Beschreibung des Oberamts Oehringen/Kapitel B 39
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Sämtliche Orte des Gemeindebezirks liegen auf der Kupferzeller Ebene, mit Ausnahme von Löcherholz, das am nördlichen Abhang der Waldenburger Berge gelegen ist.
Die 5969 Morgen große Gemeindemarkung wird mit geringer Ausnahme für den Feldbau benützt, der in Vereinigung mit der Viehzucht die Haupterwerbsquelle der Einwohner bildet. Von diesem Areal sind etwa 600 Morgen Brachfeld, das größtentheils unangebaut bleibt. Im Dreifeldersystem baut man hauptsächlich Mengfrüchte (etwa auf 500 Morgen) und ungemengt Dinkel, Haber, Gerste, Wicken, viel Reps, Kartoffeln, Futterkräuter, besonders dreiblättrigen Klee etc. Der im allgemeinen fruchtbare Boden, welcher vorherrschend aus Lehm, theilweise auch aus Letten besteht, wird neben guter Düngung mit Pferden, Ochsen und zum Theil auch mit Kühen bebaut. Von den Felderzeugnissen wird viel Dinkel, Gerste etc. nach Hall abgesetzt und der Reps kommt meist nach Heilbronn zum Verkauf. Die Wiesen sind mit Ausnahme einiger, die saures Futter erzeugen, gut und ergiebig an Futter, das in den betreffenden Orten selbst verbraucht wird.
Der Obstbau ist nicht unbedeutend und namentlich zeichnet sich Löcherholz hierin aus.
Die Schafzucht ist namhaft und mit gemästeten Hämmeln wird ein einträglicher Handel getrieben.
Der Stand und die Zucht der Pferde ist von einiger Bedeutung, jedoch der Handel mit Pferden von keinem Belang.
Ein schöner tüchtiger Rindviehstand, durch den die Pächter der fürstl. Hohenlohischen Domänen in Beltersroth sich auszeichnen, wird gehalten und mit gemästeten Ochsen Handel getrieben.
Schweinezucht besteht und gemästete Schweine werden nach Außen verkauft.
Die Geflügelzucht ist von Belang und erlaubt einen namhaften Absatz nach Hall und Künzelsau.
| Grund- und Zehntherr war der Fürst von Hohenlohe-Waldenburg und in geringerem Betrag Hohenlohe-Kirchberg, das Stift Oehringen und der Spital Hall.a. Westernach hat 3 Stunden östlich von der Oberamtsstadt in einem wiesenreichen Flachthälchen, an einem Seitenbach der Kupfer eine angenehme, gesunde Lage und ist mit Trinkwasser hinreichend versehen; auch sind im Ort mittelst Schwellung des Bachs 2 Weiher angelegt.
Die Oehringen–Haller Landstraße führt durch das Dorf; von ihr geht nahe am Ort eine Vicinalstraße über Kupferzell nach Künzelsau ab. Die Eisenbahn führt 1/4 Stunde südwestlich am Ort vorüber und die Entfernung zur nächstgelegenen Eisenbahnstation beträgt 1/2 Stunde.
Westernach selbst ist ansehnlich und manches stattliche Bauernhaus verräth die Wohlhabenheit einzelner Einwohner, von denen 5 einen Grundbesitz von 80–150 Morgen haben, die Mehrzahl besitzt 50–60 Morgen und überdies sind auch sog. Kleinhäusler vorhanden.
Beinahe in der Mitte des Orts steht eine kleine Kirche, in der alle 14 Tage der zweite Stadtpfarrer von Waldenburg zu predigen hat; die Unterhaltung derselben steht der Gemeinde zu.
Der Begräbnißplatz liegt außerhalb (nordwestlich) des Orts.
Ein Schulhaus ist vorhanden, welches 1 Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters enthält; gegenwärtig wird die Schule mit Einschluß der von Löcherholz von 46 Kindern besucht.
Ein Armenhaus besteht.
Privatwaldungen sind vorhanden, auch besteht eine Stiftung von 1200 fl., aus deren Zinsen der zweite Stadtpfarrer in Waldenburg für seine gottesdienstlichen Verrichtungen belohnt wird.
Über das Vermögen der Gemeinde- und Stiftungspflege siehe auch Tab. III.
