Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg/Kapitel B 10

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Hoheneck,


Gemeinde III. Kl. mit 699 Einw., wor. 3 Kath. Hoheneck, Pfarrdorf, mit den einzelnen Wohnsitzen. a. Ölmühle, b. Ziegelhütte, c. Zündhölzchenfabrik, d. Altes Brückenhaus, e. Herrschaftliches Brückenhaus, f. Jägerhaus im Favoritepark. Ev. Pfarrei (mit Ausnahme der nach Neckarweihingen gehörigen Parcelle); die Katholiken sind nach Ludwigsburg eingepfarrt.
In dem Neckarthale, theilweise in einem Seitenthälchen desselben, liegt 1/2 Stunde nordöstlich von der Oberamtsstadt, der nicht große, unregelmäßig und enge angelegte Ort, dessen Gebäude mit Ausnahme einiger neueren, theilweise im städtischen Style erbauten, nicht eben sehr ansehnlich sind. Der Ort hat eine unebene, jedoch angenehme Lage und ist theils an dem steilen Abhang gegen das Neckarthal, theils an die beträchtlich ansteigende Straße nach Ludwigsburg hin gebaut; auch die untere, ebenere Partie des Dorfs neigt sich etwas gegen den ganz nahe vorbei fließenden Neckar. Hoheneck war früher Städtchen, dessen theilweise noch vorhandene Mauern bis zu der oberhalb des Orts gelegenen Burg hinaufführten, womit das| Städtchen in den Bereich der Burgbefestigungen gezogen war. Zu dem ehemaligen ummauerten Städtchen gehörte der untere Theil des Orts, von der Kirche bis zur Stelle, wo das Seitenthälchen in das Neckarthal einzieht, der übrige Theil des Orts, welcher sich hauptsächlich an der Ludwigsburger Straße ausdehnt und aus meist kleinen Häusern besteht, wurde erst in neuerer Zeit erbaut. Übrigens sind auch die ältesten Gebäude des ehemaligen Städtchens nicht über 225 Jahre alt, indem die Kaiserlichen im Jahr 1634 den Ort abbrannten. Von den beiden, erst zu Anfang des gegenwärtigen Jahrhunderts abgebrochenen Thoren des Städtchens, stand eines, das sog. Mühlthor, an dem Gasthaus zur Krone, das andere, mit Thurm versehene, in der Mitte des gegenwärtigen Dorfs. Von dem Ufer des Neckars bietet der Ort in dessen Rücken sich einerseits die Ruinen der Burg Hoheneck, andererseits ein Landhaus des Commercienraths Ostertag erheben, eine sehr malerische Ansicht.

Am nördlichen Ende steht die dem heil. Wolfgang geweihte Pfarrkirche; sie ist im spät germanischen Styl erbaut, der sich übrigens nur an dem vierseitig schließenden mit Streben und spitzbogigen Fenstern versehenen Chor noch unverdorben erhalten, während das Langhaus stylwidrige Veränderungen erfahren hat. Auf dem First der Kirche sitzt zwischen Chor und Langhaus ein Thürmchen, sog. Dachreiter, dem ein sehr schönes, äußerst schlankes, mit Schiefer gedecktes Zeltdach aufgesetzt ist. Die beiden, auf demselben hängenden Glocken sind 1766 und 1815 gegossen worden. Das Innere des Langhauses ist ganz einfach; dagegen deckt den um zwei Stufen höher gelegten Chor ein schönes Netzgewölbe, dessen Schlußsteine in der Richtung von Westen nach Osten folgende Bildwerke enthalten: 1) ein von einem Engel gehaltenen Schild mit Steinmetzzeichen, 2) das Wappen der Herren von Speth, 3) der heil. Wolfgang und 4) die Mutter Gottes mit dem Jesuskinde. Überdieß enthält der Chor eine schön gefaßte, im Jahr 1851 von Weigle in Stuttgart gefertigte Orgel. Die Unterhaltung der Kirche liegt theils der Stiftungs-, theils der Gemeindepflege ob.

Der ummauerte, im Jahr 1841 vergrößerte Begräbnißplatz liegt um die Kirche.

Das sehr ansehnliche, an den Begräbnißplatz grenzende Pfarrhaus, welches der Staat zu unterhalten hat, befindet sich in gutem baulichen Zustande.

