« Kapitel B 24 Beschreibung des Oberamts Neckarsulm Kapitel B 26 »
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25. Ober-Griesheim,


Pfarrdorf, Gem. III. Kl., mit 465 Einw., worunter 13 Ev., welche nach Neckarsulm eingepfarrt sind, und 1 von anderer Religion.

Ober-Griesheim liegt hübsch und freundlich auf dem Plateau der krummen Ebene, das westlich zum Lohgraben, östlich und südlich zu der Jagst sanft abfällt. Die Ortsstraßen, an denen wir zum Theil stattliche und solid gebaute Häuser wahrnehmen, sind in gutem Zustand. Vizinalstraßen verbinden den Ort mit Gundelsheim (über den Ober-Griesheimer Berg), Unter-Griesheim, Heuchlingen (zur Jagstbrücke) und Duttenberg. Die erstgenannte Straße überschreitet auf einem Brückchen den Lohgraben.

Die Pfarrkirche des Orts, geweiht der allerheiligsten Dreifaltigkeit, ist eine einschiffige Kirche, deren Schiff 35 Fuß lang und 25 Fuß breit ist. Sie stößt mit ihrem westlichen Ende an die Straße nach Heuchlingen. Der Grundcharakter ihrer Bauart ist der gothische, doch sind im Lauf der Zeit vielfache Abänderungen vorgenommen worden. Es führen 2 spitzbogige Eingänge in das Schiff; vor dem westlichen Portal im Untergeschoß des Thurms ist eine offene Halle mit Kreuzgewölbe, zu welcher in den Thurm von Norden und Süden spitzbogige Thore führen. Die Fenster sind jetzt alle im Rundbogen gewölbt, während die im Chor früher spitzbogig waren. Die Decke des Schiffs ist gewölbt im schwachen Bogen, überhaupt ist alles jetzt im Renaissancestil eingefügt; ein altes Taufbecken vom Jahr 1593 soll in einem Garten stehen. Zwei Nebenaltäre sind im Schiff. Im Osten schließt sich der um eine Stufe erhöhte Chor vieleckig an; er hat ein Kreuzbogengewölbe, blau bemalt mit Sternen. Über dem Chorbogen zeigt sich das Buseksche Wappen. Im Chor, welcher den Hauptaltar enthält, befindet sich an der| nördlichen Wand eine Art Sakramentshäuschen oder Wandschrank, über dessen Öffnung ein größeres und darunter unter einem Gesimse 5 kleinere Deutschordenswappen auf einem in die Wand eingelassenen Stein. Das große scheint dasselbe, wie das Wappen am Thurm (s. u.); es ist quadrirt und zeigt in 2 und 3 einen rechtsaufsteigenden Löwen, über ihm ist eine Krone mit Reichsapfel und Kreuz.

Im Westen der Kirche erhebt sich der stattliche Thurm in 3 Stockwerken; die 2 unteren viereckig zusammen 50′ hoch, darüber ein drittes achteckiges von 12′ Höhe, und auf diesem eine schiefergedeckte Kuppel. Zum Erdgeschoß führt von Norden und Süden je ein spitzbogiges Thor in die schon erwähnte Halle. Im ersten Geschoß, das nur eine kleine Öffnung nach Westen, nämlich 2 kleine mit einander verbundene Rundfensterchen hat, ist eine schöne, sauber gearbeitete steinerne Wendeltreppe mit gothischer Profilirung der Spindel, von der noch 23 Stufen erhalten sind. Es findet sich an ihr zweimal dasselbe Steinmetzzeichen mit den Buchstaben F. I. M. Das zweite Stockwerk enthält nach Norden ein gothisches Fenster. Das offenbar viel später aufgesetzte Achteck hat Renaissancefenster. Außen an der Westseite des Thurms ist das Deutschordenskreuz in Stein gehauen eingesetzt; darunter 2 Deutschordensritterwappen, von denen das linke nicht mehr recht deutlich ist, das rechte zeigt den Löwen, wie das im Chor. Dabei steht die Jahrszahl 1593.

