Beschreibung des Oberamts Nagold/Kapitel B 29
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Auf der Hochfläche des Schwarzwaldes, im engeren Sinne auf dem schmalen Gebirgsrücken zwischen den tief eingeschnittenen Thälern des Kollbachs und des Schnaitbachs, liegt 2539′ über der Meeresfläche der freundliche, über 1/4 Stunde lange Ort, welcher mit Ausnahme des nordwestlichen Theils nur aus einer durchaus gepflasterten Straße besteht, an deren beiden Seiten sich die meist ansehnlichen verschindelten und mit Schindeln oder Landern gedeckten Häuser in mäßigen Entfernungen lagern. Vermöge der hohen, freien Lage genießt man von dem Ort, und besonders von dem westlich desselben gelegenen Heerdwasen, eine sehr anziehende und ausgebreitete Aussicht an die Alp von dem Dreifaltigkeitsberg bis zu dem Hohenstaufen, über den Schwarzwald hinweg an die Vogesen und gegen Osten in das Gäu, an den Schönbuch etc.; dagegen ist die Luft rauh, stets bewegt und nicht selten stürmisch, übrigens in Vereinigung mit der balsamischen Ausdünstung der nahe gelegenen Waldungen gesund und stärkend. Epidemische Krankheiten kommen hier seltener vor als in tiefer gelegenen Gegenden.
Beinahe in der Mitte des Dorfes steht die Pfarrkirche, deren romanischer Styl sich mit Ausnahme von zwei modernen, in neuerer Zeit eingebrochenen Fenstern an den Langseiten, ganz rein erhalten hat, und wirklich eine architektonische Perle genannt werden darf. Die Langseiten des Schiffs enthalten rundbogige, tief eingehende Fenster und an der westlichen, gedrückten Giebelseite befindet sich ein hoher, rundbogiger Eingang, den eine starke Wulst umgiebt und der mit 4 kantigen Abstufungen gegen die Thüre versehen ist. Im Bogen des Eingangs ist eine leere Lünette, die vermuthlich früher ein Gemälde enthielt und unter derselben steht.
PAX HVIC DOMVI · PAX INTRANT.
Der einen Morgen große ummauerte Begräbnißplatz ist im Jahr 1807 am östlichen Ende des Ortes angelegt worden, während der Platz zu demselben schon im Jahr 1793 von dem Kirchengute erkauft wurde; der frühere Begräbnißplatz lag um die Kirche.
Das in der Nähe der Kirche frei gelegene Pfarrhaus, von dem man eine sehr schöne Aussicht an die Alp genießt, ist in gutem baulichen Zustande und muß von dem Staat, dessen Eigenthum es ist, unterhalten werden.
Das im Jahr 1829 erbaute ansehnliche Schulhaus enthält zwei Lehrzimmer, die Wohnung des allein an der Schule stehenden Schulmeisters und die Gelasse für den Gemeinderath.
Ein Gemeindewaschhaus ist vorhanden.
Der Ort ist der Sitz eines Revierförsters, welcher hier ein dem Staat gehöriges, angenehm gelegenes und gut unterhaltenes Haus bewohnt.
Ein laufender und viele Pumpbrunnen versehen den Ort mit mittelgutem Wasser, das jedoch in trockenen Sommern so spärlich fließt, daß der Wasserbedarf in dem 1/8 Stunde entfernten Kollbach, auch Quellbach genannt, geholt werden muß. Im Ort ist eine Wette | angelegt und nur einige 100 Schritte entfernt liegt im Walde an der Straße nach Enzklösterle ein kleiner See. Auf der Markung entspringen der Kollbach, der Schnaitbach und auf der Markungsgrenze zwischen Simmersfeld und Oberweiler in dem sogenannten Zugbrunnen die kleine Enz.Die große, in die Länge gedehnte Markung, von der jedoch nur ein kleiner Theil für den Feldbau benützt wird, ist mit Ausnahme der Thalgehänge, meist eben und hat einen rothsandigen, minder fruchtbaren Boden.
Die Einwohner, besonders die weiblichen, sind starke, ausdauernde Leute, welche ihre Erwerbsquellen vorzugsweise in Waldarbeiten, etwas Feldbau und Viehzucht finden; etwa 2/3 derselben sind Waldarbeiter und 1/3 Bauern und Handwerker. In sittlicher Beziehung herrscht hier noch der einfache, unverdorbene Sinn der Gebirgsbewohner, die mit Religiosität vielen Fleiß verbinden. Die Vermögensumstände gehören zu den mittelmäßigen und der begütertste Einwohner besitzt 40 Morgen Feld und 20 Morgen Wald, der sogen. Mittelmann 20 Morgen Feld und 6–8 Morgen Wald und die minder bemittelte Klasse 2–6 Morgen Feld. Gemeindeunterstützung erhalten gegenwärtig 5–6 Personen. Außer den gewöhnlichen Handwerkern bestehen 3 Schildwirthschaften, worunter eine mit Brauerei und 2 Kramläden.
Die Landwirthschaft wird, so gut es die natürlichen Verhältnisse erlauben, in geringer Ausdehnung betrieben und beschäftigt sich vorzugsweise mit dem Anbau von Roggen und Haber, während der Dinkel nicht mehr gedeihen will. Besonders günstig ist der Boden dem Flachsbau, wie auch Kartoffeln, Hanf und Rüben noch wohl gerathen. Dagegen ist der Obstbau unbedeutend und beschränkt sich hauptsächlich auf ganz späte Mostsorten, die nur in günstigen Jahren einigen Ertrag liefern.