An der Hauptstraße, etwas entfernt von der Kirche, liegt das Schulhaus, welches nach einer über dem Eingang angebrachten Jahreszahl 1577 erbaut, im Jahr 1842/43 aber namhaft vergrößert| wurde, und nun neben den Wohngelassen des Schulmeisters und Lehrgehilfen zwei geräumige Schulzimmer enthält. Eine Industrieschule besteht mit einem jährlichen Beitrage von Seiten des Wohlthätigkeitsvereins seit dem Jahr 1821.

Die Gelasse für den Gemeinderath wurden im Jahr 1737 auf die Ortskelter gebaut, die sich gegenwärtig noch in dem untern Stockwerk befindet.

Ein Gemeindebackhaus mit 2 Öfen wurde im Jahr 1836 mit einem Gemeindeaufwand von 450 fl. erbaut; ein Armenhaus ist seit einigen Jahren vorhanden.

Das ehemalige Amthaus steht in der obern Gasse; über demselben befindet sich das Wappen der Familie Kapff und die Inschrift: I. F. V. K. 1712. Nicht ferne von demselben steht die ehemalige Kellerei, gegenwärtig die Wohnung des Ortsvorstehers.

Der Ort, wie auch die Markung, ist sehr reich an gutem Trinkwasser; die bedeutendste, das ganze Jahr hindurch gleich laufende Quelle entspringt hinter der ehemaligen Ölmühle und wird theils mittelst einer 1/4 Stunde langen Wasserleitung in den Ort, wo sie einen dreiröhrigen Brunnen speist, geführt, theils oberhalb der Ölmühle zu einem kleinen Weiher geschwellt, dessen Ablauf früher eine Ölmühle in Bewegung setzte und später das 36′ im Durchmesser haltende Rad der daselbst eingerichtet gewesenen Kautschuk-Fabrik trieb. Außer dem laufenden Brunnen sind im Ort noch 9 Pumpbrunnen vorhanden, wovon einer für die Zwirnmaschine der nun abgegangenen Fabrik des Kaufmann Weigle aus Ludwigsburg benützt wurde. Das sogenannte Erbsenbrünnele soll das weichste Wasser führen, das häufig von Kranken getrunken wird und die Hülsenfrüchte sehr leicht weich kocht. Periodisch fließende Quellen (sog. Hungerbrunnen), sind an der Straße nach Neckarweihingen und an der Straße nach Eglosheim vorhanden. Auf den sog. Seeäckern bestand ein See, der längst ausgetrocknet und in Ackerland umgewandelt ist. Der zunächst (östlich) am Ort vorbeifließende Neckar, der hier eine Breite von 300′ hat, wird bei seinem Austreten dem etwas erhöht gelegenen Ort nie gefährlich. Auf dessen linker Seite sind 4 sog. Steinzeilen (Pfeiler) angelegt worden, um zur Förderung der Schifffahrt den Stromstrich auf die rechte Seite des Flusses zu leiten. Eine früher am Ort bestandene Mühle, ist im Jahr 1827 abgebrannt.

Die Einwohner sind im Allgemeinen gesunde, fleißige und eingezogene Leute, deren Haupterwerbsquellen in Feldbau, Viehzucht und Weinbau bestehen, während die nahegelegene Oberamtsstadt| nicht nur viele Gelegenheit zum Absatz der Erzeugnisse, sondern auch zu Taglohnarbeiten und Verdienst bietet, und besonders der Milchhandel eine jährliche Einnahme von etwa 7000 fl. gewährt.

Ihre ökonomischen Verhältnisse gehören zu den mittelguten, indem nur einige Familien zu den wohlhabenden gezählt werden dürfen, dagegen ist auch die Zahl der gänzlich Mittellosen, die von der Gemeinde unterstützt werden müssen, eine geringe. Der begütertste Bürger besitzt etwa 40 Morgen und der mittelbegüterte 15 bis 20 Morgen; die Mehrzahl ist im Besitz von 2 Morgen. Die Grundstücke sind sehr vertheilt, meistens zu 1/41/2 Morgen.

