« Kapitel B 24 Beschreibung des Oberamts Riedlingen Kapitel B 26 »
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25. Hausen mit Unter- und Ober-Wachingen und Schupfenberg.
a) Hausen, ein kath. vormals Marchthalisches Pfarrdorf, zur Unterscheidung auch Hausen am Bussen,| Hausen bey Munderkingen genannt, 31/2 St. nördlich von Riedlingen, mit 159 Einw. C. A. Zwiefalten, Fst. Tax. Amtsbezirk und R. A. Marchthal, F. V. Buchau. Grund-, Patronats- und Zehntherr Fst. von Thurn und Taxis.

Gefälle beziehen: Der Fürst 153 fl. 42 kr., der Ortsheilige 3 Sch. 51/4 Sr. D., 1 Sch. 61/2 Sr. H.; der Heilige Unterwachingen 13 kr. und 1 Sch. 6 Sr. 31/2 V. D., 7 Sr. 13/8 V. H. Hierzu kommen die Fürstl. Landgarbengefälle (3te Garbe) mit 1536 fl. 36 kr.

Der Ort liegt theils in einem kleinen Thale an einem Bache, theils am Hange, und hat ziemlich viel Obstbäume. Die Kirche war dem Kloster Marchthal einverleibt und wurde von einem Klostergeistlichen versehen; nach Auflösung des Klosters stiftete Taxis eine eigene Pfarrstelle und stellte ein Pfarrhaus her. Zur Pfarrey gehören die beyden Weiler Luppenhofen und Gütelhofen, OA. Ehingen.

Hausen gehörte ehemals zur Herrschaft Emerkingen, an dem Grundbesitze aber hatten mehrere Edelleute und Bürgerliche, auch die Klöster Reichenau und Heggbach Theil. Kirche und Kirchensatz waren 1376 in den Händen des Walter Völker, Pfarrers und Dekans zu Biberach. Schon in den Jahren 1176, 1180, 1191, 1289, 1307 erwarb das Kloster Marchthal, nach dessen Urkunden, einzelne Höfe und Güter; i. J. 1372 verkauften die Ritter, Heinrich und Egilolph von Emerkingen das Dorf Hausen mit Kirchensatz, Vogtschaften und Allem, was dazu gehörte an M. Der Dekan Völker überließ 1376 Kirche und Kirchensatz, die also Emerkingische Lehen waren, um 200 Pf. dem Kloster, und um eben diese Zeit, 1372 bis 1386, kaufte das Kloster vollends Alles an sich. Mit dem Kloster kam der Ort 1803 an den F. Taxis und 1806 unter Würt. Oberherrschaft. Wie fast alle Orte der Umgegend, so hat auch Hausen im dreyßigjährigen Kriege sehr gelitten, i. J. 1637 standen nur noch 3 Gebäude und war nur noch 1 Bauer vorhanden.

b) Oberwachingen, ein kath. vormals Marchth. Weiler, am Hange gegen den Dobelbach, 3 St. von Riedlingen, und 3/4 St. von Dieterskirch,| wovon es Filial ist, mit 113 Einw. C. A. Zwiefalten, F. Tax. Bezirksamt und R. A. Marchthal, F. V. Buchau, Sitz eines Rev. Försters. Grund- und Zehentherr: Fst. von Thurn und Taxis.

Gefälle beziehen: der Fürst 158 fl. 45 kr.; Heilige in Dieterskirch 21/8 Sch. Roggen, 21/8 Sch. H., Caplaney Oggelsbeuren 4 fl. 12 kr., 131/4 Sch. D., 5 Sch. 21/2 Sr. H., Heilige daselbst 1 fl. 20 kr., 6 Sch. 5 Sr. 4 E. D., 2 Sch. 51/4 Sr. H. Dazu kommen die Fürstlichen Landgarbengefälle zu 1021 fl. 45 kr. berechnet.

