« Kapitel B 6 Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg Kapitel B 8 »
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Eglosheim,


Gemeinde III. Kl. mit 709 Einw., worunter 2 Kath. a. Eglosheim, Pfarrd., b. K. Domäne Seegut, Hof. Evang. Pfarrei; die Kath. sind nach Ludwigsburg eingepfarrt.
An dem östlichsten Ausläufer des Aspergs liegt etwa 1/4 Stunde nordwestlich von der Oberamtsstadt das freundliche, reinliche Dorf Eglosheim, das von der Ludwigsburg–Besigheimer Hauptstraße durchzogen wird, welche, wie die übrigen Ortsstraßen ziemlich breit und durchgängig mit Kandeln versehen ist. Von dem Ort bis zu der Oberamtsstadt sind zu beiden Seiten der Hauptstraße Linden-, theilweise Obstbaumalleen angelegt, in deren Schatten sich die nahe wohnenden Städter gerne ergehen und deßhalb Eglosheim häufig besuchen. Das nicht große, in die Länge gebaute Pfarrdorf, dessen Gebäude größtentheils ziemlich ansehnlich und zum Theil im| städtischen Style erbaut sind, hat eine freie, ebene Lage und genießt nur durch den Asperg einigen Schutz gegen Westwinde.

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Am nordwestlichen Ende des Orts steht die sehr ansehnliche, im germanischen Style erbaute Pfarrkirche, welche wohl zu den schönsten Dorfkirchen des Landes gezählt werden darf. Besonders ansprechend ist der mit einem halben Achteck schließende, im früh germanischen Style erbaute Chor, dessen spitzbogige, mit schönem Maßwerk gezierte Fenster sich zwischen reich ornamentirten Streben schlank erheben. Das an den Chor sichtlich später angebaute Langhaus mit einfachen Streben und breiteren, spitzbogigen mit Fischblasenmaßwerk gefüllten Fenstern, trägt schon den wohlerhaltenen Charakter der spät germanischen Periode und die Erbauung desselben fällt nach einer über dem südlichen Eingang angebrachten Jahrszahl in das Jahr 1487; an eben diesem Eingang befindet sich eine Vorhalle mit einem Netzgewölbe, auf dessen Schlußstein ein Christuskopf dargestellt ist. An der Nordseite der Kirche steht der viereckige, massive, mit Schießscharten versehene Thurm, welchem, nachdem der Blitz im Jahr 1658, den 24. Februar, das oberste Stockwerk zerstört hatte, ein hölzerner, achteckiger Aufsatz mit einfachem Zeltdach aufgebaut wurde; an dem obersten massiven Stockwerke sind schön gearbeitete Wasserspeier angebracht. Auf dem Thurme, von dem man eine sehr anziehende und ausgedehnte Aussicht genießt, hängen 2 Glocken, von denen die größere 1785, die andere 1835 gegossen wurde. Entsprechend dem schönen Äußeren der Kirche ist das geräumige Innere derselben; ein künstlich construirtes, noch alt bemaltes Netzgewölbe, auf dessen Schlußsteinen die 12 Apostel abgebildet sind, und dessen Hauptgewölbegurten von den 4 Evangelisten getragen werden, deckt das Langhaus. Die kunstreich aus Stein gearbeite Kanzel enthält an der Brüstung die Mutter Gottes mit dem Jesuskind und die 4 Kirchenväter; unten an derselben steht 1496. Die an der Westseite angebrachte, im germanischen Geschmack gehaltene Orgel wurde im Jahr 1850 von Walker in Ludwigsburg gefertigt. Von dem Langhaus führt ein spitzer Triumphbogen in den um 2 Stufen höher gelegten, schönen Chor, der mit einem Kreuzgewölbe gedeckt ist, dessen Gurten von halbrunden, theilweise mit reich verzierten Kapitälen versehenen Säulen ausgehen; die Schlußsteine enthalten in der Richtung von Westen folgende Bildwerke: 1) das württemb. Wappen, 2) den Christuskopf und 3) ein Agnus Dei. An der nördlichen Chorwand steht ein sehr gut gearbeitetes, in seinen untern Theilen übrigens verdecktes Sacramenthäuschen. Von den sehr alten interessanten Glasgemälden, mit denen die Chorfenster früher durchgängig| geziert waren, haben sich nur noch folgende erhalten, und zwar: 1) Christus am Kreuze, 2) Maria mit dem Jesuskinde, 3) das einfache württembergische Wappen mit den drei Hirschhörnern und dem Hüfthorn über dem Schilde, 4) 2 weitere Figuren, 5) Christus mit den Wundmalen an Händen und Füßen, in der Linken einen Palmzweig, in der Rechten den Zepter haltend, rechts desselben eine betende, knieende männliche Figur, zu deren Füßen ein Wappenschild, der eine weibliche Figur mit Waage enthält; links eine betende Frau, 6) ein Wappenschild, 7) ein knieender Mann, zu dessen Füßen ein Wappenschild, einen schräge liegenden entblätterten Baum enthaltend, 8) die Flucht nach Egypten und 9) ein Wappen, in dem blauen Schild ein weißer springender Hund und oben auf dem blauen Helmkissen ebenfalls ein springender weißer Hund (vermuthlich v. Baldinger). Die Sacristey hat ein Kreuzgewölbe, dessen Schlußstein einen Wappenschild mit einem Kreuz darstellt; die Gewölbegurten gehen von halbrunden Säulen aus, an denen Wappen angebracht sind und zwar das württembergische, das mömpelgardsche, eines mit 4 Feldern, von denen 2 gelb, die andern roth sind. Überdieß bewahrt die Kirche noch die Predella des früheren Hochaltars, Christus mit den 12 Aposteln darstellend. Die Kirche ist Eigenthum der Stiftungspflege, jedoch hat bei der Unterhaltung derselben an allen über 5 fl. betragenden Kosten die Gemeindepflege die Hälfte zu übernehmen, Thurm und Glocken müssen gemeinschaftlich unterhalten werden.