Die Markung ist, mit Ausnahme der Gehänge gegen das Neckarthal und einige Seitenthälchen, ziemlich eben und hat im Allgemeinen einen fruchtbaren Boden, der theils aus Diluviallehm, größtentheils aber aus einem etwas gebundenen Thon besteht, in welchem der Dinkel sehr gut gedeiht. Im Nordwesten der Markung lagert ein Mergelboden, auf dem früher Weinbau getrieben, gegenwärtig aber hauptsächlich Luzerne gepflanzt wird. An den Abhängen erscheinen Muschelkalkböden, die sich vortrefflich für den Weinbau eignen und in der Neckarthalebene haben sich fruchtbare Alluvionen abgelagert. Muschelkalksteinbrüche sind mehrere vorhanden, namentlich findet sich auf dem sog. Kugelberg ein Muschelkalkdolomitbruch, der dauerhafte, in der Umgegend sehr gesuchte Bausteine liefert.

Das Klima ist mild, dagegen schaden nicht selten Frühlingsfröste in dem Thale, weil sich hier in Folge der günstigen klimatischen Verhältnisse die Vegetation frühe entwickelt; Hagelschlag gehört zu den Seltenheiten.

Die Landwirthschaft, bei den günstigen natürlichen Verhältnissen noch durch fleißigen Anbau gehoben, befindet sich in gutem Zustand; verbesserte Ackergeräthe, wie der Suppinger Pflug, die Walze etc. haben allgemein Eingang gefunden und durch eine sehr reichliche Düngung, wozu man auch viel Dünger in Ludwigsburg aufkauft, wird dem Boden bestens nachgeholfen. Von den Cerealien baut man hauptsächlich Dinkel, Hafer, Gerste und ziemlich viel Hirsen, auch Erbsen, Linsen, Wicken etc. kommen zum Anbau; in der vollständig angeblümten Brache zieht man neben den gewöhnlichen Brachgewächsen ziemlich Reps, Mohn, Hanf, Zuckerrüben und etwas Taback. Der durchschnittliche Ertrag eines Morgens beträgt 8–9 Schfl. Dinkel, 5–6 Schfl. Gerste, 6 Schfl. Hafer und 6–7 Schfl. Einkorn; letzteres wird übrigens meist unter dem Dinkel gebaut. Die Preise der Äcker bewegen sich von 200–600 fl. für den Morgen. Die ergiebigsten Äcker liegen in Kirnbach und in den langen| Ländern. Der Dinkel wird im Ort verbraucht, dagegen kommt der Ertrag an Hafer nach Ludwigsburg zum Verkauf.

Der Wiesenbau ist verhältnißmäßig nicht ausgedehnt, daher viele Futtersurrogate gepflanzt und überdieß noch Grasgärten in Ludwigsburg gepachtet werden; die größtentheils wässerbaren Wiesen liefern gutes Futter und zwar von dem Morgen durchschnittlich 20–25 Ctr. Heu und 12–15 Ctr. Öhmd; nicht selten erlauben sie noch einen dritten Schnitt. Die Preise stehen denen der Äcker gleich.

Der auf etwa 180 Morgen betriebene Weinbau, welcher sich hauptsächlich mit Trollingern, Silvanern, Veltlinern, Gutedeln, Elblingen und etwas Klevnern beschäftigt, liefert ein sehr lagerhaftes, vorzügliches Erzeugniß, das dem Besigheimer Wein an die Seite gestellt werden darf. Die Reben, von denen 2400 Stöcke auf einen Morgen zu stehen kommen, werden bezogen. Der durchschnittliche Ertrag eines Morgens beträgt 6 Eimer und der Eimer kostete in den Jahren 1846 40–89 fl. (der ganze Erlös war 9366 fl.), 1847 18–47 fl., 1848 20–33 fl., 1849 16–33 fl., 1850 12–20 fl., 1851 16–20 fl., 1852 26–45 fl., 1853 20–36 fl., 1854 48–62 fl., 1857 48–108 fl., und 1858 34–55 fl. Die Preise eines Morgens Weinberg bewegen sich von 200–1200 fl.; die beste Lage ist die unterhalb des Orts am linken Neckarufer hinziehende Steilhalde. Der Wein wird hauptsächlich nach Ludwigsburg und in den Schwarzwald abgesetzt.

Die Obstzucht ist bedeutend und noch im Zunehmen begriffen; man pflegt besonders viel Äpfel, Luiken, Rosenäpfel, Bietigheimer, Fleiner, Reinetten etc. und von Birnen werden vorzugsweise die Knaus-, Palmisch- und Träublesbirnen gezogen. Zwetschgen-, Kirschen- und Nußbäume sind viele vorhanden. In günstigen Jahren werden gegen 6000 Sri. Kernobst und 2000 Sri. Zwetschgen erzeugt. Das Obst, welches gerne gedeiht, verwendet man, neben einem beträchtlichen Verkauf nach Außen, hauptsächlich zum Mosten. Die Jungstämme werden meist in den Weinbergen nachgezogen.

