« Kapitel B 27 Beschreibung des Oberamts Nagold Kapitel B 29 »
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Schönbronn,
Gemeinde III. Kl. mit 527 Einw., worunter 5 Kath. Dorf, Filial von Effringen. – Die Katholiken sind nach Rohrdorf eingepfarrt.


Der mittelgroße, theilweise etwas gedrängt gebaute Ort, welcher der Sitz eines Revierförsters ist, liegt 21/2 Stunden südwestlich von der Oberamtsstadt und 1/3 Stunde nordwestlich von dem Mutterort, in einer wiesenreichen, wohl ausgerundeten Mulde auf der Hochebene zwischen den Thälern der Nagold und der Teinach. Die Gebäude sind zum Theil stattliche Bauernwohnungen, die sich zwischen minder ansehnlichen Häusern lagern und die Vermögensverschiedenheit der Einwohner hinlänglich bekunden. Eine besonders ansehnliche Gebäudegruppe bildet das dem Lindenwirth Geigle gehörige im städtischen Styl erbaute Wohnhaus mit seinen stattlichen Nebengebäuden.

Beinahe in der Mitte des Dorfs steht die in einem ganz einfachen Styl erbaute Kirche, auf deren westlicher Giebelseite ein hölzerner mit Brettern verkleideter sog. Dachreiter sitzt. Über dem Eingang in die Kirche steht 1776. Die Kirche, deren Inneres nichts Bemerkenswerthes enthält, hat die Gemeinde zu unterhalten.

Zunächst der Kirche steht das ansehnliche, im J. 1842 erbaute Schulhaus, welches ein geräumiges Lehrzimmer, die Wohngelasse des Lehrers und ein Zimmer für den Gemeinderath enthält. Ein Gemeindewaschhaus ist vorhanden.

Der Ort erhält aus einem laufenden und 12 Pumpbrunnen sein mittelgutes Trinkwasser, das zwar in trockenen Jahrgängen spärlicher fließt, jedoch nie so sehr nachläßt, daß wirklicher Wassermangel entstünde. Auf den Fall der Feuersgefahr sind 2 Wetten angelegt.

Vicinalstraßen führen nach dem 1 Stunde südlich gelegenen Wildberg und nach Martinsmoos; von letzterer lenkt eine Vicinalstraße über Ober-Haugstett nach Neu-Bulach und eine weitere nach Warth ab.

Die im Allgemeinen geordneten Einwohner finden ihre Haupterwerbsquellen in Feldbau und Viehzucht; viele derselben sind wegen Mittellosigkeit genöthigt, ihr Auskommen durch Taglohnarbeiten, Holzmachen u. s. w. zu sichern. Die Vermögensumstände der Einwohner gehören daher, mit Ausnahme eines Reichen und einiger Wohlhabenden, zu den geringeren, dessen ungeachtet werden gegenwärtig nur 5 Personen von Seiten der Gemeinde unterstützt. Von den Gewerben ist, außer 2 Schildwirthschaften und 2 Krämern, insbesondere die Samenausklenganstalt von Ch. Geigle zu nennen, welche der | Besitzer im Jahr 1856 mit bedeutendem Aufwande nach den neuesten Erfahrungen erweitern und neu erbauen ließ, so daß sie wohl einzig in ihrer Art dasteht. Sie hat Luftheizung und es lassen sich in ihr täglich 800 Pfund Fichtensamen in zweckmäßigster Weise ausklengen. Die Samenausklenganstalt selbst beschäftigt den Winter über gegen 15 Personen, während sich in den Oberämtern Calw, Horb, Nagold und Freudenstadt gegen 6000 Personen mit Einsammeln von Nadelholzzapfen beschäftigen. Durch dieses Geschäft kann sich ein gewandter Samensammler täglich 4–5 fl. verdienen und es wird von Seiten der Anstalt in den Monaten Oktober bis März allein in den Oberämtern Calw und Nagold 150.000–200.000 fl. Arbeitsverdienst gereicht. Hieraus läßt sich entnehmen, daß die Waldsamenernte für die diesseitige Gegend nicht minder wichtig ist, als in anderen Gegenden die Fruchternte, und daß die Anstalt wie das ganze Geschäft eine großartige Bedeutung für die Gegend hat. Der ausgebreitete Handel mit Waldsamen, den der Besitzer der Anstalt betreibt, erstreckt sich nicht nur über Württemberg, sondern hauptsächlich über England, Holland, Frankreich, Bayern etc. (s. hier. auch die Monatschrift für das Forst- und Jagdwesen, September 1856 S. 308 und Februar 1857 S. 69 ff.).