Um die Kirche liegt der Begräbnißplatz, welcher im Jahr 1840 erweitert wurde und dessen alte Umfriedigungsmauer größtentheils noch vorhanden ist.

Das Pfarrhaus, welches der Staat zu unterhalten hat, liegt frei und angenehm zunächst der Kirche.

Das Schulhaus wurde im Jahr 1602 erbaut und 1790 erweitert; es enthält ein geräumiges Lehrzimmer und die ehemalige Lehrerwohnung, in der nun der Ortsgeistliche den Religionsunterricht ertheilt. An der Schule unterrichtet nur ein Lehrer, welcher in einem abgesonderten, im Jahr 1840 von der Gemeinde angekauften Gebäude wohnt. Eine Industrieschule besteht schon längst.

Das frei in der Nähe der Kirche gelegene, schon ziemlich alte Rathhaus ist erneuert worden und befindet sich in mittelmäßigem Zustande. Ein Gemeindebackhaus wurde im Jahr 1837 mit einem Aufwand von 400 fl. erbaut.

Die südlich am Ort gelegene Kelter mit 2 Bäumen ist im Jahr 1822 der Gemeinde von dem Staat um 700 fl. abgetreten worden.

Gutes Trinkwasser liefern 7 Pumpbrunnen, überdieß fließt ein| kleiner, von Asperg herkommender Bach, der sogn. Riedgraben, der den See auf dem Seegut speist und bei Beihingen in den Neckar mündet, durch den westlichen Theil des Orts. Der Bach verdankt seine Benennung dem ehemaligen Sumpf (Ried), der bei Eglosheim lag; nun aber in Wiesengrund umgewandelt ist.

Von den außerhalb des Orts vorhandenen Quellen sind der Fischbrunnen und der Knollenbrunnen die bedeutendsten; ein sogn. Hungerbrunnen befindet sich in der südlich vom Ort gelegenen Hundshalde. Nordwestlich vom Ort bestand ein 113 Morgen großer See, der längst in Wiesengrund umgewandelt wurde.

Die im Allgemeinen körperlich gesunden und kräftigen Einwohner sind fleißig, geordnet, religiös gesinnt und haben den einfachen ländlichen Charakter, Sitten und Tracht mehr beibehalten als man bei der Nähe der Militärstadt vermuthen sollte. Die Haupterwerbsquellen sind Feldbau und Viehzucht; der Weinbau hat sehr abgenommen und beschränkt sich gegenwärtig auf 12 Morgen. An Gewerben, theils auf die frühere große Frequenz der Landstraße, theils auf die Bedürfnisse der Stadtbewohner berechnet, fehlt es nicht. Die öconomischen Verhältnisse der Einwohner gehören zu den mittleren, indem die Mehrzahl derselben 15–25 Morgen, die minder Bemittelten 1–2 Morgen und nur zwei Bürger je 80 Morgen Güter besitzen. Minder Bemittelte finden in der Oberamtsstadt viele Gelegenheit zu Taglohnarbeiten, auch können alle Erzeugnisse leicht dahin abgesetzt werden, wie denn z. B. etwa 12 Personen regelmäßig Milch nach der Stadt tragen und hiefür jährlich 1200 bis 1500 fl. erlösen. Regelmäßige Gemeindeunterstützung erhalten gegenwärtig nur 6 Personen und außerordentliche Unterstützung wird etwa 15 Personen (meist Kindern) gereicht.