An Weiden, die in neuerer Zeit größtentheils mit Obstbäumen ausgepflanzt wurden, sind etwa 30 Morgen vorhanden; sie werden nebst der Herbstweide an einen Schäfer um 75 fl. jährlich verliehen, der 200 St. feine Bastarde auf der Markung laufen läßt und die gewonnene Wolle in Kirchheim absetzt. Die Pferchnutzung trägt der Gemeindekasse jährlich 150 fl. ein.

Waldungen sind keine vorhanden und nur die an dem Flußufer gepflanzten Pappeln, Erlen und Weiden liefern einigen Holzertrag.

Die mit einem braunrothen Neckarschlag sich beschäftigende Rindviehzucht ist in gutem Zustande und wird mit 3 tüchtigen Farren| betrieben, welche ein Bürger im Namen der Gemeinde gegen eine jährliche Unterstützung von 108 fl. und der Nutznießung aus 3 Morgen Wiesen hält. Mit Vieh, besonders mit Stieren, wird ein lebhafter Handel auf benachbarten Märkten betrieben.

Eigentliche Schweinezucht besteht nicht, dagegen werden viele Ferkel, in neuerer Zeit meist englische Bastarde, in Ludwigsburg aufgekauft und für den eigenen Bedarf gemästet. Mit Geflügel, Hühnern, Gänsen und Enten, wird ein kleiner Handel nach Ludwigsburg getrieben. Die Bienenzucht ist von einigem Belang.

Das Fischrecht in dem Neckar haben 6 Ortsbürger, welche es theils verpachten, theils selbst ausüben; die vorkommenden Fische sind hauptsächlich Barben, Schuppfische, Weißfische, zuweilen Aale, Hechte und nur selten Karpfen.

Außer den gewöhnlichen Handwerkern, von denen einige Schuster und Schneider nach Ludwigsburg arbeiten, befinden sich auch eine Krämerei und eine Schildwirthschaft im Ort.

Manchen Verkehr bringen die im Neckar errichteten Badhäuschen, welche den Sommer über von den Ludwigsburgern häufig besucht werden; auch im freien Neckar wird viel gebadet; das Militär der Garnison Ludwigsburg hat oberhalb des Orts seinen eigenen Badeplatz.

Die Markung berühren folgende Straßen: a) die Vicinalstraße von Ludwigsburg nach Beihingen, in welche eine vom Ort ausgehende Vicinalstraße einführt, b) die Straße von Ludwigsburg nach Neckarweihingen und Marbach etc. und c) die Ludwigsburg–Benninger Vicinalstraße. Die Entfernung bis zu dem nächstgelegenen Bahnhof Ludwigsburg beträgt 3/4 Stunden.

Obwohl die Gemeindepflege etwa 15.000 fl. Activcapitalien besitzt, und überdieß im Durchschnitt jährlich 300 fl. bezieht, welche aus dem Obstertrag der auf den Allmanden gepflanzten Bäume erlöst werden, so beträgt der neuerlich umzulegende Gemeindeschaden doch über 1300 fl. Bei der Stiftungspflege sind Armenstiftungen vorhanden, aus denen jährlich 30 fl. Zinse, am zweiten Weihnachts-Feiertag an Ortsarme ausgetheilt werden. Von Schulstiftungen ist am bedeutendsten ein im Jahr 1742 von Pfarrer Kapff gestiftetes Capital von 300 fl., dessen Zinse zur Kleidung unbemittelter Kinder bestimmt sind (s. übrigens Tab. III.).

