Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg/Kapitel B 12

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Markgröningen,


Gemeinde II. Kl. mit 3145 Einw., wor. 18 Kath. Markgröningen, Stadt, mit Aichholz, Bruckmühle mit Glasershaus, Obere Mühle mit Raisershaus, Ölmühle, Papiermühle, Schönbühlhof, Weiler, Spitalmühle, Thalhausen, Weiler, Untere Mühle. Ev. Pfarrei; die Kath. sind nach Hohen-Asperg eingepfarrt[1].

Die Stadt Markgröningen liegt 2 Stunden westlich von Ludwigsburg unter dem 26° 44′ 40, 48 östlicher Länge und 48° 54′ 18, 11 nördlicher Breite; die Erhebung über das Mittelmeer beträgt an der Erdfläche der Pfarrkirche 788,0 Württembergische oder 695,0 Pariser Fuß.

An dem nördlichen Saume des getreidereichen Strohgäus, zwischen dem Glems- und dem Remminger Thal, hat die altersgraue Stadt eine freie und gesunde Lage; ihre Figur bildet beinahe ein Eirund, das nur an der nördlichen Seite etwas eingedrückt erscheint. Obgleich der Ort von seinem ehemaligen städtischen Schmuck im| Laufe des gegenwärtigen Jahrhunderts Vieles verloren hat (s. die Ansicht der Stadt von 1643), so trägt derselbe doch immer noch das Gepräge einer ehrwürdigen, mittelalterlichen Stadt, die sich bis jetzt innerhalb ihrer Stadtmauern hielt und sich in neuerer Zeit nur an der östlichen und südlichen Seite durch einige Häuserreihen außerhalb der eigentlichen Altstadt vergrößert hat.

Die mit einer hohen Mauer, Zwinger, Graben und Wall umgebene Stadt hatte 4, mit festen Thürmen versehene Doppelthore, das obere Thor an der Westseite, das untere und das Eßlinger Thor an der Südseite und das Osterthor an der Ostseite. Jedes derselben hatte eine Zugbrücke, die das äußere mit dem inneren Thor in Verbindung setzte und überdieß waren noch die Thorthürme mit Fallgitter versehen. Von den Thoren hat sich nur das obere Thor mit seinem Thurme, der gegenwärtig als städtisches Gefängniß dient, noch erhalten, übrigens mußte auch hier das äußere Thor einer übelverstandenen Verschönerungssucht weichen. Von der Umfriedigung der Stadt ist der Wall, theilweise auch der Graben längst eingeebnet und an der Nordseite sind seit 6 Jahren die Stadtmauer und die an der Zwingermauer angebrachten 7 Halbrondelle niedergerissen worden. Die Stadt selbst, aus deren Mitte die Pfarrkirche mit ihren zwei Thürmen majestätisch emporragt, ist enge gebaut und ziemlich unregelmäßig angelegt; die mit wenigen Ausnahmen nicht breiten Straßen, welche früher gepflastert waren, wurden in neuerer Zeit macadamisirt (steinbeschlagen) und mit Kandeln versehen. Von freien, öffentlichen Plätzen sind zu nennen: der Marktplatz, der Kirchplatz (ehemaliger Kirchhof), der Kelternplatz und den Platz bei der Apotheke.

Die meist alten, mit den Giebelseiten gegen die Straßen gekehrten Gebäude, zeigen häufig einen sehr reichen eichenen Holzbau und viele derselben stammen noch aus dem 15. und 16. Jahrhundert, was Jahreszahlen, Wappen etc., welche an ihren steinernen Unterstöcken angebracht sind, verkündigen; namentlich zeichnen sich die Gebäude in der sog. finstern Gasse durch ihre Alterthümlichkeit aus. Von dieser Straße geht ein Seitensträßchen ab, das zu dem sog. Klösterle führt, einem ehemaligen Beguinenkloster, an dessen Gebäude, ungeachtet es längst in eine Privatwohnung umgewandelt ist, sich noch Spuren seiner früheren Bestimmung erhalten haben, wie z. B. an dem massiven Unterstock ein spitzbogiger Eingang, ferner ein ummauerter Hofraum und in den angrenzenden Gärten Reste von Grundmauern.

Markgröningen war früher der Sitz eines Oberamts und| nachher eines Cameralamts; neuerer Zeit befinden sich, außer den geistlichen und weltlichen Ortsbehörden daselbst ein Amts-Notar, eine Postexpedition und als gerichtliche Strafanstalt ein Arbeitshaus, auch hat die Stadt einen Arzt, zwei Wundärzte und eine altberechtigte Apotheke.

An der Pfarrkirche ist ein Stadtpfarrer und ein Diacon angestellt.

Von öffentlichen, der Gemeinde gehörigen Gebäuden, sind zu nennen:

1) Die in der Mitte der Stadt gelegene, dem heil. Bartholomäus geweihte sehr ansehnliche Pfarrkirche, welche auf der Stelle der früheren, im Jahr 1277 in Asche gelegten Kirche erbaut wurde; sie ist im Ganzen 224′ lang und zwar hat das Langhaus eine Länge von 126′ und der Chor von 72′, während die Breite des Langhauses 67′, die des Chors 43′ beträgt. Das im frühgermanischen Styl, vermuthlich Anfangs des 14. Jahrhunderts erbaute Langhaus ist dreischiffig und enthält in seinem hohen Mittelschiff schmale Doppelfenster mit ganz einfachem Maßwerk in den spitzen Bogentheilen, an den Seitenschiffen aber befinden sich theils schmale, theils auffallend breite mit reichem Maßwerk gezierte Fenster; letztere scheinen aus einer späteren Periode zu stammen und deuten auf Veränderungen, die im Laufe der Zeit an den Seitenschiffen vorgenommen wurden. An der Südseite treten 2 mit Streben versehene Seitenkapellen hervor, zwischen denen sich der mit einem Vorbau versehene Eingang mit geradem Thürsturz und spitzem Blendbogen befindet; an der westlichen Seite der Vorhalle ist ein Console angebracht, einen Engel, der ein Spruchband hält, vorstellend, mit der Inschrift: „devotus miles (in Christo) sentit sua dum benigni ductus … abit vidua 1474“ (nicht 1477, wie Heyd angibt). Diese Jahrszahl deutet wohl nicht auf die Zeit der ursprünglichen Erbauung der Kirche, sondern auf die der Veränderung, welche an den Seitenschiffen derselben vorgenommen wurde. Der Eingang an der Nordseite, dessen Vorhalle contrastirend mit dem Styl der Kirche, im Rococcogeschmack im Jahr 1713 verändert wurde, zeigt noch in dem spitzen Blendbogen spärliche Reste ehemaliger Wandmalereien. Der mit einem halben Achteck schließende Chor ist, wie auch die Nordseite des Langhauses, mit Streben versehen und enthält breite, in den spitzen Bogentheilen mit Fischblasenmaßwerk gefüllte Fenster der spät germanischen Bauperiode; nach einer über dem Triumphbogen angebrachten Jahreszahl wurde er im Jahr 1473, demnach zur Zeit der Veränderung der Seitenschiffe erbaut. An einem der südlichen| Chorstreben ist ein Wappenschild mit zwei gegeneinander gekehrten Pflugscharen und folgende Inschrift angebracht: Anno dmi 1420 jar ist geboren Aberlin Schulthais und ist gestorben da man zolt 1503 jar dem Gott gnad. Auch Reste von Wandmalereien, die übrigens beinahe ganz abgegangen sind, zeigen noch die äußeren Chorseiten.

An der Westseite der Kirche erheben sich zwei hohe, viereckige Thürme, die mit Ausnahme der obersten, aus Holz erbauten Stockwerken aus der gleichen Periode wie die des Langhauses stammen. Zwischen den beiden Thürmen befindet sich der Eingang, eine mit Kreuzgewölbe gedeckte Halle, von der man zu beiden Seiten in die Thürme, in der Fronte aber durch ein spitzbogiges Portal zur Kirche gelangt; über der Halle ist ein großes, schön construirtes germanisches Fenster angebracht. Auf einem der Thürme hingen 3 Glocken, die zu den interessantesten des Landes gehörten, jedoch im Jahr 1855 umgegossen wurden; sie hatten folgende Umschriften, die eine: Lucas, Marcus, Mathäus, Johannes patroni. Anno dni 1272 id. nov. conflata sum auctore comite Hartmanno. Die andere: Sancta Maria mater, Marcus, Lucas, Mathäus, Johannes. Comes Hartmannus de Grüningen, qui (h)abet filiam dni de Eberst. Die dritte im Jahr 1487 gegossene Glocke ist in neuester Zeit zersprungen und hat zum Umguß der übrigen Anlaß gegeben.

