« Kapitel B 13 Beschreibung des Oberamts Ravensburg Kapitel B 15  »
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14. Gemeinde Schmaleck,
bestehend aus 45 Parzellen, mit 734 kathol. Einwohnern. Der Gemeindebezirk gehört der nordwestlichen Hochfläche des Oberamts an, welche hier von dem tiefen Schmalecker-Tobel und seinen Ästen durchschnitten ist und viele wildmalerische Punkte enthält. Die ganze Gemeinde gehörte ehemals mit Niedergerichtsbarkeit und Collectationsrecht der vormaligen| Reichsstadt Rav. und bildete mit einigen weitern Zugehörungen die Herrschaft Schmaleck. Nur in dem Pfarrweiler Eschau und über einen Hof von Aulwangen hatte die Landvogtei sämmtliche Hoheitsrechte, in dem ganzen Bezirke aber die hohe und forsteiliche Gerichtsbarkeit. Die Stadt R. war auch mit ihren Stiftungen, mit wenigen noch bemerkten Ausnahmen, Grundherr. Da, wo jetzt der Graf von Beroldingen (Ratzenried) Gutsherr ist, war es vormals Weingarten, unter der Reichsstadt R., nachher Nassau-Oranien, unter bayer. Hoheit, s. S. 157. Von Weingarten und dem Kloster Weissenau waren auch mehrere Höfe schon in früherer Zeit durch Kauf und Tausch an die Stadt Ravensburg und ihre Stiftungen gekommen. Zehntherr war das Kloster Weingarten, nach ihm Nassau-Oranien und ist jetzt durch den Kauf von 1810 der Gr. von Beroldingen, mit Ausnahme von Hinter-Weissenried, wo die Pfarrstelle Bavendorf und zum Theil die Kirchenpflege Wilhelmskirch die Zehnten hat, und mit Ausnahme der Parzellen Geratsberg, Gringen, Nessenbach und U. Waldhausen, wo vormals das Kl. Kreuzlingen die Zehnten hatte und jetzt der Anwald Manz zu Fronhof sie hat, s. Wilhelmskirch.

Die Gemeinde ist unter 5 Pfarreien, nämlich Schmaleck, Bavendorf, Berg, Horgenzell und Wilhelmskirch, ebenso auch in Beziehung auf Schulen, vertheilt. Die Ravensburger-Herrschaft Schmaleck kam mit Ravensb. 1810 von Bayern an Würtemberg.

  • 1) Schmaleck, ein kathol. Pfarrdorf, 13/4 St. nordwestlich von Ravensburg, auf der Höhe mit 147 Einw. Der Ort hat eine schöne Lage mit weiter Aussicht auf der Ecke über dem tiefen Schmalecker-Thale. Er hat Kirche und Schule, aber kein Schulhaus, und eine Schildwirthschaft. Die Kirche zum h. Nikolaus wurde 1702 auf Kosten der Nikolaipflege in Ravensburg neu erbaut, und 1716 eingeweiht. Die Baulast der Kirche und des Pfarrhauses, das 1823 neu erbaut wurde, haben jetzt die Kirchen- und die Gemeindepflege, die sich dafür mit 2000 fl. von der Stadt Ravensburg abfinden ließen. Das Patronat, das vormals Weingartisch war, ist nun königlich. Der Pfarrsprengel umfaßt, einschließlich des Pfarrdorfs, 32 Parzellen, sämmtlich zu der Gemeinde Schmaleck gehörig.| Vormals war der Ort selbst Filial von Berg. Im J. 1751 stiftete der Pfarrer Wilhelm Rom in Arnach (s. auch Arnach, O. A. Waldsee) ein Kapital von 6000 fl. zu Erbauung eines Kapuziner-Klösterleins, oder, wenn der Bau nicht innerhalb eines Jahrs, nach seinem Tode, beginnen sollte, zu einer Pfründe, welche das Kloster Weingarten an einem ihm beliebigen Orte errichten sollte. Das Letztere geschah, indem von dem Kloster das Stiftungs-Capital bei der Landschafts-Kasse von Weingarten angelegt und mit den Zinsen 1753 eine Kaplanei in Berg errichtet wurde, mit der Bestimmung, daß der Kaplan in der Filialkirche Schmaleck jährlich 60 Predigten und Christenlehren halten solle; 1820 wurde diese Kaplanei nach Schmaleck verlegt und zu einer Pfarrei erhoben, nachdem schon 1801 Anton Bentele, Waibel zu Schmaleck, für eine Pfarrstelle ein Kapital von 1000 fl. gestiftet hatte. Weitere Einkommenstheile (25 Scheffel Früchte und zwei Eimer Wein) wurden von der Pfarrbesoldung Berg herübergenommen.

