« Walpertshofen Beschreibung des Oberamts Laupheim Weinstetten »
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Wangen.
Gemeinde III. Klasse mit 260 Einw., worunter 3 Evang.   Kath. Filial von Regglisweiler. Die evangel. Einw. sind nach Unter-Balzheim eingepfarrt.


Das Dorf ist in einem nördlich ziehenden Seitenthale des Iller-Thales, am Fuß des gegen die Iller vorgeschobenen Muckenbergs, 1/2 Stunde nördlich von Regglisweiler und 31/2 Stunden östlich von Laupheim freundlich gelegen und reinlich gehalten; es besteht aus zwei Häuserreihen, die zu beiden Seiten des sogenannten Wangener-Bachs hingebaut sind. Der nördlichste Theil des Orts reicht bis in die Thalebene der nur 1/8 Stunde östlich fließenden Iller, mit der sich auch der den Ort durchfließende Bach vereinigt, und wird von der Ulm–Leutkircher Landstraße berührt. Die größtentheils mit Ziegelplatten gedeckten Gebäude sind, namentlich im nördlichen Theile des Orts, ansehnlich und zwischen Obstgärten weitläufig gebaut.

An der Landstraße unfern des Orts steht eine, im Jahr 1770 von der Gemeinde erbaute, Feldkapelle mit dem Bilde der heil. Jungfrau. In der Nähe dieser Kapelle ließ die Gemeinde im Jahr 1844 ein Schulhaus erbauen, welches zugleich die Wohnung des Lehrers und die Gelasse für den Gemeinderath enthält; früher mußten die Kinder die Schule in Regglisweiler besuchen. Ein Armenhaus ist vorhanden.

Gutes Trinkwasser liefern mehrere Brunnen und Quellen das ganze Jahr hindurch in Fülle.

Die mit Ausnahme des Iller-Thales meist unebene, von mehreren Thälchen durchschnittene Markung, ist über 1/3 mit Wald bestockt.

Die meist unbemittelten Einwohner nähren sich von Feldbau, Viehzucht, und ein großer Theil von Taglohnen, Holzmachen etc.; der begütertste Einwohner besitzt etwa 100 Morgen.

Was die natürlichen Verhältnisse betrifft, so ist der Boden, welcher mehr schwer als leicht genannt werden darf, im Allgemeinen ziemlich fruchtbar und das Klima mild, jedoch schaden wegen der Nähe der Iller nicht selten Frühlingsfröste und kalte Nebel| dem Obst, zuweilen auch dem Roggen; schädlicher Mehlthau kommt häufig vor, dagegen gehört Hagelschlag zu den Seltenheiten.

Von den gewöhnlichen Cerealien baut man hauptsächlich Dinkel, der hier besser gedeiht, als in dem nahe gelegenen Regglisweiler; die Brache wird etwa zur Hälfte mit Kartoffeln, Kohlraben, Angersen, dreiblätterigem Klee, Flachs und etwas Hopfen angeblümt; letzterer zeigt ein ziemlich gutes Gedeihen. Der Ertrag eines Morgens Acker wird im Durchschnitt zu 5 – 8 Scheffel Dinkel, 21/2 – 3 Scheffel Roggen, 21/2 – 3 Scheffel Gerste und 4 Scheffel Hafer angegeben. Die höchsten Preise sind per Morgen 230 fl., die mittleren 100 fl. und die geringsten 75 fl. Getreidefrüchte werden in ziemlicher Ausdehnung nach Ulm abgesetzt.

Der Wiesenbau ist beträchtlich und liefert gutes, nahrhaftes Futter; die Wiesen, von denen nur 12 Morgen bewässert werden können, sind durchgängig zweimähdig und ertragen durchschnittlich auf den Morgen 25 Centner Heu und 12 Centner Öhmd. Die Preise derselben bewegen sich von 100 – 200 fl. per Morgen.

Die nicht ausgedehnte Obstzucht liefert für den eigenen Bedarf meist rauhere Mostsorten und etwas Zwetschgen; eine Baumschule ist vorhanden.

Der mittelmäßige Rindviehstand (Landrace) wird durch zwei Farren, welche Bürger gegen ein Sprunggeld von 15 kr. anschaffen und unterhalten, nachgezüchtet; der Handel mit Vieh ist nicht beträchtlich. Die Pferdezucht, mit einem grobknochigen Landschlag sich beschäftigend, ist verhältnißmäßig gut und der Handel mit Pferden ziemlich namhaft. Die Stuten kommen zur Bedeckung auf die Beschälplatte nach Laupheim.

Schweine werden nicht gezüchtet, dagegen Ferkel von Außen aufgekauft und meist für den eigenen Bedarf gemästet.

Von Geflügel sind es hauptsächlich Gänse, welche jung gekauft, groß gezogen und wieder verkauft werden.

Mit Ausnahme einer außerhalb des Orts vor etwa zehen Jahren erbauten Ziegelhütte, dienen die Gewerbe nur den nothwendigsten, örtlichen Bedürfnissen.

Die an einen Pachtschäfer verliehene Brach- und Stoppelweide trägt der Gemeinde nebst der Pferchnutzung etwa 100 – 150 fl. jährlich ein.

Über den Gemeindehaushalt s. übrigens Tabelle III.

Eine Kirchen-Stiftungspflege besteht nicht, dagegen ist eine 500 fl. betragende Armenstiftung vorhanden, welche von dem früheren Gutsherrn, Grafen Anton v. Fugger, herrührt.

| Wangen gehörte zu der Grafschaft Kirchberg, deren Schicksale theilend das Dorf im Jahr 1810 württembergisch wurde.

Graf Wilhelm von Kirchberg der ältere verkaufte den 24. Februar 1352 seinen Hof zu Wangen mit dem, zu diesem Hof gehörigen Zehnten, an Albrecht von Klingenstein für 517 Pfund Heller, und verlieh demselben diese Güter (Reg. Boic. 8, 236), Albrecht von Klingenstein dagegen veräußerte diesen Besitz schon wieder am 30. November 1357 an Ulrich den Rot, Bürger zu Ulm, um 597 Pfund Heller (eb. 383).

Graf Eberhard von Kirchberg erkaufte im Jahr 1430 zwei Höfe und drei Sölden mit Zugehörde als ingehabte Lehen von Jerg Pfendter, Bürger in Ulm; im J. 1404 bekannte Hans Löw, Bürger zu Ulm, von Graf Philipp von Kirchberg verschiedene Stücke und Güter als Sölden, Zehnten, Hölzer und Zugehörden zu Wangen und Beutelreusch zu Lehen erhalten zu haben.

Im Jahr 1798 wurde der Filialort Wangen mit allen Rechten und Einkünften von der Pfarrei Dietenheim getrennt und der in Regglisweiler zugetheilt; hiemit ging das Recht der Dietenheimer Pfarrstelle, die Kleinzehnten der ganzen Markung und alle Novalzehnten derselben zu beziehen, an die Pfarrstelle in Regglisweiler über.