Beschreibung des Oberamts Oberndorf/Kapitel B 9
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Der Ort hat keine öffentlichen Gebäude und sogar die Gemeinderathssitzungen werden im Gasthaus zum Adler abgehalten. Die schulpflichtigen Kinder in Ober-Ehlenbogen besuchen die Schule in Schömberg und die in Unter-Ehlenbogen die Schule in Alpirsbach. Auch die Verstorbenen werden auf den Begräbnißplätzen der beiden Orte beerdigt. Zwei Schildwirthschaften sind vorhanden.
Die in den Jahren 1858–1863 vortrefflich angelegte Staatsstraße von Alpirsbach über Loßburg nach Freudenstadt führt auf der linken Seite der Kinzig dem ganzen Ort entlang; auch besteht eine gute Vicinalstraße nach Schömberg, während die von einem Haus zu dem andern angelegten Ortsstraßen noch manches zu wünschen übrig lassen. Über die Kinzig führen 5 steinerne und 6 hölzerne Brücken und Stege; an der Staatsstraße sind 4 steinerne Brücken angelegt; mit Ausnahme der letzteren werden die Brücken und Stege theils von der Gemeinde, theils von den betreffenden Güterbesitzern unterhalten.
Sehr gutes Trinkwasser ist im Überfluß vorhanden und jeder Hausbesitzer hat einen eigenen laufenden Brunnen; überdieß dringen auf der Markung an vielen Stellen klare Quellen hervor, von denen der sog. Gehrenbrunnen bei dem Schwenkenhof die bedeutendste ist.
In die Kinzig münden innerhalb der Markung der Gehrenbach, der Huttenbach, der Buchbach, der Grundbach, der Haselbach und der Erlenbach.
Die Einwohner sind gesunde kräftige Leute, deren Haupterwerbsquellen in Feldbau, Viehzucht und besonders in Waldwirthschaft und| Holzhandel bestehen. Von den Gewerben sind hauptsächlich die schon oben angeführten Mühlwerke zu nennen.Die Vermögensumstände sind ziemlich gut, übrigens besteht das Hauptvermögen in Waldungen, von denen viele Bürger 20–100 Morgen besitzen; die ärmere, meist aus Taglöhnern bestehende Klasse hat keine Waldungen. Armenunterstützungen hat die Gemeinde derzeit nicht zu reichen.
Die verhältnißmäßig große, größtentheils aus Wald bestehende Markung ist, mit Ausnahme der schmalen Kinzigthalebene, sehr bergig und hat im allgemeinen einen ziemlich unfruchtbaren sandigen Boden (Zersetzungen des Buntsandsteins und des Todtliegenden).
Das Klima ist ziemlich mild und Hagelschlag gehört zu den Seltenheiten.
Der landwirthschaftliche Betrieb ist wegen des ungünstigen Terrains untergeordnet und beschränkt sich hauptsächlich auf den Anbau von Roggen und Haber, weniger Dinkel und Gerste; von den Brach- und Handelsgewächsen baut man Kartoffeln, Hanf und Flachs, jedoch nur für den eigenen Bedarf. Die Güter sind meistens geschlossene und werden willkürlich bewirthschaftet (Wechselwirthschaft); beim ersten Umsturz wird Haber angepflanzt, nach diesem Roggen oder Kartoffeln; die Brache benützt man als Weide. Die erzeugten Getreidefrüchte befriedigen das örtliche Bedürfniß nicht, daher noch ziemlich viel Getreide von außen bezogen werden muß.
Der Wiesenbau ist ausgedehnt, liefert aber meist saures Futter.
Von wenig Belang ist die Obstzucht, für die sich die Gegend, wegen der häufigen Frühlingsfröste und des mageren Bodens, nicht eignen will.
Pferdezucht besteht nicht, dagegen ist die Rindviehzucht, welche sich mit einer Kreuzung von Land- und Simmenthalerrace beschäftigt und durch einen Simmenthaler Farren unterhalten wird, in ziemlich gutem Zustande und hat sich seit 20 Jahren wesentlich verbessert. Das Vieh wird noch ausgetrieben. Der Handel mit Vieh ist nicht ausgedehnt.
Einige Schweinezucht (halbenglische und Landrace) besteht, doch werden auch Ferkel eingeführt und theils zum Hausverbrauch, theils zum Verkauf gemästet.
Von wenig Belang ist die Zucht des Geflügels und der Bienen.
Die Fischerei in der Kinzig und ihren Nebenzuflüssen, welche sich blos mit Forellen beschäftigt, hat der Staat, der sie um jährlich 5 fl. 24 kr. an Privaten verpachtet.
| Stiftungen bestehen keine, dagegen hat der Ort als Bestandtheil des ehemaligen Klosteramts Alpirsbach Antheil an dem Vermögen der gemeinschaftlichen Gutleuthauspflege zu Alpirsbach. Was die Stiftung zu Schömberg betrifft, so haben nach dem Regierungsdekret vom 6. November 1849 die Einwohner von Ober-Ehlenbogen in Beziehung auf Armenunterstützungen aus der zu Schömberg bestehenden Stiftung, sowie der Holzbezüge aus den Stiftungswaldungen die gleichen Ansprüche wie die Bürger von Schömberg.Auf der nordwestlich vom Ort gelegenen Anhöhe „Altenburg“ stand eine Burg, von der noch Graben und Wall sichtbar sind.
Ehlenbogen (Ellenbogun. 1099. Wirt. Urk.-B. 1, 317) bildete mit einigen Zugehörungen einen eigenen Stab des Klosters Alpirsbach, welches hiesige Güter 1276 von Friedrich von Brandeck und der Wittwe und den Kindern seines verstorbenen Bruders Volmar, ferner 1377 von den Herren von Reuthin erkaufte.
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