Das im Jahr 1847 freundlich erneuerte Innere der Kirche ist imposant und überaus ansprechend; auf 12 theils runden, theils achteckigen durch Spitzbögen verbundenen Pfeilern (je 6 auf einer Seite) ruht das mit einem schön construirten Kreuzgewölbe gedeckte, hohe Mittelschiff, dessen Gewölbegurten von Lisenen ausgehen, welche an den Wänden zwischen den Pfeilern herablaufen und mit schönen Kapitälen geziert sind. Die Schlußsteine des Gewölbes enthalten in der Richtung von Westen nach Osten folgende Bildwerke: 1) einen Wappenschild mit drei Löwen, 2) das Württ. Wappen (3 Hirschhörner), 3) ein Wappenschild mit 5 Sternen, 4) die Reichssturmfahne, 5) ein Bär (wahrscheinlich von dem unten vorkommenden Meister Betz herrührend, der sein Wappen in das hiesige Spitalwappen hatte aufnehmen lassen), 6) das Spitalwappen, 7) der heil. Geist und 8) ein schwarzer Vogel in weißem Feld (vielleicht Adler). Die Seitenschiffe haben ebenfalls Kreuzgewölbe, deren Schlußsteine, mit Ausnahme eines Agnus Dei, Rosetten bilden. Nur das östliche Ende des nördlichen Seitenschiffs scheint später verändert worden zu sein, indem dasselbe hier mit einem Netzgewölbe aus einer späteren Periode versehen ist, dessen 4 Schlußsteine die heil. Cäcilia, Johannes, einen Bischof und das Jesuskind enthalten; an zwei| Maschenkreuzungen desselben sind zwei gleiche Wappenschilde, mit einem gebrochenen Balken und 3 Sternen angebracht, die dem an der Stuttgarter Stiftskirche befindlichen, bis jetzt noch unbekannten Wappen, ganz ähnlich sind. Am Schluß dieses Seitenschiffs steht ein sehr alter, interessanter Chorstuhl mit Schnitzwerk den heil. Christoph, 2 Kirchenväter etc., darstellend. Von den architektonisch schönen Seitenkapellen an der südlichen Seite der Kirche enthält die eine mit einem Kreuzgewölbe gedeckte, ein trefflich gearbeitetes Grabdenkmal, auf dem eine Jungfrau mit gekreuzten Händen und mit dem Haupt auf einem Kissen liegend dargestellt ist; in den beiden unteren Ecken sind die Wappen der Herren v. Reischach und v. Speth abgebildet. Von der Umschrift ist noch leserlich Anno dni 1490 … Jungfraw von Reischach … Die andere Kapelle ist mit einem Netzgewölbe versehen, deren Schlußsteine Christus am Ölberg, 2 weibliche Figuren und einen Wappenschild vorstellen; sie enthält eine stehende Grabplatte, auf der eine betende auf einem Löwen stehende Frau abgebildet ist und in den oberen Ecken 2 unbekannte Wappen; dieses schöne Denkmal ist durch Kirchenstühle theilweise verdeckt, so daß von dessen Umschrift nur Anno dni 1490 starb die ehrsam Elisabetha … gelesen werden kann. Oben an der östlichen Seite der Kapelle steht: Hanc capellam fund … dominus Waltherus de Haslach capellanus in Grüningen 1459.

Auf dem Boden des Langhauses liegen viele zum Theil sehr alte, meist unleserlich gewordene Grabsteine, von denen der an der Schwelle des südlichen Eingangs befindliche, der interessanteste ist und noch folgende Worte entziffern läßt: Ano dni 1325 obiit Alberus de Tam …

Das merkwürdigste Denkmal aus der grauen Vorzeit besitzt die Kirche in der Grabplatte des Grafen Hartmann v. Grüningen (s. umstehende Seite), die an der nördlichen Innenwand der Kirche eingemauert ist; sie enthält das Wappen der Herren von Grüningen mit folgender Umschrift: Anno dni 1280 in die Francissi [sic] obiit Hartmanus comes de Grüningen.

Der große, im germanischen Styl sehr gut gearbeitete, dreizehneckige Taufstein enthält die Brustbilder von Christus und den 12 Aposteln.

Die aus Stein gearbeitete Kanzel, welche übrigens einer späteren Periode als die Kirche angehört, zeigt an der Brüstung die 4 Evangelisten und an dem Kanzelstock ist Moses mit den Gesetzestafeln angebracht.

Von dem Langhaus führt ein spitzer Triumphbogen in den um|

4 Stufen höher gelegten Chor, der mit einem äußerst schönen, in neuester Zeit freundlich bemalten Netzgewölbe gedeckt ist, dessen Schlußsteine in der Richtung von Westen nach Osten folgende Bildwerke enthalten: 1) das Stadtwappen, 2) das Württembergische Wappen, 3) das Spitalwappen, 4) den heil. Bartholomäus, 5) den hl. Mathias, 6) den Apostel Paulus, 7) den Apostel Petrus, 8) die Mutter Gottes mit dem Jesuskinde und 9) ein unbekanntes Wappen. Der Chor bewahrt überdieß noch gut geschnittene, im Ganzen einfach gehaltene, alte Chorstühle. Über den eigentlichen Chor erhebt sich mit zwei Stufen der Chorschluß, auf dessen Boden mehrere Grabdenkmale liegen, die jedoch alle dem 17. Jahrhundert angehören. Von dem Chor führt eine alte, äußerst schön und reich mit Eisen beschlagene Thüre in die an denselben angebaute Sacristei, deren künstlich construirtes Netzgewölbe als Schlußsteine das Schweißtuch der heil. Veronica, einen von einem Engel gehaltenen Wappenschild, Ecce homo, Agnus Dei und eine Heilige enthält. Bemerkenswerth ist noch eine im germanischen Geschmack mit Ornamenten sehr gut geschnittene Thüre eines in der Sacristei befindlichen Wandkastens. Die Kirche wird von der Stiftungspflege im Bau unterhalten, nur den Thurm, auf welchem| sich die Wohnung des Hochwächters und des städtischen Archivs befindet, unterhält die Gemeindepflege.

Der früher um die Kirche gelegene Begräbnißplatz wurde schon längst aufgegeben und dagegen im Jahr 1618 ein neuer außerhalb (östlich) der Stadt angelegt; derselbe gleicht einem freundlichen Garten, ist von beträchtlicher Ausdehnung, und mit einer Mauer umfriedigt. Beinahe in seiner Mitte steht eine achteckige, massive im Jahr 1845/46 in Form eines griechischen Tempels erbaute Kapelle, in welcher die Särge vor der Beerdigung aufgestellt und die Leichreden gehalten werden.

2) Das Gebäude der lateinischen Schule, Eigenthum des Spitals (Stiftungspflege), im nordöstlichen Theil des Orts stehend, enthält außer einem geräumigen Lehrzimmer auch die Wohngelasse des Präceptors. Für die Schule des Kollaborators, der in einem Privatgebäude wohnt, ist in neuerer Zeit dem in der Nähe der lateinischen Schule stehenden öffentlichen Backhause ein Gelaß aufgebaut worden.

3) Die deutschen Schulen befinden sich in einem ehemaligen Pfründhaus bei der Kirche stehend. Das dreistockige, große Gebäude enthält im untern Stockwerk die Knabenschule mit 4 Lehrzimmern, im mittleren die Mädchenschule mit 5 Lehrzimmern und im oberen die Wohnung eines Mädchenschullehrers, während der Knabenschullehrer ein der Spitalverwaltung gehöriges Gebäude bewohnt. Die Unterlehrer und Lehrgehilfen aber beziehen Hausmiethe-Entschädigung.

4) Das auf dem Marktplatz stehende Rathhaus, ein sehr großartiges Gebäude, dessen reiches Eichengebälk theilweise mit Schnitzwerk geziert ist und unter anderem auch das einfache Württembergische Wappen zeigt; an dem vorderen Giebel desselben ist ein schön construirtes Thürmchen mit einer mechanischen Uhr angebracht, unter der 2 vergoldete Böcke bei jedem Stundenschlag sich gegenseitig mit den Hörnern stoßen. Unter der Uhr befinden sich die in neuerer Zeit gut restaurirte Wappen von Württemberg und der Stadt Markgröningen. Das Rathhaus diente früher auch als Kaufhaus, wovon noch die weiteren Räume der unteren Stockwerke zeugen, die übrigens in kurzer Zeit für andere Zwecke eingerichtet werden sollen. In der großen Rathsstube, die am Schäfermarkt als Tanzsaal dient, sind in einem Fenster zwei gemalte Scheiben eingelassen, die eine mit dem Württembergischen Wappen und der Unterschrift: Von Gottes Gnaden Ludwig Friedrich Hertzog zu Wirtemberg und Teck, Graf zu Mömpelgartt, Herr zu Heydenheim. Vormund und Administrator 1631. Überdieß zeigt sie das Monogramm des Malers MR, welches auch auf vielen gemalten Scheiben auf Rathhäusern in der| Gegend um Stuttgart vorkommt. Die andere enthält den gedoppelten schwarzen Adler mit dem Württemb. Wappen im Herzschild.

5) Das sehr große, übrigens vielfältig veränderte Spitalgebäude, steht im südlichen Theile der Stadt; dasselbe schließt mit einigen Nebengebäuden und einer stattlichen Mauer einen geräumigen Hofraum und einen besonders ummauerten Garten ein. Der baulustige Meister Johannes Betz errichtete mehrere Baulichkeiten, so wurde unter ihm der Spitalkeller (nach lateinischen, an dem Gebäude angebrachten Inschriften) im Jahr 1507 in 200 Tagen vollendet und an Michaelis desselben Jahrs der erste Wein eingelegt; vermuthlich ist auch zu dieser Zeit das große Gebäude über dem Keller, das gegenwärtige Pfrundhaus, aufgeführt worden. An dem zum Spital gehörigen Fruchtkasten steht Johannes Betz 1526 und an dem sog. Heuhaus 1523 Jonn. Betz. Das Gebäude, welches gegenwärtig als Meierei dient, trägt die Aufschrift: Fr. Alex. Mgr. Do. 1488 und ist von Spitalmeister Alexander aufgeführt worden.

In dem Spitalgarten, mit der nördlichen Seite an den Spitalhof grenzend, steht als Ruine die ehemalige Spitalkirche zum heil. Geist, auch Leutkirche genannt, von der sich nur noch der Chor nebst dem nördlichen Anbau und der Thurm erhalten haben, während das Langhaus, wie der südliche Anbau abgetragen und die noch stehenden Theile ganz verwahrlost sind. Diese im reinsten germanischen Styl erbaute Kirche hatte nach allen Andeutungen die Form eines Kreuzes und scheint nach ihrer Bauweise aus dem Anfang oder der Mitte des 13. Jahrhunderts zu stammen. Besonders schön ist der mit Streben versehene Chor, dessen Fenster mit äußerst künstlichem Maßwerk in den spitzen Bogentheilen gefüllt sind. Der viereckige, massive Thurm, dessen fünftes (oberstes) Stockwerk in ein Achteck übergeht und mit Wasserspeiern versehen ist, trägt ein einfaches Zeltdach und enthält außer einem germanischen Fenster im untern Stockwerk nur schmale Lichtöffnungen. Auf demselben hängt eine Glocke, die im Jahr 1784 gegossen wurde. Über dem Eingang in den Anbau sind 3 Wappen, das Württembergische, das Österreichische und das des Spitals angebracht, über denen auf einem Spruchband A. Joann Betz 1512 steht. An einem Pfeiler des Anbaus befindet sich die Inschrift: Anno dom. 1515 Jar ist der erst Stain geglegt worden under diesen Pfiler; hiedurch erfahren wir die Zeit der Erbauung des Anbaus, nicht aber die der Kirche, wie bis jetzt unrichtiger Weise angenommen wurde. Von den germanischen Fenstern des Anbaus enthält eines in den spitzen Bogentheilen einen gut gearbeiteten Bären, das Wappen des Erbauers Betz. An der| nördlichen Seite des Thurms sieht man noch schwache Reste von Wandmalereien, Christus am Kreuze, zu seinen Seiten Maria und Magdalena; außer diesen den heil. Quirianus. Das Innere der Kirche, welches gegenwärtig als Holzmagazin dient, birgt, trotz der maßlosen Verwüstungen, immer noch manche architektonische Schönheiten, namentlich ist der Eingang, der von dem Anbau zu dem Chor führt, sehr sehenswerth; auch findet man noch überall Reste von ehemaligen Wandgemälden. Das Chorgewölbe ist in neuerer Zeit eingerissen worden und nur die an den Wänden herablaufenden, mit Kapitälen versehenen Lisenen zeugen noch von dessen vergangener Schönheit. An der Kirche, welche Eigenthum des Spitals ist, liegt der besonders ummauerte Spitalgarten, er war vermuthlich ursprünglich ein Begräbnißplatz; über dessen Eingang befindet sich das Spitalwappen mit der Aufschrift: Anno dom. 1454.

