« Kapitel B 9 Beschreibung des Oberamts Ravensburg Kapitel B 11  »
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10. Gemeinde Grünkraut,

bestehend aus 44 Parzellen mit 923 kathol. Einwohnern. Der Gemeindebezirk Gr. liegt theils auf der Höhe zwischen dem Flattbach und der Scherzach, theils in den Thälern dieser Bäche. Die Gemeinde gehörte zu der Sch. Landvogtei, Amt Grünkraut, mit hoher und niederer Gerichtsbarkeit, 3 Parzellen ausgenommen, wo das Kloster Weingarten die niedere Gerichtsbarkeit und das Besteuerungsrecht hatte, und 2, wo sie theilweise der Fürst von Waldburg-Wolfegg hatte. Von den meisten Höfen war das Kloster Weingarten Gutsherr. Der größte Theil der Parzellen gehört in die Pfarrei Grünkraut, die übrigen unten besonders bezeichneten in die Pfarreien Gornhofen und St. Christina. Die pfarrlichen Verhältnisse, wie sie dermalen bestehen, wurden 1813 und 1814 geregelt. Die Zehnten hat die k. Kammer zu beziehen, mit Ausnahme von Jettenbeuren, wo das Spital Ravensburg Zehntherr ist. Die Grund-Gefälle kommen ebenfalls dem Staat mit wenigen Ausnahmen zu.

  • 1) Grünkraut, ein kathol. Pfarrw. mit 34 Einw, 11/4 St. östlich von R. Der Ort besteht aus der Kirche, dem Pfarrhaus, Schul- und Meßnerhaus, 1 Försterhaus und 1 Wirthshaus.

    Die Pfarrkirche zum heil. Gall und die Pfarrgebäude wurden nach dem großen Brand vom 8 April 1685, der die Kirche mit Ausnahme des Chors, den Pfarrhof und den größten Theil des Weilers verzehrte, neu gebaut. Die Baulast des Pfarrhauses und, bei Unzulänglichkeit der Kirchenpflege, auch der Pfarrkirche hat die k. Kammer. Das Patronat, das früher Weissenau-Sternbergisch war, ist nun königlich. In die Schule gehört der ganze Pfarrsprengel. Die Pfarrei Gr. ist eine der alten Pfarreien, schon 1236 machte sie dem Kloster Weingarten den Neubruchzehnten in dem Altdorfer Wald streitig. Es stand auch eine Burg bei dem Ort, wie aus dem Kaufbrief von 1560 erhellt. Wer aber ihre Bewohner waren, ist unbekannt. 1446 verkauft Gr. Ulrich von Montfort Vogtrecht, Kirchenlehen, Gerichte und Bänne an Ital Hundbiß in Ravensb. Die einzelnen Höfe waren Privateigenthum und der| Grundbesitz überhaupt mannigfaltig vertheilt. Allmählig brachte die Familie Ital v. Hundbiß den größten Theil durch Kauf zusammen. Anna v. Hundbiß brachte sie ihrem Manne Wolfgang Gremlich von Bettenreute und Haßenweiler zu, verfügte aber in ihrem Testamente 1517, daß nach ihres Mannes Tode die Kinder ihrer Schwester, einer Frau Arzt, alle diese Güter erhalten sollten. Georg Ratold B. zu Augsburg, und seine Frau Maria Anna Arzt, lösten die Erbschaft 1529 aus; Anna, Ratolds Tochter, aber verkaufte 1560 den alten Burgstall mit den Weihern und den Wassergraben, das Vogtrecht zum Widdum mit 20 Scheffel Haber, das Vogtrecht zu Lungsee mit dem großen und kleinen Zehnten daselbst, 3 Höfe zu Liebenhofen mit den Weihern, die Pfarrei und Pfarrkirche zu Grünkraut um 2700 fl. an das Kloster Weissenau, den großen und kleinen Zehnten zu Liebenhofen aber an M. Rietmann. Die Pfarrei wurde nun dem Kloster Weissenau einverleibt und durch einen Klostergeistlichen bis 1803 versehen. Nachdem Östreich 1803 die Pfarrkirche und die klösterlichen Güter zu Gr. in Beschlag genommen hatte, wurde dem Pfarrer eine Besoldung von 600 fl. ausgesetzt.
