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Münchingen,
Gemeinde II. Kl. mit 1506 Einw. a. Münchingen, Pfarrd., 1492 Einw., wor. 5 Kath. b. Mauer, H., 12 Einw., wor. 1 Kath. c. Glems-Mühle, 2 Einw.. Evang, Pfarrei.
Das marktberechtigte Pfarrdorf hat eine angenehme, freie, gegen Nordosten sanft geneigte Lage, 2 Stunden nordöstlich von Leonberg, | auf dem weitgedehnten, fruchtbaren Ackerlande, das unter dem Namen „Strohgäu“ bekannt ist. Es ist etwas unregelmäßig angelegt, allein die größtentheils aus Holz gebauten, zum Theil mit steinernem Unterstock versehenen Wohnungen haben meist ein stattliches, Wohlhabenheit verrathendes Ansehen. Sehr gutes Trinkwasser liefern 3 laufende und 4 Pumpbrunnen; einzelne derselben fließen periodisch stärker, welche Ergiebigkeit, wie bei den sogenannten Hungerbrunnen, einen unfruchtbaren Jahrgang zur Folge haben soll. Der Burggraben des ehemaligen Schlosses bildet einen See; auch sind auf den Fall der Feuersgefahr 2 Wetten vorhanden. Etwa 3/4 Stunden südöstlich vom Ort liegt ein zur Schafwasch benützter See, der eine mit Gehölz bewachsene Insel umschließt.

Die Pfarrkirche steht am südlichen Ende des Orts, auf dem ehemaligen Begräbnißplatz (Kirchhof), welcher theils von einer Mauer, theils von Häusern umgeben ist. Sie wurde nach einer über dem westlichen Eingange angebrachten Jahreszahl 1488 erbaut, brannte aber 1643 aus, so daß nur die Wände des Langhauses, der Chor und der Thurm stehen blieben. Diese und spätere Veränderungen ließen an der Kirche von ihrer früheren germanischen Bauweise nichts mehr übrig, als den mit einem halben Sechseck schließenden und mit Strebepfeilern versehenen Chor. Das Innere der Kirche ist geräumig, jedoch nicht besonders hell und durch Emporkirchen etwas verbaut. Von dem Schiff führt ein Triumphbogen in den schön construirten Chor, an dessen Netzgewölbe in der Richtung von Westen nach Osten auf den Schlußsteinen sich darstellen: 1) Johannes der Täufer; 2) das württembergische Wappen; 3) Christus (Ecce homo); 4) eine durchbrochene Rosette; 5) Maria mit dem Christuskinde und 6) ein Engel, der ein (unbekanntes) Wappen hält. An der südlichen Wand des Chors befinden sich mehrere, gut in Stein ausgeführte Grabdenkmale der v. Münchingen und der v. Harling, welche ihre Familienbegräbnisse hier hatten, und zwar:

1) Ein knieender Ritter, Christoph Philipp von Münchingen und Hochdorf, freier Reichsritterschaft des Schwarzwald- und Neckarviertels Director etc. † d. 18. Mai 1631.

2) Eine Dame mit zwei Kindern, im mittelalterlichen Costume, Anna Maria, geb. Reischach von Reichenstein, erste Gemahlin des Obigen. † d. 29. Juni 1588, und ihre Kinder, Jakob Werner von Münchingen, † d. 3. Mai 1587, und Anna von Münchingen, † d. 4. Mai 1587.

3) Eine jungfräuliche Dame mit einem Edelknaben, ebenfalls Kinder der Anna Maria geb. Reischach etc., Philipp von Münchingen, † den 18. Juli 1596, und Ursula von Münchingen, † d. 8. Mai 1606.

4) Eine ältere Dame, eine geb. von Felldorf, die zweite Gemahlin des obigen Christoph Philipp von Münchingen, † d. 2. Nov. 1621.

| 5) Eine weibliche Figur, Jungfrau Margaretha von Anweil, † d. 15. Sept. 1603.