6) Eine sehr geräumige Kelter mit 4 Bäumen steht südlich von dem Arbeitshaus.

7) Gemeindebackhäuser sind 2, mit je 2 Öfen vorhanden; das eine 1837, das andere 1840 erbaut, auch gehört der Stadt

8) das außerhalb des untern Thores gelegene Schießhaus und

9) das Armenhaus.

Die 4 Fruchtkästen, welche früher bestanden, haben dermalen folgende Bestimmung: 1) der bei der Kelter gelegene, welcher dem Staat gehört, wird gegenwärtig zu Magazinen für das Arbeitshaus und als Gefängniß benützt. 2) Hinter dem letzteren Gebäude steht ein ehemaliger Fruchtkasten, welcher dem Staat gehörte, im Jahr 1852 theils in Privathänden, theils an die Gemeinde überging, die in dem untern Stockwerke eine Kelter mit 2 Bäumen, eine Obstmühle und eine Klein’sche Presse errichten ließ. 3) Der zum Spital gehörige Kasten ist verpachtet. 4) Ein weiterer Kasten gehört zu dem vormaligen Cameralamtsgebäude.

Im Eigenthum des Staats befinden sich folgende Gebäude, welche derselbe auch zu unterhalten hat:

1) das zunächst (südlich) der Kirche gelegene Stadtpfarreihaus, ein altes, übrigens gut erhaltenes und geräumiges Gebäude, über dessen Eingang das Württemb. Wappen mit der Jahrszahl 1544 und dem Wahlspruch Herzogs Ulrich V. D. M. I. E. (verbum domini manet in eternum) angebracht ist;

2) das Diaconathaus, ein schönes modernes Gebäude, das hinter (nördlich) der Kirche steht;

3) die Gebäude des Arbeitshauses stehen an der nordwestlichen Ecke der Stadt an die Stadtmauer angebaut, und sind mit einem ummauerten Hofraum verbunden. Sie waren ursprünglich die Burg| der Grafen von Grüningen, und dienten in späteren Zeiten als Schloß der Herzoge von Württemberg[2], endlich auch als Amtswohnung der Vögte und Oberamtleute.

Im Jahre 1808 wurden die Gebäude als Zwangsarbeitshaus eingerichtet und dieses im Jahr 1812 in eine gerichtliche Strafanstalt verwandelt[3].

| Die Stadt ist mit gutem Trinkwasser, das 5 laufende und 27 Pumpbrunnen liefern, hinreichend versehen. Von den laufenden Brunnen ist der vierröhrige Marktbrunnen der bedeutendste; auf der im Renaissancegeschmack gehaltenen Brunnensäule steht ein geharnischter Ritter, in der Rechten den Commandostab, in der Linken einen Schild mit dem Württembergischen und dem städtischen Wappen haltend; zwischen beiden Wappen steht die Jahreszahl 1580. Dieser Brunnen erhält sein Wasser aus dem Beudelsbacher Thal, aus welchem eine starke Quelle mittelst einer 3/4 Stunden langen Wasserleitung dem Brunnen zugeführt wird, dessen Abwasser einen weiteren laufenden Brunnen speist. Eine etwa 500 Schritte lange Leitung führt das Wasser zu dem sog. Saitenbrunnen. Das beste Wasser hat der in der sog. Badgasse am westlichen Ende der Stadt gelegene Badbrunnen, in dessen Nähe ein Badhaus stand, das erst vor 25 Jahren abgebrochen wurde. Periodisch fließende Quellen befinden sich im sog. St. Johannser und im Korstholzer Thal. Außerhalb der Stadt am Langberg liegt der 1 Morgen 10 Ruthen große, mit Pappeln umpflanzte Feuersee, der von Seiten der Stadt zur Karpfenzucht um jährlich 3 fl. 24 kr. verpachtet und überdieß noch zur Wässerung der Wiesen benützt wird. Etwa 1/8 Stunde westlich der Stadt fließt in einem engen, ziemlich tief eingeschnittenen Thale die Glems; sie setzt auf der Markung mehrere Werke in Bewegung (s. unten) und tritt beinahe regelmäßig jedes Frühjahr aus, ohne jedoch erheblichen Schaden anzurichten. Die Glems beherbergt Weißfische und Krebse, zuweilen auch Aale aus der Enz kommend, in welche die Glems 1 Stunde nördlich der Stadt bei Unter-Riexingen mündet; das Fischrecht wird von der Gemeinde verpachtet. Außer der Glems fließt noch der von Pflugfelden herkommende Beudelsbach über die Markung, der sich an dem nördlichen Ende derselben mit der Enz verbindet.

1

Die Stadtgemeinde hatte 1850 Dec. 3. 3232 Angehörige | (1545 männliche und 1687 weibliche), 1856 Dec. 3. 3145 (1489 männliche und 1656 weibliche). Im Jahr 1846 Dec. 3. war deren Zahl 3103 (1488 männliche und 1615 weibliche), die mit Ausnahme von 18 Katholiken sämmtlich dem evangelischen Bekenntniß zugethan sind. Im Jahr 1832 Nov. 1. zählte man 2805 (1313 männliche, 1492 weibliche) Angehörige. Die ortsanwesende Bevölkerung betrug 1846 Dec. 3. 3045 (1362 männliche, 1683 weibliche), wobei sich die Abwesenden auf 458, die ortsanwesenden Fremden auf 400 stellten.

Zu gleicher Zeit befanden sich hier 772 Familien, 966 verehelichte Personen, 50 Wittwer, 101 Wittwen, 6 Geschiedene und 1980 Unverehelichte, worunter selbstständig 132. Auf 1 Familie kommen hienach 4,0, auf 1 Ehepaar 6,4 Angehörige.

Die Altersklassen von 0–14 Jahren enthielten damals 1015 (505 männl., 510 weibl.) und Über-60jährige gab es 236 (119 männl., 117 weibl.), so daß von 1000 Seelen der Stadtgemeinde 327 oder nahe 1/3 im Kindesalter starben, während 76 (etwa 1/15) mehr als 60 Jahre alt waren, wonach also 597 (oder nahe 3/5) den dazwischenliegenden Altersklassen von 14 bis 60 Jahren angehörten. In dem 10jährigen Zeitraum von 1836/46 wurden 1273 Kinder geboren, und zwar 665 Knaben und 608 Mädchen. Darunter waren uneheliche 147 (79 Knaben, 68 Mädchen). Hienach kommen jährlich auf 1000 Einwohner 43,5 Geburten (1 Geburt auf 23,0) und auf 100 Geburten 11,5 uneheliche (1 auf 8,7). Gestorben sind in demselben Zeitraum 1012 Personen (498 männl., 514 weibl.). Es sind hienach von 1000 Lebenden jährlich 34,6 gestorben (1 Sterbfall auf 28,9 Einwohner) und zwar von 1000 männl. Einwohnern 36,6, von 1000 weibl. Einwohnern 32,2. Auf 100 Sterbefälle kommen 125,7 Geburten, und der natürliche Zuwachs zur Bevölkerung betrug von 1836/46 261 (167 männl., 94 weibl.), die wirkliche Zunahme 164 (105 männl., 59 weibl.) Seelen.

Bekannte Markgröninger sind: Ambrosius Volland, geb. 1468, aus angesehenem Geschlechte. Er studirte in Tübingen Theologie, reiste nach Italien, wo er sich in der Rechtswissenschaft ausbildete, wurde 1503 vielgeltender Rath und 1516 Kanzler Herzog Ulrichs von Württemberg, war während dessen Verbannung zeitweilig in seinem Gefolge, 1530 aber in Diensten des Cardinal Erzbischofs von Salzburg Matth. Lang, seit 1533 in denen des Prinzen Christoph, weßhalb er in Ulrichs Ungnade fiel. Erst nach des Letzteren Tod nach Württemberg im Jahr 1551 wieder zurückgekehrt starb er den 4. Juni d. J. in Stuttgart. (L. F. Heyd, der wirt. Canzler Ambros. Volland, Stuttg. 1828.)

Gottlob Christoph Paulus, geb. den 9. Febr. 1727, Sohn des| Stadt- und Amtsschreibers. Zu Tübingen in der Theologie gebildet, wurde er 1757 Diaconus in Leonberg. Er schrieb verschiedene physikalische Abhandlungen, dann auch den „Wirtembergischen Solon. 1765.“ Im Jahr 1771 wurde er als Mystiker (ob absurdas phantasmagoricas visiones) seines Amts entsetzt und zog sich darauf in seine Vaterstadt zurück, wo er im Mai 1790 verschied. (S. v. Reichlin-Meldegg, Heinr. Eberh. Gtlb. Paulus [Sohn des Obigen] u. s. Z. 1, 21.)