Die Schule ist in Dieterskirch. In den Jahren 805 und 817 vergabt der Graf Chadaloch an St. Gallen, was er zu Wachingen besaß, ob zu Ober- oder Unterw. ist nicht gesagt, das einemahl heißt es Wahingas, das anderemahl Wahhingun, wahrscheinlich sind beyde gemeint. In den Marchthaler Jahrbüchern erscheint O. W. als zur Vogtey U. Wachingen gehörig. Das Kloster Marchthal erwarb allmählig mehrere Güter zu O. W. Aber noch 1525 war der Ort unter nicht weniger, als 6 Vogtherrn vertheilt: Späth-Schilzburg, Rechberg, Stadion, Stein-Emerkingen und Spital Biberach. Alle Ordnung löste sich bey dieser Vielherrschaft auf, es ward deßwegen beschlossen, dieselbe 2 Schultheißen zu übergeben, aber auch das that nicht gut und es wurde eine Wechselherrschaft eingeführt, bis endlich Marchthal sämtliche Theile an sich brachte, 1613 von Stadion, 1629 von dem Spital, 1660 von Spät, 1665 von Stein; Rechberg kommt nicht mehr vor. Mit Marchthal kam der Ort 1803 an Taxis, 1806 unter Würt. Oberherrschaft.

c) Schupfenberg, zwey zu O. Wachingen gehörige und ganz nahe dabey gelegene F. Taxische Lehenshöfe, mit 18 kath. Einwohnern, auf einer Stufe des Schupfenbergs. Durch Erdrutschen, die sich in nassen Jahren immer wiederholen, hat der Bezirk neuerlich 11 Jauchert Feld verloren. Der eine der Höfe wurde von dem Kloster Marchthal 1466 dem Spital Biberach abgekauft, der andere 1519 von der Kirchenpflege des h. Dionys zu Munderkingen gegen einen Hof zu Deppenhausen eingetauscht.

| d) Unterwachingen, ein kath. vormals Marchthalisches Pfarrweiler in einem Kessel eines sumpfigen Wiesthals, am Dobelbache, 33/4 St. von Riedlingen mit 128 Einw. Sonstige Verhältnisse wie O. W. Grund-, Zehent- und Patronatsherr F. Taxis.

Gefälle beziehen: der Fürst 119 fl. 21 kr. Der Heilige 8 kr., dazu kommen die Fürstl. Landgarbengefälle (3te Garbe), im Betrag von 1176 fl. 55 kr.

Die Pfarrey, früher dem Kloster M. einverleibt, wurde 1803 von dem Fürsten neu dotirt; die Baulast der Kirche und des Pfarrhofes hat der Fürst. Zum Pfarrsprengel gehört Emerkingen, OA. Ehingen. Bey dem Ort ist eine Kleemeisterey.

Der frühen Vergabung von Wachingen, oder vielmehr eines Theils davon, in den J. 805 und 817 ist schon bey Ober W. und S. 7 gedacht. Nach Öheims Chronik von Reichenau aber wurde Wachingen (wahrscheinlich auch nur ein Theil) von Hz. Berthold von Schwaben auch an das Kloster Reichenau vergabt. Später ist der Ort mit der Vogtey in den Händen der von Emerkingen, von welchen Walter in einer Marchthaler Urkunde von 1293 als Reichenauischer Dienstmann erscheint. Von den von Emerkingen erwarb Marchthal den Ort 1296, 1299, und vollends 1349. Ein Lehengut hatte der Abt von St. Gallen 1239 an Marchthal abgetreten. Kirche und Kirchensatz sammt Zehnten war an die Gräfin Bertha von Kellmünz, aus dem Stamme der Herzoge von Schwaben, und von dieser auf ihren Enkel, den Pfalzgrafen Hugo von Tübingen gekommen, der damit 1171 das Kloster Marchthal bedachte. Die von Emerkingen rißen auch diesen Besitz an sich, und deßwegen genehmigte und bestätigte der Abt von Reichenau 1293 die Zurückgabe des Patronatrechts von Seiten seines Ministerialen des Ritters Walter von Anemerkingen. Von ganz U. Wachingen war nach dem dreyßigjährigen Kriege nur noch 1 Haus und 1 Bauer übrig. 1803 kam der Ort mit Marchthal an Taxis, und 1806 unter Würt. Oberherrschaft.