« Kapitel B 9 Beschreibung des Oberamts Oberndorf Kapitel B 11 »
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Epfendorf,
Gemeinde II. Klasse mit 1054 Einwohnern, worunter 69 Evang. a. Epfendorf, Pfarrdorf, 847 Einw., b. Butsch- und Wenthof, Weiler, 40 Einw., c. Thalhausen, Weiler, 167 Einw. – Kathol. Pfarrei; die Evang. sind nach Trichtingen, O.A Sulz, eingepfarrt. 11/2 Stunde südlich von der Oberamtsstadt gelegen. Der Ort kam den 26. Jan. 1847 von der dritten in die zweite Klasse der Gemeinden und erhielt im Jahr 1868 eine Bahnhofstation mit Postablage.

Wo die tiefe Schlucht des Wurstbrunnenbaches von Westen her in das anmuthige Neckarthal hereinbricht, liegt angenehm und geschützt auf der linken Seite des Neckars der große, von Obstbaumwiesen freundlich umgebene und ganz durchzogene Ort, dessen meist kleine Bauernhäuser weit zerstreut und unregelmäßig an den oft gekrümmten, theils schmalen, theils breiten Straßen stehen; diese sind in ziemlich gutem Zustande und zum Theil gekandelt. Schöne Aussichten hat man von „Höhingen,“ Kapf und dem Schenkenberg aus; Erdfälle kommen in den nördlich gelegenen Waldungen vor.

Die dem heil. Remigius geweihte Kirche [1] wurde 1865 in einfachem Rundbogenstil erbaut und steht im östlichen Theile des Dorfes auf dem theilweise noch ummauerten Friedhofe. Nur der Thurm, an das Ostende des Schiffes stoßend und den Chor bildend, ist in seinen 2 untern Geschoßen noch alt; in der Ostwand seines ersten| Stockwerks sitzt ein sehr alterthümliches, trefflich gefülltes gothisches Fenster; der dritte Stock, die Glockenstube, ist neu aufgesetzt und hat große Rundbogenfenster, darauf 4 Giebel mit Steinkreuzen, die ein vierseitiges, etwas stumpfes Zeltdach tragen. Das geräumige Innere macht einen äußerst freundlichen Eindruck; im Westen läuft eine schöne Empore und trägt statt der Orgel ein Harmonium; Kanzel und Beichtstühle sind in einfach gutem Stile gehalten. Die ebene Decke ist mit großen flachen Stuckreliefs geschmückt, welche im Schiff die Taufe, im Chor die Himmelfahrt darstellen. Im halbrunden Triumphbogen stehen auf Konsolen die neuen Statuen des h. Wendelin und des h. Remigius, und an der Südwand des Schiffes hängt ein schönes, sehr großes Kruzifix aus gothischer Zeit. Die Kirche hat 3 große prächtige Zopfaltäre, geweiht 1721. An der Westwand sind 2 alte merkwürdige halbverdeckte Grabplatten eingemauert, die eine stellt einen Ritter dar und hat die Umschrift: Ritter Conrad von Stain zu Steineck 1492; die andere ist in reichem Zopfstile gearbeitet, zeigt Engelchen, die einen Kelch halten, und das Hederer’sche Wappen; es ist die Grabplatte des 1756 verunglückten Pfarrers Franz Ignaz Herderer. Die alte tonnengewölbte Sakristei ist nördlich an den Thurm angebaut. Von den 3 Glocken hat die größte und älteste die Umschrift in lateinischen Majuskeln: lucas. marcus. matheus. s. iohannes. o rex. glorie. criste. veni. cum. pace; die kleinste hat dieselbe Inschrift in gothischen Minuskeln und die Jahreszahl 1470; auf der mittelgroßen, mit schönen Blumengewinden verzierten Glocke steht: 1736 Rosenkrantz Bruderschaft Stift und Scheid Gloggen.

Der Begräbnißplatz liegt gegenwärtig an der Nordseite der Kirche; auf ihm erhebt sich ein schönes 1865 errichtetes Steinkreuz mit dem Bilde des Erlösers.