6) Friedrich Heinrich v. Harling, † d. 13. Febr. 1737, in seinem 11ten Jahr. Er war ein Sohn des August Friedrich von Harling, Kammerherrn und Oberst-Lieutenant, welcher das Rittergut zu Münchingen von seiner Stieftochter erkaufte (s. unten), und ist somit der erste von der Harling'schen Familie, der in die Gruft zu Münchingen eingesenkt wurde.

In dem Triumphbogen zwischen Schiff und Chor hängt das aus Holz gefertigte Bild des Gekreuzigten, welches laut Inschrift 1692 von Schultheiß Schmalzried dahin gestiftet wurde.

An der Westseite steht der viereckige, massive, übrigens nicht hohe Thurm, der nach seiner Bauart mit rundbogigen Fenstern, einer früheren Periode als die Kirche selbst angehört. Von den 3 Glocken steht auf der größern die Jahrzahl 1727, auf der mittlern 1761 und auf der kleinsten 1838. Die Unterhaltung der Kirche hat die Stiftungspflege; bei größeren Bauten tritt die Gemeindepflege in’s Mittel.

Der ummauerte Begräbnißplatz liegt südlich vom Ort, an der Straße nach Weil d. D.; er wurde 1840-41 dem frühern gegenüber mit einem Aufwand von 1000 fl. angelegt.

Das nur 70 Schritte von der Kirche an der Hauptstraße angenehm gelegene Pfarrhaus, mit gepflastertem Hof und großer Scheune, ist in seinem Innern gut erhalten, das Äußere dagegen minder ansprechend. Die Baulast hat die hier gefällberechtigte königl. Hof-Domänenkammer. Zunächst der Kirche steht das im Jahr 1842 bedeutend vergrößerte und verschönerte Schulhaus mit Lehrerwohnung. An der Schule unterrichten 1 Lehrer, 1 Unterlehrer und 1 Lehrgehilfe; übrigens besteht neben der Volksschule eine Industrieschule und eine Kleinkinderschule; letztere, 1844 errichtet, wird theils aus den öffentlichen Kassen, theils durch milde Beiträge unterhalten. Unfern des Schulhauses, an der Hauptstraße des Orts, liegt, von allen Seiten frei, das sehr ansehnliche, 1687 erbaute Rathhaus; es hat einen Erker auf der nordwestlichen Ecke und auf dem nördlichen Giebel ein Thürmchen mit Glocke. In dem massiven Unterstock befindet sich die Kelter und eine Mostbereitungsanstalt; letztere wird durch Pferde oder Ochsen getrieben und mahlt in etwa 12 Stunden 500 Sri. Obst. Im nördlichen Theil des Orts befinden sich die ursprünglich von Münchingen’schen, später von Harling’schen Schloßgebäude, welche 1843 in den Besitz des Waldhornwirths Schmazlried, nebst 187 Morgen Güter, für 104.000 fl. käuflich übergingen. Sie bestehen aus dem alten und neuen Schloß, nebst mehreren Ökonomie-Gebäuden, die zusammenhängend einen beinahe viereckigen Hofraum umschließen und rings mit | einem tiefen, zum Theil mit Wasser gefüllten Graben umgeben sind, über den eine Brücke zu dem Eingang führt. Das ansehnliche, gegen Süden gelegene neue Schloß ist im Mansardenstyl des vorigen Jahrhunderts erbaut; die gegen Osten und Norden gelegenen Ökonomiegebäude sind aus früherer Zeit, eines derselben trägt über dem Eingang die Jahreszahl 1619. Gegen Westen steht das alte Schloß, mit einem runden Thurm, in welchem die zu dem Gebäude führende Wendeltreppe angebracht ist. An der Ostseite des Schlosses befinden sich die Wappen der Freiherren v. Rieppur und v. Münchingen, nebst einer unleserlichen Inschrift und der Jahreszahl 1558. Um sämmtliche Gebäude liegt ein etwa 6 Morgen großes, mit einer Mauer umfriedigtes Baumgut.

