« Kapitel A 7 Beschreibung des Oberamts Oberndorf Kapitel B 2 »
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B.


Ortsbeschreibung,


in alphabetischer Reihe der den Oberamtsbezirk bildenden 28 politischen Gemeinden oder Schultheißereien; jedoch unter Vorausstellung der Oberamtsstadt.

Die am Schluß beigefügten Tabellen gewähren übersichtliche Zusammenstellungen: I. der Bevölkerung, der Gebäude und des Viehstandes; II. des Flächenmaßes nach den verschiedenen Bestandtheilen und III. des Steuer-Katasters, des Gemeinde- und Stiftungshaushaltes.



Oberndorf,
mit den Höfen Unter-Aichhof, Schafhof und Ziegelhütte.
Gemeinde II. Klasse mit 2059 Einwohnern, worunter 472 Evangelische, 1 von einer andern christlichen Religionspartei und 20 Israeliten. Paritätische Pfarrei.[1]


Die Stadt Oberndorf, zum Unterschied von andern Orten gleichen Namens „am Neckar“ genannt,[2] liegt 26° 14′ 7,63″ östlicher Länge und 48° 17′ 27,48″ nördlicher Breite, 24 geometrische Stunden südwestlich von Stuttgart. Die Erhebung über das Mittelmeer beträgt an der Erdfläche des Postgebäudes 1773 württ. Fuß = 1564 par. Fuß, das Niveau des Neckars unter der Brücke 1609 württ. Fuß = 1419 par. Fuß. Die Stadt ist der Sitz des Oberamtsgerichts mit dem Gerichtsnotariat, des Oberamts mit dem Oberamts-Physikat und der Oberamtspflege, des Kameralamts, des Dekanatamts, einer Bahnhofverwaltung mit Postamt und einer Königl. Gewehrfabrik. Überdieß wohnen in Oberndorf ein Revierförster, ein Straßenbau-Inspektor, | ein Umgeldskommissär, ein prakticirender Arzt, ein Oberamts-Wundarzt und zwei Rechtskonsulenten. Auch bestehen hier 2 Apotheken, von denen die älteste im Jahr 1797 errichtet wurde.
Wappen der Stadt Oberndorf.
Wappen der Stadt Oberndorf.
Das Wappen der Stadt war von jeher das der Herzoge von Teck, ein schwarz und golden schrägwärts geweckter Schild. Das noch jetzt gebräuchliche runde Siegel mit der Umschrift: SIGILLVM CIVIVM IN OBERNDORF zeigt die Wecken im spanischen, mit Rankenornamenten umgebenen Schild.

Oberndorf besteht aus der eigentlichen ummauerten Stadt, der sog. oberen Stadt, und aus zwei Vorstädten, der oberen, westlich davon gelegenen, und der unteren, nordöstlich gelegenen, wo das frühere Augustiner Kloster steht. Die nicht große Stadt liegt auf der linken Seite des tief und schroff eingeschnittenen Neckarthales, in einer von hohen, steilen und kahlen Bergabhängen gebildeten kesselartigen Einbuchtung; in dieser, gegen das Neckarthal offenen Bucht erhebt sie sich auf einem etwa 150′ hohen felsigen, an einzelnen Stellen beinahe senkrechten Hügel, der aus jüngerem Süßwasserkalk (Kalktuff) besteht und sich erst später, nachdem die ursprüngliche Thalbildung längst vollendet war, hier abgelagert hat. Gegen Norden ist der Hügel durch die tief und wild eingerissene Schlucht des Sulzbaches, gegen Süden und Südosten durch die Schlucht des Wasserfallbachs und gegen Osten durch das Neckarthal begrenzt. Die Stadt war demnach auf 3 Seiten von Natur fest, und nur auf der vierten (Westseite), die mit dem übrigen Terrain zusammenhängt, zugänglich; hier wurde sie mittelst eines 40′ tiefen und weiten Grabens, durch den man einen Theil des Wasserfallbaches führte, künstlich befestigt und unzugänglich gemacht.

Daß im frühen Mittelalter die Terrainverhältnisse hier zur Anlage einer festen Stadt aufforderten, ist einleuchtend. Die Stadtmauern wurden überall am Rande der Felsplatte aufgeführt und von ihnen, die aus der Hauptmauer und der davor hinziehenden schwächeren Zwingermauer bestanden, erhielten sich noch rings umher bedeutende Reste, weil viele Häuser auf ihnen ruhen. Gegen Osten und Norden wachsen sie, zum Theil zu Gartenmauern erniedrigt, sehr malerisch aus den felsigen Wänden der tiefen Schluchten heraus; gegen Süden wurde die etwas enge Schlucht zum regelmäßigen Graben erweitert, in dem jetzt freundliche Gärtchen angelegt sind, und dahinter erhebt sich auf der noch erhaltenen Stadtmauer eine ganze Reihe alterthümlicher Wohnhäuser mit spitzen| Giebeln und malerischen hölzernen Galerien (Altanen). Gegen Westen ist hauptsächlich der durch die Felsen gebrochene Graben noch erhalten. Die Stadt hatte zwei mit Thürmen versehene Thore, das obere Thor an der Westseite und das Kirchthor an der Südostecke, bei der Kirche, und außerdem ein Pförtchen, das Mühlthörle, gegen das Augustiner Kloster hin. Das obere wurde 1820, das Kirchthor 1839 abgebrochen, letzteres war 60′ hoch, ganz von Stein und hatte einen gewölbten, 21′ breiten und 20′ hohen Durchgang. Zu diesen Thoren führten früher hölzerne Aufziehbrücken, die am oberen war 60′, die am Kirchthor 100′ lang. Auch die Vorstadt hatte ehemals Thore; das untere Thor stand dem Wirthshaus zum Waldhorn gegenüber und Urkunden von 1569 und 1605 nennen ein Schmiedthor oder Schmiedthörle am unteren Wöhrd. Von den Thürmen der Stadtmauer steht noch südöstlich von der Kirche ein rundes Thürmchen, das einst die Südostecke der Stadtmauer bildete, es hat an seinem Thürsturz die Jahreszahl 1533 und enthält in seinem oberen Gelasse das städtische Archiv; ferner der an der südwestlichen Ecke stehende sog. Schäferthurm, ein viereckiger, 45′ hoher Bau, jetzt zu Privatwohnungen eingerichtet und von der Gemeinde vermiethet. An der nordwestlichen Ecke der Stadt stand der Hexenthurm, welcher 1793 verkauft und zu einer Hafnerhütte benützt wurde.

Betreten wir nun die eigentliche Stadt, so erfreut sie uns durch ihr reinliches freundliches und wohlgeordnetes Aussehen; sie ist regelmäßig mit breiten, ebenen, sich rechtwinkelig durchkreuzenden Straßen erbaut, an denen meist mittelgroße hübsche städtische Häuser dicht gedrängt stehen, die großentheils nach dem Brande vom 1. Juli 1842 errichtet wurden. Die gutgehaltenen Straßen sind theils gepflastert, theils chaussirt und gekandelt, und durch die meisten von ihnen fließen in der Mitte, reinlich gefaßt, klare lebendige Bäche.

Die Stadt selbst bietet keine weiten Ausblicke, doch verschiedene malerische Partieen; sei es, daß man vom Rande der Stadt hinabblickt in die tiefen, nur zum Theil angebauten Schluchten und in das freundliche Neckarthal, oder daß man in der Tiefe stehend die Stadt aus der Kuppe des Hügels herauswachsen sieht. Auf den umliegenden Höhen hat man dagegen schöne Fernsichten, am schönsten und großartigsten auf dem nördlich von Beffendorf gelegenen Kuzbühl; man erblickt von hier aus die langen Höhenzüge des Schwarzwaldes, die fruchtbare Fläche des oberen Gäues mit dem Schloß Herrenberg, sodann die Albkette vom Hohenzollern bis zu den Heubergen und| bei klarer Sommerzeit sogar die schneeglänzende Stirne des Säntis in den Appenzeller Alpen.

Außerhalb der eigentlichen ummauerten Stadt haben sich im Laufe der Zeit Vorstädte gebildet, wie die obere Vorstadt an der westlichen Seite der Stadt, und die untere Vorstadt, welche an der Ost- und Nordostseite der Stadt, theils an dem Abhang gegen das Neckarthal, theils in der Thalebene selbst etwas weitläufig hingebaut ist und auch das ehemalige Kloster, jetzt Gewehrfabrik, in sich schließt.

Von öffentlichen, der Gemeinde gehörigen Gebäuden sind zu nennen:

