« Kapitel B 24 Beschreibung des Oberamts Neuenbürg Kapitel B 26 »
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Ober-Niebelsbach,
Gemeinde III. Kl. mit 241 Einw., wor. 1 Kath.; Filialdorf von Gräfenhausen.


In einem anmuthigen, obstreichen Wiesenthal, durch welches nur periodisch ein kleiner Bach fließt, liegt 1/2 Stunde nordwestlich von dem Mutterort der in die Länge gebaute, nur aus einer Straße bestehende Ort: die unansehnlichen Wohnungen sind meist von Holz erbaut, übrigens durchaus mit Ziegelplatten gedeckt.

Das Klima ist noch etwas milder als im Mutterort und die Lage des Orts wird durch die nächsten, theils mit Reben, theils mit Wald bepflanzten Thalgehänge wesentlich gegen die Einflüsse rauher Winde geschützt. Die den Ort umgebenden Hügel sind übrigens nicht so hoch, daß sie eine ausgedehnte Fernsicht gestatten würden, dagegen genießt man von dem westlich gelegenen Frohnberg eine freundliche Aussicht über die nächste Umgegend.

Der Ort hat ein kleines, dem heil. Pancratius geweihtes Kirchlein, in welchem 7 mal des Jahrs Gottesdienst gehalten wird; dasselbe liegt etwa 200 Schritte westlich vom Ort, ist sehr alt und zeigt an seinem Langhause noch entschiedene Spuren rom. Bauweise, wie den rundbogigen Eingang und ein an der Südseite angebrachtes, rundbogiges Fenster. Der dreiseitig schließende Chor, mit seinen in den spitzen Bogentheilen im früh germanischen Styl gefüllten Fenstern, scheint später angebaut worden zu seyn. Das Innere des Baues hat nichts Bemerkenswerthes und der kleine mit Zeltdach gedeckte Thurm enthält weder Glocke noch Uhr, dagegen befindet sich auf dem früheren, nunmehr in Privathände übergegangenen Schulhause ein Thürmchen mit Glocke und Uhr. Die Kirche ist Eigenthum der Stiftungspflege, welche sie auch zu unterhalten hat. Um die Kirche liegt ein kleiner, mit einer Mauer umgebener Begräbnißplatz, der längst aufgegeben wurde, indem die Todten nach Gräfenhausen | beerdigt werden. Zunächst der Kirche befindet sich der beinahe ganz abgegangene Märzenbrunnen, so genannt, weil er im Monat März besonders stark fließt; das Wasser desselben soll heilsame Kräfte haben, daher auch früher von allen Seiten Kranke zu ihm wallfahrteten, und viele derselben sollen hier ihre Krücken zurückgelassen haben. Das Schulhaus befindet sich in gutem Zustande und enthält neben einem Lehrzimmer die Wohnung des Schulmeisters und die Gelasse für den Gemeinderath.

Ein Gemeindewaschhaus, eine Kelter mit 2 Bäumen und ein Armenhaus sind vorhanden.

Gutes Trinkwasser liefern ein Pumpbrunnen und ein Schöpfbrunnen, die jedoch in ganz trockenen Jahrgängen ihren Dienst versagen, so daß das Wasser auswärts geholt werden muß.

Die sehr fleißigen und sparsamen Einwohner befinden sich in mäßigen Vermögensumständen und die nicht große Markung, auf der überdieß die angrenzenden Orte Gräfenhausen und Ottenhausen Güter besitzen, nährt und beschäftigt dieselben nicht hinreichend, weßhalb Viele als Fabrikarbeiter in Pforzheim und als Taglöhner in Neuenbürg und Ettlingen Verdienst suchen. Der begüterste Einwohner besitzt 16–18 Morgen, der sog. Mittelmann 10–12 Morg. Von den Unbemittelten erhalten etwa 4 Personen Unterstützung aus der Gemeindekasse.

Die meist unebene Markung hat im Allgemeinen einen ziemlich fruchtbaren, etwas schweren, düngerbedürftigen Boden, der im Thal zunächst am Ort aus den Verwitterungen des rothen, mit fruchtbaren Alluvionen gemengten Schieferlettens, auf den Anhöhen aus den Verwitterungen des Wellenmergels und des Wellenkalks besteht. Etwa 1/4 Stunde westlich vom Ort besteht ein bedeutender bunter Sandsteinbruch, aus dem schöne Platten und Werksteine gewonnen werden, die weithin, namentlich in das Badische Absatz finden; 1/8 Stunde südlich vom Ort wird der Wellenkalk zu Straßenmaterial abgebaut.

