« Kapitel B 7 Beschreibung des Oberamts Ravensburg Kapitel B 9  »
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8. Gemeinde Eßenhausen,
bestehend aus 9 Parz. mit 296 kathol. E. Der Gemeindebezirk liegt auf der nordwestl. Grenze des Oberamts an der großen Wasserscheide, zwischen den Quellen der Osterach und der Ach – Rothach, und grenzt an das Großh. Baden. Er gehörte zum Gebiet des Klosters Weingarten. Grundherr ist die kön. Hof-Domainen-Kammer. In kirchlicher Beziehung ist die Gemeinde unter die Pfarreien Eßenhausen, Zusdorf und Fleischwangen getheilt. Den Großzehnten hat in der ganzen Gemeinde das kön. Hofcameral-Amt zu beziehen, mit Ausnahme von Wolfsbühl, wo ihn die Grundherrschaft Zusdorf hat; den kleinen Zehnten haben die drei Pfarrstellen jede in ihrem Sprengel zu beziehen. Der Fürst von Fürstenberg hat das Jagdrecht bis an die Ach, als Besitzer der Grafschaft Heiligenberg, als der er auch bis 1806, die hohe Jurisdiction darin hatte, s. S. 47. Im Jahre 1479 schlichtete Graf Ulrich von Montfort einen Streit zwischen dem Grafen Georg v. Werdenberg-Heiligenberg und dem Gotteshaus Weingarten wegen der obrigkeitlichen Rechte über die Besitzungen des Klosters in der Grafschaft Heiligenberg dahin, daß das Kloster die Niedergerichtsbarkeit und das Steuerrecht, der Graf aber die hohe Gerichtsbarkeit haben solle, und daß namentlich die Orte Eßenhausen, Haslachmühle, Sießen, Unhalden und| Ibach von aller gräflichen Dienstbarkeit, von Hundslage, Frohnen etc. frei seyn sollen.
  • 1) Eßenhausen, ein kath. Pfarrdorf mit 196 E., 41/2 St. nordwestlich von Ravensburg am Anfang des Achthals und am Fuße des Berges Rinkenburg, an der Wasserscheide zwischen dem Rhein- und Donaugebiete, s. o. Die vormals Weingartischen grundherrlichen Rechte und Gefälle kamen bei der Bildung des Hofcameral-Amts Altshausen 1810 und 1811 an die k. Hofkammer.

    Die Pfarrkirche zum h. Martin wurde 1761 fast ganz neu gebaut. Die Baulast der Kirche und subsidiär des Pfarrhauses hat die k. Hofkammer. Das Patronatrecht, das ehedem die Commende Altshausen hatte, ist jetzt königlich. Der Ort hat eine Schule für den Pfarrsprengel, ein Schulhaus, aber noch kein Lehrer-Wohnhaus, 1 Ziegelhütte und 1 Schildwirthschaft. Die Allmanden sind theils vertheilt, theils verpachtet. – Eßenhausen, ehemals Asenhusen geschrieben, ist ein sehr alter Ort; es hatte seine eigenen Edelleute, die sich von Eßenhausen schrieben und dort wohl auch ihren Sitz hatten, ob man gleich jetzt keine Spur mehr davon findet. Eine Schwester Gebizo’s, des Stifters von Weissenau, war an Heinr. v. E. verheirathet. Ihre Söhne, Heinrich und Ortolf – „Heinricus et Ortolfus fratres, milites de Asenhusen“ – scheinen auch den Oheim Gebizo beerbt und dadurch Rinkenburg und Beyenburg erhalten zu haben, wovon sie sich dann auch schrieben, s. Blitzenreute und Rinkenburg. Von Joh. v. Rinkenburg kam Eßenhausen mit dem Patronatrecht 1296 an den Deutschorden, s. Fleischwangen, O.A. Saulgau. Die Commende Mainau verkaufte aber an das Kloster Weingarten 1363 Eßenhausen und mehrere Höfe zu Fleischwangen, den Hof zu Rinkenburg, den zu Nassach etc., die obere und untere Mühle (Rothach-Mühlen) etc. mit Ausnahme des Kirchensatzes und Widdums zu Eßenhausen, welche Mainau 1371 an Altshausen abtrat. Mit Weingarten und Altshausen kam E. an die Krone Würtemberg. – Die Ziegelhütte liegt 1/8 St. nordöstlich von Eßenhausen.
  • 2) Frimmenweiler, H. mit 3 Einw., einer Ziegelhütte wie oben. Früher ist von 2 H. die Rede. 1394 verkaufte das Kloster Weissenau Fr., Remisberg, Reute, ein Gut zu Wechsetsweiler u. a. m. an Weingarten.