1. Die im Anfang des 17. Jahrhunderts zur Pfarrkirche erhobene Kirche zu St. Michael steht an der Südostecke der Stadt mit dem Thurme gegen Osten und gegen jene tiefe, mit Obstbäumen und wildem Gestrüppe bewachsene Schlucht gekehrt und würde mit ihrer Umgebung ein anziehendes Bild geben, wenn der Thurm nicht gar zu formlos wäre. Das Äußere der aus verschiedenen Zeiten stammenden Kirche ist sehr schlicht, der dreistockige, in seinem untern Geschoße alte Thurm, welcher zugleich die Stelle des Chors vertritt, bildet eine unförmliche von vierseitigem Zeltdach bedeckte Masse. Die Ostwand seines ersten Geschosses hat ein großes Spitzbogenfenster, die Südwand ein hübsches frühgothisches Pförtchen. Über dem mit tüchtiger Rococo-Holzthüre verschlossenen westlichen Eingange des Schiffes steht 1702; im Geschmacke dieser Zeit ward es mit langen gedrücktbogigen Fenstern erbaut oder wenigstens erneuert; auf dem Westgiebel sitzt noch ein altes Steinkreuz und an der Ostwand des Schiffes findet sich ein schlankes, jetzt zugemauertes romanisches Fenster. Kirche und Thüren brannten im Jahr 1780 vollkommen aus. Das Innere ist ein schön gestalteter und dabei wohlthuend bemalter Raum; das Langhaus hat ein flaches Tonnengewölbe mit Stichkappen, während der Triumphbogen und der Chor im Halbkreis gewölbt sind und ohne Zweifel noch von der ursprünglichen romanischen Anlage herrühren. An der Decke des Schiffs befindet sich ein tüchtiges Gemälde, die Vermählung Mariä vorstellend, an den Wänden ziehen sich die Bilder der Stationen hin. Von der Rückwand des am Gewölbe blau mit goldenen Sternen bemalten Chors grüßt ein großes Gemälde, Christus am Ölberg, vom nördlichen Seitenaltar die Taufe Christi, von der südlichen die Flucht nach Egypten; letzteres Bild wurde aus der alten Remigii-Kirche hieher versetzt. An der durch die Nordwand des Chors führenden frühgothischen Sakristeipforte sind von der ursprünglichen romanischen Kirche her zwei| merkwürdige, reich verzierte Steine eingemauert; der eine zeigt Masken, der andere das Geschlinge des Lebensbaumes. Sehr bemerkenswerth sind auch die im Rococostile gehaltenen Kirchenbänke; sie haben an der vordersten Brüstung schöne eingelegte Arbeit, an den Seitenbrüstungen trefflich geschnitztes reiches wechselndes Blumengeranke. An der fünften Bank rechts steht: der anfang. den 30. December 1733 das end. den 8. martius 1734. Auch zwei schöne Beichtstühle aus derselben Zeit und von dem gleichen noblen Geschmack sind vorhanden; ferner auf dem Hochaltar ein alter kleiner Pult mit eingelegter Arbeit, Christus am Kreuz, daneben Maria und Johannes. Diese Gegenstände wurden bei Aufhebung des Augustiner Klosters aus der dortigen Kirche von der Gemeinde angekauft und hieher versetzt. Die mit den Statuen der vier Evangelisten geschmückte hölzerne Kanzel ist in reichem Zopfstile gehalten. Die nördlich am Thurm stehende Sakristei ist alt, tonnengewölbt und hat gegen Osten ein Spitzbogenfenster; in ihr findet sich ein altes merkwürdiges Kruzifix. Die vier Glocken sind nach dem Brande von 1780 im Jahr 1786 umgegossen worden von Benjamin Grieninger in Villingen; die schwerste wiegt 3298 Pfund. Im Jahr 1788 bekam die Kirche Paramente aus der Jesuitenkirche in Rottenburg, namentlich einen schönen Kelch und drei kostbare Meßgewänder, und 1790 ebenso mehrere aus dem Depositorium zu Freiburg geschenkt.

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2. Der ummauerte Begräbnißplatz liegt außerhalb der Stadt jenseits des Neckars an der Straße nach Bochingen; auf ihm stand die altehrwürdige vormalige Kirche zum heil. Remigius, welche bis zum 30jährigen Krieg Stadtpfarrkirche war und in welcher erst 1790 der Gottesdienst ganz aufhörte, worauf man sie 1806 und 1811 abtrug und die Steine zur Ausbesserung der Friedhofmauer verwendete. Die Remigiikirche war nicht besonders groß, aber ein einfaches massives Gebäude mit alten merkwürdigen Grabdenkmälern innen und außen. Auf der Stelle der abgetragenen Kirche errichtete man ein steinernes Kruzifix und pflanzte Linden um dasselbe. Das nebenstehende bisherige Beinhäuschen wurde zu einer Kapelle umgewandelt; sie enthält einen Altar mit Bildern und Figuren und eine von der Remigiikirche herüber gerettete Grabplatte mit der Inschrift: Anno Domini 1584 d. 19. Februarii starb Junkherr Jacob von Reckenbach, des Namens und Stammes der letzte. Dann ist hier an der Wand noch angebracht das sehr verdorbene Epithaphium des Pfarrherrn Fried. Wilh. v. Hohenberg, der 1726 durch einen schauerlichen Fall sein Leben endete.

| 3. Das auf den Stockmauern der 1780 zum letztenmal abgebrannten Pfarrwohnung 1787 neu erbaute, 1824 merklich verschönerte Pfarrhaus für den kath. Stadtpfarrer, ein freundliches zweistockiges Gebäude, steht zunächst der Kirche über jener tiefen Schlucht; es hat an seiner Ostseite ein kleines, aus der Schlucht heraufgemauertes Gärtchen und gestattet eine freundliche Aussicht in das Neckarthal. Das Pfarrhaus wie auch die Kirche hat die Kirchenpflege zu unterhalten.

4. An der Ecke der Schulstraße und der Oberamteistraße steht das ansehnliche zweistockige, 1821 erbaute Schulhaus; es enthält 6 Lehrzimmer, darunter eines für die lateinische und eines für die Realschule, sowie die Wohnung für den Knabenschulmeister. Als Wohnung für den Präceptor dient die ehemalige, in der Nähe der Oberamtei stehende Kaplanei: der Reallehrer wohnt in einem Privathaus gegen Hausmiethe-Entschädigung von Seiten der Gemeinde.

5. Das in der Mitte der eigentlichen Stadt an der Hauptstraße gelegene Rathhaus, ein stattliches dreistockiges Gebäude, wurde, nachdem es dreimal, in den Jahren 1612, 1699 und 1780, abgebrannt war, 1783 wieder aufgebaut und ihm 1805 ein hölzernes Thürmchen für zwei Glocken aufgesetzt; es enthält im unteren Stockwerk das Wachzimmer und die Fruchtschranne, im zweiten die Gelasse für den Gemeinderath und im dritten die Wohnung des Stadtschultheißen.

6. Das Armenhaus (Spital), in welchem gegenwärtig 24 Personen untergebracht sind; hierunter befinden sich etwa 16 mehr oder minder blödsinnige (kretinenartige). Außer diesen genießen noch etwa 30 Personen Unterstützung von Seiten der Gemeinde.

Überdieß sind 3 öffentliche Waschhäuser, 2 Badhäuser, 1 Spritzenhaus und 1 Armenhaus vorhanden.

Dem Staat gehören folgende Gebäude:

1. Das Oberamtsgericht, ein modernes, dreistockiges Eckgebäude mit Garten an der Thorbrücke gelegen, wurde 1833/34 erbaut und vom Staat im Jahr 1837 um 8000 fl. angekauft.

2. Das Oberamtsgerichtsgefängniß, ein neues Gebäude in der Armenhausgasse, enthält außer den Arrestlokalen auch die Wohnung des Oberamtsgerichtsdieners.

3. Das Oberamteigebäude, ehemaliges Dominikanerinnenkloster, nach dem Brande von 1780 wieder erbaut, besteht aus dem ansehnlichen Hauptgebäude, einem Anbau und der anstoßenden früheren Kirche; es hat eine schöne freie Lage am östlichen Rande der oberen| Stadt und gegen die Stadtmauer hin einen Hofraum und freundlichen Garten mit schöner Aussicht in das Neckarthal.

4. Das Oberamtsgefängniß, welches übrigens Eigenthum der Amtskorporation ist, liegt der Oberamtei gegenüber und enthält die Gefängnißlokale und die Wohnung des Oberamtsdieners.

5. Das Kameralamt, die ehemalige Pfalz, in ihrem ursprünglichen Zustand von den Herzogen von Teck, wo nicht schon von den Herzogen von Zäringen erbaut, 1766 neu aufgebaut, die Wohnung des Pfandherrn, in der letzten österreichischen Zeit des Obervogts. Dieses schöne große, massiv aus Steinen erbaute Haus, mit zwei Stockwerken und einem Zwergstock, liegt sehr günstig zunächst der am steilen Bergabhang hinziehenden nördlichen Stadtmauer. An seiner Ostseite dehnt sich ein schöner Garten und gegen Westen ist es durch einen Hofraum von einem dazu gehörigen Ökonomiegebäude getrennt.

Der Kameralamtsdiener wohnt in einem Privathause.

6. Die Wohnung des Revierförsters, der ehemalige Klosterfruchtkasten, steht neben der Oberamtei.

7. Zur Wohnung des ev. Stadtpfarrers wurde im Jahr 1867 ein im Thal gelegenes Privathaus angekauft.

8. Das in den Jahren 1866/67 in modernem Stil schön und massiv erbaute Bahnhofgebäude liegt freundlich unterhalb der Gewehrfabrik.

9. Das seit 1811 zur K. Gewehrfabrik eingerichtete frühere Augustinerkloster steht im Neckarthale, gerade zwischen dem steilen Vorberg, worauf die Stadt Oberndorf liegt, und dem Flusse. Es ward auf der Stelle des älteren abgebrochenen Klosters ganz neu mit großem Aufwand erbaut im Jahre 1772; seine Kirche in den Jahren 1775 bis 1777, und bildete ein großartiges Viereck, dessen nördliche Seite ganz die Klosterkirche einnimmt. Kirche und das dreistockige Kloster sind ganz aus Stein in einfachem Rococostil erbaut, nur die Westseite der Kirche, die Façade, ist als reiches Schaustück behandelt. Die Patrone des Klosters waren St. Martin und Nikolaus. Die Gebäude schließen einen quadratischen Hof, das sogenannte Kreuzgärtle ein. Rings umher läuft ein weiter Korridor, der alte Kreuzgang. In der Mitte des Gartens steht ein hoher vierröhriger Steinbrunnen im elegantesten Rococogeschmacke, mit Masken, Gewinden und Blumenvasen geschmückt, ein Denkmal von seltener Schönheit. Kloster und seit 1814 auch die Kirche sind ganz der Gewehrfabrik eingeräumt. Noch erhielten sich die alten lichten Gemächer, Gänge und Treppen, diese mit trefflich geschnitzten Geländern; auch die schönen Holzthüren| sind noch zum Theil vorhanden und in mancher Werkstätte prangt noch die alte feine Stuckdecke.

Im unteren Stockwerk des Klosters befanden sich einst 2 Refektorien und die Wohnungen für die Dienstboten. Auf die Gipswand eines dieser Refektorien waren gemalt: die Kaiserin Maria Theresia, ihr Sohn Joseph II., dann die Herzoge Albert und Friedrich von Teck. Im Mittelstocke befanden sich 18 Zimmer, im oberen 20 und die Bibliothek. Unter dem Dache lief durch alle Flügel ein Kornboden. Unter dem Kloster sind gewölbte Keller, der eine 120′ lang, 30′ breit, der andere 30′ lang und 20′ breit.