Im oberen östlichen Theil des Dorfes steht die innen reichgeschmückte St. Annakapelle, mit Thürmchen auf dem Firste.

Das ansehnliche Pfarrhaus wurde 1616 erbaut und 1780 erneuert. Die Unterhaltung von Kirche und Pfarrhaus ruht auf dem Baufonds und weiterhin auf der Gemeinde. Schule und Rathhaus sind in einem 1826 errichteten Gebäude vereinigt, das neben den Gelassen für den Gemeinderath 2 Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters und des Unterlehrers enthält.

Gutes Trinkwasser liefern hinreichend 4 Pump- und 9 laufende Brunnen, deren Wasser durch hölzerne Deuchel geleitet wird; auch die Markung ist reich an guten Quellen. Außer dem Neckar fließen über die Markung die Schlichem, der Schenkenberger Bach (auch| Krebsbach), der Bendelbach, der Sandbühlbach, der Mühle- oder Wurstbrunnenbach und der Marbach; der Neckar und die oberhalb Epfendorf in ihn mündende Schlichem treten zuweilen verheerend aus.

Die Staatsstraße und die Eisenbahn von Oberndorf nach Rottweil führen hier durch; Vicinalstraßen gehen nach Bösingen, Irslingen, Böhringen und Harthausen.

Auf der Markung bestehen 6 steinerne Brücken, 2 über den Bendelbach, 2 über den Mühlbach, 1 über den Marbach und 1 über die Schlichem; ferner 2 hölzerne Brücken über den Neckar. Mit Ausnahme der auf der Staatsstraße befindlichen Mühlebachbrücke ruht ihre Unterhaltung auf der Gemeinde.

Die Einwohner sind im allgemeinen ein gesunder Menschenschlag, der Kretinismus unter ihnen ist im Abnehmen begriffen und würde bei größerer Reinlichkeit noch viel mehr zurücktreten; 80 Jahre und darüber zählen gegenwärtig 10 Ortsangehörige.

Haupterwerbsquellen sind Feldbau und Viehzucht; die auf der Markung bestehenden Steinbrüche liefern Muschelkalk- und Dolomitsteine, die auswärts abgesetzt werden; auch Gips-, Lehm- und Töpferthon-Gruben sind vorhanden und geben Gelegenheit zu Arbeit und Verdienst; im Jahre 1790 wurde auf dem rechten Neckarufer ein Versuch auf Gewinnung von Salz gemacht.

Unter den Gewerbetreibenden sind Schuster, Schneider, Zimmerleute, Schmiede, Weber und Schreiner am meisten vertreten und arbeiten auch nach außen; für die Haas’sche Fabrik in Schramberg werden Strohgeflechte gemacht; mit Gips und mit Schnittwaren treibt man Handel in die umliegenden Ortschaften.

Drei Mühlen befinden sich hier; die obere mit 3 Mahl- und 1 Gerbgang; die mittlere mit 4 Mahl- und 1 Gerbgang und die untere mit 2 Mahl- und 1 Gerbgang; mit allen sind Hanfreiben verbunden; ferner bestehen 3 Sägmühlen mit je 1 Ölmühle, 2 Schildwirthschaften, wovon 1 zugleich Bierbrauerei, 1 Kaufladen und 2 Kramläden.

Die Vermögensverhältnisse der Einwohner sind so ziemlich befriedigend; der begütertste Bürger besitzt 80 Morgen Feld und 20 Morgen Wald, der Mittelmann 30 Morgen und die weniger bemittelte, übrigens vorherrschende Klasse 10 Morgen Feld; etwa 20 Morgen, die hiesigen Bürgern gehören, liegen auf Alt-Oberndorfer Markung.

Die sehr große Gemeindemarkung ist von dem Neckarthal und dessen Seitenthälern tief durchschnitten und mit Ausnahme der Thal-| und der wellenförmigen Hochebenen sehr bergig und daher theilweise sehr schwer zu bebauen.

