« Kapitel B 4 Beschreibung des Oberamts Oehringen Kapitel B 6 »
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Cappel,


Gemeinde III. Klasse, Dorf 251 Einw., wor. 2 Kath. und 10 eig. Conf.; dazu gehört Hornberg, Weiler, 59 Einw. – Filial von Oehringen; die Kath. sind nach Pfedelbach eingepfarrt.
Cappel liegt im Ohrnthal 1/2 Stunde östlich von der Oberamtsstadt; die Oehringer–Haller Landstraße führt durch den Ort und| überdieß gehen daselbst Vicinalstraßen nach Michelbach und Untersteinbach ab. Die Ohrn trennt die beiden Orte Cappel und Hornberg, von denen ersteres auf der rechten Seite des Flüßchens, letzteres auf der linken liegt; eine steinerne Brücke und ein hölzerner Steeg stellen die Verbindung der beiden Orte her. Im Ort fließen in die Ohrn der Söllbach und der Epbach, letzterer treibt kurz vor seiner Einmündung eine Mühle mit drei Mahlgängen und einem Gerbgang, während an der Ohrn selbst eine Öl-, Gyps-, Hanf- und Lohmühle liegt.

Cappel hat ein freundliches Aussehen; einige schöne Gärten und Wirthschaftsgebäude, besonders aber ein von Graf Johann Friedrich II. 1736 angelegter Lustgarten mit einem stattlichen Wohngebäude (nunmehr in Privathänden) deuten auf die Nähe der Stadt. Hornberg hat ein minder günstiges Aussehen.

Die günstige Lage, verbunden mit einem fruchtbaren Diluviallehmboden, unterstützen einen vortheilhaften landwirthschaftlichen Betrieb, der den im allgemeinen fleißigen Einwohnern ein gutes Auskommen sichert, von denen der begütertste 160 Morgen Grundeigenthum hat, während etwa sechs Bürger bis gegen 70 Morgen, die übrigen 15–40 Morgen besitzen.

Man baut vorzugsweise Dinkel, Gerste, Reps, und zwar befriedigen die Getreideerträgnisse nicht nur das örtliche Bedürfniß, sondern gestatten auch noch einen erheblichen Verkauf nach Außen.

Die Obstzucht ist ziemlich bedeutend.

Weinbau wird nur auf 10 Morgen getrieben.

Die guten ergiebigen Wiesen und ein tüchtiger Futterkräuterbau ermöglichen einen für die Landwirthschaft nöthigen Rindviehstand; auch Pferde werden gehalten und mit diesen, wie mit Ochsen und Kühen der Pflug bespannt. Mit Vieh, namentlich mit gemästetem, wird Handel getrieben.

b. Hornberg ist minder bemittelt; neben einigen armen Familien befinden sich hier einzelne mittelbegüterte und nur ein Bürger mit einem Güterbesitz von 70 Morgen.

Die schulpflichtigen Kinder von Cappel und Hornberg besuchen die Schule in Eckartsweiler. Die Verstorbenen werden in Oehringen beerdigt.

Daß Cappel das Capellatium oder Palas des Ammianus Marcellinus sei, an den Grenzen der Alemannen und Burgunder, wo Julian sein Lager im Alemannen-Kriege aufschlug (359), ist eine ältere, willkührliche, nur aus der Verwandschaft des Namens abgeleitete Muthmaßung, obwohl die Möglichkeit nicht ausgeschlossen bleibt;| denn der Limes, dessen Spuren hier beinahe ganz vergangen sind, muß wohl 1/4 Stunde westlich an Cappel vorbeigeführt haben. Auch ist eine eigenthümliche oblonge, mit Wall und Graben umgebene Verschanzung auf dem Hornberg, „Burgstall“ genannt, die wir als eine Vorschanze des Grenzwalls zu betrachten haben; sie ist 90 Schritte lang und 40 breit (der Schritt = 21/2′), die Ecken sind abgerundet, der Graben 5–8′ tief und an der Sohle 2–3′, oben aber 18–20′ breit. Der Wall erhebt sich nur 2–3′ über die innere Fläche der Schanze und verflacht sich allmählig gegen dieselbe. An der nördlichen Seite der Schanze fehlt Wall und Graben, weil sie sich hier an den steilen, 50′ hohen Abhang gegen die Ohrn anlehnt und somit auf dieser Seite natürlich fest war. Vor 90 Jahren soll der Graben 5′ breit und 5′ tief, und der Wall 16′ hoch und 6′ breit gewesen sein.

Der Name Cappel übrigens deutet sicherlich auf eine Kapelle, von der man auch ein Fundament gefunden haben will, sowie auch Cappel bis 1566 seine eigenen Heiligengefälle hatte.

Es gab eine Familie, die sich von Kappel nannte, von der mehrere Mitglieder Canonici in Oehringen waren.

In Hornberg waren begütert die Hornecke von Hornberg.

Werner von Hornberg 1339, derselbe 1352, 1366; Goetz Thenner, ein Edelknecht, gesessen zu Oringow – den Hof zu Cappelen gelegen, der da geheißen ist auf dem Hornberg.

Zürch von Hornberg verkaufte 1418 an Hans Tilger und seine Erben, einen Hof in Cappel.

Unter denen, welche an das Stift in Oehringen Güter verkauften, wird genannt Zürch von Hornberg 1420, und 1426 verkaufte Zürch von Hornberg an Hohenlohe seinen Hof auf dem Hornberg bei Cappel.

Das Wappen dieser ritterlichen Familie war ein Horn über einem Berg im Schilde; sie stammen von Hornberg am Neckar und der Name des Cappler Hornberges rührt wohl von den Besitzern her, die auch bei Neufels betheiligt waren.


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