Zunächst am Ort auf einer sich steil erhebenden Bergspitze zwischen dem Neckarthal und dem sog. inneren Thal stehen die letzten Reste der ehemaligen Burg Hoheneck, von der ohne Zweifel der Ort seinen Namen erhielt. Auf drei Seiten von Natur| unzugänglich, wurde die Burg auf der nordwestlichen, allein zugänglichen Seite, durch einen tiefen Graben, den man durch den hier anstehenden Muschelkalkfelsen brach, befestigt. Die noch vorhandenen Burgreste bestehen in einem mit Mauern umgebenen ungleichseitigen Viereck (die südliche Seite 100′, die östliche 83′, die nördliche 86′, und die westliche 63′ lang), welches die innere Burg bildete, von der aus sich namhafte, zum Theil noch sichtbare Vorwerke, besonders auf der Seite gegen das Dorf, ausdehnten. Die Mauern der eigentlichen innern Burg sind zum Theil noch gegen 20′ hoch und haben eine Dicke von 5′, mit Ausnahme der gegen Norden gekehrten, die 9′ dick ist, und sich seltsamer Weise in der Richtung gegen Osten allmälig bis auf 5′ verjüngt. Etwas tiefer als die Burg befindet sich an den Vorwerken ein länglicht viereckiger, mit Mauern umfangener Raum, welcher der Rest der ehemaligen Schloßkapelle sein soll; auf demselben hat der verstorbene Major von Rantzau einen Pavillon erbauen, und den übrigen Theil mit freundlichen Gartenanlagen zieren lassen. Die längst in Privathände übergegangene Burgruine ist dermalen im Besitz des Generallieutenants v. Röder, der sie nicht nur vor weiterer Zerstörung schützen, sondern auch ausbessern und verschönern ließ. An der nordwestlichen Ecke der Ruine wurde auf den Grund der alten Mauern ein kleines, viereckiges Thürmchen erbaut, über dessen Eingang die Inschrift „Erbaut 1837 von Generallieutenant v. Röder“ angebracht ist; ebenso ließ derselbe an der südöstlichen Ecke der ehemaligen Burg einen freundlichen Pavillon errichten, unter dem der vor 15 Jahren wieder ausgegrabene Burgkeller sich befindet. Auch besitzt Generallieutenant v. Röder etwa 4 Morgen um die Burg gelegene Weinberge, deren musterhafte Bewirthschaftung ein nachahmungswerthes Beispiel für die Umgegend liefert. Die Aussicht von der Burg ist gerade keine weitgedehnte, dagegen eine überaus liebliche; das Auge überblickt hier einen Theil des reizenden Neckarthales, in welchem sich der stattliche Fluß in einen großartigen, hufeisenförmigen Bogen an den sichtbaren Orten Poppenweiler, Neckarweihingen mit dem Schloß Harteneck und Hoheneck vorüber krümmt; im Hintergrunde dieser Partie erscheint ein Theil des Welzheimer Waldes und die Berge bei Winnenden. Das Auge thalabwärts gewendet, erblickt man Marbach in seiner ganzen Ausdehnung und im Hintergrunde einen Theil der Löwensteiner Berge mit dem Schloß Lichtenberg. Gegen Südwesten zeigt sich in seiner ganzen Ausdehnung das Ludwigsburger Schloß und das nahe gelegene Favorite-Schlößchen.

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Gegenüber (südlich) der Burg Hoheneck liegt das Landhaus des| Commerzienraths Ostertag von Stuttgart, ein im modernen Styl erbautes, mit freundlichen Gartenanlagen umgebenes Gebäude; dasselbe steht auf dem Grund eines ehemaligen Steinbruches und öden Platzes, den Freiherr v. Münchhausen im Jahr 1811 von der Gemeinde erkaufte und urbar machte. Die Aussicht von dem Landhaus wetteifert an Schönheit mit der von der Burg Hoheneck.

Etwa 1/4 Stunde südwestlich von Hoheneck, in der Nähe des Favoriteparks, wird eine Stelle auf der Eglosheimer Burg genannt, wo man auf den Güterstücken des Matthäus Knaußman, Gemeinderath, Johann Friedrich Kienzle, Jacob Schrempf, Mathäus Täuble, David Schneller etc. in einer Ausdehnung von wenigstens 10 Morgen auf namhafte Gebäudereste stößt, bei dem sich eine Menge Fragmente von römischen Ziegeln, Heizröhren, Amphoren und zuweilen auch römische Münzen vorfinden, die einen hier bestandenen namhaften römischen Wohnplatz hinlänglich bekunden.

Im Favoritepark befindet sich ein beträchtlicher Erdfall, in den sich das Abwasser eines zunächst stehenden Brunnens versenkt.

