« Kapitel B 27 Beschreibung des Oberamts Riedlingen Kapitel B 29 »
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28. Hundersingen mit Thalhof.

a. Hundersingen ein kath. vormals Kreuzthalisches Pfarrdorf an der Donau, 21/2 St. von Riedlingen, mit 76 Einw. C. A. Kreuzthal, F. A. Zwiefalten. Zehnten, den großen hat der Staat, den kleinen, den Heu-, Obst- und Blutzehenten die Pfarrey, Klee und andere Futterkräuter sind zehentfrey.

Gefälle beziehen: Staat 378 fl. 15 kr., 3145/8 Sch. D., 961/8 Sch. H., 95 Sch. Gerste, 12 Sch. Kernen und Mühlfrucht; F. v. Sigmaringen 7 fl. 15 kr., 187/8 Sch. D., 7 Sch. H.; Pfarrey 3 fl., Kaplaney 2 fl.; Heilige 3 fl. 331/2 kr. Heilige Binswangen 2 fl. 30 kr.; Gemeinde Beuren 36 fl.; Andelfingen 11 fl. 22 kr.; Herbertingen 2 fl. 30 kr.; Tax. Rentamt Scheer 33 1/4 kr. Die Staatsgefälle rühren größtentheils von einem, 1819 in eine ständige Gült verwandelten Landgarbengefälle her; die Sigmaringischen Gefälle von einem Lehenshofe, der zu dem aufgehobenen Kloster Enzigkofen gehörte, die Gefälle der Gemeinden von ihrem ehemaligen Weiderecht auf dem Breitriede.

Hundersingen, zuweilen auch Huntersingen geschrieben, und von dem Volke gemeiniglich, wie Hundersingen im Lauterthale, Untersingen gesprochen, liegt sehr schön auf und an dem hohen Abhange des linken Donauufers, an dem es wie ein Bienenschwarm hängt, und zeichnet sich mit seiner, auf einem vorspringenden steilen Hügel hervorragenden, Kirche weithin aus. Ein Theil des Orts zieht sich bis an die Donau hin und wurde mehrmals von deren Fluthen bedroht; man fand deßwegen vor einigen Jahren nöthig, ihn mit Aufopferung von einigen Häusern dagegen zu schützen. Aber bei der großen Überschwemmung i. J. 1824 drohte der Strom Bau und Dorf wieder zu zerstören, als glücklicher Weise derselbe sich eine ganz neue Bahn brach, so daß nun das alte Donaubett trocken liegt. Bey dem Dorfe führt eine Brücke über die Donau. Der Ort hat 2 Schildw. und Brauereyen, 1 Mahlmühle mit 4 G. an der Ostrach, welche hier| in die Donau geht, und 2 Öhlmühlen von Pferden getrieben.

Die Kirche wurde erst in vorigem Jahre wieder neu hergestellt. In die Pfarrey gehören auch Beuren, der Thalhof und der Dollhof. Der Kirchensatz mit einem Theile der Zehnten und einigen Höfen wurde 1470 von den von Hertenstein (Hornstein) an Kreuzthal für 3500 fl. verkauft, und 1474 wurde die Kirche mit den Pfarrzehnten dem Kloster einverleibt. Neben der Pfarrey besteht auch noch eine Kaplaney an der Kirche, welche 1447 gestiftet, und 1470 von den von Hornstein, und 1479 von dem Kloster weiter ausgestattet wurde, unter Anderm auch mit Gülten ab den ußer Wingarten. Das Patronat der Kaplaney eignete sich das Kloster zu.