Die nicht große, meist ebene Markung, hat im Allgemeinen einen fruchtbaren, übrigens sehr verschiedenen Boden; in den Richtungen gegen den Asperg besteht derselbe aus Thon (Verwitterung des unteren Keupermergels) und ist in trockenen Jahrgängen minder ergiebig. Gegen Süden tritt ein mit Mergel unterlagerter Diluviallehm auf, während nordöstlich vom Ort der Boden steinig, sandig (dolomitisch) erscheint. In den Thalebenen lagert in Folge der früheren Moorgründe ein schwarzer, dem Wiesenbau zuträglicher Boden.

Auf dem nördlich vom Ort gelegenen Mäurach wird in großer Ausdehnung der Muschelkalkdolomit abgebaut und zu Bausteinen benützt.

Die klimatischen Verhältnisse sind die gleichen wie in der nächsten| Umgegend, nur soll der Regen etwas seltener sein, indem der nahe gelegene Asperg eine Wetterscheide bildet; Hagelschlag kommt nicht häufig vor.

Die fleißig betriebene Landwirthschaft beschäftigt sich hauptsächlich mit dem Anbau von Dinkel, Hafer, Gerste und in der zu 3/4 angeblümten Brache, außer den gewöhnlichen Brachgewächsen, mit Reps, Mohn, Hanf, Zuckerrüben u. s. w.

Der durchschnittliche Ertrag eines Morgens wird zu 7–8 Schfl. Dinkel, 5–6 Schfl. Hafer und 4–5 Schfl. Gerste angegeben. Die höchsten Ackerpreise betragen 500 fl., die geringsten 120 fl. Nach Außen werden etwa 800 Schfl. Dinkel, 500 Schfl. Hafer und 100 Schfl. Gerste jährlich abgesetzt. Die allgemeinste Größe eines Grundstücks beträgt 11/2 Morg. und die ergiebigsten Güter liegen in den Krautgärten, Thaläckern etc.

Ein ausgedehnter Wiesenbau liefert gutes, nahrhaftes Futter und zwar von dem Morgen durchschnittlich 20 Ctr. Heu und 10 Ctr. Öhmd; in trockenen Jahrgängen ist dagegen der Öhmdertrag ein ganz geringer. Die Preise eines Morgens Wiese bewegen sich von 180–300 fl.

Die sehr beträchtliche Obstzucht beschäftigt sich vorzugsweise mit Mostsorten und etwas Tafelobst. Der Gesammtobstertrag vom Jahr 1855 wird zu 10.000 Sri. Kern- und Steinobst angegeben, von denen etwa 3000 Sri. nach Außen verkauft wurden.

Der ganz unbedeutende Weinbau weicht täglich mehr der Obstzucht und dem Luzernenbau; der meist weiße Wein gehört zu den mittelmäßigen und wurde in den Jahren 1846 zu 50–55 fl., 1857 zu 40 fl. und 1858 zu 30 fl. pr. Eimer verkauft.

Die Rindviehzucht wird mit großem Eifer und gutem Erfolg getrieben, so daß schon öfters Preise von Seiten des landwirthschaftlichen Vereins einzelnen Ortsbürgern ertheilt wurden. Man züchtet einen tüchtigen Neckarschlag, der durch zwei Simmenthaler Farren gekreuzt wird. Die Zuchtstiere hält ein Bürger im Namen der Gemeinde gegen die Nutznießung von 4 Morgen Güter und jährlich 64 fl. Der Handel mit Jung- und Zugvieh ist namhaft.

Die Schafzucht wird von einem Ortsschäfer, der etwa 300 Stücke feine Bastarde auf der Herbstweide gegen ein Pachtgeld von 125 fl. laufen läßt, sehr gut betrieben, derselbe hat schon mehreremal Belohnungen erhalten und erzielt meist die höchsten Preise aus der Wolle. Die Pferchnutzung trägt der Gemeindekasse jährlich 300 fl. ein.