Die sehr große Kirche, deren 91′ hoher Thurm 1814 abgetragen wurde, traf das herbste Loos. Einst war sie eine herrlichweite, einschiffige, tonnengewölbte Halle, an den Wänden mit Nischen, zarten Stuckaturen und kleinen Gemälden reich belebt, an der Wölbung mit den drei trefflichen Fresken von B. Enderle geschmückt; es sind höchst gestaltenreiche, mächtige Perspektiven eröffnende Bilder.

In der halben Höhe der Kirche wurde ein Boden eingezogen und sie dient jetzt zu Magazinen, ausgenommen den oberen westlichen Theil, der seit 1820 zum Betsaal für die Evangelischen eingerichtet ist. Dieser Theil, noch immer ein bedeutender Raum, zeigt an der Decke eine von den riesengroßen Fresken, die Kreuzigung, noch ganz erhalten. Das zweite Bild, die Himmelfahrt, ragt nur zur Hälfte in den Raum herein, es wurde durch die Abschlußmauer gerade in der Mitte zertheilt. Im Jahr 1822 stiftete König Wilhelm eine Orgel in die Kirche.

In dem ursprünglichen, nunmehr zur Gewehrfabrik eingerichteten Klostergebäude befinden sich überdieß die Wohnungen des Gewehrfabrikverwalters, des Fabrik-Obermeisters und Gelasse für Fabrikarbeiter; das ehemalige Kloster-Ökonomiegebäude (Maierhaus) wurde zu Laborantenwohnungen und zum Stabeisenmagazin eingerichtet; auch wohnt in demselben der Hüttenverwaltungs-Assistent.

Der ehemalige Kellerbau mit 2 gewölbten Kellern ist jetzt Kohlenscheuer und in der Klostermühle, ein alterthümliches, massiv erbautes Haus mit hohen Giebeln, wurde die Schleifmühle eingerichtet. Ein ganz aus Stein erbautes Brauhaus mit Gelassen zum Backen und Schlachten ward 1811 abgebrochen. Ein 7 Morgen 11/2 Viertel großer Klostergarten lag am Kloster und war mit einer Mauer umgeben. Neu erbaut wurden: 1) ein Hammerwerk mit Frischfeuer und einem Großhammer, nebst einem Kleinfeuer mit einem Klein- und Zainhammer; 2) eine Rohr- und Klingenschmiede mit Bohrwerk,| jetzt Dreherei; 3) die sog. Galanteriewerkstätte und Beschießhaus; 4) das sog. untere Werk am Abflußkanal (früher Sägmühle) mit Rohrschmiede, Rohrbohrwerk, Ziehmaschine etc.; 5) neben demselben ein Schleif- und Polirwerk; 6) eine Kohlenmeisterswohnung mit kleinem Ökonomiegebäude. Das Gasthaus zum Schwanen wurde vom Staat angekauft und zu Arbeiterwohnungen eingerichtet.

10. Die südöstlich der Pfarrkirche gelegene Bizenkapelle stammt mit ihren steilen Giebeln noch aus gothischer Zeit und war 1634 längst vorhanden; über ihrem Eingang an der Westseite steht 1723, über dem Fenster darüber 1761. Ihr älterer östlicher Theil ist tonnengewölbt, der westliche flachgedeckt. Auf ihrem Firste sitzt ein Thürmchen mit Glocke. Das Innere enthält einen Altar mit einigen Figuren und Gemälden im Zopfstile. Im Jahr 1760 wurde ein kleines Eremitenhäuschen daneben erbaut, worin der Einsiedler-Bruder Johann Frueth wohnte; 1787 ward es abgebrochen. (Über weitere Gebäude s. Köhler a. a. O.)

Sehr gutes Trinkwasser liefern in Fülle 26 laufende Brunnen; sämtliche Brunnen der oberen Stadt, außer dem bei der Kirche, werden von der Quelle im sog. Wasserfall, in der gegen Beffendorf hinaufziehenden Schlucht, gespeist, welche in einer 10 Minuten langen hölzernen Wasserleitung in die Stadt geführt wird; bei andauerndem Regenwetter trübt sich diese sehr starke Quelle, wogegen der Brunnen bei der Kirche, sowie der im Thal am Sulzbach, stets klar und helle läuft. Dann wird aus derselben Schlucht der sog. Stadtbach in einem in den dreißiger Jahren erbauten steinernen Aquädukt, einem offenen Kandel, in die Stadt geführt und durchrinnt, in vier Arme getheilt, der Länge nach von Westen nach Osten die Straßen. Der bedeutendste Brunnen ist der vierröhrige Rathhausbrunnen, mit großem achteckigen steinernen Troge und einer im Spätrenaissancegeschmack gehaltenen Brunnensäule mit der Jahreszahl 1631, und zwei Wappenschilden, wovon einer den Grafen von Hohenberg angehört; außer ihm ist noch ein steinerner Brunnen mit 4 ehernen Röhren in der Stadt und einer in der Vorstadt.

Auch die Markung ist reich an guten Quellen, es finden sich auf ihr 7 Feldbrunnen; sodann fließen über die Markung der Neckar, der öfters verheerend austritt, ferner der nördlich an der Stadt vorbeiziehende Sulzbach, in welchen bei hohem Wasserstand ein Arm des Stadtbaches durch den westlichen Stadtgraben sich ergießt. Dieser Stadtbach treibt in seinem kurzen Laufe 20 Mühl- und andere Werke, gefriert nie und trocknet nie ein. Endlich sind noch zu nennen der| Dieselbach und der Lauterbach, der eine im nördlichen, der andere im südlichen Theile der Markung.

Früher befanden sich 4–5 jetzt in Wiesengrund verwandelte Weiher auf der Markung; durch den 11/2 Morgen großen im ehemaligen Klostergarten geht jetzt die Eisenbahn, von einem im Neckarthal aufwärts gelegenen ist noch ein Theil des Dammes sichtbar; er wurde ohne Zweifel einst vom Dieselbach gespeist.

Ein Badhaus stand ehemals im Neckarthal unfern der Stadt.

Über den Neckar führt eine schöne 1660 erbaute steinerne Brücke von 4 Freipfeilern und 5 Bögen, über den Sulzbach führen 2 steinerne und 2 hölzerne Brücken, über den Stadtbach 3 steinerne, über den Lauterbach 1, und endlich über den Dieselbach 2 steinerne Durchlässe. Die Unterhaltung ruht zumeist auf der Gemeinde.

Die Einwohner sind von kräftigem und verhältnißmäßigem Körperbau und nur bei einzelnen zeigen sich Spuren von Kretinismus, doch nimmt deren Zahl sichtlich ab. Seit 60 Jahren kam es 10–12mal vor, daß Ehepaare zur goldenen Hochzeit gelangten, eines feierte sogar 1843 die sog. diamantene Hochzeit; zwei Ortsangehörige zählen gegenwärtig über 80 Jahre. Die Einwohner sind friedfertig, fleißig, gefällig, kirchlich gesinnt und interessiren sich gerne sowohl für Tagesfragen, Gemeindeangelegenheiten, nützliche Neuerungen, als auch für die Geschichte und sonstige Vergangenheit ihrer Stadt. Ihre Vermögensumstände sind zum größern Theil ziemlich mäßig und nur ein Bürger besitzt 130 Morgen, einige 30–40 Morgen, mehrere 15–20 Morgen, der sogenannte Mittelmann durchschnittlich 3–4 Morgen Grundeigenthum. Die unbemittelte Klasse ist auf die Benützung von Allmandtheilen angewiesen. Einige Bürger haben auch eigene Waldungen, die jedoch auf angrenzenden Markungen liegen.

Die Haupterwerbsquelle der Einwohner bildet das Kleingewerbe in Verbindung mit Feldbau, zu welch letzterem namentlich ein Allmandgenuß von 13/4 Morgen Feld den Ärmeren Gelegenheit gibt. Auch die auf der Markung liegenden Muschelkalksteinbrüche, sowie ein Gipsbruch sind hier zu erwähnen; sodann findet sich Lehm und Töpferthon, doch nicht ausgedehnt, dagegen Tuffstein und Tuffsand in Menge. Zu Gewinnung von Gips bestand früher im Haugenloch, in der nordwestlich von der Stadt einbrechenden Schlucht, ein Stollen und in der Wasserfallschlucht ein Stollen und Schachtbau. Seit 1865 wurde zwischen der Gewehrfabrik und dem Bahnhof auf Steinkohlen gebohrt.

Die im Verhältniß zur Einwohnerzahl mittelgroße Markung| bildet mit Ausnahme der beträchtliche Flächen einnehmenden hohen und steilen Gehänge gegen das Neckarthal und einiger Seitenthälchen eine flachwellige, zum Theil hügelige Hochebene, auf der sich viele trichterförmige Erdfälle eingesenkt haben. Auf angrenzenden Markungen besitzen hiesige Bürger etwa 70 Morgen.

Der Boden ist im allgemeinen fruchtbar und besteht aus den kalkreichen Zersetzungen des Hauptmuschelkalks und besonders des Muschelkalkdolomits, die meist einen etwas lockeren Boden zur Folge haben. An einzelnen Stellen machen sich die leichtsandigen Böden der Lettenkohlengruppe und zuweilen ein fruchtbarer Lehm geltend. Im Neckarthal haben sich verschiedene, den Wiesenbau begünstigende Alluvionen abgelagert.

Das Klima ist, wie überhaupt in der Nähe des Schwarzwaldes, etwas rauh, jedoch gedeihen noch feinere Gewächse wie Gurken, Bohnen etc., wenn sie nicht von Frühlingsfrösten und kalten Nebeln, die sich ziemlich häufig einstellen, heimgesucht werden; auch Hagelschlag kommt zuweilen vor.