Der im allgemeinen mittelfruchtbare Boden besteht auf der Höhe größtentheils aus Lehm; im Thale ist der Sand vorherrschend und an den Abhängen kommt ein kalkreicher steiniger Boden vor.

Das Klima ist im Thale mild, auf der Höhe etwas rauher und windig; Hagelschlag kam seit Menschengedenken nicht vor.

Die Landwirthschaft verbessert sich durch die neu angelegten Wege, die den Bau der auf den Höhen gelegenen Felder erleichtern und eine reichlichere Zufuhr an Düngungsmitteln ermöglichen; letztere bestehen aus dem gewöhnlichen Dünger, aus Gips, Kompost, Asche und Dungsalz.

Zum Anbau kommen, außer den gewöhnlichen Getreidearten, unter denen der Dinkel vorherrscht, Kartoffeln, Futterkräuter, Wicken, Rüben, und von Handelsgewächsen, die jedoch meist nur für den eigenen Bedarf gezogen werden, Reps, Flachs und Hanf. Verbesserte Ackergeräthe (Brabanterpflug, Repssäemaschine, Walze) haben Eingang gefunden, dagegen lassen die Düngerstätten noch manches zu wünschen übrig. Von den erzeugten Getreidefrüchten können über den eigenen Bedarf jährlich 12–1500 Scheffel nach außen verkauft werden.

Der ausgedehnte Wiesenbau liefert ein gutes Futter; die Wiesen, von denen etwa 20 Morgen bewässert werden können, sind zweimähdig.

Die im Zunehmen begriffene Obstzucht wird durch einen besonders aufgestellten Baumwart überwacht und erlaubt in günstigen Jahren einen Verkauf von 400–500 Simri. Die Jungstämme werden aus der örtlichen Baumschule bezogen. Wegen der geschützten Lage gedeiht das Obst gerne.

An Gemeindewaldungen (Nadelhölzer) sind 360 Morgen vorhanden, die einen jährlichen Ertrag von 130 Klaftern und 6000 Stück Wellen liefern; hievon erhält jeder Bürger 1/2 Klafter und 50 Stück Wellen; der Rest wird verkauft, was der Gemeindekasse jährlich 1000 fl. einträgt.

Die 400 Morgen große Weidefläche wird nebst der Brach- und Stoppelweide um 1000 fl. verpachtet, überdieß trägt die Pferchnutzung der Gemeindekasse 300 fl. ein.

Allmanden sind an die Ortsbürger verliehen und sichern der Gemeindekasse eine jährliche Einnahme von 136 fl. Überdieß tragen| die sog. Schafwiesen, die zum Schafpacht gehören, jährlich 300 fl. und die Farrenwiesen 150 fl. ein.

Ganz gering ist die Pferdezucht; dagegen die Pferdehaltung von einigem Belang.

Die Rindviehzucht ist ziemlich gut und in neuerer Zeit hat die Simmenthaler Race Eingang gefunden; drei Zuchtstiere, Abkömmlinge von der Simmenthaler Race, sind aufgestellt. Im Spätjahr findet noch Viehaustrieb statt. Durch Vermittlung von Händlern wird ziemlich starker Handel mit Vieh nach Baden getrieben. Schafzucht treiben 3 Bürger und ein Ortsschäfer, welche den Sommer über 6–700, im Winter 350 Stück Raubastardschafe auf der Markung laufen lassen.

Schweinezucht besteht nicht und nur wenige Ferkel werden von außen eingeführt und zum eigenen Bedarf gemästet, dagegen ist die Ziegenzucht namhaft.

Die Geflügelzucht erlaubt einigen Verkauf nach Oberndorf und Rottweil.

In den Gewässern hat der Staat das Fischrecht, der es um 1 fl. 36 kr. verpachtet; der Neckar beherbergt Aale, Barben, Weißfische, die Bäche Forellen; auch Steinkrebse kommen vor.

