« Kapitel B 35 Beschreibung des Oberamts Oehringen Kapitel B 37 »
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Unter-Steinbach,


Gemeinde II. Klasse, mit 1289 Einw., wor. 6 Kath. und 8 eig. Conf. a. Unter-Steinbach, Pfarrdorf mit Marktgerechtigkeit, 710 Einw.; b. Bühl, Weiler, 191 Einw.; c. Floßholz, Weiler, 78 Einw.; d. Kohlhof, Hof, 6 Einw.; e. Mittel-Steinbach, Weiler, 113 Einw.; f. Ohnholz, Weiler, 121 Einw.; g. Simonsberg, Weiler, 13 Einw.; h. Vorder-Espig, Weiler, 57 Einw. – Ev. Pfarrei; die Kath. sind nach Pfedelbach eingepfarrt.

Das ansehnliche Marktdorf Unter-Steinbach liegt zwei Stunden südlich von der Oberamtsstadt in dem anmuthigen, wiesen-, obst- und weinreichen Ohrnthal, und ist theils in die Thalebene, theils auf einen Bergvorsprung zwischen dem Dürrenklingenbach und dem Steinbach (Lochbach) weitläufig hingebaut; beide Bäche vereinigen sich im Ort selbst mit der Ohrn.

Auch die zur Gemeinde gehörigen Parzellen haben in dem Ohrnthale und dessen Seitenthälchen eine überaus reizende Lage und gruppiren sich in den malerischsten Partien hinter Obstbäumen versteckt| theils an den Thalabhängen, theils auf wohlgerundeten Vorsprüngen derselben, den landschaftlichen Reiz dieser Gegend noch mehr steigernd.

Die Pfarrkirche ist in den unbedeutenden modernen Rundbogenstyl geändert worden und nur an der Südseite des Langhauses haben sich Spuren von der ursprünglichen romanischen Bauweise, in einem zugemauerten, rundbogigen Eingang, einem Fensterchen und Reste von dem uralten Fries bestehend, noch erhalten. Der viereckige Thurm ist monströs und ohne architektonischen Schmuck; von den auf ihm hängenden drei Glocken steht auf der größten: Jesus Nazarenus rex Judäorum. Bernhart Lachamann gos mich 1496; auf der mittleren: Ave Maria gracia plena, die Inschrift der kleinsten kann wegen Unzugänglichkeit nicht gelesen werden.

Der Begräbnißplatz wurde im Jahr 1815 außerhalb des Orts angelegt.

Das nahe der Kirche gelegene Pfarrhaus, welches der Staat zu unterhalten hat, befindet sich in gutem, baulichen Zustande.

Im Eigenthum der Standesherrschaft Hohenlohe-Waldenburg steht das ansehnliche Schulhaus, das zwei Lehrzimmer, die Wohnungen der Lehrer und ein Rathszimmer enthält.

Zwei Keltern mit je zwei Bäumen sind vorhanden.

Gutes Trinkwasser liefern zwölf Pump-, zwei Zieh- und drei Radbrunnen.

Die durch den Ort fließende Ohrn tritt zuweilen aus ihrem Bett und richtet alsdann Schaden an.

Der Ackerbau ist im Verhältniß zur Einwohnerzahl nicht bedeutend (700 Morgen) und überdieß mühsam und kostspielig zu bebauen, indem die meist mittelfruchtbaren Güter theils an den Abhängen, theils auf der Anhöhe liegen. Der Getreideertrag reicht daher nicht zur Befriedigung des eigenen Bedürfnisses.

Dagegen ist der Obst- und Weinbau sehr namhaft und bildet eine einträgliche Erwerbsquelle; die im ganzen Bezirk so sehr verbreitete Steinbacher Mostbirne hat vom Ort ihren Namen, überdieß werden noch Luiken, Fleiner, Palmischbirnen und Kirschen sehr häufig gezogen. Von dem Obstertrag wird über den eigenen Verbrauch viel Most, grünes und besonders gedörrtes Obst nach Außen abgesetzt; im Jahr 1860 soll für 20.000 fl. gedörrtes verkauft worden sein. Auch die Kirschen werden in großen Quantitäten in den Handel gebracht.

Die Wiesen liefern reichlich gutes Futter und begünstigen| einen starken Viehstand, wie auch ausgedehnte Viehmastung, welche einen beträchtlichen Handelsartikel bildet. Pferde sind nur wenige vorhanden und das Feld wird meist mit Rindvieh (Stiere, Kühe) bearbeitet. Die Schafzucht ist in den Parzellen Bühl, Ohnholz und Floßholz von Bedeutung.

Der Weinbau wird hauptsächlich in dem Steinbacherthale und in der Dürrenklinge betrieben; er liefert ein gutes, vorherrschend weißes Erzeugniß, das hauptsächlich in die Haller Gegend Absatz findet. Der Morgen erträgt durchschnittlich vier Eimer und die gewöhnlichen Preise eines Eimers sind 30–40 fl. Die Güterpreise bewegen sich bei den Weinbergen von 300–600 fl., bei den Äckern und Wiesen von 200–600 fl. per Morgen.