Die Landwirthschaft wird unter günstiger Einwirkung des landwirthschaftlichen Bezirksvereins gut betrieben und zur Besserung des Bodens kommt außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln sehr viel Gips, Hallerde, Dungsalz etc. in Anwendung. Der Brabanter (Hohenheimer) Pflug ist allgemein im Gebrauch, auch sind einzelne Repssämaschinen, Dreschmaschinen, eiserne Eggen u. s. w. vorhanden. Der landwirthschaftliche Betrieb, zu dem hauptsächlich Pferde benützt werden, ist größtentheils beschwerlich, indem die meisten Güter theils an steilen, schwer zu bebauenden Abhängen, theils auf den Hochebenen, zu denen lange Steigen führen, liegen. Man baut vorzugsweise Dinkel, Haber und Gerste, weniger Weizen, Einkorn und Roggen, in der Brache und in Ländern Kartoffeln, Futterkräuter, Reps und Hanf; auch Hopfen werden in neuerer Zeit gepflanzt. Von den Getreideerzeugnissen werden viele nach außen verkauft, übrigens auch auf den örtlichen Wochenmärkten ziemlich zugekauft.

Der Gartenbau ist ganz unbedeutend und dient theils dem Vergnügen, theils dem eigenen Bedürfniß. Von namhafter Ausdehnung ist der Wiesenbau, der besonders im Neckarthal reichlich gutes Futter liefert; vom Futterertrag wird theilweise nach außen abgesetzt.

Weinbau wird nur auf 1/12 Morgen getrieben. Früher muß er ziemlich ausgedehnt gewesen sein, indem 1497 unter den Besitzungen des Augustinerklosters einer Kelter erwähnt wird.

Die Obstzucht wird in ziemlicher Ausdehnung und mit nicht besonderem| Nutzen in der nächsten Umgebung der Stadt getrieben; Mehlthau, Frost und Raupenfraß schaden nicht selten der Obstblüthe. Man zieht hauptsächlich die gewöhnlichen Mostsorten und Zwetschgen, und bezieht die Jungstämme theils vom kleinen Heuberg, theils von Ehningen bei Reutlingen. Eine Gemeindebaumschule ging vor 5 Jahren ein und gegenwärtig bestehen nur noch wenige kleine Privatbaumschulen. Eine städtische Baumanlage am Wöhrt gewährt einen jährlichen Pachtertrag von 50–300 fl. Die Obstmostbereitung wurde erst vor 20 Jahren eingeführt, gewinnt aber immer mehr an Ausdehnung. Obst wird nicht nur keines nach außen verkauft, sondern noch zugekauft.

Die Stadt besitzt 900 Morgen Nadelwaldungen, die theilweise mit Buchen gemischt sind; ihr jährlicher aus 300 Klaftern und 20 bis 24.000 St. Wellen bestehender Ertrag wird verkauft, was der Gemeindekasse in den letzten 20 Jahren eine durchschnittliche jährliche Rente von 6000 fl. sicherte.

Eigentliche Weiden sind in großer Ausdehnung vorhanden; sie sind gut und werden in Verbindung mit einem 30 Morgen großen Gut um 1225 fl. jährlich verpachtet, überdieß trägt die Brach- und Stoppelweide ein jährliches Pachtgeld von 200 fl. und die Pferchnutzung etwa 500 fl. ein.

Jeder Aktivbürger und jede Bürgerswittwe erhält etwa 13/4 Morgen Allmand zur Benützung und hat hiefür je 2 fl., sowie an der Zehentablösungsrente 1 fl. 20 kr. zu bezahlen, was der Gemeinde, abzüglich von 15 Freilosen für Pfarrer und Schulmeister, eine reine Einnahme von jährlich 570 fl. abwirft.

Auch hat die Gemeinde zur Verpachtung bestimmte Güter, die etwa 250 fl. jährlich eintragen; die für Farrenhaltung bestimmten Wiesen sind hierunter nicht begriffen.

Was die Viehzucht betrifft, so ist die der Pferde ganz unbedeutend und beschränkt sich auf etwa 3–4 Fohlen, die hier gezüchtet werden; auch die Pferdehaltung ist von keinem Belang.

In gutem Zustand ist dagegen die Rindviehzucht, welche sich vorzugsweise mit einer Kreuzung der Simmenthaler und einer tüchtigen Landrace (Neckarschlag) beschäftigt und durch 4–5 Farren nachgezüchtet wird. Der Handel mit Vieh ist nicht besonders ausgedehnt, obgleich auf den örtlichen Viehmärkten ziemlich viel Rindvieh nach Baden und in das Rhein- und Kinzigthal abgesetzt wird. Der Milchverkauf ist beträchtlich. Die Schafzucht wird von zwei Schafhaltern, die etwa 600 Stück Bastard- und deutsche Schafe auf der Markung| laufen lassen, betrieben. Die Wolle kommt auf inländische Wollmärkte und der Abstoß der Schafe geschieht nach Frankreich.

Eigentliche Schweinezucht besteht nicht, indem sämtliche Ferkel (bayerische und halbenglische Race) von außen eingeführt und theils für den eigenen Bedarf, theils zum Verkauf aufgemästet werden.

Ziegen sind 70–80 Stücke im Ort.

Die Geflügelzucht wird nur für den eigenen Bedarf getrieben und die Zucht der Bienen ist im Abnehmen.

Die nicht bedeutende Fischerei ist Eigenthum der Stadt, welche sie im Neckar für 3 fl. 30 kr., im Lauterbach für 1 fl. jährlich verpachtet; der Neckar führt Nasen, Barben, Aschen und zuweilen Aale, der Lauterbach Forellen. Die Fische werden meist in der Stadt selbst verbraucht.

Was den Gewerbebetrieb betrifft, so beschränkt sich dieser hauptsächlich auf die Kleingewerbe, die indessen meist für das örtliche Bedürfniß arbeiten; am stärksten sind die Schuster und Schneider vertreten, von denen letztere auch nach außen arbeiten.

Eine Ausnahme machen:

1) die K. Gewehrfabrik, verbunden mit einem Eisenhammerwerk, welche Handfeuerwaffen aller Art liefert, ist in jüngster Zeit durch die Aufstellung einer großen Anzahl neuer Hilfsmaschinen für die Anschaffung von Zündnadelgewehren bedeutend erweitert und hiedurch in den Stand gesetzt worden, täglich 50 neue Gewehre vollständig zu liefern. Gegenwärtig sind gegen 200 Arbeiter in der Gewehrfabrik etc. beschäftigt; außer 6 Wasserrädern und 2 Turbinen wird die Betriebskraft noch durch 2 Dampfmaschinen geliefert.

2) Verlag des Schwarzwälder Boten mit 12.000 Abonnenten wird mit Dampfkraft, 2 Schnellpressen und 20 Arbeitern betrieben.

3) Leineweber, 6 Stühle und 6 Arbeiter.

4) Rothgerbereien 5 mit 9 Arbeitern.

5) Mühlwerke:

7 Wasser-Getreidemühlen mit 23 Mahl- und Gerbgängen und 13 Arbeitern; die bedeutendste hierunter ist die Sägermühle,
2 Ölmühlen mit 2 Arbeitern,
1 Lohmühle mit 1 Arbeiter,
2 Sägmühlen mit 3 Arbeitern,
4 Gipsmühlen mit 5 Arbeitern,
1 Schleiferei mit 3 Arbeitern,
3 Hanfreiben,|
1 Ziegelei mit 8 Arbeitern, verbunden mit einer Kalkbrennerei,
1 Gipsbrennerei mit 1 Arbeiter,
8 Bierbrauereien mit 17 Arbeitern.
2 Branntweinbrennereien mit 2 Arbeitern.

Ferner befindet sich hier:

1 Telegraphenstation,
2 Floßholz-Einbindstätten, am Neckar,
1 Fruchtschranne.

Sodann werden jährlich 6 Krämer- und Viehmärkte abgehalten, von welchen namentlich die letzteren von Bedeutung sind.

Im übrigen zählt die Stadt nach dem neuesten Stand folgende

mechanische Künstler und Handwerker:
Meist. Geh. Meist. Geh.
Bäcker 18 2   Kupferschmiede 2
Barbiere 2 Maurer u. Steinhauer 9 4
Buchbinder 2 1 Mezger 10 3
Conditoren 2 1 Nagelschmiede 1 1
Dreher 2 1 Nätherinnen 5
Färber 1 3 Putzmacherinnen 1
Fischer 3 Sattler 4 3
Flaschner 2 Schlosser 2
Gärtner 1 Schmiede 4 2
Gerber 5 9 Schneider 13 3
Glaser 3 Schreiner 5 1
Hafner 3 Schuhmacher 13 2
Hutmacher 2 2 Seckler 2
Ipser 1 8 Seifensieder 2
Kaminfeger 1 1 Seiler 2
Kleemeister 1 Uhrmacher 3
Korbflechter 1 Wagner 2 2
Küfer 3 Zimmerleute 4 2
Handelsgewerbe.
Kaufleute 9 mit 2 Gehilfen.
Krämer und Kleinhändler 4.
Viktualienhändler 2.
Hausirer 3.
Frachtfahrer und Lohnkutscher 5 mit 1 Gehilfen.
Mit dem Viehhandel beschäftigt sich 1.
Schildwirthschaften 12.
Speisewirthschaften 2.|
Schenk- und Gassenwirthschaften 8.
Buchdruckereien 1.
Musikanten 6.

Der Aktivhandel beschränkt sich auf landwirthschaftliche Produkte, Holz und Vieh. Die Einfuhr besteht in Kolonialwaren, Eisen, Salz, Wein, rohen Häuten etc.; durchgeführt werden hauptsächlich Steingut und Erzeugnisse der Strohmanufaktur in Schramberg.

Den Verkehr vermitteln außer der Eisenbahn noch Staatsstraßen nach Sulz, Rottweil, Alpirsbach, Freudenstadt und Rosenfeld (Balingen); von der nach Alpirsbach, beziehungsweise Freudenstadt, führenden Staatsstraße geht eine weitere oberhalb der im Jahr 1847 trefflich angelegten Steige nach Schramberg ab. Die Vicinalstraße von Beffendorf nach Hochmössingen berührt den westlichen Theil der Markung.