An Stiftungen sind vorhanden: für Arme 1300 fl., im Jahr 1730 von Martin Ruf gestiftet, von demselben eine Schulstiftung von 800 fl. und von dem 1845 verstorbenen Pfarrer Ganter eine Lehrlingsstiftung. Der Kirchenfonds, dessen Stifter unbekannt, ist durch Jahrestäge, deren ältester für die Herzogin Hedwig von Alemannien († 994), zu 7500 fl. angewachsen.

Nordwestlich vom Ort über der Käpeleshalde oder dem Hirschsteig soll nach der Sage eine Stadt gestanden sein; man findet daselbst röm. Ziegel, einzelne Mauerreste etc., die einen Römerort nachweisen.

Auf dem Harberg, nahe (südlich) beim Rindenhof, wo ein Kloster gestanden sein soll, kommen untrügliche Spuren eines abgegangenen Römerorts häufig zu Tage.

Eine Römerstraße lief von Epfendorf bis zur röm. Niederlassung bei Waldmössingen.

Auf dem Kirchbühl im Schlichemthal stand ein Bruderhaus.

Etwa 1/2 Stunde unterhalb Epfendorf erhebt sich auf der rechten Seite des Neckars ein beinahe freistehender runder Hügel, auf dem noch einige Überreste der Burg Schenkenberg sich erhalten haben.

Auf der Burg saß ein hievon sich nennender Adel. An Mariä| Verkündigung 1331 verkauften Eberhard, Burkhard und Hermann, Schenken von Schenkenberg und ihre Schwestern Elisabeth, Catharina und Guta an das Augustiner-Nonnenkloster in Oberndorf ihren Hof zu E., der ein Zinslehen der Abtei zu Stein war. Im Jahr 1403 erscheint Brun von Schenkenberg (Mone Zeitschr. 21, 218), im Jahr 1420 Dietrich von Schenkenberg. (Steinhofer 2, 699). In späterer Zeit war die Burg als Lehen von Kl. Petershausen in Händen der Herren von Stain. Über den Besitzwechsel im Jahr 1490 und 1527 s. 228. 229.

Gegenwärtig gehört die Burg einem Bürger von Epfendorf.

In E. war ursprünglich, ohne Zweifel mit der Pfalz Rottweil verbundenes Reichsgut, beziehungsweise herzoglich alemannischer Besitz. Hadwig († 994 Aug. 28.), Wittwe des 973 gestorbenen Herzogs Burkhard II. von Alemannien, vermachte das Gut E. mit Zugehörungen in Harthausen, Waldmössingen und andern benachbarten Orten dem Kl. Petershausen, welchem K. Otto III. am 4. Nov. 994 es übergab und auch Abt Gebhard von Constanz 995 hiesigen Besitz im Tausch überließ. (E. in pago Bara et in comitatu Hiltibaldi comitis. Württ. Urk.Buch 1, 231. 232). Als K. Heinrich II. das Kloster in Hohentwiel nach Stein a. Rh. versetzte, so schenkte er ihm den 1. Oct. 1005 sein ererbtes Gut allhier (eb. 241, freilich scheint die Urkunde unterschoben).[2] Was K. Rudolf I. noch von Reichsgut überkam, verpfändete er 1285 dem Grafen Albert von Hohenberg (redditus villae nostrae de Ephendorf omnes et singulos. Schmid Mon. Hohenb. 76). K. Albrecht am 23. Nov. 1299, K. Heinrich am 5. Mai 1310 und K. Ludwig am 28. Aug. 1330 bestätigten solches Pfand dem Hohenberger Grafenhause, aus dessen Händen es durch das Reich nicht mehr ausgelöst wurde. Am 24. Juni 1348 verkaufte es Graf Heinrich von Hohenberg an seinen Bruder Albrecht, Bischof von Würzburg (eb. 406).

