« Kapitel B 5 Beschreibung des Oberamts Oehringen Kapitel B 7 »
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Eckartsweiler,


Gemeinde III. Klasse, 432 Einw.; wor. 3 Kath.: a. Eckartsweiler, Weiler, 122 Einw.; b. Platzhof, Hof, 10 Einw.; c. Stegmühle, Haus, 8 Einw.; d. Unter-Söllbach, Weiler, 122 Einw.; e. Weinsbach, Weiler, 170 Einw. – Filial von Oehringen; die Kath. sind nach Pfedelbach eingepfarrt.
Eckartsweiler hat eine freundliche Lage am Einfluß des Weinsbachs in den Epbach und ist in die nicht tief eingeschnittenen,| wiesenreichen Thälchen dieser beiden Bäche etwas weitläufig hingebaut. Gutes Trinkwasser ist hinreichend vorhanden.

Die Entfernung von der westlich gelegenen Oberamtsstadt beträgt 3/4 Stunden.

Der Ort hat ein 1805 von dem Fürsten Ludwig Friedrich Karl von Hohenlohe-Oehringen erbautes Schulhaus, das ein Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters enthält.

Die Schule besuchen auch die schulpflichtigen Kinder von Cappel, Hornberg, Platzhof und Weinsbach. Ein Rathhaus wurde 1861 von der Gemeinde erworben.

Die Einwohner, deren Erwerbsquellen in Feldbau und Viehzucht bestehen, befinden sich in sehr befriedigenden Vermögensumständen und nur eine Familie ist ohne hinreichenden Güterbesitz, während vier Güterbesitzer von 70–100 Morgen und vier von 40–50 Morgen vorhanden sind.

Die Landwirthschaft wird, begünstigt durch einen sehr fruchtbaren Diluviallehmboden, der nur theilweise etwas naßkalt ist, umsichtig betrieben und beschäftigt sich hauptsächlich mit dem Anbau von Dinkel, Haber, Gerste und hauptsächlich auch von Reps, welcher den bedeutendsten Handelsartikel bildet. Auch von den Getreidefrüchten können über den eigenen Bedarf in namhafter Ausdehnung nach Außen abgesetzt werden.

Das Obst gedeiht gerne und liefert in günstigen Jahren einen Artikel zur Ausfuhr.

Die Wiesen sind ergiebig und ertragen gutes Futter.

Die Viehzucht ist gut und die Ochsenmastung wird zum Verkauf mit Erfolg getrieben, während man die Schweine als Ferkel von Außen bezieht und für den eigenen Bedarf mästet.

In Eckartsweiler verkaufte 1364 Burkhard Probst zu Baum-Erlenbach seinen halben Hof an Eberhard Lesch, zu Oehringen gesessen. Der Ort gehörte mit den Parzellen zu dem Fürstenthum Oehringen; den Zehnten hatte das Stift zu Oehringen.

b. Platzhof, eine gegen 400 Morgen große fürstlich hohenlohische Domäne, von der etwa 80 Morgen auf der Markung Weinsbach liegen; sie ist verpachtet und wird durch den gegenwärtigen Beständer Schwab theils in 8 Rotationen, theils in der Dreifelderwirthschaft aufs rationellste bewirthschaftet. Der Betrieb zeichnet sich durch Benützung aller neueren landwirthschaftlichen Hülfsmitteln und Maschinen aus. Eine Dampfmaschine setzt z. B. eine Dreschmaschine, eine Gerbmaschine, eine Futterschneidmaschine, eine Sägmaschine und| eine Schrotmühle in Bewegung. Die Branntweinfabrikation ist von Bedeutung und liefert jeden Winter gegen 100 Eimer.

Neben 8 Pferden ist ein schöner Rindviehstand von etwa 110 Stücken, worunter 12–18 Ochsen, aufgestellt. Es wird ein tüchtiger Neckarschlag gehalten und durch 2 Bastard-Simmenthaler Farren nachgezüchtet und verbessert.

Die Vieh- und Hammelmastung ist sehr namhaft.

Der im allgemeinen fruchtbare Boden ist theilweise etwas naß, weßhalb die Drainage mit Erfolg angewendet wird. Neben dem ausgedehnten Anbau von Getreidefrüchten und Brachgewächsen ist auch der Repsbau sehr namhaft und die Obstzucht von großer Erheblichkeit.