Etwa 1/4 Stunde östlich vom Ort bestand die Wilhelmsgrube, aus der Alaunschiefer gewonnen wurde, die nun aber eingegangen ist.
1347 bestätigt Kaiser Karl IV. an Kraft III. von Hohenlohe das Geleite zu Westernach, das ihm und seinen Vorfahren von dem Reiche verpfändet war, nebst anderen Geleiten.
b. Bauersbach, liegt 1/4 Stunde östlich von Westernach auf einem Flachrücken zwischen der Kupfer und einem Seitenbach| derselben. Die schulpflichtigen Kinder besuchen die Schule in dem kirchlichen Mutterort Eschenthal.Die Einwohner sind wohlhabend und es befinden sich hier 8 Bauern, von denen jeder 120 und darüber Morgen besitzt; nur 2 sind im Ort mit je 12–14 Morgen Grundeigenthum.
Gotefridus de Rotha, custos Ecclesiae Sti. Petri in Oringavve vermacht an das Kloster Gnadenthal quoddam praedium in Buurbach quod Berechtoldus de Luter excolit 1251.
c. Beltersroth, 1/2 Stunde südlich von Westernach am östlichen Fuß der Waldenburger Berge, an einem der ersten Zuflüsse der Kupfer gelegen. Ungefähr 2/3 der Markung gehören dem standesherrlichen Gutsbesitzer Fürst von Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst, der das Gut erst in neuerer Zeit zusammenkaufte und an Pächter verlieh; außerdem sind nur noch 2 Bauern mit größerem Grundbesitz im Ort.
Im Ort besteht eine Schule, gegenwärtig von 40 Schüler besucht; das Schulhaus enthält ein Lehrzimmer und die Wohngelasse des Schulmeisters.
Es sind Privatwaldungen und einige Morgen Weinberge vorhanden.
d. Belzhag, ein wohlhabender Ort, der 3/4 Stunden nordwestlich von Westernach an der Oehringen–Künzelsauer Landstraße liegt; er gehört in den Schulverband nach Kupferzell.
1266 schenkt Conrad von Krautheim dem Kloster Gnadenthal Güter in Belzhagen. 1300 erlaubt Rupert von Dürne seinem getreuen Walther und Sifrid von Enslingen ihren mansus Beltzhage, den sie zu Lehen von ihm trugen, an Schönthal zu verkaufen.
e. Hesselbronn, 1/4 Stunde nördlich von Westernach in einer wiesenreichen Mulde an der Straße von Westernach nach Kupferzell gelegen, und in die Schule nach Kupferzell gehörig. Die Vermögensumstände der Einwohner sind günstig; der vermöglichste Bürger besitzt 120 Morgen, ein weiterer 115 Morgen, 3 haben je 70 Morgen und die übrigen geringeren Grundbesitz; auch sind einige Arme im Ort.
In der Nähe (östlich) des Orts bestand hier ein Heilbrunnen (Säuerling). Genannt wird Hesselbronn im Oehringer Obleybuch, wo Heinrich Eymeis etwas stiftet „de agro longo apud patibulum in hesenbrunnen.“
f. Löcherholz, 1/4 Stunde südwestlich von Westernach liegt der kleine Ort am Abhange der Waldenburger Berge. Die| Einwohner sind keine eigentliche Bauern, sondern nur Söldner mit kleineren Güterbesitzen. Die Obstzucht, besonders die der Kirschen, ist sehr namhaft.Löcherholz heißt in einer Schenkungsurkunde von Friderich, Stadtschreiber zu Rotenburg und seiner Gattin Anna von Neuenstein an das Kloster Gnadenthal „zu den Lochern.“
g. Stegenmühle mit 2 Mahlgängen und einem Gerbgang, liegt an der Kupfer, 1/2 Stunde nordwestlich von Westernach. Die schulpflichtigen Kinder besuchen die Schule in Eschenthal.
Stegenmühle ist das in der Stiftungsurkunde vom Stift Oehringen genannte Hohen-Stegen, da das Stift daselbst den alten Fruchtzehnten hatte. Hohen-Stegen lag im Amt Waldenburg und hatte vor 200 Jahren eine einzige Wohnung.
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