Der dem Freiherrn von Münchingen gehörige Hof (Spitalhof), am nördlichen Ende des Orts gelegen, besteht aus zwei stattlichen, im ländlichen Styl erbauten Wohnungen und mehreren Ökonomiegebäuden. Sämmtliche Gebäude sind nebst dem ansehnlichen Hofraum mit einer Mauer umgeben, durch die ein großes, rundbogiges Thor führt, über welchem das von Münchingen’sche Wappen mit der Jahrzahl 1692 angebracht ist.

Die im Allgemeinen wohlbemittelten Einwohner, deren Haupterwerbsquellen in Feldbau, Viehzucht und Weinbau bestehen, sind von kräftiger Körperbeschaffenheit, religiös und sparsam. Begünstigt durch die beinahe ebene Lage der Feldgüter, mit sehr fruchtbarem, meist aus tiefgründigem Diluviallehm bestehendem Boden, hat der Fleiß der Einwohner die Landwirthschaft auf eine blühende Stufe gehoben. Zweckmäßige landwirthschaftliche Neuerungen, wie die Anlage verbesserter Düngerstätten, der flandrische Pflug, das einfache Joch, Heinzen zum Futtertrocknen etc., haben leicht Eingang gefunden; die Düngungsmittel sind außer dem gewöhnlichen Stalldünger, Jauche, Gyps und viel Compost. Geschlossene Güter kommen nicht vor; auch das 400 Morgen enthaltende v. Münchingen’sche Hofgut, welches verpachtet ist, liegt in vielen Parzellen vertheilt auf der Markung, ebenso war das ehemalige Harling’sche nicht zusammenhängend und ist nun größtentheils an einzelne Bürger verkauft.

Im System der Dreifelderwirthschaft, mit gewöhnlich zu 1/3 angeblümter Brache, werden außer den gewöhnlichen Cerealien, Kartoffeln, Futterkräuter, viel Kraut, welches sehr gut gedeiht, Erbsen, Linsen, Mohn, Reps und zuweilen Welschkorn gebaut. Hanf baut man in Ländern für den eigenen Bedarf. Zur Aussaat rechnet man per Morgen an Dinkel 6-7 Sri., an Gerste 3 Sri., an Hafer 3-4 Sri., an Roggen 3 Sri. und an Waizen 3 Sri. Eingeheimst wird im Durchschnitt per Morgen | 8-10 Schffl. Dinkel, 3 Schffl. Gerste, 4 Schffl. Hafer, 3 Schffl. Roggen und ebenso viel Weizen. Getreide, Kartoffeln, Kraut und Mohn wird viel nach Außen verkauft. Die Ackerpreise bewegen sich von 200-600 fl. per Morgen. Die sehr ergiebigen Wiesen, welche theilweise bewässert werden können, sind zweimädig und in günstigen Jahren auch dreimädig. Sie ertragen im Durchschnitt 30 Centner Heu und 12 Centner Öhmd per Morgen; das Futter wird im Ort selbst verbraucht. Die Preise der Wiesen kommen denen der Äcker gleich. Dem Weinbau sind 4 südliche Abhänge gewidmet, welche hauptsächlich mit Silvaner, Trollinger, Veltliner und etwas Affenthaler Reben bestockt sind. Der Boden der Weinberge besteht im östlichen Theil der Markung aus Keupermergel, im nördlichen aus den Mergeln der Lettenkohlengruppe und im nordwestlichen aus einer Verwitterung von Muschelkalk, mit Lehm vermengt; daher ist auch das Wein-Erzeugniß verschieden, nämlich größtentheils ein sogenannter Schiller, der angenehm, jedoch nicht auf das Lager geeignet ist, aus dem sogenannten Leinfeld aber ein sehr haltbarer rother Wein. Im Durchschnitt ist der Ertrag per Morgen 4 Eimer und der Erlös 16-50 fl. per Eimer; der Wein wird meist im Ort verbraucht und nur wenig kommt in die nächste Nachbarschaft zum Verkauf. Die Weinbergpreise sind 200-600 fl. per Morgen. Die Obstzucht ist bedeutend und, da sie sehr gepflegt wird, noch im Zunehmen begriffen; viele Obstbäume besitzt die Gemeinde auf Allmanden, auf welche sie in neuester Zeit wieder gegen 300 Stämme pflanzen ließ. Es werden meist Mostsorten, aber auch ziemlich Tafelobst, dagegen von Steinobst nur Zwetschgen gezogen; in guten Jahrgängen kommt Obst häufig nach Außen zum Verkauf. Die Gemeinde ist im Besitz von etwa 500 Morgen Waldungen, welche mit Ausnahme des Eichen-Oberholzes im 25jährigen Umtrieb bewirthschaftet werden. Jeder Bürger erhält jährlich 30 Büschel Gabholz, der Rest des Holzertrags wird für die Gemeindepflege gegen einen Erlös von etwa 2000 fl. verkauft. Die Weide auf den Ödungen wird nebst der Stoppel- und Herbstweide von den Ortsbürgern für Schafe nach dem Verhältniß der Steuerleistung benutzt. Was die Viehzucht betrifft, so werden Pferde jung auswärts aufgekauft und nachgezogen. Die Rindviehzucht, welche in einer guten Landrace besteht, ist bedeutender und wird durch 6 von Simmenthaler und Landrace gekreuzten Farren erhalten und verbessert; es wird hauptsächlich gemästetes Vieh verkauft; Butter kommt viel nach Stuttgart und Ludwigsburg zu Markt. Bastardschafe laufen etwa 850 Stück auf der Markung und 400 Stück auf fremder Weide; sie finden sämmtlich Überwinterung im Ort; die Wolle wird größtentheils an einen Tuchmacher im Ort verkauft. Die Schweinezucht beschränkt sich auf 6 Mutterschweine und 1 Eber; Ferkel | werden viel auswärts zur Mastung gekauft und meist im Ort selbst verbraucht. Ziegen werden nur von Unbemittelten gehalten; Geflügel zieht man für den eigenen Bedarf, jedoch kommen Eier häufig nach Stuttgart zum Verkauf. Die Bienenzucht, auf die der Gemeinderath Gutbrod besonders viel Fleiß verwendet, ist im Zunehmen und wird in 50-60 Stöcken betrieben.