  • 3) Lengenweiler, W. mit 40 Einw., Fil. von E., an dem Ried, aus dem die Gemeinde einen Torfstich hat. Zwischen L. und Wilhelmsdorf befindet sich ein See oder Weiher, der Lengenweiler Weiher genannt. Der Weiler gehörte ehemals den von Königsegg und verschiedenen andern Herren. Ulrich v. Königsegg und seine| Brüder, Bertold und Eberhard, verkauften 1293 einen Hof an Muta, Rudolphs v. Riethausen Wittwe, und an deren Sohn Conrad, der Mistführer genannt, verkaufte 1296 Ortolf v. Hassenweiler 1 Hof, welchen Conrad 1299, so wie den erstern 1344 dem Kl. Weingarten überläßt; eben so verkaufen Heinrich und Johann von Hornstein 1342 einen, und Nik. Meßmer von Waldsee 2 Höfe in Lengenweiler dem Kl. Weingarten. Auch das Carmeliter-Kloster in Ravensburg hatte 3 H. in Lengenweiler.
  • 4) Nassach, H. mit 7 Einw., auf der Höhe unter der Rinkenburg, Fil. von Fleischwangen, s. Eßenhausen.
  • 5) Reute, H. mit 8 Einw., Fil. v. Fleischwangen. Die ganze Gegend hieß ehemals in der Reute, und 1282 übergaben die Schenken Hermann und Conrad v. Schmaleneck dem Kloster Weissenau das Eigenthum der Besitzungen „in der Reuthi bei Rimisperge.“ Ohne Zweifel hatten hier auch die Herren von Reute ihren Sitz, deren die Urkunden häufig erwähnen. Im J. 1210 erscheinen Conrad und Heinrich, die Ritter zu Reuti, neben Riwinsberg wohnend. Ein Heinrich von Ruitti machte noch 1294 dem Kloster Schussenried eine Schenkung, s. O.-A. Saulgau, S. 163. Übrigens gab es auch ein Hohenreute im O.-Amt Tettnang. Vergl. auch Richlisreuti
  • 6) Rimmersberg, ehemals auch Riwinsperc, Remisberg, Rimensberg genannt, W. mit 23 Einw., Fil. von Fleischwangen. Es war eines der ersten Stiftungs-Güter des Klosters Weissenau, und kam von diesem an Weingarten, s. P. 2 und 5, sodann Weissenau.
  • 7) Rinkenburg, auch Ringgenburg geschrieben, H. hoch auf der Bergecke zwischen dem Fleischwanger Thal, und dem Pfrunger Ried gelegen, mit 6 Einw., Fil. von Eßenhausen. Bei dem Hofe stand einst die Burg Rinkenburg, wovon sich noch einige Überreste finden. Sie war der Sitz der Herren von Rinkenburg; ob der Stammsitz, möchte noch bezweifelt werden können, denn es gab auch eine Rinkenburg bei Schmaleck, s. u. Nach allen Nachrichten war Gebizo v. Beyenburg, der Stifter von Weissenau, auch Herr von Rinkenburg; denn er war es auch, der die Rinkenburgischen Höfe Rimmersberg an Weissenau stiftete. Gebizo hatte keine Kinder, dagegen eine Schwester, Namens Luitgard, die an Heinrich von Eßenhausen verheirathet war. Den Söhnen derselben, Heinrich und Ortolf von Eßenhausen hinterließ Gebizo sein reiches Erbe. Die Brüder scheinen später getheilt, und Ortolf den Besitz von Eßenhausen und Rinkenburg, Heinrich aber den von Beyenburg erhalten zu haben. Ortolf schrieb sich auch von Rinkenburg und wurde der Stifter des angesehenen Hauses Rinkenburg, dessen Herrschaft nicht| nur Rinkenburg und Eßenhausen mit mehrern dazu gehörigen Weilern und Höfen, sondern auch Fleischwangen und verschiedene entferntere Güter umfaßte. Die Nachkommen Ortolf’s erscheinen häufig in Urkunden des 13ten Jahrhunderts; er selber, wenn nicht ein Sohn, steht noch als „Ortolfus miles de Rinchenburg,“ in einer Urkunde v. J. 1222, S. Gerbert Hist. s. n., Nr. 85 vom J. 1222. Ein Joh. v. R. überließ 1296 dem deutschen Orden, weil seine Söhne in denselben aufgenommen worden, alle seine Güter, die Burg Rinkenburg, die Dörfer Eßenhausen und Fleischwangen etc., s. Fleischwangen, O.A. Saulgau, S. 152. Im J. 1361 war noch ein Hans von Rinkenburg D.O. Commenthur von Altshausen.
  • 8) Rothach, Mahl- und Sägemühle und Hanfreibe, mit 5 Einw., Fil. von Eßenh., an dem Bache Rothach, s. o. und Eßenhausen.
  • 9) Wolfsbühl, H. mit 8 Einw., Fil. von Zusdorf G.H. die k. Hofkammer. S. o.