« Kapitel B 8 Beschreibung des Oberamts Ravensburg Kapitel B 10  »
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9. Gemeinde Fronhofen,

bestehend aus 29 Parz. mit 601 Einw. Der Gemeindebezirk liegt auf der Höhe nordwestlich von R., links von der Altshauser Straße. Er war früher unter drei Herrschaften vertheilt: die österreich. Landvogtei, das Kl. Weingarten und die Herrschaft Bettenreute. Noch jetzt ist der Freiherr von Rehling Besitzer des Ritterguts Bettenreute. Den großen Zehnten bezieht die k. Kammer. Den kleinen haben die Pfarrstellen in Möllenbronn, zum Theil auch der Staat und das Spital Ravensburg. Die Grundgefälle hat größtentheils die k. Kammer, einen Theil der Freiherr v. Rehling zu beziehen, der Rest ist vielfach vertheilt. Obelhofen gehört zu der Pfarrei Fleischwangen, 5 weitere Parz. zu der von Ebenweiler, alle übrigen zu der Pfarrei Fronhofen. Mit den Pfarrsprengeln sind mancherlei Veränderungen gemacht worden.

  • 1) Fronhofen, Pfarrw. mit 94 Einw., 31/2 St. nordwestlich von Ravensburg, in einem angenehmen Thal der oben bemerkten Hochfläche, durch welches der Feuertobelbach fließt, mit 2 Mahlmühlen, 1 Öhlmühle und 1 Hanfreibe, vormals Weingartisch. In die Pfarrei gehören außer dem Gemeindebezirk noch einige Parzellen von den Gemeinden Berg und Zogenweiler. Die Schule ist zu Fr. für den ganzen Pfarrsprengel. Die sehr alte Pfarrkirche zum h. Conrad und Vincenz wurde 1733 ausgebessert. Sie steht auf einer| kleinen Anhöhe. Die Baulast des Pfarrhauses und bei Unzulänglichkeit der Kirchenpflege auch der Kirche hat die k. Kammer. Der Ort war ehemals Welfisch und machte einen Theil der Erbschaft aus, welchen der heil. Conrad um das Jahr 925 mit seinen Brüdern austauschte. Zu Fronhofen sind noch die Ruinen einer alten Burg zu sehen, unter welchen sich ein viereckiger Thurm von großen, zum Theil gekröpften Steinen auszeichnet, wovon die Burg ohne Zweifel nur ein Anhang aus späterer Zeit war, s. S. 88. Dieses merkwürdige Werk diente neuerlich zur Werkstätte eines Schlossers, der sich in seinen Mauern eingenistet hatte. Von der Burg schrieb sich eine alte, adelige Familie v. Fronhofen. Der erste, welcher unter diesem Namen in den Urkunden vorkömmt, ist Bertold, um das J. 1208 Ministerial K. Philipps. Von dieser Zeit an kommen sie häufig vor. 1278 stellt ein Bertold v. Fr. zu Königsegg dem Kl. Wald eine Schenkungsurkunde aus, und siegelt sie mit seinem Siegel, welches das Wappen der Königsegge zeigt. 1288, 1289 und 1294 kömmt ein Bertold v. Fr. vor, dessen Bruder Ulrich sich von Königsegg schreibt (s. auch Oberhofen); ein „Eberhard von Königsegg zu Fronhofen“ nennt sich 1343 auch Herrn v. Stuben. Nach diesen urkundlichen Nachrichten scheinen die v. Fronhofen eine Seitenlinie der Königsegger Familie gewesen zu seyn. Ulrich von Stuben, Bürger zu Ravensburg, verkaufte 1369 Burg und Burgstall Fr. mit allen Zugehörden an Eberh. Uz, Benz und Ulrich von Königsegg, im J. 1380 aber Erhard v. Königsegg an das Kl. Weingarten.[1]
  • 2) Balmbühl, H. mit 9 Einw., vorm. Weingartisch.
