« Kapitel B 17 Beschreibung des Oberamts Neuenbürg Kapitel B 19 »
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Igelsloch,
Gemeinde III. Kl. mit 212 Einw., Igelsloch, Dorf mit dem Weiler Unter-Kollbach und Sägmühle; Pfarrfilial von Schömberg.


Auf der Hochebene zwischen der Enz und der Nagold liegt unfern (östlich) von der Wasserscheide der beiden Flüsse an dem Anfang des Kollbachthälchens, der weitläufig gebaute, aus einzelnen | Häusergruppen bestehende Ort, der den ächten Charakter eines Gebirgsdorfes trägt und mit seinen Schindeldächern, wie mit Schindeln verkleideten Gebäuden einen nicht unfreundlichen Anblick gewährt.

Am westlichen Ende des Orts steht das kleine, alte Kirchlein (als St. Leonhardscapelle 1420 genannt), welches Eigenthum des Staats ist. Der Begräbnißplatz liegt um die Kirche.

Das im nördlichen Theil des Orts gelegene, im Jahr 1839 erbaute Schulhaus enthält außer dem Lehrzimmer die Wohnung des Schulmeisters und das Gemeinderathszimmer.

Der Ort ist mit gutem Quellwasser versehen, das übrigens in sehr trockenen Sommern ausgeht, so daß der Wasserbedarf von auswärts beigeschafft werden muß. Zunächst am Ort entspringt der Kollbach, welcher noch nicht erstarkt, durch den südlichen Theil des Orts fließt und nach einem Lauf von 5/4 Stunden bei der Sägmühle oberhalb Liebenzell in die Nagold einmündet.

Die klimatischen Verhältnisse, sind wegen der hohen Lage noch rauher als in dem Mutterort; der Boden besteht meist aus den Verwitterungen des rothen Schieferlettens und ist daher ziemlich naßkalt und wenig ergiebig. Hagelschlag kommt selten vor.

Die Einwohner sind im Allgemeinen kräftige, gesunde Leute, die sich durch Feldbau, Holzhandel, Holzmachen etc. ihr Auskommen sichern und sich in befriedigenden Vermögensumständen befinden. Die Güter sind nicht so klein getheilt wie in anderen Gemeinden; man trifft hier noch manchen Bauren, der 30–40 Morgen Feld an einem Stück und überdieß noch eigene Waldungen besitzt.

Die landwirthschaftlichen Verhältnisse sind im Allgemeinen wie in Schömberg; von Getreide baut man Hafer und Roggen und erzielt pr. Morgen einen durchschnittlichen Ertrag von 21/2–41/2 Scheffel Hafer und 21/2 Scheffel Roggen. Die Rindviehzucht mit Weidebenützung ist beträchtlicher als im Mutterort. Das Dorf liegt zunächst an der alten Landstraße von Hirschau nach Calmbach und ist überdieß durch eine Vicinalstraße mit Ober-Reichenbach in Verbindung gesetzt. Die Entfernung zur Oberamtsstadt beträgt 31/2 Stunden und die zum Mutterort 5/4 Stunden.

Die Gemeinde ist im Besitz von etwa 200 Morgen Waldungen, auch bezieht sie 1/12 von 170 fl. an den Einkünften der Kirchspiels-Stiftung (über das Gemeinde- und Stiftungsvermögen s. übrigens Tabelle III.).

Igelsloch kommt erstmals vor im 12. Jahrhundert, als die Herzogin Uta († um 1196), geb. Gräfin v. Calw, Gemahlin Welfs VI., das Kloster Hirschau mit zwei Theilen des Ortes beschenkte und zugleich | mit halb Kollbach (Colbach dimidium Cod. Hirs. 64 a). Später gehörte der Ort der einen Hälfte nach zur Markgrafschaft Baden, wohin er wohl mit Liebenzell gekommen war, zur andern Hälfte zur Herrschaft Württemberg, welche diesen Antheil mit Calw (1308. 1345) erwarb. Im Vergleich zwischen Württemberg und Baden vom 29. Sept. 1423 wurden wegen des Gerichts zu Igelsloch Bestimmungen getroffen (Reyscher Stat. Rechte 612). Am 1. Jul. 1528 vertauschte Württemberg seine Hälfte mit andern gegen 1/2 Schwann u. a. an die genannte Markgrafschaft, welche nunmehr alleinige Besitzerin des Orts wurde und blieb, bis sie ihn mit Liebenzell im Jahr 1603 ganz an Württemberg überließ.

Zur Gemeinde gehören als besondere Parcellen:

a) Unter-Kollbach, ein weitläufig gebauter Weiler, der nur eine kleine Viertelstunde östlich von Igelsloch an dem südlichen Abhange gegen das Kollbachthal eine angenehmere und mildere Lage hat als Igelsloch; auch ist der Boden trockener und etwas ergiebiger. Im Übrigen sind die Verhältnisse dieselben. Die schulpflichtigen Kinder haben die Schule in Igelsloch zu besuchen, wo auch der gemeinschaftliche Begräbnißplatz sich befindet. Diese Parcelle besitzt gleichfalls 200 Morgen Waldungen und hat 1/12 an den Einkünften des Kirchspiels zu beziehen.

b) Die Sägmühle liegt 1/8 Stunde östlich von Unter-Kollbach, am Kollbach.

Ursprünglich bildete Unterkollbach mit Oberkollbach, Oberamts Calw, eine Ortschaft, das Cobelbach, welches um 830 Graf Erlefried dem Kloster Hirschau schenkte, und noch im Landbuch von 1623 werden Kollbach hieseits des Bachs (jetzt Unter-K.) und K. jenseits des Bachs (Ober-K.) angeführt. Ober-K. gehörte von alten Zeiten her dem Kloster Hirschau und zu dessen Klosteramt, Unter-K. aber theilte die Schicksale Liebenzells, mit dem es 1603 von Baden an Württemberg kam.

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