Eilwägen kommen täglich zwei von Schramberg und einer von Alpirsbach und eben so viel gehen auch wieder ab; überdieß treffen jeden Tag 4 Eisenbahnzüge ein.

Frachtfuhrleute sind 2 vorhanden, von denen der eine in der Woche zweimal nach Rottweil, der andere einmal fährt.

An der Stadtpfarrkirche ist ein katholischer Stadtpfarrer, der zugleich das Dekanatamt bekleidet, und an der evangelischen Kirche ein Stadtpfarrer angestellt.

Von Schulanstalten befinden sich in Oberndorf:

1) Eine lateinische Schule, an der ein Präceptor, und eine Realschule, an der ein Reallehrer unterrichtet.
2) Eine katholische Volksschule, an der 2 Schulmeister und ein Unterlehrer unterrichten.
3) Eine evangelische Volksschule mit einem Schulmeister.
4) Eine Industrieschule für Mädchen.

Auch ist eine Turnanstalt vorhanden.

Der Gemeindehaushalt ist geordnet.

Die Kirchen- und Präsenzpflege besteht schon seit Jahrhunderten und entstand allmählig durch fromme Stiftungen und ist nun zu einem Kapital von 37.000 fl. angewachsen, dessen Zinse zur Unterhaltung der Kirche und des Pfarrhauses, zur Besoldung der Geistlichen und zu Kultuszwecken verwendet werden; mit ihr wurde im Jahr 1809 die im Jahr 1788 gegründete Armenpflege verbunden, deren Vermögen gegenwärtig etwa 17.000 fl. beträgt; mit den Zinsen werden Arme und Nothleidende unterstützt.

Eine von Waldmössingen herkommende Römerstraße berührt im Westen auf eine kurze Strecke die Markung (s. den Abschn. Alterthümer).

| Im Aichwald, 3/4 Stunden südwestlich von der Stadt, befindet sich eine gut erhaltene viereckige Schanze, die nach der Sage von den Schweden herrühren soll.

Auf der Hochebene, nordwestlich von der Stadt, stand der längst abgegangene Ort Ruth, Ruti, Röttin, Reuten, später auch Reutheim geschrieben. Zuletzt bestand der Ort nur noch aus 3 Höfen, die Reutheimer Höfe genannt, von denen noch vor etwa 100 Jahren Mauerreste und ein verschütteter Brunnen sichtbar waren. (Köhler 123. 206.)

Auf der Markung der Staatsdomäne Unter-Aichhof liegen auf der höchsten Stelle eines gegen das Neckarthal vorgreifenden schmalen Bergrückens die letzten Reste der ehemaligen Burg Waßeneck. (Waßnegg 1368. Schmid, Mon. Hohenb. 567, Wasenegg 1381 eb. 659). Sie war die Teck’sche und vielleicht schon die Zäringische Hauptburg in diesen Gegenden, welche von ihr aus beherrscht wurden und theilte in Beziehung auf ihre Oberherrn die Schicksale Oberndorfs. Sie gehörte auch zum Lehen des St. Gallischen Schenkenamtes. Die Zimmerische Chronik (1, 369), in welcher sie bereits in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts als ein zerfallener Burgstall erscheint, erwähnt, wie früher die Herzoge von Teck allhier „ihre Hofhaltung gehabt“ und „folgends die Burg an Edelleute, genannt die Maier, welche sich darnach bis zu ihrem Abgang, davon die Maier von W. geschrieben“ gekommen sei. Unter diesen Maiern sind namentlich Heinrich 1298, Konrad 1303, Benz 1307, Berthold 1330, ein paar Ulriche 1368 bis 1441, in welch letzterem Jahre der letzte Ulrich, Besitzer von Kalteneck bei Holzgerlingen, unbeerbt starb, bekannt. (Crusius 3, 186. 195. 197; Schmid, Gr. v. Hohenb. 429; Mon. Hohenb. 567. 629. 799. 851. 855; Steinhofer 2, 823.) Eine Wohnung in Waßenegg war noch 1563, 1637 aber alles längst zerstört.

Waßeneck war wegen der steilen Abhänge des Bergrückens auf 3 Seiten unzugänglich und auf der westlichen, allein zugänglichen Seite durch einen tiefen, den schmalen Bergrücken quer durchschneidenden Graben fest. Auch auf der Ostseite, gegen den Neckar hin, laufen in verschiedenen Abständen 2 Gräben quer über den Bergrücken, so daß die Burg mit ihren Vorwerken aus 3 Abtheilungen bestand; in der östlichsten befinden sich noch Reste des Burgmantels und eines Gebäudes. In der westlichsten Abtheilung stand die eigentliche Burg, die nur schmal, aber von ziemlicher Länge war. Nach den wenigen Überresten zu schließen, war die Bauart von großer Festigkeit und| die Mauern 6–9′ dick. In dem Burggraben quillt noch immer Wasser, das von einer unzerstörten verborgenen Wasserleitung zeugt.

Noch jetzt sehen die Bewohner des nahen Aichhofes zuweilen des Nachts ein Licht auf der Burgstelle umher schweben. Ferner geht die Sage, es liege in Waßeneck ein reicher Schatz begraben, bewacht von einer schönen Jungfrau und von einem schwarzen Pudel. Wer den Muth habe, in der Christnacht um 12 Uhr dahin zu gehen und das schöne Gespenst dreimal zu küssen, bekomme den Schatz, der Strauchelnde aber werde von dem Pudel zerrissen. Nie aber habe bis jetzt ein Geldlustiger dieses nächtliche Abenteuer bestanden.

Zu der Gemeinde gehören:

Unter-Aichhof, eine Staatsdomäne, ursprünglich der herrschaftliche Hof uff Waßeneck genannt, ist der eigentliche Burghof; er liegt auf der Hochebene über der linken Seite des Neckars, 3/4 Stunden südlich von Oberndorf. Das zu dem Hof gehörige arrondirte Gut ist 228 Morgen groß, wovon 109 Morgen Äcker, 33 Morgen Wiesen und 79 Morgen Weiden; es ist von der K. Finanzverwaltung auf 18 Jahre von 1853–1871 um jährlich 640 fl. verpachtet und wird von dem Pächter zweckmäßig bewirthschaftet.

Der Schafhof liegt auf der Hochebene westlich der Stadt an der Straße nach Alpirsbach; die Stadtgemeinde ließ ihn im Jahr 1803 erbauen und verpachtet ihn seit dem Jahr 1817 nebst der Schafweide und den dazu gehörigen 30 Morgen Gütern (s. oben).

Die Ziegelhütte, unweit des Schafhofs gelegen, wurde 1831 von Oberamtspfleger Frueth und einigen anderen ansehnlich und zweckmäßig erbaut; sie hat einen Kalk- und Rostofen, welcher 14.000 St. rothe Ware faßt und zur Feuerung mit Torf eingerichtet ist.