Es kommt auch ein hiesiger Ortsadel vor, ein Konrad von E. den 3. Merz 1222 in Gesellschaft Graf Bertholds von Sulz als dessen Dienstmann (Cod. Salem. 1, 161 in Karlsruhe), Peter von E. 1263 (Schmid Mon. Hohenb. 24).

Die Grafen von Sulz – neben den Grafen von Hohenberg – kommen übrigens später nicht blos als Dienstherren in Betracht. Einen Hauptbesitz in E. vermittelte für sie die Heirath, welche um 1393| Margareth geb. Gräfin von Hohenberg mit dem Grafen Hermann von Sulz schloß; als gräflich Sulzisch gehörte derselbe zu Neckarburg. Aber bereits am 2. Februar 1405 verkauften Hermanns Sohn und Enkel, beide Rudolf genannt, an Hans Wirth, Bürger in Rottweil, das Dorf mit Leuten, Gütern, Diensten, Vogteien, Zwingen, Bännen, Erben, Fällen, Zinsen, Gülten, Fischenzen und allen andern Nutzen und Zugehörden um 650 fl. rh. Es geschah dies auf Wiederverkauf, welcher darauf statt hatte (Ruckgaber Rottweil 2 b, 373). Gleichwohl veräußerten, die Oberlehnsherrlichkeit und den Rückkauf vorbehalten, die Grafen von Sulz schon am 27. Juni 1430 abermals diesen Besitz für 1000 fl. an Konrad Stain von Staineck, welcher 1468 zwei Höfe an den Rottweiler Hofgerichtsprotonotarius Berthold Eberhard, genannt Egen, verkaufte (eb. 429). Sofort blieb E., kein volles Jahrhundert, als Lehen der Grafen von Sulz in den Händen der Edeln von Stain. Nach dem Tode Konrads von Stain verkaufte um 1500 dessen Sohn Wolf Schweninger, durch Verschwendung in Armut gerathen, den Ort E. mit Genehmigung des Lehensherrn Graf Rudolf’s von Sulz an die Herren von Zimmern. Weil aber diese den Kaufschilling nicht ganz aufzubringen vermochten, so traten die Rottweiler in den Kauf ein und brachten es bei Graf Rudolf von Sulz und bei Johann Werner von Zimmern dahin, daß ihnen E. nebst dem Schlosse Schenkenberg und Zugehörung aller Art von Wolfgang Sigmund von Stain (überlebendem Bruder obigen Wolf Schweningers) 1527 für 3716 fl. überlassen wurde, in der Art, daß der Wittwe Wolf Schweningers zeitlebens 50 fl. jährlich, den Pflegern der Spend zu Oberndorf ein Gulden jährlichen Zinses und Geldes und sonst noch einige Leibgedinge daraus gingen (eb. 376). Darauf im Jahr 1536 entsagte Graf Johann Ludwig von Sulz der Lehensherrlichkeit über E.

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Wie die Besitzungen des Klosters Stein von diesem abkamen, ist unbekannt. Das Kloster Petershausen besaß auch später noch in E. drei Maierhöfe als Freigüter, und wiewohl (sagt Graf Wilhelm Wernher von Zimmern † 1575 in seiner Zimmerischen Chronik 3, 40.[WS 1]) die Grafen von Sulz und die Edelleute von Stain ihres Gefalles haben Gericht halten mögen, so dürfe doch der Abt von Petershausen dreimal jährlich das Gericht erfordern und besitzen, wozu er den Grafen von Sulz oder den Inhaber des Dorfes auch laden solle. Kommen diese zur Jagd, so habe man von den Höfen dem Habicht oder Sperber eine schwarze Henne zu geben und den Hunden einen Laib Brod. Vor langen Jahren habe die Herzogin Hedwig von Schwaben das| Allmend zu E. der Gemeinde daselbst um Gottes Willen geschenkt, desgleichen das Wasser den Neckar. Derselbe sei so frei gewesen, daß auch die Fremden und sonderlich welche die vier Schlösser Urslingen, Herrenzimmern, Harthausen und Schenkenberg besitzen, weil diese Häuser noch in die Pfarr zu E. gehören, daselbst ihres Gefallens fischen mögen, doch sollen sie die Fische nicht wegtragen, sondern zu E. in einem dieser Freihöfe essen. Die Höfe hatten auch das Asylrecht. Einen dahin geflohenen Verbrecher mußte der Maier schützen; „wenn aber der Beschädigte nicht nachlassen will, so mag er ihm den Kopf auf seiner Hausschwelle abhauen und soll ihm 3 Heller aufs Herz legen, damit hat er ihn gebüst und ist weiter darum niemand etwas schuldig.“

