberg auf Bitten des Markgrafen von Hochberg, Meister des Ordens | u. A., die Commenden Hemmdorf und Rexingen in seinen Schutz. Als Commenthure der ältesten Zeit kommen in Hemmendorf, laut Urkunden vor: 1285 Bruder Berd; 1290 Bruder Berthold der Limp; 1308 Gottfried von Klingenfels; 1309 Fridericus de Tummenowe Commendator Domus in Hemmendorf[2].

Die bürgerliche Ruhe scheint hier öfters zwischen den Rittern und ihren Unterthanen gestört worden zu seyn, wie mehrere vorliegende Urkunden beweisen, und dies scheint auch auf den Charakter der Einwohner und ihre Zufriedenheit Einfluß gehabt zu haben.

In Betreff der Pfarrey ist unbekannt, ob der Kirchensatz früher mit der Commende vereinigt worden [3]. Die Seelsorge wurde in älteren Zeiten durch die Franziskaner von Hechingen ausgeübt, später nahmen die Commenthure Weltgeistliche nach Belieben an, und entließen sie wieder, und erst 1810 wurde Hemmendorf als eine wirkliche Pfarrey erklärt, von der das Patronat dem Könige zusteht. Die Baulast an Kirche und Pfarrhof, so wie der Unterhalt an beyden, und Sorge für alle kirchlichen Bedürfnisse liegt dem Staate, als Besitzer der Commenthurey ob.



  1. Der große Fruchtzehnte ist an die Gemeinde um 85 Sch. Dinkel, 33 Sch. Haber, 25 Sch. Gerste und etwas Stroh verpachtet. Dem Kloster Stetten (Gnadenthal) bey Hechingen werden 31 Sch. Roggen, 4 Sch. 1 Sri. 2 V. 3 E. Dinkel und 2 Sri. 2 V. 5 E. Erbsen entrichtet, wahrscheinlich für frühere Zehentrechte. Der Staat bezieht auch Landgarben. – Der Ort hat eine Mahl- und eine Gypsmühle am Krebsbach, ist übrigens arm, hat geringe Häuser, nicht das beste Feld und Stellvieh. S. S. 89. A. d. H.
  2. Der letzte Commenthur war Graf Thurn von Valsassina. A. d. H.
  3. In der Regel waren die Commenture die Pfarrherren ihres Sitzes und ließen die Pfarrey durch einen Vikar, Kaplan, versehen. So war es auch in Hemmendorf, wie ältere Schriften beweisen. A. d. H.
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