Die Wechselwirthschaft ist allgemein üblich und der durchschnittliche Ertrag eines Morgens wird zu 41/2 Scheffel Roggen und 5 Scheffel Haber angegeben. Die Preise bewegen sich von 100 bis 200 fl. per Morgen. Das Getreideerzeugniß reicht weit nicht hin den eigenen Bedarf zu befriedigen, daher noch viel Früchte von Außen aufgekauft werden müssen.
Der Wiesenbau ist nicht beträchtlich und besteht theils aus einmähdigen Ackerwiesen, theils aus zweimähdigen wässerbaren Thalwiesen; erstere ertragen etwa 5 Centner Futter und die letzteren 12 Centner Heu und 6 Centner Öhmd per Morgen. Die höchsten | Ackerpreise belaufen sich auf 700 fl., die mittleren auf 350 fl. und die geringsten auf 150 fl. per Morgen.Die Einwohner genießen die Vergünstigung, aus den Staatswaldungen gegen Bezahlung von jährlich 12 kr. Waldgras holen zu dürfen, was einen namhaften und guten Rindviehstand ermöglicht. Man züchtet eine tüchtige Landrace und ziemlich viel Allgäuer Vieh; zur Nachzucht sind 2 Farren aufgestellt, die ein Bürger Namens der Gemeinde hält. Einiger Handel mit Vieh findet statt. Die Gemeinde hat mit den übrigen Kirchspielsorten, Altensteig, Stadt und Dorf, Überberg, Beuren, Fünfbronn, Ettmannsweiler und Enzthal das Weidrecht in etwa 8000 Morgen badischer Waldungen, von dem jedoch in neuerer Zeit weniger Gebrauch gemacht wird als früher. Gegenwärtig mögen etwa noch 30–40 Stück Jungvieh auf die Weide getrieben werden, auf der das Vieh von Mitte Mai bis zum 10 oder 12 September unausgesetzt bleibt. Sämmtliche Kirchspielsorte zahlen noch eine Steuer nach Gernsbach in dem Großherzogthum Baden.
Die Schafzucht ist ganz unbedeutend, ebenso auch die Schweinezucht, indem die meisten Ferkel von Außen eingeführt und theils zum eignen Bedarf gemästet, theils als Läufer wieder verkauft werden.
Die Bienenzucht wird mittelmäßig betrieben.
Der Ort hat seit dem Jahr 1829 das Recht, alljährlich 2 Flachs-, Vieh- und Krämermärkte abzuhalten, auf denen jedoch der Verkehr ein sehr geringer ist.
Vicinalstraßen fuhren nach Altensteig, Enzklösterle, Beuren, Oberweiler und beziehungsweise nach Besenfeld.
Die Gemeinde besitzt 1100 Morgen Waldungen, die einen Ertrag von 500 Klaftern jährlich liefern; hievon erhält jeder Bürger ein Klafter und von dem verkauften Nutzholz 30 fl., während in die Gemeindekasse von dem Holzerlös so viel fließt, daß keine Gemeinde-Schadens-Umlage nöthig ist. Überdieß bezieht die Gemeinde jährlich 60–70 fl. Pflastergeld.
Der Ort war mit den übrigen Kirchspielorten nach Altensteig, Dorf, eingepfarrt und muß daher bei dem Kirchen- und Schulhausbau im ehemaligen Mutterort Frohnen leisten.
In S. ist 1678 geboren Christine Regine Bader, Tochter des Pfarrers, eine Somnambüle, welche sich 1698 göttlicher Offenbarungen rühmte und zumal durch verkündigte Strafgerichte Gottes großes Aufsehen machte, aber dafür 1700 mit dreijähriger Zwangsarbeit büßen mußte (Caroli Memorabilia eccl. sec. 17. Tubing. 1702 S. 917–919).
| In dem 3/4 Stunden nördlich von dem Ort gelegenen Staatswald Hofstett soll nach der Sage ein Hof gestanden seyn; man sieht daselbst noch Spuren von früherer Agrikultur; ebenso will man in dem nahen Bürglesthal einen abgegangenen Ort wissen.Simmersfeld hieß ursprünglich Sigmarsvelt (1303 etc.), woraus sich der Ursprung des Namens ergibt.
Es kam 1603 mit Altensteig an Württemberg, welchem bereits 1396 Hug von Berneck hiesige Güter und Rechte zu Lehen aufgetragen hatte.
Der Pfarrsatz ist landesherrlich.
Zu der Gemeinde gehören:
b) Moosberg, ein 1/2 Stunde nordwestlich vom Mutterort mitten im Wald gelegener Hof, dessen Felder einen unfruchtbaren Boden haben. Der Ort hat nicht selten Wassermangel und die Einwohner sind alsdann genöthigt in den 1/8 Stunde entfernten Quellen des Schnaitbachs ihr Wasser zu holen.
c) Die Schiltmühle mit 2 Mahlgängen und einem Gerbgang liegt 1/4 Stunde südöstlich von dem Mutterort in dem Schnaitbach-Thale. Zunächst derselben stand auf einem Bergvorsprung die Burg Schilteck, von der die Mühle den Namen führt. Von dieser Burg hat sich nur noch der Graben erhalten. Genannt wird „Schiltecke diu burg“ in dem Erbtheilungsvertrag der Gebrüder Burkhard und Konrad Grafen von Hohenberg vom 2. Sept. 1355, in welchem sie letzterem zufiel (Mon. Zoller. I. nr. 328).
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