Außer den gewöhnlichen, nur den örtlichen Bedürfnissen dienenden Handwerkern, arbeitet ein im Ort angesessener Tuchmacher (Maute) auf 4 Stühlen, sowohl für den Ort als die Umgegend und namentlich auch für das Militär. Übrigens befinden sich im Ort 2 Handlungen, 2 Schildwirthschaften, 3 Speisewirthschaften und 4 Branntweinbrennereien. Muschelkalksteinbrüche sind einige auf der Markung vorhanden. Der jährliche Krämermarkt, welcher der bedeutendste der Umgegend ist, wird den 21. September abgehalten. Durch Vicinalstraßen nach Ditzingen, Markgröningen, Schöckingen, Hemmingen und auf die Stuttgart-Vaihinger Landstraße, ist dem Ort der Verkehr nach allen Richtungen erleichtert. Auf der Orts-Markung befinden sich 4 steinerne Brücken. Der Gemeinde- und Stiftungs-Haushalt ist gut beschaffen, namentlich findet eine Umlage von Gemeindeschaden nicht statt. s. Tab. III.

Das Patronats- und Nominationsrecht über die Pfarrei hat die Krone.

In grundherrlicher Beziehung wurde Münchingen im Jahr 1807 (s. Reg.-Bl. v. 1807, s. 21) von der königl. (Staats-) Finanzkammer an die königl. Hofdomänenkammer überwiesen, welche bisher auch den nun zur Ablösung angemeldeten großen und kleinen Zehenten zu beziehen hatte. Außerdem standen bisher der hiesigen Pfarrei und Meßnerei und der Gemeinde Schöckingen Zehentrechte aus der Markung zu, welche nun ebenfalls zur Ablösung kommen.

