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Gaugenwald,
Gemeinde III. Kl. mit 175 evang. Einw. a. Gaugenwald, Dorf, b. Aisbach, Haus. – Filial von Zwerenberg O.A. Calw.


Gaugenwald liegt 31/4 Stunden nordwestlich von der Oberamtsstadt und 1/4 Stunde östlich von dem Mutterort, auf der Hochebene in einer wohlgerundeten, wiesenreichen Flachmulde, welche bald in eine Schlucht übergeht und in das Thal des Zwerchbächleins einzieht.

Der sehr weitläufig gebaute Ort besteht größtentheils aus einzeln stehenden, mit frischen Wiesengründen umgebenen Bauernhöfen, an die sich die zu denselben gehörigen Felder und Wälder anschließen und somit geschlossene Bauerngüter bilden.

Beinahe in der Mitte des Dorfs steht die Kirche, welche im Jahr 1699 erbaut wurde, nachdem die frühere im Jahr 1688 abgebrannt war; sie ist in ganz einfachem Styl erbaut und trägt auf dem First ein kleines Thürmchen mit Glocke. Die Unterhaltung der Kirche liegt der Stiftungspflege ob.

Begräbnißplatz ist keiner im Ort und die Verstorbenen werden in dem Mutterort Zwerenberg beerdigt.

Trinkwasser liefern 5 laufende und 8 Pump- und Schöpfbrunnen; Wassermangel tritt selten ein.

| Die im Allgemeinen geordneten, kirchlich gesinnten Einwohner befinden sich in günstigen Vermögensumständen und sichern sich durch Feldbau, Viehzucht und Holzverkauf aus den eigenen Waldungen ihr Auskommen; man trifft ziemlich viele eigentliche Bauern, die sich in sogenannte ganze und halbe Bauern abtheilen; die übrigen sind Taglöhner und Holzmacher. Der vermöglichste Bauer besitzt 50 Morgen Felder und 34 Morgen Wald; der häufigste Besitz besteht in 20 Morgen Felder und 18 Morgen Wald. Auch die Taglöhner haben noch 31/2 Morgen Felder und 9 Morgen Wald.

Die nicht große Markung, von der überdieß etwa die Hälfte mit Wald bestockt ist, hat im Allgemeinen einen mittelfruchtbaren rothsandigen Boden, der einer reichlichen Düngung bedarf und in etwas nassen Jahrgängen mehr Ertrag liefert, als in trockenen.

Wegen der hohen freien Lage ist die Luft ziemlich rauh und beinahe immer bewegt, was auf die Obstzucht nachtheilig einwirkt, daher auch dieselbe in ganz geringer Ausdehnung und nur mit späten Mostsorten und etwas Zwetschgen getrieben wird.

Die Landwirthschaft wird theils im Dreifeldersystem, theils willkürlich, so gut als es die natürlichen Verhältnisse erlauben, betrieben, und zur Besserung des Bodens kommt, außer dem noch üblichen Motten und dem gewöhnlichen Stalldünger, auch Compost in Anwendung. Verbesserte Ackergeräthe haben Eingang gefunden.

Von den Cerealien baut man vorzugsweise Roggen, Haber, weniger Gerste und beinahe gar keinen Dinkel; überdieß kommen Kartoffeln, Rüben, dreibl. Klee, Flachs, Hanf zum Anbau.

Der durchschnittliche Ertrag eines Morgen Ackers beträgt 21/2 bis 31/2 Scheffel Roggen, 4–5 Scheffel Haber, 31/2 Scheffel Gerste und 6–8 Scheffel Dinkel. Die Preise eines Morgens Acker bewegen sich von 40–100 fl. und die der Wiesen von 100–400 fl. – Dinkel wird viel von Außen bezogen.

Der Wiesenbau ist ziemlich ausgedehnt; ein Morgen Wiese erträgt durchschnittlich 18–20 Cent. Heu und 10 Cent. Öhmd, die einmähdigen dagegen nur etwa 8 Cent. Heu. Die zweimähdigen Wiesen können größtentheils bewässert werden.

Die Rindviehzucht ist in gutem Zustande; sie beschäftigt sich mit einer tüchtigen Landrace, und zur Nachzucht ist ein Farren aufgestellt, den ein Bürger anschafft und mit Unterstützung von Seiten der Gemeinde unterhält.

Die Schweinezucht ist unbedeutend und die meisten Ferkel werden von Außen bezogen und für den eigenen Bedarf gemästet.

Aus den vorhandenen 204 Morgen Gemeindewaldungen werden | etwa 100 Klafter jährlich geschlagen und verkauft; der Erlös wird theils zur Deckung des Gemeindeschadens verwendet, theils an die Bürger vertheilt, welch’ letzteren bei günstigen Erlösen schon gegen 1000 fl. zukam.

Das Geschichtliche s. bei Garrweiler.


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