Im Allgemeinen sind die Einwohner fleißige, sparsame und kirchlich gesinnte Leute, unter denen man noch ziemlich viele Vermögliche findet. Der ausgedehnteste Güterbesitz beträgt 60 Morgen, der mittlere 10–15 Morgen, die Mehrzahl aber ist im Besitz von 1–4 Morgen. Dermalen genießen etwa 200 Personen Gemeindeunterstützung, indem sich auch hier die nachtheiligen Folgen eines reichen Spitals nicht verkennen lassen. Der Gesundheitszustand ist gut, nur zeigen sich zuweilen einige Spuren von Kretinismus. Die Haupterwerbsquellen der Einwohner bestehen in Feldbau, Viehzucht und Weinbau. Die Gewerbe sind ganz untergeordnet und dienen meist nur örtlichen Bedürfnissen.

Außer fünf Schildwirthschaften und vier Waarenhandlungen wurden nach der neuesten Aufnahme gezählt:

Meister Geh.       Meister Geh.
Bäcker 9 2 Hafner 4
Conditoren 1 Glaser 2
Metzger 6 3 Gypser 1 1
Seifensieder 3 Grobschmiede 5 5
Rothgerber 4 Schlosser u. Nagelschmiede 5 1
Schuhmacher 13 4 Kupferschmiede 3 2
Sattler 1 Flaschner 1 1
Sailer 1 Uhrmacher
Schneider 9 5 Barbiere 2
Tuchscheerer Gärtner 1
Färber 1 Buchbinder 2
Zimmerleute 3 5 Feldmesser 1
Schreiner 6 1 Schäfer 2 4
Wagner 5 Stricker 3 5
Küfer und Kübler 4 1 Weber 10 3
Dreher 2 1 Musiker 1 1
Kammacher 2 1 Seckler 2
Bürstenbinder 2 Tuchmacher 1
Maurer und Steinhauer       5 9 Ziegler 2 2
Pflästerer 2 Weißgerber 1
Kaminfeger 1 1
| Die wohlarrondirte Markung, auf der übrigens auch die Einwohner angrenzender Orte viele Güter besitzen, ist die größte im Oberamtsbezirk und hat mit Ausnahme der steilen Thalgehänge gegen die Glems und den Leudelsbach (Remminger Thal) eine meist ebene Lage. Der Boden besteht im Allgemeinen aus einem fruchtbaren, etwas leichten Diluviallehm, bei dem sich an einzelnen Stellen die unten liegenden Gebirgsschichten, wie die Sandsteine und Thone der Lettenkohlengruppe, der Muschelkalkdolomit und an den Abhängen hauptsächlich der Muschelkalk etwas geltend machen. Außer mehreren Straßenmaterial liefernden Muschelkalkbrüchen befindet sich im Walde Rothenacker ein bedeutender Lettenkohlensandsteinbruch, aus dem vortreffliche Bausteine gewonnen werden und der schon zu der Erbauung von Ludwigsburg, namentlich zu dem Schloß daselbst, vieles Material lieferte. Es sind Lehm- und Töpfererdegruben und auch zwei Ziegelhütten vorhanden, von denen eine an der Staig im Jahr 1511 von Meister Betz an Jacob Stahel unter verschiedenen Bedingungen als Erbgut verliehen wurde (s. Heyd Gesch. der Stadt Markgröningen S. 234).

Ein Erdfall kommt östlich von der Stadt im sog. Ried vor.

Das Klima ist mild und begünstigt das Gedeihen aller in dem Oberamtsbezirk vorkommenden Kulturgewächse. Hagelschlag kommt selten vor.

Unterstützt von den Bemühungen des landwirthschaftlichen Bezirksvereins und ermuntert von dem Beispiel größerer, rationell bewirthschafteter Güter (Nippenburger-Hof etc.) hat sich die Landwirthschaft durch den Fleiß der Einwohner auf eine blühende Betriebsstufe gehoben, namentlich haben sämmtliche neuere Verbesserungen der Ackergeräthe, wie auch die zweckmäßigere Anlegung der Düngerstätten Eingang gefunden. Zum Anbau kommt vorzugsweise Dinkel, Gerste und Hafer, weniger Waizen, Einkorn, Roggen, Wicken, Ackerbohnen, Erbsen, Linsen etc.; in der zu 8/10 angeblümten Brache zieht man außer den gewöhnlichen Brachgewächsen Welschkorn, viel Zuckerrüben, Reps, Mohn und Hanf. In neuerer Zeit wurden auch Versuche mit dem Anbau von Hopfen mit gutem Erfolg gemacht. Der durchschnittliche Ertrag eines Morgens beträgt an Dinkel 8 Scheffel, in ergiebigen Jahren aber 10 Scheffel, an Hafer 5–6 Scheffel und an Gerste 4 Scheffel. Eine reichliche Ernte erlaubt einen Verkauf nach Außen von 2–3000 Scheffel Dinkel, 6–800 Scheffel Hafer und 1000 Scheffel Gerste. Die Preise eines Morgens Acker wechseln von 100–600 fl.

Die Wiesen, welche etwa zur Hälfte bewässert werden können,| theilweise aber noch entwässert werden sollten, ertragen durchschnittlich 20 Centner Heu und 8–10 Centner Öhmd; in trockenen Sommern erlauben die nicht wässerbaren Wiesen nur ausnahmsweise einen zweiten Schnitt. Von dem gewonnenen Futter wird sehr viel nach Ludwigsburg abgesetzt. Die Preise eines Morgens Wiese bewegen sich zwischen 120 und 400 fl.

Der Weinbau, welcher, wie in vielen Orten des Bezirks, in neuerer Zeit sich vermindert, beschäftigt sich hauptsächlich mit Silvanern, Elblingen, Trollingern, Gutedeln, Veltlinern und Klevnern; er wird in der gewöhnlichen Weise, mit 3000 Stöcken auf den Morgen betrieben und liefert einen mittelguten, lagerhaften Wein (vorherrschend Schiller). Der Morgen erträgt durchschnittlich 4–6, ausnahmsweise 8 Eimer und der Eimer kostete in den Jahren 1846 40–70 fl., 1847 20–40 fl., 1848 15–34 fl., 1849 14–30 fl., 1850 20–33 fl., 1851 20–33 fl., 1852 15–25 fl., 1853 20–36 fl., 1854 40–50 fl., 1857 36–70 fl. und 1858 30–55 fl. Die besten Lagen sind der Wannenberg und die Thalhauser Berge. Die Preise bewegen sich zwischen 50 und 400 fl. für den Morgen.

Die Obstzucht ist sehr ausgedehnt und überdieß im Zunehmen begriffen; es werden nicht nur die besseren Mostsorten, sondern auch ziemlich viel feineres Obst und Zwetschgen gezogen, so daß sich der Ertrag in günstigen Jahren auf etwa 12.000 Sri. Kernobst, von dem etwa die Hälfte nach Außen abgesetzt wird, belauft. Im Jahr 1855 ertrug ein sog. Kernapfelbaum 96 Sr. Obst. Die Jungstämme werden theils aus der städtischen Baumschule, theils von Hohenheim, Eßlingen etc. bezogen; auch hat die Gemeinde einen besondern Baumgärtner und Güterinspector aufgestellt.

Der Waldbesitz beschränkt sich neben einigen, den Bürgern gehörigen Buschwäldchen auf etwa 70 Morgen Wald, welche auf mehreren Markungen zerstreut liegen und Eigenthum der Spitalverwaltung (Stiftungspflege) sind; sie ertragen jährlich neben Abgabe von Besoldungsholz 3–400 fl.

An eigentlichen Weiden sind etwa 150 Morgen vorhanden, die nebst der Brach- und Stoppelweide an einen Schäfer dermalen um 600 fl. jährlich in Pacht gegeben werden. Im Vorsommer läßt derselbe 600 – nach der Ernte aber 1000 Stücke feine Bastarde auf der Markung laufen und verwerthet die gewonnene Wolle auf dem Kirchheimer Markte. Die Pferchnutzung trägt der Gemeinde jährlich 1000 fl. ein.

Die Rindviehzucht ist in ganz gutem Zustande und beschäftigt sich vorzugsweise mit einem tüchtigen, rothbraunen Neckarschlage, der| durch vier Farren (1 Original-Simmenthaler und 3 mit Simmenthaler gekreuzte) nachgezüchtet wird; die Farrenhaltung hat auf Kosten der Gemeinde ein Pächter übernommen.

Die Zucht der Schweine ist von einigem Belang, übrigens werden immer noch weit mehr Schweine ein-, als ausgeführt; die früher vorzugsweise gepflegte Haller-Race wird in neuerer Zeit allmälig von den englischen Bastarden, die man hauptsächlich von Ludwigsburg bezieht, verdrängt. Gemästete Schweine kommen ziemlich viele nach Außen zum Verkauf.

Unbedeutend ist die Zucht der Ziegen, der Bienen und des Geflügels.

Als öffentliche Erziehungsanstalten sind zu nennen:

1) Eine lateinische Schule, bestehend aus einer Präceptoratsklasse, an der ein Präceptor – und einer lateinischen Elementarklasse, an der ein Collaborator unterrichtet. Der erste Präceptor war Paul Pejacus von 15…–1562, und der erste Collaborator Martin Gröninger 1563; vor ihm war Martin Pegnizer, von dem jedoch die Zeit seines Wirkens nicht bekannt ist, angestellt.

2) Eine Knaben-, eine Mädchen- und eine Elementarschule, an welcher zwei Lehrer, zwei Unterlehrer und zwei Lehrgehilfen thätig sind.

3) Eine Fortbildungsschule, die nur den Winter über besteht.

4) Eine Industrieschule mit einer Lehrerin.

5) Eine Kleinkinderbewahranstalt mit einem Aufseher.

Als städtische Wohlthätigkeitsanstalt besteht der Hospital (s. oben), in welchen ehrbare, arme, alte, gebrechliche Leute, theils mit, theils ohne Monatgeld aufgenommen werden; sie sind Hauszins- und Holzfrei, erhalten Kleidung und im Krankheitsfalle unentgeldliche Pflege, Behandlung durch den Arzt und Bezahlung der Arzneimittel; das Monatgeld beträgt 1 fl. 30 kr. bis 2 fl. 30 kr. Gegenwärtig befinden sich in der Anstalt 8 Manns- und 19 Weibspersonen, welche an Monatgeld 42 fl. 15 kr. erhalten.