Von den zu der Gemeinde gehörigen Wohnsitzen liegt

a) die Ölmühle, beinahe 1/4 Stunde nördlich vom Mutterort in einem engen Seitenthälchen des Neckarthales; sie wurde von Kaufmann Rettig aus Stuttgart erbaut und später von den Gebrüdern Wacker in eine Kautschuckfabrik umgewandelt, welche übrigens in neuester Zeit wieder abgegangen ist;

b) die Ziegelhütte liegt 1/4 Stunde südlich von Hoheneck an der Straße von Ludwigsburg nach Neckarweihingen;

c) die Zündhölzlesfabrik ist zunächst bei der Ziegelhütte gelegen;

d) das alte Brückenhaus steht 1/4 Stunde südöstlich vom Mutterort, gegenüber von Neckarweihingen, an der Stelle, wo die längst abgegangene Brücke über den Neckar führte;

e) das herrschaftliche Brückenhaus steht oberhalb des alten Brückenhauses, zunächst an der Schiffbrücke, und ist Eigenthum des Staats, der es dem zur Unterhaltung und Überwachung der Schiffbrücke angestellten Schiffsmann als freie Wohnung, mit dem Recht zu wirthschaften, überläßt (s. die Ortsbeschreibung von Neckarweihingen);

f) das Jägerhaus im Favoritepark, liegt 1/4 Stunde südwestlich vom Mutterort (s. die Ortsbeschreib. v. Ludwigsburg).

Von der hiesigen Burg nannte sich ein häufig genanntes Dienstmannengeschlecht die Hacken von Hoheneck, welche im 13–15.| Jahrhundert häufig vorkommen[1]. Sie waren wahrscheinlich ursprünglich markgräflich badische, später pfalzgräflich tübingische (Schmid Pfalzgr. 337. 497) Ministerialen. Im Jahr 1205 übergaben die Markgrafen Hermann und Friedrich von Baden auf Veranlassung Alberts von Frickingen den Edeln Rudolf dem Hacken (Haggin) und dessen Bruder Albert das Gut Owingen (bei Kloster Salem), jedoch unter der Bedingung, solches gegen eine bestimmte Summe wieder an Kloster Salem zu überlassen (Bader Markgr. Hermann V. von Baden S. 76). Im Jahr 1226 trug Rudolf Hacgo von Hoheneck von den Grafen Konrad und Friedrich von Zollern klosterreichenauische Besitzungen in Gerlingen, O.A. Leonberg, zu Afterlehen, gab sie aber gleichfalls wieder zu Lehen aus (Mone Zeitschr. 3, 109). Walter Haco wallfahrtete im Jahr 1249 zu Papst Innocenz IV. nach Lyon in Angelegenheit des Stifts Oberstenfeld (laut Urk. des Papstes vom 23. Dec. 1249). Konrad Haggo von H. hatte lehensoberherrliche Rechte in Dertingen (O.A. Maulbronn), welche er im Jahr 1254 aufgab (Mone Zeitschr. 1, 232). Der Edle Albert Hage von H., seit 1269 vorkommend, trug (bis 1290) Zehentantheile in beiden Rüppur (bei Karlsruhe) von Graf Heinrich von Eberstein zu Lehen, hatte sie aber als Afterlehen wieder ausgegeben (Mone Zeitschr. 7, 222); derselbe beschenkte den 30. März 1291 vermittelst einer auf Asperg ausgestellten Urkunde das Kloster Bebenhausen mit dem Wendershof bei Benningen, einer Mühle am Neckar bei Harteneck und Weinbergen bei Hoheneck, lauter altem Familienbesitz (Schmid Pfalzgr. v. Tüb. Urk. 97). Rudolf von H., genannt Hacke d. j. kommt 1289 vor (Mone Zeitschr. 4, 125). Am 9. Aug. 1328 verkaufte Albrecht Hack den Laienzehnten zu Hoheneck und Neckarweihingen an Hans Sachs von Gmünd für 250 fl. rhein. (St.A.), Albrecht wurde 1367 Abt in Ellwangen (resignirte 1401). Zwischen 1360 und 1492 erscheinen als weitere Namen: Ulrich, Lupold, Herdegen, Hans, Caspar († 1501). Späterhin verschwindet das Geschlecht (vrgl. O.A. Aalen 151).