    Schmalegg, oder, wie es schon in den ältesten Zeiten geschrieben wurde, Schmaleck, ist ein historisch merkwürdiger Ort; auf der vordersten Spitze der Bergzunge, worauf das Dörflein liegt, stand über jähem Abgrund die alte Burg Schmaleneck. Noch sind ansehnliche Ruinen von ihr übrig, und die Spitze, worauf sie liegen, ist durch einen tiefen Graben von der rückwärtsliegenden Fläche abgeschnitten. Auf dieser Burg saß einst das berühmte Geschlecht der Schenken von Schmalneck, das nicht nur die Herrschaft Schmaleck, sondern auch die Herrschaften Beyenburg und (in alten Zeiten) Rinkenburg besessen hat und durch Erbschaft auch in den Besitz der ansehnlichen Winterstettischen und Otterswangischen Güter gekommen ist. Nähere Nachrichten von diesem Geschlechte sind in den Würt. Jahrbüchern, Jahrg. 1833, S. 177 u. ff. zu lesen; wir können uns daher hier auf das Wesentlichste beschränken.

    Die von Schm. gehörten zu den Ministerialen der Welfen und ihrer Erben, der Hohenstaufen. Der erste, den man findet, ist Eppo von Schm., für dessen Seelenheil sein Sohn Rudolph ums J. 1140 an das Kloster Weingarten einen Hof zu Dentenweiler, O. A. Tettnang, schenkt. Ein Conrad von Schm. schenkte 1173 dem Kloster Weissenau den Weiler Büchel. Sein Sohn Heinrich steht als Zeuge in dem k. Freiheitsbrief für das Kloster Bebenhausen vom J. 1187 und in andern Urkunden. Heinrichs Sohn, Conrad von Schm., erbte, als Gemahl der Irmengard, Erb-Tochter des Schenken Conrads von Winterstetten, nach dessen Tode, 1241, nicht nur dessen ansehnliche Besitzungen, sondern auch mit denselben das Schenkenamt an dem kaiserl. Hofe; in einer Urkunde: Actum in castro| Smalnegge 1242, nennt er sich zum erstenmal Schenk von Schm. Von seinen 6 Söhnen hatten sich 2 dem geistlichen Stande gewidmet, die 4 andern theilten das väterliche Erbe: Heinrich bekam Schmalneck, Conrad Winterstetten, Hermann Otterswang, Rudolph Altthann. Zu dem Schmalneckischen Theil kamen nachher auch noch die Besitzungen Beyenburg und Ittendorf, und es theilte sich die Schmalneckische Linie wieder in 3 Linien: 1) Die von Schmalneck, 2) die von Beyenburg und 3) die von Ittendorf, welche alle auch den Titel „Schenken“ führten. Bald erlosch der Glanz des Hauses, und seine verschiedenen Zweige selbst verschwinden schon in der Mitte des 13ten Jahrhunderts; ein Heinrich v. Schm. erscheint noch 1352, aber die Besitzung Schmalneck war schon 1274 durch Kauf des k. Landvogts, Grafen Hugo von Werdenberg (nach andern Angaben 1288 von K. Rudolph), an die von Werdenberg (Heiligenberg) gekommen, bei welchen sie längere Zeit verblieb. Graf Eberhard von Werdenberg, zu Sigmaringen gesessen, verkaufte 1413 Burg und Herrschaft an die Stadt Ravensburg um 6300 fl. Zu der Herrschaft gehörten nach dem Kaufbrief „Veste und Burg Schm. und das Burgstall darunter (das jetzige Schwarzensteeg, s. u.) mit aller Zugehör“; sodann Güter, Vogtrechte, Zinse, Gülten etc., an ungefähr 40 Orten. Ravensburg verpfändete 1677 die Vogtei und Herrschaft Schm. in der Noth an das Kloster Weingarten für 30.000 fl. auf 20 Jahre, löste sie aber nach deren Verlauf 1697 wieder ein. Die Stadt hatte einen Vogt zu Schm., der in dem Schloß daselbst wohnte, bis dieses im 30jährigen Kriege 1647 von den Schweden verbrannt wurde.