Oberndorf tritt als Obarindorf villa (was freilich eben so gut auch Altoberndorf sein kann) 782 in die Geschichte ein, als daselbst eine Schenkungsurkunde für Kloster St. Gallen ausgestellt wurde. Genanntes Kloster hatte selbst allhier Besitzungen, welche ihm um 900 der kluge Hofkanzler Salomo, Bischof von Konstanz und Abt von St. Gallen aus dem Reichsgut verschafft hatte und wozu namentlich die Taufkirche gehörte; Konrad bestätigte ihm dieselben unter dem 14. Merz 912. (Wirt. Urk.-Buch 1, 26. 27. 208. 210). Aus solchen und noch andern aufgetragenen Besitzungen erwuchs eine Oberlehnsherrschaft dieses Klosters, bestehend aus O., den vier Dörfern Altoberndorf, Beffendorf, Bochingen, Waldmössingen und der Burg Waßeneck; verliehen wurde diese Herrschaft – als Zugehörung des| St. Gallischen Schenkenamts – an die Herzoge von Zäringen (VII. 1)[3], von denen sie in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts an deren jüngere Linie, die Herzoge von Teck, gelangte und derselben eine kurze Verpfändung abgerechnet bis zum Jahr 1374 verblieb. Diese Herzoge machten O. zur Stadt, verliehen ihr verschiedene Privilegien, auch das Teck’sche Wappen (das noch jetzt gebräuchliche Stadtsiegel, s. o.); insbesondere bestätigten den 11. Sept. 1300 die Herzoge Hermann und seine Söhne Ludwig und Hermann von Teck den Bürgern die Rechte und Freiheiten; die gewöhnliche Steuer sollte 40 Pf. Tübinger Pfennig im Herbst und 30 Pf. an Fasten nicht überschreiten. (Schmid, Mon. Hohenb. 148.) Auch am 24. Merz 1316 thaten dieß nach Ableben des Vaters der ebengenannte Sohn Ludwig und dessen jüngerer Bruder Lutzmann; sie versprachen zugleich, von den Juden,[4] welche damals in der Stadt saßen und noch hinziehen würden, für alle Dienste jährlich 20 Pf. H. zu nehmen und sie nicht weiter, weder an Leib noch an Gut zu beschweren, erlaubten auch, daß sie und ihre Nachkommen in O. Bürgerrecht, wie andere in der Stadt angesessene Bürger, haben sollten (eb. 208). Am 29. Nov. 1315 waren die Freiheiten und Rechte der civitas O. das Muster für die Ertheilung der gleichen an den Ort Binsdorf seitens K. Friedrichs des Schönen. Nur für kurz war ums Jahr 1336 der Teckische Besitz unterbrochen durch den Zwischenbesitz des Grafen Wilhelm von Montfort-Tettnang, welcher seine Tochter dem jüngsten obiger Tecker Brüder, dem Herzog Friedrich, in die Ehe gegeben hatte und am 21. Juni 1336 der Stadt ihre Rechte und Freiheiten zu halten gelobte (eb. 325). Aber bereits am 29. Nov. 1342 bestätigte ein Tecker Herzog, Hermann, zugleich Herr zu Oberndorf und zu Schiltach sich nennend († 1363 kinderlos, Vetter † Friedrichs), der Stadt eben wieder ihre Rechte und Freiheiten (eb. 376). Belehnt mit allen, zum stiftsanctgallischen Schenkenamt gehörigen Lehen wurde im Jahr 1343 sowohl er, als auch sein Vetter Ludwig (Bruder Friedrichs). Damals schwuren sie beide, sie wollen ohne Verzug alle die Lehen ledig lassen, welche † Herzog Friedrich vom Kloster St. Gallen getragen habe, so weit solche zum Schenkenamt nicht gehören (Stälin Wirt. Gesch. 3, 697). Die mit dem Schenkenamt verbundenen Lehen vererbten sich auf einen jüngeren, Herzog Friedrich, Sohn obigen Ludwigs,| übrigens in Streit mit dem Gemahl seiner Schwester Beatrix, Reinold, Herzog von Urslingen (Gerbert, Hist. nigr. silvae 3, 298) und erst mit Herzog Konrad von Urslingen, dem Sohne Reinolds kam 1371 der Vergleich zu Stande, wonach dieser Herzog Friedrich Oberndorf (wohl auch Altoberndorf), Beffendorf, Bochingen, Waldmössingen, die Burgen Waßeneck und Brandeck (O.-A. Sulz) und die Vogtei des Kl. Alpirsbach behielt und dagegen seinen Neffen 11.500 Pf. H. ausbezahlte und alle Ansprüche an Schiltach überließ. (Gabelkhover, Cleß 2 a, 162; Sachs, Bad. Gesch. 1, 169[5]). Aber bereits im Jahre 1374 verkaufte dieser Herzog Friedrich Oberndorf nebst Zugehör und das Schenkenamt unter fortlaufender Oberherrlichkeit des Klosters St. Gallen an den Grafen Rudolf von Hohenberg. Dieser jedoch verpfändete Oberndorf und Waßeneck bereits 1378 an die schwäbischen Reichsstände und – nach baldiger Rücklösung – an seinen Tochtermann, den Markgrafen Bernhard von Baden, an letzteren jedoch ohne die zugehörigen Dörfer (Schmid, Gr. v. Hohenberg 429. 430)[6]. Als das Pfand noch in Händen des Markgrafen war, am 26. Oct. 1381, verkaufte Graf Rudolf von Hohenberg solches mit der Grafschaft Hohenberg – unter einer Reihe anderer Ortschaften ausdrücklich auch die Veste Waßeneck und die Stadt Oberndorf – an den Herzog Leopold von Österreich (Schmid, Mon. Hohenb. 659), erhielt es jedoch noch auf Lebenszeit († 1387) eingeräumt. Aber bereits im Anfang des 15. Jahrhunderts wurde Oberndorf und Waßeneck[7] von Haus Österreich wiederholt verpfändet; von Johann von Zimmern diesen Besitz einzulösen erhielt Herzogs Friedrich von| Friedrich von Österreich im Jahre 1416 der Graf Eberhard zu Württemberg der jüngere Erlaubniß; dieser reversirte sich am 6. Januar 1417 über solchen Pfandbesitz, versprach, die Stadt bei ihren Freiheiten zu belassen, welche sie von Österreich erhalten habe, und vererbte, wiewohl mit Unterbrechung durch Zwischenbesitzer (1425 Walthers von Geroldseck) diese Erwerbung noch auf seinen Urenkel, Graf Eberhard im Bart. Dieser aber überließ dasselbe 1462 seinem Landhofmeister Werner von Zimmern (Enkel obigen Johanns) für die Pfandsumme von 6000 fl. mit Zustimmung des Erzherzogs Sigmund von Österreich, welchen Werner von Zimmern insgeheim für die Sache gewonnen hatte (Zimmerische Chronik 1, 368). Von den mehreren Brandunfällen her sah damals Oberndorf „keiner Stadt, sondern vielmehr einem elenden Dorf gleich“, und Werner benützte diesen Umstand, um den Besitz dem Württemberger Grafen, welchem er den Ort als einen „alten Schafstall“ schilderte, abzunehmen; als der Graf einsmals nach Oberndorf kam, bereute er sehr diese Abtretung. (Zimmerische Chronik 1, 367–369.) Hiemit begann die Pfandherrschaft der von Zimmern in Oberndorf, welche – übrigens mit Unterbrechung – ein Jahrhundert dauerte. Als am 7. Aug. 1471 K. Friedrich III dem Werner und Gottfried von Zimmern und dem Johann Werner, Werners Sohn, ihre Freiheiten bestätigte, war darunter auch die hohe Gerichtsbarkeit und der Blutbann in Oberndorf. (Chmel Nr. 6386.[8]) Im Jahr 1488 aber verhängte derselbe Kaiser über Johann Werner von Zimmern wegen Felonie die Reichsacht und verpfändete Oberndorf, „so des Hauses Österreich Eigenthum und den Freiherren von Zimmern für 6000 fl. verpfändet ist“, den 13. November 1489 für dieselbe Summe wieder an den Grafen Eberhard im Bart (Chmel Nr. 8466) und am 18. Mai 1490 that sein Sohn K. Maximilian kund, daß ihm Oberndorf mit den übrigen hohenbergischen Städten gehuldigt habe und bestätigte dessen Freiheiten. Graf Eberhard im Bart aber verkündete den 27. Juli 1493 der Stadt und den zu ihr gehörenden Dörfern und Weilern, welche er im Namen des Kaisers eingenommen und bisher behalten habe, daß er sie nach dem Gebote des Kaisers den Brüdern Georg, Ulrich und Hugo von Werdenberg übergebe und sie der von ihnen ihm geleisteten Pflichten erlasse, worauf Oberndorf dem Grafen von Werdenberg huldigte. Im Jahre 1495 wurde zwar Johann Werner von K. Maximilian von| der Acht befreit, starb aber kurz nachher und vergebens verlangten seine Söhne, Veit Werner, Hans Werner, Gottfried Werner und Wilhelm Werner, des Vaters mit Beschlag belegte Güter und damit auch Oberndorf zurück; die Grafen von Werdenberg vereitelten all ihre Bemühungen. Daher beschlossen die Gebrüder von Zimmern Waffengewalt anzuwenden. Nachdem sie unter dem 5. Dec. 1496 die Stadt Oberndorf bei ihren alten Rechten und Freiheiten zu belassen gelobt hatten (Schmid, Mon. Hohenb. 911), zog in der folgenden Nacht Veit Werner von seinen adelichen Freunden kräftig unterstützt mit einer starken Anzahl Reisiger und 400 Fußknechten, welche ihm Rottweil gab, von dieser Stadt aus gegen Oberndorf, drang am 6. in die Stadt ein und empfing deren Huldigung. (Zimmerische Chronik 2, 42.) Die Dörfer folgten dem Beispiel der Stadt. Aber erst im Merz 1504 durch Entscheidung des Augsburger Reichstags wurde der ruhige Besitz gewährleistet den überlebenden drei Brüdern obigen Veit Werners († 1499), so daß diese – gegen Einräumungen an das Haus Werdenberg – die Pfandschaft Oberndorf behalten durften. Bei der Zimmerischen Theilung von 1508 erhielt Gottfried Werner († 1554) unter der ihm anfallenden Herrschaft „vor dem Wald“ unser Oberndorf nebst Waßeneck (Ruckgaber, Zimmern 159). Nach mehrmaligem Besitzwechsel unter ihm und seinen zwei Brüdern wieder in Besitz gelangt (Zimmerische Chronik 3, 60, Ruckgaber 162. 172. 190), übergab er sie schließlich am 30. Oct. 1542 an seinen Bruder Johann Werner und entließ die Bewohner ihrer Pflichten. (Zimmerische Chronik 3, 469).

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Dem Grafen Wilhelm von Zimmern (Enkel Johann Werners) überließ Erzherzog Ferdinand am 18. Mai 1580 alle seine österreichischen Mannslehen und Pfandschaften als freies Eigenthum unter der Bedingung, daß er nichts davon veräußere und daß sie im Fall des Erlöschens des Zimmerischen Mannsstamms frei und ledig an Österreich heimfallen. Dieser Heimfall erfolgte wirklich nach dem kinderlosen Tode dieses Grafen Wilhelm im Sept. 1594, und am 10. Aug. 1595 gebot K. Rudolf II – für sich und für die österreichischen Erzherzoge – allen Insassen und Bürgern, dem Erzhause Österreich die Huldigung zu leisten; er ernannte zu diesem Ende Bevollmächtigte um die Lehen samt allen Zugehörden von den Zimmerischen Erben zu übernehmen und den aufgestellten österreichischen Beamten zur Verwaltung zu übergeben. Die Zimmerischen Allodialerben, die Schwestern des verstorbenen Grafen mit ihren Gatten, protestirten zwar dagegen, aber nach langwührigen Unterhandlungen mußten sie 1605 ihren| Ansprüchen entsagen. Die Herrschaft Oberndorf wurde hierauf 1606 dem Markgrafen Karl von Burgau, dem Sohn des Erzherzogs Ferdinand und der Philippine Welser, welchem schon 1591 sein Vater die Anwartschaft darauf gegeben hatte, als österreichisches Lehen überlassen, doch zugleich ein österreichischer Obervogt hingesetzt. Am 30. October 1618 starb der Markgraf und Oberndorf fiel an Österreich zurück. Im Jahre 1623 aber erhielt die Herrschaft als Pfand der Freih. Ferdinand von Hohenberg (natürlicher Sohn des Markgrafen, siehe O.-A. Horb 276), dessen Nachkommen sie bis zum Aussterben des Mannsstammes besaßen. Die letzten Inhaber aus dieser Familie waren Freih. Wilhelm Ferdinand Joseph († 1726, Mai 24, kinderlos, in Folge eines Sturzes), darauf dessen Oheim, Freiherr Friedrich Anton, † 1728, der letzte seines Hauses (Köhler, Oberndorf 197. 198). Die Wittwe des Neffen, Marie Charlotte, geb. Gräfin von Gleispach († 1764) brachte das Pfand an ihren zweiten Gemal, Freih. von Spät-Gamertingen. Am 27. Merz 1765 wurde es durch Österreich eingelöst, aber sogleich wieder für 41.000 fl. an den österreichischen Obervogt zu Triberg, Joh. Nepomuk Franz Meinrad von Pflummern, auf 20 Jahre überlassen. Anstatt der Zinse aus obengenannter Geldsumme, erhielt von Pflummern das Patronat der Stadtpfarrei, der drei Kaplaneien und der Kirchen in den 4 Herrschaftsdörfern, Antheil am Zehenten in der Stadtmarkung und den großen Zehenten von Beffendorf, die Nutznießung aller herrschaftlichen Einkünfte in der Stadt und auf den Dörfern etc. Die Landeshoheit aber mit allen ihr anhängenden Rechten, die Schirmvogtei über die Klöster und die an die Kasse nach Ehingen zu liefernde Steuer behielt Österreich für sich und der Pfandinhaber mußte versprechen, die Bürger der Stadt nicht über ihre Stadtrechte zu beschweren und die Unterthanen bei ihren urbarmäßigen Rechten zu lassen (was ihn doch nicht abhielt, im Jahr 1766, bei Herstellung des herrschaftlichen Wohnhauses, des jetzigen Kameralamtes, Frohnen zu verlangen).