Der Besitz des Dorfes war ehedem, soweit seine Geschichte reicht, sehr getheilt. Die von Rosenau, Beizkofen, Reischach, Spät, Stein, Hornstein, Hertenstein, die Gr. v. Sulz u. a., hauptsächlich aber die von Buwenburg hatten als Lehensleute, die von Landau, Justingen und selbst Würtemberg als Lehenherrn Theil daran. Es schrieb sich auch eine Familie von Hundersingen, welche in Kreuzthaler Urkunden von 1273 bis 1293 vorkommt, wahrscheinlich aber Eins mit den von Buwenburg war. Ob sie Eines Stammes mit den Herrn von Hundersingen im Lauterthal waren, ist unbekannt. Fast sämmtliche Güter und Rechte erwarb allmählig das Kloster Kreuzthal durch einzelne Käufe zusammen, wovon wir hier der wichtigsten erwähnen wollen. Die von Justingen verkaufen Güter 1269, 1303, und vollends all ihr Gut für 118 M. S. 1303. Die von Rischach (Reischach) verkaufen ihren Antheil 1346, hauptsächlich aber 1467 für 3600 fl.; die von Hertenstein ihren Theil von dem Dorf samt dem Kirchensatze 1370 für 3500 fl.

Die Grafen von Landau erscheinen als Lehensherren von einzelnen Gütern in Urkunden von 1308, 1318, 1322, 1330, wo sie ihre Eigenthumsrechte zum Theil an das Kloster abtreten. Was die Grafen von Würtemberg betrifft, so belehnt| nach dem alten Repertorium von Kreuzthal Gr. Eberhard I. i. J. 1322 den Frick von Magenbuch mit Gütern zu Hundersingen und Buonburg, und 1392 wird wieder ein Frick von Magenbuch mit etlichen Hofstätten und Gütern zu H. von Gr. Eberhard dem Milden belehnt. Eben derselbe eignet 1409 und 1415 denen von Spät diejenigen Güter, welche sie von seinem Hause zu H. inne gehabt, und die sie nun an Kreuzthal für 100 Pf. H. verkaufen; 1409 verkauft Hans von Buwenburg seinen von Würtemberg lehenbaren Hof zu H. an Kreuzthal, und 1467 eignen die Grafen Ulrich und Eberhard die Reischachischen Güter. S. u.

Die Buwenburg, von welchen gleich nachher die Rede seyn wird, hatten lange schon vorher theils an das Kloster, theils an Andere viele einzelne Güter, einen Hof auch an den Spital Mengen, verkauft, und auch das Besitzthum der Reischach rührte von ihnen her; denn sie hatten es theils 1374, theils früher schon an die von Magenbuch und diese 1437 an die Reischach für 3300 fl. verkauft. Übrigens lag Hundersingen in dem Umfange der alten Grafschaft Sigmaringen.

Bemerkenswerth aus der Umgegend von H. sind die 9 Brunnen, deren S. 33 gedacht ist; ferner die Riedkapelle, von der bey Herbertingen, zu dessen Pfarrey sie gehört, noch näher die Rede seyn wird, sodann die drey hervorragenden Hügel:

1) der Lichtenbühl, auch Laihenbühl genannt, welcher am Rande der Anhöhe über der Donau liegt, und worauf einst, der Sage nach, ein Leuchthurm, vielleicht einer der alten Feuersignalthürme, gestanden haben soll.