    Eine zweite Burg, Rinkenburg genannt, soll Schmaleck gegenüber, am nördlichen Hange der jenseitigen Bergzunge, unter dem Hofe Schmucker gestanden haben. Man sieht jedoch keine Spur mehr davon; aber der Wald heißt noch „Rinkenburg“, und die darunter hinziehende Thalschlucht „der Rinkenburger Tobel.“ Die Ödung, worauf die Burg gestanden hatte, hat noch ihre eigenen Grenzen. In welchem Verhältniß dieses Rinkenburg mit Rinkenburg bei Essenhausen gestanden habe, ist unbekannt; aber das weiß man, daß die Herren von Schmaleck die Erben der von Rinkenburg und Beyenburg waren, s. Blitzenreute und Essenhausen. In der Nähe findet man noch zwei Schwedenschanzen, von wo aus die Schweden, nach der Überlieferung, die Veste Schmaleck beschossen haben.
  • 2) Aich, H. mit 5 Einw., Filial von Bavendorf, vormals Eschau, s. o.
  • 3) Aulwangen, W. mit 18 Einw., Filial v. Berg, s. o. In ältern Schriften heißt der Ort „Öhlwangen“. Zwei Höfe gehörten| vormals den Herren von Sirgenstein, unter Ravensburger Hoheit.
  • 4) Bäche, H. mit 10 Einw. G. H. Stiftungs-Verw. Ravbg.
  • 5) Bernhofen, W. mit 21 Einw., soll vor alten Zeiten der Sitz einer adelichen Familie gewesen seyn.
  • 6) Briel, H. mit 14 Einw. Wie P. 4.
  • 7) Brielhäusle, Haus mit 6 Einw.
  • 8) Bronnetsholz, H. mit 5 Einw.
  • 9) Büchelhäusle, Haus mit 13 Einw.
  • 10) Burgmühle, auch Gengenmühle genannt, M. mit Gut, mit 5 Einw. Die Mühle liegt in dem tiefen Tobel, unter der ehemaligen Burg Schmaleck, wozu sie gehörte, und wird von der Ettishofer Ach getrieben.
  • 11) Buttenmühle, H. in wilder Schlucht, durch welche der Buttenmühlbach fließt, mit 10 Einw., Filial von Horgenzell.
  • 12) Eschau, Pfarrweiler, 30 Einw. G. H. Präsenz Rav. In 1. Urkunde vom J. 858 kommt ein Ort Westauun vor, melden Neugart (C. D. Nro. 371.) für Eschau hält. Nach dem Kauf der Herrschaft Schmaleck trat die Stadt Ravensburg den Kirchensatz mit 3 Höfen an die Priester-Präsenz der obern Pfarrkirche zu Rav. ab, welcher die Pfarrei 1443 einverleibt wurde, mit der Verpflichtung, durch einen ihrer Kaplane dieselbe versehen zu lassen. Dieß geschah auch, bis im J. 1812 die Dreifaltigkeits-Kaplanei in R., womit die Pfarrei verbunden war, wieder von der Stadtpfarrei R. getrennt und zu einer unabhängigen Pfarrstelle gemacht wurde. Da übrigens der ganze Pfarrsprengel, wozu außer Eschau noch die drei Höfe Aich, Ganter und Hinter-Weissenried gehörten, nicht mehr als 38 Pfarrgenossen zählte, so wurde 1821 dem Pfarrer auch die Besorgung der Pfarrei Bavendorf (O. A. Tettnang) übergeben. Im J. 1834 wurden endlich beide Pfarrsprengel zu Einer Pfarr-Gemeinde verbunden mit dem Pfarrsitz in Bavendorf. Die Pfarrkirche zu Eschau ist dem h. Gallus geweiht. Die Schule ist zu Bavendorf.