  • 2) Aichenblock, H. mit 4 Einw., G. H. vorm. Weingart.
  • 3) Atzenweiler, W., auch Hägele genannt, m. 41 Einw. Welf III. schenkte dem Kloster Weingarten 1055 Azelunwilare; auch Welf IV. übergab demselben 1090 sein Eigenthum daselbst.
  • 4) Bechenried, Hs. mit einer Sölde, 2 Einw., G. H. vormals Weingartisch.
  • 5) Bommen, H. mit 13 Einw. Gehörte ehemals den von Gölderich zu Ravensburg.
  • 6) Dachwinkel, H. mit 5 Einw.
  • 7) Dangrindeln, H. am Eckbach mit einer Mühle und 4 Einw., wie P. 4.
  • 8) Emmelweiler, W. von 2 Höfen, mit 16 Einw., Filial von St. Christina; 1 Hof gehörte Weingarten, 1 H. und der Klein-Zehnten dem Kloster Weissenau. Das letztere erhielt seinen Hof 1203 von Heinrich v. Bigenburg, verlor ihn 1344 an die v. Humpiß, erwarb ihn aber von denselben wieder 1486 durch Kauf.
  • 9) Englisreute, W. mit 10 Einw., 1398 und 1442 von Weingarten erkauft. 1335 verzichteten Conrad und Manz von Pflegelberg auf die Eigenschaft der beiden Höfe zu E. Schon im J. 834 schenkte ein gewisser Engilpert, von dem der Ort wohl auch seinen Namen hat, dem Kloster St. Gallen, was er in Egilbertisriuti, im Argengau besaß. Die Urkunde darüber ist ausgestellt in Birscachin, was Neugart für Schachen erklärt, s. S. 68.|
  • 10) Friedach , W. von 2 H. mit 11 Einw. Ehemals Weingart. G. H.
  • 11) Gommetsweiler, W. von 2 H. mit 22 Einw. Ehemals Weingart. G. H.
  • 12) Groppach, W. mit 51 Einw. Ehemals Weingart. G. H. und ein altes Stiftungsgut des Klosters, dem ums Jahr 1100 auch ein gewisser Nibilunc und seine Gattin Imirza ein Gut daselbst schenken. Hier steht auch das Armenhaus der Gemeinde Grünkraut zur Wohnung für arme Gemeinde-Angehörige.
  • 13) Gruben, H. mit 13 Einw., ebenso.
  • 14) Gullen, ehemals auch Gullenweiler, W. von 2 H. mit 47 Einw., ebenso.
  • Hägele, s. Atzenweiler.
  • 15) Hinter-Arnecker, H. mit 7 Einw., vorm. Weing.
  • 16) Hinter-Solbach, H. mit 13 Einw., Filial v. Gornhofen, mit der Schule für den Pfarrsprengel, vorm. Weing. G. H.
  • 17) Hotterloch, Hs. mit 4 Einw., vorm Weissenauischen G. H. Das Kloster erhielt den Hof, der früher Dietersholz hieß, 1267 von Heinrich von Schmalnegg geschenkt.
  • 18) Hübschenberg, H. mit 16 Einwohnern, ebenso. 1331 wurde das Gut dem Kloster von Ritter Berchtold von Ebersberg geeignet.
  • 19) Jettenbeuren, W. mit einer Mahl- und Ölmühle, auch Hanfreibe, am Flattbach, 20 E., Filial von St. Christina. Die Besitzung kam durch Tausch 1674 von Weissenau an das Spital Ravensburg, ist aber jetzt allodificirt.
