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Langenbrand,
Gemeinde III. Kl. mit 548 Einw.; Ev. Pfarrei.


Das Pfarrdorf Langenbrand, Sitz eines Revierförsters, hat 7/4 Stunden südöstlich von der Oberamtsstadt auf dem Plateau zwischen der Enz und der Nagold eine hohe Lage, ist übrigens von dem umliegenden, sich etwas erhebenden Terrain einigermaßen geschützt. Der reinlich gehaltene Ort, dessen Name auf einen durch Brand abgeholzten Platz weist (vgl. Engelsbrand), theilt sich in 2 abgesonderte Gruppen, von denen die größere mit Kirche, Pfarrhaus, Schulhaus etc. gerade auf der Wasserscheide zwischen Enz und Nagold liegt, so zwar, daß die eine Dachtraufe des Gasthauses zum Hirsch ihr Wasser in die Enz, die andere in die Nagold sendet. Die andere, weniger gedrängt gebaute Gruppe liegt theils am Anfang des in das Enzthal einmündenden Förtelthals, theils an dem obern Rande desselben. Die Erhebung über die Meeresfläche beträgt an der Pfarrkirche 2350 württ. Fuß und die der Langenbrander Höhe, welche 1/4 Stunde nordwestlich vom Ort sich befindet, 2522,9 w. F.; auf derselben wurde, wegen ihrer ausgebreiteten Aussicht, zum Behuf der Landesvermessung ein Hauptsignal errichtet. Das Auge überblickt hier eine reizende Rundsicht, die sich in das Rheinthal, an die Vogesen, über das badische Unterland, den Odenwald und an die schwäbische Alp erstreckt. Die aus Holz erbauten, größtentheils mit steinernen Unterstöcken versehenen Gebäude, haben häufig noch Schindelbedachung und tragen im Allgemeinen den Charakter der Gebirgswohnungen.

Die Pfarrkirche, welche ursprünglich dem heil. Ulrich geweiht | war, wurde im Jahr 1792 in ganz einfachem Styl mit geradlinigen Fenstern neu erbaut, dagegen ist der untere, massive Theil des Thurms sehr alt und enthält in seinem untern Stockwerk, welches die Stelle des Chors vertritt, noch Reste von alten Wandmalereien und ein schönes Kreuzgewölbe, dessen Gurten merkwürdiger Weise, von freistehenden Säulen ausgehen, die zum Theil noch an die romanische Bauperiode erinnern, während die in den spitzen Bogentheilen ornamentirten Fenster, wie der zu dem Langhaus führende spitze Triumphbogen der germanischen Periode angehören. Den untern, alten Theilen des Thurms ist ein unansehnlicher, hölzerner Aufbau mit Satteldach aufgesetzt. Das helle und geräumige Innere des Langhauses enthält nichts Bemerkenswerthes. Die Pfarrkirche, wie der sie umgebende, mit einer Mauer versehene Begräbnißplatz muß von den Kirchspielorten gemeinschaftlich unterhalten werden.

Das vom Staat zu unterhaltende Pfarrhaus, welches nach einer über dem Eingang angebrachten Jahrszahl 1618 erbaut wurde, liegt frei bei der Kirche.

Das im Jahr 1800 erbaute Schulhaus enthält ein nicht hinreichend geräumiges Lehrzimmer und die Wohnung des ohne Gehilfen an der Schule angestellten Schulmeisters. Die Gemeinderathssitzungen werden in einem gemietheten Zimmer des Gasthauses zum Hirsch abgehalten.

Die frei und angenehm an der Hauptstraße gelegene Wohnung des Revierförsters ließ der Staat im Jahr 1840 in einem freundlichen Styl ganz von Stein erbauen.

Wegen der hohen Lage des Orts fehlt es an Quellen und das Trinkwasser muß aus 4 Schöpfbrunnen und einem außerhalb des Orts befindlichen laufenden Brunnen bezogen werden; in trockenen Sommern und sehr kalten Wintern tritt übrigens öfters Wassermangel ein, so daß die Einwohner genöthigt sind, ihren Wasserbedarf in dem beinahe 1/2 Stunde entfernt gelegenen Schömberg zu holen. Von den auf der Markung vorkommenden Quellen sind zu nennen: der Hallenbrunnen (versiegt zuweilen) und der Fallenbrunnen im Förtelthal, der hintere und vordere Bäumlesbrunnen in dem nördlich vom Ort gelegenen Walde; die ersteren bilden den Anfang des Forellenbachs, und in den letzteren entspringt der Grösselbach.

Die im Allgemeinen gesunden, kräftigen Einwohner werden selten von epidemischen Krankheiten heimgesucht, dennoch gibt es nur wenig Leute von hohem Alter; ihre Vermögensumstände sind ungeachtet ihres Fleißes und ihrer geordneten, eingezogenen Lebensweise, mit wenigen Ausnahmen ziemlich gering. Der bedeutendste Güterbesitz | beträgt 130 Morgen, der gewöhnliche (mittlere) 20 Morgen und der geringste 1–3 Morgen; etwa 10 Familien haben keinen Grundbesitz. Die Parzellirung ist nicht bedeutend, indem noch viele Grundstücke von 20, sogar einzelne von 40–50 Morgen vorkommen. Die Haupterwerbsmittel bestehen in Feldbau und Viehzucht; viele Minderbemittelte arbeiten in den Waldungen als Holzmacher oder suchen sich durch Taglohnen ihr Auskommen zu sichern. Die Gewerbe dienen, mit Ausnahme von 2 Schildwirthschaften, nur den nöthigsten örtlichen Bedürfnissen.

