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Garrweiler
mit der Kohlsägmühle,
Gemeinde III. Kl. mit 162 evang. Einw. a. Garrweiler, Dorf, b. Kohlsägmühle. – Filial von Grömbach O.A. Freudenstadt.


Der nicht große Ort liegt 31/2 Stunden nordwestlich von der Oberamtsstadt und 1/4 Stunde nordöstlich von dem Mutterort auf der Anhöhe zwischen der Nagold und dem Dürrbach, am Anfang einer wiesenreichen Flachmulde, welche sich gegen das Nagoldthal hinzieht. Vicinalstraßen sind nach Altensteig, Grömbach und Wörnersberg angelegt.

Das im Jahr 1839 neu erbaute Schulhaus mit Glockenthürmchen | auf dem First enthält ein Lehrzimmer, die Wohnung des Schulmeisters und das Gemeinderathszimmer.

Gutes Trinkwasser liefern 2 laufende und 15 Zieh- und Pumpbrunnen, die in trockenen Jahrgängen nachlassen und dann den Ort nicht hinreichend mit Wasser versehen, dagegen sind in nicht großer Entfernung unterhalb des Orts 2 laufende Brunnen, welche nur bei seltener Trockenheit ihren Dienst versagen; in letzterem Fall sind alsdann die Einwohner genöthigt, ihren Wasserbedarf in dem etwa 1/4 Stunde entfernten Thale zu holen.

Die im Allgemeinen körperlich kräftigen Einwohner sind fleißig, sparsam und finden ihre Haupterwerbsmittel im Feldbau und Viehzucht, während nur einzelne Unbemitteltere sich mit Holzhauen etc. abgeben. Ihre Vermögensumstände gehören zu den mittelmäßigen und der wohlhabendste Ortsbürger besitzt etwa 55 Morgen Feld und 37 Morgen Wald, der sog. Mittelmann 24 Morgen Feld und 8 Morgen Wald und die ärmere Klasse 4–5 Morgen Feld. Übrigens haben sich mehrere Bürger auch Güterstücke auf angrenzenden Markungen angekauft.

Der landwirthschaftliche Betrieb ist willkürlich und beschäftigt sich vorzugsweise mit dem Anbau von Roggen und Haber, indem der auf der Markung allgemein vorkommende leichte Sandboden (Verwitterung des bunten Sandsteins) den Dinkel- und Gerstenbau weniger begünstigt. Ein Morgen Acker erträgt durchschnittlich an Roggen 2–21/2 Scheffl., an Haber 3–31/2 Scheffl. und an Dinkel 31/2–4 Scheffel. Übrigens reichen die erzeugten Getreidefrüchte nicht hin, das örtliche Bedürfniß zu befriedigen und es müssen daher noch Brodfrüchte von Außen bezogen werden. Der Wiesenbau ist ausgedehnt und erlaubt einen ziemlich namhaften Viehstand; die Wiesen, welche meist 2mähdig und wässerbar sind, ertragen etwa 18 Centner Heu und 8 Centner Öhmd pr. Morgen. Was die Güterpreise betrifft, so bewegen sich die der Äcker von 55–170 fl. und die der Wiesen von 210–450 fl. pr. Morgen.

Die Obstzucht ist unbedeutend.

Die mit einer Landrace sich beschäftigende Rindviehzucht ist in ziemlich gutem Zustand und wird durch einen Farren, den die Ortsbürger umhalten, und dessen Anschaffung mit Unterstützung aus der Gemeindekasse geschieht, nachgezüchtet. Mit Vieh, auch mit gemästetem, wird einiger Handel getrieben.

Von den Ortsbürgern werden deutsche Schafe gehalten, die jedoch in den Stall kommen, so daß weder Pferch- noch Weidegeld in die Gemeindekasse fließt. Eigentliche Schweinezucht besteht | nicht, indem sämmtliche Ferkel von Außen bezogen und für den eigenen Bedarf gemästet werden.

Die Bienenzucht ist von geringer Ausdehnung.

Die Gemeinde besitzt 975/8 Morgen Waldungen, aus denen nach dem Nutzungsplan 37–38 Klafter gehauen werden; an die Bürger vertheilt man etwa 48 Stämme und das übrige Holz wird verkauft, was der Gemeindekasse etwa 315 fl. jährlich einträgt.

Zu der Gemeinde gehört:

Die Kohlsägmühle, welche 1/4 Stunde östlich vom Ort am Zusammenfluß des Zinsbachs und des Dürrenbachs liegt.

Sibylle Felicitas Schertlin von Burtenbach, geb. von Remchingen, verkaufte den 11. Nov. 1669 Garrweiler und Gaugenwald mit aller Gattung von Obrigkeit um 8000 fl. und das Schloß und Güter zu Bittenfeld an den Herzog Eberhard von Württemberg (Sattler Herz. 10, 175). Herzog Karl dagegen überließ 1753 beide Weiler an die von Gültlingen gegen ihre Ansprüche auf Pfäffingen und Deufringen.

Im J. 1806 wurde Garrweiler mit den sonstigen gültlingischen Besitzungen der württembergischen Landeshoheit unterworfen.


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