Ein Kirchlein ließ in der Mitte des 12. Jahrhunderts der Abt vom Kloster Petershausen erbauen (Mone a. a. O. 171).

Dieses Kloster war wohl seit dem 10. Jahrhundert im Besitz des Kirchensatzes, bekam aber gegen Ende des 15. mit den Herren von Stain, genannt von Staineck, über dieses und anderes Eigenthum Reibungen, welche ihm dasselbe entleideten. Es verkaufte deshalb am 16. Merz 1490 an Gottfried Freiherrn von Zimmern um 500 fl. rh. solchen Kirchensatz, die Lehenschaft der Pfarrei und Frühmesse daselbst, die Lehenschaft an Schloß Schenkenberg, desgleichen Zehenten der Dörfer und Weiler E., Thalhausen, Bösingen, Urslingen (h. z. T. Irslingen), Ramstein und Harthausen u. a. Gottfried von Zimmern verpfändete dies am 26. Merz 1495 an die Stadt Rottweil; es wurde aber wieder eingelöst, war zwischen hinein auch wieder Stainisch (Zimmerische Chronik 3, 37.[WS 2]), und erst am 10. Mai 1595 kaufte solches diese Stadt von den Erben des letzten Grafen von Zimmern. Mit Rottweil kam dieser Besitz an Württemberg.

Im J. 1645 wurde die Schloßkaplanei aus der Stammburg Zimmern mit dem Altar St. Galli und Christophori hieher verlegt.

Filiale waren ehedem Harthausen (s. d.) und Irslingen (O.A. Rottweil), letzteres abgetrennt 1785.

Zu der Gemeinde gehören:

b. Butsch- und Wenthof, ersterer aus zwei Bauernhöfen bestehend, hat in dem tief eingeschnittenen felsigen Schlichemthal eine sehr romantische Lage; daselbst befindet sich eine Mühle mit einem Mahl- und einem Gerbgang. Hinter dem Örtchen erhebt sich ein in das Thal vorgeschobener Hügel, auf dem die letzten Trümmer der Stammburg der Herren von Irslingen, in ein paar etwa 20′ hohen Mauern bestehend, malerisch liegen. Wenthof liegt auf der Anhöhe| südlich vom Schlichemthal und besteht aus 3 Bauernhöfen. Die Entfernung bis zu dem nordwestlich gelegenen Mutterort beträgt 3/4 Stunden.

