Beschreibung des Oberamts Riedlingen/Kapitel B 38
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a. Pflummern, ein evang. Pfarrdorf, am Fuße der Alp und an der Gamertinger Poststraße, 1 St. von Riedlingen, mit 517, darunter 18 kath. Einw., welche letztere nach Grüningen eingepfarrt sind, Dekanat Münsingen, C. A. H. Kreuzthal, F. A. Zwiefalten, Sitz eines Revierförsters. Zehnten, den großen bezieht der Staat, den kleinen die Pfarrey und zum Theil auch der Staat.
Gefälle beziehen: der Staat 405 fl. 15 kr. und 115 Sch. 5 S. 11/2 V. D. und eben so viel Haber; die Pfarrey 4 fl. 54 kr.; der Heilige 4 fl. 55 kr. Die Fruchtgefälle sind Landgarbengefälle, welche 1818 in ständige Gülten verwandelt wurden.
Der Ort liegt in einem Kessel, von dem Teutschbuch, dem Linsenberge, Andelfinger Berge und Österberge umgeben, und hat nicht unbedeutende Obstzucht. Der Name ist in ältern Urkunden Phlumaren, Phlumare auch Plumare geschrieben, und die älteren Besitzer führten schwarze Hahnenfedern im Wappen. An dem nördlichen Ende des Dorfs steht das Schloß, das früher dem Edelmann zum Sitz diente, jetzt an einen Privatmann verkauft ist. Die Kirche steht auf einer Anhöhe, viel zu klein für die sich stets mehrende Bevölkerung. Kirche und Pfarrhaus werden von dem Staat gebaut. Sämtliche ev. Einw. des Oberamts sind an die Pfarrkirche zu Pflummern gewiesen, als die einzige evang. Kirche des Oberamts. Der Ort hat 3 Schildw. und 1 Brauerey, 1 Mahlhmühle, von dem kleinen Marbach, der durch den Ort läuft, getrieben, 1 Öhlmühle, von Stieren getrieben und 1 Ziegelhütte. Die Einwohner sind durch ihre Religion von der Umgegend sehr abgeschnitten und auf sich selber beschränkt. Vergl. S. 62 u. 88g.
In ältern Zeiten waren die Grafen von Veringen im Besitze von Pfl., in deren Grafenbezirke der Ort lag; 1302 übergibt Graf Mangold v. V. seine Güter zu Pflummern dem Kloster Reichenau, wahrscheinlich dieselben, die das Kloster früher schon besessen[1], vergl. S. 11. Es gab auch eine adelige| Familie, welche sich von Pflummern schrieb, und deren Nachkommen noch zu Biberach leben. Aber außer einem Zehnten auf dem Linsenberge, den Heinz von Pflummern 1350 verkauft, findet man keine urkundliche Beweise von ihrem Besitze in Pflummern[2]. Dagegen besitzen, nach einer Kreuzthaler Urkunde, Conrad von Wernau und, nach Sattler[3], Heinrich und Bernard die Bossen in den Jahren 1446 und 1452 den Ort als Lehen der Herren von Gundelfingen und Lucia von Werdnau, die Tochter Conrads, kaufte 1481 die Lehenschaft mit 400 fl. ab und verkaufte den Ort als rechtes Eigenthum an Dietrich von Spät um 3600 fl. Magdalena von Spät heirathete einen von Karpfen, und ihre 7 Töchter veräußerten Pflummern 1605 und 1606 an den Herzog Friedrich von Würtemberg, zusammen für 118.000 fl.[4]; 1618 wurde der Ort der Landschaft einverleibt, der deßwegen die Landtage mit einem eigenen Deputirten beschickte. 1699 gab ihn Hz. Eberh. Ludwig dem Conrad von Gültlingen zu Lehen[5]; da das Lehen aber bald wieder als eröffnet heimfiel, so verkaufte es der Herzog 1722 an Joh. Heinr. von Schütz, jedoch so, daß der Ort Lehen bleiben und der Landschaft steuerbar seyn sollte. Von den Herrn v. Schütz wurde Pfl. endlich 1804 wieder zurückerkauft. | Sehr schwer hat Pfl. die Verwüstungen des dreyßigjährigen Krieges empfunden, so daß, als Herzog Eberhard III. nach dem Westph. Frieden die Huldigung daselbst einnehmen wollte, kein einziger Bürger mehr da war, und es sich zeigte, daß der Ort seit 12 Jahren öde und