« Kapitel B 14 Beschreibung des Oberamts Ravensburg Kapitel B 17  »
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15. Gemeinde Vogt,

bestehend aus 92 Parzellen, mit 1545 kath. Einwohnern. Der Gemeindebezirk bildet die äußerste östliche Gränze des Oberamts gegen die Oberämter Waldsee und Wangen, und gehört zum Theil schon zu dem Algäu. Er besteht in einer hügeligen und vielfach durchschnittenen Hochebene, welche fast zur Hälfte mit Wäldern, nördlich noch von einem Theil des Altdorfer Waldes, bedeckt ist und mehrere Bäche, Weiher und Seen enthält, die ihren Abfluß gegen Osten, wohin sich der Bezirk senkt, in die Wolfegger Ach und in die Argen haben. Das Klima ist ziemlich rauh. Die Hoheit war vormals mit wenigen Ausnahmen zwischen der Landvogtei und dem Fürsten v. W. Wolfegg getheilt, der noch jetzt G. H. ist, jedoch ohne standesherrliche Rechte, s. S. 52. Einige Höfe gehörten mit L. H. dem Kl. Weingarten, das außerdem auch noch von vielen Parzellen G. H. war. Die Zehnten hat die k. Kammer in der ganzen Gemeinde zu beziehen, mit Ausnahme des Großzehnten in Aich, Kehlismoos, welcher dem fürstlichen Hause Wolfegg-Waldsee und theilweise den Pfarreien Immenried, Einthürnenberg und Röthenbach zusteht, und mit Ausnahme des Kleinzehnten, der zu Unterstaig, Aich und Kehlismoos der Pfarrstelle Röthenbach, in Karsee, Edengut, Schweinsberg und U. Egg aber der Pfarrei Karsee zusteht. In kirchlicher Beziehung ist der Gemeinde-Bezirk unter die Pfarreien Vogt und Karsee getheilt, drei Parzellen gehören in die auswärtigen Pfarreien Röthenbach und Wolfegg, und sind unten mit denen von Karsee besonders bezeichnet.

  • 1) Vogt, ein kath. Pfarrweiler mit 11 Einw., 31/4 St. östlich von Ravensburg, mit Kirche und Schule und einer Schildwirthschaft,| vormals landvogt. Die Pfarrei ist neuern Ursprungs. V. gehörte den Sirgen von Sirgenstein. Diese erbauten 1480 eine Kapelle zur heiligen Anna daselbst, in welcher die Carmeliter in Ravensburg den Gottesdienst besorgten; im J. 1753 wurde die Kapelle Filial von der Pfarrei Karsee, 1777 erweiterte das Kloster Weingarten die Kapelle, baute ein Kaplaneihaus und stiftete eine Pfarrkaplanei, welche 1808 zu einer selbstständigen Pfarrstelle erhoben wurde und den ihr von den Pfarreien Karsee, Waldburg, Bodneck, Altdorf, Grünkraut und Amtzell zugetheilten Sprengel mit 63 in dem Gemeinde-Bezirk gelegenen Parzellen erhielt. Im J. 1833 wurde eine neue Pfarrkirche zur heil. Anna gebaut. Die Baulast der Kirche und des Pfarrhauses hat die k. Kammer, das Patronat ist königlich.
  • 2) Abraham, W. von 2 H. mit 11 Einw., Filial von Karsee, vorm. landvogt. G. H. Werner v. Greut, s. Mosisgreut.
  • 3) Aich, W. mit 48 Einw., Filial von Karsee, vormals landvogteilich.
  • 4) Bachhäusle, Hs. mit 2 Einw., vorm. W. Wolfegg.
  • 5) Baumann, H. mit 8 Einw., wie P. 3.
  • 6) Berg, ehemals auch Unterberg, W. mit 31 Einw., vormals W. Wolfegg., zum Theil landvogteilich. G. H. der Fürst von W. Wolfegg und die Stiftspflege Waldburg. Zwei zu dem Weiler gehörige Häuser führen das eine den Namen Deißen, das andere den Namen Seifriedsberg, mit einer Ziegelhütte.
  • 7) Blaser, H. mit 4 Einw., wie P. 3.