Auf dem Thurm hängen 3 Glocken mit folgenden Inschriften: 1. Herr Pfarrer Eberle, Schultheiß Denninger, Gemeindepfleger Stein und Stiftungspfleger Köberle. Nur ewigen und ernsten Dingen sei ihr metallner Mund geweiht. Gegossen von Bachert in Kochendorf 1841. Obergriesheim. 2. Zu Gottes Lob Ehr und Dienst gehör ich, Christoph Glockengießer zu Nürnberg goß mich 1613 (in deutschen Minuskeln. Die Glocke hat einen kleinen Sprung). 3. Die kleinste: A. F. Speck in Heidelberg. Der Gemein Obergriesheim 1783.

Die Kirche steht auf einer kleinen Terrasse über der Straße auf dem jetzt verlassenen ummauerten Kirchhof. Die Südwand der Kirche ist außen mit Reben überwachsen, an der Nordwand sind in die Mauer eingesetzt die Grabsteine des am 30. August 1611 gestorbenen Peter Grohe, des Gerichts zu Ober-Griesheim und seiner am 2. April 1612 gestorbenen Frau; ferner der Grabstein des am 30. Jan. 1814 gestorbenen Karmeliters und Pfarrers Joh. Ev. Schöble (Schnäble? s. u.). – Die Unterhaltung| der Kirche liegt der Kirchenpflege ob, so zwar, daß im Fall der Unzulänglichkeit die Gemeinde einzutreten hat.

Das Pfarrhaus, an der Hauptstraße des Orts stehend, wurde im J. 1793 von dem Karmeliterkloster in Heilbronn gebaut. Über dem Eingang ist ein Wappen, 3 Sterne, 2 und 1, darüber eine Grafenkrone. Die Unterhaltung hat der Staat. – Der gegenwärtige Begräbnisplatz liegt südöstlich außerhalb des Orts in unmittelbarer Nähe. Er wurde im J. 1823 neu angelegt und ist mit einer Mauer umgeben.

Das 1838 neu erbaute Rathhaus steht neben der Kirche; mit ihm ist das Schulhaus vereinigt; es unterrichtet darin ein Lehrer, dessen Wohnung in einem Privathaus ist. Die Gemeinde hat ferner ein Backhaus, eine Kelter mit einem Baum und 2 Pressen, und ein Armenhaus.

Mit Trinkwasser ist der Ort hinlänglich versehen; im tiefer gelegenen Theil sind 2 laufende Brunnen, im andern 5 Pumpbrunnen. Von Gewässern auf der Markung sind zu nennen die Jagst und der Tiefenbach, welche dieselbe im Osten begrenzen, sowie der Lohbach, der durch den westlichen Theil der Markung fließt.

Die nicht besonders ausgedehnte Markung enthält durchaus sanftwelliges Plateau, das gegen Nordosten zum Tiefenbach und gegen Osten ins Thal der Jagst mehr oder weniger stark abfällt. Der Boden ist im allgemeinen mittelgut, 2/3 davon naßkalt, mitunter schwer, theilweise auch leicht, tiefgründig, soweit nicht naß. Das Klima ist im allgemeinen der höheren Lage wegen etwas rauher als im Neckarthal; doch sind die Nächte im Sommer mild und angenehm. Schädliche Frühlingsfröste kommen hin und wieder vor. Hagelschlag ist selten, da die Gewitter, von Wimpfen her aufsteigend, meist entweder nach Süden oder nach Norden ziehen und den Ort kaum berühren. Auf der Markung finden sich 2 Steinbrüche, die übrigens ganz unbedeutend sind und nur Straßenmaterial liefern, ein poröses, leicht zerfallendes Gemisch von Keuper und Muschelkalk.