2) Die Baumburg, ganz nahe bei dem Lichtenbühl, ein Hügel, worauf einst eine Burg gl. N. gestanden hat. Die Burg ist, wie vermuthet wird, im 15. Jahrhundert, in einer Fehde ihrer Besitzer mit denen von Mengen über den Weidegang, zerstört worden, und jetzt sieht man nur noch wenige Spuren von Graben und Mauerwerk. Sie war der Sitz der Herrn von Baumburg, oder wie der Name in Urkunden geschrieben wird, Buenburg, Buwenburg, Bawenburg.| Schon 1092 schickte Graf Mangold von Veringen den Dietrich von Buinburg nach Rom, um das neu gestiftete Kloster Zwiefalten dem heil. Stuhle zu unterwerfen[1]; sein Sohn Eberhardus de Buwenburg ist in einer Urkunde der Werntrud, Conrads von Würtemberg Wittwe, unterzeichnet[2]. 1286 ist Ulrich von Buenburg Zeuge einer Verhandlung gleichfalls eines Gr. Mangold von Veringen, und von 1267 an erscheinen die Buwenburg fortlaufend in Kreuzthaler Urkunden bis 1437, wo Leopold von Buwenburg Verzicht auf seine Ansprüche an den Thalhof gegen seinen Oheim, Eberhard von Landau, leistet. Sie waren Lehens- und Dienstleute der Grafen von Grüningen-Landau, so wie der Grafen von Würtemberg. Daß sie mit den Hungersingen Eines Stammes waren, geht auch aus dem Verzeichnisse der Landauischen Dienstleute bey Sattler (Grafen I. S. 35) hervor, worin Heinzen Wirtin von Hundersingen, den man spricht der Buwenburger und Ire Kind aufgeführt sind, so wie daraus, daß ihnen Hundersingen größtentheils gehörte. Ihre Stammburg veräußerten sie mit Gütern und Höfen zu Hundersingen 1374 an die von Magenbuch. Die Burg war Würt. Lehen, und kam als solches von den Magenbuch in verschiedene Hände. Am längsten waren die von Reischach und die Bellen im Besitze, welche damit immer (jeder in seinem Theile), so belehnt wurden, daß man glauben sollte, es habe 2 Besitzungen gleichen Namens gegeben. Im Jahre 1467 wurde von den Grafen Ulrich und Eberhard v. W. denen von Reischach „Buwenburg das Burgstall und Hundersingen das Dorf“ (d.h. Theile davon) geeignet, und die von Reischach trugen dagegen den Grafen die Burg Hornstein und das Dorf Bingen, welche sie kurz vorher von den von Hornstein erkauft hatten, zu Lehen auf. Dieser Eignung ungeachtet erscheint Baumburg auch nachher wieder als Würt. Lehen der Reischach und der Beller, und blieb es auch | bis es an Baltasar von Hornstein kam, und diesem, als er es 1558 gegen 2 Höfe zu Daugendorf und Herbertingen an das Kloster Heiligkreuzthal abtrat, von Würtemberg gegen eine jährliche Lehengült von 30 fl. geeignet wurde.

3) Die Heineburg liegt etwas entfernter, als die Baumburg von H. Man findet diesen Hügel noch mit dreyfachen Verschanzungen umgeben, in welche man durch eine Öffnung eintritt, wo früher ein Thor gestanden hatte, das erst von dem jetzigen Pächter des Thalhofes ausgegraben worden ist. Die Befestigung ist wahrscheinlich neuern Ursprungs und mag, wie so manche andere s. g. Schwedenschanze in der Umgegend, aus dem dreysigjährigen Kriege herrühren. Aber auf dem Hügel selbst stand vermuthlich einst eine alte Burg, welche, wie der Hügel, viel ausgedehnter gewesen zu seyn scheint, als die Baumburg. Der Name Heineburg könnte an die alte Hüneburg bei Murrhart erinnern, oder auch gleichbedeutend mit Heidenburg genommen werden; in beiden Fällen würde er auf einen Röm. Ursprung deuten. Vergl. S. 25

b. Der Thalhof. 1/2 St. von Hundersingen, auf dem Rande der Anhöhe an der Donau liegt der Thalhof, ein K. Staatsdomäne, mit 15 Einw. Der Hof gehörte dem Kloster H. Kreuzthal; er hat eine eigene Markung mit einem Flächeninhalt von 2413/4 Morgen, und ist dermalen für jährliche 511 fl. Geld, 130 Sch. Dinkel, 52 Sch. Gerste und 15 Sch. Haber verpachtet.

Ehemals gehörte der Thalhof den Grafen von Landau, und kam von diesen mit der Burg Landau durch die Truchsessen von Waldburg an das Kloster, S. Landau. In der Theilungsurkunde der Gr. von Landau von 1405 ist von den beyden Thalhöfen oberhalb Landau, und wieder in andern Urkunden von 1323, 1356 von dem obern und dem untern Thalhofe die Rede. Der obere lag wahrscheinlich auf dem benachbarten Hügel Heineburg.



  1. Sulger Annal. Zwif. 1. p. 23.
  2. Codex Hirsaug. Fol. 67b.