In beiden Höfen hatten die 1594 im Mannsstamm ausgestorbenen Herren von Zimmern ihre Rechte. Aus der Hinterlassenschaft des letzten dieses Hauses, Graf Wilhelms, erkaufte 1595 die Stadt Rottweil den Zehnten zu Ramstein, zum Butschhof, auf der Wendten und zu Thalhausen zum halben Theil (Ruckgaber, Zimmern 249). Noch zu Lebzeiten des genannten Grafen im Jahr 1585 erscheint wenigstens der Wenthof als Eigenthum der Herrschaft Württemberg und als Erblehen in Händen eines Bauern. Im Jahr 1595 wurden die Höfe Ramstein, Butschhof, Wenthof und Bruderhaus (dieses jetzt abgetragen) dem Amte Sulz einverleibt. Im Jahr 1613 wurden die drei letztgenannten Höfe zu dem Lehen Marschalkenzimmern geschlagen und mit letzterem Hauptort durch Herzog Johann Friedrich von Württemberg an dessen Stallmeister Ludwig Friedrich von Anweil als rechtes Mannlehen verliehen, vorbehältlich der landesherrlichen und maleficischen Obrigkeit. Der Anweil’sche Lehensbesitz dauerte fort bis zum Aussterben des Mannsstamms 1664, worauf die Zugehörungen von Marschalkenzimmern gleich diesem selbst 1665 zum Kammerschreibereigut gezogen wurden, wie sie denn bis 1807 die Schicksale Marschalkenzimmerns theilten; damals kam die Schloßverwaltung M. mit Burgösch und den bürgerlichen Höfen Ramstein, Butschhof, Wente und Bruderhäusle von der Hof- und Domänenkammer an die Finanzkammer (Reg.Bl. S. 23); die vier Höfe wurden zunächst dem O.A. Rottweil zugetheilt. – Als Bauernlehen zahlte der Butschhof bei jedem Veränderungsfall 20 fl. Handlohn und Weglösin an die adeliche Gutsherrschaft. – Den Wenthof erkaufte von einem Bauern der Oberforstmeister von Gaisberg zu Altensteig, von diesem dessen Amtsnachfolger v. Troyff, von letzterem Geo. Augustin v. Geispizheim, welcher ihn am 10. Februar 1786 für 9007 fl. an die Gemeinde Irslingen veräußerte. Die Kammerschreiberei löste ihn aus, verkaufte ihn aber gleich am 16. März d. J., sich die Waldung vorbehaltend, an einen Bauern von Thieringen um 5550 fl.

Irslingen (richtiger Ürslingen, alt Urselingen) ist die Stammburg eines, besonders in Künsten des Krieges ausgezeichneten Geschlechtes, welches 1163 mit Egelolf von I. in die Geschichte eintritt, um diese Zeit Rappoldsweiler im Elsaß als bischöflich straßburgisches Lehen erwarb (Grandidier Oeuvres histor. 2, 449) und sich zunächst in den Hoflagern der deutschen Kaiser Friedrich I. und Heinrich VI., namentlich| auch in Italien, hervorthat. Konrad von I. wurde durch ersteren Kaiser 1178 oder etwas früher Graf von Assissi (Scheffer-Boichorst K. Friedrichs I. letzter Streit mit der Krone 219), 1183 Herzog von Spoleto, durch K. Heinrich VI. 1195 Reichsverweser in Sicilien; seine Gemahlin erzog in der Mark Ancona den unmündigen Sohn des letzteren Kaisers, den nachherigen Kaiser Friedrich II. Nach der für die Hohenstaufen ungünstigen Wendung der Dinge vererbte er († 1202) seine glänzenden, aber schwer durchzusetzenden Ansprüche auf seine Söhne Reinold und Berthold, deren ersteren, seinen Legaten von Tuscien, K. Friedrich II. bei der Abfahrt nach Palästina 1228 zum Statthalter über Unteritalien einsetzte. Aber bereits 1231, wo Reinold – mit genanntem Kaiser zerworfen – in Italien eingekerkert wurde (Stälin, Württ. Gesch. 2, 594; das dort unter 1242 angeführte Regest gehört ins J. 1226), erlosch der Glanz dieses Brüderpaares in diesem Lande. In ihrer Heimat machten sich 1284 die Herzoge Heinrich und Reinold und Anna Geschwister, Kinder obigen Reinolds, und die Söhne obigen Bertholds, Berthold und Reinold, mit deren Kindern Konrad, Jacobine, Berthold und Abigamund bemerklich (Mone Zeitschrift 11, 375). Den Herzogstitel behielt das Haus übrigens fortwährend bei, auch nachdem es nicht einmal mehr sein Stammschloß inne hatte, welches wenigstens schon 1327 in gräflich württemb. Besitz erscheint (Schmid Mon. Hohenb. 256). Von alten Erinnerungen getrieben, suchte das Geschlecht in Italien die Vertreibung der Ahnen durch Krieg und Raub zu rächen; in den Jahren 1342–1351 machte sich allda, sowie auch in Ungarn, Werner von Urslingen als duca Guarnieri, Führer der großen Compagnie, Feind Gottes, des Mitleidens und des Erbarmens, wie er sich selbst bezeichnete, einen gefürchteten Namen. Im J. 1363 verkaufte Reinold von Urslingen mit seinem Sohne Konrad bedeutenden Urslingischen Besitz auf den Fildern, Waldenbuch und benachbarte Dörfer an Württemberg; die Kastvogtei über Alpirsbach, hundertjährigen Besitz seines Hauses, überließ Konrad 1371 an die Herzoge von Teck im Tausch gegen Schiltach und gegen Geld. Um 1400 besaß die Familie zeitweilig das Schloß Hornberg im Gutachthale. Der letzte derselben, gleichfalls Reinold genannt, saß, nach Tschudis derber Sprache, als ein armer verdorbener Bettelherzog, zu Schiltach und starb als ein beim kaiserlichen Landgericht vielverklagter und vielverurtheilter Mann ums Jahr 1446. – Das Wappen der Familie war drei rothe Schilde im weißen Felde, 2. 1 gestellt. (Bronner, Abenteuerliche Geschichte Herzog Werners von Urslingen. Aarau 1828).

