Beschreibung des Oberamts Nagold/Kapitel B 27
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Das nicht große, ziemlich gedrängt gebaute Dorf hat eine freundliche geschützte Lage in dem Steinach-Thale und in einem Seitenthälchen desselben. Der größere Theil des Orts ist an dem südöstlichen Abhang gegen beide Thäler hingebaut. Vicinalstraßen führen nach Haiterbach, Hochdorf und über Gündringen nach der 11/2 Stunden nordöstlich gelegenen Oberamtsstadt.
Das kleine erhöht gelegene Kirchlein war ursprünglich eine Kapelle, die im Jahr 1575 erbaut wurde, und scheint nach einer über dem Eingang angebrachten Jahreszahl im J. 1782 in die gegenwärtige Kirche geändert worden zu sein. Auf der vorderen Giebelseite sitzt ein kleines, mit Zeltdach versehenes Thürmchen, in welchem 2 alte, jedoch nicht zugängliche Glocken hängen. Das Innere der Kirche ist nicht unfreundlich. Die Kirche ist Eigenthum der Gemeinde, welche sie auch im Bau zu unterhalten hat.
Der Begräbnißplatz liegt an der Kirche.
Das ansehnliche, im Jahr 1853 namhaft vergrößerte Schulhaus enthält ein Lehrzimmer, die Wohnung des Schulmeisters und die Gelasse für den Gemeinderath.
Zwei Gemeindewaschhäuser, von denen eines zugleich eine Backanstalt enthält, sind vorhanden.
Gutes Trinkwasser liefern hinreichend ein laufender und mehrere Schöpfbrunnen; überdieß fließt die Steinach durch das Dorf und treibt daselbst eine Mühle mit 3 Mahlgängen und einem Gerbgang, und in der Nähe derselben eine Gypsmühle.
Die Steinach, über die bei der Mühle eine hölzerne Brücke führt, beherbergt Forellen; das Recht zu fischen, hat der jeweilige Mühlebesitzer.
Die kleine, mit Ausnahme der steilen Thalgehänge ziemlich ebene Markung, hat einen fruchtbaren Boden, der meist aus den Zersetzungen des Hauptmuschelkalks, denen häufig eine günstige Mischung von Lehm zukommt, besteht.
Die Einwohner sind im Allgemeinen wohl gewachsene, gesunde Leute, die sich in günstigen Vermögensumständen befinden und deren Erwerbsquellen in Feldbau und Viehzucht bestehen, während die Gewerbe nur den nöthigsten örtlichen Bedürfnissen dienen.
Die Landwirthschaft wird mit Anwendung verbesserter Ackergeräthe gut betrieben und in dreizelgicher Feldereintheilung werden | die gewöhnlichen Cerealien und Brachgewächse in einer Ausdehnung gebaut, daß von den Getreideerzeugnissen über den eigenen Bedarf etwa 300 Scheffel Dinkel nach Außen abgesetzt werden können. Der durchschnittliche Ertrag eines Morgens beträgt an Dinkel 8–9 Scheffel, an Haber 5 Scheffel und an Gerste 4 Scheffel. Die höchsten Ackerpreise sind 760 fl., die mittleren 400 fl. und die geringsten 40 fl.Der Wiesenbau wird ausgedehnt getrieben und der Ertrag von den wässerbaren Wiesen wird zu 40 Ctr. Heu und 25 Ctr. Öhmd, von den nicht wässerbaren zu 25 Ctr. Heu und 10 Ctr. Öhmd per Morgen angegeben. Die Preise eines Morgens Wiese bewegen sich von 400–1250 fl.
Die Obstzucht ist ganz unbedeutend und beschränkt sich nur auf einige Obstgärten in der Nähe des Orts.
Der aus gewöhnlicher Landrace bestehende Rindviehstand ist gut und wird mittelst 2 Farren, die ein Bürger Namens der Gemeinde hält, nachgezüchtet. Mit Rindvieh, namentlich auch mit Ochsen wird ziemlich lebhafter Handel getrieben. Pferde werden verhältnißmäßig viele gehalten, zum Theil auch aufgezogen und wieder verkauft.
Schweinezucht wird nicht getrieben und die Ferkel bezieht man sämmtlich von Außen, um sie theils für den eigenen Bedarf theils zum Verkauf zu mästen.
Die Schafweide ist an einen fremden Schäfer um 260 fl. verliehen und die Pferchnutzung trägt überdieß der Gemeindekasse 150 fl. jährlich ein.
Die Gemeinde ist im Besitz von ungefähr 400 Morgen Waldungen, die jährlich 123 Klafter abwerfen; hievon erhält jeder Bürger 3/4 Klafter Gabholz.
Die jährliche Gemeindeschadensumlage beträgt 3–400 fl.
Sch. erscheint erstmals 1088, Scietingen geschrieben, als das Kl. Reichenbach allhier ein Allod erhielt (Wirt. Urk.-Buch 2, 394). Einen hiesigen Hof erkaufte 1317 das Kloster Kirchberg von Konrad dem Zimmerer einem Leutpriester.
An Württemberg kam der Ort 1363 mit der Herrschaft Nagold.
Zwei Drittheile der Mühle wie des Zehnten verkaufte Hans Böcklin vom Eutinger Thal 1466 an seinen Vetter Wilhelm, dessen Wittwe aber 1468 an Württemberg. Ein Drittheil der Mühle und des Zehnten erwarb Graf Eberhard von Württemberg 1480 von Michael Schütz Bürger in Horb durch Tausch.
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