« Kapitel B 29 Beschreibung des Oberamts Nürtingen Kapitel B 31 »
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30. Zitzishausen,
Dorf, Gemeinde III. Cl. mit 449 evangelischen Einwohnern, Filial von Ober-Ensingen, 7/8 Stunden nördlich von Nürtingen am Neckar. Die Markung Zitzishausen liegt theils im Neckarthal zu beiden Seiten des Flusses, theils an und auf einem Hügel über dem linken Ufer und ist gegen Ober-Ensingen durch den Aischenbach abgegrenzt. Boden- und Cultur-Verhältnisse kommen mit den Nachbarmarkungen Ober- und Unter-Ensingen überein, nur daß die Ackerpreise namhaft niedriger stehen, die höchsten zu 400, die | mittlern nur zu 100 fl. Es gibt aber auch sehr geringe Felder zu höchstens 10–20 fl. Gut und ergiebig, auch für auswärtigen Verkauf, ist der Wieswachs; doch leidet er nicht selten durch Überschwemmungen. Wiesenpreise: 200–250–450 fl. Durch eine Ableitung des Stroms im Jahr 1831 ist den Verheerungen desselben, so viel es möglich ist vorgebeugt, und durch die Erbauung einer Brücke der bessere Anbau der jenseits gelegenen Güter erleichtert worden. Der Ort hat einige Weinberge in guter Lage (etwa 30 Morgen), deren Gewächs zu den bessern im Oberamt gehört. Kernobst wird viel und gutes gezogen, weniger Steinobst. Rindvieh- und Schaf-Zucht betreibt man in der Ausdehnung, welche die im Ganzen sehr beschränkten ökonomischen Mittel der Einwohner erlauben. Diese bestehen zu einem großen Theil aus armen Webern, Maurern, Steinbrechern und Taglöhnern. Der Ort besitzt auch ein Gemeindebackhaus. Schildwirthschaften sind zwei vorhanden.

Die Gemeindekasse bezieht aus der verpachteten Schafweide 135 fl. und einige Pachtzinse aus Gütern. Universalzehntherr ist der Staat, nur einige kleine Zehntbezüge hat die Pfarrstelle Ober-Boihingen und die Stiftungspflege Unter-Ensingen. Der Caplaneipfründe zur heil. Margaretha in Neuhausen sind 2 (längst zerschlagene) Höfe, der Burghof und der Muckenhof, mit etwa 50 Morgen Ackerfeld drittheilig. Das Fischwasser gehört den Unter-Ensinger Fischern und zinst dem Staat.

Zitzishausen liegt flach an linken Neckarufer. Die Bauart des Ortes ist eigenthümlich. In einer Strecke von mehr als 1/2 Viertelstunde ist Eine Häuserreihe gegen die Mittagsseite mit zwei kurzen Unterbrechungen gebaut, welche den Ort in den obern, mittlern und untern Weiler theilen. Eine Kirche hat der Ort nicht; die Mutterkirche in Ober-Ensingen ist 3/8 Stunden von der Mitte desselben entfernt. Das Lokal des Gemeinderathes und der Schule (mit 1 Lehrer) ist ein altes Haus mit einem Uhrthurm. Zwischen dem mittlern und untern Weiler in einem Baumgut, der Burgstall genannt, wo man zu Zeiten schon Gemäuer ausgegraben hat, sieht man noch Wall und Graben von der Stammburg der Zittelmann von Zitzishausen, welche ehemals in dieser Gegend vielfach begütert waren.

Im Jahr 1347 verkauft Heinrich Spät von Steingebronn an Württemberg den Hof allhier sammt dem Holze (Staatsarch.).

Die ältesten vorkommenden Zittelmann sind: F. Zuttelmann 1237 (Archivurk.), Albertus dictus Zutilmann miles 1252. 1265. 1267. 1270. Sein Sohn heißt miles dictus Zutilmann de Niuvertingen in Urkunden von 1269 und ff. Im 14. Jahrhundert | kommt vor Heinrich Züttelmann, welcher einen Bruder Conrad hatte, dessen noch im Jahr 1397 Erwähnung geschieht.

Der Ort gehörte ins alte Amt und im Jahr 1526 ins Gericht Nürtingen. Die Pfarrei Nürtingen bezog damals den Heu- und kleinen und einen Theil des Wein-Zehnten. Zizelhusa soll von Alters her dem Kloster Offenhausen gehört haben (Crusius III. 2, 8). Pet und Adelhaid von Metzingen verschaffen 1357 der Adelhaid Züttelmann im Kloster Kirchheim eine Gülte aus einem Gut in Zützinhausen. Um 1360 wird Heinz Späth von Frickenhausen mit einem Hof (wohl mit dem oben beim Jahr 1347 genannten) von Württemberg belehnt. Elisabethe von Neuhausen, Herrn Krafts von Neidlingen Wittwe, erhält 1364 zu ihrer Abfertigung Güter, die von den Züttelmann erkauft worden. Auch die von Neuhausen selbst sind 1387 hier begütert. – Die Burg war schon 1535 zerfallen. Eine Linie der Züttelmann schrieb sich die Maiger oder Mayer s. Neckarhausen. Derselben gehörte wohl Walther der Ammann von Zützishausen an, den wir 1357 finden.

Am 9. (19.) August 1693 wurde der Ort von den Franzosen in Flammen gesteckt.



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