Die ziemlich große, übrigens größtentheils mit Wald bestockte Markung ist mit Ausnahme einiger Thaleinschnitte ziemlich eben und hat im Allgemeinen einen minder fruchtbaren, etwas schweren Sandboden (Verwitterung des bunten Sandsteins), dem durch kräftige Düngung nachgeholfen werden muß. Auch die klimatischen Verhältnisse begünstigen den landwirthschaftlichen Betrieb nicht, indem die Gegend beständig starken, meist rauhen Luftströmungen ausgesetzt ist und Frühlingsfröste wie kalte Nebel häufig Schaden verursachen, so daß z. B. Dinkel und Gerste gar nicht gedeihen.

Diesen natürlichen Verhältnissen angemessen, wird die Landwirthschaft unter Anwendung des Suppinger Pflugs so gut als möglich betrieben; man baut wechselwirthschaftlich vorzugsweise Hafer, Roggen, Kartoffeln, dreiblättrigen Klee, Kohlraben, Rüben, Kraut und viel Flachs, welch letzterer sehr gut gedeiht, übrigens in neuerer Zeit nicht mehr in der Ausdehnung gezogen wird wie früher, weil die Nachfrage nach demselben abgenommen hat. Außer dem gewöhnlichen Stalldünger und der Jauche wird auch die Asche, namentlich auf den Wiesen angewendet; das Brennen der Felder ist noch üblich. Auf den Morgen sät man an Hafer 9 Sri., an Roggen 4 Sri. und der durchschnittliche Ertrag wird zu 4 Scheffel Hafer und 3 Scheffel Roggen angegeben. Die Preise eines Morgens Acker bewegen sich von 40–100 fl. Früchte müssen noch viele von Außen bezogen werden.

Der Wiesenbau ist ausgedehnt und liefert sehr gutes, nahrhaftes Futter; von den Wiesen, welche zur Hälfte einmähdig und zur Hälfte zweimähdig sind, ertragen die einmähdigen durchschnittlich 20 Centner Futter, die 2mähdigen 30 Centner Heu und 10 Centner Öhmd pr. Morgen. Wässerung ist theilweise eingerichtet. Die Preise eines Morgens bewegen sich von 100–200 fl.

Die Obstzucht, obgleich im Zunehmen begriffen, ist nicht beträchtlich und beschäftigt sich nur mit späten Mostsorten; Steinobst kommt nicht vor. Das Obst, welches im Allgemeinen nicht gerne geräth, wird meist gedörrt und im Ort selbst verbraucht. Heidelbeere | werden in großer Ausdehnung gesammelt und theils roh verspeist oder verkauft, hauptsächlich aber zu Heidelbeergeist gebrannt.

Von den rings die Felder umgebenden, meist aus Nadelholz bestehenden Waldungen, besitzt die Gemeinde 280 Morgen, deren jährlicher Ertrag von 70–75 Klafter verkauft, und der Erlös zu Gemeindezwecken verwendet wird. Das Reisach theilt man an die Bürger aus, von denen jeder etwa 20 Stück Wellen erhält; überdieß wird das Rindvieh sowohl in die Gemeinde- als auch in die Staatswaldungen ausgetrieben. Mit Holz wird einiger Handel getrieben.

Die Rindviehzucht befindet sich in gutem Zustande und bildet für die meisten Einwohner eine besondere Erwerbsquelle; es wird ein kräftiger, milchergiebiger Landschlag gezüchtet und durch 2 tüchtige Farren, die ein Bürger Namens der Gemeinde gegen eine jährliche Entschädigung von 90 fl. verpflegt. Einzelne Bürger haben einen sehr schönen Viehstand, übrigens findet Stallfütterung nur wenig statt. Mit Vieh wird auf benachbarten Märkten einiger Handel getrieben.

Die Schafzucht ist ganz unbedeutend und beschränkt sich auf etwa 30 Stücke; die einzelnen Schafebesitzer lassen 1–2 Schafe auf ihrem Grundeigenthum laufen.

Schweinezucht besteht eigentlich keine, indem die Ferkel auswärts gekauft und nur für den eigenen Bedarf gemästet werden.

Durch den Ort führt die Vicinalstraße von Neuenbürg nach Liebenzell, überdieß sind Vicinalstraßen nach Höfen, Engelsbrand, Salmbach, Grunbach und Kapfenhardt angelegt.

Eine Erzgrube befindet sich im sog. Hundsthal an der Straße nach Neuenbürg, wie überhaupt Brauneisenstein, namentlich auch auf der Langenbrander Höhe, vorkommt. Die Bau- und Werksteine werden von den häufig vorkommenden, frei herumliegenden Felstrümmern gewonnen.

Die Gemeinde hat mit Ausnahme der Waldungen, beinahe kein Vermögen; ebenso sind die zur Unterstützung der Armen vorhandenen Stiftungen von geringem Belang (s. über das Vermögen der Gemeinde- und Stiftungspflege Tabelle III).

Ein alter, ohne Zweifel aus dem Mittelalter stammender Weg führt unter dem Namen Straubenhardt’scher Weg von Langenbrand nach Neuenbürg. (Über die Römerstraße s. den allg. Theil.)

Mit Neuenbürg kam der Ort an Württemberg. Ihre hiesigen Güter und Rechte verkauften die von Sachsenheim und Hans Truchseß von Stetten im Jahr 1442 an Graf Ludwig von Württemberg. | Herzog Friedrich von Württemberg erkaufte dazu 1598 u. 99 den Zehnten von denen von Straubenhardt und Achior von Ulm.

An der Kirche, welche früher blos Kapelle, im J. 1404 durch Abtrennung von der Pfarrei Brötzingen gestiftet wurde, bestunden im 15. Jahrh. eine Leutpriesterstelle und eine Frühmesserei. Der Pfarrsatz ist landesherrlich.

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