  • 3) Bettenreute, W. mit 24 Einw., am Feuertobelbach, unweit Fronhofen mit einem grundherrlichen Schloß, einer kleinen Kapelle, 1 Schildwirthschaft und Bierbrauerei. Grundherr: der Freih. v. Rehling in Bayern, der es als Rittergut besitzt, für seine Person aber nicht zu dem ritterschaftl. Adel des Königreichs gezählt ist, weil er nicht im staatsbürgerlichen Verbande steht. Zu dem Rittergut Bettenreute gehören: 1) Bettenreute, mit einem Schloßgut, bestehend| aus 8 M. Gärten, 121 M. Wiesen und ausgetrockneten Weihern, 110 M. Äckern und 109 M. Wald, sodann 2 Höfen zu Geratsreute, den Höfen Ried, Möhris, Staudach, Hübschenberg, Klitzistobel, die Finkenmühle, 1 H. zu Luft und 1 H. zu Blümetsweiler; 2) Dankertsweiler mit dem Bauhof, bestehend aus 3 M. Gärten, 6 M. Wiesen, 20 M. Äckern, 104 M. Wald und 1 Ziegelstadel; 3) Zusdorf, mit einem Bräuhaus, 1 Bauhof, bestehend aus einem Wohnhause, 2 M. Gärten, 45 M. Wiesen und ausgetrockneten Weihern, 52 M. Äckern, 529 ½ M. Wald, 40 M. See, ferner 5 H. zu Latten, 3 H. zu Hefigkofen, und 3 H. zu Rinckenhausen, nebst dem Patronatrechte zu Dankertsweiler und Zusdorf und dem großen Zehnten zu Zusdorf, Latten und Wolfsbühl. Die Besitzung ist Allodium mit Ausnahme eines Sees, des Burgbaues und Kirchensatzes zu Zusdorf, und 2 Höfe und einer Mühle zu Rinkenhausen, welche k. Mannlehen sind und vormals ein s. g. Schwabenlehen der österreich. Landvogtei waren. Die hohe Gerichtsbarkeit oder die s. g. malefiz. Obrigkeit hatte die Landvogtei mit Ausnahme in der Herrschaft Zusdorf, wo sie der Grafschaft Heiligenberg zustand. Die Herrschaften waren in gewisser Art reichsunmittelbar, sie steuerten nicht zur Ritterschaft, sondern zum schwäb. Kreise. Der reine Ertrag ist auf 1643 Fl. geschätzt. Die Zehnten gehörten früher Weingarten.

    Das geräumige mit einem doppelten Graben umgebene, übrigens moderne, aber ziemlich geringe Schloß ist Sitz des gutsherrlichen Rentbeamten. In ältern Zeiten hatte das Gut seine eigenen Edelherren, die sich davon nannten. 1319 verkaufte Ulrich v. Bettenreute seinen Hof Walchenreute (Wallenreute im O.A. Saulgau) an das Kloster Weingarten. Später folgten in dem Besitze mehrere Ravensb. Edle aufeinander: die Hundpiß, die Besserer, die Gremlich. Von den letzten verkaufte Wilhelm Gremlich v. Jungingen das Gut mit 2 Höfen zu Geratsreute und dem Hof Klainzistobel (Klitzistobel), dem großen Weiher hinter dem Schloß B., auch den kleinen Weiher an der Straße, der Gälderich genannt, und dann den Weiher zu Geratsreute, der Schorenweiher genannt, 1590 um 15.900 Fl. an die Stadt Ravensburg. Nach dem 30jähr. Kriege verkaufte die Stadt 1649 in der Noth die Besitzung wieder mit der von Zusdorf an den von Hyruß, jene um 12.000 Fl., diese um 38.000 Fl. Die Tochter des v. Hyrus, Emanuele, heirathete einen Ferdinand von Rehling zu Heimhofen in Baiern, und durch diese Heirath kam Bettenreute mit Dankertsweiler und Zusdorf 1659 an die v. Rehling. Der große Weiher ist jetzt trocken gelegt.
  • 4) Egg, H. mit 6 Einw., der Stifts-Verwaltung Ravensburg, vormal. Landvogt.|
  • 5) Einöd, W. mit 10 Einw., an der Altshauser Straße, mit 1 Schildwirthschaft, vorm. Weingartisch. Südöstlich befindet sich der große Einödweiher, der aber nun trocken ist. Schon der Welfe Herzog Heinrich der Schwarze, schenkte dem Kloster Weingarten ums J. 1125 zwei Güter zu Einöd.
  • 6) Ergetsweiler, richtiger Egartsweiler, am Feuertobelbach, ein W. mit 25 Einw., vorm. Weingart., s. S. 175. 1 H. gehört der Präsenz Ravensburg. Das Kloster Weingarten kaufte seine Höfe von verschiedenen Herren zusammen; einen 1342 von einem Oswald von Bibersee, einen 1380 von Erhard von Königsegg und Fronhofen.
  • 7) Feldmoos, W. mit 48 Einw., vorm. Weingartisch. Erhard v. Ostrach verkaufte den Hof 1323 an das Kloster.
  • 8) Fronreute, H. mit 6 Einw., vorm. Weingartisch, s. Beienbach.
  • 9) Furthäusle, H. mit 6 Einw., wie Nr. 8.
  • 10) Geratsreute, W. mit 33 Einw., G.H. theilweise v. Rehling, s. Bettenreute. Die Hoheit war früher zwischen der Landvogtei, dem Kl. Weingarten und dem Freih. v. Rehling getheilt. Es stand hier eine Burg. Nach einem schwäb. österreichischen Lehens-Verzeichniß waren der Hof, das Burggesäß und Behausung sammt dazu gehörigen Gütern österreichisches Lehen, das durch verschiedene Hände ging, zuletzt die v. Ratzenried inne hatten.
  • 11) Grünlingen, H. mit 14 Einw., vorm. Weingartisch. Der Hof wurde ehemals auch Bettburg genannt. Er war Lehen der v. Königsegg, die ihn frei machten, als das Kloster Weingarten 1422 ihn von dem Bürger Ranz von Ravensburg kaufte.
  • 12) Gunatsreute, früher immer Gundolsreute, Gundolzreute, H. mit 5 Einw., vorm. Weingartisch. Das Vogtrecht kaufte das Kloster 1343 von Eberhard von Fronhofen, den Hof selber 1422 von Vida Bibersee, Bürgerin zu Ravensburg.