Außer einem Wochenmarkt am Freitag hat die Stadt das Recht, alljährlich im Februar, April und December drei Vieh- und Krämermärkte abzuhalten; überdieß findet am 24. Aug. ein Schaf-, Vieh- und Krämermarkt statt, mit welchem der Schäferlauf verbunden ist (s. den allg. Theil). Die früher im Ort bestandene Schäferzunft wurde im Jahr 1828 aufgehoben. Zu der Lade gehörten die Schäfer aus den Oberämtern Backnang, Besigheim, Böblingen, Brackenheim,| Eßlingen, Heilbronn, Cannstatt, Schorndorf, Waiblingen, Neckarsulm, Marbach, Leonberg, Ludwigsburg, Weinsberg, Stuttgart, Vaihingen und Maulbronn (s. auch Heyd, Geschichte von Markgröningen S. 158).

Was die Verkehrsmittel betrifft, so sind nach allen Richtungen Vicinalstraßen angelegt und zwar: nach Unter-Riexingen, Vaihingen, Schwieberdingen, Münchingen, Möglingen und Asperg; letztere führt zugleich auf den 5/4 Stunden östlich gelegenen Bahnhof Asperg und wird von der Amtscorporation unterhalten. Der jeden Morgen und Abend von Leonberg auf die Eisenbahnstation Asperg und wieder zurückgehende Eilwagen hält jeden Tag viermal in der Stadt an.

Auf der Markung führen sechs steinerne Brücken über die Glems; eine weitere ist über den Leudelsbach an der Straße nach Asperg angelegt.

Das Stadtwappen ist ursprünglich der Reichsadler (einköpfig, schwarz in goldenem Felde); an die frühere Eigenschaft der Stadt, welche ein Reichslehen war, erinnernd. Später wurde das alte Wappen durch ein blaues Schildeshaupt, worauf fünf goldene Sterne in einer Reihe stehen, gemehrt. (Vergleiche Württemb. Jahrb. 1854 b, 108).

Über den Gemeinde- und Stiftungshaushalt s. Tab. III. Der alljährlich umzulegende Gemeindeschaden beträgt 1800 fl. Zu Bestreitung der Ausgaben für kirchliche Zwecke war vor dem Jahr 1813/15 noch ein besonderes Heiligencorpus vorhanden, das aber wegen seines beträchtlichen Deficits der Hospitalpflege einverleibt wurde, so daß nun beide Pflegen den gemeinschaftlichen Namen Stiftungspflege führen. In Folge dieser Vereinigung hat die Stiftungspflege bedeutende Baulasten und die vollständige Unterstützung der Ortsarmen zu bestreiten, auch hat das Spitalvermögen durch die in den Jahren 1848/49 erschienenen Ablösungsgesetze und die seit dem 1. Januar 1849 eingeführte Gemeindebesteurung eine namhafte Verminderung erlitten.

An Stiftungen sind mehrere vorhanden, von deren Zinsen Brod erkauft und unter die Hausarmen ausgetheilt werden soll; sie betrugen im Jahr 1858 48 fl. 5 kr.

Kammerrath Wolf und Bürgermeister Böhringer von Markgröningen stifteten ein Kapital von 250 fl., aus dem die Zinse jährlich studierenden Bürgerssöhnen von Markgröningen zukommen sollen. Diese wurden jedoch früher nicht immer vollständig ausgetheilt,| sondern zum Kapital geschlagen, welches im Jahr 1828 321 fl. 40 kr. betrug. Im Jahr 1858 wurden 16 fl. 5 kr. ausgetheilt.

Seit dem Jahr 1785 war bei dem Hospital zum Besten der Bürger und Beamtensöhne ein Stipendium von 400 fl. ausgesetzt, wozu die Einkünfte des Spitals so lange benützt werden sollen, als bei demselben ein hinreichender Überschuß vorhanden sei. Diese Bestimmung ist jedoch durch Beschluß des Stiftungsraths vom 4. Nov. 1852 und Decret der Kreisregierung vom 30. Aug. 1853 aufgehoben worden.

Von Alterthümern ist noch anzuführen, daß zunächst der Stadt sich zwei Römerstraßen kreuzten (s. hierüber den allg. Theil), auch wurden vor etwa 15 Jahren südwestlich vom Ort alte Reihengräber aufgedeckt.

Etwa 1/2 Stunde nordwestlich von der Stadt lag auf dem Schlüsselberg, einem sehr steilen Vorsprung gegen die Glems, die Schlüsselburg, von welcher nur noch ganz spärliche Reste des ehemaligen Burggrabens vorhanden sind. Südlich der Schlüsselburg stand eine dem heil. Johannes geweihte Kapelle, von der gegenwärtig noch die dort gelegenen Weinberge die St. Johanneser genannt werden.

Die zu der Stadtgemeinde gehörigen, auf deren Markung gelegenen einzelnen Wohnsitze sind folgende:

a) Der Aichholzhof, früher Katharinenhof genannt, liegt auf einer freien, fruchtbaren Hochebene 1/2 Stunde westlich von dem Ort.

Derselbe besteht aus einem modern erbauten Wohnhause und mehreren ansehnlichen Ökonomiegebäuden; das nöthige Wasser liefern zwei Pumpbrunnen.

Der Hof, zu dem 2913/8 Morgen 19,9 Ruthen gehören, ist Eigenthum der K. Hofdomänenkammer und wird von einem Beständer bewirthschaftet.

Die klimatischen und Bodenverhältnisse sind denen der übrigen Markung ziemlich gleich, daher auch der Anbau und die Ertragsfähigkeit des Guts keine wesentlichen Verschiedenheiten darbietet.

Auf dem Hof ist gegenwärtig ein sehr schöner, in 48 Stücken bestehender Rindviehstand von gemischter Race (Rigi, Holländer und Landrace) aufgestellt, und überdieß treibt der Beständer eine verhältnißmäßig beträchtliche Schweinezucht, wobei er hauptsächlich auf die englische Bastardrace Rücksicht nimmt.

Im Jahr 1428 belehnte Graf Ludwig von Württemberg die Familie von Sachsenheim mit dem Zehnten in Aichholz; sie erhielt| solchen im Jahr 1459 zu eigen, nachher kam er aber mit den Sachsenheimischen Gütern wieder an die Herrschaft.

Durch den Hof führt unter der Benennung „alter Vaihinger Weg“ eine Römerstraße von Markgröningen gegen Vaihingen. Auch hat man 1/8 Stunde nordwestlich von dem Ort und etwa 150 Schritte nördlich von der alten Straße auf dem sog. Burgstall in neuerer Zeit namhafte Grundreste römischer Gebäude nebst vielen Bruchstücken von Heizröhren, Ziegeln, Gefässen theilweise von Siegelerde etc. ausgegraben; um diese Stelle lief im Viereck eine Mauer, von der jede Seite etwa 160 Schritte lang ist. Auf dem nur einige 100 Schritte östlich von letzterer Stelle gelegenen Burgäckern wurden im Jahr 1853 mehrere interessante römische Gefässe von Bronce gefunden (s. hierüber die Schriften des Württ. Alterthumsvereins Heft III. S. 12 ff.). Auch fand sich zunächst des Hofs in neuester Zeit beim Graben eines Brunnens ein Fragment eines römischen Gefässes von samischer Erde.

b) Die Bruckmühle mit Glasershaus liegt 1/8 Stunde südwestlich von der Stadt an der Glems, welche hier drei Mahlgänge und einen Gerbgang in Bewegung setzt.

c) Die obere Mühle mit Raisershaus liegt 1/4 Stunde südwestlich von der Stadt, ebenfalls an der Glems, und hat drei Mahlgänge und einen Gerbgang.

d) Die Ölmühle ist 1/4 Stunde nordöstlich von Markgröningen am Leudelsbach gelegen.

e) Die Papiermühle liegt an der Glems 1/2 Stunde nordwestlich von der Stadt; sie hat keine Maschineneinrichtung und fabricirt meist nur geringe Papiere, wobei 2–3 Personen Beschäftigung finden. Die Fabrikate werden im Inland abgesetzt. Zunächst derselben steht eine Lohmühle und eine dem Papierfabrikanten zugehörige Hanfreibe.

f) Der Weiler Schönbühlhof, welcher mit dem zur Gemeinde Schwieberdingen gehörigen Hardthof einen Ort bildet, ist 1 Stunde südwestlich von Markgröningen, an der Stuttgart–Vaihinger Landstraße freundlich gelegen.

Die Einwohner – von denen einzelne in ziemlich günstigen Vermögensumständen sich befinden, beschäftigen sich vorzugsweise mit der Landwirthschaft, welche sie umsichtig und etwa mit den gleichen Erfolgen wie im Mutterort betreiben.

Der Weiler hat eine mit dem Hardthof gemeinschaftliche Schule, an der ein Unterlehrer unterrichtet, dessen Besoldung zu 2/3 die Gemeinde Markgröningen und zu 1/3 die Gemeinde Schwieberdingen| reicht. Auch ist hier ein gemeinschaftlicher Begräbnißplatz seit 1849 vorhanden. Das Trinkwasser erhält der Ort aus Pumpbrunnen, die übrigens in trockenen Jahrszeiten nachlassen, so daß zuweilen Wassermangel entsteht.

g) Die Spitalmühle mit drei Mahlgängen und einem Gerbgang liegt 1/8 Stunde westlich vom Mutterort an der Glems; sie war früher Eigenthum des Hospitals und kam im Jahr 1416 durch Verleihung in die Hände eines Hans Rempis gegen jährliche Lieferung von 10 Maltern Roggen, 10 Maltern Kernen und 300 Ostereiern (s. Heyd Gesch. der Stadt Markgröningen S. 234).

h) Der Weiler Thalhausen liegt 1/2 Stunde nordwestlich von Markgröningen auf einem mäßig geneigten Ausläufer an den linken Thalgehängen gegen die Glems. Der nicht unfreundliche, hinter Obstbäumen versteckte Ort erhält sein Trinkwasser aus zwei nie versiegenden Pumpbrunnen.

