« Kapitel B 28 Beschreibung des Oberamts Oehringen Kapitel B 30 »
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
|
Ober-Söllbach,


Gemeinde III. Klasse, 296 ev. Einw. – Dorf, Filial von Neuenstein.

Der ziemlich große, in die Länge etwas weitläufig gebaute Ort, liegt angenehm hinter Obstbäumen versteckt in dem ganz mäßig eingefurchten Söllbachthälchen, unfern des nördlichen Fußes der Waldenburger Berge und ist 11/2 Stunden von der westlich gelegenen Oberamtsstadt und 1/2 Stunde von dem nördlich gelegenen, kirchlichen Mutterort Neuenstein entfernt.

Das Schulhaus enthält ein Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters; die Schülerzahl beträgt derzeit 86.

Quellwasser ist hinreichend vorhanden und überdieß fließt der in den nahen Waldenburger Bergen entspringende Söllbach mitten durch den Ort; die Ufer desselben sind etwas sumpfig und machen den Ort feucht.

Ein guter Fahrweg ist vom Ort auf die Oehringen–Haller Staatsstraße angelegt.

| Söllbach gehört zu den wohlhabenderen Orten des Oberamtsbezirks; etwa 10 Ortsbürger besitzen je 70–80 Morgen Güter, die Mehrzahl hat 12–25 Morgen und nur einzelne weniger Grundbesitz. Arme sind keine vorhanden. Die Haupterwerbsquellen bestehen in Feldbau, Viehzucht und vorzugsweise in Weinbau, welch letzterer in namhafter Ausdehnung getrieben wird und viel rothen Wein liefert, der hauptsächlich in der Haller Gegend seinen Absatz findet. Die besten Lagen sind Mugele und Rain. Der Morgen erträgt durchschnittlich 5 Eimer und kostet gegenwärtig 200–600 fl. Die vorherrschende Traubensorte ist der Sylvaner.

Bei dem Feldbau, der umsichtig und fleißig betrieben wird, kommen vorzugsweise Dinkel und Roggen, weniger Gerste und Haber zum Anbau. Außer den gewöhnlichen Brachgewächsen wird Hanf für den eigenen Bedarf, und Reps zum Verkauf gebaut.

Die Wiesen, denen zum Theil Wässerung zukommt, liefern reichlich gutes Futter.

Die Obstzucht beschränkt sich hauptsächlich auf die um den Ort gelegene Baumgärten, deren Ertrag an Kern und Steinobst größtentheils im Ort selbst verbraucht wird.

Etwa 60 Morgen magere Weide sind vorhanden, die von den Realberechtigten, denen auch der Pferch gehört, für Schafe benützt werden.

Die Rindviehzucht ist gut; es wird ziemlich viel Vieh gemästet und an Metzger in der Umgegend abgesetzt.

Eigentliche Schweinezucht besteht nicht, dagegen werden viele Ferkel von Außen bezogen und theils für den eigenen Bedarf, theils zum Verkauf gemästet.

Die Gemeinde ist im Besitz von etwa 100 Morgen Waldungen, die zu 2/3 mit Laubholz und zu 1/3 mit Nadelholz bestockt sind, jedoch sehr geringen Ertrag liefern, der für die Bedürfnisse der Gemeinde verwendet wird.

Über das Gemeinde- und Stiftungsvermögen siehe Tabelle III.

Der Ort war früher dem hohenlohischen Amt Waldenburg zugetheilt. Der alte Zehnte gehörte dem Stifte Oehringen, der neue Zehnte Hohenlohe-Waldenburg und der Weinzehnte Hohenlohe-Oehringen und zu 4/9 dem Stifte nebst anderen Gülten.

Das Stift Oehringen erhielt 1037 in Selebach drei Huben.

Schrot von Neuenstein schenkte dem Stifte 1314 zu einem Jahrestag eine „curia in superiori Selbach.“

1319 Ritter Schrot von Neuenstein mit Irmentraut, seine| Gemahlin, schenkt „omnia et singula bona nostra in villula dicta Obernselbach ac in ejusdem villulae … marchia“, nämlich den Hof, genannt Schrotshof und einige Zinslehen vor vier Pfund Heller jährlich, 1/4 Wald mit allen Leibeigenen, die ihm in diesem Orte angehörten, dem St. Petersstift in Oehringen zum Heil seiner und seiner Voreltern Seele und zur Sühne für alle seine Vergehen gegen das Stift und Andere, in Gegenwart des edlen Herrn Kraft von Hohenlohe und unter Zustimmung seiner Brüder Raban und Conrad von Neuenstein.

1323 bekennt derselbe Schrot, daß die Güter und Leute zu Obern-Selbach, welche Dechant und Kapitel des St. Peters Gotteshauses in Orengev ihm und seiner seligen Hausfrau Irmendrut zu einem Zinslehen gegen ein Pfund Wachs wieder verliehen, nach seinem Tode an das Stift fallen sollen.

1330 bestätigte Fridericus de Scrotsberg, Probst von Oehringen, Neffe des Schrot von Neuenstein, diese Schenkung seines Oheims.


« Kapitel B 28 Beschreibung des Oberamts Oehringen Kapitel B 30 »
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).