wüst da lag. Außer der übel zugerichteten Kirche, war auch nicht ein einziges Haus stehen geblieben. Merkwürdig ist, daß das Örtchen Pflummern namentlich in den Westphälischen Friedenschluß aufgenommen worden ist[6]. Sattler führt als Grund an, daß der Ort während des Kriegs von dem Kaiser an einen gewissen Volmar verschenkt worden sey[7]; nach der Fassung des Friedensartikels aber scheint es, daß mehr die Ansprüche der Erzherzogin Claudia, welche unter allerley Vorwande, Alles, was ihr anständig war, und so auch, wie Sattler selbst anderswo bemerkt[8], Pflummern unter dem Vorwande, daß es zu Achalm gehört habe, sich zueignete.Getrennt von der Herrschaft des Orts waren die kirchlichen Verhältnisse. Pflummern war, wie Friedingen und Grüningen, Filial von L. Enslingen. Als 1452 der damalige Pfarrer zu L. E., Michael Hilling, es beschwerlich fand, auch Pflummern zu versehen, wurde auf sein Ansuchen von dem Grafen Ulrich dem Vielgel. v. W. als Vormünder der Grafen Ludwig und Eberhard v. W. (Würtemberg hatte das Patronat in Enslingen) den Besitzern des Dorfs, Heinrich und Eberhard den Bosen, die Erlaubniß zur Stiftung einer eigenen Pfarrey gegeben.
Den Zehnten, der zum Theil Würt. Lehen war, besaßen die von Jungingen, welche ihn 1346 an die (Reischach) von Heudorf verkauften, worauf er 1380 von Adelheid von Freyberg,| geb. von Reischach, für 540 Pf. an H. Kreuzthal verkauft wurde. Da die Äbtissinn von Kreuzthal mit dem Gutsherrn Heinrich von Schütz in starke Verdrüßlichkeiten wegen der Zehnten, des Kirchenbaus und Anderm gerathen war; so verkaufte sie 1726 Zehnten und Alles, was sie zu Pflummern hatte, für 2500 fl. an denselben. Das Patronatsverhältniß war ohne Zweifel Schuld, daß in Pflummern zu gleicher Zeit wie in Würtemberg, die Reformation eingeführt wurde.b. Der Teutschhof, eine vormalige Staatsdomäne, auf dem Teutschbuche, 1/2 St. von Pflummern, mit 20 meist kath. Einwohnern, welche nach Mörsingen eingepfarrt sind. Der Freyh. Heinrich von Schütz, ein betriebsamer Mann, der zu Pflummern auch die Mühle, Ziegelhütte und mehrere Gebäude zur Ansiedlung und Vermehrung von Handwerkern errichtete, legte 1723 auch den Teutschhof an. Im J. 1822 wurde derselbe von der K. Kammer sammt dem Schafweidrecht auf der Markung von Pflummern an die Gemeinde für 6800 fl. verkauft, und diese hat darauf das ganze Hofgut stückweise in Zeitpacht gegeben.
- ↑ Sattler Grafen I. Beyl. 62 p. 67.
- ↑ Pilgerinus miles de Phlumarin und seine Söhne, ferner Frid. de Phlumare, und sein Bruder Walter erscheinen als Bürgen in der sogenannten Stiftungsurkunde des Kl. H. Kreuzthal von 1227; Petrus e dapiferis de Pflaumeren wurde 1260 Abt in Zwiefalten. Bis in die Mitte des 14. Jahrhunderts findet man die von Pflummern, gemeiniglich Truchseßen (der Gr. von Veringen?) genannt, häufig in Kreuzthaler Urkunden, von dieser Zeit an verlieren sie sich, und Hans von Pflummern vermuthet in seinen Annalen von Biberach (Mscr.), daß sie in Folge des verheerenden Städtekriegs ihren Sitz zu Pflummern verlassen, und zwischen 1375 und 1383 Aufnahme in das Patriziat zu Biberach gefunden haben.
- ↑ Sattler Hist. Beschr. S. 482.
- ↑ Sattler, Herzoge V. S. 269 u. ff.
- ↑ Ebendas. XII, 219.
- ↑ Restituatur (domus Würt.) specialiter in Dynastias Blaubeuren, Achalm et Staufen cum pertinentiis et sub praetextu pertinentium ad eas occupatis bonis, cum primis civitale et territorio Göppingensi atque pago Pflummern.
- ↑ Sattler Herzoge XIII. S. 195.
- ↑ Sattlers Hist. Beschr. S. 482.