Die im Allgemeinen fleißigen, übrigens nur mittelbegüterten Einwohner beschäftigen sich ausschließlich mit der Landwirthschaft, die insoferne etwas schwierig zu betreiben ist, als die meisten Güter auf der Anhöhe und zum Theil ziemlich entfernt vom Ort liegen.

Die Kinder haben die Schule in dem Mutterort zu besuchen.

Unterhalb des Orts liegt an der Glems eine vor 18 Jahren erbaute Hammerschmiede, die drei Personen beschäftigt.

Nach der Volkssage soll der Weiler früher etwas mehr gegen Osten, unfern der Glems gestanden haben.

Dalhusen“ kommt schon vor im Urbar des Eßlinger Spitals von 1304.

i) Die untere Mühle mit drei Mahlgängen und einem Gerbgang, nahe bei der unter g bezeichneten Spitalmühle gelegen.

Geschichte von Markgröningen.

Die erstmalige Nennung des Ortes, welcher lange Zeit und noch in diesem Jahrhundert zeitweise Gröningen[4] genannt wurde, früher zuweilen „Gröningen in der Mark“ hieß, seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts in den Ausschreiben je mehr und mehr Markgröningen genannt wird, fällt in das Jahr 779, in welchem, den 10. März, das Kloster Fulda von einem Grafen Kunibert Güter in „Gruoninga“ geschenkt erhielt (Cod. dipl. Fuld. ed. Dronke 39. Gr. könnte freilich möglicher Weise auch Neckargröningen sein).

Er war Reichslehen; Träger desselben waren die Grafen von| Calw (Schmid Pfalzg. v. Tüb. 509), im Anfang des 12. Jahrhunderts[5] namentlich Graf Gotfried von Calw, Pfalzgraf bei Rhein († um 1131), dessen Erbtochter Uta es ihrem Gemahl, Herzog Welf VI. († 1191) zubrachte (Stälin Wirt. Gesch. 2, 375). Wie andere Welfische Besitzungen kam es aber bald an die Hohenstaufen; sei es, daß es wie Weinsberg (Stälin Wirt. Gesch. 2, 70) von K. Konrad III. als Reichsgut angesprochen und genanntem Welf entrissen wurde oder von demselben Welf erst an K. Friedrich I., welcher als Verwandter die welfischen Güter an sich zog, gelangte. Übrigens hielt einmal schon K. Konrad III., am 14. Oct. 1139, allhier sein Hoflager[6]. Um die Zeit des Untergangs der Hohenstaufen war mit dem Reichsgut Markgröningen das Reichssturmfahnlehen verbunden, welches Lehen mit dem Vorstritt der Schwaben in Reichskriegen (Stälin Wirt. Gesch. 1, 393. 2, 643. 3, 721) zusammenhängen mochte. K. Wilhelm übergab solches im Jahr 1252 dem Grafen Hartmann von (oberschwäbisch-) Grüningen († 1280). Ihm entriß es wieder K. Rudolf, welchen wir späterhin, am 1. Aug. 1284, auf dieser Pfalz anwesend treffen und dessen Landvogt Graf Albrecht von Hohenberg hier zeitweise seinen Sitz hatte; indeß machten Hartmanns Söhne, die Grafen Konrad und Eberhard von Landau, fortwährend Ansprüche darauf, welche ihnen K. Adolf abkaufte. Am 22. Juli 1295, an diesem Tage (wie am folgenden 8–11. Dec. 1296) selbst hier weilend, urkundete letzterer König über die Deckung von 300 Mark, welche er den genannten Grafen von Landau von dem Kaufe der Herrschaft Gröningen her noch schuldig war. Indeß blieb Markgröningen nur ein Paar Jahre beim Reich. Bereits am 11. März 1301 verpfändete K. Albrecht dem damals sehr um ihn verdienten Grafen Eberhard von Württemberg für| 12.000 Pfund Heller Stadt und Burg Markgröningen mit Leuten, allen Rechten und Zugehörungen, ertheilte aber gleichwohl am 4. Apr. 1304 die Gnade, daß die Bürger nicht außer der Stadt vor ein Landgericht oder fremdes Gericht geladen werden dürfen. Bald darauf in Zerwürfniß mit K. Albrecht gerathen, hatte der Graf in der Burg Markgröningen im October und November 1305 eine Belagerung zu bestehen. Später im Jahr 1310 u. ff., in den Zeiten K. Heinrichs VII., ging der Graf in erneuertem Kampfe gegen das Reich, wie beinahe seines ganzen Landes, so auch Markgröningens verlustig, welches am 10. Mai 1312 unter sehr vortheilhaften Bedingungen an Eßlingen und das Reich sich ergab und somit reichsfrei wurde (Sattler Grafen 1. Beil. Nr. 43. Stälin Wirt. Gesch. 3, 130). Eßlingen versprach den 30. Nov. 1315, die Stadt bei ihren Freiheiten zu schützen, die Verschreibung vom 10. Mai 1312 zu halten und ohne der Stadt Willen keine Richtung mit Württemberg zu machen (Sattler ebend. Nr. 52). Bald darauf bemeisterte sich Graf Eberhard wie seines ganzen Landes auch Markgröningens wieder. An dem Besitz dieses Ortes war jedoch dem deutschen Könige Friedrich dem Schönen und dessen Brüdern, den Herzogen von Österreich, so viel gelegen, daß sie sich bemühten das Pfand wieder einzulösen; zum Theil für diesen Fall ertheilte ihr der König im November 1316 bereits mehrere Gnadenbriefe (Stälin Wirt. Gesch. 3, 153). Bereits war ein Vertrag über die Einlösung ausgefertigt; gegen den Nutzen der Mauth und des Gerichts zu Linz und die Verpfändung Sigmaringens sollte Graf Eberhard Markgröningen herausgeben; die Stadt Markgröningen selbst versprach am 6. Dec. 1316, den Herzogen von Österreich um 12.000 Pfund Heller verpfändet sein zu wollen, bis ihnen solche erstattet seien. Allein an demselben 16. Dec. 1316, an welchem sich der Graf alles Rechts an der Burg und Stadt verzog, stellte er eine zweite Urkunde aus, worin er sich zur wirklichen Herausgabe beider erst dann verpflichtete, wann K. Friedrich oder seine Brüder den Vertrag vollständig erfüllt hätten. Dieses scheint sich noch länger verzogen zu haben und nicht K. Friedrich, sondern seine Brüder, die Herzoge Lupolt, Albert, Heinrich und Otto von Österreich, bewirkten durch Baarzahlung die Auslösung der Pfandschaft und kamen somit in den Besitz Markgröningens, wobei jedoch den 8. Febr. 1326 König Friedrich, welcher vom 15. Octbr. bis 1. Novbr. selbst in Markgröningen Pfalz gehalten hatte, die Wiederlösung zum Reiche vorbehielt (Württemb. Jahrb. 1848, 456–461).

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Damals hatte jedoch Kaiser Ludwig der Baier auf die im Jahr| 1322 erfolgte Besiegung König Friedrichs, auf welche in den Jahren 1325 und 1326 wieder Friedensverträge zwischen den beiden Gegenkönigen gefolgt waren, bereits über Markgröningen verfügt gehabt; er hatte solches nebst der Reichssturmfahne an Konrad von Schlüsselberg (in Franken), weil er am 28. Sept. 1322 in der Entscheidungsschlacht bei Mühldorf sein „Fahnenführer“ gewesen war, am folgenden 3. Oct. in einer Urkunde, freilich noch nicht so bald in Wirklichkeit, verliehen. Im Jahr 1328 fand es Kaiser Ludwig für nöthig, dem obigen bei ihm in Rom anwesenden Schlüsselberger die Schenkung Markgröningens zu erneuern, und ließ dieß in den Jahren 1331–33 durch kurfürstliche Willebriefe bestätigen. Sofort nannte sich „Herr Konrad von Schlüsselberg zu Gruoningen“ (Stälin Wirt. Gesch. 3, 160), wie denn auch noch die „Schlüsselburg“ (s. oben) in ihren Trümmern an ihn erinnert.

Aber bald gelang es dem Grafen Ulrich von Württemberg († 1344), Sohn obigen Eberhards, von König Ludwig, um den er sich gerade im Jahr 1336 im Kärnthner Erbfolgekrieg verdient gemacht hatte, Markgröningen als Lehen zu bekommen. Der Kaiser bewog den Schlüsselberger († 1347) selbst zur Herausgabe, was um so leichter ging, da letzterer mit einer Bruderstochter des Grafen Ulrich in kinderloser Ehe lebte und den Mannsstamm seines Geschlechtes beschloß. Konrad verkaufte Burg und Stadt Markgröningen nebst Kirchensatz für 6000 Pf. Heller an den Grafen den 22. Sept. 1336 und Kaiser Ludwig bestätigte den Kauf an demselben Tage im Lager bei Freising in Gegenwart beider; vorläufig hatte dieser Kaiser schon am vorhergehenden 3. März von Ulm aus an Konrad von Schlüsselberg ein Schreiben erlassen, worin er ihm anzeigte, daß er dem Grafen Ulrich seinem Landvogt aufgegeben habe, mit ihm wegen Gröningen Burg und Stadt freundlich überein zu kommen; ja der Kaiser hatte schon an demselben 3. März dem Grafen Ulrich und dessen Söhnen wirklich die Reichssturmfahne empfohlen und sie mit Gröningen, Burg und Stadt belehnt, wogegen sie die Sturmfahne besorgen und bewahren sollten (Stälin Wirt. Gesch. 3, 206). Bereits am 1. Oct. 1336 wies Konrad von Schlüsselberg die Stadt an den Grafen Ulrich.

Auf diese Weise kam Markgröningen, und zwar dauernd, an Württemberg. Im Jahr 1394 belehnte Graf Eberhard von Württemberg Volmar von Mansperg seinen Diener mit dem hiesigen Pflummershof (Steinhofer 2, 507). Am 26. Septbr. 1396 bei den damaligen stürmischen Zeiten gab diese Stadt, neben andern, ein Gelöbniß, sich nicht mehr von der Herrschaft Württemberg| entfremden zu wollen. Bei der württembergischen Landestheilung im Jahr 1442 kam es in des Grafen Ludwig Theil. Nach erhaltener Herzogswürde wurde Herzog Eberhard im Bart den 23. Juli 1496 mit der Reichssturmfahne nebst dazu gehöriger Burg und Stadt Markgröningen neu belehnt (Steinhofer 3, 596). Seit dem Aufkommen der württembergischen Landtage im 15. Jahrhundert bis zum Jahr 1805 hatte die Stadt Sitz und Stimme auf denselben.