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| In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts hatten die Edelleute von Stain das Schloß I. samt seiner Zubehörde inne (Zimmerische Chronik 1, 416.[WS 3]) unter württembergischer Oberlehensherrlichkeit. Wolf Sigmund von Stain verkaufte den 25. August 1533 den Burgstall I. um 1200 fl. an Wilhelm Werner Graf von Zimmern, welcher schon zuvor den Zehnten allda eigenthümlich gehabt (Zimmerische Chronik 3, 187.[WS 4]). Mit dem Aussterben der Grafen von Zimmern fiel das Lehen an Württemberg heim.

In der letzten Zeit des 30jährigen Krieges dienten die Keller der zerstörten Burg dem Pächter des Butschhofes zur Wohnung.

c. Thalhausen (Eisenbahnstation), liegt 3/4 Stunden südlich von Epfendorf im tief eingeschnittenen Neckarthal auf der linken Seite des Flusses gerade an der Einmündung des von Herrenzimmern herkommenden Baches, der im Ort eine Mühle mit 2 Mahlgängen und 1 Gerbgang in Bewegung setzt. Am nördlichen Ende des kleinen Orts steht eine Kapelle zum h. Johannes dem Täufer; auch findet sich hier ein ansehnlicher Tuffsteinbruch.

Am 3. Mai 786 schenkte Graf Gerold dem Kl. St. Gallen Güter in Talahusen und erhielt sie auf Lebenszeit für einen Lehenszins zurück. (Württ. Urk.Buch 1, 34.) Egelolf und Louf von Talehusin sind 1099 Zeugen bei Stiftung des Kl. Alpirsbach (eb. 316). Später kam Thalhausen an die Herren von Zimmern; Johann Werner von Zimmern verkaufte den Ort 1513 an die St. Rottweil. (Zimmerische Chronik 3, 33.[WS 5]) 180, Ruckgaber, Rottweil, 2 b, 358.)


  1. Eine frühere hiesige Kirche wurde um 1163 von Abt Konrad von Petershausen erbaut. Mone Quellensammlung 1, 171.
  2. Im 12. Jahrh. nennt die Kloster Petershauser Chronik bei Mone Quellensamml. 1, 128 ein Viertel des Orts als Besitz des Klosters Stein.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. In der zweiten verbesserten Auflage: Zimmerische Chronik 2, 610.
  2. In der zweiten verbesserten Auflage: Zimmerische Chronik 2, 607.
  3. In der zweiten verbesserten Auflage: Zimmerische Chronik 1, 434.
  4. In der zweiten verbesserten Auflage: Zimmerische Chronik 3, 109.
  5. In der zweiten verbesserten Auflage: Zimmerische Chronik 2, 603.
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