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Serres.
Gemeinde III. Kl. mit 263 Einw. – Ev. Dorf, Filial von Pinache. 31/2 Stunden südöstlich von Maulbronn gelegen.


Auf der Hochebene zwischen der Enz und dem Grenzbach liegt an einem östlich geneigten Abhange gegen ein Trockenthälchen der freundliche, reinlich gehaltene Ort, nur eine breite, gekandelte Straße bildend, an deren beiden Seiten sich die meist hübschen Wohnungen lagern. In der Mitte des Dorfs steht die ganz einfache 1761 erbaute Kirche, deren Unterhaltung der Stiftungspflege zusteht. Der Begräbnißplatz wurde 1787 nordöstlich vom Ort angelegt.

Das 1851 mit einem Beitrag von 1600 fl. aus dem reformirten Bau-Unterstützungsfonds und 400 fl. aus der Staatskasse | neu erbaute Schulhaus enthält ein Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters. Ein bescheidenes Rathhaus, das 1821 erbaut wurde, ist vorhanden.

Im Jahr 1849 brach in der Nacht vom 23. auf den 24. Juli ein Brand aus, der 3 Haupt- und 3 Nebengebäude verzehrte; es war dieß die erste Feuersbrunst, welche in dieser Gemeinde seit ihrer Gründung (1699) vorgekommen ist.

Die Vicinalstraßen von Groß-Glattbach nach Mönsheim und von Iptingen nach Wiernsheim kreuzen sich in der Nähe des Dorfs und sind durch gutangelegte Straßen mit demselben verbunden, so daß der Verkehr des Orts mit der Umgegend hergestellt ist.

Ein reichlicher Pumpbrunnen versieht den Ort mit gutem Trinkwasser; zwei Wetten sind vorhanden.

Die Einwohner, eingewanderte Waldenser, sind gerade nicht besonders stark, aber gewandt und ausdauernd und die romanische Abstammung läßt sich sowohl in ihrem Äußeren, als auch in ihrem Charakter leicht erkennen; man trifft unter ihnen viel Fleiß, Betriebsamkeit, Ordnungsliebe und kirchlichen Sinn. Die Vermögensverhältnisse sind im allgemeinen befriedigend; der vermöglichste Bürger besitzt 50 Morgen, der sog. Mittelmann 24 Morgen und die unbemitteltere Klasse 2–3 Morgen Grundeigenthum. Auf angrenzenden Markungen haben sich die Ortsbürger etwa 100 Morgen erworben. Die Haupterwerbsquellen sind Feldbau, Viehzucht und Obstbau; die Gewerbe dienen nur den nöthigsten örtlichen Bedürfnissen, mit Ausnahme eines Schuhmachers, der viel nach außen arbeitet. Eine Schildwirthschaft und 2 Kramläden sind vorhanden.

Die sehr kleine, etwas unebene Markung hat einen ziemlich fruchtbaren, theils hitzigen, theils schweren, kalkreichen Boden (Zersetzung des Muschelkalks), der nicht tiefgründig und häufig mit Trümmergestein gemengt ist. Ein Muschelkalksteinbruch, aus dem Straßenmaterial gewonnen wird, ist angelegt.

Das Klima ist ziemlich mild, doch kommen auch, wie aller Orten, zuweilen schädliche Frühlingsfröste und kalte Nebel vor; Hagelschlag gehört zu den Seltenheiten. Der Wiernsheimer Wald zwischen Öschelbronn und Wurmberg soll eine Wetterscheide bilden.

Der Zustand der Landwirthschaft ist gut und würde sich noch mehr heben lassen, wenn es nicht an Streumaterial und somit an dem nöthigen Dünger fehlte, obgleich die Düngerstätten zweckmäßig angelegt sind. Der Suppingerpflug ist neben dem Wendepflug im Gebrauch. Man baut Dinkel, Haber, Gerste, Erbsen, Linsen, Ackerbohnen, Kartoffeln, viel Futterkräuter, Mohn und Hanf. Von den Felderzeugnissen können jährlich nach außen abgesetzt werden: 300 Scheffel Dinkel, 20 Scheffel Gerste, 300 Scheffel Haber, 100 Simri Linsen, 100 Säcke Kartoffeln, etwas Mohn und Hanf.

| Der Wiesenbau ist ziemlich ausgedehnt und liefert ein gutes Futter, von dem nur wenig nach außen verkauft wird.

Die namhafte, noch im Zunehmen begriffene Obstzucht wird mit viel Fleiß betrieben; man pflanzt hauptsächlich Luiken, Fleiner, sogenannte Piemonteseräpfel, Knausbirnen, Sauerbirnen, Holzbirnen, Zwetschgen, die jedoch weniger gerne gedeihen als das Kernobst, und etwas Kirschen. In günstigen Jahren können gegen 1000 Säcke Obst verkauft werden.

Gemeindewaldungen sind nur 25 Morgen (Nadelholz) vorhanden, deren Ertrag ganz gering ist, dagegen sind die vorhandenen Weiden nebst der Brach- und Stoppelweide um etwa 100 fl. verpachtet und überdieß trägt die Pferchnutzung gegen 200 fl. der Gemeindekasse ein.

Die Rindviehzucht (rothe Oberländerrace) ist in gutem Zustand und wird mittelst eines aufgestellten Farrens nachgezüchtet. Der Handel mit Vieh nach Pforzheim und Vaihingen ist von einigem Belang.

Auf der Markung laufen 200 Stück Bastardschafe, die theils dem Ortsschäfer, theils Bürgern gehören; die Wolle wird an Tuchmacher nach Vaihingen abgesetzt.

Außer dem Stiftungsvermögen mit 1785 fl. besteht noch eine besondere Stiftung, die Franz Gilli’sche vom Jahr 1813, im Betrag von 100 fl., deren Zinse zu Brod für Arme verwendet werden.

Die Gründung des Orts s. bei Pinache.

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