Bei dem ältesten hiesigen Ortsadel erscheinen im 12. Jahrh. die Taufnamen Marquard, Engelbold mit dessen Söhnen Walther, Konrad und Rugger (Cod. Hirsaug. 42a 49b, die drei letzteren auch in einer Kloster Maulbronner Urkunde von 1148), im 13. Konrad (Mone Zeitschr. 3, 436) und Otto (Besold Virg. sacr. 381).

Aus den hiesigen Rechtsalterthümern ist zu erwähnen, daß die Stadt in Tübingen ihr Recht holte (Schmid Pfalzgr. v. Tüb. Urk. 246). Bei Erbfällen folgten die Markgröninger dem Theilrechte (Pfister Herzog Christoph 1, 247).

Vom fremden Adel waren allhier zeitweise begütert oder im Besitz von Rechten die Herren: von Nippenburg, von Mansperg (Steinhofer 2, 506), von Urbach, von Sachsenheim; von Klöstern und Stiftern: das Domstift Speier (Steinhofer 2, 620), das Augustiner-, das Prediger-Kloster und der Spital zu Eßlingen.

Die ältesten bekannten hiesigen Schultheißen sind aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts (Mone Zeitschr. 3, 438. 4, 447). Die Zusammensetzung des Magistrats im 14. Jahrhundert, aus 12 Richtern und 12 Räthen, welche letztere man die Zwölfe nannte, zeigt eine Urkunde von 1396 (Sattler Graf. 2. Beil. Nr. 12).

An hiesiger Kirche bestunden im 15. Jahrhundert eine Pfarrstelle und 12 Pfründen. Im Jahr 1269 erscheint als hiesiger Kirchrector Albert (Albertus scriba de Gruningen rector ipsius ecclesie in einer Kloster Steinheimer Urkunde vom 25. April d. J.). Am 19. Juni 1277 verkündigte und bestätigte Bischof Friedrich von Speier die Stiftung einer Kaplaneipfründe zum Muttergottesaltar durch den Grafen Hartmann von Grüningen. Von Altären kommen vor der Hochaltar „unserer Frau“ gewidmet, die Altäre des heiligen Kreuzes, des Johannes des Täufers, der Heiligen: Jodocus, Erhard, Otmar und Oswald, des hl. Petrus, der hl. drei Könige, des Johannes des Evangelisten, des hl. Michaels, des hl. Mathias. Der jeweilige Herr von Gröningen hatte das Patronatsrecht; nur zur zweiten Caplaneipfründe an der Pfarrkirche hatte die Stadt das Ernennungsrecht, die Vollandspfründe verlieh die Familie Volland, und von der Caplanei des hl. Michael war Patron der| Johanniterordens-Comthur zu Rohrdorf (Heyd 188). Die geistliche Oberaufsicht stund dem Bischof von Speier zu; die Kirche gehört in das bischöflich speierische Archidiaconat der hl. Dreifaltigkeit. Bis 1456 war Thamm hieher eingepfarrt, wurde aber damals eine eigene Pfarrei. Den 17. Juni 1516 erlaubte Herzog Ulrich der Stadt die Pfründe der St. Johanniscapelle für einen Organisten zu verwenden (Sattler Herz. 1. Beil. Nr. 83).

Die Besetzung der Stadtpfarrei sowohl als der Helferstelle hängt jetzt von königlicher Collatur ab.

Eine merkwürdige hiesige geistliche Stiftung, dergleichen es in Schwaben nur noch in Memmingen, Wimpfen und Pforzheim gab, ist das „Hospitalhaus vom Orden des hl. Geistes in Sachsen zu Rom“ (so genannt nach dem Musterhaus in Rom, welches Papst Innocenz III. erbaute bei der Kirche St. Maria in Sassia, deren Gründung dem angelsächsischen Könige Ina, zwischen 725–31, zugeschrieben wird)[7]. Die Einweihung desselben geschah den 25. März 1297. Noch im Jahr 1301 mahnte der Bischof von Speier durch eine Bulle zur Unterstützung des Baues. Der päpstliche Wille bei solchen Anstalten war die Gewährung eines Obdaches für Arme und Kranke aller Zungen, und der Hilfe im Leben und im Sterben. An bestimmten Tagen sollte ein Spendealmosen gereicht und verschämten Nothleidenden Unterstützung gegeben werden. Auch Waisen und Findelkinder sollten Aufnahme finden. Der Convent, auch Capitel geheißen, bestund aus 6–8 Brüdern; sie lebten nach der Regel des Augustinus mönchartig, hatten aber eine starke Dienerzahl; an der Spitze stund ein Meister oder Comthur (auch praeceptor, rector, genannt). Der Spital war unmittelbar dem Spital in Rom und dem dortigen Großmeister unterworfen; sieben Gulden waren jährlich auf Pfingsten dorthin zu entrichten.

Mit den übrigen gleichartigen Spitälern in Oberalemannien hatte er einen Visitator, genannt Generalvicar oder Provincialmeister, dessen Würde anfänglich der Meister des Hauses in Memmingen, später der des Hauses in Steffelt (im Elsaß) bekleidete. Eigene Conservatoren oder Pfleger, welche der Papst aus der benachbarten hohen Geistlichkeit aufstellte, sollten die Stiftung schützen. Vermöge Bulle vom 26. April 1372 ordnete Papst Gregor IX. das Haus zu Gröningen dem Spital zu Rom unmittelbar unter. Seb. Frank in| seiner Chronica (480b Ausg. v. 1531) gibt kurz vor der Reformation folgende Schilderung von dem hiesigen Orden: „er ist in aller Form gekleidet und geplattet [hat rundgeschorne Glatze] wie andere Priester; allein führen sie auf ihren [schwarzen] Röcken ein zwifach [sog. spanisches] weiß Kreuz[8]. Die haben päpstliche Gewalt, zu absolviren alle Fehle … Seind groß Herren, führen von Bettel[9] zu Grüningen einen großen Pracht.“ Letzterer war in der Mitte des 15. Jahrhunderts an die Stelle der früheren Einfachheit getreten. Eberhard im Bart noch als Graf unternahm deshalb im Jahr 1471 eine neue Ordnung in zeitlichen Dingen des Spitals, wie er überhaupt schirmverwandte Klöster reformirte.

Das Stift hatte ansehnliche Liegenschaften und sonst noch bedeutende Einkünfte aus Gülten. Letztere bezog es zu Markgröningen selbst, zu Asperg, Bissingen, Remmigheim (abgegangen, s. O.A. Vaihingen 238), Sersheim, Horrheim, Mühlhausen, Spielberg, Bönnigheim, Hochdorf, Schwieberdingen, Möglingen, Thamm, Benningen, Marbach, Besigheim, Stuttgart, Döffingen, Darmsheim, Böblingen u. a. O. (Heyd 229). Von Patronatrechten besaß es das der Pfarrei Bissingen (s. d.), Mühlhausen a. d. Enz und der Stadtpfarrei Bietigheim (das letztere durch die Gunst Graf Eberhard des Milden von Württemberg seit dem 23. Januar 1411). Im Jahr 1402 befreite Graf Eberhard der Milde alle Güter, welche der Spital damals besaß, von allen Steuern und Abgaben, doch sollte diese Freiung sich nicht auf künftig zu erwerbende ausdehnen; auch sollten Besitzungen, welche an Weltliche überlassen würden, wieder steuerpflichtig werden. Nachdem der Spital schon zwischen 1520 bis 1523, als Württemberg österreichisch war, große Einbuße erlitten hatte und eine bessere Verwaltung überhaupt noth that, ließ ihm Herzog Ulrich von Württemberg im Jahr 1535 inventiren und setzte einen Schaffner oder Mitregierer an die Seite des Meisters. Der Herzog erklärte sich zum rechten Patron, Kastvogt, obersten Superattendenten, den Vogt, Bürgermeister und Rath zu Untersuperattendenten. Die Reformation wurde eingeführt; wer aber von den Brüdern und Inwohnern des Spitals nicht evangelisch werden wollte, konnte darin absterben.

| Im Jahr 1552 übertrug Herzog Christoph die Verwaltung dem Bürgermeister, Gericht und Rath; die oben genannten Pfarreien Bissingen, Mühlhausen und Bietigheim dagegen übernahm der Herzog selbst, unter Bedingungen.

In den Spital sollte Niemand aufgenommen werden ohne Wissen des Herzogs und seiner Räthe; die Güter blieben noch nach alter Weise mit Knechten und Mägden des Spitals bebaut (noch bis zum 30jährigen Krieg), aber an die Stelle des Spitalmeisters war nun ein einfacher Hausmeister getreten, während der Vogt und die Oberpfleger des Spitals die Aufsichtsbehörde bildeten und alle wichtigen Dinge entschieden. Von jedem Württemberger sollte der Spital als Verpflegungsanstalt benützt werden dürfen, wenn der Herzog Erlaubniß ertheilte sich einzukaufen oder sonst die Regierung zum Eintritt ermächtigte. (Die Einkaufssumme zu einer reichen Pfründe belief sich auf 400–1200 fl.)

Harte Wunden schlug der 30jährige Krieg dem Vermögen des Spitals. Fortan wurden keine fremden Pfründner mehr aufgenommen; indeß wiesen die Herzoge von Württemberg, ja noch König Friedrich, allerlei Hilfsbedürftige aus dem ganzen Lande hier an. (Über den Spital überhaupt s. Cleß Versuch 2b, 202–205, Heyd a. a. O. 203–260.)

Sonst bestund noch im 15. Jahrhundert allhier ein Beguinenhaus (von der dritten Regel des hl. Franciscus). Der Pater Guardian zu Tübingen war Vorsteher, Vater und Visitator desselben. Seine Besitzungen waren von keinem Belang. Nach 1533 kommt es nicht mehr vor.