Die Zucht der Schweine ist unbedeutend, ebenso die der Bienen

| Außer der durch den Ort führenden Hauptstraße sind noch Vicinalstraßen nach Asperg und Heutingsheim angelegt, die dem Ort seinen Verkehr hinreichend sichern; überdieß beträgt die Entfernung bis zu dem nächstgelegenen Bahnhof Asperg nur eine starke Viertelstunde.

Die Gemeindepflege ist ziemlich unbemittelt, auch das Vermögen der Stiftungspflege ist nicht bedeutend. (Tab. III.)

Außerhalb des Orts, auf dem sogn. Mäurach, wurde vor einigen Jahren ein altes Grab aufgedeckt, das neben dem Skelett, ein Schwerdt (Sachs) enthielt. In der Nähe des Orts, namentlich auf den Haus- oder Kirchäckern, bei der Kelter, bei dem alten Schafhaus etc. finden sich häufig Spuren von ehemaligen Gebäuden, so daß die Sage, der Ort sei früher größer gewesen und die Kirche sei mitten in demselben gestanden, viele Wahrscheinlichkeit erhält. Auf den Kapellenwiesen, zunächst am Ort, soll eine Kapelle gestanden sein.

Im südlichen Theil des Orts wird eine Hofstätte „im Klosterhof“ und ein dahin führendes Sträßchen „das Klostergäßle“ genannt; nach der Volkssage soll hier ein Kloster gestanden sein.

Der Name Eglosheim dürfte vom altdeutschen Mannsnamen Agilolf, Egilolf abzuleiten sein.

Erstmals genannt wird E. im Jahre 836, als Hegoluesheim, als das Kloster Lorsch eine hiesige Besitzung erhielt (Cod. Laur. Nr. 3504); spätere Schreibungen sind Eglessheim (Cod. Hirsaug. 49), Egenolfhein (Urk. von 1408 Mai 8), Egloffsheim (1482). Um 1130 lebten Egilolf v. E. und sein Bruder Hugo (Cod. Hirs. 49a).

Wahrscheinlich mit der Grafschaft Asperg kam im Jahr 1308 ein Theil von E. an Württemberg. Einen andern Theil hatten die Herter von Herteneck. Im Jahr 1440 verkauften Georg Herters Wittwe Bryda, geb. v. Kaltenthal und ihr Sohn, Hans Herter von Hertneck, ihren Antheil am Ort für 5241/2 Gulden an Otto von Baldeck, Burgherrn zu Asperg; dessen Enkelinnen, Anna und Sibylla, Hansen von Baldeck Töchter, überließen 1536 solche Hälfte mit dem Schloß Herteneck an Herzog Ulrich von Württemberg.

Im 15. Jahrh. werden hier erwähnt eine Kapelle zur heil. Catharina und drei Pfründen oder Kaplaneien.

Im Jahr 1357 stiftete Graf Ulrich von Württemberg an die hiesige Frühmesse einige Eimer Wein und 30 Malter Früchte aus dem Laienzehnten zu Benningen, wozu dessen Bruder Graf Eberhard seine Einwilligung ertheilte. Hans Herter überließ 1460 die Lehenschaft und das Eigenthum der Pfründe zu E. dem Grafen| Eberhard im Bart von Württemberg, unter der Bedingung, daß, wenn sein Sohn Georg Priester würde, man ihm eine Pfarrei zu Dußlingen, Öschingen oder Mössingen oder eine dergleichen geben sollte. Genannter Graf tauschte den 26. April 1482 die hiesige St. Lienhardspfründe an seinen Vetter Graf Eberhard d. j. aus (Sattler Grafen 3. Beil. Nr. 97).

Das Patronats- und Nominationsrecht zu dem Pfarrdienst steht dem königlichen Hause Württemberg zu. Die Parochie besteht aus dem Mutterort Eglosheim und dem Filial Seegut, welches seit dem 20. April 1802 der hiesigen Pfarrei zugetheilt ist.

Während des 30jährigen Kriegs war die Parochie ein Filial von Möglingen von 1635–48 und in der unmittelbar darauf folgenden Zeit, von 1648–1660 ein Filial von Neckarweihingen.

Die dem Gemeindeverband einverleibte hofdomänenkammerliche Domäne Seegut ist 3/4 Stunden nordwestlich von der Oberamtsstadt und 1/4 Stunde nördlich von Eglosheim gelegen.