Die Glemsmühle ist auf der Orts-Markung, 3/4 Stunden westlich von Münchingen, in dem engen wiesenreichen Thale der Glems freundlich gelegen und enthält 1 Gerb- und 2 Mahlgänge. Über römische Alterthümer siehe den allgemeinen Theil.

Münchingen kam von den Grafen von Calw an die Pfalzgrafen von Tübingen, und zwar an den von Asperg genannten Zweig derselben. Am 3. März 1255 freite Graf Ulrich von Tübingen-Asperg einen hiesigen Hof. Als ein jüngerer Graf Ulrich von Asperg den 24. März 1308 seine Grafschaft an Württemberg verkaufte, behielt er sich Münchingen vor, weil dieses seiner Mutter gehörte, seine Söhne aber traten den Ort ebenfalls an Württemberg ab, welches schon 1336 die Oberherrlichkeit hier besaß.

Übrigens ist Münchingen der ursprüngliche Sitz eines noch blühenden, hiernach genannten Adelsgeschlechts, welchem außer dem Reste seines | Besitzes auch noch ein Gut in Ditzingen gehört und welches seit dem Verkauf seines hiesigen Schloßgutes in Ditzingen seinen Sitz hat (s. d.); um 1140 geschieht die erstmalige Erwähnung desselben und des Ortes überhaupt: Rüdiger von Münchingen, Ministerial Adelheidens von Nusplingen, Gattin Graf Alwigs von Sulz (Stälin, Wirt. Gesch. 2, 423) beschenkte mit einer Hube in Mauer das Kloster Hirschau (in Mura Cod. Hirs. ed. Stuttg. 74). Im Jahr 1255 blühte Heinrich, genannt Kellner von Münchingen, im Jahr 1269 Konrad. Ersterer hatte zu Söhnen Hugo, Reinhard und Wolfram. Hugo war der Vater Reinhards, Werners und Hugo's. Letzterer Reinhard und Werner wurden Stifter zweier Linien. Die jüngere derselben erlosch mit Wilhelm, württembergischem Rathe und Begleiter Herzog Eberhards im Bart nach Palästina († 1491), in der älteren finden sich als Söhne ihres Stifters im Jahr 1359 Sigmund, Hug und Wernher von Münchingen (Gerbert, Hist nigr. silv. 3, 293); von Werner stammen die jetzt lebenden Glieder. In fast ununterbrochener Reihe erscheint diese Familie als bekleidet mit ansehnlichen württembergischen Hof- und Militärdiensten. Auch Geistliche gingen aus ihr hervor, wie Gottfried 1293 und Sigmund 1317, beide Äbte in Hirschau (Cod. Hirs. 15). Als Wappen führt sie in Silber einen schwarzen, goldgekrönten zwiergeschwänzten Löwen, der sich auf dem gekrönten Helme wachsend wiederholt; die Helmdecken sind schwarz und silbern.

Wenn gleich diese Familie hier mit Glück ihren Besitz vergrößert hatte, wie sie denn erstmals am 21. April 1652 mit dem Feßler’schen Hofgute belehnt wurde (Scheffer 168), so wurde doch im Jahr 1733 zur Veräußerung des hiesigen Schloßgutes geschritten. Regina Catharina von Münchingen verkaufte solches mit ihrem Gemahl Friedrich Karl von Stein zu Bechingen an ihren Stiefvater, Aug. Friedrich Freiherrn von Harling, für 18.000 fl. (Geschlechtsbeschr. der Familie v. Schilling 373; Cast, Adelsbuch 223.) In letzterer Familie blieb dieses Gut bis zum Jahr 1843, wie oben erzählt.

Besitzer einzelner hiesiger Güter in früherer Zeit waren: die Grafen von Aichelberg; von dem Grafen Ulrich von Aichelberg erkaufte im Jahr 1339 hiesige Güter Graf Ulrich von Württemberg; ferner die Herren von Höfingen, von Enzberg, von Lomersheim. Dietrich von Lomersheim verkaufte einen Hof an Wolf von Nippenburg und dieser wieder an Konrad von Stammheim 1324; von ihm kam er an Johann von Neuhausen, dessen Erben ihn an Heinrich Volland von Grüningen verkauften, dem ihn Graf Eberhard im Bart im Jahr 1482 freite.