Der landwirthschaftliche Betrieb ist im Allgemeinen wie in dem Mutterort Gräfenhausen, nur steht demselben in manchen Fällen die Mittellosigkeit der Einwohner hemmend im Wege; der Ertrag der Äcker, welcher übrigens in manchen Jahren für das örtliche Bedürfniß nicht hinreicht, ist derselbe wie in Gräfenhausen; dagegen sind die Preise der Äcker, Wiesen und Weinberge durchgängig um die Hälfte niedriger.

Der nicht ausgedehnte Wiesenbau, dem nur wenig Wässerung zukommt, erträgt 30–35 Centner Futter vom Morgen.

| Die Obstzucht ist sehr ausgedehnt, und beschäftigt sich nicht nur mit Mostsorten, sondern auch mit feineren Obstgattungen; auch Kirschen und Zwetschgen werden ziemlich viel gezogen. In günstigen Jahren beträgt der Ertrag an Kernobst gegen 3000 Sri. Das Obst wird größtentheils nach Außen verkauft. Um die Baumzucht hat sich der im Jahr 1829 verstorbene Schulmeister Krazer, welcher seinen Schülern Anleitung in der Baumzucht ertheilte, verdient gemacht.

Der Weinbau, welcher sich beinahe durchgängig mit Klevnern beschäftigt, wird wie in Gräfenhausen betrieben; das Erzeugniß ist noch haltbarer, und in den Preisen etwas höher als im Mutterort. Die Viehzucht ist verhältnißmäßig wie in Gräfenhausen, und wird durch 2 Farren (gemeinschaftlich mit Unter-Niebelsbach), welche ein Bürger Namens der Gemeinde für 115 fl. jährlich hält, nachgezüchtet; einiger Handel mit Vieh wird auf benachbarten Märkten betrieben und Milch kommt nach Neuenbürg zum Verkauf.

Schafzucht besteht nicht, dagegen pachtet zuweilen ein auswärtiger Schäfer die Winterweide, was der Gemeinde etwa 40 fl. einträgt.

Die Zucht der Schweine ist beträchtlich und läßt einen namhaften Verkauf an Ferkeln zu, während nur wenige in’s Haus gemästet werden.

Die Geflügelzucht beschränkt sich auf Hühner; Eier werden verkauft.

Vicinalstraßen sind nach Gräfenhausen, Ellmendingen (im Großh. Baden), Schwann und Arnbach angelegt.

Die Gemeinde ist im Besitz von 1581/8 Morgen Waldungen; von dem Ertrag derselben erhält jeder Bürger jährlich 1/2 Klafter Eichenholz und 25 St. Wellen; überdieß wird der Erlös des verkauften Holzes unter die Bürger vertheilt, so daß jeder jährlich 4 fl. erhält. Über das Gemeinde- und Stiftungsvermögen s. Tab. III.

Westlich vom Ort erhebt sich der Frohnberg, auf dessen äußerster Spitze eine Burg gestanden seyn soll, von der sich übrigens nur noch der Name „Bürgle“ erhalten hat.

Der Ort gehörte den Herren von Schmalenstein und von Straubenhardt; mit seinem Eigen zu „Nibelzspach“ (Ober-, Unter-Niebelsbach) erscheint Johannes von Schmalenstein im J. 1321. (Mone Zeitschrift 6, 67). Im J. 1382 veräußerte Konz von Schmalenstein, welcher im J. 1368 an Wolf von Wunnenstein genannt der „glissende“ Wolf seinen Hof zu Ober-Niebelsbach zu Lehen aufgetragen hatte, seinen Antheil an Dennach mit „Höfen und | Gütern zu Niebelspach“ den Markgrafen Bernhard und Rudolf von Baden (s. oben bei Dennach). Allmählig aber brachte Württemberg den Ort ganz an sich, einen Hof zu Ober-Niebelsbach im J. 1414 mit andern benachbarten Besitzungen (Steinhofer 2, 620), Güter und Rechte im J. 1442 von denen von Sachsenheim und Hans Truchseß von Stetten, und dergleichen noch 1598 und 1599 von Sebastian und Georg Schöner von Straubenhardt und Achior von Ulm.
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