Sie besteht aus dem Schloß und dem Maiereihof; ersteres hat eine stille, abgeschiedene Lage in einer mit leichten Anhöhen umgebenen Niederung, während die Maierei in geringer Entfernung nordwestlich vom Schloß etwas erhöht liegt.

Das Schloß, ein geschmackvoll ausgeführtes Gebäude, welches schon Herzog Karl Eugen an der Stelle des von H. Eberhard Ludwig erbauten Eglosheimer Seehäusleins nach dem Plane des Baumeisters de la Guepiere (Erbauer des linken Schloßflügels in Stuttgart) unter dem Namen Seeschloß im Jahr 1764 beginnen, übrigens unvollendet stehen ließ, bis König Friedrich es unter der Leitung seines Hofbaumeisters Thouret in den gegenwärtigen Stand versetzte und den früheren Namen im Jahr 1804 in Monrepos änderte, wie die von ihm früher bei Wiburg in Russisch-Finnland und bei Lausanne bewohnten Landhäuser hießen. Auch die schönen Gartenanlagen, die schon von Herzog Karl projectirt, aber nicht ausgeführt wurden, verdanken ihre Entstehung dem König Friedrich. Das Schloß und der Maiereihof nebst den dazu gehörigen Gütern wurden von dem gegenwärtigen König Wilhelm zu einem großartigen Ökonomiebetrieb umgeschaffen und demselben der Name „Seegut“ beigelegt.

Das ganz massive, länglichte Schloßgebäude, an dessen Vorderseite in dem Mittel ein Bogen vorspringt, während auf der Rückseite ein beinahe gleicher Bogen in dasselbe eingesprengt ist, enthält in seinem Unterbau (unteren Stockwerk) gewölbte Durchgänge (Hallen), auf der Rückseite des Schlosses führt eine mit 2 kolossalen| Löwen (von Mack und Friedrich in Stuttgart gefertigt) gezierte doppelte Auffahrt zu einer Freitreppe, die bis zu einem auf 6 Säulen ruhenden Eingang in das zweite Stockwerk fortsetzt. Um dieses Stockwerk führt eine mit reicher Bildhauerarbeit gezierte Gallerie, an den 4 Ecken des Gebäudes stehen Statuen in Nischen, die 4 Jahreszeiten vorstellend, von Lejeune. Das Dach besteht aus einer mit Balustraden umfangenen Kuppel. Das Innere enthält 9 Zimmer und in der Mitte einen runden, prachtvoll ausgeschmückten Saal, dessen Decke bis in die Kuppel hinaufstrebt und mit einem kunstreichen Gemälde von Guibal geziert ist. Aus dem Saal führt ein Ausgang auf die Gallerie, von der man einen überraschenden Anblick über den vor dem Schloß sich ausdehnenden See genießt. Die schön ausgestatteten Zimmer enthalten Kunstwerke von Dannecker, Hetsch, Guibal, Scheffauer, Isopi, Bärenstecher etc.

Die zum Schloß gehörigen Anlagen bestehen zu beiden Seiten des Gebäudes in freundlichem, mit vielfältig gekrümmten Wegen durchzogenem Buschwerk, während sich im Rücken des Schlosses ein Rasenplatz ausdehnt, über den zwei Alleen zu der Stelle führen, auf der früher das Festingebäude und das im Jahr 1809 erbaute Theater standen. An der Vorderseite des Schlosses dehnt sich ein sehr ansehnlicher, oblonger, mit einem Wassergraben und Alleen umgrenzter Raum, der Rasenplätze, hauptsächlich aber einen etwa 20 Morgen großen See mit mehreren Inseln einschließt. Von den Inseln, welche größtentheils mit üppigem Baum- und Buschwerk bepflanzt sind, zeichnen sich die Kapelleninsel und die Amorsinsel besonders aus, zu denen man mittelst einer Gondel von dem Schloß aus über den mit Schwanen belebten See gelangt.

Auf der nordöstlichen Spitze der in die Länge gedehnten Kapelleninsel erhebt sich ein künstlich aufgeführter Felsenhügel, der eine Kapelle, welche König Friedrich von Hohenheim hieher versetzen ließ, trägt. Auf dem Wege zu der Kapelle begegnet man einer in dem Felsen angebrachten Halle, von der man in ein dunkles Gewölbe gelangt, hier sitzen 12 Tempelherrn um einen runden Tisch und halten Fehmgericht. Ihre Rüstungen hängen an der Wand und auf dem Tische liegen Schwert, Kreuz und Todtenkopf. Bei der Kapelle angekommen, überrascht einerseits die freundliche Aussicht über den See hinweg an das Schloß, anderseits die Kapelle selbst, welche in einem ansprechenden, jedoch etwas manirirten Geschmack gehalten ist. Das freundlich ausgestattete Innere ist mit einem Kreuzgewölbe gedeckt und enthält in der Chornische in| Form eines Fußgestells, auf dem eine betende Mutter Gottes sitzt, eine kleine Orgel.