  • 8) Blöden, W. von 2 H. mit 18 Einw., vorm. landvogt.
  • 9) Birnstiel, s. Grund.
  • 10) Bommen, H. mit 11 Einw., wie P. 3.
  • 11) Boschen, W. mit 57 Einw., vormals landvogt.
  • 12) Breite, W. mit 17 Einw. G. H. vormals mit Landeshoheit Fürst von W. Wolfegg.
  • 13) Büchel (Bühl), H. mit 5 Einw., vorm. landvogt.
  • 14) Damoos, H. mit 9 Einw., ebenso.
  • 15) Deibers, W. mit einer Mühle, 13 Einw., wie P. 12.
Deißen, s. Berg.
  • 16) Denken, Hs. mit 11 Einw., wie P. 4.
  • 17) Dingler, H. mit 7 Einw., Filial von Röthenbach, vormals landvogt.
  • 18) Dürrmoos, W. von 2 H. mit 12 Einw. G. H. Pfr. Waldburg; vormals landvogt.
  • 19) Edengut, H. mit 3 Einw., wie P. 3.|
  • 20) Eggen, auch Ecken, H. mit 5 Einw., Filial v. Vogt, sonst wie P. 2.
  • 21) Endersen, W. von 2 H. mit 15 Einw., Filial von Karsee. G. H. und vormals auch Landesherr von 1 H. Fürst von W. Wolfegg. Der andere Hof gehörte Weingarten und stand unter landvogt. Hoheit.
  • 22) Engel, W. mit 11 Einw., wie P. 3.
  • 23) Flammen, H. mit 11 Einw., wie P. 12.
  • 24) Forst, W. mit 22 Einw., Filial von Röthenbach, sonst wie P. 12.
  • 25) Füßinger, W. von 2 H. mit 21 Einw., wie P. 8.
  • 26) Gauckler, H. mit 2 Einw., deßgleichen.
  • 27) Glaren, W. von 2 H. mit 22 Einw., deßgleichen.
  • 28) Glonker, W. von 2 H. mit 6 Einw., wie P. 12.
  • 29) Graben, s. Grund.
  • 30) Grub, H. mit 13 Einw., wie P. 3.
  • 31) Grund, W. mit einer Schildwirthschaft, 214 Einw., Filial von Wolfegg. G. H. theilweise die Kirchenpflege Bergatreute, vormals landvogteilich. Zu dem Weiler werden die auf dessen Markung liegenden Häuser Birnstiel, Graben und Schlüsselberg gerechnet, sie liegen jedoch ganz abgesondert.
  • 32) Hag, W. mit 15 Einw., vormals landvogteilich. 1384 werden zur Leonhards-Kaplanei in Weingarten die Höfe Hagen und die 3 Höfe zu Hofen, Mollen und Wies gestiftet.
  • 33) Halden, H. mit 2 Einw., vormals landvogt.
  • 34) Hankel, W. mit 24 Einw., deßgl.
  • 35) Hartmannsberg, H. mit 5 Einw., wie P. 3. Graf Wilhelm v. Tettnang schenkte 1311 dem Kloster Weingarten den Hof zur Schadloshaltung.
  • 36) Hehnen, mit Dürrenbühl, W. mit 21 Einw., vorm. landvogteilich.
  • 37) Heißen, W. mit 121 Einw., vorm. landvogt. G. H. die Georgs Kaplanei Altdorf, die Kirchenpflegen Grünkraut und Haßenweiler, die Pfarrei Waldburg.
  • 38) Hengenen, W. von 2 H. mit 9 Einw., vormals landvogt. Hieß ehemals Hitinishofen; Welf III. schenkt daselbst 1180 dem Kl. Weingarten ein Gut.
  • 39) Höfen, mit Fischers, W. mit 34 Einw. G. H. theilweise der Fürst von W. Wolfegg und die Stift.-Pflege Waldburg, vormals theils W. Wolfeggisch, theils landvogt.
  • 40) Holzmühle, Mahl- und Säge-Mühle am Eckenbach, mit 16 Einw., Filial von Vogt, im Übrigen wie P. 2.|
  • 41) Josen, H. mit 5 Einw., wie P. 3.
