« Kapitel B 40 Beschreibung des Oberamts Oehringen Kapitel B 42 »
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
|
Windischenbach,


Gemeinde III. Klasse, 450 Einw., worunter 16 Kath. a. Windischenbach, Dorf, 381 E.; b. Burghof, Hof, 15 Einw.; c. Klingenhof, Hof, 3 Einw.; d. Lindelberg, Hof, 23 Einw.; e. Stöckig, Weiler, 20 Einw.; f. Weislensberg, Hof, 8 Einw. – Filial von Pfedelbach, mit Ausnahme von Lindelberg, das nach Oehringen eingepfarrt ist.

Das Dorf Windischenbach liegt am Bach gleichen Namens, 3/4 Stunden südwestlich von Oehringen. Die Vicinalstraße von Oehringen nach Adolzfurth führt durch den Ort und überdieß ist eine Vicinalstraße nach dem 1/4 Stunde östlich gelegenen Mutterort angelegt, welche dem Ort eine starke Frequenz, namentlich auch eine bedeutende Holzdurchfuhr von dem Mainhardter Wald her sichern.

In der Mitte des nicht unansehnlichen Dorfs steht eine kleine, etwa 200 Jahre alte Kirche, die nichts Bemerkenswerthes bietet.

Das freundlich gelegene Schulhaus enthält zugleich die Wohnung des Schulmeisters und die Gelasse für den Gemeinderath; im Schulverband stehen auch Burghof, Klingenhof, Stöckig und Weißlensberg. Die Baulast der Schule liegt auf der Gemeinde, die der| Kirche aber auf der Parochial-Gemeinde. Der Begräbnißplatz ist außerhalb (südlich) des Orts angelegt.

Die Feldgüter liegen theils eben, theils auf leichten Anhöhen und haben im allgemeinen einen sehr fruchtbaren Lehm- auch Thonboden, während der ziemlich ausgedehnte Weinbau auf den südlich geneigten Keupermergelabhängen mit Vortheil und der Wiesenbau in der Thalebene auf theilweise günstigem Alluvialboden getrieben wird. An einzelnen Stellen ist der Wiesengrund zu naß und erzeugt etwas saures Futter.

Die Hauptnahrungsquellen der im allgemeinen fleißigen Einwohner sind Feldbau, Weinbau und Viehzucht.

Der Kretinismus, welcher früher nicht zu den Seltenheiten gehörte, verschwindet täglich mehr und kommt gegenwärtig nur noch in zwei Familien vor.

Die Vermögensumstände haben sich in Folge der guten Weinjahre sehr gehoben; die größten Güterbesitze bewegen sich von 52 bis 60 Morgen, überdieß sind etwa 12 Bürger im Ort, die einen Besitz von 40 Morgen haben. Der höchste Weinbergsbesitz belauft sich auf 6 Morgen.

Die Landwirthschaft wird so ziemlich in der alten Weise betrieben und läßt wenig Fortschritte wahrnehmen; man baut die gewöhnlichen Cerealien und in der stark angeblümten Brache Kartoffeln, Futterkräuter, Rüben, Flachs, Hanf etc. Der Verkauf an Getreide ist nicht bedeutend.

Unbedeutend ist die Obstzucht und wird wegen des vorherrschenden Weinbaus weniger gepflegt.

Der Weinbau liefert ein gutes, feuriges Erzeugniß, das jedoch in manchen Jahren einen vorherrschenden, vom Boden herrührenden Beigeschmack (Bockeln, Bodengefährt) hat. Der Morgen Weinberg, der bis zu 7–800 fl. verkauft wird, liefert im Durchschnitt 4 Eimer; die durchschnittlichen Weinpreise waren in den Jahren 1857 52 fl., 1858 32 fl., 1859 40 fl., 1860 18 fl. und 1861 57 fl. per Eimer. Im Jahr 1853 war der ganze Ertrag über 600 Eimer und 1859 etwa 460 Eimer. Die Weinberge liegen am Galberg, Lindelberg, Stöckig und Burgberg. Der Absatz der Weine geht nach Hall, Mainhardt und in die nächste Umgegend.

Die Viehzucht ist nicht besonders ausgedehnt und der Handel mit Vieh von keinem Belang, dagegen wird ziemlich viel Milch und Butter nach Oehringen abgesetzt.

| Die Schafweide ist verpachtet und trägt nebst der Pferchnutzung jährlich 466 fl. ein.

Zu der Gemeinde gehören:

b. Burghof, liegt am Abhange des Höhenzugs 1/4 Stunde südlich von Windischenbach. Der Ort besteht aus einem Hof mit Weinbergen und Obstgärten.

c. Klingenhof, ein Haus mit Schafstall, das der Schäfereigesellschaft Windischenbach gehört; ein dazu gehöriges Baumgut hat schon in günstigen Jahren für 12–1500 fl. Obst geliefert.

d. Lindelberg, hat eine schöne, freie Lage auf der Kuppe des freistehenden Lindelbergs, von dem man eine schöne Aussicht genießt. Die dazu gehörigen Güter sind Eigenthum von vier Besitzern und zum Theil verpachtet. Auf dem sehr fruchtbaren Boden gedeihen alle in Württemberg kultivirten Gewächse und namentlich gehört der hier erzeugte Wein zu den vorzüglicheren. Ein Keuperwerksteinbruch ist vorhanden, der vortreffliche Bau- und Werksteine liefert. Mit Trinkwasser ist der Ort versehen.

1414 verkauft Wolfgang von Rappach an Herrn Albrecht von Hohenlohe seinen Theil des Lindelbergs um 56 rheinische Goldgulden.

1473 verkaufen Hans Kilian und Michel von Sindringen an die Grafen von Hohenlohe ihren dritten Theil des Lindelbergs, den sie von der Pfalz und der Grafschaft Löwenstein zu Lehen getragen, der aber ihnen geeignet worden.

Übrigens wird schon in der Theilung von 1455 der Lindelberg als gemeinschaftlich zu bauender Hohenlohischer Besitz aufgeführt.

Das Hofgut Lindelberg, 120–130 Morgen, gemeinschaftlicher Oehringischer und Bartensteinischer Besitz wurde 1812 von der Kgl. Debitcommission verkauft an eine Gesellschaft Spekulanten, von welcher es der Schäfer Gottfried Riedel 1812 erwarb; später kam es an vier Besitzer zu ungleichen Theilen.

e. Stöckig liegt mit herrlicher Aussicht an der Vicinalstraße von Windischenbach nach Adolzfurth, 1/2 Stunde südwestlich von ersterem Ort. Zu dem Weiler gehört ein größeres Gut und einige kleinere Grundbesitze von Ansiedlern. Die Äcker und Weinberge sind wegen des magern Bodens weniger ergiebig.

Der Stöckig wird im Oehringer Obleybuch genannt, wo legirt wird „de bonis in Stockeych.“

f. Weislensberg, in der Nähe von Stöckig gelegen; auf| dem Hof wohnen drei Familien, die sich von Ackerbau und Weinbau nähren.

Standesherrlicher Gutsbesitzer für sämtliche Parzellen ist der Fürst von Hohenlohe-Bartenstein.


« Kapitel B 40 Beschreibung des Oberamts Oehringen Kapitel B 42 »
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).