  • 20) Kenzler, H. mit 7 Einw., vorm. Weing. G. H.
  • 21) Klessen, H. am Eckbach, mit einer Hanfreibe, 2 Einw., gehörte vormals der Bruderschaft zu Ravensburg.
  • 22) Klessenbühl, W. von 2 H. mit 7 Einw., s. o.
  • 23) Knollengraben, Weiler mit 118 Einw., Filial von St. Christina.
  • 24) Kronhalden, ein erst 1805 erbautes Hs. mit 4 Einw.
  • 25) Liebenhofen, W. mit 99 Einw., die G. H. war ehemals zwischen Weingarten, Weissenau u. a. getheilt. Die Zehnten waren bisch. Constanz. Lehen. S. o. Grünkraut.
  • 26) Loch, H. mit 6 Einw., vorm. Weing. G. H.
  • 27) Lochmühle, H. und Mühle, mit einer Säge- und Öl-Mühle, auch Hanfreibe, am Eckbach, mit 9 Einw., vormals Weisenau. G. H.
  • 28) Lungsee, ehemals auch Lunsee, Lungsen, W. v. 2 H., mit 11 Einw., vorm. Weing. G. H. Die Zehnten hatte Weissenau.|
  • 29) Mayerhof, H. 4 Einw., vorm. Weingart.
  • 30) Menisreute, W. 40 Einw., von 2 H. war vormals die Pfarrei Ravensburg, von 1 H. das Kloster Weissenau Lehensherr.
  • 31) Meuschen, H. 13 Einw., Fil. v. Gornhofen, vorm. Weissenau G. H.
  • 32) Meuschenmoos, W. aus 2 schönen Bauerhöfen bestehend, an der Straße nach Wangen, mit 20 Einw., vorm. Weingart. G. H.
  • 33) Neuhaus, W. 10 Einw.
  • 34) Ottershofen, W. 39 Einw., Fil. von Gornhofen mit einer Kapelle, G. H. von 1 H. die Pfarrei Grünkraut, von 1 H. der Fürst v. W. Wolfegg, vorm. mit L. Hoheit, von 2 H. war es Weingarten.
  • 35) Ritteln, W. an der Scherzach mit 74 Einw., 5 H. waren vorm. Weing. G. H. und Welfisches Stiftungsgut.
  • 36) Rößler, Hs. mit einer Bierbrauerei, 3 Einw., vorm. Ravensburg. G. H.
  • 37) Schleiferhaus, Hs. 13 Einw., vorm. zur Pfarrei Weing. gehörig.
  • 38) Schrecksberg, W. 41 Einw., G. H. der Fürst von W. Wolfegg vorm. mit L. H.
  • 39) Sigmarshofen, W. mit einer Kapelle und einer Mahl-und Sägemühle am Eckbach, 23 Einw. Gehörte früher theilweise den v. Gölderich zu Ravensburg und war östreichisches, nachher königliches Lehen, womit zuletzt die Familie v. Strasser belehnt war, welche das Lehen allodificirte und 1833 an Ortseinwohner verkaufte. Eine Burg, welche hier stand, wurde damals vollends abgebrochen. Ehemals hatte der Ort seinen eigenen Adel, der sich im vierzehnten Jahrhundert bürgerlich in Ravensburg niederließ.
  • 40) Staig, W. 13 Einw., westlich von St. stand eine Burg, „Weihburg“ genannt. Ungeachtet man dort zu Bauten immer viele Steine holte, so sind doch noch Ruinen davon vorhanden.
  • 41) Tannacker, H. 8 Einw. Gehörte vormals den v. Gölderich.
  • 42) Tobel, H. 6 Einw., ebenso.
  • 43) Vorder-Arnecker, H. 8 Einw.
  • 44) Wallenhaus, H. 10 Einw., vorm. Weissenau. G. H.