  • 13) Funkenhausen, H. mit 9 Einw., wurde 1614 von dem Kloster Weissenau an Ravensburg verkauft.
  • 14) Ganter, H. mit 5 Einw., Filial von Eschau-Bavendorf. G. H. wie P. 4.
  • 15) Geratsberg, W. mit 19 Einw. , Filial von Wilhelmskirch. G. H. Gr. von Beroldingen.
  • 16) Greckenhof, H. mit 13 Einw. G. H. wie P. 4; es soll hier der Sitz eines adeligen Geschlechts gewesen seyn.
  • 17) Gringen, H. mit 9 Einw., Filial von Wilhelmskirch. G. H. Stiftungs-Verw. Ravensburg.|
  • 18) Hagenbach, H. mit 8 Einw.
  • 19) Hinter-Weissenried, H. mit 9 Einw., Filial von Eschau-Bavendorf. G. H. 1/2 Gr. von Beroldingen, 1/2 Stadtpfarrei Ravensburg.
  • 20) Hochstätt, H. mit 7 Einw.
  • 21) Hübscher, H. mit 7 Einw.
  • 22) Krehenhof, H. mit 9 Einw.
  • 23) Kübler, H. mit 5 Einw.
  • 24) Mocken, H. mit 8 Einw., vorm. Weissenauische G. H.
  • 25) Mühlsteig, H. mit 8 Einw.
  • 26) Nessenbach, W., vormals auch Essenbach genannt, mit 21 Einw., Filial von Wilhelmskirch. G. H. theilweise Stift-Verwaltung Ravensburg.
  • 27) Nestbühl, Hs. mit 7 Einw.
  • 28) Neubernhofen, Hs. mit 5 Einw.
  • 29) Neu-Aulwangen, H. mit 5 Einw. Eine neue, erst vor zwei Jahren entstandene Ansiedlung, nahe bei Okatreute.
  • 30) Neu-Hagenbach, H. mit 19 Einw.
  • 31) Ober-Hagenbach, H. mit 3 Einw.
  • 32) Ober-Meckenhof, H. mit 10 Einw. G. H. Stift-Verwalt. Ravensburg; ein Haus, Namens Öhlgasse, ist seit 1828 wieder abgegangen.
  • 33) Okatreute, H. mit 6 Einw.
  • 34) Schlegel, H. am Schwalbenbach mit 14 Einw.
  • 35) Schmucker, Hs. mit 9 Einw. S. o. Schmaleck.
  • 36) Schwarzensteeg, Hs. mit 7 Einw. Es liegt in der Thalschlucht, am Fuße des Schloßberges von Schmaleck, und ist ohne Zweifel das Burgstall-Schloß-Nebengebäude, das mit der Veste Schmaleck verkauft wurde. Auf ältern Karten wird es auch „Schlößle“ genannt.
  • 37) Sturmtobel, auch Tobelhäusle genannt, Hs. mit 6 Einw. in dem engen Sturmtobel unterhalb Schmaleck.
  • 38) Trutzenweiler, W. mit einer Ziegelhütte, 23 Einw.
  • 39) Unter-Meckenhof, H. mit 7 Einw.
  • 40) Unter-Waldhausen, W., wozu die H. Hasenwinkel und Luß gehören, mit 72 Einw., Filial von Wilhelmskirch. G. H. theilweise Gr. von Beroldingen und der Anwald Manz zu Fronhof. 1296 kaufte das Kloster Weingarten Luß, und der Ritter Ulrich von Wambrechts verzichtet auf das Eigenthum. S. Wilhelmskirch.
  • 41) Unter-Wolfsberg, H. mit 8 Einw.|
  • 42) Vorder-Weissenried, H. mit 18 Einw. G. H. Gr. von Beroldingen. Hieß ehemals auch Dietmansberg.
  • 43) Wippenreute, W. mit 60 Einw., Filial v. Horgenzell. G. H. Gr. von Beroldingen und Stift. Verw. Ravensb.
  • 44) Wolfsberg, H. mit 21 Einw.
  • 45) Zinsländer, ehemals „zum Leder“ genannt, Hs. mit 9 Einwohnern.