Hinter der Kapelle befindet sich eine kleine Eremitage.

Der Kapelleninsel gegenüber liegt die Amorsinsel, nach einem dem Amor geweihten Tempel so genannt, der im Dickicht des Gehölzes als künstliche Ruine errichtet ist.

Der Maiereihof mit sehr ansehnlichen Öconomiegebäuden für mehrere 100 Stücke Rindvieh und Schafe nebst einem schloßartigen Wohngebäude, unter welchem eine Durchfahrt besteht, die eine Ansicht von dem im Hofraum stehenden, mit einem hohen Obelisk gezierten, reichlichen Brunnen erlaubt. Von dem Wohngebäude dehnt sich bis zu dem Schloßgarten ein mit Kastanienalleen umpflanzter Rasenplatz. Daselbst befindet sich auch eine großartige Baumschule.

Zu dem Seegut gehören:

4962/8 Morgen 6,1 Ruthen Äcker, Wiesen, Weide und Baumgüter; 724/8 Mrg. 47 Rthn. Gartenanlagen, See, Wege, Gebüsch und 61/8 Mrg. 13,0 Rthn. Flächenraum der Gebäude. Diese 575 Mrg. 18,1 Rthn. bilden eine eigene Markung, welche in der Eigenschaft einer Theilgemeinde dem Gemeindeverband von Eglosheim einverleibt ist; 131/8 Mrg. 6,7 Rthn. Alleen, Wege etc. auf Eglosheimer Markung; 6546/8 Mrg. 45,7 Rthn. vormaligem Thiergarten, späteren Gestütspark, nunmehr zur landwirthschaftlichen Cultur verwendet, wovon 265/8 Mrg. 10,6° auf Bietigheimer, 1097/8 Mrg. 37,2 Rthn. auf Thammer, 1983/8 Mrg. 18,9 Rthn. auf Geisinger, 3196/8 Mrg. 27,0 Rthn. auf Heutingsheimer Markung liegen. In der Mitte dieses ehemaligen Parks, auf Heutingsheimer Markung, liegt ein früheres Jägerhaus mit verschiedenen Öconomiegebäuden der sogen. Gestütshof, jetzt für die Zwecke des landwirthschaftlichen Betriebs benützt, und weiter unten, auf Geisinger Markung, ein ehemaliger Jagdpavillon, der Dianenbau genannt (s. die Ortsbeschreibung von Geisingen).

Auf dem somit im Ganzen 1243 Morgen umfassenden Gute wird ein Viehstand von 18 Pferden, 40 Ochsen, 150 Kühen und Jungvieh, 800 Schafen gehalten. Das Rindvieh besteht theils aus einer Holländer, theils aus einer Kreuzung der Holländer und Schwyzer-Race. Unter den Schafen befindet sich theils reine Merinozucht, theils Kreuzung von englischen mit Merinoschafen, auch eine Anzahl französischer Gevrolles und Mauchamps. Der Feldbau wird nach fünf verschiedenen Rotationen, die sich je nach der Lage und dem Boden des Feldes, wie nach den eigenthümlichen Bedürfnissen der Wirthschaft richten, betrieben.

| Diese Rotationen, neben denen noch besondere Luzernfelder bestehen, sind:
Erste Rotation: Brache, Reps, Dinkel, rother Klee, Dinkel, Bastardklee, Dinkel.
Zweite Rotation: Wickenfutter, Reps, Dinkel, Runkelrüben, Hafer, rother Klee, Dinkel.
Dritte Rotation: Futterroggen, Reps, Dinkel, Wicken und Runkelrüben, Runkelrüben, Sommerwaizen, rother Klee, Dinkel.
Vierte Rotation: Wickenfutter, Reps, Dinkel, Kleegras, Kleegrasweide, Runkelrüben, Hafer, Kleegras, Kleegrasweide, Hafer.
Fünfte Rotation: Wickenfutter, Dinkel, Kleegras, Kleegrasweide, Hafer, Runkelrüben, Hafer, Kleegras, Kleegrasweide, Haber.


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