Von Klöstern waren hier mehrere begütert. Zwiefalten wurde sehr ansehnlich beschenkt um 1135 durch Adelheid von Nusplingen, Gemahlin | Graf Alwigs von Sulz (mit triginta mansus in optima terrae medulla. Berthold von Zwiefalten. Hdschr. der k. öff. Bibl S. 41). Es bestand hier ein Mönchshof des genannten Klosters bis zum Jahr 1454, wo er durch Tausch gegen den halben Kirchensatz und die Lehenschaft der Kirche zu Metzingen unter Urach übergeben wurde (Stuttg. Staatsarchiv, Gröningen, weltl.). Das Kloster Bebenhausen machte seit dem Jahr 1304 hier mehrere ansehnliche Erwerbungen. Der Spital zu Eßlingen erkaufte hier Güter zuerst 7. Nov. 1278 von dem Grafen Ulrich von Tübingen, genannt von Asperg, wozu später noch eine Reihe von Ankäufen kam; sämmtlicher Besitz ging jedoch von der Stadt Eßlingen im Jahr 1557 durch Kauf an Herzog Christoph von Württemberg über.

Im 30jährigen Kriege, im Jahr 1643, wurde der Ort bis auf 42 Häuser abgebrannt.

Der dem Freiherrn v. Leutrum gehörige, früher Nippenburgische Hof Mauer, ist 1/2 Stunde westlich vom Mutterort und 2 Stunden nordwestlich von der Oberamtsstadt, in einer sanften Einteichung der fruchtreichen Hochebene östlich des Glems-Thales gelegen und wird zur Markung von Münchingen gezählt. Zwei ländliche Wohngebäude, von denen eines noch einen steinernen Staffelgiebel hat, und mehrere Ökonomiegebäude schließen den großen, beinahe viereckigen Hofraum ein. Die Lage ist gesund und der Boden der zusammenhängenden Feldgüter meist ein fruchtbarer Diluviallehm, mit Ausnahme der Abhänge gegen das Glems-Thal, wo der Muschelkalk sich geltend macht. Der Hof hat nur 1 Pumpbrunnen.

Das etwa 500 Morgen große Gut wird nach der erst in neuester Zeit eingeführten Fruchtwechselwirthschaft in 7schlägiger Rotation bewirthschaftet.

Der Rindviehstand besteht in etwa 48 Stücken von gutem Landschlag und nur wenig Simmenthaler-Race, darunter 37 Kühe. Die Milch wird täglich durch eine besondere Fuhre nach Stuttgart gebracht.

Nördlich vom Hof, zu beiden Seiten des nach Nippenburg führenden Weges, stößt man häufig auf Grundmauern, und zur Erntezeit wird der Zug der unter der Oberfläche befindlichen Gebäudereste sichtbar; auch kommen römische Ziegel, Bruchstücke von Amphoren etc. zu Tage.

Etwa 1/4 Stunde südwestlich von dem Hof wird ein oben an dem Abhänge gegen das Glems-Thal gelegener Ackerdistrikt „der Burgstall" genannt.

Wie bei Münchingen erwähnt, kommt der Mauerhof schon um 1140 vor. Damals wurde hier das Kloster Hirschau durch Rüdiger von Münchingen mit einem Feldstück beschenkt, desgleichen ihm auch eines durch die Mildthätigkeit Heinrich’s von Höfingen zu Theil wurde (ager | in Mure. Cod. Hirs. 74. 91). Sämmtlichen Besitz erkaufte jedoch den 13. Dez. 1318 Graf Eberhard von Württemberg von dem von Schulden hart gedrückten Kloster (in Muore bona nostra, zwischen Rutesheim und Kornwestheim genannt. Stuttgarter Staatsarchiv).
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