  • 42) Karsee, Pfarrweiler mit einer Schildwirthschaft, mit 74 Einw. Ein Gut gehört zur Orts-Pfarrei, die andern gehörten vormals Weingarten, die Hoheit hatte die Landvogtei. Der Ort liegt im Thale, die Kirche zum h. Kylian auf einer Anhöhe. In dem Pfarrsprengel sind 1808 und 1820 mancherlei Veränderungen vorgegangen; jetzt gehören außer dem Pfarrweiler noch 23 Parzellen in dem Gemeinde-Bezirk und 23 weitere in den Gemeinden Eggenreute und Pfärrich, O. A. Wangen dazu. Die Baulast der Kirche und des Pfarrhauses liegt auf der k. Kammer. Das Patronat, das vormals Weingartisch war, ist königlich. Die Pfarrei ist alt. 1294 verkaufte Ritter Hartmann von Praßberg sein Gut zu K. mit dem Kirchensatz, einem See etc., mit den Höfen Unter-Egg, Schweinberg und Edengut an das Kloster Weingarten. 1289 hatte das Kloster von dem Gr. Rudolph von Montfort einige Güter erhalten. Das Übrige kaufte es später.
  • 43) Karter, H. mit 3 Einw., vormals landvogt.
  • 44) Kehlismoos, W. von 2 H. mit 12 Einw., Filial von Karsee, im Übrigen wie P. 12.
  • 45) King, H. mit 6 Einw., wie P. 3.
  • 46) Knöbele, Hs. mit 10 Einw., wie P. 12.
  • 47) Knöbeln, Hs. mit 6 Einw., vormals landvogt.
  • 48) Küchel, W. mit 20 Einw., deßgl.
  • 49) Markttanner, H. mit 2 Einw., vormals landvogt. G. H. Fürst von W. Wolfegg.
  • 50) Meßner, H. mit 5 Einw., wie P. 3.
  • 51) Mollen, W. am Mollenweiher m. 38 Einw., wie P. 12.
  • 52) Mösle, H. mit 15 Einw., vormals landvogt.
  • 53) Moos, W. von 2 H. mit 13 Einw., deßgl. 1290 verkauften die Brüder Berthold und Conrad von Ebersberg einen Hof daselbst (in dem Moos) neben dem Wüstenberg an das Kloster Weingarten und die Grafen Conrad v. E. und Conrad v. Kirchberg befreien ihn von der Lehenschaft.
  • 54) Moser, W. mit 38 Einw., vorm. landvogt.
  • 55) Mosisgreut, W. mit einer Kapelle zum h. Sebastian und einer Ziegelhütte, mit 10 Einw. Es besteht aus dem Hof Greut oder Kreit und dem Schloßgute Mosisgreut, und ist der Hauptbestandtheil des ritterschaftl. Gutes Mosisgreut, wozu gehören: ein Haus oder Schlößlein, 1/2 J. Garten, 20 J. Acker und Wiesen, ein Weiher von 10 J. und 381/2 J. Wald; sodann folgende Schupflehen: 1 Hof in Mosisgreut, 1 Hof zu Haderazhofen,| 1 H. zu Birken (Stübling), 1 Mühle, die Holzmühle, 1 H. in Eggen, 2 H. zu Moosheim, O. A. Wangen, 1 H. zu Rohrbach und 1/2 H., nebst 2 Sölden, zu Arnach, O. A. Waldsee. Das Gut ist F. Waldburgisches Lehen, mit Ausnahme der Höfe zu Arnach und Rohrbach, welche königl. Lehen sind. Es stand früher ganz unter österr. Landeshoheit. Der Ertrag ist zu 356 fl. geschätzt. Die Kapelle, worin monatlich eine Messe gelesen wird, wird von dem Gutsherrn unterhalten.
  • 56) Mühlenwiesen, Hs. mit 6 Einw., wie P. 12.
  • 57) Neuhaus, H. mit 13 Einw., deßgl.
  • 58) Oberholz, H. mit 5 Einw., wie P. 44.
  • 59) Ober-Spehnen, H. mit 3 Einw., vorm. landv.
  • 60) Reich, W. mit 31 Einw, deßgl.