Die Ortseinwohner sind friedliebend und fleißig. Ihre Vermögensverhältnisse sind gut und geordnet. Der größte Grundbesitzer hat 50 Morgen Feld, der Mittelmann 25 M., der geringere 2 bis 3 Morgen.

Der Feldbau bildet den Haupterwerbszweig der Einwohner. Es bestehen 2 Schildwirthschaften und 3 Kramläden im Ort. Die Landwirthschaft wird mit Eifer und Fleiß betrieben.| Wiesen sind verhältnismäßig wenig vorhanden, sie liefern aber gutes Futter. Es muß noch Futter zugekauft werden. Die Preise der Wiesen sind dieselben wie die der Äcker: zwischen

800 und 400 fl. der Morgen.

Der Weinbau ist nicht von Bedeutung und wird nur nebenher betrieben (s. oben S. 147).

Die Obstbaumzucht dagegen ist ausgedehnt und immer noch im Zunehmen begriffen.

An Wald besitzt die Gemeinde 46 Morgen, vorherrschend Laubholz, mit einem jährlichen Erträgnis von ca. 20 Klaftern Scheiterholz und 1200 Wellen; der Erlös daraus fließt in die Gemeindekasse.

Die Winterschafweide wird mit ca. 200 Stück Bastardschafen befahren; die Weide, der Gemeinde gehörig, ist an einen ortsanwesenden Schäfer um 240 fl. verpachtet; die Pferchnutzung trägt 360 fl. Zur Schafweide gehören auch einige Stücke Allmanden.

Die Gemeinde besitzt außerdem eigene Güterstücke, welche verpachtet sind und ca. 358 fl. jährlich eintragen.

Die Rindviehzucht wird gut betrieben, soweit es die kleine Markung und der Wiesenmangel zuläßt.

Stiftungen. Es besteht eine Kirchenstiftung, meist aus Jahrtagen bestehend, deren Erträgnis indessen nicht einmal für Bestreitung der Kultkosten ausreicht. Die Ortsarmenkasse besitzt ca. 800 fl., wovon die Zinsen jährlich an Ortsarme vertheilt werden. Außerdem hat die Gemeinde Antheil (ca. 170 M.) an der Gundelsheimer Hospitalstiftung.

Alterthümer. Flurnamen: Im „Mäurich“, röm. Wohnplatz östlich vom Ort in den Weinbergen. Funde: Ziegel, Heizungsröhren in großer Menge, Gefäßstücke, Estrichstücke, Mauerreste, theilweise von Tuffstein. (Wirt. Franken 1863 S. 295.)

Griesheim, alt Greozis- Greoz- Grizisheim d. h. Heimwesen eines Greoz, Grieß, ist mit Gundelsheim und Offenau unter den ältesten Orten des Bezirks, welche aus Anlaß von Schenkungen an das Kloster Lorsch zwischen 766 und 790 genannt werden. Dann ist es, oder vielmehr sind beide Dörfer, in welche das ursprünglich einzige Griesheim spätestens seit dem 14. Jahrhundert sich theilt und von denen schwer zu sagen ist, welches das höhere Alter in Anspruch nehmen darf, lange Zeit| Reichsgut, bis sie nach mehrfacher Verpfändung 1362 an Kur-Mainz und 1484 durch Tausch an den Deutschorden kamen. Rechte und Eigenthum aber hatten in Ober-Gr. auch das Ritterstift Wimpfen (1278), die Franziskaner in Heilbronn (1330), die Herren v. Berlichingen (1351) und v. Rosenberg (s. 14..), die Dominikaner in Wimpfen (1360. 1421), der Spital Mosbach (1446 ff.), die Stadt Wimpfen (1520).

Das Patronat der Pfarrei brachte, wie es scheint, von Weinsberg, das 1447 gestiftete Karmeliterkloster in Heilbronn an sich; ob und wann es an den Deutschorden gekommen, ist nicht bekannt.