Nach Verfluß der 20 Jahre fiel Oberndorf an Österreich, welches allhier ein Obervogteiamt hatte, zurück. Dieses aber mußte die Herrschaft im Presburger Frieden vom 26. Dec. 1805 an Württemberg abtreten.

Stadtrecht erhielt Oberndorf im 13. Jahrhundert durch die Herzoge von Teck, welche die Stadt auch befestigten. Schon 1251 kommt in einer Urkunde Herzog Ludwigs von Teck für Kloster Alpirsbach vor: Waltherus quondam scultetus de Oberndorf, nunc vero monachus in Alpirsbach (Besold 253); ausdrückliche Bezeichnungen| Oberndorfs als Stadt kennt man seit 1277, den Gebrauch des Stadtsiegels seit 1281, den Genuß des Marktrechts seit 1313.

Als K. Karl IV gegen K. Ludwig den Baier als Gegenkönig auftrat, verschwuren sich für erstern gegen den letztern zu Oberndorf im Jahr 1346 18 schwäbische Herren bei dem Herzog Hermann von Teck (Stälin, Wirt. Gesch. 3, 231), weshalb K. Ludwig die Reichsacht über die Stadt verhängte. Aus dieser befreite sie am 24. Juli 1348 K. Karl, jetzt Alleinherrscher geworden, und vergönnte ihren Bürgern, daß sie um keiner Sache willen vom Landgericht in Rottweil oder sonstigen fremden Gerichten vorgeladen und nur vor ihrem Schultheißen zu Recht stehen sollten. Diese Befreiung von fremden Gerichten wurde den 15. Oct. 1452 von K. Friedrich für Oberndorf wie für sämtliche Städte der Herrschaft Hohenberg erläutert und bestätigt, zugleich auch diesen Städten erlaubt, Ächter und Aberächter aufzunehmen und zu beherbergen.

Zu den Privilegien der Stadt gehörte auch das Recht der Bürgerannahme, welches noch 1773 bestätigt wurde und die freie Pürsch auf der ganzen Markung. Die Bewohner waren größtentheils nicht leibeigen und genossen den freien Zug. Ein Vertrag über die Freizügigkeit zwischen Oberndorf und Württemberg bestund bereits 1612.

Mit den schwäbisch-österreichischen Ständen war die Stadt in Hinsicht auf Besteuerung, Rekrutirung und Brandversicherung in Verbindung; seit 1780 schickte sie sowohl als auch die Herrschaft einen Abgeordneten zu den Versammlungen dieser Stände.

An der Spitze der städtischen Verwaltung stund ein Schultheiß, welcher öfters auch die Vogtswürde bekleidete und unmittelbar der vorderösterreichischen Regierung und Kammer untergeordnet war. Er war in landesherrlichen Pflichten und hatte zwar keine Stimme bei den Berathungen des Stadtraths, aber das Recht, Beschlüsse desselben, welche gegen das landesherrliche Interesse liefen, zu suspendiren und dem Obervogt Anzeige zu machen. Ohne sein Beisein durften keine Grenzsteine gesetzt werden; die Erlaubniß zum Hausiren wie zu Tänzen hieng von ihm ab; er besorgte das Politische und Kriminelle, nahm Antheil am Ökonomischen und durfte bis auf 10 Pf. H. strafen. Wegen des Abzugs und der Erbschaftssteuer wohnte er allen Theilungen bei. Der Stadtrath besorgte die Polizei, die Verwaltung, das Ökonomische und die Civiljurisdiktion auf der ganzen Markung (nur Adeliche und Militärpersonen waren exemt); bei wichtigen Gegenständen aber mußte er die Genehmigung des Kreisamtes einholen. Er selbst und ein aus 16 Mitgliedern bestehender Ausschuß der Bürgerschaft| nahmen die Rathswahlen vor. Früher war auch ein Unterbürgermeister da.

Die oberste Kriminaljurisdiction hatte seit 1787 das Criminalgericht in Rottenburg, in welches peinliche Verbrecher nach einem summarischen Verhör zur Untersuchung und Bestrafung eingeschickt werden mußten. Das Malefizgericht versammelte sich auf dem Rathhaus und ging von da in schwarzer Kleidung mit Zipfelkappen und Rosenkränzen zunächst in die Frühmesse und hielt dann seine Sitzungen unter freiem Himmel auf einem mit Schranken umgebenen Platz vor dem Rathhaus.

Das Hochgericht stund unfern des oberen Endes der Beffendorfer Steige und wurde 1787 abgebrochen. „Ordnungen, Statuten, Gebot und Verbot der Stadt O.“ kennt man aus dem 14. Jahrhundert (Schmid, Mon. Hohenb. 920–926). In Stadt und Herrschaft wurden seit der Ankunft an Württemberg die auf allgemeine Gütergemeinschaft gerichteten Verträge in den Zeiten der württembergischen Stadtschreiber durch deren Einwirken, in Folge dessen sie sogar häufig die Errichtung solcher Verträge theils aus Unkenntniß des Rechts, theils aus Rücksicht auf ihre Gebühren geradezu hinderten, sehr selten, jetzt aber, seit der Zeit der Notariate, sind sie wieder in stetem Zunehmen. (Wächter, Württemb. Privatrecht 1b, 732.)

Im Jahr 1601 erließ der Erzherzog Maximilian von Österreich eine reformirte Polizeiordnung. Obervogt, Schultheiß und Rath sollte ernstlich darüber wachen, daß kein Bürger in der Stadt geduldet werde, welcher in Hinsicht auf die katholische Religion im geringsten verdächtig sei und der Obervogt sollte sich alljährlich auf Pfingsten von den Priestern die Beichtregister vorlegen lassen, um zu sehen, ob auch alle der Kirche Gehorsam leisten. Der Schulmeister sollte beim Unterricht den lateinischen und deutschen Katechismus des Pater Canisius gebrauchen und sonst kein anderes Buch außer solche, welche die Jesuiten gebilligt haben u. s. f.

K. Maximilian überließ 1501 der Stadt das Umgeld zur Unterhaltung von Mauern, Wegen und Stegen.

Ihr Wahrzeichen war eine Wolfsangel. Sie besaß 1775 210 Jauchert Wald, 300 Jauchert Allmand; im Jahr 1810 erkaufte sie vom Fürsten von Fürstenberg 79 Morgen Waldung und den sog. Reutheimer Zehnten, welche beide zur Schaffnerei Hochmössingen gehört hatten und 1802 von dem aufgehobenen Kloster Wittichen an Fürstenberg gekommen waren.

Von Adelichen, welche in früherer Zeit hier wohnten, sind zu| nennen: die Guth von Sulz, die Herren von Brandeck, die Herren von Reckenbach, die Hack von Oberndorf, welch letztere seit dem Ende des 13. Jahrhunderts (Siegfried und Hermann Brüder dicti Hacke 1278) bis zu Ende des 15. vorkommen.

Im 15. Jahrhundert wurden allhier Reben gepflanzt und 1497 wird eine zum Augustinerkloster gehörige Kelter angeführt; auch im gegenwärtigen Jahrhundert wurden Versuche mit dem Weinstock gemacht. Wenn man auch die Verminderung des Geldwerths in Anschlag bringt, so ist doch als Zeichen guter alter Zeit anzumerken, daß man im 15. Jahrhundert „um drei Kreuzer“ zu Oberndorf ein Herrenmal einnehmen konnte (Zimmerische Chronik 3, 69).

Die Holzflößerei wurde schon 1503 betrieben und der Floßzoll von Alt-Oberndorf bis Oberndorf gehörte der Stadt. Das Fischwasser am Augustinerkloster, genannt Klosterwag, verlieh den 16. Mai 1526 Kaiser Ferdinand an Volmar von Brandeck als Zugehör zum Lehen Sterneck; Ludwig Friedrich von Anweil verkaufte solches 1620 für 450 fl. an das genannte Kloster.

Feuersbrünste suchten die Stadt heim im Jahr 1401, 1410, den 28. Oct. 1441, den 19. Mai 1445, bei welch letzterem Brand die St. Michaelskirche und fast alle Häuser in Asche sanken, so daß nur 9 Häuser übrig blieben (Zimmerische Chronik 1, 367), 1612, 1699, 1780, endlich den 1. Juni 1842.

Was die hiesige Kirche betrifft, so erscheint ein Heinricus plebanus im Jahr 1268 (Herrgott Geneal. 2a, 408). Neben der Stadtpfarrei bestund eine Kaplanei zu St. Nikolaus (gestiftet 1463), zu St. Catharina (seit 1300) und eine Frühmesse zu St. Johann (seit 1471). Die erstgenannte Kaplanei ging ein im Jahr 1806, die zweite und die Frühmesse im Jahr 1816.

Das Patronat zu den geistlichen Stellen gehörte von jeher fast regelmäßig[9] den Landesherren.