Eine herrliche Lindenallee führt von dem Platzhof nach Friedrichsruhe.

Der Platzhof, „der Hove uf dem Platz“ in den alten Urkunden genannt, früher in Privathänden und namentlich zuletzt im Besitze des hohenl. Sekretär Wendelin Hipler, der die bekannte Rolle im Bauernkriege spielte, (s. d.) kam durch Verkauf Hiplers und seiner Ehegattin, Katharine Lebkucherin, 1515 an Hohenlohe. Die Verkaufsurkunde lautet: „Dem wohlgebornen Herrn, Herrn Albrecht von Hoenloe etc. unßern hove, einen genant Stolzeneck, der andere uff dem Platz gelegen mit allen Weyhern, Garten, Eckern, Weidtgängen, Feldung und aller Begreiffung und zwin Weihern umb und ob Dieffensall an der Lochklingen gelegen … umb 2000 Gülden Reihnischer, guter rechter Landteswehrung …“ Wendel Hipler sollte bis zur Bezahlung alljährlich 100 fl. Zins, halb Gold halb Münze, von den Einkünften der Stadt Forchtenberg erhalten.

Später wurde der Hof in den vorderen und hinteren Platzhof abgetheilt, der vordere mit 124 Mrg. Äcker, 38 Mrg. Wiesen, 4 Mrg. Etzweide, wofür jährlich bezahlt wurde 31 kr. Geld, ein Fastnachthuhn, zehn Malter Korn, zehn Malter Haber und Sterbfall, Handlohn etc.; der hintere mit 40 Mrg. Äcker, 6 Mrg. Wiesen. Nach dem dreißigjährigen Kriege fielen die zwei Höfe der Herrschaft heim. 1672 waren nur 66 Morgen des vorderen Platzhofes im Bau, die des hinteren waren zum Hofbauthiergarten gezogen. Auf der Markung des Platzhofes war ein besonderer Thiergarten mit 72 Morgen und einem großen See und vier Grüblein nebst einer Wildhütte; 1716 kam ein Fasanengarten und ein Vogelheerdhaus hinein.

c. Stegmühle, mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang, liegt an der Ohrn, 1/2 Stunde südlich von Eckardtsweiler innerhalb| der Markung Oberohrn; dazu gehört ein etwa 20 Morgen großes Feldgut.

d. Unter-Söllbach, ein freundlicher, sehr wohlhabender Ort, der 3/4 Stunden östlich von der Oberamtsstadt am Söllbach liegt und an dem die Oehringer–Haller Landstraße vorüber führt.

Der Ort hat eine kleine 1713 erneuerte Kirche, in der auf Verlangen getauft und kopulirt wird.

Die schulpflichtigen Kinder haben die Schule in Michelbach zu besuchen.

Die ziemlich eben gelegene, fruchtbare Markung ist unter drei Bauern mit je ungefähr 70 Morgen, fünf mit 30–40 Morgen und einige minder bemittelte Familien getheilt; überdieß besitzen die Einwohner auch gute Weinberge auf Michelbacher Markung.

Die natürlichen und landwirthschaftlichen Verhältnisse gleichen denen in Eckartsweiler.

In Unter-Söllbach, in dem Stiftungsbrief „Selebach“ genannt, hatte das Stift den alten Fruchtzehnten, 4/9 des alten Weinzehnten und Gülten. Der Ort gehörte früher zum Amt Michelbach.

e. Weinsbach, in einem angenehmen Wiesenthälchen, eine Stunde nordöstlich von der Oberamtsstadt gelegen, von der aus eine Vicinalstraße durch den Ort nach Kirchensall führt. Das nöthige Trinkwasser ist vorhanden und überdieß fließt der Weinsbach durch den Ort.

Die Einwohner, deren Erwerbsmittel in Feldbau und Viehzucht bestehen, sind in ziemlich guten Vermögensverhältnissen; neben einigen unbemittelten Familien und kleineren Güterbesitzern, befinden sich im Ort fünf Bauern mit 60–70 Morgen und fünf mit 30–40 Morgen Grundeigenthum.

Die natürlichen und landwirthschaftlichen Verhältnisse sind wie in dem nur 1/4 Stunde nordwestlich gelegenen Eckartsweiler.

Ein Ruckerus de Winspach et uxor Friderin machte eine Stiftung für das Stift Oehringen „super domo balneatoris in antiqua civitate.“


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