Pfarrer: Martin Fabri 1525 f. (Seine Betheiligung am Bauernkrieg s. oben S. 211. 1526 ist er Zeuge bei der Verehelichung des Predigers Lachmann in Heilbronn. Jäger, Mitth. z. schwäb. und fränk. Ref.Gesch. 61). Joh. Schnäble (s. o.) 1800. Anselm Renk 1814. Mich. Eberle 1835. Ant. Oßwald 1876.

766. Eberwin und seine Gattin Engiltrud schenken dem Kloster Lorsch was sie in Offenau, Gundelsheim und Greozisheim im Neckargau an Äckern, Huben, Wiesen, Wäldern, Wassern haben. Cod. Laur. 2429.

[? 771. Nortmann schenkt demselben Kloster 2 Tagwerk im Jagstgau in villa Creizheim. Eb. 3475.]

775. Desgleichen Antelph sein Besitzthum in den unter 766 genannten Markungen. Eb. 2430.

780. Ebenso Wolfhart 5 Tagwerk Acker in G. Eb. 5242.

782 Desgleichen Harduin und seine Gattin Albsvint all ihr Besitzthum in G. Eb. 2426.

790. Ebenso Suabreth und Ruzolt 15 Tagewerk gepflügtes Land im Neckargau in Greozheimer marca. Eb. 2424.

1278. Der Vogt des Stifts Wimpfen, Hermann Lesch, hebt das Hauptrecht (Kopfsteuer der Zinspflichtigen) und Watmal (Steuer für das beste Gewand, ähnlich wie das Besthaupt) für die Stiftshörigen in Helmstadt, Grizisheim etc. auf. Ztschr. f. d. Gesch. d. OR. 15, 186.

1308 ff. Stift Wimpfen hat Zehnten in Ober-G. Frohnhäuser, Wimpfen 83.

1330. Die Schwestern Hedwig, Liugart, Hillegunde, gen. Nagenlöcherin v. Griesheim schenken dem Minoriten-(Franziskaner-)Kloster in Heilbronn 1/4 ihres Hofs in Ober-G. Jäger, Heilbronn 1, 124.

? 1336. Das Hochstift Würzburg verpfändet dem Johs. von Wormstet und den Brüdern Heinrich und Hermann von Griezheim, Edelknechten, seinen Weiler Lutebach für 150 Pf. H. Mon. bo. 40, 91.

? 1350. Heinrich v. Griezheim, Archidiakonus von Bamberg. Mon. bo. 41, 451. 457.

1351. Kunigunde, Diethers v. Berlichingen Witwe, und ihre Kinder verpfänden 8 Morgen Acker neben einander gelegen, genannt zu| Bremechetenrain in Ober-Griesheimer Mark an den Wimpfener Bürger Heinrich von der Neuenstadt. Gf. Berlichingen, Gesch. des Ritters Götz v. Berlich. u. s. Familie 562. OR. 14, 430.

1360. 62 s. Bachenau. (Die Griesheim 1362 Ober- und Nieder-Gr. heißen 1360 Grossen- und Kleinen Grissheim.)

1360. Das Dominikanerkloster zu Wimpfen hat Hellerzinse in O.-Griesheim. Frohnhäuser, Wimpfen 90.

1363 s. Bachenau.

1421. Das Dominikanerkloster in Wimpfen erwirbt eine Korngilt in O.-Gr. Frohnhäuser 149.

1446. 48. Der Spital in Mosbach kauft von den Gebrüdern Volmar Lemblin sen. und jun. ihren Theil am Zehnten zu O.-Gr. um 252 Gulden. W. F. 5, 348.

1483 f. s. Neckarsulm.

14 . . Leonhard v. Rosenberg verkauft sein Gütlein, das Berlicher Gütlein, um 55 fl. an den Spital zu Mosbach. W. F. 5, 348.

1520 s. Jagstfeld.

1525 s. oben S. 211.


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