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Schönenberg.
Gemeinde III. Kl. mit 168 Einw. – Ev. Dorf, Filial von Ötisheim. 1 Stunde südlich von Maulbronn gelegen.


Der kleine freundliche, mit guten Straßen versehene Ort hat in einer Mulde am Fuß des Schönenbergs eine angenehme, gegen Norden geschützte Lage. Die meist kleinen, jedoch gut aussehenden Häuser verrathen die Mittellosigkeit der meisten Einwohner.

Das wenig ansehnliche 1701 erbaute Kirchlein mit einem Dachreiter auf dem First enthält am Fuß der Kanzel das steinerne Grabdenkmal des Heinrich Arnaud, unter dessen Führung die Waldenser im Jahr 1699 nach Württemberg einwanderten und auch den Ort Schönenberg gründeten; die Umschrift des Denkmals lautet: Valdensium Pedemontanorum Pastor nec non militum praefectus, Henricus Arnaldus sub hoc tumulo jacet. Außer dieser Umschrift enthält der Grabstein in seiner Mitte noch die Inschrift:

Cernis hic Arnaldi cineres, sed gesta, labores,
Infractumque animum pingere nemo potest.
Millia in Ailophilum Jessides militat unus,
Unus in Ailophilum castra ducemque quatit.

Ferner das Wappen des hier Beerdigten (3 Vögel) mit der Devise: nescit labi virtus; zu beiden Seiten des Schildes sind Kanonen, Fahnen, Trommeln etc. und unter demselben die Bibel angebracht mit der Unterschrift: ad utrumque paratus; der untere Theil des Grabmals zeigt das Bildniß des frommen Helden. Die Baulast der Kirche hat die Gemeinde. Der Begräbnißplatz liegt westlich vom Ort.

| Das 1848 erbaute Schulhaus enthält ein Lehrzimmer, die Wohnung des Schulmeisters und ein Gelaß für den Gemeinderath.

Mittelgutes Trinkwasser, das einen Beigeschmack hat, liefern zwei Pumpbrunnen.

Die Einwohner sind sparsame, betriebsame Leute, die sich durch fleißigen Betrieb der Landwirthschaft und der Viehzucht ihr bescheidenes Auskommen sichern; ihre Vermögensumstände gehören zu den geringeren und der vermöglichste Bürger besitzt 52 Morgen Grundeigenthum, der sogenannte Mittelmann 18 Morgen, und die ärmere Klasse 2–3 Morgen. Einige Bürger besitzen auch Grundstücke auf angrenzenden Markungen.

Die sehr kleine, ziemlich ebene Markung hat einen mittelfruchtbaren, theilweise unergiebigen, meist schweren Boden (Zersetzung des untern Keupermergels).

Das Klima ist ziemlich mild, indessen schaden kalte Nebel und Frühlingsfröste zuweilen den feineren Gewächsen; auch ist die Markung starken Winden ausgesetzt. Hagelschlag kommt selten vor.

Die Landwirthschaft wird so gut als es die natürlichen Verhältnisse gestatten getrieben und dabei der Brabanterpflug allgemein angewendet; auch die Düngerstätten sind zweckmäßig angelegt. Man baut vorherrschend Einkorn, dann Dinkel, Haber, Gerste, Roggen, Weizen, Kartoffeln, Futterkräuter, (dreiblättrigen Klee, Luzerne, Esparsette, Wicken), Angersen und etwas Hanf. Bemerkenswerth ist, daß der Anbau der Kartoffeln nicht zuerst in Schönenberg wie bis jetzt angenommen ward gepflegt wurde, dagegen die größere und allgemeinere Verbreitung desselben durch Anton Seignoret von hier ausging (s. Schwäbische Chronik 1855, S. 1527). Von den Getreidefrüchten können jährlich ungefähr 125 Scheffel Dinkel und 140 Scheffel Haber nach außen abgesetzt werden.

Der ziemlich ausgedehnte jedoch nicht ergiebige Wiesenbau liefert ein nahrhaftes Futter. Die Obstzucht ist unbedeutend und erlaubt nur in ganz günstigen Jahren einigen Verkauf nach außen. Eigentliche Weiden sind nicht vorhanden und nur die Brach- und Stoppelweide verleiht man an einen fremden Schäfer um 75 fl. jährlich; der Pferch wird nicht verpachtet.

Die mit einer Landrace sich beschäftigende Rindviehzucht wird verhältnißmäßig gut betrieben und durch einen Farren nachgezüchtet. Handel mit Vieh findet nicht statt.

Eine Vicinalstraße nach Ötisheim ist angelegt.

Besondere Stiftungen sind keine vorhanden.

Schönenberg ist eine Waldenserkolonie, gegründet um 1700 auf Ötisheimer Markung von dem berühmten Waldenser-Geistlichen und Obristen Heinrich Arnaud, der ihr bis zu seinem Tode 1721 als Pfarrer vorstand. Sie hieß anfänglich Des Mûriers, von den | Maulbeerbäumen, welche Arnaud aus seinem Heimatlande, dem Dauphiné (nach andern wäre er im Thal Lucerne geboren gewesen) mitgebracht oder bezogen und auf einem noch jetzt danach benannten Maulbeerfelde gepflanzt hatte. Außerdem erhielt er 1701 von Anton Seignoret (s. Wurmberg) 200 Kartoffeln, welche diesem von seinen in der Heimat zurückgebliebenen Verwandten geschickt worden waren, durch deren Anbau an einer noch bekannten Stelle des vormaligen Pfarrgartens und ihre Verbreitung er sich ein besonderes Verdienst um seine vertriebenen Glaubensgenossen und um die ganze Umgegend erwarb. Die Piemontesen hatten die Kartoffeln (trifulles) um 1650 aus England bekommen. ([Klüber], Wanderungen und Niederlassungen von Religionsflüchtlingen).
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