In alten Zeiten hatten die Pfarrer, durch das Wohlwollen der Herzoge von Teck, das Recht, den Hofstattzins von allen Häusern zu beziehen, welche vom Pfarrhof übersehen werden konnten.

Nachdem Oberndorf unter württembergische Herrschaft gekommen und die Waffenfabrik hier errichtet worden war, entstand auch eine| evangelische Kirchengemeinde, welche bis 1820 nach Aistaig eingepfarrt war. In diesem Jahre wurde ihr die ehemalige Augustinerklosterkirche zum Gottesdienst eingerichtet und im Jahr 1836 wurde statt des bisherigen Vikars ein eigener Stadtpfarrer angestellt. Als Filial wurde ihm Boll (O.-A. Sulz) bisher Filial von Wittershausen zugetheilt.

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Das Augustinerkloster war ursprünglich ein Frauenkloster, welches am 27. Mai 1264 in den Orden der Eremiten St. Augustinus aufgenommen wurde. Dies ist die früheste Nennung desselben,[10] seine ursprüngliche Stätte war der Schorrenwald auf der Markung von Brittheim (O.-A. Sulz). Über die frühesten Stifter verlautet nichts Urkundliches; in späteren Zeiten galten dafür die Herzoge von Teck, welche als die bedeutendsten Besitzer in der Gegend jedenfalls zum Aufblühen der geistlichen Anstalt mitgewirkt haben mochten. Am 19. Sept. 1279 nahm Papst Nikolaus III. die neue Stiftung unter den besonderen Schirm des päpstlichen Stuhles. Wahrscheinlich 1281 wurde das Kloster von seiner ersten Stelle nach der Vorstadt von Oberndorf versetzt (Köhler 60). Für sein Aufblühen sollte mitwirken der 40tägige Ablaß, welcher 1295, 1323, 1388 den Besuchern der Klosterkirche zugesagt wurde. Namhafte Erwerbungen des Klosters waren im Jahr 1322–1325 Haarhausen (jetzt abgegangen bei Brittheim O.-A. Sulz), im Jahr 1334 der Kirchensatz in Bochingen, ein Geschenk Herzog Friedrichs von Teck (Kirche B. inkorporirt 1364). Für die nöthig gewordenen Neubauten waren im Jahr 1323 Beisteuern beizutreiben. Im Jahr 1342 ist von entrissenen Klostergütern die Rede, welche der Abt von Alpirsbach auf den Befehl des Papstes Clemens VI. dem Kloster wieder verschaffen sollte. Mit der Stadt Oberndorf verglich sich das Kloster am 9. April 1455, daß alle Güter, welche es von jetzt an erwerben würde, wenn sie steuerfrei seien, es auch bleiben und daß das Kloster, wie bisher, 9 Sch. Hell. zu jeder Steuer geben sollte. Ein weiterer Vergleich wurde am 15. Nov. 1497 geschlossen, nach welchem das Kloster jährlich 2 H. 5 Sch. Steuer zahlen und alle seine ferneren Erwerbungen steuerfrei sein sollten. Im Anfang des 16. Jahrhunderts war das Kloster sehr in Zerfall gekommen und die Zucht tief gesunken, es soll mehr des| „Adels H....haus, denn des Adels Spital“ gewesen sein (Zimmerische Chronik 3, 69). So galt es, einen neuen Grund zu legen.

Graf Froben Christoph von Zimmern, Pfandherr der Herrschaft Oberndorf, übergab – als Schirmherr und Kastvogt des Klosters – mit dem Augustinerordensprovincial Melch. Rötlin den 15. Juni 1559 das Kloster an Augustiner-Eremiten; die einzige, damals noch übrig gebliebene Nonne versetzte er in das Kloster Kirchberg. Die Umwandlung des Klosters wurde durch bischöfliche und kaiserliche Verordnung gutgeheißen. Die neuen Mönche sollten den Gottesdienst mit Gebet, Singen, Lesen und Predigen aufs fleißigste versehen; wenn auf die Herrschaft O. eine Schatzung gelegt würde, sollten sie nach Gebühr und Herkommen den ihnen zugeschiedenen Antheil beitragen, ohne Vorwissen des Schirmherrn nicht das Geringste vom Kloster versetzen oder verkaufen, auch dem Schirmherrn oder seinen Amtleuten alljährlich Rechnung ablegen. Günstiger Finanzen sich erfreuend, konnte das Kloster im Jahr 1600 der Stadt Rottweil 16.495 fl. gegen 874 fl. 24 kr. Jahreszins anleihen. Bei der Übermacht der Protestanten in den Jahren 1632 bis 1634 des 30jährigen Krieges wurden die Gefälle des Klosters durch den württembergischen Verwalter in Sulz eingezogen. Der in den Jahren 1772–1777 erfolgte Neubau des Klosters und der zugehörigen Kirche ist oben erwähnt. Ein Regierungserlaß vom 28. Sept. 1802 wies der Universität Freiburg für ihre verlorenen Rechte und Einkünfte unter anderem auch das Augustinerkloster in Oberndorf an und den 26. Oct. nahm die Universität davon Besitz. Ein Hofdekret vom 20. Nov. aber kassirte diese Einverleibung und am 9. Dec. wurde die Wiederherstellung des Klosters in den vorigen Stand befohlen. Nach der Besitznahme Oberndorfs durch Württemberg aber im Jahr 1806 wurde das Kloster, welches im Jahr 1804 8 Patres hatte, völlig aufgehoben, 1807 zu einer Kaserne und 1811 zur Waffenfabrik (s. o.) eingerichtet.

Das Dominikanerinnenkloster kommt 1332 urkundlich vor; näheres über seine Stiftung erfährt man nicht (Köhler 22). Zu einem Reichthum gelangte es nie; der größte Theil seiner Güter lag auf der Stadtmarkung. Im Jahr 1798 betrug die Jahreseinnahme 1750 fl. Im Jahr 1802 bestand der Konvent aus 10 Klosterfrauen. Die Aufsicht in geistlichen Dingen hatte über sie der Oberndorfer Stadtpfarrer im Namen des Bischofs. Ein Konventual des hiesigen Augustinerklosters war ihr ordentlicher, der Prior des Rottweiler Predigerklosters ihr außerordentlicher Beichtvater. Steuerstreitigkeiten mit der| Stadt und Vergleiche zur Beilegung kommen auch hier vor. Die Brandunglücke der Stadt vom Jahr 1612, 1668 und vom 21/22. Juni 1780 zerstörten immer auch dieses Kloster und machten einen Neubau nöthig. Die Klosterkirche wurde den 14. August 1802 von dem Weihbischof von Constanz feierlich eingeweiht; am 19. Juni 1806 wurde das Kloster aufgehoben und 1810 dessen Gebäude zur Wohnung des Oberamtmanns bestimmt.

Auf dem rechten Neckarufer bei der abgebrochenen St. Remigiuskirche bestand ehedem eine Klause (Zimmerische Chronik 3, 476, Köhler 44–51), von fremden Klöstern hatten allhier Besitzungen das Kloster Alpirsbach, das Dominikanernonnenkloster in Rottweil und das Kloster Wittichen.


  1. Die Zahlen der Einwohner beziehen sich auf die ortsanwesende Bevölkerung nach der Zollvereinszählung vom 3. Decbr. 1867.
  2. Literatur: Pfarrer Köhler, Oberndorf a/N., Beschreibung und Geschichte der Stadt und ihres Oberamtsbezirks. Sulz (1836). 8.
  3. Die Ausdehnung der Herrschaft und der ursprünglich zäringische Besitz wenigstens nach Rückschlüssen aus der spätern Zeit.
  4. Unter dem Jahr 1410 erwähnt die Zimmerische Chronik, daß viele Juden angesessen gewesen seien (1, 215).
  5. Bei Beffendorf und Waldmössingen könnten blos einzelne Antheile gemeint sein, wenn die Zimmerische Chronik 1, 370 recht hat, welche die Grafen von Hohenberg schon lange vorher diese Orte innehaben und an Bochingen nur den wenigeren Theil die Herzoge von Teck besitzen läßt.
  6. Über dem Heiratgut seiner Gemahlin Margarethe kam es zu offenen Feindseligkeiten mit seinem Schwiegervater, bei welchen mehrere Orte unseres Bezirkes starke Verwüstung erlitten. (Schmid, Grafen von Hohenberg 283.)
  7. Was die 4 Dörfer Waldmössingen, Beffendorf, Bochingen und Altoberndorf betrifft, so verpfändete solche 1392 der Herzog Leopold von Österreich um 600 fl. rh. an den Grafen Rudolf von Sulz, kaiserlichen Hofrichter zu Rottweil, dessen Sohn Hans sie 1442 mit Bewilligung Herzog Albrechts von Österreich an Abt Peter von Alpirsbach zum Pfand gab. Nachdem 1452 diese Pfandschaft dem Haus Österreich heimgefallen war, versetzte sie der letztgenannte Herzog 1455 abermals an den Abt Wolf von Hirschau, von dessen Nachfolger Bernhard sie der oben folgende Werner von Zimmern 1463 um 3000 Goldgulden erkaufte. (Zimmerische Chronik 1, 371–376).
  8. Der Stadt Oberndorf bestätigte daneben alle Freiheiten und Privilegien Herzog Sigmund am 1. Sept. 1471. Lichnowsky, Habsburg 7. Nro. 1575.
  9. Einmals, 1364, nachdem Oberndorf schon 2 Jahre an Werner von Zimmern übergegangen war (s. o.), war die Kastvogtei und das jus patronatus der Pfarrkirche noch in Händen des Grafen Ulrich von Württemberg; beides wurde im obigen Jahre durch diesen Grafen obigem Werner „freilediglich geschenkt und zugestellt“ (Zimmerische Chronik 1, 369).
  10. Ungeschichtlich ist die Angabe der Zimmerischen Chronik (1, 370; vgl. 1, 87), wonach ein Herzog Friedrich von Teck um 1100 [zu welcher Zeit es noch keine solche Herzoge gab] „einer seiner Töchter zu lieb, die blind geboren, das Kloster baute“.
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