Als Wappen trug es drei, im Dreieck, 2:1 stehende Kugeln (Mone Zeitschr. 1, 233).

| Hoheneck selbst war schon vor der Mitte des 14. Jahrhunderts von diesen Hacken theilweise abgekommen, so an den Gemahl der Anna Hackin, Johann von Rechberg zu Bettringen († 1351), welchem Kaiser Ludwig der Baier um seinen Mühlschlag bei H. einen Gnadenbrief ertheilte, jedoch mit ausdrücklicher Bestimmung vom 21. Aug. 1347, daß das Kloster Bebenhausen wegen seiner Mühle unter Harteneck dadurch keinen Schaden leiden solle.

Württemberg kam auf folgende Weise zum Besitz Hohenecks. Es erwarb Burg und Stadt von obigem Johann von Rechberg, dessen Wittwe Anna Hackin nebst ihren Brüdern Albrecht und Walther und Bruderssohn Ulrich am 12. März 1360 hierauf verzichteten, wogegen Württemberg am 17. dieses Monats für 2000 fl. Losung den Besitz Ulrich dem Hacken wieder einräumte. Im Juli 1351 erhielt es eine Besitzung von der Gräfin Catharina, geb. Gräfin von Veringen, Gemahlin Graf Hugs von Reichenberg im Elsaß. Mit dem Markgrafen Rudolf von Baden hatte es sich den 22. Juni 1356 dahin verglichen, daß es, so oft der Fall es erfordere, an Baden des Hauses Hoheneck wegen einen Mann zum Schild geboren geben sollte (Steinhofer Wirt. Chron. 2, 308).

Hoheneck blieb nach 1360 den Hacken noch eine Zeit lang als Pfand von Württemberg. Im Jahr 1377 verwies Ulrich der Hacke mit Zustimmung seines Sohnes Ulrich seine Gattin Anna auf H. und Neckarweihingen. Sein gleichnamiger Sohn erhielt nach ihm die Pfandschaft und 1386 versprachen dessen Oheime Lupolt und Herdegen ihn deswegen nicht anzufechten. Erst Hans gab die Pfandschaft auf (1432).

Im Jahr 1436 gaben die Grafen Ludwig und Ulrich von Württemberg die Herrschaft Hoheneck gleichfalls als Pfandschaft gegen Erlegung von 2580 fl. in Gold und 1038 Pfd. Heller an Albrecht Späth. Als damalige Zugehörungen derselben werden aufgeführt Hoheneck Burg und Stadt, Neckarweihingen das Dorf und der halbe Hof zu Horrheim, sammt Gütern und Gefällen zu Hoheneck, Poppenweiler und was Hans Hack vorhin besessen, auch die Zinse und Güter zu Hoheneck, Benningen, Marbach, Neckarweihingen etc., welche zum Theil denen von Bebenhausen, zum Theil denen von Kaltenthal, Hennels sel. Erben, gehöret (Steinhofer 2, 797). Erst um 1496 löste Herzog Eberhard II. diese Pfandschaft wieder aus (Steinhofer 3, 657).

Hoheneck hatte mit Neckarweihingen bis zum Jahr 1805 einen Abgeordneten zum Landtag zu schicken. Der Ort hatte ehemals mit Neckarweihingen einen Stabskeller gehabt und seine Steuern| und Anlagen wurden unmittelbar zur Landschaft geliefert, ehe er zum Amt Ludwigsburg gezogen wurde.

Hoheneck wie Neckarweihingen litt gar viel in Kriegszeiten. Im Jahr 1693, noch nach dem Abschluß des Württembergischen Contributionsvertrags mit Frankreich, hatten beide Orte durch Brand und Plünderung streifender Partien einen Schaden von 11.553 fl., nachdem sie schon im Jahr 1688 hart mitgenommen worden waren; das Schloß Hoheneck wurde damals abgebrannt.

Die hiesige Kirche war 1636–60 Filial von Neckarweihingen, von 1660–65 Filial von Oßweil.

Die Patronats- und Nominationsrechte zur jetzigen Pfarrei hängen von königlicher Collatur ab.


  1. Unbestimmt bleibt, wie sich zu dieser Familie verhalten Wolframus miles de Hohenekg Zeuge Graf Wilhelms von Tübingen für Kloster Reichenbach (Kuen Collectio 2a, 71), ferner die Nixe von Hoheneck, genannt Enzberger (Datt De pace publ. 314, Mone Zeitschr. 3, 444. 6, 191. 331). In einer Kloster-Walder Urkunde von 1279 bei Mone Anzeiger 1835, 137 ist wohl Hacko de Hohinegge, Ernestus de Hohinegge statt Hatto de – zu lesen.
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