  • 13) Hübschenberg, H. mit 4 Einw., G.H. v. Rehling, vorm. Landvogteilich; scheint der Sitz eines adeligen Geschlechtes gewesen zu seyn.
  • 14) Korb, H. mit 3 Einw., vorm. Weingartisch. Herzog Welf übergab es schon 1090 an das Kloster.
  • 15) Malmishaus, W. mit 20 Einw., Fil. von Ebenweiler, an der Altshauser Straße, vorm. Weingartisch. 1382 verkaufte Eberhard von Königsegg 2 Höfe zu M. und 2 H. zu Steinishaus an das Kl. Weingarten, das 1383 noch einen weitern H. zu M. kaufte.
  • 16) Möllenbronn, W. mit 44 Einw., vorm. Weingartisch. Burkh. v. Tobel und seine Frau und Brüder überlassen und verkaufen| 1300 und 1319 ihre Leute und Güter zu Mölibrunen an das Kloster. S. o.
  • 17) Obelhofen, ehemals auch Oberhofen , H. mit 2 Einw., Filial von Fleischwangen, vormals Weingartisch.
  • 18) Ober-Aichen, H. mit 7 Einw., Filial von Ebenweiler, vormals Weingartisch.
  • 19) Reute-Fronhofen, W. mit 107 Einw., mit einer kleinen Kapelle und 1 Schildwirthschaft, vormals Weingartisch. In „Rüti by Fronhofen“ übergab schon 1090 Hg. Welf sein Eigenthum an das Kl. Weingarten; 1244 schenkte dem Kloster Konrad v. Weiler seinen Hof, 1251 Eberh. v. Königsegg einen, und 1343 Oswald von Bibersee ein Gütlein daselbst.
  • 20) Ried, W. von 2 H. mit 17 E., vormals theils Weingart., theils landvogt. G.H. von 1 H. ist v. Rehling, der andere gehörte Weingarten.
  • 21) Ruprechtsbruck, W., 42 Einw., Fil. v. Ebenweiler, mit 1 Schildwirth. und Essigsiederei, vorm. Weingart. Schon 1090 übergab Welf sein Eigenthum daselbst an das Kloster Weingarten; 1318 kaufte dieses noch weitere Theile von Pilgrin von Tobel.
  • 22) Schlupfen, W. von 2 H., 16 Einw., vorm. Weingart. Das Kloster erwarb den Ort 1277 und 1434, das Vogtrecht erhielt es 1290 von Ulr. v. Königsegg.
  • 23) Schreckensee, W. von 2 H. an der Altshauser Straße, 21 Einw., vorm. Weingart. Es soll ein adeliges Geschlecht von Schreckensee gegeben haben. Auf dem benachbarten großen Weiher, Schreckensee genannt, ist eine Insel, worauf ein Schloß gestanden hatte, von dem man noch Spuren wahrnimmt. 1343 verkaufte Pilgrin v. Tobel seinen Hof zu Schr., den man nennt „zu der Aich“ auf dem Büchel an Weingarten.
  • 24) Steinishaus, W. von 2 H. mit 8 Einw., vormals theils Weingart., theils landvogteiisch. G.H. ist die Stifts-Verwaltung Ravensburg und die Kirchenpflege Fronhofen. S. Malmishaus.
  • 25) Weiherhaus, Hs. mit 3 Einw., von Rehlingisch; der Weiher, wovon es den Namen hat, ist ausgetrocknet.
  • 26) Wengen, H. mit 5 Einw., vorm. landvogt.
  • 27) Wielandsried, Wielatsried, W. von 2 Höfen 17 Einw., mit einer kleinen Kapelle, vorm. Weingartisch. Oswald v. Bibersee verkaufte die Höfe 1330 und 1343 und Eberhard von Fronhofen eignete sie als Lehensherr, s. Beienbach.
  • 28) Wiesenhofen, H. mit 4 Einw, vorm. Weingartisch.|
  • 29) Wiesenthann, H. am Feuertobelbach mit 6 E., vorm. landvogt.
  • Wolfsbühl ist ein mit Fronhofen zusammenhängender Hof und kann daher nicht als besondere Parzelle gezählt werden.



  1. Die obigen Nachrichten werden erläutert durch eine Mittheilung, die wir dem Herrn Domainen-Inspector Meßmer in Aulendorf verdanken, und die zugleich eine irrige Vermuthung in den Würtemb. Jahrb., Jahrg. 1830, S. 148 berichtigen. Nach derselben hatte ein Jacob von Königsegg schon zu Anfang des 12ten Jahrhunderts sich mit Anna von Stuben vermählt, die ihm Fronhofen als Heirathsgut zubrachte. Er und seine Nachkommen nannten sich von Königsegg und Fronhofen, und führten auch das Königseggische Wappen. So z. B. Ulrich und Bertold von Königsegg und Fronhofen 1288, Eberhard v. Königsegg, genannt von Fronhofen, 1348. Vermuthlich war auch Ulrich von Stuben ein Königsegg.