Die im Verhältniß zur Einwohnerzahl unbedeutende Feldmarkung hat im Allgemeinen einen mittelfruchtbaren Boden, der theils aus den Verwitterungen des Wellenmergels, theils aus denen des bunten Sandsteins besteht und wegen nicht durchlassenden Untergrundes in trockenen Jahrgängen reichlicheren Ertrag liefert als in nassen. Wegen der nicht ausgedehnten Feldmarkung haben sich die Einwohner auf den benachbarten Markungen Effringen und Wildberg Güterstücke angekauft.

Die klimatischen Verhältnisse sind nicht besonders günstig und feinere Gewächse wollen nicht mehr gedeihen; sogar das Obst liefert nur in ganz reichlichen Jahren einen erheblichen Ertrag, indem Frühlingsfröste und kalte Nebel nicht selten schaden, dagegen kommt Hagelschlag nur wenig vor.

Die Landwirthschaft wird in der Dreifeldereintheilung mit Anwendung verbesserter Ackergeräthe sehr fleißig betrieben und der Boden durch reichliche Düngung mit den gewöhnlichen Düngungsmitteln, wie auch Compost, Hallerde, Gyps etc. zu verbessern gesucht. Man baut vorzugsweise Dinkel, Roggen, Haber und in der zu 1/3 angeblümten Brache Kartoffeln, dreiblättrigen Klee, Angersen, Flachs, Hanf, Kraut etc. Der durchschnittliche Ertrag eines Morgens Acker wird zu 6–7 Scheffel Dinkel, 3–4 Scheffel Roggen und 4–5 Scheffel | Haber angegeben. Die Preise eines Morgens Acker bewegen sich von 40–130 fl. und die der Wiesen von 50–200 fl. In günstigen Jahren reicht das erzeugte Getreide für den Bedarf der Einwohner. Die Wiesen, denen nur wenig Wässerung zukommt, liefern pr. Morgen einen durchschnittlichen Ertrag von 20 Centner Heu und 10 Centner Öhmd.

Die ziemlich ausgedehnte Obstzucht, bei der vorzugsweise auf Knausbirnen, Wolfsbirnen, Palmischbirnen, Schnabelsbirnen, Luicken, Zipperäpfel und etwas Zwetschgen Rücksicht genommen wird, erlaubt nur in ganz günstigen Jahren einigen Verkauf nach Außen.

Was die Rindviehzucht betrifft, so ist dieselbe ziemlich ausgedehnt und beschäftigt sich mit einer gewöhnlichen Landrace, welche man mittelst 2 Simmenthaler Bastardfarren zu verbessern sucht; die Farren hält ein Bürger gegen die Nutznießung von 5/4 Morgen Wiesen und jährlich 58 fl. Mit Vieh, auch mit gemästetem, wird Handel auf benachbarten Märkten getrieben. Die Stallfütterung ist eingeführt.

Schafzucht wird nicht betrieben und die Weide ist an einen fremden Schäfer um 95 fl. jährlich verpachtet; überdieß trägt die Pferchnutzung der Gemeinde etwa 200 fl. jährlich ein. Die Zucht der Schweine, wie die der Bienen ist von keinem Belang.

Im Ort besteht ein bunter Sandsteinbruch, der gute Bau- und Werksteine liefert, überdieß befindet sich westlich vom Ort ein Steinbruch, aus dem gesuchte Platten gewonnen werden.

Die Gemeinde besitzt 90 Morgen Waldungen, deren jährlicher in 25 Klaftern bestehender Ertrag verkauft und zu Gemeindezwecken verwendet wird.

Wegen der Vermögenslosigkeit der Gemeinde und besonders wegen der namhaften Straßenunterhaltungskosten müssen jährlich 1200 fl. Gemeindeschaden umgelegt werden.

Am nordwestlichen Ende des Orts stand ein Schloß, das längst in eine Bauernwohnung umgewandelt ist.

Nach der Volkssage soll in dem sogen. „breiten Buhlerwald“ eine Stadt gestanden seyn; eine Stelle desselben wird „im Kalköfele“ genannt, daselbst wurden vor etwa 25 Jahren die Reste eines Kalkofens, von dem der Kalk noch benützt werden konnte, ausgegraben. Auch will man in dieser Gegend Spuren von Grundmauern gefunden haben.

Sch. (alt Schönenbrunne 1277, Sconebrunne 1281, Schmid, Grafen v. Hohenberg, Urk. 51. 64) kam 1440 mit Wildberg an Württemberg.

| Eine hiesige Gült kaufte 1357 das Kloster Reuthin von dem Grafen Burkhard von Hohenberg.


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