  • 61) Reifen, W. von 2 H. mit 10 Einw., wie P. 12.
  • 62) Reinacker, H. mit 5 Einw., deßgl.
  • 63) Reckendirren, H. mit 8 Einw., vorm. landvogt.
  • 64) Reute, H. mit 9 Einw., deßgl.
  • 65) Riefen, W. mit 14 Einw., wie P. 3. G. H. ist Joh. Sieber von Grünenberg.
  • 66) Rohrmoos, W. mit Mahl- und Öl-Mühle, mit 22 Einw., vorm. landvogt.
  • 67) Rothhaus, H. mit 8 Einw., deßgl.
  • 68) Ruggen, W. von 2 H. mit 19 Einw., wie P. 12.
  • 69) Schachen, H. mit 9 Einw., vorm. landvogt. Hieß ehedem auch Spachen und war ein adeliger Sitz. 1291 verkauften die Brüder Heinrich, Diepold und Ulrich, von Obernsteig genannt Spacher, ihre Besitzungen in Spachen an Weingarten. S. Englisreute.
  • 70) Schicken, H. mit 13 Einw., vorm. landvogt.
  • 71) Schlüsselberg, s. Grund.
  • 72) Schweinberg, W. mit 30 Einw., wie P. 44.
Seifriedsberg s. Berg.
  • 73) Sieber, H. mit 6 Einw., vormals landvogt. G. H. die Kirchenpflege Karsee.
  • 74) Sommers, H. mit Schildw., mit 4 Einw., wie P. 3. 1287 verkauften Heinrich und Ortolf v. Haßenweiler den Sommershof an Weingarten.
  • 75) Spehnen, H. mit 7 Einw., vorm. landvogt. G. H. Pfarrei Waldburg.
  • 76) Spehnenmartin, W. mit 19 Einw., vorm. landvogt. Der Name Spehnen kommt mehrmals, einmal auch noch bei der| Gemeinde Waldburg, vor. Die diesseitigen Parzellen dieses Namens liegen ziemlich nahe beisammen.[1]
  • 77) Spiegelhäusle, H. 9 Einw., wie P. 44.
  • 78) Stübling, H. 16 Einw., wie P. 40.
  • 79) Stocken, H. 30 Einw., vorm. landv.
  • 80) Tanners, Hs. 11 Einw., G. H. Pfarr. Waldburg, sonst wie P. 4.
  • 81) Unterhalden, W. mit einer Mühle, 34 Einw., wie P. 4.
  • 82) Unterholz, H. 9 Einw., wie P. 3.
  • 83) Unter-Spehnen, H. 2 Einw., vorm. landv.
  • 84) Unter-Steig, H. 9 Einw., wie P. 20.
  • 85) Waldeck, W. 10 Einw., vorm. landv., G. H. von 1 G. die Kirchenpflege Karsee, wohin der W. früher eingepfarrt war.
  • 86) Waldwerden, H. 11 Einw., vorm. landv.
  • 87) Weiher, W. 23 Einw., deßgleichen.
  • 88) Wies, Hs. 5 Einw., wie P. 3. S. Haag.
  • 89) Wiesholz, H. 6 Einw., wie P. 12.
  • 90) Windbühl, H. 13 Einw. vorm. landv.
  • 91) Wucher, H. 10 Einw., deßgl.
  • 92) Zeihers, H. 4 Einw., wie P. 44.


16. Gemeinde Waldburg.
(s. am Ende.)



  1. Überhaupt reiht sich in ihrer Nähe ein Hof und ein Weiler an den andern an; von Hehnen bis Waldeck liegen in einer Linie von 3/8 St. wie die Häuser einer Straße, Hehnen , O. Schwenden, Füßinger, Sieber, Windbühl, Hag, Spehnen, Reifen, Spehnenmartin und Waldeck beisammen, welche füglich als Ein Ort betrachet und unter Einem Namen begriffen werden könnten, während dagegen umgekehrt in andern Oberamtsbezirken noch mehrere, öfters bis auf 1/2 St. von einander entfernte Parzellen, welche nothwendig mit Eigennamen aufgeführt werden sollten, unter Einem Namen zusammengefaßt werden.