Die Einwohner gehören gerade nicht zu den bemittelten, nur ein Bürger besitzt 80 Morgen Güter, außer diesem sind etwa zehn mit 40–50 Morgen vorhanden und die Mehrzahl hat nur unbedeutenden Grundbesitz, daher viele auf den Betrieb von Handwerken angewiesen sind. Von den Gewerben nennen wir eine Mühle mit drei Mahlgängen und einem Gerbgang, drei Kaufleute, zwei Krämer, vier Schildwirthschaften, drei bedeutende Gerbereien und ziemlich viel Kleingewerbe.

Der Ort hat das Recht alljährlich zwei Vieh- und Krämermärkte abzuhalten, auf denen lebhaft gehandelt wird.

Eine Volksschule mit einem Schulmeister und einem Unterlehrer besteht; zum Schulverband gehören: Bühl, Simonsberg, Floßholz, Kohlhof, Ohnholz, Mittel-Steinbach, Renzen, Hasenberg, Gänsberg, Braunenberg, Eichhornshof, Strohberg und Herbenberg.

Die Verbindung mit der Umgegend ist durch Vicinalstraßen nach Oehringen, nach Gnadenthal, beziehungsweise Ober-Steinbach, und nach Ohnholz hergestellt. Auf der Gemeindemarkung bestehen fünf steinerne Brücken.

Privatwaldungen sind etwa 300 Morgen vorhanden.

Über das Gemeinde- und Stiftungsvermögen s. Tab. III.

Unter-Steinbach wird zuerst genannt in der Schenkung Konrads von Krautheim 1252, heißt Steinbach apud Orn. Eine Kirche oder Kapelle hatte es schon 1368 „in Steinbach in der Orn bei der Kyrchen“. 1498 werden zwei Kapellen genannt, die eine heißt „beatae Mariae virginis“, zu der Graf Kraft einen Kaplan und Verseher bestellt.

1498 verkauft Heinrich Boxberger, hohenl. Protonotarius an| beide Kapellen U. L. Frauen zu Steinbach an der Ohrn 2/3 seines Hofes zu Babach.

1525 wurde auf „beghern mines gnedigen Herrn und Bewilligung des Capittels zu Oeringen“ folgendes getheidigt:

1) Das Stift soll einer „tügelichen Perschon“ in oder außerhalb des Stiftes die Versehung der Pfarrei übertragen.

2) Dieser Person soll alles Einkommen des Heiligen daselbst (ausgenommen 10 fl.) übergeben werden.

3) Außerdem vom Stifte soviel, daß er „ein stattlich Genüge“ habe.

4) Die Pfarrkinder sollen ihm jährlich vier Opfer und den kleinen Zehnten, der bisher an das Stift geliefert wurde, bezahlen.

5) Der Pfarrer erhält die bisherige Behausung des Kaplans samt dem Wydumb zur Wohnung.

6) Zur Pfarrei gehören die Höfe und Weiler des Ornthals und Alle, die ihre Kirchweihe halten mit denen zu Unter-Steinbach (Büchelberg, Schuppach, Heumathen), bisher nach Mainhard gehörig, wogegen folgende Höfe, die bisher gen Oeringen pfarren, mit Mainhard verglichen werden, Geißelhard, Heubühl und Haag.

Die jetzige Kirche scheint aus den zwei Kapellen zusammengebaut worden zu sein.

Zehnten, Gülten etc. hatte zu beziehen: Hohenlohe-Waldenburg und Oehringen, Hospital Oehringen, das inkamerirte Stift, die Stiftungspflege Oehringen und Hohenlohe-Bartenstein Kanon etc. in Ohn und Floßholz und Vorder-Espig.

Zu der Gemeinde gehören:

b. Bühl, Weiler, liegt südlich von Unter-Steinbach, mit dem es beinahe zusammenhängt; die Einwohner treiben theils Landwirthschaft, theils Taglohnarbeiten. Eine Mühle mit drei Mahlgängen, einem Gerbgang und einer Schneidmühle ist vorhanden.

c. Floßholz, Weiler, 1/2 Stunde südlich vom Mutterort in dem Ohrnthal gelegen.

d. Kohlhof, Hof, liegt 3/4 Stunden südlich von Unter-Steinbach an den unteren Gehängen des Ohrnthals.

e. Mittel-Steinbach, Weiler, hat eine freundliche Lage am Steinbach (Lochbach) in einem Seitenthälchen des Ohrnthales.

f. Ohnholz, Weiler, liegt 1/2 Stunde oberhalb Unter-Steinbach im Ohrnthale. Von den Einwohnern haben etwa fünf einen Grundbesitz von 40 Morgen, die übrigen 8–15 Morgen. Eine| Mühle mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang ist vorhanden. Ohnholz heißt in älteren Urkunden „Monholz“.

g. Simonsberg, Weiler, an dem südlichen Abhang gegen das Steinbacherthal, 1/4 Stunde östlich von Unter-Steinbach gelegen; es befinden sich hier zwei Bauern, von denen der eine 53 Morgen, der andere 14 Morgen besitzt.

h. Vorder-Espig, Weiler, liegt freundlich mit schöner Aussicht an dem östlichen Abhang gegen das Ohrnthal, etwa eine Stunde nordwestlich von Unter-Steinbach.

Auf den Parzellen wird im allgemeinen Getreide, Kartoffeln und Futter gebaut; beinahe jede Familie hat ein Hanfland und am Hause einen Baumgarten.


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