Aus den besondern Erlebnissen der Stadt sind folgende hervorzuheben.

Im Jahr 1291 wurde Markgröningen ein Raub der Flammen (Cunrad. Sindelf.).

Unter dem Jahr 1357 wird einer großen Sterblichkeit in der Gegend gedacht (Heinr. a. Diessenhoven).

Nachdem der feste Ort schon 1305 eine Belagerung hatte ausstehen müssen unter Graf Eberhard dem Erlauchten (s. oben), erlitt er eine zweite unter dessen Enkel Graf Eberhard dem Greiner im August 1360 durch den Pfalzgrafen Ruprecht (Stälin Wirt. Gesch. 3, 268), wurde jedoch weder das eine noch das ander Mal eingenommen. Als dagegen der schwäbische Bund im Jahr 1519 den Herzog Ulrich von Württemberg vertrieb, konnte die von dem Feind beschossene Stadt, da alle Hoffnung auf Entsatz verschwunden war, nicht lange auf ihre dreifachen Mauern, festen Thürme und tiefen| Wassergräben trotzen, und ergab sich den 8. April dem genannten Bunde, worauf Herzog Wilhelm, oberster Hauptmann des Bundes, seinen Einzug hielt und die Stadt einen guten Stützpunkt für die baldige Gewinnung der von den Württembergischen noch besetzten Veste Asperg darbot.

Im Bauernkrieg von 1524–25 hielt sich Markgröningen wie Asperg, gegenüber andern Städten unter der Steig, sehr ausnahmsweise fern von der Theilnahme am Aufstande. Bei der Wiedergewinnung des Landes durch Herzog Ulrich in Folge der Schlacht bei Laufen am 13. Mai 1534 leisteten die Markgröninger schon am folgenden Tage dem angestammten Herrn ihre Huldigung.

Bei der Demüthigung, welche Herzog Ulrich in Folge des ihm verderblichen Schmalkaldischen Krieges erlitt, mußte die Stadt Markgröningen den Herzog Alba sein kostspieliges Hauptquartier am 28. Dec. 1546 bis 17. Dec. 1547 innerhalb ihrer Mauern nehmen sehen.

Am 9. und 10. Sept. 1552 weilte Kaiser Karl V. auf seiner Reise von Oberschwaben nach dem Elsaß hierselbst.

Im 30jährigen Krieg, welcher schon im Jahr 1626 durch die vielen Durchzüge der kaiserlichen Truppen hieher die Pest gebracht hatte, traf die Stadt, wie so manche ihrer Schwestern, ein namenloses Elend in Folge der Nördlinger Schlacht im Sept. 1634. Am 10. 11. (20. 21.) d. M. lagen hier fünf kaiserliche Regimenter, meist Croaten, plünderten die Stadt aus, ungeachtet sie gegen eine ihnen eingehändigte große Abfindungssumme ihr Schonung zugesagt hatten, mordeten 25 Personen und verübten Gewaltthätigkeiten aller Art, besonders gegen Mädchen und Weiber. Auf Personen, welche sich durch die Flucht zu retten suchten, wurden Hunde gehetzt und die Eingefangenen, um ihnen Geld abzupressen, schrecklich gemartert. Darauf bis Ende Juli 1635, wo sich der Asperg ergab, diente Markgröningen zum Quartier für das gegen obige Festung aufgestellte kaiserliche Blocadecorps. Der Tod, meist Hungertod, raffte in der Stadt im Jahr 1634 166 Personen, im Jahr 1635 579, im Jahr 1636 185 und im Jahr 1637 173 Personen weg, wobei übrigens die Auswärtigen mitgezählt sind. Vom ganzen Amt Gröningen wurde noch im Jahr 1657 berichtet, daß von den früheren Bürgern noch drei Viertheile fehlten und 1011 Häuser in Trümmern, 11.902 Morgen Äcker und 907 Morgen Weingarten unbebaut lägen.

Sehr empfindlichen Schaden verursachten auch die französischen Einfälle im Jahr 1688 und 1693; der französische Kriegsschaden,| welchen Stadt und Amt in letzterer Zeit durch Brand und Plünderung erlitt, wurde zu 181.653 fl. geschätzt.

Den 18. Juli 1796 rückten die Franzosen auf ein Paar Tage hier ein und plünderten in einigen Häusern.

In den Jahren 1805 und 1806 litt der Ort beim Durchzug der Franzosen viel durch Quartierlast. Im Jahr 1809 kam Napoleon den 15. April hier durch.

Was seit Anfang des vorigen Jahrhunderts der Stadt vielen Abbruch that, ist die Gründung Ludwigsburgs, in dessen Oberamt das hiesige im Jahr 1807 vollends ganz aufging.

In Folge des Besitzes dieser Stadt hatte K. Friedrich bei seiner Erhebung zum Churfürsten die alte Würde seines Hauses wieder geltend gemacht und den Titel eines Reichserzpanners angenommen.


  1. Literatur: L. F. Heyd, Geschichte der vormaligen Oberamtsstadt Markgröningen. Stuttgart 1829. 8.
  2. Herzog Christoph von Württemberg verwendete darauf 7097 fl. Nach Leonhard Fabers Landbuch war in der größeren Stube des Schlosses die bekannte Dattelpalme, die Herzog Eberhard im Bart in dem Wappen führte, gemalt, und um ihren Stamm ein weißer Streifen gewunden, mit dem Wahlspruch des Herzogs „Attempto“. Daneben stand die Jahreszahl 1481. Außen an dem Caminstein war das Württemb. Wappen und um den Palmbaum Füllhörner gewunden.
  3. Die hiesige Strafanstalt ist seit 1841 zu Aufnahme der zu Arbeitshausstrafen verurtheilten erwachsenen Weibspersonen ohne Rücksicht auf die Zeitdauer der Strafe bestimmt, und hat nach der gegenwärtigen Einrichtung folgende Räumlichkeiten:

    Im Hauptgebäude sind 4 Arbeitssäle, 3 Schlafsäle, ein Arrestlocal und 3 Zimmer für das Aufsichtspersonal; das vormalige Oberamteigebäude enthält die Dienstwohnung des Verwalters, das Wachzimmer und Sprechzimmer der Gefangenen mit ihren Angehörigen, 2 Arbeits- und 1 Schlafsaal, 3 Zimmer für das Aufsichtspersonal, ferner den Betsaal, die Speisküche und einige Magazine; im Krankenbau befindet sich die Wohnung des Oberaufsehers, 5 Krankenzimmer und 2 Zimmer für das Aufsichtspersonal; in einem kleineren Gebäude neben dem Krankenbau befindet sich die Waschküche.

    Diese Gebäulichkeiten umschließen einen geräumigen Hof, in welchen die Gefangenen täglich geführt werden, um sich in freier Luft 3/4 Stunden lang zu bewegen; in demselben befindet sich auch ein Pumpbrunnen, der gutes Wasser liefert. Das Arrestgebäude enthält einen Arbeitssaal, 4 Arrestlocale und ein Zimmer für das Aufsichtspersonal, in dem kleinen Fruchtkasten sind ein Arbeitssaal, ein Schlafsaal, ein Zimmer für das Aufsichtspersonal und mehrere Magazin-Räume eingerichtet.

    Die höchste Zahl von Gefangenen, welche in diesen Räumen unterzubringen ist, und im Jahre 1855 auch untergebracht war, beträgt circa 350. Der gegenwärtige Gefangenenstand (1858) belauft sich auf 190.

    Das angestellte Personal besteht in einem Vorstande, zugleich Justitiar und Verwalter, einem Oberaufseher, zwei Aufsehern, einer ersten Aufseherin, sechs Aufseherinnen, und einem Knecht.

    Den an der Strafanstalt wirkenden Geistlichen – einem evangelischen und einem katholischen – ebenso dem Lehrer und dem Hausarzt, sind diese Stellen als Nebenfunktionen übertragen.

    Die Arbeitszeit der Gefangenen ist auf 11 Stunden täglich festgesetzt; dieselben werden zumeist mit Strick- und Näharbeiten, mit Verfertigung von Litzenschuhen, Handschuhen, Reisehemden etc. beschäftigt. Die Lage der Strafanstalt ist frei und gesund, und der Gesundheitszustand im Allgemeinen gut; im Jahr 1856–57 kamen bei einem täglichen Stand von durchschnittlich 246 Gefangenen Erkrankungen vor 198 und Todesfälle 7. Krankheiten, welche sich durch besonderes häufiges Erscheinen bemerklich machen würden, kamen bis jetzt keine vor.

  4. Häufig wurde vor Zeiten auch Grüningen geschrieben, mitunter Grieningen.
  5. Der am Schluß des 11. und im Anfang des 12. Jahrhunderts vorkommende Graf Werner, welcher als Sohn Willibirgens, geb. Gräfin von Achalm, beim Achalm’schen Erbe betheiligt war, gehört nach Hessen. Archiv für Hess. Geschichte 1, 229. 232.
  6. In einer im 13. Jahrhundert geschriebenen Trierer Handschrift der Miracula S. Mathiae (Pertz Mon. 10, 233) kommt Markgröningen folgender Maßen vor: in episcopatu Spirensi est civitas quedam domini regis, que vocatur Gruoninga, spectans ad imperium; in qua civitatis habitatores in fraternitate b. Mathie apostoli ex antiquo fratres conscripti et associati sunt … Universi vero elegerunt magistrum fraternitatis scultetum ipsius civitatis, Godefridum nomine, virum strenuum et industrium etc.
  7. Vrgl. über dieses Spital Summarium privilegiorum | (hospitalis ac confratrie | Sancti spiritus in | Gröningen 4° [o. O. u. J., wahrscheinlich Tübingen bald nach 1513].
  8. Genanntes Kreuz war auch das Wappen des Spitals.
  9. Papst Sixtus IV. begünstigte diesen in der Weise, daß, wo sich Vieh, besonders Schweine solcher Spitalbrüder sehen ließen, denselben mit Futter aufgewartet werden mußte (7. Nov. 1482); durch Glöckchen, welche diesen Thieren angehängt waren, wurde man aufmerksam gemacht.
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