« Kapitel B 4 Beschreibung des Oberamts Oberndorf Kapitel B 6 »
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
|
Bach und Altenberg,
Gemeinde III. Kl. mit 241 evangel. Einw. a. Bach und Altenberg, Dorf, 210 Einw., b. Bergsteig, Haus, 5 Einw., c. Obere Mühle, Hof, 13 Einw., d. Schwanenmoos, Hof, 8 Einw., e. Segelacker, Haus, 5 Einw. – Ev. Filial von Röthenberg; die Kath. sind nach Aichhalden eingepfarrt. 3 Stunden nordwestlich von der Oberamtsstadt.


Der in die Länge gedehnte, sehr weitläufig angelegte Ort liegt auf der Hochebene zwischen dem Kinzig- und dem Heimbachthal und schließt sich mit seinem Westende dem Mutterort Röthenberg an. Die meist vereinzelt, an der Röthenberg-Röthenbacher Vicinalstraße stehenden Gebäude, worunter einzelne stattliche Bauernhäuser, sind im Schwarzwaldstil gebaut und häufig mit schönwüchsigen Bäumen (Eichen, Linden, Eschen) umgeben, die dem Ort eine besondere Zierde verleihen und sehr malerische Gruppen bilden.

Das Schulhaus, ursprünglich ein Bauernhaus, wurde vor 31 Jahren erbaut; es enthält ein Lehrzimmer, die Wohnung des Schulmeisters und im unteren Geschoß die Gelasse für den Gemeinderath.

Ein Armenhaus ist vorhanden.

Ein Steinhaus, das nun abgebrochen ist, stand noch vor 4 Jahren in der Parzelle Altenberg; daneben scheint früher in einem Obstgarten ein Edelhaus gestanden zu sein.

Die Einwohner sind in die Kirche nach Röthenberg eingepfarrt und werden auch auf dem Begräbnißplatz daselbst beerdigt.

Gutes reines Trinkwasser liefern 4 laufende, 5 Pump- und ein Schöpfbrunnen; überdieß berührt der Röthenbach die Markung.

Die Einwohner sind gutgewachsene, geordnete Leute, unter denen sich mehrere zur Sekte der Wiedertäufer bekennen und sich von der bestehenden Kirche losgesagt haben, übrigens als stille, geordnete Bürger bezeichnet werden dürfen; ihre Erwerbsquellen bestehen in Feldbau, Viehzucht und den nöthigsten Gewerben, von denen nur einzelne Weber, Zimmerleute, Maurer und Holzhauer nach außen arbeiten. Eine Schildwirthschaft mit Bierbrauerei und ein Krämer sind vorhanden. Strohflechterei wird in geringer Ausdehnung getrieben. Die östlich vom Ort stehende obere Mühle mit Beimühle, Säg- und Lohmühle hat 1 Gerbgang und 3 Mahlgänge; von der weiter unten stehenden Mühle gehört die Beimühle mit 1 Mahlgang und einer Hanfreibe auf diesseitige| Markung, ebenso eine Säge und Hanfreibe von einer dritten Mühle. Die Einwohner sind im allgemeinen etwas weniger bemittelt als die in der nächsten Nachbarschaft. Es sind nur 3 große Bauernhöfe vorhanden; der vermöglichste Bürger besitzt 150 Morgen, der sog. Mittelmann 30–40 Morgen und die ärmere Klasse 5 bis 6 Morgen Grundeigenthum.

Die natürlichen und die landwirthschaftlichen Verhältnisse sind wie in Röthenberg; in der üblichen Wechselwirthschaft werden die Felder 6–8 Jahre gebaut und alsdann 5–6 Jahre für den Graswuchs benützt. Von den Felderzeugnissen können nur etwa 150 Schffl. Haber nach außen abgesetzt werden, während Dinkel und Futter noch eingeführt wird.

Die mit rauheren Mostsorten sich beschäftigende Obstzucht ist nicht ausgedehnt, jedoch im Zunehmen begriffen; das Obst gedeiht ziemlich gerne und wird im Ort selbst verbraucht.

Gemeindewaldungen, die zu der Parzelle Bach gehören, sind nur 13 Morgen vorhanden.

Was die Viehzucht betrifft, so wird die der Pferde nur von einigen größeren Bauern in ganz mäßiger Ausdehnung getrieben, die des Rindviehs ist ziemlich bedeutend, jedoch im allgemeinen noch etwas zurück, weil für die Anschaffung besserer Zuchtstiere nicht gehörig Sorge getragen wird; es besteht hier noch die sog. Tyroler Race, die mit Landrace gekreuzt wird. Nur ein Farre ist aufgestellt. Der Handel mit Jungvieh ist von einiger Bedeutung. Viehaustrieb findet noch statt.

Eigentliche Schweinezucht besteht nicht und sämtliche Ferkel (halbenglische Race) werden eingeführt und theils für den Hausbedarf, theils für den Verkauf gemästet; jeder Bürger verkauft jährlich 1 bis 2 Schweine.

Die Bienenzucht ist von einigem Belang.

Die Gemeinde hat von der Johann David Schuler’schen Stiftung 300 fl. erhalten, wovon die Zinse jährlich für arme Kranke zu verwenden sind.

Zu der Gemeinde gehören:

b) Bergsteig, liegt 1/8 Stunde östlich von Altenberg.

c) Obere Mühle, 1/8 Stunde südöstlich von Bach an dem Röthenbach gelegen (s. o.).

d) Schwanenmoos, liegt auf der Hochebene, 1/8 Stunde westlich von Bach.

e) Segelacker, ein einzeln stehendes Haus auf der Hochebene, 1/8 Stunde nordwestlich von Altenberg gelegen.

| Bach und Altenberg gehörten zum Kloster Alpirsbach; doch besaßen auch die Herrn von Falkenstein 1368 hiesige Güter.
« Kapitel B 4 Beschreibung des Oberamts Oberndorf Kapitel B 6 »
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).